LUTHERZÜRICH Gemeindebrief der Evangelisch-Lutherischen Kirche Zürich, Nordost- und Zentralschweiz Nr. 03 März 2017 Geistliches Wort Osterkerze Finnische Seiten Kirchenvorstandswahlen Vorstellung "Neubau-Projekt" Martin Luther 2 4 5 8 11 14 Kinderseite Biblischer Unterricht Weltgebetstag Dem Volk aufs Maul geschaut ForumAktiv60+ Bekanntmachungen 17 18 19 20 21 22 Geistliches Wort MONATSSPRUCH MÄRZ 2017 „Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Alten ehren und sollst dich fürchten vor deinem Gott; ich bin der Herr.“ 3. Mose 19,32 Liebe Leserinnen und Leser Würden wir in einem vollbesetzten Linienbus sitzen, wäre unser Monatsspruch gut angebracht: „Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Alten ehren“. Dieser Vers aus René Magritte: Der Geist dem dritten der Geometrie 1936/37 Buch Mose stammt jedoch aus einer Zeit, als es noch keine Linienbusse gab. Aber es gab schon damals „Generationenkonflikte“. Das Miteinander von Alt und Jung ist heute und war bereits früher nicht immer einfach. Daher finden sich quer durch die ganze Bibel weise Sprüche und Ratschläge, die in der Beziehung zwischen Jung und Alt helfen und vermitteln wollen. Das sicherlich bekannteste dieser Worte ist das 4. Gebot: „Du sollst Vater und Mutter ehren, auf dass dir’s wohl gehe und du lange lebest auf Erden“ – so übersetzte Luther im kleinen Katechismus. Für Vater und Mutter im Alter Sorge zu tragen war in einer Zeit fehlender Sozialversicherungen und Rentenkassen lebensnotwendig. Wie Eltern für ihre heranwachsenden Kinder Sorge tragen, sollen im Gegenzug die 2 Kinder für ihre Eltern sorgen, wenn diese alt sind. Das hat auch für uns heute nicht an Bedeutung verloren. Das 4. Gebot geht aber noch einen Schritt weiter: Es sagt nämlich nicht „du sollst für die Eltern sorgen“, sondern „du sollst sie ehren“. Und Luther verbindet dieses „ehren“ in seiner Auslegung des Gebots mit der Aufforderung: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unsere Eltern und Herren nicht verachten noch erzürnen, sondern sie in Ehren halten, ihnen dienen, gehorchen, sie lieb und wert haben.“ Ganz ähnlich finden wir das auch in unserem Monatsspruch: du sollst „… die Alten ehren und sollst dich fürchten vor deinem Gott“. Es geht also um mehr als die Fürsorge allein; es geht um Respekt, um Achtung, um Würde. Für mich heisst das: es liegt Gott am Herzen, dass wir in Würde alt werden können und dürfen. Und ich finde es sehr schön, dass Gott unser Altwerden und Altsein wichtig ist. Aber nicht nur die Jungen sollen die Alten ehren, sondern die Alten sollen auch die Jungen ehren. Im Epheserbrief 6,4 lesen wir: „Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn!“ Der 1. Timotheusbrief 4,12 führt weiter aus: „Niemand verachte dich wegen deiner Jugend“. Die Jungen sollen von den Alten „nicht verachtet“, nicht mit Besserwisserei oder hohen Ansprüchen verärgert werden. Einan der „nicht verachten“ oder „ehren“ geht für mich in die gleiche Richtung. Es geht dabei um Respekt, um Ach- LUTHERZÜRICH 03/2017 Geistliches Wort tung und um Wertschätzung. "Einen Älteren fahre nicht an, sondern ermahne ihn wie einen Vater, die jüngeren Männer wie Brüder, die älteren Frauen wie Mütter, die jüngeren wie Schwestern, mit allem Anstand" – so die Ausführung für die Praxis im 1. Timotheusbrief 5,1–2. Was heisst es nun, wenn die Bibel uns ans Herz legt, einander zu ehren? Ich ehre jemanden, indem er für mich eine Bedeutung hat. Das ist aber auch mit Lasten verbunden. Wenn wir als Christen Gott ehren, weil Gott für uns von Bedeutung ist, heisst das auch, dass es Situationen gibt, die uns belasten. Als Christ zu leben kann manchmal eine Last sein. Und wenn es darum geht, dass Alte und Junge sich gegenseitig ehren sollen, weil sie füreinander von Bedeutung sind, kann dies hie und da mit Last verbunden sein. Das heisst also, wenn Sie als älterer Mensch, wenn Du als junger Mensch, wenn wir uns gegenseitig ehren sollen, dann sollen wir auch nicht die Last vergessen, die unser Gegenüber schon getragen hat oder heute trägt. Als junger Mensch sollte man den Älteren gegenüber achtsam wahrnehmen, dass die Älteren ihre Geschichte mit sich tragen. Im Laufe ihres Lebens sind sie zu dem geworden, was sie heute sind. Und da war auch manches Schwere dabei; das erklärt Enttäuschung, Bitterkeit oder auch manche Last, die Menschen mit sich herumtragen, und die die Jungen zu (be-)achten und ernst zu nehmen haben. Für Ältere wiederum bedeutet es, achtsam wahrzunehmen, dass die Jüngeren sich ihren Platz in der Ge- sellschaft erst erobern und dann diesen Platz auch behaupten müssen. Die Jüngeren haben zudem die grosse Not, dass sie sich auf ihrem Weg durchs Leben fortwährend entscheiden müssen. Einander ehren heisst also die Last wahrnehmen, die der Andere tragen muss. Die ältere Generation ist also gefragt, sich für die Situation der jüngeren Generation zu interessieren, betend ihren Weg zu begleiten, die Nöte und Probleme der heutigen Generation ernst zu nehmen und, wo es nötig ist, mitzutragen. Und die jüngere Generation ist gefragt, ihrerseits die Last der Älteren mitzutragen. Ehren heisst für mich aber auch: einander zu dienen. Jede Generation hat ihre Gaben, ihre Begabungen und ihre Aufgaben. Im Buch Hiob 12,23 heisst es: „Die Weisheit hält sich bei Ergrauten auf, und Einsicht bringt ein langes Leben“. Das ist aber kein Automatismus, denn schon der Volksmund sagt: „Alter schützt vor Torheit nicht!