Zusammenstellung 25.2.2017

In dieser Ausgabe der AGRAR-HINWEISE u.a.:
- DLG benennt Agrar-Missstände
- SPD-Ministerpräsident Weil nur für agrarindustrielle Trippelschritte?
- Untersuchung bei Tierkörperbeseitigung zeigt Tierhaltungs-Verstöße
- Neue Düngeverordnung und 4. niedersächsischer Nährstoffbericht
- Debatte um Breite von Gewässerrandstreifen
- Agrarindustriell ausgerichteter IAMO-Professor bei Emsland-Veranstaltung
- Umweltministerin Hendricks bei westfälischer Bauernverbands-Kreisversammlung
- Handel stellt massiv auf „Ohne-Gentechnik-Produkte“ um
- Discounter-Bio
- Neue Bio-Molkerei
- Hungersnöte in Kenia und im Südsudan – unterschiedliche Ursachen
- Ankündigung: Milchtagung zu neuem Umgang mit Molkereien
Mit freundlichen Grüßen
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
Landesverband Niedersachsen/Bremen e.V. – Pressesprecher:
Eckehard Niemann, Varendorfer Str. 24, 29553 Bienenbüttel
0151-11201634 – [email protected]
Newsletter „Agrar-Hinweise“ – 25.02.2017
vorherige Ausgaben auf der Internetseite http://www.abl-niedersachsen.de/
Die Agrarzeitung vom 24.2.2017 zur „DLG-Strategie 2030“:
„Strategie 2030 bricht mit Tabus.
DLG holt die Landwirtschaft aus der Defensive – mehr aber auch
nicht.“
Ziemlich spätes Nachholen von Einsichten
bei der Wintertagung der „Deutschen LandwirtschaftsGesellschaft“ (DLG):
"Die nicht kurativen Maßnahmen und die Haltung von Sauen in Kastenständen
werden auf Dauer nicht zu halten sein. "Freies Abferkeln" und mehr Außenklimareize
werden die großen Herausforderungen der Zukunft sein" – so der Emsländer
Agrarindustrielle Teepker.
Nach Ansicht von DLG-Vizepräsident Hubertus Paetow müssen die Landwirte in
Zukunft noch stärker bereit sein, "Produktionsabläufe neu und längerfristig zu
denken". Er zitierte den italienischen Schriftsteller Guiseppe di Lampedusa, der
schon Ende des 19. Jahrhunderts gesagt habe: "Wenn wir wollen, dass alles so
bleibt, wie es ist, dann ist es nötig, dass sich alles verändert".
Enge Weizen-Raps-Fruchtfolgen stießen in einigen Regionen an Grenzen, weil zum
Beispiel der Ackerfuchsschwanz nicht mehr effizient bekämpft werden könne. "Wenn
man die Kosten für N-Bilanzüberschüsse, die möglicherweise in Zukunft anfallen,
und die höheren Pflanzenschutzkosten wegen der Resistenzen einbezieht, sind die
bisher ökonomisch unterlegenen vielfältigeren Fruchtfolgen mit
Leguminosen, Rüben, Mais etc. den Standardfruchtfolgen fast gleichwertig" – so der
Großbetriebs-Ackerbauer und DLG-Vizepräsident Paetow aus MVP
Mehr dazu:
Topagrar.com - Lesen Sie mehr auf: https://www.topagrar.com/news/Home-topNews-Die-Tierhaltung-bleibt-in-ihren-Hochburgen-7768805.html
Stilmittel
Aus einem Kommentar Dr. Jürgen Struck zu Ministerin Hendricks
auf Agrarzeitung-Online vom 23.2.2017:
(…) Dem ersten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, Konrad Adenauer, wird
das Zitat zugeschrieben: „Machen Sie sich erst einmal unbeliebt, dann werden Sie
ernstgenommen".
Wird dies zugrunde gelegt, dann wird Frau Hendricks in den Kreisen der
Landwirtschaft sehr ernst genommen - Ziel erreicht. Und außerhalb der
Landwirtschaft findet sie wahrscheinlich sogar viel Verständnis. (…)
Trippelschritte in der Agrarindustrie?
SPD-Ministerpräsident Weil weiter für nur „kleine Schritte“
Bei einem Besuch im Oldenburger Münsterland sagte Niedersachsens
Ministerpräsident der Agrarbranche seine Unterstützung zu, so Agrarzeitung-Online
vom 23.2.2017. Notwendig seien Veränderungen in kleinen Schritten. Bei der
erforderlichen nationalen Nutztierstrategie könne man sich an den Erfahrungen
Niedersachsens orientieren, erklärte Weil am Mittwoch in Dinklage (Landkreis
Vechta). … Er unterstütze deshalb den gemeinsamen Vorstoß von
Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) und seinen Amtsvorgängern Uwe
Bartels (SPD) und Gert Lindemann (CDU) für eine nationale Nutztierstrategie.
Aufgabe der Politik sei es durchzusetzen, was Konsumenten und Gesellschaft
wünschen. Bei Veränderungen müssten aber kleine Schritte gegangen und die
Zusammenarbeit mit den Betroffenen gesucht werden. „Konfrontation hilft uns nicht",
stellte Weil klar.
NOZ - 22.02.2017
VERHUNGERT, VERDURSTET, WUND GELEGEN
Hinweise auf massive Tierschutzverstöße bleiben unentdeckt
Osnabrück. Verhungert, verdurstet, wund gelegen: In den
Tierkörperbeseitigungsanstalten verschwinden nicht nur zahllose Kadaver,
sondern mit ihnen auch Hinweise auf Tierschutzverstöße. Untersuchungen
legen erhebliche Missstände offen, die bislang folgenlos bleiben.
Nein, in diesem Ausmaß habe er das nicht erwartet, fasst ein Veterinär aus
Niedersachsen die Ergebnisse seiner Untersuchung zusammen. Zwei Tage lang
hatten er und Kollegen geschaut, was bei einer Tierkörperbeseitigungsanstalt
angeliefert wurde. Tiere also, die bereits im Stall und nicht erst im Schlachthof
gestorben sind. Danach stand für den Tierarzt fest: „Es herrscht dringender Bedarf,
etwas zu tun.“
75 Kadaver hatte sich der Fachmann genauer angeschaut. Bei zehn Prozent
entdeckte er „ernsthafte Hinweise“ auf Tierschutzverstöße. Was das heißt? In den
extremsten Fällen waren die Tiere verhungert und verdurstet, viele deutlich
wundgelegen. 15-mal stellte der Fachmann zudem fest, dass die Tiere nicht
sachgerecht getötet worden waren. (Weiterlesen: Tote Tiere: Niedersachsen will
Kadaver untersuchen lassen)
Untersuchungen in Österreich
Allesamt Zufallsfunde? Wohl nicht. Denn nicht nur andere Veterinäre in
Niedersachsen kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Auch eine groß angelegte
Untersuchung der Veterinärmedizinische Universität in Wien zeigt: Die Missstände
haben System.
Mehr als 2000 Rinder- und Schweinekadaver haben Veterinärmediziner um
Johannes Baumgartner in einer österreichischen Tierkörperbeseitigungsanstalt
untersucht. Das Ergebnis: Bei 10 Prozent der Rinder und 20 Prozent der Schweine
fanden die Forscher Hinweise darauf, „dass die betroffenen Tiere vor dem Verenden
ungerechtfertigt erhebliche Leiden und Schmerzen erdulden mussten […]“. Auch hier
lauteten die Befunde: hochgradig abgemagert, Gelenkverletzungen und immer
wieder Geschwüre durch Wundliegen.
Nottötung herausgezögert?
Baumgartner schließt aus seinen Befunden: Landwirte zögern die Nottötung
erkrankter Tiere – entweder durch die eigene Hand oder den Tierarzt – in einigen
Fällen zu lange heraus. Unnötiges Leid ist die Folge. Der Wiener Wissenschaftler
sagt: „Wir müssen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass die Nottötung eine
Tierschutzmaßnahme ist.“
Hier sieht Baumgartner ein weiteres Problem: „Das Töten von Tieren ist aus dem
Bewusstsein der Tierhalter verschwunden.“ In der modernen Fleischproduktion sei
die Schlachtung ausgelagert an hochspezialisierte Betriebe, nur noch die wenigsten
Landwirte würden beispielsweise für den eigenen Bedarf schlachten.
Am eigenen Blut erstickt
Das fehlende Wissen führe im Ernstfall zu erheblichen Problemen: Bei den
Untersuchungen seien Rinderköpfe mit sechs Einschusslöchern von
Bolzenschussgeräten entdeckt worden. Offensichtlich war es nicht gelungen, das
Tier ordnungsgemäß zu betäuben. In anderen Fällen seien die Einschnitte in den
Hals zu klein gewesen. Statt zu entbluten, seien die Tiere in der Folge an ihrem
eigenen Blut erstickt.
„Die Tierhalter sind sich der Problematik bewusst, sie sind aber überfordert“,
schlussfolgert Baumgartner. Den Missständen könne nur mit Aufklärung begegnet
werden. Die Landwirte bräuchten eine Art Kriterienkatalog, der deutlich macht, ab
wann eine Nottötung erforderlich und wie sie durchzuführen ist.
Kadaver Rohstoff für Zementindustrie
Das gesamte Ausmaß des Problems schätzt der Forscher als erheblich ein:
„Hochgerechnet auf die gesamte Nutztierhaltung könnte bis zu ein Prozent der Tiere
von diesem Schicksal betroffen sein. Niemand bekommt davon etwas mit, weil die
Kadaver ein Rohstoff sind, der hauptsächlich in der Zementindustrie verfeuert wird.“
Tatsächlich kontrolliert zumindest in Deutschland bislang kein Amtstierarzt den
Zustand der toten Tiere, die in Beseitigungsanstalten enden. Verstöße gegen den
Tierschutz – ob nun bewusst oder unabsichtlich – bleiben so unentdeckt. Denn laut
Tierschutzgesetz beschränkt sich die Überwachung grundsätzlich nur auf lebende
Tiere.
