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E-Government, Informationstechnologie und Politik
Nr. 828 Berlin und Bonn
In eigner Sache
Behörden Spiegel erschienen
(BS) Die April-Ausgabe des Behörden
Spiegel ist erschienen. In der Rubrik “Digitaler Staat” kommen diesmal u.a. zu
Wort: Mahmut Özdemir, Bundestagsabgeordneter der SPD, zur Zukunft der digitalen Verwaltung in Deutschland, Lars
Frelle-Petersen, Generaldirektor der Digitalisierungsbehörde Dänemark, über
die positiven Erfahrungen mit obligatorischem E-Government, sowie Ines Fiedler
und Jens Fromm vom ITDZ Berlin, über
den Neustart der Berliner Verwaltungs-IT.
12. April 2017
ISSN 1867-1993
Digitalisierung gemeinsam gestalten
(BS) Im Rahmen von Deutschlands G20Präsidentschaft 2017 lud die Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, Brigitte
Zypries, die für die Digitalisierung zuständigen Minister der G20-Staaten zu einem
Treffen nach Düsseldorf. Das erste Zusammenkommen dieser Art sollte einen Austausch über wichtige Handlungsfelder für
die Gestaltung der digitalen Transformation
ermöglichen.
Ergebnis des Digitalministertreffens ist
ein gemeinsames Arbeitsprogramm mit elf
Schwerpunkten. Im Zentrum stehen digitale Inklusion und Bildung, Stärkung des
Vertrauens in die digitale Welt und fairer
Wettbewerb in der digitalen Wirtschaft.
“Es ist uns gelungen, ein gemeinsames
Verständnis darüber zu entwickeln, welche
Handlungsfelder in der weltweiten Digitalisierung in den kommenden Jahren besprochen und gemeinsam vorangebracht
werden müssen”, sagte Bundeswirtschaftsministerin Zypries zur Ministererklärung.
Internet für alle
Besonders ambitioniert ist das Vorhaben,
bis 2025 alle Menschen mit Internetanschlüssen zu versorgen. Dabei soll auch die
digitale Kluft zwischen den Geschlechtern
überwunden werden – Geschlechtergleichheit bei der Internetnutzung soll schon bis
2020 erreicht werden. Um Potenziale der
Digitalisierung zu nutzen, soll besonders in
Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries warb für gemeinsame Ansätze bei der
Gestaltung der Digitalisierung.
Foto: BS/NEXTConf/cc by 2.0/www.flickr.com
Industrie 4.0 und Smarte Lösungen für Versorgung, Landwirtschaft und Mobilität investiert werden. Internationale Standards
sollen auf den Weg gebracht werden, um
fairen Wettbewerb zu sichern und um auf
hochgradige Vernetzung basierende Technologien grenzübergreifend besser nutzen
zu können.
Teilhabe und Vertrauen in digitale Angebote sollen verbessert werden. Darum wollen die G20-Staaten digitale Bildung und
Weiterbildung fördern. Weil das Vertrauen
in die digitale Welt als zentraler Erfolgsfaktor gesehen wird, soll außerdem der Verbraucherschutz in Hinblick auf IT-Sicherheit
und Datenschutz gestärkt werden.
Fortsetzung auf Seite 2
Inhalt/Themen
Inhalt/Themen
Cyber-Sicherheit in Hessen...................2
Für die mobile Verwaltung
Die Behörden Spiegel App
Kooperation fördert IT-Sicherheit..........3
Highspeed-Netz für Behörden...............5
Guter Bot, böser Bot..............................6
Die kostenlose Behörden Spiegel App.
Erhältlich im Apple App Store, Google Play Store und Amazon Appstore
Cyber-Sicherheit
newsletter E-Government, Informationstechnologie und Politik
Fortsetzung von Seite 1
Diese ambitionierten Ziele können nicht
durch politische Alleingänge erreicht werden. Das machte Zypries in ihrer Begrüßungsrede zur Begleitveranstaltung des
Digitalministertreffens deutlich. Auf der
Multi-Stakeholder-Konferenz in Düsseldorf
diskutierten Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft
die nötigen Schritte und Prozesse für die
Gestaltung der digitalen Zukunft. Zypries
warb für einen offenen und transparenten
Austausch aller Akteure: “Wir wollen gut
2
zuhören und wissen, was die verschiedenen
Stakeholder der Politik mitgeben können,
damit es in Gesetzgebungsprozesse einfließen kann.” Sie forderte ein aktives Bemühen um die digitale Transformation, damit
man nicht Disruptionen bei Wirtschaft und
Beschäftigung aufsitze.