“ Wenn Menschen im Alter reif werden und es lernen, ihre gesammelten Erfahrungen zu verarbeiten und ihr Leben dankbar zu betrachten, dann erwachsen daraus mit der Zeit Weisheit, ein weiter Horizont, Barmherzigkeit und grosse Dankbarkeit. Davon können Junge profitieren. Die jüngere Generation bringt Neugier und Sehnsucht mit. Die Jungen suchen nach neuen Wegen und hinterfragen verkrustete Strukturen. Sie haben die Freiheit, Neues auszuprobieren und dabei auch Fehler zu machen. Jüngere stellen Traditionen in Frage, überprüfen sie auf ihre Echtheit und auf ihre Tragfähigkeit. Durch die Fragen der Jüngeren wird LUTHERZÜRICH 03/2017 3 Geistliches Wort / Osterkerze entdeckt, was wertvoll ist, um weitergeführt und weitergelebt zu werden, oder was eben sinnentleert ist. Jung und Alt – wir brauchen einander. Das steht fest. Und daher ist es weise und auch Gott wohlgefällig, wenn wir lernen gemeinsam zu leben. Denn wo Generationen nicht mehr miteinander leben, sondern nebeneinander oder gegeneinander, da verlieren sie Wesentliches, ja Lebensnotwendiges. Einfach ist es nicht, das weiss ich. Aber es ist sicherlich ein guter Weg, immer wieder das Gespräch zu suchen, einander zuzuhören, einander mit Respekt und Achtung zu behandeln und die Gaben des Anderen zu entdecken. Darin liegt Segen. Im Psalm 148,12–13 heisst es: „Alte mit den Jungen, sie sollen loben den Namen des Herrn.“ Die Orientierung auf Gott, das gemeinsame Gebet, das gemeinsame Singen und das Wissen, dass wir alle geliebte und wertgeschätzte Kinder Gottes sind, mögen uns dabei helfen. Herzliche Grüsse Ihre Pfarrerin Marion Werner Heimosterkerze Spirale des Glaubens Die Spirale ist ein uraltes heiliges Symbol aller Kulturen. Sie ist Sinnbild für Kommen und Gehen, für Geburt und Tod. Verbunden mit dem Kreuz zeigt sie den Weg Jesu vom Tod zur Auferstehung, in die er uns alle mitnimmt. Umgekehrt führt sie uns ins Zentrum der Liebe Gottes, seiner Hingabe für uns ans Kreuz. Der Glaube führt uns in unser Innerstes, wo wir ganz bei uns und ganz bei Gott sind. Ebenso führt er uns wieder hinaus, um die Botschaft von Gottes Liebe und Freiheit in die Welt zu bringen. Ursula Kern Die Kerzen sind im Eingang der Kirche am schwarzen Brett aufgestellt und können zum Preis von Fr. 10.– erworben werden. 4 LUTHERZÜRICH 03/2017 Finnische Seiten SenioriFoorum – maaliskuu 2017 Klassikko musikaali, ajaton evergreen The Sound of Music, USA 1965/ D/ 175 Min. Julie Andrews laulavana noviisina ja kapteeni von Trappin lapsilauman hoitajana. Paikka: Kulturstudio, Winkelriedstrasse 1, 8006 Zürich Aika: Keskiviikkona 8.03.2017 klo 16:00. Raitiovaunut 10 ja 9 pysäkille Winkelriedstrasse Liput 12 CHF. Tavataan studion kahviossa. Tervetuloa! Peliryhmä kokoontuu maanantaina 6. maaliskuuta klo 14. Lisätietoja saa Marjatalta, sähköposti: [email protected] tai 044 910 14 61. Raamattupiiri - Revival pastori Thomas Fischerin kanssa. Aiheena: Amerika first? Was würde Jesus dazu sagen? Wie es in der Bibel steht: Die Letzten werden die Ersten sein. Paikka: Zürichin ev. lut. kirkko, sali Raitiovaunut 7 ja 10 pysäkille Ottikerstrasse Aika: Torstaina 9. maaliskuuta klo 14-16 Tilaisuus on saksaksi. Vapaa pääsy kaikille. Lämpimästi tervetuloa! Lisätietoja Katrilta: [email protected] Tervetuloa Kudontatreffeille! Paikka: Ev. lut. kirkko Zürich, Bugenhagenzimmer Aika: Maanantaina 13. 03. 2017 klo 14-17 Tiedustelut: Helena Keller, sähköposti: [email protected] tai 079 300 28 01 Kaisa: [email protected] tai 044 363 63 07 Jokainen ottaa omat kutimensa mukaan. Tarjolla on kahvia, pullaa ja mukavaa seuraa. Tervetuloa suosittuun Linedance Workshopiin, joka on yhteistä tanssiliikuntaa niin aloittelijoille kuin edistyneille. Paria ei tarvita. Paikka: Ev. lut. kirkko, sali Aika: Tiistaisin 14.03 ja 28.03. 2017, klo 14:30-16 Lisätietoja Helenalta: [email protected] tai 044 923 14 62 Marjatalta: [email protected] tai 044 910 14 61 Tervetuloa ohjatulle Kaupunkivaellukselle Zürichissä. Paikka: Otathan yhteyttä Ainoon tai Kirstiin, niin saat tietää mistä kävely alkaa Aika: Tiistaina 21.03. 2017, klo 13:00 Ilmoittautumiset Kirstille, sähköposti: [email protected] , 079 298 29 62 tai Ainolle, sähköposti: [email protected], 078 813 55 24. Tervetuloa lounaalle perjantaina maaliskuun 31. päivänä ravintola Simplon`iin Schützengasse 16, 8001 Zürich klo 12. Ilmoittautumiset 29.3 mennessä Kaijalle: [email protected] tai 044 926 66 67. Kiitos. LUTHERZÜRICH 03/2017 5 Finnische Seiten Suomalainen kirkko Sveitsissä SKS Kotisivu: www.kirkkosveitsissa.com Tämä vuosi 2017, on kahden suuren tapahtuman juhlavuosi: Suomi 100 vuotta ja reformaatio 500 vuotta! Wittenberg muodostui reformaation keskuspaikaksi, ja siellä vaikutti yksi uskonpuhdistuksen keskushahmoista Martin Luther, joka naulasi kuuluisat teesinsä Wittenbergin linnan kirkon oveen 31.10.1517. Myös Suomesta lähetettiin muutamia pappeja Wittenbergin yliopistoon opiskelemaan, yksi heistä oli Mikael Agricola. Uskonpuhdistuksen keskeisiin ajatuksiin kuului Raamatun kääntäminen kansankielelle ja tähän työhön Mikael Agricola Suomeen palattuaan ryhtyi. Uuden testamentin kääntämisen hän oli aloittanut jo ennen lähtöään Wittenbergiin. Suomenkielinen käännös Uudesta testamentista julkaistiinkin nimellä ”Se Wsi Testamenti” vuonna 1548. Reformaation merkkivuotena muistetaan Lutherin käynnistämää reformaatiota ja kirkkojen historiaa sekä reformaation merkitystä Suomessa ja maailmalla. Samalla suuntaudutaan tähän päivään ja tulevaan. Menneisyyteen jäämällä unohdettaisiin reformaatio-ytimestä