SÜDWESTRUNDFUNK Anstalt des öffentlichen Rechts Radio Fernsehen Internet PRESSE Information Liebe Kolleginnen und Kollegen, nachfolgend bieten wir Ihnen eine Meldung an. Andrea Padberg, Regionalreferentin Ostafrika der Welthungerhilfe, gab heute, 03.03.17, dem Südwestrundfunk ein Interview zum Thema: "In Ostafrika droht verheerende Hungersnot.“ Das „SWR2 Tagesgespräch“ führte Pascal Lechler. Mit freundlichen Grüßen Zentrale Information Chefredaktion Nachrichten und Distribution Zentrale Information SWR Tagesgespräch Postadresse 76522 Baden-Baden Hausadresse Hans-Bredow-Straße 76530 Baden-Baden Telefon Telefax 07221/929-23981 07221/929-22050 Internet www.swr2.de Datum: 03.03.2017 Schnelle Hilfe notwendig, um Hungersnot abzuwenden Baden-Baden: Die Welthungerhilfe warnt vor einer Hungersnot in Ostafrika. Im SWR2Tagesgespräch sagte die Regionalreferentin für Ostafrika, Andrea Padberg, die Bilder erinnerten an die große Dürrekatastrophe 2010/2011. Die Menschen seien verzweifelt, zermürbt und müssten mit ansehen, wie vor ihren Augen das Vieh sterbe, so Padberg im SWR. Im Südsudan werde die Situation noch durch den dort herrschenden Bürgerkrieg verschärft. Die Staatengemeinschaft rief Padberg dazu auf, jetzt schnell die nötige Hilfe bereitzustellen. Noch könne eine humanitäre Katastrophe abgewendet werden. Aber die Zeit laufe davon. Eine erneut ausbleibende Regenzeit werde eine Hilfe über Monate notwendig machen. Neben der akuten Nothilfe brauche es aber auch ein langfristiges Engagement und dafür benötigten die Hilfsorganisationen die entsprechende Finanzierung. Die UNO hat den Umfang für die Hilfe im Südsudan, