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Rechtsextremist verharmlost jahrelang
den Holocaust | Manuskript
Rechtsextremist verharmlost jahrelang den Holocaust
Bericht: Knud Vetten
Ausgangspunkt unserer Geschichte ist der Fackelmarsch der rechtsextremen Thügida am 09.
November vergangenen Jahres in Jena. Dieser Redner fällt uns auf, weil er mehrfach
nationalsozialistische Daten hervorhebt. Der Mann ist Christian Bärthel – seit vielen Jahren
Neonazi. Wir fragen ihn, was er über den Holocaust denkt.
Christian Bärthel
„Auch in Dresden gab es diese Brandopfer. Auch in anderen Städten Hiroshima, Nagasaki.“
Reporter: „Ich habe von Holocaust-Opfern gesprochen.“
„Ja sicher, das sind alles Brandopfer. Das heißt übersetzt so: vollständig verbrannt. Und die
gab es an vielen Stellen in der Welt.“
Unglaublich. Darf man öffentlich so über die beispiellose Judenvernichtung reden? Mit dieser
Frage konfrontieren wir den Strafrechtler Edward Schramm von der Universität Jena. Er
unterstreicht: Der Gesetzgeber hat nicht nur die Leugnung des Holocaust, sondern auch
dessen Billigung oder seine Verharmlosung klar unter Strafe gestellt hat.
Hintergrund: Die gezielte Judenvernichtung zählt im nationalen wie auch im internationalen
Strafrecht zu den schwersten Verbrechen überhaupt.
Edward Schramm, Universität Jena
„Das war kein Völkermord, die Bombardierung von Dresden, auch Hiroschima und Nagasai
waren kein Völkermord. Das mögen Kriegsverbrechen gewesen sein, aber es ist kein
Völkermord. Das sind unterschiedliche Qualitäten und Dimensionen des Unrechts. Wer so
etwas eben relativiert, wie Herr Bärthel in diesem Fall, macht sich strafbar nach 130 Absatz
3 StGB.“
Hier drohen auch Haftstrafen bis zu fünf Jahren.
Spurensuche - wer ist Christian Bärthel aus dem thüringischen Ronneburg?
2003: Damals meldet er in Erfurt eine Kundgebung für die Nazi-Szene an. Christian Worch
aus Hamburg kommt. Es spricht Ralf Wohlleben, der heute in München beim NSU-Prozess
mit angeklagt ist. Schließlich redet der Rechtsextremist Gerd Ittner. Die Polizei löst die
Kundgebung auf, weil er die NS-Euthanasie rechtfertigt.
Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers
verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig.
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Zu Gerd Ittner scheint Bärthel ein besonderes Verhältnis zu haben. Bei GerichtsVerhandlungen gegen den Neonazi aus Franken ist er als Unterstützer dabei. 2005 wird Ittner
wegen diverser Straftaten zu mehreren Jahren Haft verurteilt.
Wir treffen einen Kenner der rechtsextremen Szene, Martin Hähnlein. Der Journalist aus
Bayern beobachtet Bärthels Aktivitäten schon seit Jahren.
Martin Hähnlein, Bayerischer Rundfunk
„Für mich ist er einer der aktivsten Figuren in der rechtsextremen Szene, die ich kenne in
Deutschland und das Perfide ist, dass es wenige Fälle gibt, wo Schein und Sein so
auseinanderklaffen. Er präsentiert sich gerne als den biederen besorgten Bürger, wenn
man sich dann aber genauer mit ihm beschäftigt, dann stellt man fest, dass da knallharte
NS-Propaganda dahinter steckt.“
Bärthel behauptet von sich, ein bibeltreuer Christ zu sein, ein Evangelist. Seine Biografie
scheint jedoch vielmehr rechtsextrem. 2007 wird der Mann aus Ronneburg wegen
Volksverhetzung zu 10 Monaten Bewährung verurteilt. Er sieht sich schon damals als so
wörtlich „Staatsbürger des Deutschen Reiches“ und als Reichsbürger. Aus dieser Zeit liegen
uns exklusiv Schreiben vor – verfasst von Christian Bärthel.
