Radschnellverbindungen im Berliner Stadtgebiet

© SHP Ingenieure
Berlin: mobiler
Radschnellverbindungen im Berliner Stadtgebiet
Zwischenstand
Radschnellverbindungen | Inhalt
Inhalt
Warum braucht Berlin Radschnellverbindungen?
3
Die Aufgabe
4
Grundlagen – Regeln und Standards
5
Trassenkorridore finden
7
Die Trassen bewerten
8
Zielfeld Infrastruktur
10
Zielfeld Potenziale
12
Zielfeld Wirtschaftlichkeit
14
Die Ergebnisse – Gesamtbewertung
15
Die TOP 12
16
Fazit und Ausblick
17
Ihre Ansprechpartner
18
Impressum19
2
Radschnellverbindungen | Warum braucht Berlin Radschnellverbindungen?
Warum braucht Berlin
Radschnellverbindungen?
Schnell – attraktiv – umweltfreundlich
© SHP Ingenieure
Über Radschnellverbindungen wird in Berlin zurzeit intensiv diskutiert. Verschie­dene Initia­
toren haben bereits Trassenvorschläge erarbeitet (zum Beispiel Potsdamer Stammbahn),
und das öffentliche Interesse ist sehr groß.
Radschnellverbindungen sind bequeme und attraktive Angebote für Radfahrende. Sie
müssen viele Qualitätsanforderungen erfüllen, damit sie auch bei hohen Geschwindigkei­
ten sicher zu befahren sind: sie sind breit, vom Fußverkehr getrennt, gut beleuchtet, haben
einen hochwertigen Belag. Die Strecke verläuft direkt und möglichst ohne Umwege.
Radschnellverbindungen sollen Anreize schaffen, häufiger das Fahrrad zu benutzen – auch
auf Strecken, die länger sind als fünf Kilometer. Die umweltfreundliche Alter­native zum
motorisierten Verkehr lohnt sich für viele Menschen und auf vielen Wegen – besonders
dann, wenn man mit dem Rad sicher und fast so schnell unterwegs sein kann wie mit dem
Auto. Rad fahren entlastet die Straßen und leistet einen Beitrag zum Klimaschutz.
So können Radschnellverbindungen aussehen. Beispiel: E-Radschnellweg in Göttingen
Nachhaltige Planung: Potenzial und Machbarkeit
Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz hat eine Arbeitsgemeinschaft
mit einer umfassenden Studie zu Radschnellverbindungen beauftragt.
Im ersten Teil der Studie suchen die Planerinnen und Planer 30 geeignete Trassenkorri­dore,
prüfen Potenziale sowie Realisierbarkeit und bewerten sie. Im zweiten Teil werden die Ver­
bindungen mit dem höchsten Potenzial einer detaillierten Machbarkeitsunter­suchung
unterzogen. Dabei werden auch verkehrspolitische Randbedingungen und städtische Ent­
wicklungstendenzen einbezogen. Als Ergebnis der Studie erhält die Senatsverwaltung
Handlungs- und Umsetzungsempfehlungen.
Wie ist der aktuelle Stand?
Die 30 Trassenkorridore stehen fest und sind bewertet. Die Ergebnisse wurden am
15.12.2016 im Arbeitskreis „Radschnellwege in Berlin“ vorgestellt. Derzeit erfolgt die Fest­
legung der zwölf Korridore, für die Detail-Untersuchungen vorgenommen werden sollen.
Die ersten Ergebnisse zur Stammbahn-Trasse, deren Untersuchung aufgrund eines Auf­
trags aus dem Abgeordnetenhaus bereits vorab läuft, sind Ende März 2017 zu erwarten.
Die Auswahl weiterer Korridore erfolgt nach Abschluss der Potenzialuntersuchung.
3
Radschnellverbindungen | Die Aufgabe
Die Aufgabe
Die beauftragte Arbeitsgemeinschaft
Die Einrichtung einer Radschnellverbindung ist eine hochkomplexe Aufgabe – besonders in
einer dicht bebauten Metropole wie Berlin. Sie erfordert eine ganzheitliche Auseinander­
setzung mit der Thematik. Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz hat
daher eine Arbeitsgemeinschaft unter Federführung des Büros SHP Ingenieure mit einer
umfassenden Studie beauftragt, um die Möglichkeiten für die Umsetzung von Radschnell­
verbindungen in Berlin eingehend zu untersuchen.
Planung und
Straßenentwurf
Ingenieurbau
Beratung vor Ort
Kommunikation
DESIGN
GRUPPE
Die Studie
Diese Studie ist in zwei Teile gegliedert, die aufeinander aufbauen. Die Kommuni­kation der
Ergebnisse erfolgt parallel.
Teil 1: Potenzial-Untersuchungen
„„Allgemeine Grundlagen definieren
„„Trassenkorridore finden
„„Bis zu 30 Trassenkorridore befahren
„„Realisierbarkeit und Potenzial bestimmen
„„Ranking aufstellen (TOP 12)
„„Detailbetrachtungen vornehmen
„„Zwei Trassenkorridore für die Machbarkeitsuntersuchung auswählen
Teil 2: Machbarkeitsuntersuchung zu den in Teil 1 gefundenen Trassen
„„Entwurfsvorschläge für rechtlich und verkehrstechnisch machbare Strecken
Ermittlung der Kosten für die Umsetzung
Prüfung vorhandener Bauwerke wie zum Beispiel Brücken
„„Integrierte und vergleichende Gesamtbetrachtung der Teilergebnisse
Handlungsempfehlungen für das weitere Vorgehen
4
Radschnellverbindungen | Grundlagen: Regeln und Standards
Grundlagen – Regeln und
Standards
Regelstandards
Was ist bei der Planung zu beachten? Die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Ver­
kehrswesen (FGSV) definiert im Arbeitspapier „Einsatz und Gestaltung von Radschnell­
verbindungen (EG_RSV 2014) Qualitätskriterien, die bei Radschnell­verbindungen eingehal­
ten werden sollen. Diese Regelstandards werden für Berlin teilweise angepasst.
Qualitätskriterium
Regelstandards an den Radschnellwegen nach
FGSV-Arbeitspapier zu Radschnellverbindungen
Anpassung für Berlin
Länge
Mindestlänge sollte ca. 5 km betragen
Länge –> 5 km
(mind. 3 km innerhalb S-Bahn-Ring)
Verbindungen
Verbindungen für den Alltagsradverkehr
zwischen zwei Hauptzentren
oder Verbindungen zwischen
Stadtteilzentren (im Oberzentrum)
Verbindungen für Alltagsradverkehr
Verbindungen zwischen Stadtteilzentren
Breite
Zweirichtungsverkehr (i.d.R. außerorts):
–> 4 m zzgl. Sicherheitstrennstreifen
Zweirichtungsverkehr
aus Sicherheitsgründen möglichst zu
vermeiden
Einrichtungsverkehr:
–> 3 m zzgl. Sicherheitstrennstreifen
Einrichtungsverkehr:
–> 3 m zzgl. Sicherheitstrennstreifen
Führungsformen
an HVS
Führungsformen
an Anliegerstraßen
Knotenpunkte
Vorrang
Zweirichtungsverkehr:
i.d.R. außerorts
Einrichtungsverkehr:
Einrichtungsradweg oder Radfahrstreifen
Zweirichtungsverkehr:
aus Sicherheitsgründen möglichst zu
vermeiden
Einrichtungsverkehr:
Einrichtungsradweg oder Radfahrstreifen
Fahrradstraßen mit Vorrang in Straßen
mit geringer Verkehrsstärke Kfz
Fahrradstraßen mit Vorrang in Straßen
mit geringer Verkehrsstärke Kfz
•Vorrang der Fahrradstraßen
•Selbstständig geführte RSV:
Vorrang baulich (Regelfall) oder Markierung
•Vorrang der Fahrradstraßen als Regelfall
•Selbstständig geführte RSV:
Vorrang baulich (Regelfall) oder Markierung
Unterführung/
Überführung
•Rampenneigung max 6%
•nutzbare Breite für Radverkehr min. 5 m
•Rampenneigung max 3% (Ausnahme: 4%)
•nutzbare Breite für Radverkehr min. 5 m
Überquerungsstelle
mit LSA
•vorgezogene Detektion (Queren ohne Halt)
•Grünzeitverlängerung bei starkem Radverkehr
•ggf. Dauergrün Rad mit Anforderung Kfz
•vorgezogene Detektion (Queren ohne Halt)
•Grünzeitverlängerung bei starkem Radverkehr
•ggf. Dauergrün Rad mit Anforderung Kfz
Knotenpunkt
mit LSA
•LSA mit Priorisierung Rad
•mittlere Wartezeit max. 35 s
•Dimensionierung Aufstellflächen
•„Grüne Welle“ bei geeignetem Abstand
•LSA mit Priorisierung Rad
(nicht zulasten ÖV-Prio.)
•mittlere Wartezeit max. 35 s
•Dimensionierung Aufstellflächen
•„Grüne Welle“ bei geeignetem Abstand
•Fahrgeschwindigkeiten < 30 km/h
•Streckenlänge max. 10% der Gesamtstrecke
•Fahrgeschwindigkeiten < 30 km/h
•Streckenlänge max. 20% der Gesamtstrecke
Zeitverluste
•Summe Verlustzeiten aus Anhalten und Warten: max. 30 s/km
•Summe Verlustzeiten aus Anhalten und Warten: max. 30 s/km
Breite
•Unterschreitung der Querschnittsbreiten
nach EG_RSV: Streckenlänge max. 10%
der Gesamtstrecke
•Unterschreitung der Querschnittsbreiten
nach EG_RSV: Streckenlänge max. 20%
der Gesamtstrecke
Grundlegende
Qualitätskriterien
Fahrgeschwindigkeiten
5
Radschnellverbindungen | Grundlagen: Regeln und Standards
Regelabmessungen
Welche Führungsformen kommen im Zuge von Radschnellverbindungen zum Einsatz? Wie
breit müssen diese sein? Wie viel Abstand braucht man zu Fußwegen und zum Kfz-Verkehr?
Das EG_RSV 2014 sieht sowohl straßenunabhängig geführte als auch fahrbahnbegleitende
Radverkehrsanlagen für Radschnellverbindungen vor. In Straßen mit geringer Verkehrsbe­
lastung empfiehlt sich die Anordnung von Fahrradstraßen. Unten sind mögliche Regel­
abmessungen dargestellt, die zur Einhaltung der Qualitätsanforderungen an Radschnell­
ver­bindungen erforderlich sind.
Hauptverkehrsstraße
F
2,50
RSV
3,00
0,3 0,75
Kfz
RSV
3,00
F
Hauptverkehrsstraße
F
2,50
RSV
4,00
0,3
Kfz
F
0,75
Fahrradstraße
RSV
4,00
0,75
6,75
P
2,00
F
Sonderweg
F
2,50
RSV
4,00
© SHP Ingenieure
F
2,50
6
Radschnellverbindungen | Trassenkorridore finden
Trassenkorridore finden
Die erste Aufgabe bei der Potenzialanalyse ist die Suche nach 30 geeigneten Trassenkorri­
doren im gesamten Berliner Stadtgebiet. Dabei werden Vorschläge aus der öffent­lichen
Diskussion – wie zum Beispiel Potsdamer Stammbahn, Radbahn – und Beiträge von ADFC
und BUND einbezogen.
Welche Verbindungen kommen in Frage?
„„Einbindung in das bestehende Radverkehrsnetz und in Radfernwege möglich
„„Anlehnung an günstig verlaufende Trassen des Straßen- oder Schienenverkehrs
„„Strecken mit hohem Radverkehrsaufkommen / hohem Potenzial (Grobeinschätzung)
„„Betriebs-, Wirtschaftswege beziehungsweise parallel verlaufende Wege an
Autobahntrassen
„„Routen auf ggf. überdimensionierten Straßenverkehrsanlagen
„„stillgelegte Bahntrassen, zum Beispiel Siemensbahn, Teile der Stettiner Bahn
25
21
20
8
5
24
22
19
17
18
3
7
12
13
29
26
2
28
30
10
4
1
27
6
23
11
16
15
1. Potsdamer Stammbahn
2. U1 Radbahn
3. Siemensbahn
4. Betriebsweg A 100
5. Stettiner Bahn
6. Mittellage A 103
7. Straße des 17. Juni – Unter den Linden
8. Saatwinkler Damm
9. Am Treptower Park – Adlergestell
10. Königswegs – Kronprinzessinnenweg
11. Yorckstraße – Lichterfelde Süd
12. Heerstraße
13. Karl-Marx-Allee – Alt-Mahlsdorf
14. Mariendorfer Damm – Tempelhofer Damm
15. Priesterweg – Lichtenrade
14
9
© SHP Ingenieure
Diese Strecken wurden
in die Untersuchung
aufgenommen. An der
Stadtgrenze ist eine
Fortsetzung in die angrenzenden Gebiete möglich.
6. Buschkrugallee – Waltersdorfer Chaussee
1
17. Greifswalder Straße – Berliner Allee
18. Landsberger Allee – Marzahn
19. Berliner Straße – Schönhauser Allee
20. Gesundbrunnen – Frohnau
21. Nonnendammallee – Falkenseer Chaussee
22. Spandauer Damm – Freiheit
23. Betriebsweg A113
24. Flughafen Tegel – Hohenzollernkanal
25. Henningsdorfer Straße – Bornholmer Straße
26. Landwehrkanal
27. Südstern – Rungiusstraße
28. Ostkreuz – Biesdorfer Friedhofsweg
29. Breite Straße – Ostkreuz
30. Tempelhofer Damm – Grenzallee
7
Radschnellverbindungen | Die Trassen bewerten
Die Trassen bewerten
Zielfelder
Die 30 gefundenen Trassenkorridore werden anhand verschiedener Kriterien bewertet.
Dabei werden drei Zielfelder betrachtet: Infrastruktur, Potenziale und Wirtschaftlichkeit.
Sie fließen zu je einem Drittel in die Gesamtbewertung ein.
Anhand der Bewertung werden zwölf von 30 Trassenkorridoren ausgesucht und detaillier­
ter betrachtet. Zudem erfolgt eine Gewichtung der Kriterien, so dass einzelne Unter­
kriterien stärker wirken.
Infrastruktur
Adäquate Streckenlänge
Realisierbarkeit
Geringe Reisezeit (E)
Attraktive Strecke (E)
Infrastruktur
Adäquate Streckenlänge
Realisierbarkeit
Geringe Reisezeit
Attraktive Strecke
Potenziale
Verbindungsfunktion
Erschließungsfunktion
Verknüpfung ÖPNV
Wirtschaftlichkeit
Grobkosten (E)
Potenziale
Verbindungsfunktion
Erschließungsfunktion
Verknüpfung ÖPNV
Wirtschaftlichkeit
Kosten Umbau
Kosten Ausbau Strecke
Kosten Bauwerke
Kosten Betrieb/
Unterhaltung
Machbarkeitsuntersuchung
Zielfelder
Bewertung 12 Trassenkorridore
Zielfelder
Auswahl min. 2 Trassenkorridore
2
Auswahl 12 Trassenkorridore
Bewertung 30 Trassenkorridore
1
© SHP Ingenieure
(E) = Einschätzung
Auf dem Weg zu Trassenkorridor 19
8
Radschnellverbindungen | Die Trassen bewerten
Zielsystem
Jedem Ziel werden Kriterien zugeordnet. Nach diesen Kriterien werden die Trassenkorri­
dore bewertet. Grundlage sind geografische und demografische Daten sowie die Erkennt­
nisse aus der Befahrung der Strecken. Manche Faktoren lassen sich im ersten Schritt nur
qualitativ einschätzen.
