Wer war eigentlich … – Herr Platter?

EDITORIAL
Wer war eigentlich … – Herr Platter?
Felix Platter (1536–1614)
Frankreich und Deutschland, be-
cae opus» gab Platter einen Ge-
suchte Vorlesungen in Paris und
samtüberblick über die klinische
kehrte dann nach Basel zurück, wo
Medizin. Im Pestbericht über die
er promoviert wurde und als Arzt
Basler Pestepidemie von 1610 und
praktizierte. 1560 wurde er Profes-
1611 zeigt er sich als wegweisender
sor der praktischen Medizin und
Epidemiologe. Daneben stellte er in
1571 Stadt- und Spitalarzt. Er be-
Basel eine Systematik der Geistes-
treute das Armen- und das Siechen-
störungen vor, die auf klinisch-psy-
haus wie auch die Geisteskranken
chopathologischen Beobachtungen
und machte sich 1564 bis 1610 wäh-
basierte. Darin beschrieb er Zwangs-
rend fünf Pestepidemien verdient.
und Wahnsymptome, Hypochondrie,
Wegen seines Rufes wurde er von
Melancholie, Delir, Trunksucht, Ei-
den Fürstenhäusern Brandenburg,
fersucht und Symptome der «Ver-
Sachsen, Baden und Württemberg
blödung». Dabei wurden Einzel-
ärztlich konsultiert.
symptome dargestellt, die zu Syn-
Platter gründete in Basel einen
dromen zusammengefasst wurden.
botanischen Garten und ein anato-
Wegen seiner Ablehnung von Zwangs-
misches Theater. Er betätigte sich
massnahmen bei der Behandlung
als Kunst-, Musikinstrumenten-,
von Psychotikern wird Platter auch
Präparate- und Gesteinssammler.
als Begründer der modernen Psy-
1580 besuchte Michel de Montaigne
chiatrie bezeichnet.
sein berühmtes Herbarium. Platters
In Basel wurde ein Spital nach Felix
bekanntestes Werk ist eine tage-
Platter benannt: das Felix Platter-
buchähnliche Autobiografie mit gros-
Spital. Es befindet sich nahe der
Felix Platter wurde 1536 als Sohn
ser Bedeutung als kulturhistorische
französischen Grenze Burgfelden.
von Thomas Platter dem Älteren,
Quelle.
Platter starb 1614 in Basel.
einem Buchdrucker und Lehrer, und
Als Vertreter der anatomischen
Anna Dietschi in Basel geboren. Er
Schule
von
Andreas
setzte
Vesalius
hatte drei ältere Schwestern und
(1514/15–64)
aus der zweiten Ehe seines Vaters
naturwissenschaftlich-empirische
Platter
die
sechs Halbgeschwister. Platter wuchs
Richtung der Medizin in Basel
protestantisch auf. 1557 heiratete er
durch. Er leitete 1557 die erste Sek-
Margarete, die Tochter des Rats-
tion einer menschlichen Leiche in
herrn und Wundarztes Franz Je-
Deutschland. Platter gilt als Pionier
ckelmann, der in ihm das Interesse
der pathologischen Anatomie und
an der Anatomie weckte; die Ehe
einer der Begründer der Gerichts-
blieb kinderlos.
medizin. Zu seinen gerichtsärzt-
Felix Platter besuchte 1551 das Pä-
lichen Aufgaben gehörte unter an-
dagogium und 1552 die Universität
derem
Basel. Sein Vater arrangierte im
Berufstätigkeit
gleichen Jahr sein Medizinstudium
Apothekern und Hebammen sowie
in Montpellier. Nach dem Bacca-
das Seuchenwesen. In seinem drei-
laureat 1556 reiste er 1557 durch
bändigen Lehrbuch «Praxeos medi-
ARS MEDICI DOSSIER II ■ 2017
die
Überwachung
von
Richard Altorfer
der
Wundärzten,
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