Viele Tiere, wenige Tierärzte
Aber: Speziell in der Region Weser-Ems stehen knapp 50 Amtstierärzte zig
Tausenden Ställen und vielen, vielen Millionen Tieren gegenüber. Das zeigt eine
Umfrage unserer Redaktion bei den zuständigen Landkreisen. Die Chance, von einer
behördlichen Kontrolle des Stalls und der Haltungsbedingungen betroffen zu sein, ist
in der tierhaltungsintensivsten Region Deutschlands gering. (Weiterlesen: WeserEms: 90 Millionen Stallplätze für Geflügel)
(…) Klar ist: Die Möglichkeiten der Länder sind eingeschränkt, denn Tierschutzrecht
ist Sache des Bundes. Und der, so moniert zumindest Niedersachsen, entwickle kein
besonderes Engagement dabei, das Schlupfloch zu schließen. Niedersachsens
Landwirtschaftsminister und Agrarministerkonferenz-Vorsitzender Christian Meyer
(Grüne) kritisiert: „Das ist ein weiteres Armutszeugnis für die Arbeit von
Bundesagrarminister Christian Schmidt beim Thema Tierschutz.“ Meyer appelliert an
Schmidt, „diese Rechtslücke endlich zu schließen und keine tierschutzrechtsfreien
Räume entstehen zu lassen“. Das Bundesministerium bestätigt, dass
Tierkörperbeseitigungsanlagen grundsätzlich nicht der Kontrolle von
Tierschutzbehörden unterlägen…
(Weiterlesen: Das Überwachungsnetz muss enger geknüpft werden)
hib - heute im bundestag Nr. 91
Neues aus Ausschüssen und aktuelle parlamentarische Initiativen
Mi., 15. Februar 2017
Agrarausschuss stimmt für Düngegesetz
Berlin: (hib/EIS) Der Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft befürwortet die
Novellierung des Düngegesetzes (18/7557). Die Abgeordneten haben sich am
Mittwochmorgen mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen von CDU/CSU und SPD
bei Enthaltung der Fraktion Die Linke gegen die Stimmen der Fraktion Bündnis
90/Die Grünen für die Annahme des Regierungsentwurfes ausgesprochen. Der
endgültige Beschluss über das Reformvorhaben soll am Donnerstag im Plenum
gefasst werden. Durch die Änderung soll die EG-Nitratrichtlinie 91/676/EWG in
nationales Recht übernommen werden und als Grundlage zur Überarbeitung der
Düngeverordnung dienen. Ziel der Richtlinie ist es, dass der Nitratsalzbelastung der
Böden und des Grundwassers durch die Landwirtschaft infolge von Überdüngung
vorgebeugt werden soll. Des Weiteren soll das Verfahren bei der Erarbeitung von
Aktionsprogrammen geregelt werden, zu denen die Mitgliedstaaten im Rahmen der
Nitratrichtlinie verpflichtet sind. Darüber hinaus wird eine gesetzliche Grundlage für
die Datenübermittlung geschaffen, damit die für die Überwachung düngerechtlicher
Vorschriften zuständigen Bundesländer auch auf Daten zugreifen können, die für
andere Zwecke erhobenen wurden.
Aus Sicht der Bundesregierung handele es sich bei der Novelle um einen guten
Kompromiss, um unerwünschte Einträge durch Nährstoffverluste in das Grundwasser
zu reduzieren. Die Linke und Grünen kritisierten hingegen, dass die Beratung im
Ausschuss über das Düngegesetz ohne Einblick in die Düngeverordnung erfolge,
weil darüber erst diese Woche im Bundeskabinett beraten werde. Indes begrüßte Die
Linke, dass der Umweltschutz Ziel des Entwurfs sei. Es würden die richtigen
Weichen gestellt. Ob sich die Regelung in der Praxis bewährt, werde die Zukunft
jedoch noch zeigen müssen. Sicher sei aber, dass dadurch den Betrieben in Zukunft
eine höhere finanzielle Belastung zugemutet werde. Die Grünen bemängelten, dass
die Übergangsfristen in dem Entwurf zu großzügig gewählt worden seien. So
begrüßte die Fraktion die mit der Novelle vorgesehene Einführung der sogenannten
Stoffstrombilanz, lehnte aber ab, dass diese erst dem Jahr 2023 für alle Betriebe
verpflichtend sein soll. Die CDU/CSU lobte hingegen den Entwurf, weil dieser dem
Grundsatz der Nachhaltigkeit gerecht werde und einen tragfähigen Ausgleich
zwischen den Erfordernissen der Pflanzenernährung und des Grundwasserschutzes
schaffe. Nur der bürokratische Aufwand müsse so gering wie möglich gehalten
werden, heiß es aus der Fraktion. Die SPD hob hervor, dass es mit dem Gesetz
weitestgehend gelungen sei, die unterschiedlichen Interessen aller Beteiligten von
Bund, Ländern, Landwirten und Umweltschützern miteinander zu vereinbaren. Das
sei nicht leicht gewesen. Die erforderlichen Investitionen für die Betriebe im Bereich
der Lagerkapazitäten und bodennahen Ausbringetechnik werden aber erheblich sein.
Die Bundesregierung sicherte in dieser Frage zu, soweit es möglich sei, helfen zu
wollen. Im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der Agrarstruktur und
des Küstenschutzes" (GAK) sollen unterstützende Maßnahmen angeboten werden.
Im Ausschuss abgelehnt wurden mit der Mehrheit der Koalition mehrere Vorlagen der
Opposition. Die Linksfraktion hatte in einem Antrag (18/1332) die Bundesregierung
aufgefordert, eine Obergrenze für die Ausbringung von Wirtschaftsdünger in der
Landwirtschaft festzulegen. Bündnis 90/Die Grünen hatten einer Vorlage (18/9044)
zufolge verlangt, bei der Änderung des Düngegesetzes die Einführung der
Hoftorbilanzierung zu berücksichtigen. Die Menge Stickstoff, die über Dünger oder
Tierfutter in einen landwirtschaftlichen Betrieb gelangt, soll von der Menge
abgezogen werden, die in Form von landwirtschaftlichen Produkten den Hof verlässt.
Dabei soll gelten, was bei dieser Rechnung übrig bleibt, sei die Differenz des auf
dem Acker verbliebenen Stickstoffes, der einen bestimmten Grenzwert nicht
überschreiten darf.
Agrarminister Meyer: Zu viel Gülle und Gärreste auf den
Feldern
Vierter Nährstoffbericht vorgestellt – Flächendefizit halbiert
HANNOVER. Licht und Schatten beim bereits zum vierten Mal von der
Landwirtschaftskammer (LWK) im Auftrag des niedersächsischen
Agrarministeriums vorgelegten Nährstoffbericht: Von Anfang Juli 2015 bis
Ende Juni 2016 sind in Niedersachsen rund 58,7 Millionen Tonnen
Wirtschaftsdünger, also Gülle, Mist und Gärreste, angefallen – eine Million
Tonnen weniger als im Vorjahreszeitraum. Ein Grund: Die Zahl an Schweinen,
Hühnern und Puten geht zurück. Überdies sank der Stickstoffüberschuss leicht
von 80.000 Tonnen auf 70.000 Tonnen, da über den Handel erheblich weniger
Mineraldünger in Niedersachsen abgesetzt wurde. „Doch es bleibt dabei: Es sind
zu viel Gülle und Gärreste auf unseren Feldern. Stickstoff und Phosphat belasten
Böden, Wasser und Klima“, sagte Agrarminister Christian Meyer. Er präsentierte den
Nährstoffbericht heute (Mittwoch) mit LWK-Präsident Gerhard Schwetje und Franz
Jansen-Minßen, Leiter der vom Land neu geschaffenen und bei der LWK
angesiedelten Düngebehörde.
Optimistisch stimme ihn, „dass wir es auf Basis des geltenden Düngerechts
geschafft haben, das Flächendefizit zu halbieren“, so Meyer. Fehlten zuvor in
den Überschussregionen etwa 40.000 Hektar für eine ordnungsgemäße Ausbringung
von Wirtschaftsdüngern, so sind es laut Nährstoffbericht nun noch 20.000 Hektar.
Meyer: „Gemeinsam mit den Bauern können wir es also schaffen. Ziel muss eine an
die Fläche gebundene Tierhaltung sein. Dazu können Tierwohlinitiativen mit mehr
Platz pro Tier sowie weniger Tiere pro Stall erheblich beitragen.“ Zur Wahrheit
gehöre jedoch auch, „dass die vom Bund wegen Verstoßes gegen die EUNitratrichtlinie endlich auf den Weg gebrachte Novellierung des Düngerechts die
Lage wiederum verschärfen wird“.
Im Klartext: Die neue Düngeverordnung, die noch der Zustimmung des
Bundesrats bedarf, sieht strengere Grenzwerte vor. So sind ab dem Jahr 2020
lediglich noch 50 statt bisher 60 Kilogramm Stickstoff pro Hektar sowie ab dem Jahr
2023 nur noch zehn statt 20 Kilogramm Phosphat pro Hektar an
Nährstoffüberschüssen gestattet. Die Folge: Sobald das neue Düngerecht in Kraft ist,
steigt laut Nährstoffbericht das Flächendefizit in den Überschussregionen wieder auf
mehr als 100.000 Hektar. Sie fehlen dann für eine ordnungsgemäße Ausbringung
von Wirtschaftsdünger. Wie gravierend die Veränderung sein wird, zeigt diese Bilanz:
Nach aktuellem Düngerecht halten sämtliche Landkreise die Stickstoff-Obergrenze
für Wirtschaftsdünger ein. Die neue Verordnung berücksichtigt jedoch alle
organischen Dünger und damit auch pflanzliche Gärreste. Das heißt: Fünf
Landkreise würden dann die Obergrenze verfehlen und sieben andere Landkreise
nahe der zulässigen Marge von pro Hektar 170 Kilogramm Stickstoff aus
Wirtschaftsdünger sein.
