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Bildquelle: Angst + Pfister
SCHWEIZ INNOVATIV ANTRIEBSTECHNIK
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Der passende Treib-Stoff
TREIBRIEMEN – Zugmittel wie Treibriemen eignen sich für zahlreiche Anwendungen.
Entscheidend für ihren optimalen Einsatz ist die frühzeitige Kooperation mit Spezialisten.
von Ueli Tamborini, Product Application Engineer, Angst+Pfister AG, Zürich
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ine vielfältig einsetzbare
Lösung zur Übertragung
von Drehmomenten sind
Zugmittel wie Ketten, Riemen
und Bänder. Sie können mechanische Leistung über weite
Strecken
übertragen
und
ermöglichen es, mit einem
Antrieb mehrere Wellen zugleich zu betreiben. Zugmittel
sind deshalb in vielen Fällen die
beste Lösung für eine Drehmomentübertragung. Entscheidend für die Leistungsfähigkeit
ist jedoch die Auswahl des richtigen Zugmittels für einen Antrieb: Lediglich sicherzustellen,
dass das Zugmittel genügend
dimensioniert ist, reicht hier
nicht mehr aus. Als Lieferant
von technischen Komponenten
und Anbieter von hochwertigen, kundenspezifischen Engineering-Lösungen raten wir
deshalb, bei der Auslegung der
Antriebselemente unter anderem auch den Energieverbrauch, den Wartungsaufwand
oder die Geräuschentwicklung
zu berücksichtigen.
Ein erster Schritt zur Wahl des
optimalen Zugmittels ist die
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Entscheidung über die Form
der Kraftübertragung, die wahlweise formschlüssig oder reibschlüssig geschehen kann.
So gewährleisten formschlüssige Antriebe wie Ketten oder
Zahnriemen einen synchronen
Lauf, während reibschlüssige
Zugmittel, wie zum Beispiel
Flach- und Keilriemen, zwar
einen schlechteren Wirkungsgrad auf weisen, dafür jedoch
zusätzlich die Funktion einer
Überlast- oder Rutschkupplung
erfüllen können. Zudem zeichnen sie sich durch höhere Laufruhe aus.
Vielseitig verwendbar
Zugmittel sind zwar vorwiegend in der Antriebstechnik zu
finden, werden aber auch in der
Lineartechnik und in der Transporttechnik häufig eingesetzt.
Bei reinen Kraftübertragungen
werden vorwiegend Keil- und
Zahnriemen aus Gummi verwendet. Ketten kommen dagegen zum Einsatz, wenn es darum geht, große Momente zu
übertragen. Bei hohen Drehzahlen hingegen sind Ketten
wegen der großen Fliehkräfte
zu vermeiden.
Im niedrigen bis mittleren
Drehmomentbereich
werden
hauptsächlich
Polyurethanzahnriemen mit T-Profilen eingesetzt. Sie sind außerdem dort
üblich, wo ein sehr genauer
Synchronlauf gefordert ist. Polychloropren- und Polyurethanzahnriemen mit T-Profilen werden vorwiegend in der Lineartechnik eingesetzt, wo es besonders auf Präzision sowie auf
Positionier- und Wiederholgenauigkeit ankommt. Mit solchen Riemen, in denen Zugstränge aus Stahl integriert
sind, lassen sich heute Wieder-
»Nur die richtige
Dimensionierung
sicherzustellen
genügt heute
nicht mehr.«
Ueli Tamborini, Angst + Pfister AG
holgenauigkeiten von 0,05 Millimeter pro Meter erreichen.
Eine geeignete Abstimmung
von Zahnscheiben und Vorspannung ermöglicht sogar
noch bessere Werte.
Eines der ältesten Zugmittel sind
Ketten. Zusammen mit Zahnrädern boten sie bis zur Mitte
des letzten Jahrhunderts die einzige Möglichkeit, synchrone
Antriebe mit konstanten Übersetzungsverhältnissen zu realisieren. Ein großer Vorteil liegt
auch darin, dass sie in beliebigen
Längen sehr schnell verfügbar
sind und sich auch vom Anwender selbst auf die gewünschte
Länge zusammenbauen lassen.
Für bestimmte Anwendungen
sind Ketten deshalb bis heute
nicht wegzudenken. In vielen
Fällen haben sich jedoch inzwischen Zahnriemen als Standard
durchgesetzt, die einen sauberen, wartungsfreien Synchronantrieb mit hohen Geschwindigkeiten ermöglichen.
Anfang des letzten Jahrhunderts
kamen die ersten Keilriemen auf
den Markt und ersetzten die
Flachriemen als Standard-An-
1 UnterschiedlicheBauarten
vonKeilriemenermöglichen
einen vielseitigen Einsatz.
Erhältlich sind (v. l.) zum
Beispiel ummantelte und
flankenoffene Keilriemen,
Kraftbänder, KeilrippenriemenoderBreitkeilriemen.
2 UnabhängigvonderBauart
bestehen alle Treibriemen
aus den Komponenten
Zugstränge,Trägermaterial
und Ummantelung.
triebselemente. Dank der Keilform konnte die übertragbare
(Reib-)Leistung bei geringerer
Vorspannung erhöht werden.
Zudem ließ sich mit Keilriemen
der Bauraum minimieren, obwohl ein größerer Scheibendurchmesser als bei Flachriemen
erforderlich wurde.
Die Grundstruktur aller Rie-
men ist einheitlich: Den Hauptanteil bildet das Trägermaterial, das meistens aus Polyurethan, Polychloropren oder Naturgummi mit verschiedenen
Faserzusätzen besteht und die
Zugstränge umschließt. Für die
Faserzusätze wird in der Regel
Stahl, Glasfaser, Polyamid (Aramid), Kohlenstoff faser, Poly-
ester oder Nylon eingesetzt. Eine zusätzliche Ummantelung,
häufig bestehend aus Polyamid,
Nylongeweben oder einer Polyethylenfolie, beeinflusst die Reibung und den Verschleiß zwar
maßgebend, muss aber nicht
zwingend vorhanden sein.
Kompetenz zahlt sich aus
Die rechnerische Dimensionierung des ausgesuchten Zugmittels gestaltet sich anschließend
relativ einfach. Das Zugmittel
nur anhand der Kosten auszuwählen kann jedoch problematisch sein. So kann ein preiswerter Keilriemen die Lagerung
stärker belasten als ein teurer
Zahnriemen, der weniger Vorspannung benötigt und deshalb
eine geringe Lagerbelastung
verursacht. Auch führen Unterhaltsarbeiten wie das Nachspannen von Flachriemen, das
Schmieren von Ketten oder der
AUF EINEN BLICK
❚ Die Angst +Pfister AG in Zürich
ist ein führender Lieferant von
technischenKomponentenund
DienstleistungenausdenBereichen Kunststoff-, Dichtungs-,
Klebe-,Filter-,Fluid-,Antriebsund Schwingungstechnik.
❚ DieEngineering-Dienstleistungen
reichenvonderBewertungüber
dieHerstellungvonPrototypen
bis zur Serienproduktion.
www.angst-pfister.com
Ersatz von Billigprodukten oft
zu Maschinenstillständen, welche hohe Kosten verursachen
können. Um sicherzustellen,
dass das richtige Produkt in der
angemessenen Dimension eingesetzt wird, empfiehlt es sich
deshalb, bereits in der Entwicklungsphase Spezialisten mit
bt ❚
einzubeziehen.