Ziele
30 Trassenkorridore
Kriterien
Ziefeld Infrastruktur
Adäquate Streckenlänge
Streckenlänge
Realisierbarkeit
Nutzungskonkurrenz
(Verkehrs-)technische Komplexität
Durchsetzbarkeit
Geringe Reisezeit
qualitative
Einschätzung
Anzahl KP mit Wartepflicht
Reisezeitgewinn gegenüber MIV
Reisezeitgewinn gegenüber ÖPNV
Attraktive Strecke
qualitative
Einschätzung
Oberflächenbeschaffenheit
ebene Topografie
Zielfeld Potenziale
keine Einbauten (Gitter, Maste)
Beleuchtung
Hohe Verbindungsfunktion
„Verbindungsfunktion“ Rad
Quell-Ziel-Beziehungen
Wohnen
Hohe Erschließungsfunktion
Arbeiten
(Hoch-)Schule
Naherholung
Haltestellen des ÖPNV
Verknüpfung mit ÖPNV
Zielfeld Wirtschaftlichkeit
Adäquate Umbau Knotenpunkte
Kosten
Ausbau Strecke
qualitative
Einschätzung
Grobkostenschätzung KP
Grobkostenschätzung Strecke
Bauwerke
Grobkostenschätzung Bauwerke
Betrieb und
Unterhaltung
Grobkostenschätzung Betrieb
und Unterhaltung
direkte Bewertung mit „Schulnoten“
nach einzelnen Kriterien
9
Radschnellverbindungen | Zielfeld Infrastruktur
Zielfeld Infrastruktur
Gewichtung
Das Zielfeld Infrastruktur erfolgt die Bewertung anhand der Ziele „adäquate Strecken­
länge“, „Realisierbarkeit“, „geringe Reisezeit“ und „attraktive Strecke“. Diesen Zielen wer­
den Kriterien zugeordnet, die in Anhängigkeit von ihrer Relevanz unterschiedlich stark
gewichtet werden (von 1 – niedrigste Gewichtung bis 10 – höchste Gewichtung). Insgesamt
werden 26 Punkte im Zielfeld Infrastruktur ver­geben.
Beispiel: eine geringe Reisezeit zwischen Quelle und Ziel ist wichtiger als die Strecken­­länge eines Trassenkorridors – also fließt „geringe Reisezeit“ stärker in die Bewertung ein.
Diese macht 8/26 der Gesamtbewertung aus.
Die Benotung der Kriterien erfolgt für jeden Trassenkorridor abschnittsweise nach dem
Schulnotensystem (Note 1–5). So ergibt sich aus der Gewichtung und Benotung der einzel­
nen Kriterien die Gesamtnote des Zielfelds Infrastruktur.
Für die TOP 12 Trassenkorridore erfolgt im Schritt 2 die Detailermittlung zu den Zielen
„Geringe Reisezeit“ und „Attraktive Strecke“.
Ziele
30 Trassenkorridore
Kriterien
Adäquate
Streckenlänge
Streckenlänge
Realisierbarkeit
Nutzungskonkurrenz
Gewichtung
5,0
10,0
(Verkehrs-)technische Komplexität
Durchsetzbarkeit
Anzahl KP mit Wartepflicht
Geringe Reisezeit
Attraktive Strecke
qualitative
Einschätzung
Reisezeitgewinn gegenüber MIV
qualitative
Einschätzung
Oberflächenbeschaffenheit
8,0
Reisezeitgewinn gegenüber ÖPNV
3,0
ebene Topografie
keine Einbauten (Gitter, Maste)
Beleuchtung
10
Radschnellverbindungen | Zielfeld Infrastruktur
Realisierbarkeit
Die Realisierbarkeit einer Trasse ist eines der Ziele im Zielfeld Infrastruktur. Die Bewertung
der Realisierbarkeit erfolgt anhand der folgenden Kriterien:
Nutzungskonkurrenz: Welche Flächen sind im Straßenraum verfügbar? Gibt es konkurrie­
rende Nutzungsansprüche zwischen den einzelnen Verkehrsteilnehmern: ÖPNV, Kfz-Fahr­
streifen, Parkräume, Seitenräume für den Fußgänger?
(Verkehrs-)Technische Komplexität: Müssen Signalanlagen angepasst, Knoten­punkte um­
gebaut werden?
Durchsetzbarkeit: Lässt sich die Strecke zeitnah umsetzen? Müssen Flächen erworben wer­
den, bedarf es einer Genehmigungsplanung? Wie lange kann die Strecke genutzt werden
– ein Thema zum Beispiel bei der Potsdamer Stammbahn. Wie schnell kann man hier fah­
ren? Und wie attraktiv ist die Route?
Die Arbeitsgemeinschaft hat die 30 gefundenen Trassenkorridore in Befahrungsabschnitte
unterteilt und für jeden Abschnitt den jeweiligen Straßenquerschnitt definiert, um mög­
liche Nutzungskonflikte aufzuzeigen. So wurde die Flächenverfügbarkeit von Mittelstrei­
fen, Fahrstreifen, Parkplätzen, den Seitenräumen und deren mögliche Umnutzung für eine
Radschnellverbindung bewertet.
M
Straßenquerschnitte
an Hauptverkehrsstraßen
S
P
Schwerpunkt
H4M
S
S
FS
S
Schwerpunkt
M
FS
FS
FS
M
FS
FS
S
FS
FS
FS
FS
FS
FS
FS
S
P
MACHBARKEIT
FS
FLÄCHE
MACHBARKEIT
S
FLÄCHE
Einschätzung
MACHBARKEIT
FLÄCHE
MACHBARKEIT
S
M
P
Schwerpunkt
H4
FS
FLÄCHE
PP
Schwerpunkt
H4PP
FS
PP
MACHBARKEIT
P
S
FS
FS
FS
© SHP Ingenieure
H4PPM
FLÄCHE
FS = Fahrstreifen M = Mittelstreifen S = Seitenraum P = Parken
11
Radschnellverbindungen | Zielfeld Potenziale
Zielfeld Potenziale
Gewichtung
Bei den Potenzialen sind die Kriterien noch einmal in Unterkriterien aufgegliedert. Die
Bewertung wird anhand der ermittelten Daten in einem Radius von 1.000 Metern vorge­
nommen. Die Gewichtung für jedes einzelne Unterkriterium wird vom Planungsteam in
Abstimmung mit dem Auftraggeber festgelegt. Die Einwohnerdichte um die Trasse, die
Anschlussmöglichkeit an das bestehende Radnetz und die Verbindung von Mittel- und
Oberzentren fallen mehr ins Gewicht als zum Beispiel ein Badesee. Die Verknüpfung mit
S- und U-Bahn-Stationen ist wichtiger als die Verknüpfung mit Bushaltestellen.
Ziele
Kriterien
Unterkriterien
Hohe
Verbindungsfunktion
Verbindungsfunktion „Rad“
Anschluss an bestehendes überörtliches
Radnetz (z.B. Fernradwege etc.)
Gewichtung
7,5
Verbindung von Entwicklungszentren
oder entlang von Entwicklungsachsen
Verbindung von Mittel- und Oberzentren
(Stadtteilzentren)
Bevölkerungsprognose
Hohe
Erschließungsfunktion
Wohnen
Einwohnerdichte
9,0
Wohnungsneubaugebiete
Arbeiten
Arbeitsplatzdichte
7,0
TOP 10 Unternehmen und Standorte
besondere öffentliche Einrichtungen
(Hoch-)Schule
Plätze in weiterführenden Schulen
7,0
Studienplätze
Naherholung
Freizeit
Einkaufszentren
2,8
Sportstätten
Badeseen und Parks
Kinos und Kultur
Verknüpfung
mit ÖPNV
Haltestellen
ÖPNV
Bus
5,4
Tram
U-Bahn
S-Bahn
© SHP Ingenieure
Fernbahn
Mögliche Radschnellverbindung durch den Volkspark Hasenheide in Neukölln (Trassenkorridor 27)
12
Radschnellverbindungen | Zielfeld Potenziale
Einwohner- und Arbeitsplatzdichte
© SHP Ingenieure / Datengrundlage: SenUVK
Zur Ermittlung der Potenziale werden unter anderem die Einwohner- und Arbeitsplatzdich­
ten für das Berliner Stadtgebiet ermittelt. Die Bewertung wird rund um jeden einzelnen
Korridor in einem Radius von 1.000 Metern nach dem Schul­notenprinzip vorgenommen.
