AUSGABE 3 MEHRWERT Ein Magazin des Abfallentsorgungszentrums (AEZ) Asdonkshof Lesenswert INHALTS VERZEICHNIS 04 Erstrebenswert Zusammen für die Zukunft. Der „1. Regionale Partnertag“ unter Schirmherrschaft von Dr. Barbara Hendricks. 10 06 Schützenswert Einer für alle. Die Gesundheit der Kollegen liegt Axel Deppermann, Fachkraft für Arbeitssicherheit, am Herzen. 08 Nachahmenswert Eine vorbildliche Anlage. Darum wurde das AEZ Asdonkshof mit der Klimaflagge ausgezeichnet. 10 Wissenswert Arbeit, rund um die Uhr. Unterwegs mit den Männern der Frühschicht, die den Betrieb steuern und kontrollieren. 12 12 Preiswert Gemeinsam für stabile Gebühren. Rainer Röder erklärt den Zweckverband der Kreise Viersen und Wesel. 14 Bemerkenswert Zum Nutzen der Bürger. Wie Helmut Czichy im Aufsichtsrat die Arbeit der KWA kontrolliert. 16 16 Empfehlenswert Zahlen, bitte! Carsten Cleef weiß genau, wie die Gebühren der Bürger eingesetzt werden. 18 Lohnenswert Persönlich, kompetent und fair. So beraten Elke Ismael und Beate Hein gewerbliche und private Kunden. 20 Geldwert Gebühren sparen. Thomas Görtz, Bürgermeister von Xanten, über die Vorteile der interkommunalen Zusammenarbeit. 22 Hörenswert Asdonskhof macht Schule. „WASSER und FEUER“, ein Pro- jekt für Schüler mit Umweltpädagogin Claudia Goormann. 20 Impressum (Stand: Februar 2017) Layout, Fotos, Texte: Marc Albers, Wesel, Jens Daniel, Mönchengladbach. Druck: Druckerei Carl Bonert GmbH, Rees www.druckerei-bonert.info Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, die Abfallwirtschaft ist weiter im Wandel. Längst geht es nicht mehr nur um die reine Entsorgung von Müll, heutzutage wird Abfall als wertvolle Ressource verstanden und genutzt. Dieser Leitgedanke begleitet von Beginn an die Kreis Weseler Abfallgesellschaft (KWA), die seit 20 Jahren das Abfallentsorgungszentrum (AEZ) Asdonkshof in Kamp-Lintfort betreibt. Die immer noch hochmoderne Anlage garantiert, dass Abfälle aus privaten Haushalten sowie aus dem Gewerbe zuverlässig, wirtschaftlich und umweltschonend wiederverwertet oder entsorgt werden. Damit das AEZ Asdonkshof auch in Zukunft auf dem sich verändernden Abfallmarkt bestehen kann, stellen Gesellschafter und Geschäftsführung der KWA schon heute entscheidende Weichen. Im August 2016 gründeten die beiden Kreise Wesel und Viersen den „Bioabfallverband Niederrhein“. Ziel dieses Zweckverbandes ist die langfristige Zusammenarbeit im Bereich der Bioabfallentsorgung. Auf dem Gelände in KampLintfort soll eine Bioabfallverwertungsanlage in Betrieb gehen, in der Biogas anfallen wird, das zur Energiegewinnung genutzt werden kann. Und der dort produzierte und hochwertige Kompost wird, wie bisher auch, in den beiden Kreisgebieten verwertet. Die Gründung des Zweckverbandes ist nur ein zukunftsweisendes Projekt, mit dem Politik und Verwaltung im Kreis Wesel den Standort in Kamp-Lintfort stärken. Damit dort weiterhin eine nachhaltige Stoffbehandlung geleistet werden kann, hat die Kreis Weseler Abfallgesellschaft die sich verändernde Gesetzgebung im Blick. Dazu zählen vor allem die Neuregelungen der Gewerbeabfall- und der Klärschlammverordnung, die den Abfallwirtschaftsmarkt in Bewegung halten werden. Auf dem Gelände des AEZ Asdonkshof beschäftigen wir uns auch mit der Abfallsortierung und der Klärschlammbehandlung. Im bundesweiten Vergleich gilt die Abfallbehandlung und -entsorgung im Kreis Wesel als sicher und sauber, sprich nachhaltig. Dafür sorgen engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen ich auf diesem Weg ganz herzlich danken möchte. In dieser Broschüre stellen wir ihre Arbeit vor, die sie täglich und rund um die Uhr leisten – zum Wohl aller Bürgerinnen und Bürger im Kreis Wesel. Auch informieren wir über die Zusammenarbeit der Kreis Weseler Abfallgesellschaft mit dem Kreis Wesel und seinen Kommunen sowie seinen Partnern. Ich wünsche Ihnen viel Spaß und interessante Einblicke beim Lesen. Herzlichst, Ihr Josef Devers Josef Devers, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Kreis Weseler Abfallgesellschaft (KWA). 3 Helmut Czichy, Prof. Dr. Christoph Landscheidt, Peter Bollig, Dr. Barbara Hendricks, Josef Devers, Dr. Ansgar Müller, Heinz-Günter Schmitz, Peter Knitsch (v.l.). Die Kreis Weseler Abfallgesellschaft lud zum „1. Regionalen Partnertag“ auf das Gelände des AEZ Adonkshof. Unter Schirmherrschaft von Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks wurden die Chancen des Standortes in Kamp-Lintfort diskutiert – und positiv bewertet. Erstrebenswert ZUSAMMEN für die ZUKUNFT Ein neuer Teilplan Siedlungsabfälle im Abfallwirtschaftsplan NRW, eine anhaltende Diskussion über ein Wertstoff- oder Verpackungsgesetz, eine geplante Novellierung der Gewerbeabfallordnung. Drei Schlagworte, die verdeutlichen, vor welchen Herausforderungen die Branche steht. Auch deshalb lud die Kreis Weseler Abfallgesellschaft (KWA) im Frühjahr 2016 zum „1. Regionalen Partnertag“ auf das Gelände des AEZ Asdonskhof ein. „Ich begrüße einen konstruktiven Dialog auf Augenhöhe mit den Akteuren einer Region über die Vorgaben des Bundes zu wichtigen umweltpolitischen Themen wie Recycling und Klimaschutz“, empfing Dr. Barbara Hendricks die mehr als 100 Teilnehmer aus Politik und Wirtschaft. Die Bundesumweltministerin hatte die Schirmherrschaft der Veranstaltung übernommen. Zu Beginn des Dialoges erinnerte der Kreis Weseler Landrat Dr. Ansgar Müller daran, dass die heutige Entsorgungssicherheit von Abfällen vor rund 20 Jahren selbst hierzulande noch nicht als Selbstverständlichkeit galt. Mit Blick auf das AEZ Asdonkshof stellte er fest: „Die KWA bürgt für eine sichere, ökologische und gebührenfaire Müllentsorgung.“ Diesen Gedanken nahm der Kamp-Lintforter Bürgermeister Prof. Dr. Christoph Landscheidt gegen Ende des Tages bei einer Podiumsdiskussion auf. „Es gibt keine Standortdiskussion mehr. Das AEZ Asdonkshof ist etabliert, insbesondere wegen der guten, im Vergleich zu anderen Anlagen besonders sauberen Technik.“ Wie der Betrieb auf dem Gelände des AEZ Asdonkshof läuft, erläuterte KWA-Geschäftsführer Peter Bollig in einem Impulsvortrag. Er verknüpfte eine Zwischenbilanz der rund 20-jährigen Geschichte des Abfallentsorgungszentrums mit einem Ausblick in die Zukunft des Unternehmens. Diese liegt gerade auf kommu- naler Ebene beim Suchen und Finden neuer Partner, um wettbewerbsfähig zu bleiben – und um den gesetzlichen Anforderungen von Bund, Land und Europa zu genügen. Letztere kann man auf den „Grundsatz der Nähe“ zurückführen, übrigens einem europarechtlichen Prinzip, wie Peter Knitsch, Staatssekretär im Landesumweltministerium in Düsseldorf, in seinem Vortrag auch für Nichtfachleute verständlich darstellte. Er verwies auf das Ziel, das die Landesregierung mit dem neuen Abfallwirtschaftsplan verfolgt: eine regionale Entsorgungsautarkie. „Das heißt, dass die Siedlungsabfälle, die in Nordrhein-Westfalen anfallen, im Land selbst und möglichst in der Nähe ihres Entstehungsortes zu entsorgen sind.“ Auf diese Weise, so der Experte des Umweltministeriums NRW (MKULNV), könnten ökologische Prinzipien umgesetzt werden, etwa die Vermeidung von unnötigem Mülltourismus. Ebenfalls könnte die Funktionsfähigkeit der überwiegend von Kommunen bereitgestellten und betriebenen Entsorgungsinfrastruktur langfristig gesichert werden. Zu den Bildern – Oben: Peter Bollig, Geschäftsführer der KWA; Mitte: Blick auf das Podium; unten: Dr. Barbara Hendricks, Bundesumweltministerin. Beide Grundsätze, so Peter Knitsch, könnten durch eine kommunale Zusammenarbeit erreicht werden, für die er ausdrücklich warb. Vor diesem Hintergrund ist auch die Bildung von sogenannten Entsorgungsregionen zu verstehen, die im Jahre 2016 von der Landesregierung neu zugeschnitten wurden und in denen sich die Unternehmen der Branche nun verbindlich bewegen müssen. Zum Beispiel auch beim Sammeln und Wiederverwerten von Biound Grünabfällen. Im Abfallwirtschaftsplan ist das ambitionierte Ziel festgeschrieben, 150 Kilogramm pro Einwohner und Jahr bis 2020 zu erfassen. „Im Kreis Wesel sind es im Moment durchschnittlich rund 120 Kilo“, rechnete er vor und befand: „Das ist noch steigerungsfähig.“ Dieser Einschätzung schloss sich Ulrich Streich, Betriebsleiter der ASG Wesel, dem Dienstleistungsbetrieb der Stadt für Abfall, Straßen und Grünflächen, an. Als Mann aus der Praxis berichtet er über die Erfahrungen bei der Einführung der Biotonne sowie über den Probelauf des Wertstoffmobils in Hamminkeln, Schermbeck und Wesel, der dem Anspruch einer ökologischen Abfallwirtschaft gerecht wird: Vermeidung von wildem Müll und Wiederverwertung von Abfällen. „Wir konnten mehr E-Geräte als bisher aus dem Privatbereich einsammeln. Wenn sich dieser Bürgerservice herumspricht, gibt es bestimmt noch Steigerungspotenzial“, blickt er optimistisch nach vorne. Auch darum war Josef Devers, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der KWA, mit der Premiere des Partnertages sehr zufrieden: „Es war uns wichtig zu zeigen, dass die KWA durch ein breites Behandlungsspektrum für alle künftigen Herausforderungen gerüstet ist. Das Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof ist in der Region gut platziert.“ 5 Axel Deppermann ist die Fachkraft für Arbeitssicherheit im AEZ Asdonkshof. Er möchte die Belegschaft vor Unfällen und Krankheiten schützen. Dafür beurteilt er Gefahren, schlägt Schutzmaßnahmen vor und sensibilisert die Kolleginnen und Kollegen im Alltag. Schützenswert EINER für ALLE Axel Deppermann ist nicht nur Fachkraft für Arbeitssicherheit, sondern auch Gefahrgutbeauftragter und stellvertretender Leiter der Betriebsfeuerwehr. Er teilt sich das Büro mit Wolfgang Wasserbauer, dem Leiter der Betriebsfeuerwehr und Brandschutzbeauftragten der KWA. Im Urlaubs- oder Krankheitsfall springen beide Kollegen füreinander ein. Axel Deppermann ist die Fachkraft für Arbeitssicherheit. Sein Job ist es, das Unternehmen in allen Fragen des Arbeitsschutzes, der Unfallverhütung und der sicheren Gestaltung der Arbeitsplätze zu beraten. „Ich bin nicht weisungsbefugt.“ Das heißt: Er spricht Empfehlungen aus, die von den Führungskräften umgesetzt werden sollen. Klar kennt er die Vorbehalte mancher Kollegen gegenüber allzu peniblen Vorschriften – „doch am Ende eines Arbeitstages zahlt sich vorsichtiges Verhalten aus.“ Noch ein Blick in die Statistik: 2016 gab es einige Bagatellunfälle: Abschürfungen oder Schnittverletzungen, die zwar im Verbandsbuch eingetragen wurden, doch von keinem Arzt behandelt werden mussten. Zudem gab es einige meldepflichtige Unfälle, die eine ärztliche Versorgung erforderten, aber keine „AU“, also Arbeitsunfähigkeit, zur Folge hatten. „Bei Fremdkörpern im Auge, etwa durch Staub, ist eine Kontrolle durch einen Arzt erforderlich und sinnvoll. Denn nur so ist sichergestellt, dass ein Fremdkörper vollständig aus dem Auge entfernt ist und keine Schädigung des Auges vorliegt.“ Schmunzelnd erinnert er sich an die Folgen eines Kuhtrittes. „Wir bewirtschaften unsere Ausgleichsflächen mit einer kleinen Herde schottischer Hochlandrinder. In den Anfangsjahren wurde ein Mitarbeiter bei einer tierärztlichen Untersuchung versehentlich von einem Rind getreten. Wir erhielten unverzüglich eine Nachfrage der Unfallkasse, die sich nicht vorstellen konnte, dass in einem Abfallentsorgungszentrum jemand von einem Rind getreten werden kann.“ Wurde er aber doch. Eine der Hauptaufgaben von Axel Deppermann ist die Erstellung von Gefährdungsbeurteilungen. Der Gesetzgeber und die Unfallkasse fordern, die bereits zahlreich vorhandenen Arbeitsbedingungen am Arbeitsplatz jedes Jahr neu zu bewerten, gegebenenfalls anzupassen. Im Moment überarbeitet er die Gefährdungsbeurteilungen der Arbeitsmittel, die von den Mitarbeitern verwendet bzw. mit denen die Mitarbeiter Kontakt haben. Dabei umfasst der Begriff Arbeitsmittel jedes Handwerkzeug, wie Hammer, Zange, Schraubendreher, aber auch Maschinen, wie Kettensägen, Drehbänke und Standbohrer, bis hin zu Baggern und Radladern. Des Weiteren gehören dazu die überwachungsbedürftigen Anlagen, zum Beispiel Aufzugs-, Dampfkessel- und Druckbehälteranlagen. Alle Arbeitsmittel müssen in einem Kataster erfasst und auf mögliche Gefahren für die Mitarbeiter beurteilt werden. „Angesichts der Vielzahl an Arbeitsmitteln kommen hier schon einige Seiten an Dokumenten zusammen“, so Axel Deppermann. Wenn er nicht an seinem Schreibtisch in der zweiten Etage des Verwaltungsgebäudes sitzt und „den notwendigen Papierkram erledigt“, wie er es nennt, ist er auf der Anlage unterwegs, um sich ein Bild des Betriebes zu machen – und Dinge direkt vor Ort zu verbessern. Im vergangenen Jahr etwa riet er zum Beispiel dazu, ein Teilstück der Außenleiter am Schornstein der Verbrennungsanlage zu erneuen. Außerdem war er beratend an der Erneuerung der lüftungstechnischen Anlage im Leseraum der Kompostierungsanlage beteiligt. Für alle Maßnahmen, die dem Gesundheitsschutz bei der Arbeit in der KWA dienen, fallen nennenswerte Kosten an. „Sicherheit gibt es nicht zum Nulltarif“, sagt Axel Deppermann – und fügt hinzu: „In den Schutz der Belegschaft zu investieren lohnt sich für jedes Unternehmen.“ „ In den Schutz der Belegschaft zu investieren, lohnt sich für jedes Unternehmen. Axel Deppermann Seit 1997, also mit der Inbetriebnahme der Anlage, arbeitet der 49-Jährige in Kamp-Lintfort. Er ist ein staatlich geprüfter Techniker mit dem Schwerpunkt Maschinentechnik. Als Sicherheitsfachkraft möchte er aber nicht mit erhobenem Zeigefinger über das große Gelände laufen. Viel lieber möchte er seine Kollegen von seinen Vorschlägen überzeugen. „Hin und wieder sind Diskussionen notwendig“, erzählt er. „ Ein Blick in die Statistik: Im vergangenen Jahr gab es weniger als eine Handvoll meldepflichtige Unfälle im AEZ Asdonkshof, die zu einem Arbeitsausfall von Kollegen mit jeweils mehr als drei Tagen führten: Fingerbruch, Prellung, Schnittverletzung... „Alle gingen glimpflich aus, niemand wurde ernsthaft verletzt“, ist Axel Deppermann erleichtert. Natürlich lassen sich Arbeitsunfälle nur sehr schwer ganz vermeiden, andererseits: „Wir arbeiten täglich daran, Gefahren zu erkennen. Durch entsprechende Maßnahmen möchten wir gefährliche Auswirkungen für die Mitarbeiter verhindern.