Neger kennt man nicht

Neger kennt man nicht
TAGESSCHAU und politische Korrektheit
Autor: U. Gellermann
Datum: 27. Februar 2017
Neulich im Landesrundfunkhaus in Hamburg. Ein Seminar von ARD-aktuell
zur Politischen Korrektheit, es referierte Dr. Kai Gniffke, Herr über die
TAGESSCHAU und ihre Derivate: ?Wir müssen auch und gerade jetzt im
Sprachgebrauch unserer Formate auf sprachliche Korrektheit achten. Zum
Beispiel möchte ich das Wort ?Obdachlose? nicht mehr hören, ich erwarte, dass
sie alle nur noch das Wort ?Wohnungssuchende? verwenden. Das klingt nicht
so brutal und beinhaltet außerdem eine gewisse Hoffnung: Man muss nur
lange genug suchen, dann findet sich schon ein Obdach! Oder ?Eskimo?: Die
heißen Inuit oder so! Statt über ?Arbeitslose? sollten wir wirklich lieber über
?Erwerbslose? reden. Denn in Wahrheit hat der Erwerbslose jede Menge Arbeit
auf den Ämtern (Gniffke kichert fröhlich, immer gern bei seinen Witzen) und
außerdem hat der ?Erwerb? so einen Klang nach Wettbewerb, ist also positiv
konnotiert und verspricht, dass der Arbeitslose sich was erwerben könnte
wenn er denn nur wollte. Am ärgerlichsten ist das fatale N-Wort. Den Begriff
?Neger? will ich nie und nimmer und keinesfalls mehr hören. Ich weiß,
Menschen aus dieser Sprachgruppe schwimmen häufig im Mittelmeer. Da
gerät man natürlich in Versuchung statt ?Farbiger? - ?Schwarzer? oder
?Afrikaner? das N-Wort zu benutzen, zumal sie ja aus Nigeria kommen
könnten. Um dieser Versuchung zu entgehen und auch um den Anteil
schlechter Nachrichten zu senken, werden wir künftig nicht mehr jeden
dahergeschwommenen farbigen Mittelmeer-Toten ? auch ein schönes Wort
übrigens ? melden.? Rauschender Beifall umwehte den Chefredakteur von
ARD-aktuell.
Programmbeschwerde 74 Leichen ? na und?
http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-18475.html Sehr geehrte
NDR-Rundfunkräte,Sehr geehrter Herr Intendant Marmor,
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am Dienstag, 21. Februar, berichtete ARD-aktuell in der Tagesschau um 20 Uhr
zu dramatischen Luftaufnahmen vom Unglücksort:Im australischen Melbourne
ist ein Kleinflugzeug kurz nach dem Start in ein Einkaufszentrum gestürzt. Der
Pilot und die Insassen, vier Touristen aus den USA, starben. Zum Zeitpunkt des
Unglücks waren die Geschäfte noch nicht geöffnet. Der Absturzort liegt neben
einer stark befahrenen Straße. Unglücksursache war vermutlich ein
Triebwerksausfall.Quelle: s. BetreffWas die ARD-aktuell in ihren sämtlichen
Sendungen dieses Tages nicht berichtete, war die folgende Nachricht, als
Agenturmaterial verfügbar und einen Tag später in allen bedeutenden
Zeitungen so oder ähnlich nachlesbar:TRIPOLIS.- Vor der libyschen Küste sind
bei einer neuen Flüchtlingstragödie Dutzende Migranten ertrunken. 74 Leichen
seien an der Küste des Bürgerkriegslandes angespült worden, sagte der
regionale Sprecher der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und
Rothalbmondgesellschaften (IFRC), Stephen Ryan am Dienstag.[...]. Das Boot der
Verunglückten habe am Samstag in der Stadt Sabrata etwa 70 Kilometer von
Tripolis entfernt abgelegt [...] Insgesamt seien 110 Menschen an Bord gewesen.
Das Schicksal der noch nicht gefundenen Flüchtlinge blieb zunächst unklar.[...]
Quelle u.a.:
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.libyen-74-ertrunkene-fluechtlinge-ander-kueste-entdeckt.b8b6ec9e-ac18-4805-b5f3-24ea46b0becc.htmlIn dem, was
ARD-aktuell an diesem 21. Februar für berichtenswert hielt und was nicht,
zeigen sich der ganze dramatische Verlust an journalistischer Professionalität
und der moralische Verfall dieser öffentlich-rechtlichen Institution.
?Flaggschiff? des Ersten Deutschen Fernsehens!Vier tote US-Amerikaner und
ein toter Australier sind eine Filmnachricht wert; über die 110 ertrunkenen
Flüchtlinge wird kein Wort verloren. Die waren ja bloß Afrikaner, nicht wahr?
