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blick
Nummer 3, 3. März 2017
Hinter die Fassade
Weihnachten und Ostern –
die beiden Feste haben mehr
gemeinsam als es auf den ersten Blick scheint. An die Zeit
der Vorbereitung darauf, an
die Fastenzeit, wurden die
Menschen früher vielfältig
erinnert.
Christus am
Kreuz – eine
mittelalterliche Darstellung aus der
Ochsenwaldkapelle. Heute
in der Stiftskirche Spital
am Pyhrn.
Links: Das
Kreuz ist
nicht das
Ende – Christus ist auferstanden.
Pfarrer P. Friedrich Höller vor dem Kreuzaltar der Spitaler Stiftskirche. So eindrucksvoll, wie hier der Maler, der
Kremser Schmidt mit Licht und Schatten spielt, so hat Johann von Lederwasch die Szene auch auf ein Fastentuch
gemalt. Das hing wohl in einer der umliegenden Pfarren.
Begonnen hat es wohl im Mittelalter: So wie der Heilige Franz
von Assisi den Menschen die
Weihnachtsgeschichte nahe gebracht hat mit einer lebendigen
Krippe.
So ähnlich ist den Menschen
Ostern nahe gebracht worden –
mit Passionsspielen und mit Bildern. Diese Fastentücher zeigten
in vielen Szenen, was sich rund
um Tod und Auferstehung von
Jesus getan hat.
Bei uns im südlichen Oberösterreich hat sich wohl keine
dieser alten Darstellungen erhalten. Dafür kennen wir etliche Fastentücher aus der Barockzeit. Die
erzählen nicht mehr viele einzelne Geschichten, die zeigen meist
nur den gekreuzigten Christus.
Der hängt vorm Hochaltar der
Kirche und verdeckt all das Gold
und den Schmuck, der sonst dort
zu sehen ist.
Wer genau schaut, wird auf diesen Bildern trotzdem die ganze
Leidensgeschichte entdecken, so
wie die Evangelien sie schildern.
Die ganze Geschichte
in einem Bild
Ein Meister in dieser Kunst ist
Martin Johann Schmidt, genannt
Kremser Schmidt, nach seinem
Wohnort in Stein und Krems.
Von ihm stammt der Kreuzaltar
in der ehemaligen Stiftskirche
Spital am Pyhrn.
Und ein Bild im Spitaler Pfarrhof – mit dem leeren Kreuz, davor Maria, die um ihren Sohn Jesus trauert. Am Boden davor
liegt die Dornenkrone, die Würfel, mit denen die Soldaten um
Jesu Gewand gelost haben, das
Wasserbecken, in dem Pilatus,
Anno
dazumal
Franz X. Wimmer
der römische Statthalter sich rein
waschen wollte von seiner
Schuld am Tod eines Unschuldigen.
Vermutlich hat es in Spital für
jeden Altar ein eigenes Fastentuch gegeben. Ähnlich wie in der
Stiftskirche Garsten. Erhalten ist
keines mehr.
Dafür haben wir in der Spitaler
Kirche etliche weitere Beispiele,
wie Menschen sich früher mit
Tod und Auferstehung auseinandergesetzt haben. Zum Beispiel
den Christus am Kreuz aus der
Ochsenwaldkapelle – am alten
Übergang ins Ennstal. Oder den
goldglänzenden prächtigen Heiland, den Auferstandenen.
Und dann gibts da noch ein anderes Kreuz – ein ganz unscheinbares: Das Kreuz ist leer, da
hängt niemand mehr. Und darunter das Grab, das ist auch leer. P.
Friedrich hat das Kreuz zu seiner
Amtseinführung in Spital geschenkt bekommen vom evangelischen Diakon. Es ist ein Kreuz,
wie es bei uns im südlichen
Oberösterreich in vielen Häusern
hängt: Gefertigt von Menschen
in der DIG, der Werkstätte von
Diakonie in der Gemeinde.
Das Kreuz ist leer –
das Grab ist leer
Die Idee für dieses „Osterkreuz“
hatte Toni Ulbing aus Micheldorf.
Er hat lange in der Tischlerei der
DIG in Kirchdorf gearbeitet. Und
da wurden viele Schaukelpferde
gefertigt. Wenn so ein Pferdekopf
ausgeschnitten wird aus einem
rechteckigen Brett, dann blieben
immer Abschnitte übrig. Und die
hat sich der Toni aufgehoben. so
lang, bis er sich gedacht hat - „da
möcht ich irgendwas machen da-