Hessen investiert weiter in Cyber-Sicherheit
(BS) Bis 2020 will das Land Hessen insgesamt über fünf Millionen Euro investieren,
um ein kostenloses Beratungsangebot in
IT-Sicherheitsfragen für alle Städte und Gemeinden zur Verfügung stellen zu können.
Beratung und praktische Hilfe für Kommunen bis 30.000 Einwohnern werden bereits
seit Januar 2016 mit einem Kommunalen
Dienstleistungszentrum Cybersicherheit
Hessen (KDLZ CS) angeboten, das in Kooperation mit dem IT-Dienstleister ekom21 betrieben wird.
Hessens Innenminister Peter Beuth sagte
dazu: “Das bisherige Interesse war riesig.
Jetzt weiten wir das Programm aus, sodass
alle kommunalen Verwaltungen in Hessen
die kostenlosen Beratungen beantragen
können. Ob auf Landes- oder Kommunalebene: Daten, die dem Staat zur Verfügung
gestellt werden, müssen immer einen besonderen Schutz genießen.”
Im Kampf gegen Cyber-Kriminalität setzt
das Land zukünftig auf ein sogenanntes
Hessen Competence Center für Cyberse-
curity – Hessen3C. Die neue Einrichtung
soll Kompetenzen in den Bereichen Internet-, Big Data- und Social Media-Analyse
sowie Kryptografie zur Beratung und operativen Unterstützung von Sicherheitsbehörden bereitstellen.
Anfang des Jahres hatte Innenminister Beuth bereits angekündigt, die Forschungsförderung im Bereich Cybersicherheit zu intensivieren. Sechs Projekte sollen
mit insgesamt 1,2 Millionen Euro gefördert
werden.
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Nr. 828 April 2017
IT-Sicherheit
newsletter E-Government, Informationstechnologie und Politik
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Alte Sicherheitslücken – Aktuelle Bedrohungen
(BS) Alte Geräte, Betriebssysteme oder
Software-Versionen zu verwenden, bringt
große Risiken mit sich. Denn Cyber-Kriminelle konzentrieren sich keineswegs nur auf
moderne und weitverbreitete Technologien.
Tatsächlich greifen sie häufig auf altbewährte Angriffe gegen Schwachstellen
zurück, die eigentlich lange bekannt sind.
Das ergibt der Threat Landscape Report Q4
2016 von Fortinet. Die Studie basiere auf
Daten von Millionen von Security-Geräten
und hätte gezeigt, dass im letzten Quartal des Jahres 2016 86 Prozent der Firmen
Solange altbekannte Sicherheitslücken
nicht flächendeckend behoben sind, greifen
Hacker gerne auf Sie zurück.
Foto: BS/Yuri Samoilov/cc by sa 2.0/www.flickr.com
Kooperation fördert IT-Sicherheit
(BS) Um sicheren Umgang von Bürgern
mit den digitalen Medien und Technologien
zu fördern und Cyber-Kriminalität vorzubeugen, ist eine strategische Kooperation
des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und des Programms
Polizeiliche Kriminalprävention des Bundes
und der Länder (ProPK) beschlossen worden. BSI-Präsident Arne Schönbohm und
Gerhard Klotter, Vorsitzender der Projektleitung des ProPK in Stuttgart haben dazu
eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet.
Ziel ist es, Bürgern aktiv Empfehlungen im
Umgang mit IT zu vermitteln. Arne Schönbohm erklärte zur Kooperationsvereinbarung: “In einem zunehmend digitalisierten
Alltag ist es Aufgabe des BSI als nationaler
Cyber-Sicherheitsbehörde, Bürgerinnen
und Bürger dabei zu unterstützen, die Risiken im Internet zu erkennen und sich davor
zu schützen. Gemeinsam mit der Polizeilichen Kriminalprävention haben wir bereits
einige erfolgreiche Projekte umgesetzt.”
ProPK-Projektleiter Klotter betonte: “Mit
der Verstetigung unserer Kooperation wollen wir die Wirkung der präventiven Maßnahmen von Polizei und BSI erhöhen und
mehr Menschen besser über digitale Sicherheit aufklären.”
BSI und ProPK hatten zuvor bereits gemeinsam den Sicherheitskompass initiiert.
Die Online-Anwendung klärt Bürger über
die wichtigsten Sicherheitsrisiken im Internet und einfache Maßnahmen im Umgang
damit auf.