LWK-Präsident Gerhard Schwetje lobte unterdessen, „dass sich im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum die gemeldete Menge an Wirtschaftsdüngern und Gärresten bei
beachtlichen 165.000 Einzelmeldungen um 1,5 Millionen Tonnen auf 35,4 Millionen
Tonnen erhöht hat“. Zudem seien aus der Überschussregion Weser-Ems zusätzlich
etwa 200.000 Tonnen Wirtschaftsdünger verbracht worden. Schwetje: „Insgesamt
beträgt die transportierte Menge aus dieser Region rund 2,8 Millionen Tonnen
Wirtschaftsdünger und Gärreste.“
Zugleich mahnte Schwetje, dass zwar der landesweite Stickstoff-Überschuss von
80.000 auf jetzt 70.000 Tonnen gesenkt worden sei. „Aber das bedeutet leider immer
noch einen zu hohen Einsatz von Mineraldüngern.“ Schwetjes Appell an die Bauern:
„Der Mineraldüngereinsatz ist nach dem Pflanzenbedarf zu kalkulieren – und
zusätzlich muss künftig unter Berücksichtigung der in Niedersachsen zur Verfügung
stehenden großen Mengen an organischen Düngern wie Gülle, Mist und Gärresten
noch mehr Mineraldünger durch Wirtschaftsdünger ersetzt werden.“ Der Leiter der
neuen Düngebehörde, Franz Jansen-Minßen ergänzte: „Wir haben bei den
organischen Nährstoffen nach wie vor ein Mengen- und Verteilproblem.“ Und: „Das
lässt sich künftig nicht allein über die Verteilung lösen.“
Für Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer ist eines klar: „Wir dürfen vor den
Herausforderungen für unsere Landwirtschaft nicht die Augen verschließen.“ Das
neue Düngerecht auf Bundesebene hätte wegen der übermäßigen und seitens der
EU zu Recht kritisierten viel zu hohen Nitratbelastung in Deutschland schon vor
Jahren installiert sein müssen, so Meyer. „Aber der Bund hat die Lösung des
Problems auf die lange Bank geschoben.“ Die Überdüngung sei eine der
Hauptursachen für Boden- und Gewässerbelastung, die Landwirtschaft stehe daher
in besonderer Verantwortung. „Es werden weiterhin zu viele Tiere auf zu wenig
Platz gehalten“, sagte der Agrarminister. Besonders Niedersachsen als
Agrarland Nummer 1 in Deutschland sei von den Folgen betroffen. Meyer:
„Während bundesweit nach dem jüngsten Nitratbericht der Bundesregierung etwa 28
Prozent der Grundwasser-Messstellen eine höhere Belastung als den zulässigen
Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter aufweisen, sind es in Niedersachsen
sogar rund 38 Prozent.“ Von den gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie bewerteten
90 vollständig in Niedersachsen liegenden Grundwasserkörpern seien 47 Prozent in
einem chemisch schlechten Zustand. Das entspreche einer Flächenausdehnung von
etwa 60 Prozent der Landesflächen.
Meyer sagte, nicht nur in Niedersachsen, sondern auch deutschland- und
europaweit stehe die Landwirtschaft vor einem Umbruch. „Es muss
Verbesserungen etwa beim Tierschutz und bei Emissionen aus den Ställen
geben“, so der Minister. „Notwendig ist aber auch ein Wandel beim Umgang
mit Natur und Umwelt. Wir müssen Böden und Gewässer besser schützen.“
Nur so sei eine Trendwende zu erreichen. Er sei „sehr stolz“, dass Niedersachsen
wegen der Überdüngung erste erfolgreiche Konsequenzen gezogen habe. Der
Agrarminister verwies in diesem Zusammenhang auf den vom Land mit 2,3 Millionen
Euro unterstützten Aufbau einer bei der Landwirtschaftskammer angesiedelten
Düngebehörde. „Damit schaffen wir rund zwei Dutzend neue Stellen für wirksame
Kontrollen.“ Zur effizienten düngerechtlichen Überwachung werde neben einer
risikoorientierten Überprüfung überdies die elektronische Nutzung und Verrechnung
bereits existierender Daten beitragen. „Wir werden die schwarzen Schafe aus dem
Verkehr ziehen. Wer trotz Beratung weiter gegen Vorgaben verstößt, muss
irgendwann mit einem Bußgeld rechnen. Und das kann bis zu 150.000 Euro
betragen.“
Den aktuellen Nährstoffbericht sowie weitere Informationen finden Sie in Kürze unter
http://www.ml.niedersachsen.de/themen/landwirtschaft/ue_pflanzen_und_duengema
nagement/naehrstoffbericht/naehrstoffbericht-132269.html .
Landvolk-Pressedienst – 23.2.2017:
Wassergesetz bleibt in der Kritik
L P D - Der Vorschlag für ein neues Wassergesetz durch Niedersachsens
Umweltminister Stephan Wenzel stößt in weiten Regionen Niedersachsens weiter auf
heftige Kritik. Ganz konkret geht es um einen fünf Meter breiten Streifen, auf dem die
Landwirte an jeglichen Gewässern auf Düngung und Pflanzenschutz verzichten
sollen. Dieser Vorschlag geht nach Einschätzung des Landvolkes Niedersachsen
weit über die durch das landwirtschaftliche Fachrecht begründeten Einschränkungen
hinaus, danach ist pauschal ein Streifen von einem Meter entlang von Gewässern
von Düngung und Pflanzenschutz auszunehmen. Strengere Abstandsregelungen
gelten nur bei Verwendung älterer, ungenauerer Ausbringungstechnik oder
besonders wassergefährdenden Stoffe. Eine Verbreiterung dieses Schutzstreifens,
wie jetzt im neuen Wassergesetz vorgesehen, würde insbesondere in den
Niederungsgebieten Niedersachsens zu erheblichen Verlusten landwirtschaftlicher
Nutzfläche führen.
Nach Berechnungen des Landvolkes Niedersachsen würde ein fünf Meter Streifen
an Gewässern insgesamt den Verlust von 80.000 Hektar landwirtschaftlicher
Nutzfläche bedeuten. Sie würden den Landwirten sowohl für die Erzeugung von
Futter für ihre Tiere als auch zur Erzeugung von Lebensmitteln verloren gehen. Bei
einer durchschnittlichen Größe von rund 80 Hektar, über die ein landwirtschaftlicher
Betrieb heute verfügt, würde rechnerisch rund 1.000 Höfen komplett die
Existenzgrundlage entzogen. Den wirtschaftlichen Effekt über Vermögensverluste
beziffert das Landvolk auf rund 2,5 Milliarden Euro. Der Verband verweist auf
moderne Landtechnik, mit der sich direkte Einträge sowohl von Dünge- als auch
Pflanzenschutzmitteln an Gewässerrändern vermeiden lassen. Die norddeutsche
Kulturlandschaft mit ihren zahlreichen Ent- und Bewässerungsgräben wurde
maßgeblich durch landwirtschaftliche Bewirtschaftung geprägt. Mit dem neuen
niedersächsischen Wassergesetz in der vorliegenden Form fürchten die Landwirte,
dass sie die landwirtschaftliche Nutzung dort nun weitgehend aufgeben sollen und
fordern Umweltminister Stephan Wenzel zu deutlichen Korrekturen an der
vorliegenden Fassung auf. (LPD 15/2017)
AbL- Nachtrag: Bei einem Gesprächstermin mit dem niedersächsischen
Umweltminister Wenzel sprach sich die AbL Niedersachsen/Bremen für einen
wirksamen Schutz auch der Oberflächengewässer aus – aber auch für ein problemangemessenes Augenmaß bei der Breite der notwendigen Gewässerrandstreifen.
Hierbei seien Hangneigungen, Unterschiede im Bewuchs und zwischen Acker- und
Grünland ebenso zu berücksichtigen wie moderne randscharfe DüngerAusbringungsgeräte. Entsprechende Vorgaben müssten regionale Gegebenheiten
beachten, aber gleichwohl auf Landesebene (statt auf Landkreisebene) festgelegt
werden.
NOZ - 17.02.2017:
Zwischen Realität und Erwartung
Tierhaltung im Emsland steht vor Herausforderungen
Meppen. Die Landwirtschaft steht seit Jahren in der Kritik: zu intensiv und
tierunfreundlich erscheinen vielen Menschen ihre Produktionsmethoden. Das
Problem: landwirtschaftliche Realität und gesellschaftliche Erwartungen stimmen
nicht überein. Die Herausforderungen für die Tierhaltung im Emsland standen
deshalb im Mittelpunkt des 17. Forums emsländischer Landwirte in Meppen.
(…) Hauptredner war der gebürtig aus Lähden im Emsland stammende
Agrarökonom Professor Alfons Balmann , der in Halle an der Saale forscht und
lehrt. Sein Vortrag ließ aufhorchen, stellte der Forscher doch aus seiner Sicht sehr
deutlich dar, dass zwar die Debatte über Tierschutz und Landwirtschaft oftmals
jenseits der Realität und damit zum Nachteil der Landwirte geführt werde. Dennoch
machte Balmann klar, dass auch die Landwirtschaft selbst für ihr Bild in der
Öffentlichkeit mitverantwortlich sei.