nouseva uudistuminen, joka on ollut kirkossa jatkuvaa jo ennen Lutheria. Merkkivuotta vietetään nimen ”Armoa 2017!” alla. Nimi viittaa armoon käsitteenä, mutta myös pyyntönä ja kehotuksena. Merkkivuosi ohjaa pohtimaan, mitä omassa seurakunnassa nyt olisi uudistettava – eikä vain seurakunnassa. Merkkivuosi on mainio mahdollisuus lähteä yhdessä muiden paikallisten toimijoiden kanssa kyselemään, mitä on hyvä elämä tänään ja tulevaisuudessa. Sata vuotiasta Suomea taas juhlitaan teeman „Yhdessä“ alla. Nämä molemmat teemat nivoutuvat hyvin yhteen. Yhdessä tulisi meidän kaikkien ulkosuomalaisten toimia! Kuten muurahaiset: yksi muurahainen on vain pieni olento maanpäällä, mutta yhdistämällä voimansa rakentavat muurahaiset suuria kekoja ja mm voittavat itseään paljon suuremmat viholliset. Yhdessä suunnitellen ja toteuttaen, tämä vois olla meidän Zürichin suomalaisten yhteinen teema, ei vain tänä vuonna vaan aina!! Satu Isotalus Zürichin seurakuntaneuvoston pj Sunnuntaina 5.3. klo 15.00 alkaen, keskustellaan yhdessä suomalaisen kirkon tilanteesta täällä Sveitsissä ja Zürichissä, kerrotaan tuoreimmat ”uutiset” SKS:n yleiskokouksesta Bernistä ja suunnitellaan yhdessä tulevaisuutta. Paikalla myös äitiyslomalta palannut pappimme Pia Repo-Leine, joka pitää tilaisuuden aluksi pienen hartaushetken. Toivotaan mahdollisimman runsasta osanottoa. Tilaisuudessa järjestetään myös Zürichin seurakuntaneuvoston vaalit! 6 LUTHERZÜRICH 03/2017 Finnische Seiten Allekirjoittanut on valmis tarvittaessa jatkamaan tehtävässään, kuten myös rahastonhoitaja Andreas Ruuska. Mutta olisitko sinä mahdollisesti kiinnostunut tulemaan mukaan toimintaan tai saada toimista lisätietoa? Ota yhteyttä: [email protected] . Kannattaa myös nyt jo pistää kalentereihin päivämäärä: Sunnuntai 14.5.2017 klo 17.00. Tällöin meillä on ainutlaaatuinen tilaisuus päästä kuuntelemaan yhtä Suomen tunnetuimmista urkureista, Johanna Torikkaa. Hän pitää äitienpäivä konsertin, jossa kuullaan niin Johann Sebastian Bachin kuin hänen poikiensa ja oppilaidensa teoksia. Tilaisuuteen vapaa pääsy, vapaaehtoinen kolehti kerätään Suomalainen kirkko Sveitsissä hyväksi. Paikka: Kirche Sitzberg Johanna Torikka on opiskellut urkujen soittoa Sibelius-Akatemiassa kirkkomusiikin osastolla ja suoritti vuonna 1990 musiikin maisterin tutkinnon. Hän on konsertoinut urkusolistina ja -säestäjänä mm eri puolilla Suomea sekä Virossa että Belgiassa. Tulevia tapahtumia, ev.lut kirkolla (Kurvenstr. 39, ZH) ellei toisin mainita Su 5.3. klo 15.00 keskustelutilaisuus & seurakuntaneuvoston vaalit Tilaisuus alkaa pastori Pia Repo-Leineen pitämällä hartaushetkellä. Tule ja tuo mukanasi kysymyksiä – vastauksia – ideoita! Tilaisuudessa kahvitarjoilu. La 11.3. Kirjapörssi klo 10 – 14.00 Suomalaisten kirjojen ystävien perinteinen tapahtuma. Tuo – etsi – vie mennessäsi kirjoja, tapaa tuttuja ja nauti mukavasta hetkestä kahvikupposen äärellä! Tänä vuonna otamme vastaan kaikkea suomenkielistä kirjallisuutta. Järjestetään yhdessä Fennica Bibliothekin kanssa. Su 9.4. klo 16.00 Palmusunnuntain jumalanpalvelus Pappina Pia Repo-Leine ja urkurina Johanna Torikka. Jumalanpalveluksen jälkeen kirkkokahvit. Järjestetään yhdessä suomalaisen seurakunnan kanssa. LUTHERZÜRICH 03/2017 7 Kirchenvorstandswahlen Liebe Gemeindeglieder wie aus der Traktandenliste für die Kirchgemeindeversammlung ersichtlich, finden am 26. März auch Wahlen für den Kirchenvorstand (KV) statt. Da wir unseren KV angesichts der anfallenden Projekte gern wieder auf die von der Verfassung vorgeschlagene Grösse von neun Personen erweitern möchten, sind wir dankbar für die Bereitschaft der unten stehenden sieben Gemeindemitglieder, die sich im KV engagieren möchten. Zurzeit haben wir allein zwei KV-Mitglieder, deren Mandat für weitere zwei Jahre läuft. Der Rest des KV muss neu gewählt werden. Zur Wiederwahl stellen sich: 1. Dr. Elke Breitenfeldt 2. Ralf Voss 3. Andreas Wiede Wir freuen uns sehr, auch neue Kandidatinnen und Kandidaten gefunden zu haben und danken bereits an dieser Stelle für ihre Bereitschaft, im Kirchenvorstand mitzuwirken: Kerstin Kantke Leuppi: Ich wurde 1967 in München geboren. Getauft und später konfirmiert wurde ich in der Münchner Stephanuskirche. Nach dem Abitur studierte ich an der TU München Geographie. Während eines Auslandsaufenthalts im Jahr 1990 lernte ich meinen späteren Schweizer Ehemann kennen. Weil wir nicht länger hin und her pendeln wollten, zog ich 1995 schliesslich in die Schweiz. Seitdem wohne ich in Wädenswil am Zürichsee. Beruflich bin ich in der Verkehrsplanung tätig; in meiner Freizeit lese ich sehr gerne, spiele Klavier und mache ein bisschen Sport. Mit der Geburt der beiden Töchter Malin (heute knapp 15 Jahre alt) und Kajsa (12 Jahre alt) begann der erste Kontakt mit der Lutherkirche. Beide wurden vom damaligen Pfarrer Herrn Jens Naske getauft. Noch enger wurde der Kontakt zur Lutherkirche, als beide Töchter anfingen in den Krippenspielen mitzuwirken. Dabei lernten wir Pfarrerin Marion Werner kennen. Momentan ist die ältere Tochter im Konfirmandenunterricht. Gerne möchte ich mich in der Lutherkirche, in der ich mich sehr wohl fühle, persönlich engagieren und kandidiere deshalb für den Kirchenvorstand. Carolin Willyanto (geb. Weiss): Ich wurde 1988 in Chemnitz (Sachsen) geboren. Nach dem Abitur wählte ich bi-nationale Studiengänge mit Fokus auf den internationalen Beziehungen und der spanischen Sprache. Neben dem Studium in Regensburg und Göttingen, verbrachte ich Auslandssemester