Angriffe registriert hätten, mit denen über
zehn Jahre alte Sicherheitslücken ausgenutzt werden sollten.
Ein weiterer anhaltender Trend bei der
Cyber-Kriminalität ist der Studie zufolge
die Nutzung riesiger Botnetze. Mit solchen
Armeen aus unbemerkt gekaperten Geräten wie Druckern und Routern können zum
Beispiel Server gezielt überlastet werden
(DDoS-Attacke). Auch die Erpressung mit
Ransomware ist als lukratives kriminelles Geschäftsmodell weiter auf dem Vormarsch. Betroffen seien besonders Organisationen im Gesundheitswesen.
Autonomes Fahren:
Skepsis überwiegt
(BS) Beim Thema Straßenverkehr zeigt sich
ein gespaltenes Verhältnis der Deutschen
zur Digitalisierung. Zu diesem Ergebnis
kommt eine gemeinsame Umfrage von
Emnid und den Mobilitätsforschern des
Fraunhofer-Instituts IESE Kaiserslautern.
67 Prozent der Befragten stehen der Technik des autonomen Fahrens grundsätzlich misstrauisch gegenüber. Gründe sind
Angst vor Unfällen (84 Prozent), Sorge vor
dem Verlust der eigenen Kontrolle über
das Auto (83) und vor Hacker-Angriffen
(74). Die Fraunhofer-Experten halten es
für wahrscheinlich, dass das automatisierte Fahren zwischen 2027 und 2037 zumindest auf vorgegebenen Routen funktioniert. Autonome Shuttles verkehren dann
als Linienbus, Schulbus oder Zubringer
zum nächstgelegenen Bahnhof.
Unsere Bürger: bestens versorgt.
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Nr. 828 April 2017
Aus Effizienter Staat wird Digitaler Staat
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Dänem
1. Fachkongress Digitaler Staat
9. – 10. Mai 2017, dbb Forum Berlin
E-Akte in Bund und Ländern  Zins- und Schuldenmanagement
IT-Konsolidierung  Modernisierung des Haushalts- und Rechnungswesens  Prozessoptimierung
Sichere digitale Verwaltung  Usability von IT-Lösungen  kommunale Investitionen  Open Data
Smart Cities und digitale Regionen  Government Start-ups und Innovation Labs
Unter anderem mit:
Katrin Lange,
Staatssekretärin im Ministerium
des Inneren und für Kommunales
Brandenburg und Vorsitzende des
IT-Planungsrates 2017
Klaus Vitt,
Beauftragter der Bundesregierung
für Informationstechnik und
Staatssekretär im Bundesministerium
des Innern
Projekt Digitaler
Lars Frelle-Petersen,
CIO und Direktor der
Digitalisierungsbehörde Dänemark
Föderalismus
smart – agile – connected
www.digitalerstaat.org
www.facebook.com/digitalerstaat
Kooperationspartner
HESSISCHER
RECHNUNGSHOF
Haupt-/Co-Sponsoren
Weitere Unternehmensbeteiligungen und Aussteller
Fachforensponsoren
Themenpartner
Digitale Verwaltung
newsletter E-Government, Informationstechnologie und Politik
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CONET modernisiert IT der Stadtverwaltung Potsdam
(BS) Mehr als 2.000 PC-Arbeitsplätze und
rund 200 verschiedene Software-Programme im Rathaus sind von der Modernisierung
der Informationstechnologie der Stadtverwaltung der Landeshauptstadt Potsdam
betroffen. Im Kern geht es um eine vollständige Ablösung der bisherigen Micro-Focusbeziehungsweise Novell-basierten Infrastruktur durch Microsoft-Lösungen. Durch
die Umstellung will die Stadt Potsdam ihre
IT zukunftssicher machen, die Effizienz in
der eigenen Verwaltungsarbeit erhöhen
und gleichzeitig die Basis für verbesserten
und schnelleren Service für die Potsdamer
Bürger schaffen.
In einer entsprechenden europaweiten
Ausschreibung setzte sich das Hennefer ITSystem- und Beratungshaus CONET durch.
Das Projekt ist aufgrund der angestrebten
vollständigen Umstellung sämtlicher Infrastrukturen, Dienste und Anwendungen
technisch und fachlich höchst komplex. So
bedeutet der Wechsel etwa den Austausch
der für die E-Mail-Kommunikation notwendigen Collaboration-Plattform von Micro
Focus GroupWise gegen Microsoft Exchange. Damit einhergehend wird auch der
zentrale Verzeichnisdienst, der die Berechtigungen und Zugriffe sämtlicher Mitarbeiter der Stadtverwaltung auf die IT-Systeme
steuert, vom Micro Focus eDirectory auf das
Active Directory von Microsoft umgestellt.