So seien die Forderungen nach mehr Tierwohl, weniger Treibhausgasemissionen
oder weniger Belastung von Boden und Grundwasser oftmals berechtigt. Weil aber
die Bauern das Feld der öffentlichen Diskussionen darüber lange Zeit Tierschützern
und Umweltgruppen überlassen hätten, entstehe der Eindruck, Probleme würden
verleugnet und Lösungen aufgeschoben. Die Kritiker erscheinen als kompetente
Auskunftgeber über Landwirtschaft, obwohl die Landwirte diese Rolle innehaben
sollten. „Die Bauern rennen vielen Forderungen hinterher und erleben ihre
Arbeit aus einer Position der Defensive – auch wenn beim Tierwohl bereits
erhebliche Fortschritte erzielt worden sind.“
… gelte es, die von Verbänden noch immer hoch gehaltene „bäuerliche
Landwirtschaft“ als Mythos zu entlarven, statt an diesem längst nicht mehr stimmigen
Bild festzuhalten. Denn Landwirtschaft sei ein intensiver Wirtschaftszweig. Ein
Arbeitsplatz koste inzwischen eine halbe Million Euro, in Niedersachsen leisteten
Familienarbeitskräfte nicht einmal mehr 60 Prozent aller Arbeitsstunden – der Rest
komme von Angestellten oder Lohnunternehmern. Tendenz sinkend.
Wichtig sei die Erarbeitung einer Nutztierstrategie, um in der intensiven
Landwirtschaft zu passenden Lösungen zu kommen. Dieser Prozess werde den
Strukturwandel beschleunigen. Viele Betriebe werden diesen Prozess nicht
mitmachen können, weil er viel Geld koste. (…)
Ein Artikel von Tobias Böckermann
NOZ - 17.02.2017
„DAS SYSTEM IST KRANK“
Hendricks unter Feinden: Bundesministerin trifft auf Bauern
Porta Westfalica. Vor rund 300 Bauern in Nordrhein-Westfalen hat
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks am Freitagabend versucht, ihre
Vorstellung von Landwirtschaft zu verteidigen. Auf Verständnis stieß sie dabei
nicht. Beobachtungen aus Porta Westfalica.
(…) Hendricks ist in diesen ökonomisch wie gesellschaftlich schwierigen Zeiten für
Bauern zur Hassfigur geworden. Immer wieder hatte sich die Umweltministerin in den
vergangenen Monaten zu Agrarthemen geäußert. „Ich bin nicht für Agrarpolitik
zuständig, aber für den Schutz von Boden, Wasser, Luft und für Artenvielfalt“,
begründete sie ihr Engagement zuletzt in einem Interview. Mit der mittlerweile
gestoppten Bauernregeln-Kampagne brachte sie dann etwas zum Überlaufen, was
schon länger gekocht hatte. Der Protest war so laut und breit, dass die SPDPolitikerin einknickte, die Kampagne stoppte und sich öffentlich entschuldigte.
Damit müsse es dann aber auch endlich mal gut sein, befand die Ministerin am
Freitagabend zum Auftakt ihrer Rede, die von allerlei Unmutsbekundungen begleitet
wurde. Mal wurden die Bauern wütend, mal Hendricks und immer redeten sie
aneinander vorbei. „Das System ist krank“, rief die Umweltministerin an einem Punkt
in den Saal, als eine Landwirtin die Politik für die halbwegs überstandene Milchkrise
der vergangenen Monate verantwortlich machte. Ein anderer beschwerte sich
darüber, dass der örtliche Landkreis Hecken zu stark zurückschneide.
Entgeistert nahm die Ministerin solche Wortmeldungen und Schuldzuweisungen zur
Kenntnis. „Sie sollen eine Tradition weiterführen, ohne dabei immer wachsen zu
müssen“, versuchte sie, ihre Vorstellungen einer zukunftsfähigen Landwirtschaft zu
skizzieren. So wie jetzt geht es ihrer Auffassung nach nämlich nicht weiter. Die
Artenvielfalt und damit die Schöpfung werde zerstört. …
Ein Artikel von Dirk Fisser
Westfalenblatt - 17.02.2017
6000 Bauern unterschreiben Petition gegen umstrittene
Plakataktion
Rote Karte für Hendricks
»So nicht« steht auf den roten Karten, die Landwirte aus OWL der Umweltministerin
Barbara Hendricks entgegen halten. Sie weist die Vorwürfe zurück und fordert eine
andere staatliche Förderung, die erbrachte Gemeinschaftsleistungen belohne.
Porta Westfalica (WB). Die umstrittene Plakatkampagne des
Bundesumweltministeriums ist zwar abgesetzt. Doch die provozierenden
»Bauernregeln« wirken nach. In Porta Westfalica bekam Ministerin Dr. Barbara
Hendricks (SPD) am Freitag den Ärger der Landwirte zu spüren.
Kreisverbandstag des WLV mit Bundesministerin Dr. Barbara Hendricks MdB.
…
Der Landwirtschaftsverband Westfalen-Lippe sammelte 6000 Protest-Unterschriften,
die der Präsident Johannes Röring Hendricks zur Begrüßung überreichte.
350 Delegierte reckten zur Bestätigung rote Karten in die Höhe. Mehrmals betonte
Röring die Gesprächsbereitschaft des Verbandes, erwähnte dabei auch
Vereinbarungen mit NRW-Umweltminister Johannes Remmel. Er warnte davor, die
Landwirte zurück in eine Wagenburg zu treiben.
Hendricks, die die Kampagne mit der Erklärung stoppte, sie habe die Bauern nicht
beleidigen wollen, erklärte in Porta Westfalica , sie werde allerdings weiter für eine
Landwirtschaft werben, die naturverträglich sei. Die Gesellschaft müsse bereit sein,
die Landwirte dafür zu bezahlen. »Ohne eine Reform – oder besser: Reparatur – der
EU-Agrarförderung wird das nicht gehen.« Dafür sprächen auch soziale Gründe.
»Die Familienbetriebe sind das erste Opfer eines Wettbewerbs, in dem das
Angebot größer ist als die Nachfrage, und in dem gegen jede
marktwirtschaftliche Logik die Produktion trotzdem immer weiter steigt.«
Hendricks, die sich auch auf Erfahrungen in ihrem Wahlkreis Kleve berief,
kritisierte die aktuelle Landwirtschaftspolitik. Sie orientiere sich »nur an den
Bedürfnissen der Agrarkonzerne und der Lebensmittelindustrie«.
Aber die Menschen im ländlichen Raum hätten trotz der Subventionen kaum noch
Perspektiven. Das zu ändern, sei leider nicht ganz einfach, »wenn man um jeden
Millimeter an Verbesserungen mit dem Landwirtschaftsminister, der Unionsfraktion
und – um das hier ganz deutlich zu sagen – auch mit dem Deutschen
Bauernverband ringen muss«.
Als Beispiel nannte sie das neue Düngerecht und den Einsatz von Pestiziden. Bei
diesem Thema gab es Pfiffe und Zwischenrufe. Daraufhin Hendricks: »Sie hier im
Saal mögen sich an die Vorschriften halten. Aber jeder hier kennt auch andere, die
sich nicht daran halten. Machen Sie sich doch nicht selbst etwas vor.« 88 Prozent
der Deutschen seien bereit, für Tierschutz mehr zu bezahlen.
Westfalenblatt - Fr., 17.02.2017:
Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) zum Streit um ihre
»Bauernregeln« – morgen Besuch in OWL
Hendricks: »Ich denke, dass wir quitt sind«
Berlin/Porta Westfalica (WB). Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) bleibt
auch nach Absetzung ihrer umstrittenen Plakataktion dabei: Die konventionelle
Landwirtschaft muss nachhaltiger werden. Mit ihr sprach Bernhard Hertlein.
Am Freitag treffen sie sich mit Landwirten in Porta Westfalica . Da zog schon
im Vorfeld ein Sturm auf. Glauben Sie, dass Ihr Verzicht auf die Plakataktion
mit den provozierenden Bauernregeln die dunklen Wolken weggeblasen hat?
Barbara Hendricks : Ich gehe davon aus, dass die Diskussion dadurch sachlicher
wird. Der Termin wurde schon vor Wochen oder Monaten festgelegt, ohne dass man
dabei an die geplante Kampagne dachte. Ich habe zur Kenntnis genommen, dass
sich einige Bäuerinnen und Bauern durch die Sprüche beleidigt und in ihrer
Berufsehre getroffen fühlten. Das hatte ich nicht bezweckt. Deshalb haben wir die
Plakatierung der Bauernregeln gestoppt und die Wirkung bei der Bauernschaft
öffentlich bedauert. Nachdem auch einige Äußerungen in meine Richtung – gelinde
gesagt – etwas überzogen gewesen sind, denke ich, dass wir quitt sind und uns in
Porta Westfalica auf die Inhalte konzentrieren können.
Was war denn das Ziel der Aktion? Um mal einen der Sprüche zu zitieren:
»Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein.« Eine
solche Enge darf es in einem Kastenstand gar nicht geben. Das wissen Sie.
Das wäre ein grober Rechtsverstoß.
Hendricks: Es darf dies nicht geben. Und trotzdem gibt es das. Das weiß man auch
in der Landwirtschaft – auch jene, die sich an das Gesetz halten. Ein Schwein im
Kastenstall muss sich hinlegen und auch die Gliedmaßen ausstrecken können. Im
Übrigen ist dies der einzige von elf Sprüchen, der sich nicht direkt auf die
Umweltgüter bezieht, für die ich verantwortlich bin. Alle anderen betreffen Boden-,
Luft-, Wasser- und Artenschutz.
Hatten Sie die Aktion mit ihrem Kabinettskollegen, Landwirtschaftsminister
Schmidt, abgesprochen?
Hendricks: In der Bundesregierung gilt das Ressortprinzip. Das heißt auch, dass die
Ministerien über ihre Öffentlichkeitsarbeit in eigener Verantwortung entscheiden. So
wird es von allen Häusern gehandhabt, nicht nur von mir.
Auch konventionelle Landwirte sagen, wir wollen mehr Umweltschutz und
Tierwohl, doch müsse es bezahlbar sein. Bislang honorierten der Handel und
die Verbraucher das in der großen Zahl noch nicht. Wenn aber die
Landwirtschaft ins Ausland abwandere, sei niemandem geholfen. Was sagen
Sie dazu?
