SÜDWESTRUNDFUNK Anstalt des öffentlichen Rechts Radio Fernsehen Internet PRESSE Information Liebe Kolleginnen und Kollegen, nachfolgend bieten wir Ihnen eine Meldung an. Karin Maag (CDU), Vorsitzender der deutschägyptischen Parlamentariergruppe im Bundestag, gab heute, 02.03.17, dem Südwestrundfunk ein Interview zum Thema: "Ägypten-Reise der Kanzlerin“ Das „SWR2 Tagesgespräch“ führte Pascal Lechler. Mit freundlichen Grüßen Zentrale Information Chefredaktion Nachrichten und Distribution Zentrale Information SWR Tagesgespräch Postadresse 76522 Baden-Baden Hausadresse Hans-Bredow-Straße 76530 Baden-Baden Telefon Telefax 07221/929-23981 07221/929-22050 Internet www.swr2.de Datum: 02.03.2017 Maag: "Merkel macht keinen Kniefall vor Al-Sisi" Baden-Baden: Die Vorsitzende der deutsch-ägyptischen Parlamentariergruppe im Bundestag, die Stuttgarter Abgeordnete Karin Maag, hat Kritik an der Reise von Kanzlerin Merkel heute nach Ägypten zurückgewiesen. Im SWR-Tagesgespräch sagte Maag, von einem Kniefall vor dem autoritären Regime in Kairo könne keine Rede sein. Es gehe darum in Gesprächen mit Präsident Al-Sisi für die Menschen, eine Verbesserung der Situation zu erreichen. Natürlich sei aber die Menschenrechtslage in Ägypten schwierig. Solange man aber reden könne, könne man auch etwas verbessern, so Maag im SWR. Kritik, Berlin begebe sich mit einem Abkommen mit Al-Sisi möglicherweise in eine ähnliche Abhängigkeit wie mit der Türkei unter Staatspräsident Erdogan, wies Maag zurück. Das Thema Flüchtlingslager in Nordafrika solle bei Merkels Besuch nicht angesprochen werden. Das Thema sei damit aber noch nicht vom Tisch, so Maag. Wortlaut des Live-Gesprächs: Lechler: In der Bildzeitung spricht ein Pfarrer, der seit langem in Ägypten arbeitet, von einem Kniefall Merkels und die Gesellschaft für bedrohte Völker wirft Merkel vor, sie beschönige die katastrophale Menschenrechtsbilanz Ägyptens, um mehr Zusammenarbeit in Flüchtlingsfragen zu erreichen, stimmt das? Maag: Nein, es ist kein Kniefall der Kanzlerin, sondern da geht es wirklich drum, für Menschen Verbesserungen zu erreichen, das ist gar keine Frage. Wir haben natürlich das Thema eines Flüchtlingsabkommens, aber wir haben natürlich auch einen Staatspräsidenten in einem Land, das für uns natürlich von enormer Bedeutung ist, angesichts der Konflikte in dieser Region und selbstverständlich muss man mit diesem Staatspräsidenten reden. Immerhin, das Thema Christen ist bei ihm so angekommen, dass er Schutz bietet und das darf man nicht vergessen. Lechler: Sie meinen, Sie sprechen die Lage der Kopten in Ägypten an, die hat sich in ihren Augen verbessert? Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) Maag: Die Kopten werden dort verfolgt vom IS und Herr Al-Sisi hat als erster überhaupt zum Beispiel mal eine christliche Kirche besucht. Nimmt sich des Themas an, sagt: „Wir sind dabei die Lage zu verbessern oder zumindest nicht zu verschlechtern“ und das muss ich anerkennen. Und wenn es jetzt um die Menschenrechte geht, natürlich haben Sie Recht. Das ist eine schwierige Lage, nur das Thema ist, es ist ganz wichtig, dass wir mit Herrn Al Sisi darüber reden und solange wir reden können und solange die Kanzlerin mit ihm sich austauschen kann, können wir auch etwas verbessern. Wenn wir nicht mehr reden, können wir auch nichts verbessern. Lechler: Aber besteht nicht die Gefahr, dass wir ein Deal machen, ähnlich wir mit der Türkei und uns dann in eine gewisse Abhängigkeit wieder begeben. Wir sehen ja jetzt gerade wozu das führen kann, im Falle Yücel. Könnte dasselbe nicht mit Al Sisi auch passieren, was jetzt mit Erdogan passiert ist? Maag: Wir sind weder mit Erdogan mit einer Abhängigkeit. Wir sind auf jeden Fall und stets in der Lage unsere Kritik zu äußern und wir haben noch eine Gesprächsbasis mit Herrn Erdogan. Das darf man nicht vergessen. Ähnlich wird es in Kairo sein. Ich sage immer, wenn wir uns dann nur noch mit den Menschen austauschen, die genauso ticken wie wir, die das Thema demokratischer Rechtsstaat verinnerlicht haben, dann wäre der Beruf des Außenministers ein Halbtagsjob. Lechler: Kommen wir auf die Reise jetzt zu sprechen und was da verhandelt werden soll. Flüchtlingslager in Nordafrika sind offenbar kein Thema, sind sie damit auch vom Tisch? Maag: Sie sind damit nicht vom Tisch, das würde ich so nicht sagen. Aber in Ägypten kennt man das Wohnen in so genannten Auffangzentren oder Lagern nicht. Das ist der große Unterschied zu anderen nordafrikanischen Staaten, aus deren Vergangenheit raus, aus der Flüchtlingslage, zum Beispiel nach dem Ägypten–Israel-Krieg. Zu den Palästinensern hat man immer darauf Wert gelegt, dass die Menschen in den Städten eingegliedert werden und das wäre also etwas, was völlig wesensfremd in Ägypten wäre, so ein Auffangszentrum oder ein Flüchtlingslager einzurichten. Lechler: Frau Merkel möchte ja auch, dass Ägypten Einfluss nimmt auf Libyen. Über Libyen kommen ja sehr viele Menschen über das Mittelmeer oder versuchen über das Mittelmeer nach Europa zu kommen. Wie soll denn Ägypten Einfluss nehmen auf ein Land, was selber keine richtige Regierung hat? Maag: In dem auf allen Kanälen, auf allen menschenmöglichen Kanälen gesprochen wird. Lechler: Kommen wir auf die Wirtschaft zu sprechen. Ägypten, die Wirtschaft darbt, 12 Prozent Arbeitslosigkeit, eine hohe Inflation, wäre es da nicht anzusetzen, damit man auch Ägyptern eine Möglichkeit gibt in ihrem Land zu bleiben. Weil das ist ja auch die große Angst, dass sich ein Teil der 90 Millionen Ägypter auf den Weg machen könnte, nach Europa. Maag: Das ist in der Tat richtig. Da müssen wir ganz zentral mitarbeiten. Die Wirtschaft ist am Boden kann man sagen. Präsident Sisi erhielt ja zunächst die Unterstützung aus den Ölstaaten, die ist dann weggefallen mit dem Preisverfall. Jetzt hat der IWF Mittel zur Verfügung gestellt, aber natürlich, wie beispielsweise in Griechenland, gegen Bedingungen, Subventionen kürzen, Mehrwertsteuer einführen. Die ägyptische Zentralbank hat den Wechselkurs freigegeben, das Pfund abgewertet. Es ist natürlich ein Thema, was den Ägypter fürchterlich trifft. Umgekehrt, für uns ist es dann auch schön, wenn Reisen billiger werden. Ich kann nur jedem empfehlen, ich selber gehe gerne nach Ägypten in den Urlaub, dort mal hinzugehen. Wunderschön. - Ende Wortlaut Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
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