Schließlich führt dies
in der Folge auch zu
einer Anpassung und
Migration nahezu aller
in der Stadtverwaltung
eingesetzten Fachanwendungen.
CONET begleitet die
Stadt Potsdam durch
alle Phasen des ambitionierten Projekts,
von der grundlegenden Ist-Analyse und
Konzeption einer geeigneten zukünftigen
Server- und Anwen- Potsdam stellt seine IT auf Microsoft-Lösungen um. Hier im Bild
dungslandschaft über das Hauptgebäude (Magistrat) der Stadtverwaltung.
den Aufbau entspreFoto:Expdm/gemeinfrei
chender Test- und Produktivumgebungen sowie die eigentliche leisten. Daher wird die neue Infrastruktur
Migration und Integration bis hin zu Schu- zunächst parallel aufgebaut und vor der
lungen und ergänzender Unterstützung letztlichen Umstellung gründlich getestet,
nach der Migration. Das Gesamtprojekt um Ausfälle und Beeinträchtigungen in der
hat ein Volumen von mehr als einer halben Verwaltungsarbeit und dem Bürger-Service
Million Euro.
soweit wie möglich auszuschließen.” Bei
“Eine solche vollständige Migration muss der Migration selbst steigere dies zwar den
besonders sorgfältig vorbereitet werden”, Aufwand, verhindere aber teure Folgekoserklärt Hardy Heynen, verantwortlicher ten und zahle sich durch die deutlich höheLeiter Infrastructure Solutions bei CONET. re Effizienz und Flexibilität der neuen Lö“Über die gesamte Laufzeit des Projekts sung beispielsweise bezüglich erweiterter,
gilt es, die Arbeitsfähigkeit der Stadtver- moderner Dienstleistungen für die Bürger
waltung unterbrechungsfrei zu gewähr- schnell wieder aus.
Highspeed-Netz für Behörden
(BS) Sachsens Innenminister Markus Ulbig hat vergangene Woche in Dresden das
neue Highspeed-Netz für sächsische Behörden – kurz SVN 2.0 – freigeschaltet.
Das Sächsische Verwaltungsnetz 2.0 soll
Basis für schnelle und einheitliche Kommunikationsdienste innerhalb Sachsens,
beispielsweise für E-Government-Anwendungen, interaktive Zusammenarbeit,
Web- und Videokonferenzen sowie die
Umstellung der Telefonsysteme auf das
Voice-over-IP sein.
SVN 2.0 bietet zudem gesicherten Datenverkehr zwischen den Anwendern. Neben
der reinen Datenvernetzung von Behörden
Nr. 828 April 2017
übernimmt SVN 2.0 auch die Bereitstellung verschiedener Dienstleistungen für
behördeninterne Vorgänge. Darüber hinaus ist es Plattform für die Kommunikation
mit Bürgern. Sie können zum Beispiel über
das Portal amt24.sachsen.de zahlreiche Informationen abrufen und Behördengänge
online abwickeln. Das Angebot wird sukzessive ausgebaut.
150 Millionen Euro für den Ausbau
Das Highspeed-Netz und all seine Zusatzdienste können rund 800 staatliche und
450 kommunale Behördenstandorte sowie etwa 1.300 Schulen im Freistaat Sach-
sen nutzen. Der jeweilige Leistungsumfang
wird individuell festgelegt. Das Kernnetz
von SVN 2.0 arbeitet in der höchsten Ausbaustufe mit Geschwindigkeiten von bis zu
60 GBit/s. (bislang 2,5 GBit/s). Für den Betrieb der gesamten Netzinfrastruktur sind
in den kommenden fünf Jahren rund 150
Millionen Euro vorgesehen.
Innenminister Markus Ulbig: “Die Kommunikationsmöglichkeiten
entwickeln
sich rasant weiter. Das neue Verwaltungsnetz schafft die Voraussetzungen, um den
wachsenden Ansprüchen der Bürger an
eine moderne Landesverwaltung gerecht
zu werden.”