Hendricks: Da haben die Landwirte Recht. Unsere Bauernregeln sollten ja in erster
Linie die Verbraucherinnen und Verbraucher wach rütteln. Nirgendwo in Europa
geben die Menschen so wenig von ihrem Nettoeinkommen für Lebensmittel aus wie
in Deutschland. Schon in Frankreich und den Niederlanden liegt der Anteil viel höher.
Es muss dem Verbraucher aber mal gesagt werden, dass das Schwein, dessen
Fleisch er für 3,99 Euro das Kilo kauft, für dieses Geld nicht so gehalten werden kann
wie er sich das gern ausmalt oder wie die verarbeitende Industrie und der Handel
das auf ihren Werbebildchen zeigen. Der Bundestag hat vor Jahren eine Zielmarke
von 20 Prozent ökologischen Landbaus beschlossen. Davon sind wir mit rund sieben
Prozent noch meilenweit entfernt. Aber selbst wenn wir die 20 Prozent irgendwann
erreichen, so wird der größte Teil doch weiter konventionell arbeiten – konventionell,
und doch hoffentlich nachhaltig.
Wie wollen Sie das erreichen?
Hendricks: Durch eine andere Art der Subventionierung. Derzeit erhält
beispielsweise jeder Bauer pro Hektar Land, das er bewirtschaftet, 290 Euro von der
Europäischen Union. Da aber als Folge des Höfesterbens und der Konzentration in
der Landwirtschaft heute 60 Prozent der bewirtschafteten Fläche gepachtet sind,
wandert dieses Geld umgehend in die Kasse der Grundbesitzer. Die wirtschaftenden
Bauern hätten viel mehr davon, wenn das Geld stattdessen für GemeinwohlLeistungen bezahlt würde. Darunter verstehe ich zum Beispiel die Anlage von
Hecken und Brach- oder Blühstreifen oder auch eine Reduzierung der Intensität der
Landwirtschaft.
Wie viel Geld hat ihre Aktion gekostet?
Hendricks: Insgesamt rund 1,5 Millionen Euro, vor allem für die Werbeflächen. Die
aktuelle Tierwohl-Kampagne des Bundeslandwirtschaftsministers kostet übrigens 70
Millionen Euro.
Haben Sie schon mit dem Tierschutzbüro darüber gesprochen, dass man dort
die Kampagne weiterführen will?
Hendricks: Nein. Was die machen, geschieht ohne unser Wissen, ohne unsere
Zustimmung und ohne unser Zutun.
Hätten Sie etwas dagegen?
Hendricks: Ich zerbreche mir nicht den Kopf über die Öffentlichkeitsarbeit von
Tierschützern.
»Bleibt Ackergift den Feldern fern, sieht der Artenschutz das gern«, lautete
eine andere neue Bauernregel. Die Große Koalition konnte sich aber beim
Glyphosat zu keiner einheitlichen Meinung durchringen. Also bleibt alles beim
Alten – jedenfalls bis zur Bundestagswahl?
Hendricks: Das ist so wie in jeder Koalitionsregierung. Wenn man sich nicht einigt,
stimmt die Regierung mit Enthaltung. So geschehen auch bei der GlyphosatAbstimmung in Brüssel. Wobei wir beim Artenschutz durchaus etwas erreicht haben.
Offen war für uns noch die Frage der Krebsrisiken. Jetzt wird darum weiter geprüft
und getestet, und dann wird auf dieser Grundlage neu entschieden, spätestens zum
Ende dieses Jahres.
Nach so viel Kritik an Bauernregeln versuch’ ich es am Ende selbst: Lacht in
Porta auch der Himmel und scheint sogar die Sonne, Frau Hendricks Auftritt
bei den Bauern wird dennoch keine reine Wonne. . .
Hendricks: Nett gereimt. Trotzdem fahre ich zuversichtlich nach Ostwestfalen. Ich
erwarte, dass man auch dort die Gebote der Höflichkeit einhält. Ansonsten aber
gehört Streit zur Demokratie.
F.A.Z., Mittwoch den 22.02.2017:
Hendricks macht Druck in Sachen Agrarförderung
Im Bundesrat zeichnet sich Mehrheit für Umschichtung der Mittel in Richtung
Umwelt- und Klimaschutz ab
rike. BERLIN, 21. Februar. Gut zwei Woche nach ihrem jüngsten Disput mit
Agrarminister Christian Schmidt (CSU) setzt Umweltministerin Barbara Hendricks
(SPD) ihren Kabinettskollegen abermals in Sachen Agrarpolitik unter Druck. …
versucht sie auf anderem Wege, mehr Umweltschutz in der Agrarpolitik
durchzusetzen – und hat überraschend Rückenwind durch den Bundesrat
bekommen.
Konkret geht es um eine Umschichtung der EU-Agrarzahlungen für die deutschen
Bauern – weniger Geld je Hektar, dafür mehr für die sogenannte zweite Säule, also
die Förderung von Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen. Bislang schichtet
Deutschland 4,5 Prozent von der ersten in die zweite Säule um; möglich wären bis zu
15 Prozent. Dieses Jahr gibt es ein Zeitfenster, in dem die EU-Staaten
Änderungswünsche für ihre Umschichtungsquoten nach Brüssel melden können.
Hendricks will genau das tun und für 2018 und 2019 das Maximum von 15 Prozent
festschreiben lassen. Schmidt aber ist dagegen und würde lieber alles so belassen,
wie es derzeit ist.
Bislang standen die Chancen eher schlecht, dass Hendricks sich durchsetzen könnte
(F.A.Z. vom 18. Januar). Nun aber zeichnet sich im Bundesrat eine Mehrheit für
einen Kompromiss ab, der zumindest in die Richtung geht, die der Umweltministerin
vorschwebt. Am Montag nämlich hat der federführende Agrar-Ausschuss der
Länderkammer einen Gesetzesentwurf aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein
beraten, der eine 15-Prozent-Umschichtung vorsah. Dafür gab es zwar keine
Mehrheit – wohl aber für einen Änderungsantrag aus Baden-Württemberg, der statt
15 Prozent zumindest 6 Prozent Umschichtung fordert. Dieser Änderungsantrag, der
dieser Zeitung vorliegt, wurde mit elf zu fünf Stimmen angenommen.
Als nächstes wird sich der Umweltausschuss des Bundesrates mit dem
Änderungsantrag befassen, dann das Plenum. Im Fall einer Zustimmung würde der
Länder-Entwurf in den Bundestag eingebracht werden. … Käme es zu der SechsProzent-Umschichtung, stünden künftig statt 230 Millionen Euro im Jahr 300
Millionen für die ländliche Entwicklung zur Verfügung….
F.A.Z. - 22.02.2017
Agrarwandel
FAZ-Kommentar von Henrike Roßbach
Für nichts gibt die EU mehr Geld aus als für ihre Bauern. Dieses Jahr sind es knapp
55 Milliarden Euro, die Agrarsubventionen machen mehr als 40 Prozent des EUHaushalts aus. Der Großteil fließt in Direktzahlungen, in Prämien je Hektar, von
denen Kapitalgesellschaften, die in Ackerland investiert haben, genauso profitieren
wie der Eifel-Bauer. Der Rest landet in der „zweiten Säule“, jenem Topf, mit dem
freiwillige Umweltmaßnahmen der Bauern ebenso gefördert werden wie
Dorfentwicklung oder Hofläden. Die Summen, die Europa in seine Bauernhöfe steckt,
verlangen nach einer guten Begründung. Vor allem in Zeiten, in denen es durchaus
auch anderswo Bedarf gäbe – von der Digitalisierung über die teils marode
Infrastruktur bis hin zur Jugendarbeitslosigkeit. Gesellschaftliche Leistungen der
Landwirte, die der Markt nicht honoriert, können (teilweise) als Begründung dienen.
Es ist daher richtig, wenn die Bundesumweltministerin zumindest einen Bruchteil der
Milliarden stärker an ebendiese Leistungen koppeln will. Die Landwirte und der für
sie zuständige Minister können nun beweisen, dass sie es ernst meinen mit dem von
ihnen stets beteuerten Willen zum Wandel.
Dt. Tierschutzbund - Pressemeldung - 22.02.2017:
Vogelgrippe: Deutscher Tierschutzbund fordert
Präventionsstrategie
Aktuell grassiert die schlimmste Geflügelpestepidemie, die in Deutschland je auftrat.
Angesichts dieser Entwicklung spricht sich der Deutsche Tierschutzbund für eine
vorbeugende Strategie aus, um zukünftige Seuchenausbrüche tiergerechter
eindämmen zu können. Bisher stützt sich das Vorgehen im Seuchenfall primär auf
Bestandskeulungen und Aufstallungsgebote. Seit Anfang November 2016 sind in
Deutschland nach dem Informationsstand des Deutschen Tierschutzbundes bereits
über eine Millionen Vögel gekeult worden.
„Immer wieder massenhaft Tiere zu töten, die zum Teil völlig gesund sind, ist keine
vernünftige und akzeptable Lösung für die dauerhafte Bekämpfung der
Geflügelpest“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.
„Solche Seuchengeschehen werden auch in Zukunft immer wieder auftreten, daher
ist dringend eine nationale Präventionsstrategie erforderlich. Neben
Aufstallungsgeboten und Notkeulungen im schlimmsten Fall, sollte überdacht
werden, wie man das Ausmaß der Seuche in Zukunft minimieren und die Tiere
schützen kann.“
Eine Möglichkeit, den Viren zukünftig weniger Angriffsfläche zu bieten, sieht der
Deutsche Tierschutzbund in einer Umstrukturierung der Geflügellandwirtschaft.