Ein beispielhaftes Zitat:
„Die von unseren Kriegsgegnern errichtete BRD führt den Krieg gegen das deutsche Volk
und Vaterland mit anderen Mitteln als Bomben und Panzern fort … Damit aber herrscht de
facto Kriegszustand.“
Wir legen unsere Recherche dem Extremismus-Forscher Hans-Gerd Jaschke vor: Er warnt vor
Bärthels Ideologie, die sich an dogmatischen Vorbildern orientiert.
Hans-Gerd Jaschke, Hochschule für Wirtschaft und Recht
„Übrigens ist diese Mentalität `Wir werden verfolgt und entrechtet` der zentrale Mythos
des Nachkriegs-Rechtsextremismus. Dieser Mythos lebt auch in dieser Biografie fort, die
eine andere Generation ist und anderen Ursprungs ist, nämlich ostdeutsch. Und das ist
verwunderlich und auch erschreckend, dass dieser Mythos von Verfolgung und
Entrechtung nicht tot ist, historisch tot ist, sondern diese Dinge leben leider weiter fort
über die Generationen hinweg und das ist natürlich mehr als bedauerlich.“
Wir wollen wissen, ob Christian Bärthel den Staat immer noch so beurteilt.
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„Können wir uns in Ronneburg treffen?“
Ohne Umschweife ist er zum Interview bereit. Er bleibt dabei: Aus seiner Sicht leben wir in
einem Unrechtsstaat:
Christian Bärthel
„An dem was die Bundesregierung macht gegen das eigene Volk sieht man doch, durch die
Überfremdungspolitik, durch die Abtreibungspolitik und ähnliches, dass ein
Vernichtungskrieg gegen die Existenz und das Lebensrecht des deutschen Volkes geführt
wird durch die Organe der Fremdherrschaft in Form der mittelbaren Fremdherrschaft
Bundesrepublik.“
Kein Wunder, er umgibt sich mit Leuten, die ähnlich extrem denken. Zum Beispiel mit KarlHeinz Hoffmann, der Gründer der gleichnamigen Wehrsportgruppe, die als
verfassungsfeindlich verboten wurde.
Bärthel pflegt Kontakt zu dem lange inhaftiertem Rechtsextremisten, Horst Mahler. Als
Rechtsanwältin engagierte Bärthel, Sylvia Stolz, inzwischen auch verurteilt wegen HolocaustLeugnung.
Hans-Gerd Jaschke, Hochschule für Wirtschaft und Recht
„Das ist eine verfestigte rechtsextreme Biografie, wo ein Zurück nur ganz schwer möglich
ist, muss man sagen. Die Würfel sind dann gefallen und zwar zu Gunsten eines Verbleibs
und einer Vertiefung in der rechtsextremen Subkultur.“
Dabei
absolvierte
Christian
Bärthel
eine
bürgerliche
Ausbildung
zum
Verwaltungsfachangestellten. Doch das ging nicht gut. Auch in den rechten Parteien, der
DVU und der Deutschen Partei, blieb er nicht lange. Heute lebt er von Sozialhilfe, bestätigt er
uns. Er nimmt also Geld vom Staat, den er ablehnt.
Christian Bärthel
Frage: „Wie sieht es mit ihren Finanzen aus - Sie führen ja Prozesse?
„Die zahle ich alle nicht. Das sind ja Prozesse, die nicht von mir gewünscht und gewollt
waren, und wenn ich in Prozesse verwickelt werde, die nicht von mir angestrebt sind, dann
zahle ich natürlich nichts.“
Frage: Das heißt, die Allgemeinheit zahlt das?“
„Das liegt dann daran, dass die Bundesrepublik Meinungsverfolgung betreibt. Wer die
Musik bestellt, der bezahlt sie dann.“
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Paradox: Auch in diesem Fall fühlt sich Christian Bärthel als Opfer. Und übrigens: Zurzeit ist er
ein freier Mann auf Bewährung. Denn erst im September letzten Jahres wurde er wieder
wegen Volksverhetzung verurteilt. Zu einem Jahr.
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