“ Rückendeckung erhält die Sicherheitsfachkraft von Geschäftsführer Peter Bollig, Betriebsleiter HansGeorg Kellermann und dessen Abteilungsleiter Marco Platen. „Arbeitssicherheit“, freut sich Axel Deppermann, „genießt bei uns einen sehr hohen Stellenwert.“ 7 Das AEZ Asdonkshof ist einer von zehn Klimaschutzflaggenträger im Kreis Wesel. Damit wurde der nachhaltige und weitsichtige Betrieb ausgezeichnet. Die Anlage in Kamp-Lintfort ist ein Vorbild für NRW. Nachahmenswert Eine VORBILDLICHE Anlage Auf den ersten Blick haben das Freibad in Dingden bei Hamminkeln, die Wohnanlage St. Bernardin in Sonsbeck sowie das AEZ Asdonkshof in Kamp-Lintfort nicht viel gemeinsam. Doch alle wurden schon mit der Flagge des Klimabündnisses Kreis Wesel ausgezeichnet. Die bemerkenswerte Bandbreite der Fahnenträger beweist: „Der Kampf gegen den Klimawandel lebt vom Engagement verschiedenster Akteure aus Wirtschaft, öffentlicher Hand und Zivilgesellschaft. Es freut mich, dass wir diese gesamtgesellschaftliche Herausforderung im Kreis Wesel gemeinsam angehen,“ so Landrat Dr. Ansgar Müller. Der Verwaltungschef überreichte im September 2016 das Banner mit dem Slogan „Gemeinsam für Klimaschutz“, das seitdem auf dem Gelände des Abfallentsorgungszentrums weht. Bei der Verleihung begründete er nicht nur die Auszeichnung, die es „für eine nachhaltige Abfallwirtschaft und den beispielhaften Einsatz von regenerativen Energien“ gab. Er betonte auch, dass hier seit Betriebsbeginn nachhaltig gewirtschaftet wird. „Beim Bau des Asdonkshofs wurde eine europaweit beispielhafte Rauchgasreinigung installiert. Mit der Wärme aus der Müllverbrennung wird schon seit fast 20 Jahren die Fernwärmeversorgung der Städte Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn betrieben, also ein erheblicher Beitrag zur Einsparung von CO2-Emissionen geleistet. Und mit einer der größten Photovoltaikanlagen im Kreisgebiet wird der klimafreundliche Energie-Mix abgerundet.“ Das AEZ Asdonskhof ist offiziell der zehnte Klimaschutzflaggenträger im Kreis Wesel. Als erstes Unternehmen wurde Alpen-Sonne, eine Bürgersolargenossenschaft, die auf Initiative der Volksbank Niederrhein entstanden ist, im Februar 2011 geehrt. Es folgten unter anderem eine Grundschule in Dinslaken, ein Privathaushalt in Neukirchen-Vluyn, die Stadt Wesel sowie vor zwei Jahren das Wasserwirtschaftsunternehmen LINEG in Kamp-Lintfort. „Große gesellschaftliche Herausforderungen wie den Klimawandel können wir nur bewältigen, wenn wir zusammenarbeiten“, sagte Prof. Dr. Christoph Landscheidt. Der Kamp-Lintforter Bürgermeister hat für ein Jahr den Vorsitz des Klimabündnisses Kreis Wesel inne, der turnusmäßig alle zwölf Monate unter den Mitgliedern wechselt. Das Klimabündnis Kreis Wesel ist ein Zusammenschluss von zwölf Kommunen und dem Kreis Wesel zu den Themen Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel. Die Stadt Rheinberg hatte in einem Schreiben ihres damaligen Bürgermeisters HansTheo Menniken im September 2009 die Gründung einer interkommunalen Arbeitsgruppe „Klimawandel und Klimaanpassung“ vorgeschlagen, da die Auswirkungen miteinander zu diskutieren und mögliche Anpassungsstrategien in der Region zu entwickeln seien. Beteiligt sind bisher die Städte und Gemeinden Alpen, Dinslaken, Hamminkeln, Hünxe, KampLintfort, Moers, Neukirchen-Vluyn, Rheinberg, Sonsbeck, Voerde, Wesel und Xanten sowie der Kreis Wesel. Das Klimabündnis Kreis Wesel hat sich mittlerweile der Aktion „Gemeinsam fürs Klima“ der Landesarbeitsgemeinschaft AGENDA 21 NRW angeschlossen. Im Rahmen dieser Kampagne können die Mitglieder die sogenannte Klimaschutzflagge an nachahmenswerte Projekte verleihen – wie nun an das AEZ Asdonskhof. Peter Bollig, Geschäftsführer der Kreis Weseler Abfallgesellschaft, die das AEZ Asdonkshof betreibt, freute sich über das Lob, „weil damit das Engagement unserer gesamten Mannschaft für den Klimaschutz gewürdigt wird“. Und Landrat Dr. Ansgar Müller ergänzte, dass „hier vor Ort schon lange ein Konzept betrieben wird, das für das Ruhrgebiet in den nächsten Jahren erst umgesetzt werden soll.“ Auf Initiative der Landesregierung wurde im Juni 2014 die KlimaExpo.NRW gestartet. Damit wurden erstmals in einem Bundesland verbindliche Ziele für den Klimaschutz festgesetzt. Ziel ist es, den industriellen Wandel durch Innovation, Bildung und eben ausdrücklich auch durch Klimaschutz voranzutreiben. Die Initiative soll bis zum Jahr 2022 laufen und auch ein Ideenlabor für den Standort NRW sein – um zu zeigen, was möglich ist, wie etwa in Kamp-Lintfort. Die Arbeit im AEZ Asdonkshof live erleben – das können Interessierte bei der „Langen Nacht der Industrie“, an der sich das Abfallentsorgungszentrum beteiligt. Dieses Jahr am 12. Oktober 2017. Mehr Infos im Internet: www.langenachtderindustrie.de. Wer Interesse an einer Führung über das Gelände des AEZ Asdonkshof hat, kann sich bei Cornelia Bothen, Öffentlichkeitsarbeit, melden. Sie organisiert gerne einen Besucherrundgang für Bürger, Gruppen oder Schüler. Sie sollten nicht weniger als 8 und nicht mehr als 25 Personen sein und etwa eineinhalb bis drei Stunden Zeit einplanen. Kontakt telefonisch unter 02842 / 940-270 oder per E-Mail unter [email protected]. 9 Die Müllverbrennung im AEZ Asdonkshof läuft 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag. In einem Drei-Schicht-Betrieb wird die Anlage gesteuert. Unterwegs mit den Männern der Frühschicht. Acht Stunden mit Kaffee, Kontrollen und viel Routine. Wissenswert ARBEIT, rund um die UHR Es ist kurz nach sechs, seit etwas mehr als einer Viertelstunde sitzt Schichtleiter Dirk Steiner an seinem Schreibtisch in der Warte. Nein, er sieht weder verschlafen aus, noch guckt er übelgelaunt. „An das frühe Aufstehen gewöhnt man sich.“ Gespannt schaut er auf vier Bildschirme und scrollt sich durch das Betriebstagebuch und Schichtprotokoll, die fortlaufend weiter geschrieben werden. Darin ist alles verzeichnet, was er wissen muss. „Bis auf ein paar Kleinigkeiten läuft alles rund“, sagt er. Es war wohl eher eine ruhige Nachtschicht, vermutet er. „Gut für die Kollegen.“ Um die Kleinigkeiten, die den Betrieb der Müllverbrennungsanlage gerade nicht optimal laufen lassen, wird sich gleich die Frühschicht kümmern: Das sind neben dem Schichtleiter drei Läufer, zwei Operateure, ein Elektriker und ein Kranführer, kurz: die „Hauer-Schicht“. Die Männer werden so genannt, weil viele von ihnen früher Kumpel waren und auf den Zechen am Niederrhein eingefahren sind. Eine eingespielte Mannschaft, jeder hat seine Aufgaben, die wöchentlich wechseln, damit sich zwar Routine entwickeln, aber keine Langeweile entstehen kann. „Na dann, Helm auf und los geht’s.