Kleinere Bestände, eine geringere Tier- und Betriebsdichte sowie
widerstandsfähigere Zuchtlinien, die unter tiergerechteren Haltungsbedingungen
aufwachsen, könnten Viren weniger Verbreitungsoptionen bieten. Bei akut drohender
Ansteckungsgefahr müssen alle verfügbaren Schutzmaßnahmen ergriffen werden,
wobei die Stallpflicht für Freilandgeflügel möglichst vermieden werden muss, um
tierschutzrelevante Folgen auszuschließen. Dass die Aufstallung der Tiere keine
Garantie für die Verhinderung einer Ansteckung ist, zeigen die vielen Fälle von
Geflügelpestausbrüchen in komplett geschlossenen Beständen.
Bisher völlig vernachlässigt ist die Methode einer Schutzimpfung, die die
Symptomatik und vor allem die Virusausscheidung deutlich verringern würde, sodass
eine weitere Verbreitung eingedämmt werden könnte. Die Bundesregierung sollte
aus Sicht der Tierschützer daher dringend die Forschung intensivieren und die
Finanzierung für eine kurzfristige Entwicklung von geeigneten Impfstoffen
sicherstellen.
Risiko- und tierschutzorientierte Bewertungen erforderlich
Die Tötung von Tieren ist aus Tierschutzsicht nur im Falle des eindeutigen
Nachweises hochaggressiver Geflügelpestviren akzeptabel, weshalb der Deutsche
Tierschutzbund die vorsorgliche Keulung im Verdachtsfall immer wieder kritisiert.
Aufstallungsgebote sollten außerdem nur für einzelne Regionen erlassen werden,
wenn tatsächlich ein hohes Ansteckungsrisiko besteht und andere Schutz- und
Hygienemaßnahmen nicht ausreichen. Bei der risikoorientierten Entscheidung
müssen mögliche Beeinträchtigungen der Haltungsumgebung zulasten des
Tierschutzes berücksichtigt und abgewogen werden.
DRV:
INTERESSENGEMEINSCHAFT GENOSSENSCHAFTLICHE
MILCHWIRTSCHAFT
Marktvolatilität und Tierwohl im Fokus
Berlin, 17. Februar 2017. Die Interessengemeinschaft Genossenschaftliche
Milchwirtschaft hat in dieser Woche ihre Arbeit aufgenommen. Gründungsmitglieder
dieser Plattform ehrenamtlicher Vertreter sind die genossenschaftlichen
Unternehmen ARLA, Bayerische Milchindustrie, DMK Deutsches Milchkontor,
Hochwald Milch, Molkerei Ammerland und Royal FrieslandCampina.
In der verabschiedeten Geschäftsordnung wurde als wesentliche Aufgabe die
Abstimmung gemeinsamer Positionen zu politischen Themen, die die Belange der
Milcherzeuger und ihrer Genossenschaften betreffen, festgehalten. Diese sollen
gemeinsam gegenüber Politik und Administration auf nationaler und europäischer
Ebene vertreten werden. Weiterhin soll ein Austausch über
genossenschaftsspezifische und erzeugerbezogene Themen erfolgen, um auf dieser
Grundlage strategische Empfehlungen zu entwickeln, die dann in den einzelnen
Unternehmen weiter diskutiert und gegebenenfalls umgesetzt werden können.
Zum Vorsitzenden der Interessengemeinschaft wurde Thomas Stürtz,
Vorstandsvorsitzender der Deutsches Milchkontor eG, gewählt. Er wird durch Peter
Manderfeld, Vorstandsvorsitzender der Hochwald Milch eG, vertreten. Die
Geschäftsführung wird vom Deutschen Raiffeisenverband (DRV) wahrgenommen.
Ein Themenschwerpunkt der ersten und künftigen Sitzungen ist die Erörterung von
Möglichkeiten zur Abfederung der Marktvolatilität, die in Niedrigpreisphasen die
Milcherzeuger vor massive Rentabilitäts- und Liquiditätsprobleme stellt.
Übereinstimmung bestand darin, dass der Preisabsicherung an Warenterminbörsen
künftig eine größere Rolle im Risikomanagement der Erzeugerbetriebe zukommt. Die
Molkereigenossenschaften sind bereit, ihren Mitgliedern Unterstützung bei der
Nutzung dieses Instrumentes zu geben. Derzeit wird aus Sicht der Landwirte noch
eine Reihe von Hindernissen gesehen, für die die Interessengemeinschaft
Lösungsansätze entwickeln möchte. So würden das Angebot von
Rohmilchkontrakten und kleinere Kontraktgrößen den Zugang zur Warenterminbörse
deutlich erleichtern.
Ein weiterer Themenschwerpunkt der künftigen Arbeit werden die steigenden
Anforderungen an das Tierwohl sein. Hier sehen sich die Milcherzeuger mit
vielfältigen Forderungen des Handels konfrontiert, die über bestehende gesetzliche
Standards zum Teil deutlich hinausgehen. Die Interessengemeinschaft
Genossenschaftliche Milchwirtschaft hat sich das Ziel gesetzt, eine eigene Strategie
zu entwickeln und in der Kommunikation zu nutzen.
„Ohne Gentechnik" wächst rasant
Laut Agrarzeitung-Online (24.2.) erhält das Thema gentechnikfreie Lebensmittel
einen kräftigen Schub. So wollen nahezu alle großen deutschen Händler weitere
Milchprodukte in ihre Eigenmarken einlisten, berichte die Lebensmittelzeitung. Dabei
handele es sich unter anderem um Aldi Nord und Süd, Edeka, Globus, Kaufland,
Lidl, Netto, Penny, Real und Rewe, wie eine Umfrage der Zeitung ergeben hat. Aldi
Süd und Lidl wollten sogar ihr komplettes H-Milch-Sortiment in Eigenmarke auf das
Logo „Ohne Gentechnik" umstellen. Netto und Lidl dächten außerdem an eine
Erweiterung auf Rindfleisch. …
Der Discounter Lidl strebe perspektivisch die komplette Umstellung der
Molkereiprodukte unter der Eigenmarke Milbona an. Ähnliche Pläne verfolge das
Schwesterunternehmen Kaufland. Allein dieses Jahr seien 120 weitere Artikel
geplant.
Beim Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) sei man über die Entwicklung
hocherfreut. „Dort hält man es für möglich, dass der Handel bis Ende 2017 die
gesamte Trinkmilch in Eigenmarken umstellt. Auch andere Produkte wie Käse, Quark
und Joghurt könnten im Laufe des Jahres mit dem Siegen „Ohne Gentechnik“
versehen werden.“
Molkereien beklagten, dass die gestiegenen Anforderungen des Handels zu
erhebliche Mehrkosten führen, die von dessen Zusatzzahlungen nicht komplett
gedeckt würden. Mit der Etablierung der GMO-freien Fütterung von Milchkühen
werde in Zunft auch das Angebot an Rindfleisch steigen, das ohne Gentechnik
produziert wurde. Sobald die ausgedienten Kühe geschlachtet werden, könnten auch
Rindfleischartikel in die Regale kommen. Bei Lidl würden seit Januar die ersten
Artikel angeboten und auch bei Netto gebe es Pläne, in diesem Jahr in den Verkauf
von Rindfleisch aus gentechnikfreier Fütterung einzusteigen. (az)
NDR - 20.02.2017:
Bio vom Discounter: Herkunft oft unklar
von Rieke Sprotte
Viele Verbraucher wünschen sich biologisch erzeugte Lebensmittel aus der Region.
Auf den Trend haben Discounter wie Aldi, Lidl, Netto und Penny reagiert und bieten
günstig Obst, Gemüse und Fleisch mit dem EU-Biolabel an. In einer Stichprobe
überprüft Markt die Herkunft einiger Bio-Lebensmittel vom Discounter. …
Bei Lebensmitteln mit dem EU-Biolabel werden im Vergleich zu konventioneller Ware
weniger Pestizide eingesetzt. Dabei macht es keinen Unterschied, ob die Bio-Ware
vom Discounter oder aus dem Bioladen stammt. Aber: Bio vom Discounter erfüllt nur
die Mindestanforderungen an ein Bio-Produkt. Die Siegel-Anbieter Bioland, Demeter
und Naturland machen Erzeugern deutlich strengere Vorgaben. Zum Beispiel ist mit
Antibiotika belasteter Tierdünger nicht erlaubt.
Bio-Produkte vom Discounter sind oft nur wenig teurer als konventionelle Ware. Im
Bioladen kosten Obst, Gemüse und Fleisch mit Bio-Siegel oft das Doppelte. Nicht
selten importieren Discounter Bio-Produkte günstig aus fernen Ländern - zum
Beispiel Kartoffeln aus Ägypten, Karotten aus Israel, Gurken aus Spanien. Wer
nachhaltig konsumieren möchte, sollte Wert auf saisonale und regionale
Lebensmittel legen.
NDR - 23.02.2017:
Bio-Milch: Agrarminister Meyer lobt Umstieg
In Niedersachsen ist die Zahl der biologisch produzierenden Milchviehbetriebe nach
Angaben des Agrarministeriums in Hannover gestiegen. Das Ministerium führt den
Anstieg um 52 Prozent auf eine erfolgreiche Förderpolitik zurück. 2015 hätten noch
112 Milchviehbetriebe auf Bio-Basis produziert, im Herbst 2016 seien es bereits 168
gewesen, sagte Agrarminister Christian Meyer (Grüne) am Donnerstag in Oldenburg.
"Bio-Milch boomt, und anders als im konventionellen Bereich sind die Preise mit rund
48 Cent pro Liter stabil."
Laut Meyer hat die Molkerei Ammerland diesen Trend erkannt. Demnach will sie ab
kommenden Herbst als erster großer Produzent in Niedersachsen neben
konventioneller auch Bio-Milch verarbeiten. Bundesweit war die Produktion in den
vergangenen Jahren angestiegen und lag 2016 bei fast 800.000 Tonnen. Meyer
hofft, dass in Niedersachsen bis zum Herbst 100.000 Tonnen produziert werden. Die
produzierte Gesamtmilchmenge lag dem Landvolk zufolge 2016 in Niedersachsen
bei sechs Millionen Tonnen.