in Madrid, Bilbao und Mexiko-Stadt. Während dieser Zeit lernte ich auch meinen 8 LUTHERZÜRICH 03/2017 Kirchenvorstandswahlen Schweizer Ehemann kennen. Nach dem Studienabschluss bemühte ich mich daher um eine Anstellung in Zürich und hatte Glück, Berufliches und Privates im Jahre 2013 endlich verknüpfen zu können. Neben meiner Berufstätigkeit mit spanischen Bankkunden schreibe und lese ich sehr gerne, reise viel mit meinem Mann, und wir lernen diverse Standardtänze. Mein Kontakt zur Lutherkirche geht auf meinen lang gehegten Wunsch zurück, mich als Erwachsene taufen zu lassen. Nach einem Jahr tiefgreifenden Austausches mit Pfarrerin Dr. Marion Werner fand meine Taufe im Mai 2015 im Kreise meiner Familie in der Martin-Luther-Kirche in Zürich statt. Ich bin sehr froh, eine engagierte Gemeinde gefunden zu haben, möchte mich in diese intensiv einbringen und kandidiere deshalb für den Kirchenvorstand. Dr. Christoph Geiseler: Geboren wurde ich 1964 in Braunschweig/Deutschland. Getauft wurde ich in Braunschweig, konfirmiert in Hannover, wo meine Familie während meiner Zeit in Konstanz dann wohnte. Nach dem Abitur und Militärdienst machte ich zunächst in Hannover eine Banklehre und studierte dann an der Universität Bayreuth Betriebswirtschaftslehre. Nach der Hochzeit mit meiner Frau in Frankfurt a.M. und der Geburt unserer ersten Tochter zog es uns berufsbedingt, aber auch mit seitdem ungebrochenem Enthusiasmus 2002 in die Schweiz. Seitdem wohnen wir in der Gemeinde Zollikon und sind seit 2016 Schweizer Bürger. Beruflich leite ich die Kundenberatung einer genossenschaftlichen Privatbank; in meiner Freizeit spielt die Familie mit unseren inzwischen drei Töchtern die grösste Rolle. Daneben Sport, im Winter Ski, im Sommer Wasser und Velo und das noch mögliche Kulturelle. Durch die Konfirmation unserer ältesten Tochter Clara (heute knapp 16 Jahre alt) im Jahre 2016 und dem Konfirmationsunterricht der zweiten Tochter Josephine (13 Jahre alt) ergab sich der Kontakt mit der Lutherkirche. Wir lernten Pfarrer Johannes Lehnert und Pfarrerin Marion Werner kennen, die mit ihrem persönlichen Engagement viel zu einer aktiven Gemeinde mit beitrugen und beitragen. Gerne habe ich daher die Pfarrwahlkommission als Mitglied begleitet und möchte mich auch zukünftig in der Gemeinde, in der ich mich sehr wohl fühle, persönlich engagieren und kandidiere deshalb für den Kirchenvorstand. LUTHERZÜRICH 03/2017 9 Kirchenvorstandswahlen Mein Name ist Uwe Krug, ich bin 1964 in Donauwörth geboren und in Schwäbisch Gmünd getauft worden. Die Konfirmation fand in Bodenwöhr/Oberpfalz statt. Beruflich habe ich nach mehreren Jahren Schreinertätigkeit an der Fachhochschule Nürtingen Landwirtschaft studiert. Nach mehreren Jahren in der praktischen Landwirtschaft und vielen Jahren im Biolebensmittelbereich bin ich seit drei Jahren als Versuchstechniker in einer Forschungseinrichtung für Biolandbau tätig. In meiner spärlichen Freizeit beschäftige ich mich gerne mit Musik, koche und esse leidenschaftlich gerne und gehe danach mit unserem Hund auf ausgedehnte Wanderungen, um die angesammelten Kalorien zu verbrennen. Ich bin verheiratet und lebe seit 1999 in der Schweiz in Urdorf. Seit 2016 haben wir auch die Schweizer Staatsbürgerschaft. Durch die Konfirmation unserer beiden Kinder Leon und Marei ergab sich ein engerer Kontakt zur Martin-LutherGemeinde Zürich, der wir seit 2003 angehören. Nachhaltig geprägt haben mich die Begegnungen mit Pfarrer Johannes Lehnert und Pfarrerin Dr. Marion Werner, die in unnachahmlicher Weise unsere Kinder durch die Konfirmationszeit begleitet haben, namentlich die Konfirmandenreise nach Ostdeutschland. Nachdem ich bereits in der Pfarrwahlkommission einen Beitrag für die Gemeinde leisten konnte, möchte ich nun gerne meine Mitarbeit im Kirchenvorstand anbieten, um bei den anstehenden grossen Projekten tatkräftig mit Hand anzulegen. Ich verfüge über mehrjährige Vorstandserfahrung in einer Genossenschaft. Herzliche Grüsse, Ihr Kirchenvorstand 10 LUTHERZÜRICH 03/2017 Projektarbeiten "Neubau Gemeindehaus" Einladung zur Vorstellung der Projektarbeiten „Neubau Gemeindehaus" durch die Wettbewerbsjury am 12. März 2017 im Gemeindehaus Liebe Gemeindeglieder Der Kirchenvorstand hat festgestellt, dass zahlreiche Gemeindeglieder verunsichert sind über (A) die volle Agenda der Kirchgemeindeversammlung (KGV) am 26. März 2017 sowie namentlich (B) über die Art und Weise der traktandierten Beschlussfassung über die Zukunft unseres Gemeindehauses. Wir nehmen diese Verunsicherungen in der Gemeinde sehr ernst und wollen hiermit erklären, warum es keinen Anlass zur Sorge gibt. Zu (A): Der KV stand Ende 2016 vor der Wahl, entweder eine schlanke ordentliche KGV mit traditionellem Mittagessen wie üblich und darüber hinaus eine zusätzliche ausserordentliche KGV für die Pfarrwahl sowie eventuell eine weitere zusätzliche a.o. KGV für die Beschlussfassung über das Neubauprojekt durchzuführen oder aber alle Themen in die eine, terminlich festgelegte, ordentliche KGV vom 26. März 2017 zu fassen. Um Zeit und Kosten zu sparen und die Zeiten der Unsicherheiten kurz zu halten, haben wir uns für ein Handeln ohne Verzug entschlossen. Weil die Vorstellungsgottesdienste der Pfarrkandidaten erst am 19. März 2017 beendet sein werden, blieb uns leider keine Wahl, als die Pfarrwahl erst in der ordentlichen KGV vom 26.3.2017 zu traktandieren (eine Woche nach der letzten Vorstellungsrunde). Eine Verschiebung der ordentlichen KGV