Die Note 1 bedeutet, dass das gesamte Gebiet um den Korridor in einem Bereich mit sehr
hoher Einwohner- bzw. Arbeitsplatzdichte liegt. Die Note 5 wird bei einem Korridor verge­
ben, die in großen Teilen in Gebieten mit geringer Einwohner- beziehungsweise Arbeits­
platzdichte liegt.
13
Radschnellverbindungen | Zielfeld Wirtschaftlichkeit
Zielfeld Wirtschaftlichkeit
Gewichtung
Anhand der Bestandsaufnahme nehmen die Planerinnen und Planer eine Grob­kosten­
schätzung vor. Muss bei einer Trasse eine Brücke saniert oder gar neu gebaut werden
(Note 5)? Ist es erforderlich, Parkflächen neu zu ordnen (Note 2)?
Für die zwölf ausgewählten Strecken erfolgt dann eine Unterteilung in Kosten für Umbau
von Knotenpunkten, Ausbau der Strecke, Bauwerke und Betrieb und Unterhaltung. Alle
Kosten werden gleich gewichtet.
Adäquate Kosten
Ziele
30 Trassenkorridore
Umbau
Knotenpunkte
Ausbau
Strecke
Bauwerke
Gewichtung
Grobkostenschätzung
Knotenpunkte
10,0
Grobkostenschätzung Strecke
10,0
Grobkostenschätzung Bauwerke
10,0
Grobkostenschätzung Betrieb
und Unterhaltung
10,0
© SHP Ingenieure
Betrieb
Unterhaltung
qualitative
Grobkosteneinschätzung
Kriterien
Hier fehlt eine Radverkehrsbrücke über den Britzer Zweigkanal entlang der A 113 zur Verbindung der Trassenkorridore
23 und 4
14
Radschnellverbindungen | Die Ergebnisse
Die Ergebnisse: Gesamtbewertung
25
21
20
8
5
24
22
19
17
18
3
7
12
13
29
26
2
28
30
10
1
27
6
4
23
11
15
14
16
9
Trassenkorridore
Infrastruktur
Potenziale
Wirtschaftlichkeit
Gesamtwertung
1
3,0
1,4
3,0
2,5
2
3,7
1,3
5,0
3,3
3
3,3
3,1
3,0
3,1
4
2,2
2,4
2,0
2,2
5
2,2
2,1
3,0
2,4
6
3,3
2,5
4,0
3,3
7
2,8
1,9
2,0
2,2
8
2,1
3,2
3,0
2,8
9
3,1
2,6
3,0
2,9
10
1,3
4,3
1,0
2,2
11
2,1
3,5
2,0
2,5
12
3,2
2,8
4,0
3,3
13
3,3
2,9
3,0
3,1
14
3,0
3,4
2,0
2,8
15
3,9
4,1
5,0
4,3
16
3,7
3,2
3,0
4,3
17
3,9
1,6
3,0
2,8
18
2,8
3,0
4,0
3,3
19
3,7
1,1
3,0
2,6
20
2,3
3,2
5,0
3,5
21
2,6
2,9
2,0
2,5
22
2,1
3,1
2,0
2,4
23
1,1
3,5
1,0
1,9
24
1,7
3,1
2,0
2,3
25
3,3
3,5
5,0
4,0
26
3,6
1,9
5,0
3,5
27
1,6
2,9
2,0
2,1
28
2,6
3,3
4,0
3,3
29
3,5
1,6
4,0
3,0
30
1,8
2,3
5,0
3,0
© SHP Ingenieure
Alle 30 Trassenkorridore sind bewertet. Anhand der Gesamtbewertung der drei Zielfelder
Infrastruktur, Potenziale und Wirtschaftlichkeit nach dem Zielsystem erfolgt die Auswahl
der TOP 12. Der Trassenkorridor 1, der auf den stillgelegten Gleisen der Pots­damer Stamm­
bahn verläuft, wird unabhängig von der Bewertung auf Machbarkeit geprüft.