Allerdings bleibt die Anzahl der Bio-Betriebe im Land gering. Nach Angaben des
Landvolks gibt es landesweit insgesamt rund 10.000 Milchproduzenten.
FAZ - 23.02.2017, von Thomas Scheen, Baringo:
Hungersnot in Kenia
Wie sich der Mensch seine eigene Hungersnot macht
Ein Grund für die drohende Katastrophe in Kenia ist das Wetterphänomen El Niño.
Doch der Mensch hat entscheidenden Anteil daran, dass Millionen Afrikanern das
Essen ausgeht.
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Was deutsche Banker von Kenia lernen können
Weite Teile Ostafrikas leiden unter einer Trockenheit. Somalia ist besonders
betroffen, hinzu kommen Teile Äthiopiens und nahezu drei Viertel der Fläche von
Kenia. Ausgelöst wurde die Dürre im vergangenen Jahr durch das Wetterphänomen
El Niño, das die saisonalen Regenfälle verhinderte. Das kenianische Rote Kreuz
spricht von 2,7 Millionen Menschen, die allein in Kenia wegen der Dürre auf
Lebensmittelhilfe angewiesen seien. Nach zwei Jahren ohne Regen hatte die
kenianische Regierung Ende Januar für zunächst 23 von 47 Verwaltungsbezirken
(Counties) den Ausnahmezustand verhängt und umgerechnet 54 Millionen Euro
Soforthilfe bereitgestellt. Inzwischen ist die Liste auf 35 Counties angewachsen. Eine
der am härtesten getroffenen Regionen ist dabei Baringo County in Zentralkenia.
Dort, wo Yoponhiro Cosmas Maywa mit seinem Schicksal hadert.
Eine wohlhabende Region leidet
Baringo County ist eine wohlhabende Region. Eigentlich. In normalen Jahren gibt es
genug Oberflächenwasser, um Gemüse- und Maisfelder zu bewässern. Ein indisches
Unternehmen baut eine Straße quer durch Baringo, womit die Bauern Zugang zum
Markt in der rund 100 Kilometer entfernten Großstadt Nakuru bekommen. Doch die
meisten Menschen hier betreiben keinen Ackerbau. Sie züchten Vieh. Ziegenherden
von bis zu 1000 Tieren und Rinderherden mit 500 Tieren sind eher die Norm als die
Ausnahme. Wo diese Herden durchgezogen sind, steht kein Grashalm mehr. Die
Böden sind ausgelaugt, weil sie dem Ansturm der Wiederkäuer nicht gewachsen
sind. Und mit der zunehmenden Versteppung versiegen irgendwann auch die
natürlichen Wasserlöcher.
„Mit der Dürre können wir leben, aber nicht mit diesen Riesenherden, die alles
zertrampeln“, sagt Hellen Juma, die Dorfchefin von Samoi Soi in der Nähe der Stadt
Kabarnet. In einem anderen Kontinent wäre Kabarnet vermutlich ein Luftkurort mit
teuren Unterkünften. In Kenia bleibt der hochgelegenen Stadt mit ihrem milden Klima
nur die Rolle des Marktfleckens für die Mais- und Gemüsebauern aus den Hügeln
ringsum. Mit den Viehzüchtern unten im Tal will man in Kabarnet nicht viel zu tun
haben, schon deshalb nicht, weil sie zur Ethnie der Pokot gehören. Die gelten als
wild, rauflustig und rücksichtslos. Die Pokot beschützen ihre Herden mit
Sturmgewehren. Und sie sind der Ansicht, ihre Rinder hätten immer und überall
Vorfahrt. „Du wachst eines Morgens auf, und 200 von diesen Viechern stehen in
deinem Maisfeld, und du kannst nichts dagegen tun, weil der Hirte eine Kalaschnikow
trägt und die notfalls auch benutzt“, schildert Hellen die Spannung zwischen den
Farmern auf den Hügeln und den Züchtern im Tal. Hält sie das Ausmaß der Dürre für
menschengemacht? „Natürlich“, sagt Hellen, „die vielen Tiere sind schuld.“
Kenia kennt keine gesetzliche Regelung zur Viehhaltung. Weder die Zahl noch die
Art der Nutztiere wird erfasst. In der Tradition der Pokot steigt die Wertschätzung
eines Manns mit der Zahl seiner Tiere. Die Herden können also gar nicht groß genug
sein. Es gibt auch keine Regelung, welche Routen die halbnomadischen Viehzüchter
mit ihren Herden benutzen dürfen. Sie ziehen dorthin, wo es Gras und Wasser gibt –
egal, wem der Boden gehört. „In diesem Land macht jeder, was er will“, sagt Hellen.
„Der Stärkere setzt sich durch.“
Anders als im luftigen Kabarnet ist es im Tal der Pokot heiß wie im Glutofen. Die Orte
entlang der Straße heißen Marigat, Loruk, Nginyang und Chemolingot. Überall
ziehen klapperdürre Rinder ziellos umher auf der Suche nach Wasser, das es nicht
mehr gibt. In Chemolingot, wo der Asphalt endet und die unbeschreiblich schlechte
Piste in das 50 Kilometer entfernte Kolowo beginnt, liefert nur noch der Brunnen der
katholischen Kirche Wasser. Die Bewohner dürfen für den Eigenbedarf schöpfen,
nicht aber für Tiere. Im Schatten der wenigen Akazien lungern einige junge Pokot.
Vor einem Monat haben sie noch Vieh gehütet, jetzt sind die Tiere verendet.
Sie erzählen Geschichten, wie man sie überall in Baringo hört: dass die mit Wasser
beladenen Lastwagen der Regionalverwaltung nur die Orte beliefern, in denen der
Gouverneur Wähler hat; dass das meiste Geld aus dem Nothilfefonds der Regierung
unterschlagen werde; dass die wenigen verbliebenen Tiere nichts mehr wert seien,
während die Preise für alles andere explodieren – Ersteres ist nicht zu überprüfen,
Zweites ist richtig.
Kühe als Währung
Eine Kuh, die vor einem Jahr noch 300 Euro gebracht hätte, ist bestenfalls noch 100
Euro wert, weil die Tiere so viel Gewicht verloren haben. Ein Liter Milch dagegen, der
vor der Trockenheit für umgerechnet 60 Euro-Cent zu haben war, wird nun für mehr
als einen Euro gehandelt. 20 Liter Wasser, angeliefert im Kanister, kosten nicht mehr
fünf Cent, sondern 50. Und der Preis für Mais, das Grundnahrungsmittel in diesem
Teil Afrikas, hat sich vervierfacht. „Die Regierung muss uns den Schaden ersetzen“,
fordert ein junger Kerl mit verspiegelter Sonnenbrille und Gin-Fahne.
Vieh ist die neue Währung in Kenia. Seit das Finanzamt ein digitales Steuersystem
eingeführt hat, das unerklärlich hohe Bankguthaben sofort entdeckt, geht viel
Schwarzgeld in die Rinderzucht. Die Tiere sind nicht erfasst, und der Handel mit
ihnen wird bar abgewickelt. Dieses Geschäft ist umso lohnender, als die stetig
wachsende kenianische Mittelklasse ihren neuen Reichtum unter anderem durch
regelmäßigen Fleischkonsum zu untermauern sucht. Davon profitieren vor allem die
traditionellen Viehzüchter, die Pokot in Baringo, die Masai in Narok, die Boran in
Marsabit. Das leichte Geld ließ ihre Herden zu veritablen Armeen auf vier Beinen
anwachsen. Überall, wo diese Tiere grasen, kommt es früher oder später zu
gewaltsamen, häufig tödlichen Auseinandersetzungen mit den sesshaften Farmern.
(…)
Peter Kiptalam schildert, was zwei Jahre ohne Regen aus dem Dorf gemacht haben.
Männer, die einst stolze Besitzer großer Ziegenherden waren, sammeln nun Holz im
Wald, um es als Brennholz auf dem Markt zu verkaufen, weil sie kein anders
Einkommen mehr haben. In der Schule verzeichnen die Lehrer einen dramatischen
Abgang von Kindern, weil die Eltern mit ihren Tieren in Richtung Norden gezogen
sind auf der Suche nach Wasser. Die Region Kolowo ist semiarides Buschland. Im
Grunde haben große Viehherden in dieser Region nichts verloren. Heute aber
siedeln in diesem Brutofen dauernd Menschen mit ihren Nutztieren und haben das
fragile Ökosystem aus dem Takt gebracht.
Ist das dem Bevölkerungswachstum in Kenia von drei bis vier Prozent jährlich
geschuldet? Peter macht eine wegwerfende Handbewegung: „Leiden die Ruander an
Hunger, nur weil sie so viele sind?“ Peter hat Ruanda einmal besucht und war
beeindruckt von der Ordnung dort. Die ruandischen Rinder tragen Ohrmarken, sind
gezählt, und wer keinen Stall für die Tiere nachweisen kann, darf keine halten.
„Davon sind wir noch weit entfernt.“
Peter hat eine andere Erklärung für den Raubbau an den natürlichen Ressourcen in
Baringo. „Es geht um Bildung“, sagt er. Die Pokot schicken ihre Kinder nicht gerne in
die Schule. Rinder hüten ist wichtiger. „Die lernen nichts anderes als Viehzucht.“ Die
Zahl derjenigen, die so um Lebenschancen gebracht werden, schätzt Peter auf 70
Prozent aller Kinder in der Region um Kolowo. „Das ist unser eigentliches Problem:
dass wir immer noch leben wie unsere Vorfahren vor 100 Jahren und glauben, im 21.