“ Karsten Breihan sitzt im Pausenraum, gleich wird er seinen Rundgang durch das Kesselhaus beginnen. Der gelernte Bergmechaniker ist als Kesselläufer im Einsatz. In den nächsten acht Stun- den wird er mehrmals rund um die beiden Verbrennungsöfen laufen. Mit dem Fahrstuhl geht es auf 43 Meter und über Gitterrosttreppen wieder runter. Sichtkontrolle, heißt das im Fachjargon – und ist doch mehr als bloß zu gucken. „Manche Probleme kann ich riechen oder hören.“ Seit 20 Jahren arbeitet er im AEZ Asdonkshof, er kennt die Anlage seit der ersten Betriebsstunde. Um 8.30 Uhr ist jeden Morgen große Lagebesprechung in der Warte. Ingenieure und Fachkräfte aus allen Abteilungen sitzen in einem gläsernen Konferenzraum, Dirk Steiner führt das Gespräch. Jetzt geht es um die Kleinigkeiten – und um deren Reparatur. Unter anderem gibt es ein Loch in einem Fallschacht sowie einen defekten Zuluftklappenbetrieb. Lösungen werden gesucht und Arbeitsaufträge verteilt. Zudem sind drei Fremdfirmen auf dem Gelände unterwegs und der TÜV hat sich angemeldet, um Prüfungen an technischen Anlagen durchzuführen. Nach einer konzentrierten Viertelstunde löst sich die Runde wieder auf – abgestimmt geht die Tagesarbeit weiter. Heiko Schwarzer, heute als Läufer für die Rauchgasreinigungsanlage verantwortlich, hat bereits zwei Rundgänge hinter sich. „Keine besonderen Vorkommnisse.“ Er beginnt seine Sichtkontrolle ebenfalls auf Höhe der großen Aktivkohle-Reaktoren und arbeitet sich Etage für Etage hinunter – bis in die Rauchgasreinigungshalle. Hier steht ein großer Zu den Bildern (v.l.): Karsten Breihan, Dirk Steiner, Andreas Wallerius, Heiko Schwarzer, Peter Boden, Michael Ihring. Absatzcontainer, in dem die Reaktionsstoffe gesammelt werden, die beim Rauchgasreinigungsprozess entstehen: Gips, der beim Auswaschen der Schwefeloxide aus dem Rauchgas mit Kalkmilch entsteht. „Zwei Mal pro Schicht läuft ein Container voll und ich muss ihn austauschen.“ Ansonsten wird es bis zum Mittag dabei bleiben – keine besonderen Vorkommnisse. Greifkralle den angelieferten Abfall im Müllbunker um. Langweilig? „Überhaupt nicht.“ Seit sieben Uhr morgens kippen die Lkws ihre Ladungen ab, rund 200 sind es pro Tag, deshalb muss stets eine Rinne für neue Abwürfe frei gehalten werden. Und noch wichtiger ist es, die Müllmenge gleichmäßig nach ihrem Heizwert zu verteilen, damit sich der Abfall nicht selbstständig entzündet. Als dritter Läufer an diesem Tag ist Andreas Wallerius unterwegs: als Außenläufer. Auch er macht seine Wege mit Helm und im Blaumann, auf einem Klemmbrett heftet ein Protokollbogen, den er Schritt für Schritt abarbeitet. Eine seiner wichtigsten Stationen ist die Turbine, hier wird mit Hilfe des Dampfes aus den beiden Kesseln Strom und Wärme erzeugt. Bevor er an die 22.000-kW-Maschine tritt, zieht er sich seinen Gehörschutz an. Bei Auftreten von Unregelmäßigkeiten würde er diese per Funkgerät dem Schichtleiter melden – dieser würde dann entscheiden, wie und von wem das Problem behoben werden kann. So geht es auch Karsten Gutsche und Peter Boden, den beiden Operateuren, die seit mehr als sieben Stunden die unzähligen Bildschirme und Monitore beobachten, die auf ihrem Wartenpult stehen und an der Wand in der Warte hängen. Dauernd laufen neue Meldungen ein, manche rot markiert – Störmeldungen, die es einzuordnen gilt. „Nicht jede Störung ist gleich ein Problem“, wissen die Männer, die beide seit 1997 im AEZ Asdonkshof arbeiten. Sie bleiben vor allem eines: ruhig. In etwa einer halben Stunde werden sie abgelöst, dann übernehmen die Kollegen der Mittagschicht. Während unten in der Kantine im Verwaltungsgebäude die ersten Mittagessen aufgetischt werden, schichtet Kranführer Michael Ihring zum x-ten Mal mit einer riesigen Im heutigen Übergabegespräch wird Dirk Steiner sagen: „Bis auf ein paar Kleinigkeiten läuft alles rund.“ 11 In einem neuen Zweckverband wollen die Kreise Viersen und Wesel zukünftig gemeinsam ihre Bioabfälle entsorgen. Beim Asdonkshof soll dieser energetisch verwertet werden. Rainer Röder, Betriebsleiter beim Kreis Viersen, erklärt das Vorzeigeprojekt. Preiswert GEMEINSAM für STABILE Gebühren Bitte in einem Satz, Herr Röder: Warum arbeiten der Kreis Viersen und der Kreis Wesel zukünftig bei der Entsorgung und Wiederverwertung von Bioabfällen zusammen? „Letztlich geht es doch darum“, antwortet der Betriebsleiter des Abfallbetriebes Kreis Viersen: „Im Sinne der Bürger müssen wir die Höhe der Gebühren weiterhin auf einem akzeptablen Niveau halten.“ Im August 2016 gründeten die beiden Kreise deshalb den „Bioabfallverband Niederrhein“ (BAVN). Bei der Gründungsversammlung im Forum des Viersener Kreishauses wurde von beiden Seiten einvernehmlich das gemeinsame Ziel formuliert: Die neuen Partner streben eine langfristige Zusammenarbeit im Bereich der Bioabfälle an. Dieser soll in einer noch neu zu bauenden Bioabfallverwertungsanlage auf dem Gelände des Abfallentsorgungszentrums (AEZ) Asdonkhof verwertet werden – unter Nutzung des anfallenden Biogases und der stofflichen Verwertung des Fertigkompostes. Geplanter Betriebsbeginn soll im Jahre 2021 sein. Im Sinne der Bürger müssen wir die Höhe der Gebühren auf einem akzeptablen Niveau halten. Rainer Röder „ „ Wichtig ist: Beide Kreise begegnen sich auf Augenhöhe. In der Verbandsversammlung sitzen je sieben Mitglieder der Kreistage in Wesel und Viersen sowie die beiden Umweltdezernenten der Verwaltungen. Den Vorsitz des Gremiums übernimmt zunächst der Weseler Kreistagsabgeordnete Heinz-Günter Schmitz (SPD), nach zweieinhalb Jahren soll dann automatisch mit Günter Werner (CDU) ein Viersener Kreistagspolitiker zum Vorsitzenden gewählt werden. Auch bei der Müllmenge liegen die beiden Mitglieder des Zweckverbandes in etwa gleich auf. Im Kreis Wesel fallen jedes Jahr rund 30.000 Tonnen an Bioabfällen an. In den Braunen Tonnen sei aber noch etwas Luft für mehr Biogut, sind sich die Experten einig. Im Kreis Viersen, der noch etwas ländlicher als Wesel strukturiert ist, kommen jährlich rund 35.000 Tonnen zusammen. Der Zweckverband ändert übrigens nichts an der Pflicht der Städte und Gemeinden, die (Bio-)Abfälle in ihrem jeweiligen Gebiet einzusammeln, so wie es das Kreislaufwirtschaftsgesetz vorsieht. Im Kreis Viersen werden diese demnächst zuerst zu einer Umladestation in Nettetal-Kaldenkirchen gebracht, die gerade auf einem Gelände nahe der A61 geplant wird und dann gebaut werden soll. Von dort sollen die Bioabfälle zum AEZ Asdonskhof nach Kamp-Lintfort geliefert werden. Aus dem Zweckverband soll eine klassische Winwin-Situation entstehen, aus der alle Beteiligten einen gleichwertigen Nutzen erzielen. „Wir können durch die größeren gemeinsamen Abfallmengen günstiger entsorgen als im Alleingang“, fasst der BAVN-Verbandsvorsteher Andreas Budde, Bau- und Umweltdezernent des Kreises Viersen, den wichtigsten Vorteil zusammen. Und der stellvertretende Verbandsvorsteher Helmut Czichy, Vorstandsmitglied für den Bereich Abfallwirtschaft beim Kreis Wesel, ergänzt: „Eine Machbarkeitsstudie zeigt, dass sich eine gemeinsame Behandlung der Bioabfälle am Asdonkshof in Kamp-Lintfort unter Nutzung des Energieinhaltes der Bioabfälle finanziell lohnt.