Kiribati will keinen Zaren

Kiribati will keinen Zaren
Die Pläne eines russischen Oligarchen, im Pazifik ein neues
Zarenreich zu errichten, wurden fürs Erste verworfen. Obwohl
die Gespräche dazu schon länger anhielten und auch die
touristische Vermarktung des Eilands in Aussicht gestellt
wurde, hat nun die Regierung Kiribatis dankend abgelehnt.
Ein Zarenreich auf Kiribati – das bedarf zunächst einer
Erklärung. Ein Blick in den Atlas zeigt, dass Kiribati weder
etwas mit Russland, geschweige denn mit den ehemaligen
Zarenresidenzen St. Petersburg oder Moskau, gemeinsam hat. Die
Fahne des Staates weht stattdessen auf einer Inselgruppe
Mikronesiens und Polynesiens, die weit verstreut inmitten der
Südsee liegt. Von Westen nach Osten misst Kiribati über 4.500
Kilometer bei einer Gesamtfläche von rund 5,2 Millionen
Quadratkilometer. Davon hat man allerdings nur auf 811
Quadratkilometer festen Boden unter den Füßen, der Rest ist
Wasser.
Der Inselstaat liegt mittig zwischen Australien und Hawaii,
das Flugzeug braucht von Fidschi oder Hawaii rund 4,5 Stunden
nach Kiribati. Hügel oder gar Berge gibt es allerdings,
abgesehen von einem 81 Meter hohen Vulkan, nicht.
Durchschnittlich ragt das Land lediglich zwei Meter aus dem
Meeresspiegel und leidet massiv unter dem Klimawandel. Einen
russischen Investor lockte die Idee, drei der Inseln
touristisch zu vermarkten. 330 Millionen Euro sei ihm das
Vorhaben wert gewesen wird kolportiert. Allerdings war seine
Investition mit einem persönlichen Anliegen verknüpft.
Neuer Zar stammt aus Deutschland
Anton Bakow, ein 51-jähriger Geschäftsmann, den man zu den
ersten privaten Unternehmern der postsowjetischen Ära zählen
darf, die ihr Geld legal verdienten, saß von 2003 bis 2007 als
Gouverneur des Oblast Swerdlowsk in der Staatsduma. Seit 2012
ist er Vorsitzender der russischen „Monarchistenpartei“, die
sich für ein reformiertes neues Zarenreich einsetzt. Mit dem
deutschen Adligen Prinz Karl Emich zu Leiningen, einem
entfernten Verwandten des Zaren Alexander II., stünde schon
ein Nachfolger des von den Kommunisten ermordeten letzten
Zaren der Linie Romanow, Nikolaus II., bereit.
Der 64-jährige Monarch im Wartestand hat sich für den Titel
„Nikolaus III.“ entschieden und lässt sich huldvoll auch so
nennen. Auch wenn ihm noch seine Untertanen fehlen, sind sich
der Prinz und Vorsitzender Bakow einig, dass gerade mit
Kiribati die beste Wahl getroffen worden sei. Geplant war auch
in die Infrastruktur zu investieren. Schulen, Krankenhäuser
und Häfen, alles natürlich mit Solarenergie gespeist, denn die
Sonne scheint auf Kiribati im Schnitt 7,5 Stunden am Tag. Der
ganze Stolz des Zarenstaates sollte die „Universität des
Russischen Reichs“ werden. Von etwa 1.000 neu zu schaffenden
Arbeitsplätzen war die Rede.
„Mein Ziel ist, den Status der Romanow-Dynastie
wiederherzustellen, der 1917 verloren gegangen ist“, sagt der
51-Jährige, der heute zu den größten Landbesitzern im
Uralgebiet gehört. Bakow ließ Die Monarchistische Partei der
Russischen Föderation 2012 beim russischen Justizministerium
registrieren und schart mittlerweile immer mehr Anhänger um
sich, die zur Gemeinsamkeit haben, unglücklich mit der
Regierung des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu sein.
Das „neue Russische Reich“, Imperial Throne, ist freilich nur
eine von vielen Mikroorganisationen, die ohnehin nicht
international anerkannt sind.
Man kann sagen, dass die Entscheidung, wie von der Zeitung
„Papua New Guinea Today“ vermeldet, quasi im Handumdrehen
gefällt wurde. Ein Portugiese, der wegen des Besitzes von
Marijuana verhaftet wurde, wartete dagegen monatelang auf
seinen Prozess, da es weder Anwälte noch einen Richter auf
Kiribati gibt. Obwohl der Inselstaat mit seinen etwas mehr als
100.000 Einwohnern zu den ärmsten Ländern der Welt zählt,
entschied sich eine Prüfungskommission nun gegen die Pläne
Bakows. Die Kommission kam zu dem Schluss, dass das Angebot
„nicht positiv“ bewertet werden könne.
[mb/russland.RU]