Öffentliche IT
newsletter E-Government, Informationstechnologie und Politik
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Monatliche Themenseiten in Kooperation mit:
KOMPETENZZENTRUM
ÖFFENTLICHE IT (ÖFIT)
April 2017
beim Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme
Guter Bot, böser Bot: Automatisierte Kommunikation im Netz
Gut oder böse: Manchmal lassen sich gleiche Technologien so oder so einsetzen. Bot or not? Diese Frage beschäftigt in
letzter Zeit vor allem Internet-Nutzer, die
sich viel in Sozialen Netzwerken bewegen. Auf digitalen Plattformen trifft man
immer häufiger auf Computerprogramme, die selbstständig mit anderen Nutzern interagieren und kommunizieren.
Bemerkenswert ist dies vor allem deshalb,
weil die Nutzer ihre Kommunikationspartner oftmals für menschlich halten.
Ihnen bleibt nicht selten verborgen, dass
es Software ist, die ihnen folgt, mit der sie
diskutieren oder die ihnen eine Freundschaftsanfrage sendet. Solche Computerprogramme werden aktuell unter dem
Begriff der Social Bots stark diskutiert.
Expertenschätzungen zufolge könnten
20 Prozent bis 25 Prozent der Accounts
auf Twitter Bots sein, also automatisierte
Profile, deren Aktionen von Algorithmen
gesteuert werden. Wenn Social Bots –
oder besser: die Betreiber solcher So-
Nr. 828 April 2017
Während Chatbots Einzug in
Verwaltungen halten, stehen
Social Bots im Verdacht, Meinungsmache zu betreiben. Mit
der gleichen Technologie lässt
sich sowohl die Servicequalität verbessern – als auch an
demokratischen Grundfesten
rütteln.
cial Bots – es darauf anlegen, können
sie mittlerweile typisches, menschliches
Kommunikationsverhalten imitieren. Social Bots agieren also nicht nur automatisiert, sondern immer menschenähnlicher
und natürlicher. Dabei gibt es eine große Spannbreite hinsichtlich ihrer technischen Komplexität und Funktionalität mit
entsprechend vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten.
Foto: BS/alluregraphic design, pixabay.com
Einfache Bots sind in ihrem Handlungsrepertoire stark beschränkt. Sie können
etwa den Nachrichtenstrom in einem
Sozialen Netzwerk beobachten, um bei
bestimmten Stichworten im Vorfeld definierte Inhalte zu posten oder die Nachrichten weiterzuleiten. Fortschritte in
der Künstlichen Intelligenz (KI) bilden
die Grundlage für komplexere Bots, die
Textkörper analysieren und durch Rückgriff auf Websites und Datenbanken
eigene Inhalte generieren. So können
Social Bots auch längere Wortwechsel
führen, ohne dabei den menschlichen
Beobachtern als Bot aufzufallen. Der
Verweis auf Zeitgeschehen und aktuelle
Ereignisse, detaillierte Nutzerprofile oder
die Berücksichtigung von Tageszeiten erschwert ihre Identifizierung zusätzlich.
Um sie dennoch erkennen zu können,
werden wiederum KI-Methoden und
Mustererkennung angewendet: Hier ist
Öffentliche IT
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Monatliche Themenseiten in Kooperation mit:
KOMPETENZZENTRUM
ÖFFENTLICHE IT (ÖFIT)
ein Technologiewettlauf im vollen Gange.
Der Betrieb eines Netzwerks aus Bots gestaltet sich recht einfach. Die massenhafte
Erstellung von Nutzerkonten ist zu einem
lukrativen Geschäft geworden. So können fertige Konten samt der Steuerungssoftware gekauft oder gemietet werden.
Es finden sich zahlreiche Generatoren im
Netz, die mitunter nach frei verfügbarer
Anleitung programmiert werden können.
Durch die Möglichkeit, eine Vielzahl an
Nutzerkonten zu betreiben und Inhalte in
potenziell beliebig hoher Anzahl und Frequenz zu posten, kann ein aktives SocialBot-Netz zur gezielten Verbreitung von
Informationen eingesetzt werden. Unternehmen und Personen können so Popularität vortäuschen oder Werbung verbreiten. Social Bots wurden zudem bereits
genutzt, um Börsenkurse zu beeinflussen,
Werbeeinahmen in die Höhe zu treiben
und Malware zu verbreiten. Vor allem seit
den US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen und mit Blick auf die anstehenden
Bundestagswahlen diskutieren Medien
und Politik die sich hieraus ergebenden
April 2017
beim Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme
Möglichkeiten zur Desinformation, Täuschung und Manipulation von demokratischen Meinungsbildungsprozessen.