“ Wenn alles nach Plan laufen wird, könnten die Kosten für die Verwertung der Bioabfälle in beiden Kreisen zukünftig sogar etwas gesenkt werden. Die interkommunale Zusammenarbeit zwischen Viersen und Wesel wird von der Landesregierung ausdrücklich unterstützt. Im kürzlich beschlossenen Abfallwirtschaftsplan ist ausdrücklich die Empfehlung festgeschrieben, dass Kreise und kreisfreie Städte grundsätzlich über ihre Grenzen hinweg Kooperationen eingehen sollen. Erklärtes Ziel ist es auch, in Nordrhein-Westfalen eine höhere Kompostierungsquote zu erreichen und vergärbare Stoffe möglichst zur Energiegewinnung einzusetzen. Das entstehende Gas könnte nach entsprechender Behandlung in die Netze eingespeist oder für Blockheizkraftwerke zur Verstromung eingesetzt werden. „Mit unserem Zweckverband“, erläutert Rainer Röder, „können wir alle diese Wünsche erfüllen.“ Rainer Röder leitet das Amt für Technischen Umweltschutz und Kreisstraßen beim Kreis Viersen. Außerdem hat der Diplom-Geologe die Betriebsleitung des Abfallbetriebes inne. 13 17 Helmut Czichy sitzt im Aufsichtsrat der Kreis Weseler Abfallgesellschaft. Als Mitglied der Führungsriege im Kreishaus ist er beauftragt, die Entwicklung des AEZ Asdonkshof zu begleiten und zu steuern; alles im Sinne der Gebührenzahler. Für die Zukunft des Standortes in Kamp-Lintfort sieht er sehr gute Perspektiven. Bemerkenswert Zum NUTZEN der Bürger Helmut Czichy leitet den Vorstandsbereich Bauen, Planen, Umwelt, Vermessung und Kataster, Immobilienmanagement beim Kreis Wesel und sitzt im Aufsichtsrat der Kreis Weseler Abfallgesellschaft. Wer mit Helmut Czichy über das AEZ Asdonkshof spricht, wird bestimmt ganz schnell einen Satz hören, den er nicht müde wird, immer wieder zu wiederholen – aus Überzeugung, wie er gerne betont: „Asdonkshof ist viel mehr als eine Müllverbrennungsanlage. Wir haben hier ein Abfallentsorgungszentrum mit allen Facetten der Abfallwirtschaft und mit wirklich sehr guten Perspektiven.“ Aus dieser Erkenntnis heraus, so der Vorstand für Umwelt, Planen und Bauen, leitet sich automatisch das strategische Ziel für den Standort ab: „Das AEZ Asdonkshof muss einschließlich der Müllverbrennung weiterhin zukunftsfähig aufgestellt werden.“ Daran wirkt er mit, insbesondere seit nunmehr drei Jahren als Mitglied im Aufsichtsrat der Kreis Weseler Abfallgesellschaft (KWA). „Meine Aufgabe ist, die Arbeit beim AEZ Asdonkshof kritisch zu beaufsichtigen, partnerschaftlich zu begleiten und die Abfallwirtschaft und das AEZ zum Wohl des Kreises, letztlich also der Bürgerinnen und Bürger, nachhaltig weiterzuentwickeln.“ Zum Beispiel führte er die Verhandlungen, als der neue Zweckverband zwischen dem Kreis Wesel und dem Kreis Viersen vereinbart wurde. In Zukunft wollen beide Partner bei der Verwertung von Bioabfällen zusammenarbeiten. Auf dem Gelände des AEZ Asdonkshof soll ein neuer Betriebsbereich gebaut werden, in dem eine Teilstromvergärung und Biogasproduktion möglich sind. „Das ist ein Technologieschritt, der zur Sicherung des Standortes beiträgt.“ Wichtig ist ihm dabei auch zu betonen, dass die Erlöse, die durch die Abgabe in das Fernwärmenetz und die Einspeisung in das Stromnetz erzielt werden, den Gebührenzahlern zugute kommen. Auch die Zusammenarbeit mit der privaten Entsorgungswirtschaft ist ihm ein Anliegen. So konnte er eine Verlängerung des Anlieferungsvertrages mit den Schönmackers Umweltdiensten erreichen. Czichys Bekenntnis: „Die mittelständische Entsorgungswirtschaft ist in unserer Region auch ein durchaus wichtiger Arbeitgeber. Für Unternehmergeist habe ich große Sympathien!“ Von seinem Büro in der sechsten, der obersten Etage im Kreishaus in Wesel kann Helmut Czichy bei klarem Himmel die beiden Türme des Xantener Domes sehen. „Ganz in der Nähe wohne ich.“ Von Hause aus hat der 56-Jährige auch einen guten Überblick über den Abfallmarkt in Deutschland. Als er in Xanten zur Schule ging, waren Technik und Chemie seine Lieblingsfächer. Nach dem Abitur fiel ihm die Studienwahl nicht schwer. Ihn zog es in die damals noch geteilte Hauptstadt, an die Technische Universität Berlin, dort war gerade der Studiengang Technischer Umweltschutz gegründet worden. Mit dem Diplom in der Tasche kehrte er in den Westen zurück – und machte Karriere im Revier. Wenn heute über neue Möglichkeiten bei Klärschlammentsorgung geredet wird, insbesondere über die Rückgewinnung von Phosphor, dann ist er mitten in seinem Thema – und weiß: „Wenn sich abzeichnet, dass sich diese Art des Recyclings lohnt, müssen wir mit unseren Konzepten zur Stelle sein und dies nutzen.“ Auch die Diskussion um die Deponien verfolgt er interessiert. Wohl wissend, welche enormen Kapazitäten die Deponie auf dem Gelände des AEZ Asdonkshof noch bietet. „Wir haben hier einen Reserveraum, bei Bedarf wird darüber zu reden sein.“ Ebenfalls im Blick hält er die Wiederverwertung von Rohstoffen. Auch jene, die über die bisher gängige Wertstoffsammlung von E-Schrott, Metall und Papier hinausgehen: „Bestimmte Edelmetalle und Seltene Erden sind für die computerisierte Welt unabdingbar, aber endlich und im Zugriff weniger Staaten. Zur Zukunftssicherung unserer Wirtschaft und Vermeidung wachsender Abhängigkeiten brauchen wir eine weitergehende Sammlung von Handys und anderen Geräten und die Anlagen zur Rückgewinnung der wertvollen Stoffe. Das passiert heute noch vielfach mit Feuern und Chemikalien auf wilden Deponien in Afrika.“ „ Meine Aufgabe ist, das AEZ zum Wohl des Kreises, letztlich also der Bürgerinnen und Bürger, nachhaltig weiterzuentwickeln. Helmut Czichy „ Natürlich kannte Helmut Czichy das AEZ Asdonkshof schon, als er im Oktober 2013 beruflich wieder an den Niederrhein zurückkehrte. Als langjähriger Leiter des städtischen Umweltamtes in Oberhausen hatte er den Bau der Anlage mit großem Interesse verfolgt. Nachdem er als neues Vorstandsmitglied zum Kreis Wesel in die Verwaltungsspitze gewechselt war, schaute er dann aber noch einmal ganz genau hin – und war sehr angetan vom Standort in Kamp-Lintfort: „Es gibt hier unglaublich viele Entwicklungsmöglichkeiten.“ Unterm Strich ist alles auch immer eine Frage der Wirtschaftlichkeit, stellt er klar, und lässt keinen Zweifel daran: „Jede Maßnahme – also auch unser Bioabfallprojekt – muss sich letztlich im Sinne der Bürger rechnen.“ Bisher ist er von der Arbeit beim AEZ Asdonkshof voll überzeugt. „Das ist eine sehr gute Anlage mit einer sehr guten Mannschaft, die ein sehr gutes Angebot hat und einen sehr hohen Standard hält.“ Wann immer sich die Chance bietet, trägt er seine Überzeugung in die Öffentlichkeit. Weil die Vertreter der Städte und Gemeinden sowie die Bürgerinnen und Bürger wissen sollen: „Das AEZ Asdonkshof bietet uns eine verlässliche und sichere Abfallentsorgung. Das ist ein hohes Gut und war vor dem Bau der Anlage keine Selbstverständlichkeit. Und Ende 2020 ist die Verbrennungsanlage abbezahlt. Dann wird’s deutlich günstiger.