Was sich weder journalistisch noch gar moralisch begründen lässt, das wird
allerdings, im politischen Kontext betrachtet, deutlich erkennbar als übelster
politischer Opportunismus.Hier ist er, der Kontext: Bundeskanzlerin Merkel hat
erst vor wenigen Tagen auf der ?EU-Flüchtlingskonferenz" in Malta die
Einrichtung sogenannter Auffangzentren für afrikanische Flüchtlinge in Libyen
vereinbart. ?Auffangzentren?, das ist allerdings ein Euphemismus für den
geplanten Exzess an Unmenschlichkeit angesichts des Elends, dem die
Flüchtlinge in diesen schon jetzt bestehenden Todeslagern im zerrütteten
Libyen ausgesetzt sind. An Informationen über tote Flüchtlinge in Libyen, gleich
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ob ertrunken, verhungert oder zu Tode gequält, werden wir uns gewöhnen
müssen, das soll demnach wohl kein Thema im Pantoffelkino mehr sein. Die
Bundesregierung plant überdies zur Zeit neue Gesetze zur vereinfachten und
beschleunigten Abschiebung von Flüchtlingen. Das hat ebenfalls stark
inhumane Aspekte, weil die Abschiebungen auch in von Krieg bzw. Bürgerkrieg
heimgesuchte Länder wie Afghanistan erfolgen sollen. Heute, Mittwoch, ist
bereits die dritte Sammelabschiebung nach Afghanistan vorgesehen, von
München aus; allerdings haben sich Schleswig-Holstein und NRW aus
humanitären Gründen bereits einer Mitwirkung daran entzogen. Kein Wort
darüber in der Tagesschau...Vor diesem politisch-gesellschaftlichen
Hintergrund dürfte ein Tagesschau-Bericht über das neuerliche Massensterben
im Mittelmeer als "konterproduktiv? verstanden worden sein ? und ist
vermutlich aus Gründen der Regierungsfrömmigkeit und des hirn- und
gewissenlosen Konformismus? dieser Redaktion nicht von ARD-aktuell
gebracht worden.Möglicherweise ? bitte überprüfen Sie das ? basiert das ganze
Elend sogar auf einer ARD-internen ?Sprachregelung?. Ein Repräsentant des
Chaos-Computer-Club, CCC, des führenden Expertenverbundes deutscher
Informatiker, berichtet heute: Mich erreicht gerade ein Hinweis von einem
Whistleblower aus der ARD. Und zwar sind demnach ARD-Journalisten
ausdrücklich angehalten worden, "nicht zu positiv über Asylbewerber in
Deutschland zu berichten". Anlass ist, dass sie sich von der AfD unter Druck
gesetzt fühlen und Vorwürfe der Parteilichkeit und "Lügenpresse"-Gekreische
aus dem Weg gehen wollen. [...] In diesem Sinne: Gehet fort und mehret eure
Unbill gegenüber der ARD! [...] Oder, was natürlich auch sein kann: Dass die ARD
irgendwie zu dem Schluss gekommen ist, dass ihre Berichterstattung einseitig
ist, und das eine Korrekturmaßnahme sein sollte. Ich persönlich hatte ja bisher
schon streckenweise den Eindruck, dass die ARD in Sachen Berichterstattung
über Themen wie Kriminalität von Asylbewerbern bemüht war, der AfD keine
Vorwände zu liefern. Quelle: https://blog.fefe.de/?ts=a65436fcSehr geehrte Frau
Vorsitzende Thümler: Wir betrachten Obiges als Beschwerde über die
Verletzung des Programmauftrags und der Programmrichtlinien gem.
NDR-Staatsvertrag, für deren Behandlung allein der Rundfunkrat zuständig
ist. Wollen Sie es ein weiteres Mal wagen, sie als bloße ?Anregung? abzuwerten
und gleich an ARD-aktuell weiterzuschieben, auf dass deren Chefredakteur uns
mit einer Larifari-Antwort bediene, weil Sie Ihr Abnicker-Gremium von den
Mühen ordnungsgemäßer und gründlicher Arbeit verschonen möchten? Aber
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wir kennen Sie inzwischen, auch Sie haben keine Probleme damit, gegen
Programmrichtlinien zu verstoßen, wenn es der eigenen Bequemlichkeit dient:
"Zu den wesentlichen Bestandteilen des Programms zählt die Information über
bisher unbekannte Sachverhalte und Zusammenhänge" heisst es. Dennoch
wollen Sie unterdrückte Nachrichten nicht als eingabe-relevant behandeln.
Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer
Das TAGESSCHAU-Buch vonGellermann/Klinkhammer/Bräutigamkommt bald:
DIE MACHT UM ACHT
http://shop.papyrossa.de/Gellermann-Uli-Klinkhammer-Friedhelm-Braeutigam
-Volker-Die-Macht-um-acht
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