Ob Social Bots durch ihre Aktivitäten tatsächlich menschliche Wahlentscheidungen beeinflussen können, konnte jedoch
bisher nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden. Gleichwohl haben sich die
meisten deutschen Parteien bereit erklärt,
auf den verdeckten Einsatz von Social Bots
zur Meinungsmache im Wahlkampf zu
verzichten. Sie wollen damit auch einer
Polarisierung der Öffentlichkeit entgegenwirken.
Ein solcher Verzicht schließt jedoch den
für den Nutzer erkennbaren Einsatz von
Bot-Technologien für andere Zwecke
nicht aus. So wird aktuell unter den deutschen Parteien der Einsatz von Chatbots
für eng definierte Aufgaben wie etwa
die automatisierte Beantwortung von Informationsanfragen als legitime Anwendung diskutiert. Damit folgen die Parteien
lediglich einem klar erkennbaren Trend
der Technologiebranche. Automatisierte,
text- und sprachverarbeitende Bots sollen
in den kommenden Jahren im Sinne smarter Assistenten das mühsame Navigieren
durch Apps und Websites überflüssig machen, in Organisationen Effizienz- und
Reichweitenpotenziale freisetzen und
unsere Interaktionen mit verschiedensten
Geräten revolutionieren.
Es gilt also, nicht ausschließlich die Missbrauchsrisiken zu fokussieren, sondern
auch die Potenziale von Bot-Technologien
in den Blick zu nehmen. Sei es beim Suchen nach Formularen, bei Fragen zu Zuständigkeiten, Bearbeitungsständen oder
Terminvereinbarungen: Der Einsatz von
Bots für die Kommunikation und Interaktion mit Bürgern kann auch ein wichtiger
Baustein bei der Modernisierung von Regierungs- und Verwaltungshandeln sein.
In jedem Fall zeichnet sich schon aufgrund
der wirtschaftlichen Verwertung ab, dass
automatisierte Kommunikation in verschiedenen Alltagsbereichen eine immer
größere Rolle spielen wird.
Mehr zu diesem und anderen
Trendthemen lesen Sie unter:
www.oeffentliche-it.de/trendschau.
11. Juli 2017 in Stuttgart
Baden-Württemberg 4.0
Der Staat als Treiber digitaler Innovationen
Der neue Kongress wird die Erarbeitung und Umsetzung der Digitalisierungsstrategie digital@bw fortan begleiten und zusätzliche
Impulse setzen – natürlich insbesondere mit dem Fokus auf die öffentliche Verwaltung und die digitale Transformation in den
Behörden des Landes und der Kommunen.
Schirmherr:
Referenten u.a.:
Thomas Strobl,
Minister für Inneres, Digitalisierung
und Migration Baden-Württemberg
Eine Veranstaltung des
Nr. 828 April 2017
Stefan Krebs,
CIO/CDO des Landes
Baden-Württemberg
››› www.bw-4-0.de ‹‹‹
Gunter Czisch,
Oberbürgermeister
der Stadt Ulm
in Zusammenarbeit mit
Impressum
newsletter E-Government, Informationstechnologie und Politik
8
Zentrum für Informationssicherheit
Informationssicherheit durch Know-how
Cyber Defence Simulation Training
16.–18. Mai 2017, Berlin
19.–21. September 2017, Berlin
Summer School
Lead-Auditor nach ISO/IEC 27001
17.–21. Juli 2017, Leutasch/Tirol
IT-Grundschutz-Experte
7.–11. August 2017, Leutasch/Tirol
Best Practice
Grundlagen der Kryptologie
25.–26. April 2017, Hamburg
Betriebsrat und Datenschutz
25. April 2017, Hannover
Sichere Webanwendungen in der öffentlichen Verwaltung –
Vergabe, Entwicklung, Abnahme
25.–26. April 2017, Berlin
Informationen zu diesen und weiteren Seminaren unter
www.cyber-akademie.de
Cyber Akademie (CAk) ist eine eingetragene Marke.
Impressum
Herausgeber und Chefredakteur von “Behörden Spiegel Newsletter E-Government, Informationstechnologie und Politik” und verantwortlich: R. Uwe Proll.
Redaktionelle Leitung: Guido Gehrt, Lora Köstler-Messaoudi. Redaktion: Benjamin Bauer, Hartmut Bühl (Brüssel), Julian Einhaus, Marco Feldmann, Jörn Fieseler, Tobias
Henke, Carsten Köppl, Gerd Lehmann, Dr. Gerd Portugall, Benjamin Stiebel. Redaktionsassistenz: Kerstin Marmulla, Angelina Meyer.
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