kam für uns damals nicht infrage (2. April Kantatengottesdienst in der Wasserkirche, danach Palmsonntag, dann Ostern, dann Schulferien und Konfirmandenreise). Die ordentliche oder eine zweite a.o. KGV hätte nicht vor dem 7. Mai 2017 durchgeführt werden können. Der KV wollte und musste vermeiden, dass durch eine solche Verzögerung vielleicht bevorzugte Pfarrkandidatinnen und -Kandidaten ihre Kandidatur zurückziehen könnten, auf jeden Fall aber die Vakanz für unsere Gemeinde noch länger dauern würde. Die Pfarrwahl anlässlich der o. KGV vom 26. März ist daher im besten Interesse unserer gesamten Gemeinde. Um etwaigen Befürchtungen einer überlangen Versammlungsdauer entgegenzuwirken, werden wir die Berichte aus dem Vorstand und dem Pfarramt drastisch kürzen, da diese ohnehin im Gemeindebrief abgedruckt werden. Zu (B): Aufgrund zahlreicher Faktoren, die weder vom Vorstand noch von der Planungskommission zu vertreten sind, musste der Startschuss für den Architekturwettbewerb für das Neubauprojekt mehrmals verschoben werden. Dank des enormen Engagements der PK-Leitung sowie der externen Berater konnte sichergestellt werden, dass die fünf von der PK ausgewählten Architekturbüros nun Anfang Februar 2017 ihre Projektstudien einreichen konnten. Die vom Vorstand eingesetzte Wettbewerbsjury – bestehend aus unabhängigen ExperLUTHERZÜRICH 03/2017 11 Projektarbeiten "Neubau Gemeindehaus" ten, Vertretern der PK und der Gemeinde – wird nach eingehender Prüfung der Projektstudien am 3. März (ganztags) beraten und beschliessen, um dann der Gemeinde bereits am 12. März 2017 nach dem Gottesdienst mündlich ihren Jury-Entscheid für das Siegerprojekt zu erläutern. Hierzu sind alle Gemeindeglieder herzlich ins Gemeindehaus eingeladen am 12. März 2017 ab ca. 10.45 Uhr (im Anschluss an den Gottesdienst um 09.30 Uhr). Dabei können die Projekte begutachtet und Fragen an die Jury und die PK gestellt werden. Falls das Verdikt der Jury eindeutig und verwertbar ist, werden der KV wie die PK dem Antrag folgen und diesen der Gemeinde zur Zustimmung empfehlen. So erklärt sich unser KGV-Traktandum 7b: „Zustimmung zum Siegerprojekt (Abstimmung)“. Wie die PK und der Vorstand wird aber auch die Gemeinde nur das Siegerprojekt annehmen können, oder das Projekt muss – bei einer Ablehnung – neu aufgegleist werden. Eine Überstimmung der Fachmeinung der Experten (Juroren) und der PK – sowie damit unweigerlich einhergehende kontroverse Diskussionen – wollen wir damit vermeiden, und zwar auch und gerade, um den üblichen zeitlichen Rahmen der KGV einzuhalten. Bis zur rechtsgültigen Zustimmung oder Ablehnung des Siegerprojekts am 26. März 2017 werden alle Gemeindeglieder zwei Wochen Zeit haben, die fünf jurierten Projekte zu studieren (im Gemeindehaus), Fragen per E-Mail an die PK zu stellen, die Projekte unter Gemeindegliedern zu diskutieren und Nachüberlegungen anzustellen. Falls es kein eindeutiges Verdikt der Jury geben sollte, wovon weder PK noch Vorstand ausgehen, wird der Vorstand keine Empfehlung an der KGV abgeben, dennoch aber das notwendige Budget für die Projektierung des Neubaus im Rahmen des Budgets 2017 zur Annahme empfehlen. Ein Beschluss über das mit der Projektierung zu beauftragende Architekturbüro würde dann aber in einer ausserordentlichen KGV nachgeholt bzw. vertagt werden müssen. Die Abstimmung am 26. März 2017 zum Thema Neubau wird somit den Beschluss zum Gegenstand haben, ob die Gemeinde das von der Wettbewerbsjury zum Sieger erkorene Architekturbüro mit einem Bauprojekt des Neubaus beauftragen will oder nicht. Anlässlich einer a.o. KGV, voraussichtlich im November 2017, wird die Gemeinde dann nach eingehender Prüfung entscheiden, ob wir das Detailprojekt umsetzen (Baueingabe) oder nicht. Erst nach Erteilung der Baubewilligung und Sicherstellung der Finanzierung des Bauvorhabens (vermutlich im Herbst 2018) wird die Gemeinde dann den einschneidenden Beschluss fassen dürfen und müssen, die Planung in die Tat umzusetzen und mit dem Abriss des alten Gemeindehauses zu beginnen (vgl. die nachstehende Grafik). Für den Kirchenvorstand Andreas Wiede 12 Für die Planungskommission Judith Taeger LUTHERZÜRICH 03/2017 Projektarbeiten "Neubau Gemeindehaus" LUTHERZÜRICH 03/2017 13 Martin Luther: Kindheit und Jugend Pfarrerin Dr. Marion Werner Martin Luther: Doktor der Heiligen Schrift und Feind des Papstes Liebe Leserinnen und Leser, nachdem nun bereits 10 Jahre darüber gesprochen und darauf hingearbeitet wurde, ist es in diesem Jahr endlich soweit: weltweit feiern wir das Reformationsjubiläum. Am 31. Oktober 2017 jährt sich Luthers Thesenanschlag (31. Oktober 1517) zum 500. Mal. Daher wollen wir Luthers Leben und Werk auch in unserem Gemeindebrief würdigen. „Ich bekenne, dass ich Sohn eines Bauern bin, bin dennoch Doktor der Heiligen Schrift, des Papstes Feind! – Mit diesen knappen Worten charakterisiert sich Luther selbst einmal bei Tisch, und er tut dies auf dreierlei Weise: durch Herkunft, Beruf und Lebenswerk. Ich stamme aus einem Bauerngeschlecht, das heisst zugleich: Ich habe einen sozialen Aufstieg, der seinesgleichen sucht, geschafft. Denn als Doktor der Heiligen Schrift bin ich gar Professor der Theologie und gehöre so zur erlesenen Schar der Gelehrten in Deutschland. Als Wissenschaftler und tadelloser Mönch aber habe ich mich mit dem mächtigen Oberhaupt der Christenheit angelegt und den Wahrheitsanspruch der Kirche infrage gestellt. Damit ist alles Wesentliche über mich gesagt.