“ 15 Carsten Cleef ist Assistent der Geschäftsführung und Leiter der EDV. Anhand von Kennziffern bildet er die Arbeit des Unternehmens ab. Auch um den Bürgern zu erklären, wie verantwortungsvoll hier mit ihren Gebühren umgegangen wird. Empfehlenswert ZAHLEN, BITTE! Es gibt nicht viele Dinge, die ihn aufregen, sagt Carsten Cleef. Vergleiche von Müllgebühren in den Medien, zum Beispiel, die können es. „Meistens wird bloß die Höhe der Gebühren nebeneinander gestellt, ohne die dahinter stehenden Leistungen zu hinterfragen oder die Umweltstandards der Entsorgung zu berücksichtigen.“ Unseriös und ungerecht findet er das, zumal er sich in der Branche bestens auskennt. Der 47-jährige DiplomÖkonom arbeitet seit 18 Jahren bei der Kreis Weseler Abfallgesellschaft. Er ist ein Mann der Geschäftsund Kennzahlen, es gibt wohl keine noch so kleine Ziffer des Asdonkshofes, die er nicht im Kopf oder zumindest auf seinem Rechner gespeichert hat. Als Assistent der Geschäftsführung arbeitet er in einer Stabsfunktion unmittelbar unter dem Geschäftsführer Peter Bollig. „Es ist eine sensible Aufgabe“, bestätigt er, „die viel gegenseitiges Vertrauen voraussetzt.“ Carsten Cleef hat tiefe Einblicke in das Unternehmen, er prognostiziert zukünftige Entwicklungen, soll weiterführende Entscheidungen vorbereiten und muss komplizierte Sachverhalte vermitteln. „Ich habe einen interessanten Job, weil er so vielfältig ist.“ Eine klassische Ausbildung für so eine Stelle gibt es nicht, die Aufgaben unterscheiden sich von Firma zu Firma, doch meist ist der Job mit einem starken persönlichen und zeitlich flexiblen Engagement verbunden. Carsten Cleef landete nicht ganz zufällig beim Asdonkshof. Er studierte an der Universität in Duisburg Betriebs- und Volkswirtschaftslehre, seine Diplomarbeit handelte von der KWA: Eine wirtschaftswissenschaftliche Auseinandersetzung damit, ob beim Entscheidungsprozess zum Bau des AEZ richtig gehandelt worden ist. Ja, lautete sein Ergebnis – aber rückblickend gibt er schmunzelnd zu: „Die Anlage stand damals sehr in der Kritik. Ich wurde bei meiner Untersuchung über manches Vorurteil eines Besseren belehrt.“ Von seinem Schreibtisch im Verwaltungsgebäude aus kann er auf das weitläufige Betriebsgelände gucken. Dieser Blick reicht ihm jedoch nicht, um zu wissen, was in den Stofflichen Behandlungsanlagen und vor allem in der Müllverbrennung passiert. Hierzu greift er auf seine Zahlen zurück. „Ich finde es spannend, die wesentlichen Abläufe eines Unternehmens allein mit Hilfe von Zahlen und Statistiken zu erfassen und abzubilden“, erzählt er. Klingt abstrakt, lässt sich aber anschaulich erklären: Durch den ständigen Abgleich der Zahlen aus der Wirtschaftsplanung mit den Zahlen des täglichen Betriebs erkennt er, wo etwas aus dem Ruder läuft und gibt entsprechende Hinweise an den betroffenen Bereich, damit die Ursachen analysiert und entsprechend gegengesteuert werden kann. Doch er betont: „Mir geht es nicht um Besserwisserei, sondern darum, dass wir alle im Plan bleiben.“ Genau so vielschichtig ist die Gremienarbeit bei der Kreis Weseler Abfallgesellschaft, die Carsten Cleef sehr spannend findet. Wichtige Entscheidungen werden in den Aufsichtsratssitzungen und den Gesellschafterversammlungen getroffen. Unter anderem geht es dabei um Entscheidungen über die Gesellschaftsstruktur der KWA oder um Investitionen für Aus- oder Umbaumaßnahmen der Anlage, nicht selten im siebenstelligen Bereich. Carsten Cleef bereitet die Zusammenkünfte vor, stellt in Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen Unterlagen mit Zahlenmaterial und Erläuterungen zur Verfügung, hält weiterführendes Detailwissen bereit, um auf entsprechende Nachfragen reagieren zu können – und dokumentiert die Diskussionen im Nachhinein in seinen Niederschriften. „Es ist nicht so, dass alle Beschlussvorlagen bloß abgenickt werden. Im Gegenteil, die Vertreter der Stadt Kamp-Lintfort und des Hauptgesellschafters Kreis Wesel in den Aufsichtsgremien fragen immer kritisch nach“, erzählt er – und fügt hinzu: „Das finde ich auch gut so.“ Denn die KWA arbeitet mit öffentlichen Geldern, von den Bürgern werden Gebühren für diese Arbeit erhoben. „Eine Verschwendung unserer Mittel können wir uns nicht erlauben“, betont Carsten Cleef. So werden dann auch trotz der normalen Inflationsentwicklung seit mehr als 15 Jahren die Müllgebühren im Kreis Wesel stabil gehalten, während diese andernorts oft steigen. „Darüber würde ich gerne einmal etwas in den Medien hören oder lesen“, wünscht er sich. Eine Verschwendung unserer Mittel können wir uns nicht erlauben. Carsten Cleef „ „ Carsten Cleef ist Assistent der Geschäftsführung und leitet auch die EDV-Abteilung, gibt aber ehrlich zu: „Hier bin ich zwar engagierter Anwender, in tiefergehenden Fachfragen bin ich aber auf das große Expertenwissen meiner Kollegen Lars Juhlke und Abdel Oukhechi angewiesen.“ 17 Beate Hein und Elke Ismael arbeiten im Vertrieb des AEZ Asdonskshof. Am Telefon beraten sie die Kunden, wie der Abfall entsorgt werden muss. Nicht immer ist das ein einfacher Job, für den man neben Fachwissen viel Feingefühl und Menschenkenntnis braucht. Lohnenswert PERSÖNLICH, kompetent und FAIR Als Beate Hein vor 20 Jahren im Vertrieb des AEZ Asdonkshof anfing, war sie sich mit ihrem damaligen Kollegen Rolf Apfeld einig: „Unser Ziel muss sein, dass jeder, der im Kreis Wesel eine Frage zum Abfall hat, bei uns anruft.“ Wie oft ihr Telefon heute an einem ganz normalen Arbeitstag klingelt, also zwischen halb acht am frühen Morgen und 17 Uhr am späten Nachmittag, weiß sie nicht – aber es klingelt, oft. Umso bemerkenswerter ist die gleichbleibende Gelassenheit, mit der sie und ihre Kollegin Elke Ismael, die am Schreibtisch gegenüber sitzt, selbst wenige Minuten vor dem Feierabend den wer weiß wievielten Anruf entgegennimmt. „Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof, guten Tag...“ Das Geheimnis der beiden Disponentinnen, die sich seit fast 14 Jahren ein Büro teilen, lautet: „Nichts persönlich nehmen. Immer freundlich bleiben. Jeden Kunden gleich lieb haben.“ Und das klappt? „Es klappt!