Jahrhundert damit durchzukommen.“ Die Zeit der Nomaden, die mit ihren Herden
wandern, wohin die Sterne sie führen, sei jedenfalls vorbei. „Was wir brauchen, ist
Modernisierung – moderne Landwirtschaft mit Bewässerungssystemen, Traktoren
und Absatzmärkten.“ (… )
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kenia-droht-hungerkatastrophe-wegen-el-ni-o14890707.html
Radio Vatikan – 21.2.2017
Südsudan: Hungersnot und Cholera
Die Situation der Bevölkerung im Südsudan wir immer kritischer: Ungefähr 100.000
Menschen sind von einer Hungersnot betroffen, eine weitere Million Menschen steht
kurz davor. Das geht aus einem Bericht hervor, den drei Organisationen der
Vereinten Nationen am Montag veröffentlicht haben. Fast fünf Millionen Menschen
seien dringend auf Hilfe angewiesen. „Die Mehrheit der Bevölkerung besteht aus
Bauern und der Krieg hat die Landwirtschaft zerstört“, erklärt Serge Tissot, Sprecher
einer UNO-Hilfsorganisation im Südsudan, die Hauptursache für den Mangel an
Nahrungsmitteln. Auch die medizinische Versorgung ist unzureichend. Die
italienische Nichtregierungsorganisation „Ärzte mit Afrika – Cuamm“ berichtet von
300 Verdachtsfällen auf Cholera in den südsudanesischen Gebieten Yirol East und
Awerial. Vor allem die weite Entfernung der Bevölkerung zur medizinischen Hilfe sei
ein Problem. Der Südsudan ist seit 2011 unabhängig vom Sudan. Seit 2013 tobt der
Bürgerkrieg im Land. Rund drei Millionen Menschen sind auf der Flucht.
(pm 21.02.2017 dh)
Unabhängige Bauernstimme - 20.02.2017 - mn
40 Jahre Gorleben
Unter dem Titel “Rückbau statt Rückschau“ erinnert die Bürgerinitiative LüchowDannenberg in dieser Woche an den Beginn der Diskussionen und des Widerstands
gegen ein Atomendlager im Salzstock von Gorleben. Vor vierzig Jahren verkündete
der damaligen niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht, Gorleben als
Standort für den Atommüll aus den Deutschen Atommeiler ausbauen zu wollen.
Geplant war abe noch viel mehr. Im Wald hinter Kiefern versteckt, in unmittelbarer
Nähe zur Grenze mit der damals noch existierenden DDR, in dieser Ausbuchtung der
BRD nach Osten, im Wendland sollte neben dem Atommüll auch eine
Wiederaufbereitungsanlage und eine Brennelementfabrik entstehen. Dem
Engagement der Menschen im Wendland und den vielen Tausenden die immer
wieder zu Demonstrationen hierher kamen ist es zu verdanken, dass es bis heute
nicht zu diesem Atomaren-Komplex gekommen ist. Dennoch ist Gorleben auch jetzt
nach einem beschlossenen Atomausstieg und einem Neustart der Suche nach einem
sicheren Endlager für den bereits produzierten Atommüll frei vom strahlenden Dreck.
Da gibt es in unmittelbarer Nachbarschaft zum Salzstock eine
Pilotkonditionierungsanlage, die den “heißen” Betrieb nicht aufgenommen hat. Es
gibt ein Fasslager mit Rostfässern und die Castorhalle, in der 113 der 420 Stellplätze
besetzt sind. „Wir haben Geschichte geschrieben, Atom-Ausstiegsgeschichte. Doch
es ist weiter Aufklärung und Widerstand nötig! Im Wendland ist eine Protestkultur
gewachsen, die sich als soziale Bewegung verankert hat.“ schreibt Wolfgang Ehmke,
Pressesprecher, der BI auf deren Homepage. Noch während der gesamten Woche
sind Aktionen geplant. Nähere Informationen gib es auf der Homepage der BILüchow-Dannenberg
Unabh. Bauernstimme - 20.02.2017 - mn
Sozialwahl- es geht los!
Eine erste Hürde auf dem Weg zur ersten freien Wahl innerhalb der Landwirtschaft
ist genommen. Die freie Liste der Selbständigen ohne familienfremde Arbeitskräfte (
Eickmeyer u.a.) ist zur Wahl zugelassen. Dagegen werden sich mit der Ablehnung
der freien Liste der Arbeitgeber mit festen Angestellten die Gerichte beschäftigen.
DIes kann lange dauern und wird die aktuelle Wahl höchsens im Nachhinen
tangieren.
Jetzt Anschreiben ausfüllen!
Alle Versicherungspflichtigen weden jetzt in einem ersten Schritt von der
Agrarsozialversicherung angeschrieben, um ihren Betriebsstatus und damit auch die
Zugehörigkeit zu den unterschiedlichen Wahlgruppen festzustellen. Nur wer dieses
erste Anschreiben der Versicherung ausgefüllt zurückschickt kann in einem zweiten
Schritt an der Wahl teilnehmen. Deshalb ist es wichtig sich die Zeit für die Papiere zu
nehmen. Nicht lange liegenlassen, denn die Frist zur Einsendung ist kurz.
Allle Ansprechen!
Neben Bäuereinnen und Bauern mit Hof sind auch Altenteiler, Besitzer von
Streuobstwiesen, Imker, Pferdehalter usw. wahlberechtigt. Die meisten haben von
einer Wahlmöglicheit noch nie gehört. Uberweisen nur einmal im Jahr den Beitrag.
Jetzt gilt es deshalb Aufmerksamkeit zu schaffen, Menschen anzusprechen,
aufzuklären und sie zu aktivieren von ihrem Wahlrecht gebrauch zu machen.
Dateien:
17-02-03-PM-Sozialwahl-Landwirtschaft-SVLFG.pdf
Links:
wordpress.p105054.webspaceconfig.de/darum-geht-es/
AbL - Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
Pressemitteilung, Warburg-Hardehausen / Hamm, 22.02.2017
Bundesweite Milchtagung am 6. März in Warburg-Hardehausen
Milchtagung zum neuen Umgang mit Molkereien
Bauern diskutieren mit Referenten von Bundeskartellamt, Bauernverband und
Milcherzeuger-Gemeinschaften. Auch Probleme der Zucht auf dem Programm
Die diesjährige Milchtagung der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
und der Katholischen Landjugendbewegung Deutschland (KLJB) am Montag, 6.
März in Warburg-Hardehausen, steht ganz im Zeichen der Verunsicherung unter den
Milcherzeugern über die anhaltend schlechten Auszahlungspreise besonders der
großen Molkereien. So hat aktuell ein Viertel der Milchlieferanten des Deutschen
Milchkontors (DMK) als größter deutscher Molkerei die Mitgliedschaft gekündigt. Nun
suchen die Betriebe besonders in Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und
Niedersachsen eine Alternative.
Auf der Milchtagung werden dazu und zu weiteren Fragen der Präsident des
Hessischen Bauernverbandes Karsten Schmal, der Vorsitzende der AbLNiedersachen Ottmar Ilchmann, der Vorsitzende der Beschlussabteilung des
Bundeskartellamts Dr. Felix Engelsing und Axel Walterschen, Vorstandsmitglied der
Milcherzeugergemeinschaft MEG Milchbord, vortragen und diskutieren. Vom Aufbau
neuer Erzeugergemeinschaften im DMK-Gebiet berichten die Milchviehhalter
Elisabeth Jankrift und Ansgar Stockhoff von der MEG Osnabrück.
Thematisiert wird auch die Marktentwicklung und aktuelle Lage auf den bäuerlichen
Milchbetrieben. In den vergangenen zwei Jahren haben täglich zehn Milchhöfe
aufhören müssen. Obwohl dieser Strukturbruch absehbar war, sind sowohl die
Bundesregierung als auch die großen deutschen Molkereien nicht auf den Wunsch
von Milcherzeugern eingegangen, Anreize zur Begrenzung der preisdrückenden
Überschüsse zu setzen. Erst im Herbst 2016 haben Brüssel und Berlin Hilfsgelder an
eine Mengenbegrenzung gekoppelt.
Die Biomolkereien dagegen haben nie zuvor so viele Anfragen von
umstellungswilligen Milcherzeugern gehabt wie derzeit. Gerade die langjährigen
Biobauern haben nun Sorge, dass dieser hochpreisige Biomarkt unter Druck
kommen könnte. Dazu steht auf der Milchtagung Johannes Berger, Vorsitzender BioMEG Nord, Rede und Antwort. Über das genetische Potential der Milchkühe, das
immer enger wird und daher Inzuchtgefahren birgt, referiert Wilhelm Spangenberg
von der Arbeitsgemeinschaft Lebenslinien (ALL).
Die Tagung findet statt am 6. März, 9:30 bis 16:30 Uhr in der KLVHS Hardehausen.
Informationen und Anmeldung bei [email protected].
Programm unter: http://www.abl-ev.de/termine.html
Informationen und Anmeldung: [email protected]
VERANSTALTUNGSHINWEIS
Info-Tag zur Bio-Mastgeflügelhaltung
Die öffentliche Diskussion um das Tierwohl treibt auch die Nachfrage nach BioGeflügelfleisch weiter an. Der Öko-Anbauverband Naturland lädt deshalb am
Dienstag, dem 28. Februar, zu einem „Fachtag Öko-Masthähnchen“ nach Göttingen
ein. Landwirte, die Interesse an Geflügelhaltung haben, können sich hier über die
Richtlinien für die ökologische Geflügelhaltung informieren, über die
Marktentwicklung, die Anforderungen der Abnehmer sowie Trends im Stallbau. Die
Veranstaltung beginnt um 10 Uhr und endet um 14.30 Uhr. Das Kompetenzzentrum
Ökolandbau Niedersachsen unterstützt die Veranstaltung. Die Teilnahme am
„Fachtag Öko-Masthähnchen“ ist kostenlos, Anmeldung unter Telefon 02527-930213
und [email protected].
Ansprechpartnerin für Journalisten: Annette Alpers, Naturland Fachberatung, Telefon
02527-930213
Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH, Bahnhofstraße 15 b, 27374
Visselhövede, Tel. 04262-959300, Geschäftsführung: Carolin Grieshop
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