“ Mit dieser sehr zutreffenden Charakterisierung Luthers beginnt Veit-Jakobus Dietrich sein lesenswertes Buch „Martin Luther. Sein Leben und seine Zeit“. Als Feind des Papstes wurde Luther im 16. Jahrhundert zu einer der zentralen Gestalten, die weit über die Grenzen Deutschlands wirksam geworden sind und die Religions- und Geistesgeschichte geprägt haben. Eine ganze Epoche trägt den Namen des von ihm ausgelösten Umbruchs: Reformationszeitalter. Reformation – eine Bewegung die zur Entstehung der Neuzeit wesentlich beigetragen hat. Wer war Luther? Was für ein Mensch war er? Einen „stiernackigen Gottesbarbar“ nannte Thomas Mann ihn einmal. Luther war ein Querdenker, ein Charakterkopf, ein Dickschädel könnte man vielleicht sagen. Ein Kämpfer für seine Überzeugungen. Gleichzeitig aber immer wieder auch von Zweifeln geplagt und zerrissen. Immer wieder schwankte er zwischen stolzem Selbstbewusstsein und zagendem Zweifel. Er war ein Mann, der durch sein Reden und Wirken 14 LUTHERZÜRICH 03/2017 Luther ist die am häufigsten porträtierte Person der deutschen Geschichte. Bereits zu seinen Lebzeiten schuf der Wittenberger Hofmaler Lucas Cranach d.Ä. eine ganze Reihe von Lutherporträts, von denen viele auf Flugblättern weite Verbreitung fanden und das Bild des Reformators in der Öffentlichkeit prägten. Martin Luther: Kindheit und Jugend polarisiert hat, so dass im Laufe der Geschichte viele unterschiedliche Meinungen zu finden sind. Kindheit und Jugend (1483-1500) Am 10. November 1483 wird dem in Eisleben in der Grafschaft Mansfeld ansässigen Hans Luder und seiner Ehefrau Margarete, geb. Lindemann, der erste (oder zweite) Sohn von insgesamt sieben oder sogar neun Kindern geboren. Am folgenden Tag wird der Säugling auf den Namen des Tagesheiligen Martin getauft. Da die Kindersterblichkeit in jenen Zeiten sehr hoch war und nur etwa jedes zweite Kind das Erwachsenenalter erreichte, taufte man sehr rasch nach der Geburt. Im folgenden Jahr siedelte die Familie in die Stadt Mansfeld über, wo um das Jahr 1500 der Bergbau boomte. Der Mansfelder Bergbau mit silberhaltigem Kupfer bildete den Kern der mitteldeutschen Wirtschaftskraft. An diesem Aufschwung hoffte auch Hans Luder teilhaben zu können. Durch harte Arbeit gelang es Luthers Vater, sich vom einfachen Hauer zum Hüttenmeister und zum Teilhaber an mehreren kleinen Bergbaugenossenschaften emporzuarbeiten. Vor diesem Hintergrund ist verständlich, dass Hans Luder seinem Sohn Martin die sehr teuren Schulen bezahlte, um einen Juristen für sein Unternehmen zu haben. Unendlich gross waren Enttäuschung und Ärger, als Martin sich für das Klosterleben entschied. Als Hans Luder im Jahr 1530 stirbt, hinterlässt er den Erben 1250 Gulden, ein Vermögen, das dem Wert zweier grösserer Bauernhöfe entspricht. Die beiden Gemälde von Lucas Cranach d.Ä. (1527) zeigen Luthers Eltern. Kunsthistorisch sind sie eine Besonderheit, da in dieser Zeit gewöhnlich nur Adlige porträtiert worden sind. Luthers Berühmtheit brachte es jedoch mit sich, dass wir heute auch von seinen Eltern Porträts haben. Martin Luthers Kindheit verläuft allerdings noch in recht armen Verhältnissen. Luthers späte Selbstcharakterisierung als „einfacher Bauernsohn“ stimmt also. An seine Kindheit und Schulzeit bewahrte Martin Luther zwiespältige Erinnerungen. Auf der einen Seite hing er voll Liebe und Dankbarkeit an Mutter und Vater, auf der andern war die häusliche und schulische Erziehung sehr streng. Schläge, sogar Prügel gehörten zur Tagesordnung – zu Hause wie in der Schule. In einer seiner Tischreden sagt Luther: „Meine Eltern haben mich in strenger Ordnung gehalten, bis zur Verschüchterung. Meine Mutter stäupte mich um einer einzigen Nuss willen bis zum Blutvergiessen … Mein Vater stäupte mich einmal so sehr, dass ich vor ihm floh und dass LUTHERZÜRICH 03/2017 15 Martin Luther: Kindheit und Jugend ihm bange war, bis er mich wieder zu sich gewöhnt hatte“. In der Schule bezog Luther einmal – vollkommen schuldlos – an einem einzigen Vormittag 15 Mal Schläge, weil er deklinieren und konjugieren sollte, jedoch hatte man es ihm noch gar nicht beigebracht! Wahrscheinlich beginnt Martin seine Schulzeit im Jahr 1490 in der Mansfelder Stadtschule. Sieben Jahre später wechselt er an die Domschule in Magdeburg, wo er in einer Art Schülerheim wohnt, und bereits ein Jahr später (1498) an die Pfarrschule in Eisenach, dem Herkunftsort seiner Mutter. Hier sollte er bei Verwandten Unterkunft finden, was jedoch nicht klappte. So war er als 14-Jähriger erst einmal allein und auf sich gestellt. Durch glückliche Umstände fand er aber bald „Herberge und Unterhalt“ bei den frommen Familien Cotta und Schalbe. Luthers Leibarzt, Matthäus Ratzeberger, berichtet: Luther „fand Aufnahme in dem frommen Haus der Familie Cotta und seine tägliche Nahrung im Hause Schalbe, wo er als Gegenleistung den Sohn des Hauses bei den Schulaufgaben betreuen musste. Unter dem Einfluss der Franziskaner spielte in den Häusern Cotta-Schalbe die spätmittelalterliche Frömmigkeit eine grosse Rolle, was nicht ohne Einfluss auf den jungen Martin blieb“. Frau Ursula Cotta war Luther als Kurrendesänger aufgefallen (rechts im Bild). 