15
Radschnellverbindungen | Die TOP 12
Die TOP 12
Das sind die Vorschläge für die 12 Trassenkorridore + Korridor 1, die Potsdamer Stamm­
bahn. Durch die Verknüpfung einzelner Trassenkorridore, zum Beispiel der Korridore 4, 23
und 27 kann das Potenzial noch erheblich gesteigert werden.
ZWISCH
3. Betriebsweg A113
2
27. Südstern – Rungiusstraße
4. Betriebsweg A 100
10. Königswegs – Kronprinzessinnenweg
7. Straße des 17. Juni – Unter den Linden
24. Flughafen Tegel – Hohenzollernkanal
22. Spandauer Damm – Freiheit
5. Stettiner Bahn
1. Potsdamer Stammbahn
21. Nonnendammallee – Falkenseer Chaussee
11. Yorckstraße – Lichterfelde Süd
19. Berliner Straße – Schönhauser Allee
8. Saatwinkler Damm
Trassenkorridor
24
19
Note
23
1,9
27
2,1
4
2,2
10
2,2
7
2,2
24
2,3
22
2,4
5
2,4
1
2,5
21
2,5
11
2,5
19
2,6
8
2,8
© SHP Ingenieure
21
D
Gesamtwertung
5
8
E N S TA N
22
7
10
4
1
27
11
23
16
Radschnellverbindungen | Fazit und Ausblick
Fazit und Ausblick
Wie geht es weiter bis Ende 2017?
Mit einer Sensitivitätsanalyse wird geprüft, ob eine Modifizierung der vorgenommenen
Gewichtung das Gesamtergebnis maßgeblich beeinflussen würde. Nach der Detailbetrach­
tung mit Reisezeitvergleichen (siehe Grafik), Straßenraumgestaltung und detaillierter
Wirt­schaftlichkeitsermittlung steht die endgültige Auswahl der zwei Trassenkorridore fest,
für die die Machbarkeitsuntersuchung durchgeführt wird. Innerhalb der Korridore erfolgt
die Streckenfindung. Weitere begleitende Arbeits­kreise finden statt. Der Abschlussbericht
wird erstellt.
S
Start- und Zielpunkt
Fahrzeit Rad
RSV
Radweg
Reisezeit ÖPNV
Fahrweg ÖPNV
Fußweg zur Haltestelle
Potsdamer Platz
44 min
Reisezeit Pkw
Fahrweg Pkw
22 min
27 min
Lichterfelde-West
Trassenkorridor 1
9,3 km
© SHP Ingenieure
S
25 min
Schneller als mit dem Auto: Reisezeitvergleich für den Trassenkorridor 1 Potsdamer Stammbahn
Und was kommt danach?
Laut Koalitionsvertrag sollen in der aktuellen Legislaturperiode erste Radschnellverbindun­
gen umgesetzt und weitere Machbarkeitsuntersuchungen durchgeführt werden.
Zur Unterstützung des Projekts hat die Senatsverwaltung die Entwicklung eines Leitfadens
zur Einrichtung von Fahrradstraßen beauftragt.
17
Radschnellverbindungen | Ihre Ansprechpartner
Ihre Ansprechpartner
Senatsverwaltung für
Umwelt, Verkehr und Klimaschutz
Am Köllnischen Park 3
10179 Berlin
Martin Mroß - VII B 25
Tel.: +49-(0)30 - 9025 1749
Fax: +49-(0)30 - 9025 1050
Email: [email protected]
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Univ.-Prof. Dr.-Ing. Thomas Richter
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Dr.- Ing. Peter Bischoff
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Radschnellverbindungen | Impressum
Impressum
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Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz
Kommunikation
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Inhalte und Bearbeitung
Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz
Abteilung Verkehr
in Zusammenarbeit mit
Arbeitsgemeinschaft
SHP Ingenieure
grbv Ingenieure im Bauwesen GmbH
Technische Universität Berlin, Fachgebiet Straßenplanung und Straßenbetrieb
Design-Gruppe
Redaktion
Martin Mroß, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz
Melissa Latzel, SHP Ingenieure
Gisela Sonderhüsken, Design-Gruppe
Layout
Gisela Sonderhüsken
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Berlin, Februar 2017
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