“ Beate Hein und Elke Ismael sind, wenn man so will, die Stimmen des AEZ Asdonkhof. Wer im Kreis Wesel seinen Abfall entsorgen möchte, landet telefonisch bei ihnen. Hier ruft die Oma, die ihren Keller entrümpelt, und der Hausbesitzer, der seinen Garten aufhübscht, genauso an wie der Handwerksmeister und der gewerbliche Großkunde. „Grundsätzlich laufen alle Gespräche ähnlich ab: Wir möchten den Müll gesetzeskonform entsorgen. Die Kunden möchten dies so kostengünstig wie möglich“, erzählt Beate Hein. „Müll ist nicht gleich Müll“, erklärt Elke Ismael. Sie greift zu einem Wälzer mit dem Aufdruck: „KrWG“. Die Abkürzung steht für: Kreislaufwirtschaftsgesetz. In dem dicken Buch, dass die Abfallverzeichnisverordnung ergänzt, sind alle Arten von Abfällen aufgelistet, die es laut Gesetzgeber gibt – inklusive einer Abfallschlüsselnummer für jeden Stoff. Dahinter schließen sich noch die wichtigsten Verordnungen aus der Entsorgungsbranche an. Die 19. Auflage dieses Standardwerkes umfasst 738 Seiten. „Nächstes Jahr wird es die nächste Auflage geben, wahrscheinlich wieder etwas dicker“, schätzt Beate Hein schmunzelnd. Das Gesetz und seine Verordnungen nutzen sie täglich und ganz klassisch als Nachschlagewerk. Im AEZ Asdonkshof werden nur Abfälle angenommen, für die es eine Annahmeerlaubnis gibt: die sogenannte Positivliste. Diese ist mit Hilfe der Abfallschlüsselnummer leicht nachzuprüfen. Generell wird zwischen gefährlichen und nicht gefährlichen Abfällen unterschieden. Für gefährliche Abfälle benötigen Gewerbebetriebe ab einer Menge von mehr als zwei Tonnen pro Jahr einen Entsorgungsnachweis, „ohne den läuft gar nichts“, stellt Elke Ismael klar. Genauso verpflichtend für solche Anlieferungen sind die Proben, die vom Betriebslabor Beate Hein arbeitet seit Betriebsbeginn beim AEZ Asdonkshof. Ihre Ansprechpartner Sie wollen die aktuellen Anlieferungspreise erfragen? Sie kennen nicht alle Gesetze und Vorschriften rund um die Entsorgung? Dann nutzen Sie unser Wissen. Wir beantworten alle Fragen zu den Entsorgungsmöglichkeiten im AEZ Asdonkshof und darüber hinaus. Elke Ismael, Tel.: 02842 / 940-150, E-Mail: [email protected] Beate Hein, Tel.: 02842 / 940-250, E-Mail: [email protected] Elke Ismael kam später als Beate Hein in den Vertrieb und wurde von ihrer Kollegin eingearbeitet. Während sich Großkunden in der Regel mit den Gesetzen und Verordnungen gut auskennen, nutzen kleinere Betriebe und vor allem Privatleute gerne die Beratung durch Beate Hein und Elke Ismael. Zum Beispiel Gartenbesitzer, wenn es um alte Bahnschwellen geht, die mal als Dekoration schwer in Mode waren, und die heute nicht ganz so einfach zu entsorgen sind. Oder Handwerker, auf deren Baustellen schon mal kleinere Mengen an Abfall, wie Dachpappe oder Dämmmaterial, anfallen. Weil es nicht ihr tägliches Geschäft ist, wissen sie manchmal nicht genau, wie sie diese Dinge gesetzlich und ökologisch korrekt entsorgen müssen. „Wir helfen dann gerne weiter“, so Elke Ismael. Denn sie und ihre Kollegin Beate Hein verstehen ihre Arbeit als eine Dienstleistung – Abfallberatung im weitesten Sinn. Und sie machen noch sehr viel mehr: Anliefervereinbarungen und kaufmännische Verträge schreiben, Dispositionslisten und Mengenstatistiken führen, den hauseigenen Kompost vermarkten und für einen reibungslosen Ablauf der innerbetrieblichen Materialbewegungen sorgen. Wenn etwa die Kollegen vom Kleinanlieferplatz einen vollen E-SchrottContainer melden, organisieren sie dessen Auswechselung. „Wir sind ein Bindeglied zwischen allen unseren Abteilungen sowie zwischen dem Betrieb und unseren Kunden“, erklärt Elke Ismael. „ Nichts persönlich nehmen. Immer freundlich bleiben. Jeden Kunden gleich lieb haben. Beate Hein / Elke Ismael „ genommen werden. Im Schnellverfahren wird untersucht, ob das Material den Anlieferbedingungen entspricht, und ob die Grenzwerte für die Müllverbrennungsanlage eingehalten werden. Früher, erinnert sich Beate Hein, wurde sie manchmal noch am Telefon beschimpft. „Die Anlage stand damals sehr in der Kritik. Man brauchte schon ein dickes Fell“, erzählt sie. Umso mehr freut sie sich über den Imagewandel, den die Mitarbeiter des AEZ Asdonkshof in der Zwischenzeit erleben konnten. Ein wenig stolz fügt sie hinzu: „Wir haben uns gemeinsam diesen guten Ruf erarbeitet.“ 19 Warum in Xanten die Biotonne eingeführt wurde, warum die Domstadt zusammen mit Alpen und Sonsbeck einen Wertstoffhof betreibt, und warum das AEZ Asdonkshof seinen Preis wert ist, erklärt Bürgermeister Thomas Görtz im Interview. Geldwert GEBÜHREN sparen Herr Bürgermeister, wer bringt bei Ihnen zuhause eigentlich den Müll raus: Ihre Frau oder Sie? (schmunzelt) Da kümmere ich mich drum. Vorhin in der Mittagspause war ich noch zuhause und habe die Blaue Tonne wieder nach hinten gerollt, die ich heute Morgen an den Straßenrand gestellt hatte. Mit dieser familiären Aufgabenzuordnung habe ich überhaupt kein Problem, im Gegenteil: Manchmal sortiere ich sogar den Müll um, der bei uns im Haushalt falsch eingeworfen wurde, denn mir ist es wichtig, dass alle Tonnen richtig befüllt werden. In Xanten gibt es die Blaue, Gelbe, Graue und bald auch die Braune Tonne für den Biomüll. Was spricht für die Einführung? Mülltonnen sind praktikabler und hygienischer als ein System mit Säcken. Sie können einfach befüllt sowie einfach und regelmäßig abgeholt werden. Ich befürchte, bisher landen noch viele Bioabfälle in der Restmülltonne. Insbesondere bei Küchenabfällen kann das bisherige Sacksystem zu einem Problem werden: Wenn ein Sack unten aufreißt, ist das ziemlich unappetitlich. Ich denke, mit der Braunen Tonne werden wir unser sowieso schon gutes Sammelergebnis beim Bioabfall noch etwas steigern. Und wenn nicht mehr so viel Bioabfall im Restmüll landet, könnte die Restmülltonne verkleinert oder weniger oft abgeholt werden. Dadurch könnten Gebühren von mindestens 70 Euro pro Jahr gespart werden. Wieviel Geld wird die Einführung der Biotonne den Bürger kosten? Eine 240 Liter fassende Biotonne wird bei zweiwöchentlicher Leerung zunächst 40 Euro im Jahr kosten. Ich finde, das ist ein sehr fairer Preis für einen sehr guten Service, vor allem, wenn man die mögliche Einsparung beim Restmüll bedenkt. Wichtig ist: Das Angebot ist freiwillig. Die Einführung wird zum 1. Juli 2017 erfolgen, so dass Bestellungen und Auslieferungen der Gefäße im Frühjahr erfolgen können. Und wichtig ist auch: Wer seinen Bioabfall selbst kompostiert oder seinen Grünschnitt zum Wertstoffhof bringt, braucht sich nicht umzustellen. Die Entsorgung im Wertstoffhof bleibt ko- stenlos. Auch Grünschnitt- und Gartenabfallsäcke wird es weiterhin geben. Traditionell wird in Xanten ja sehr viel Grünschnitt eingesammelt, im kreisweiten Vergleich liegt unsere Stadt immer weit vorne. Stichwort Wertstoffhof. Welche Vorteile bringt dieser gemeinsam von Xanten, Alpen und Sonsbeck angebotene Service? Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass der Wertstoffhof von den Bürgern stark angenommen wird. Leider führt das manchmal zu kleineren Wartezeiten bei den An- und Abfahrten, das ist wohl der Preis der Beliebtheit. Die Zusammenarbeit mit unseren beiden Partnern klappt sehr gut. Der Wertstoffhof ist ein gutes Beispiel für interkommunale Zusammenarbeit, die von der Landesregierung ja ausdrücklich gewünscht wird. Für Xanten ist das nichts Neues: Unsere Stadtkasse führen wir zusammen mit Alpen und Sonsbeck, bei der Volkshochschule und beim Wasserwerk ist noch Rheinberg mit dabei, und bei der interkommunalen Rufbereitschaft der Ordnungsämter der Städte und Gemeinden in den Kreisen Wesel und Kleve. Jedes gemeinsame Projekt kann Vertrauen schaffen und auch Geld sparen. Apropos Geld, sprich Gebühren. Welche Möglichkeiten für Senkungen sehen Sie beim Müll? Im Moment leider keine. Das ist nicht nur für mich, sondern auch für den Bürger natürlich unbefriedigend. Man muss jedoch wissen: Einerseits wird die Müllmenge kleiner, weil mehr Müll vermieden und gut getrennt wird. Andererseits bleiben die Fixkosten für die Entsorgung zunächst gleich, weil es langfristige Verträge gibt, die allen Beteiligten Planungssicherheit bieten. Dadurch mussten wir gerade die Müllgebühren leicht anheben, liegen aber im Vergleich immer noch günstig und trotz der moderaten Erhöhung sollte man nicht vergessen: Wir werden auch 2017 unter dem Gebührenniveau von 2011 liegen. Thomas Görtz (CDU) ist seit 2014 Bürgermeister von Xanten. Zuvor war er Erster Beigeordneter und Stadtkämmerer. „ Beim Asdonkshof wird sehr gute Arbeit geleistet. Thomas Görtz „ Welche Rolle spielt das Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof dabei? Xanten hat wie alle Kommunen im Kreis Wesel eine Andienungspflicht, wir müssen unseren Abfall dort entsorgen. Kein Geheimnis ist, dass die Anlage etwas teurer als andere ist – aber: Der Asdonkshof ist viel mehr als eine Müllverbrennungsanlage. Ich war selbst dort und habe mir die Stofflichen Behandlungsanlagen, das Kompostwerk und die anderen Betriebsbereiche angeschaut. Hier wird sehr gute Arbeit geleistet. Qualität hat ihren Preis. Und ganz ehrlich: Alles andere als ein sehr hoher Umweltstandard wäre für Xanten problematisch: Wir sind ein Luftkurort, wir wollen keine minderwertige Anlage vor der Haustüre haben. Und wenn im Jahr 2020 die wesentlichen Abschreibungen für die Anlage auslaufen, kann dort anders gewirtschaftet werden. Wenn dann die Gebühren sinken, kann sich jeder freuen. 21 Auf dem Gelände des AEZ Asdonkshof gibt es ein Klassenzimmer. Hier unterrichtet Umweltpädagogin Claudia Goormann Umweltschutz, Azubis stellen ihre Ausbildungsberufe vor. „WASSER und FEUER“ heißt das Lernangebot für Jugendliche im Kreis Wesel. Hörenswert ASDONKSHOF macht SCHULE Claudia Goormann greift in einen Weidenkorb, holt einen Eierkarton und Joghurtbecher, eine Milchtüte und Plastikfolie heraus. „Schätzt doch mal“, fragt sie, „wie viel Müll jeder einzelne von uns pro Jahr verursacht?“ Die Schüler gucken sich fragend an. Achselzucken, Kopfschütteln – schwierige Frage, auf die es eine erstaunliche Antwort gibt: „615 Kilogramm“, erklärt die Umweltpädagogin. Auch wenn es nur ein statistischer Wert ist, eine verblüffend hohe Zahl, wie an den Gesichtern der Jugendlichen abzulesen ist. Es ist nicht die einzige Überraschung, die die 13 Schüler der Hauptschule am Niersenberg in KampLintfort an diesem Vormittag im Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof erleben. Sie sitzen im außerschulischen Klassenzimmer, das in diesem Jahr auf dem AEZ-Gelände eingerichtet wurde. Und das ein Teil des Schulprojektes „WASSER und FEUER“ ist, das gemeinsam mit der LINEG angeboten wird. Ziel ist es, Jugendliche ab der Jahrgangsstufe 8 Nachhilfe beim Umweltschutz zu geben und für eine Ausbildung in einem der beiden Unternehmen zu interessieren. Ihren etwas anderen Unterricht gestaltet Claudia Goormann auch mit einem Video-Clip des preisgekrönten Deutsch-Rappers Alligatoah. In seinem Lied „Lass liegen“ thematisiert er das Müllproblem unserer Wegwerfgesellschaft mit Reimen wie: „Lieber liege ich im Gras, erfrischt den Geist, erfrischt die Lunge, Lehrerinnen und Lehrer, die Interesse am Angebot „WASSER und FEUER“ haben, melden sich bitte bei Öffentlichkeitsarbeiterin Cornelia Bothen: 02842 / 940-270 oder [email protected]. Zu den Bildern – Blick ins Klassenzimmer auf dem Betriebsgelände in Kamp-Lintfort (diese Seite). Die AEZ-Azubis Matthias Hegmanns (li.) und Dorian Dode führen eine Dampfmaschine vor und erklären die Arbeit in der Müllverbrennungsanlage (andere Seite). bis ich merke, ich liege in aufgeweichten Kippenstummeln.“ Das ist die Sprache, die die Schüler verstehen, weiß die Diplom-Biologin aus Kaarst, die seit mehr als zehn Jahren besondere Lernangebote für Kinder und Jugendliche am Niederrhein und in der Eifel-Region anbietet. An der Wand des Klassenzimmers auf dem Gelände des Asdonkshofs, in dem lange Tischreihen mit blauen und grünen Stühlen stehen, hängt ein großes Poster, auf dem die Arbeitsabläufe im Abfallentsorgungszentrum dargestellt sind. Die Illustration zeigt den Müllbunker, in dem der Abfall landet, das Kesselhaus mit den Verbrennungsöfen, und die vielen Filter, an denen der 200 Meter hohe Schornstein angeschlossen ist. Auf die Theorie folgt später die Praxis, wenn die Schüler über das weitläufige Betriebsgelände geführt werden und natürlich auch einen Blick auf das 1000 Grad Celsius heiße Müllfeuer werfen können. Davor liegt noch eine kleine Experimentierstunde, in der zwei Azubis des Asdonkhofs über ihre Arbeit erzählen und diese an mehreren Versuchsstationen darstellen. Matthias Hegmanns ist 23 Jahre alt und hat gerade seine Ausbildung zum Industriemechaniker abgeschlossen. Jetzt steht er an einem MiniModell einer Dampfmaschine, die er gleich mit etwas Brennstoff und Feuer ans Laufen und Rauchen Umweltpädagogin Claudia Goormann aus Kaarst betreibt eine Wasserschule, arbeitet mit mehreren Wasserwirtschaftsverbänden zusammen - und seit dem vergangenen Jahr auch mit dem AEZ Asdonkshof. Mehr Infos im Internet: www.wasserschule-goormann.de. bringen wird. „Im Prinzip funktioniert so auch unsere Verbrennungsanlage“, erläutert er den staunenden Besuchern, die den Qualm aus dem Schornstein aufsteigen sehen. Einen Tisch weiter wartet der 18-jährige Dorian Dode, der gerade mitten in der Lehre zur Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft steckt. In mehreren kleinen Schalen liegen Schlackereste aus der Müllverbrennung. Mit einem Magneten fischt er krümelgroße Teile heraus und erklärt: „Auf diese Art können wir wertvolle Rohstoffe wie Eisen aus dem Abfall gewinnen.“ Und nebenbei macht er seinen Zuhörern, die nicht sehr viel jünger sind als er, Mut, sich zu bewerben. „Schulnoten sind natürlich nicht egal, aber ihr müsst nicht überall eine Eins oder Zwei haben.“ Diesen Ball nimmt Antonius Seibert, Teamleiter der Kontrolle, gerne auf. Abschließend stellt er den Schülerinnen und Schülern die vier Ausbildungsberufe beim Asdonkshof kurz vor: Elektroniker/in für Betriebstechnik, Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft, Industriemechaniker und Industriekaufmann/ frau. „Keine Angst“, macht er den Jugendlichen Mut, „wer möchte, kann sich bei uns melden, um ein Praktikum zu machen. Dabei lernt man unsere Arbeit und die Berufe am besten kennen.“ 23 Kreis Weseler Abfallgesellschaft mbH & Co. KG Abfallentsorgungszentrum (AEZ) Asdonkshof Cornelia Bothen Abteilung Öffentlichkeitsarbeit Graftstraße 25 47475 Kamp-Lintfort Tel 02842 / 940-270 Fax 02842 / 940-200 [email protected] www.aez-asdonkshof.de
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