16 Luthers Schüler Mathesius schrieb: „Als er daselbst eine Zeitlang auch vor den Türen sein Brot ersang, nahm ihn eine andächtige Matrone zu sich an den Tisch, dieweil sie um seines Singens und herzlichen Gebetes willen eine sehnliche Zuneigung zu dem Knaben trug“. Hier in Eisenach ging Luther für weitere drei Jahre zur Schule. Auf den höheren Schulen der Zeit lernte man vor allem Latein, die Sprache der Gelehrten und der Geistlichen. Zudem gab es kirchlich-moralische Unterweisung, daneben Unterricht in Rhetorik und Musik, nicht zuletzt wegen der Mitwirkung der Schüler am Gottesdienst. Im Jahr 1500 wird Martin siebzehn, er hat die Kindheit und Schulzeit weitgehend hinter sich. Ein halbes Jahr später immatrikuliert er sich als Martin Luder (seinen Namen auf Luther hin ändert er erst mit 35 Jahren in Wittenberg) an der Universität in Erfurt. LUTHERZÜRICH 03/2017 Kinderseite Liebe Kinder, dieses Jahr fällt der „Aschermittwoch“ – der Tag, an dem die sogenannte Passionszeit – besser bekannt als Fastenzeit – beginnt, auf den 1. März. In dieser Zeit von 40 Tagen (Sonntage sind ausgenommen) soll man sich an das Leiden Jesu erinnern und auf Ostern vorbereiten. Wie kann man sich vorbereiten? Da hilft das Wort „Fastenzeit“. Fastenzeit meint nun aber nicht, dass man 40 Tage lang keine Schokolade essen soll oder eben „Sieben Wochen ohne Torte“ – wie es in einer Zeitung stand, sondern dass man versucht, in dieser Zeit freiwillig auf etwas zu verzichten, um sich dafür mehr Zeit für Gott zu nehmen, für andere Menschen, aber auch für sich selbst. Wieso heisst der erste Tag der Fastenzeit aber ASCHERMITTWOCH? Die Bezeichnung Aschermittwoch kommt von dem Brauch, in der heiligen Messe der katholischen Kirche an diesem Tag die Palmzweige des Vorjahres zu verbrennen. Die dabei entstandene Asche wird vom Priester durch Gebet und Besprengen mit Weihwasser gesegnet. Alle Gläubigen nun, die vor den Priester treten, werden mit einem Aschekreuz gezeichnet. Dazu sagt der Priester die biblischen Worte: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“ (1. Mose 3,19) oder „Bekehret euch und glaubt an das Evangelium“ (Markus 1,15). Die Bestreuung mit Asche als Zeichen der Busse findet sich bereits im Alten Testament. Passionszeit heisst: „BETEN UND MEHR FÜR DEN ANDEREN, WENIGER FÜR MICH SELBST TUN.“ Wie macht man das konkret? Zum Beispiel kann man auf Fernsehen verzichten und stattdessen unaufgefordert in der Küche helfen. Oder: Sarah überlässt ihrem kleinen Brüderchen ein Spielzeug, das sie am liebsten sofort wieder selbst haben möchte – und das sie 'eigentlich' niemals ausleihen würde. Sicher fallen euch da noch viele andere Möglichkeiten ein. Die Passionszeit ist eine Einladung, während 7 Wochen ein wenig anders zu leben, als man es sonst tut. Es ist kein Zwang. Viele Menschen, die das ausprobiert haben, sagen: Es hat sich gelohnt! In diesem Sinne wünsche ich euch und euren Liebsten eine gesegnete und entdeckungsfreudige Passionszeit! Eure Pfarrerin Marion Werner LUTHERZÜRICH 03/2017 17 Biblischer Unterricht Turmbau zu Babel und Abraham Am 3. Dezember 2016 sowie am 21. Januar füllten sich die stillen Räume unseres Gemeindehauses wieder mit Kinderstimmen und Leben. Die im Januar 2016 gestartete Reihe der Urgeschichte fand mit dem Turmbau zu Babel ein Ende. Eine sehr spannende Geschichte, bei der man unbedingt erst einmal selber einen Turm bauen muss. Das probierten die Kinder in kleinen Gruppen dann auch mit Hilfe von Holzklötzchen. Natürlich gab es auch Bilder von den höchsten Gebäuden der heutigen Zeit und eine Skizze der Zikkurat von Babylon. Während Ausgrabungen 1913 fand der Architekt und Archäologe Robert Johann Koldewey die Fundamente einer Tempelanlage in Babylon, die als Zikkurat von Etemenanki (sumerisch: Haus des Himmelsfundaments auf der Erde) urkundlich erwähnt wurden. Die Jüngeren dachten mit Pfarrerin Werner über die Geschichte und ihre Bedeutung nach, während die Grossen mit Inga Vetter gefragt, hinterfragt und analysiert haben. Im Januar ging es dann weiter. Dem Alten Testament folgend haben Pfarrer Neugeboren und Pfarrerin Werner mit Abraham, dem Vater des Glaubens, begonnen, dessen spannende weite Reise uns dieses Jahr begleiten wird. Erstaunt hat die Kinder sowohl der Glaube als auch der Gehorsam des Abraham, der sein gutes und sicheres Leben verlassen hat, um sich mit Herden und Zelt auf den Weg zu machen in ein Land, das Gott ihm zeigen wollte. Die Grossen staunten darüber, dass die Person des Abraham in den drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam bekannt ist. Seine Lebens- und Glaubensgeschichte kann in der Thora beziehungsweise dem Alten Testament und im Koran nachgelesen werden. In allen Schriften werden Abrahams Glaube an Gott, sein Gehorsam und sein Gottvertrauen hervorgehoben. Er wird „Vater des Glaubens“ genannt. Obwohl zu Abrahams Zeiten viele Gottheiten verehrt wurden, glaubte er an die Existenz eines einzigen Gottes. Daher werden Judentum, Christentum und Islam als abrahamitische bzw. monotheistische Religionen bezeichnet. Allerdings hat jede Religion ihre eigene Sichtweise. Während im jüdischen und christlichen Glauben Isaak als weiterer Stammvater genannt wird, gilt Ismael, der Sohn 18 LUTHERZÜRICH 03/2017 Weltgebetstag Abrahams und Hagars, als Stammvater der arabischen Völker. Abraham – die besondere Weggeschichte des Alten Testamentes – wird uns auch weiterhin begleiten. Liebe Leserinnen und Leser, am ersten Freitag im März lädt der Weltgebetstag (WGT) zu informiertem Beten und Handeln ein. Dieses Mal sind unsere Blicke auf die Philippinen gerichtet, auf das Leben und die Situation der Frauen und Christen dort. Unsere Gemeinde feiert den Weltgebetstag, so wie es schon Tradition geworden ist, gemeinsam mit den anderen Kirchen des Quartiers. Der Gottesdienst beginnt am: Freitag, 3. März 2017, 14.30 Uhr in der Krypta der röm.-kath. Liebfrauen-Kirche Weinbergstrasse 36, 8006 Zürich Sie sind alle herzlich dazu eingeladen. Am Donnerstag, dem 2. März, wird Frau Marlies Dinkel im Rahmen des Frauennachmittags (Beginn 14.30 Uhr) genauer über die Philippinen berichten und auch Bilder dazu zeigen. Wir freuen uns über Ihre Teilnahme. Bea Funk (WGT-Verantwortliche unserer Gemeinde) und Pfarrerin Marion Werner LUTHERZÜRICH 03/2017 19 Dem Volk aufs Maul geschaut Öffentliche Vorlesung an der Universität St. Gallen anlässlich des Reformationsjubiläums Wer den Weg nach St. Gallen nicht scheut und gern etwas hören mag zum Thema Reformation unter sprachlichem Schwerpunkt, den möchte ich herzlich zum Besuch meiner öffentlichen Vorlesung einladen, zu der sich ein bunt gemischtes Publikum versammelt – man fällt also nicht auf, wenn man nicht mehr offiziell studiert! „Dem Volk aufs Maul geschaut“, 1517 bis 2017: 500 Jahre „Luther-Deutsch“ Das Jahr 1517 gilt mit dem Thesenanschlag Luthers an die Schlosskirche zu Wittenberg als Beginn der Reformation. Im selben Jahr begann Luther mit der Übersetzung der Bibel ins Deutsche. Übersetzungsarbeit vermittelt zwischen verschiedenen Denk- und Sprachwelten. Es gilt, nicht nur eine linguistische, sondern auch eine historische und eine soziokulturelle Distanz zu überwinden. Luther nahm mit seiner Übersetzung prägenden Einfluss auf die Entwicklung des Deutschen, indem er auf der Suche nach Konvergenz mit dem Urtext sprachschöpferisch tätig war. Sein „Sendbrief vom Dolmetschen“ dient als Ausgangspunkt für einen Einblick in moderne Übersetzungsprinzipien, die die lange Geschichte unterschiedlicher Lutherbibel-Revisionen und verschiedenster anderer Bibel-Übersetzungen transparent werden lassen. Einen Einblick in die zeitgenössische Übersetzer-Werkstatt gewährt der Gastredner Dr. theol. Peter Schwagmeier, der massgeblich an der Revision der Zürcher Bibel (2007) beteiligt war. Anhand von beispielhaft-vergleichender Lektüre können die Teilnehmer der Vorlesung selbst entdecken, welche Gründe und Ziele den Hintergrund dafür darstellen, dass für einen einzigen Text eine solche Vielfalt an Übersetzungen allein ins Deutsche entstanden ist und weiterhin entsteht. 1. März Geistesgeschichtliche Einordnung der Reformationszeit 8. März Übersetzungsarbeit als Vermittlung zwischen Sprach- und Denkwelten 15. März Blick in eine Übersetzerwerkstatt Dr. theol. Peter Schwagmeier (Universität Zürich) 22. März Sprachwandel anhand der Revisionen der Luther-Bibel 29. März Welchen Sinn und Zweck hat es, die Bibel immer wieder neu zu übersetzen? Dozentin: Dr. phil. Elke Breitenfeldt, Lehrbeauftragte für Deutsche Sprache, Universität St. Gallen Mittwoch, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 01-307 1.3., 8.3., 15.3., 22.3. und 29.3.2017 20 LUTHERZÜRICH 03/2017 ForumAktiv60+ St. Jakobsbäckerei und Stiftung St. Jakob Behindertenwerk Mittwoch, 15. März 2017 Achtung: Früh aufstehen! Treffpunkt: 6:30 Uhr zu Besichtigung und Führung am Eingang zum Verkaufsladen in der Kanzleistrasse 18 (Nähe Stauffacher) Anfahrt: Tram Nr. 2, 3, 8, 9 und 14 bis Tramhaltestelle Stauffacher (2. Treffpunkt: 6.25 Uhr) Organisation: Friedrich Heller Anmeldung erforderlich bis Sonntag, 12. März 2017 bei Friedrich Heller, Tel. 044 / 945 32 87, [email protected] oder im Pfarrbüro, Tel. 044 / 361 21 50, pfarrbü[email protected] Die Stiftung St. Jakob Behindertenwerk ist ein wirtschaftlich ausgerichtetes Sozialunternehmen, welches das Selbstwertgefühl von Menschen mit Beeinträchtigung durch marktgerechte Arbeitsvermittlung fördert. St. Jakob hat sich in 110 Jahren von einer Korbflechterei für blinde Männer in ein vielfältiges Unternehmen mit 500 Arbeitsplätzen entwickelt. Aus einem Mail von K.-H. Junghanns an F. Heller: „Vreni hat diese Organisation gerne in Anspruch genommen. Der erste Auftrag war die Reparatur eines alten Korbstuhls in deren Blindenwerkstatt. Für unsere privaten Einladungen oder meine Einladungen in der Firma (Beförderungen, Abschiede) haben wir den Cateringservice der Bäckerei beansprucht. Immer zu unserer Zufriedenheit.“ Dem ist nicht viel hinzuzufügen. Ausser durch die Bäckereipro- duktion werden wir auch durch die anderen Abteilungen (Elektronik, Schreinerei, Flechterei,...) geführt. Und natürlich gibt es Kaffee und Gipfeli. Veranstaltungshinweis: Universität Zürich Interdisziplinäre Ringvorlesung Frühjahrssemester 2017 vom 23. Februar 2017 bis 1. Juni 2017 500 Jahre Reformation – Rückblicke und Ausblicke Ort und Zeit Universität Zürich-Zentrum Eingang Karl Schmid-Strasse 4 Hörsaal F 180 Donnerstag 18.15 bis 20.00 Uhr Eintritt frei Programm und nähere Informationen: www.uzh.ch/ringvorlesungen LUTHERZÜRICH 03/2017 21 Adresse - Impressum Evangelisch-Lutherische Kirche Zürich Kurvenstrasse 39, 8006 Zürich www.luther-zuerich.ch Gemeindebüro: Frau Maya Hollliger [email protected] Tel.: 044 361 21 50 Fax: 044 361 21 05 Sprechzeiten: Montag bis Freitag von 9:00 bis 12:00 Uhr Herausgeber Kirchenvorstand der Evangelisch-Lutherischen Kirche Zürich, Nordost- und Zentralschweiz Redaktion Friedrich Heller, Gerd Stricker, Oliver von Braun-Dams Korrekturleserinnen: T. Cordes, H. Nyberg, H. Schröder Elektronische Kontaktadresse: [email protected] Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Gewähr übernommen. Mit Autorennamen versehene Artikel stellen die persönliche Meinung des/r Verfassenden dar. 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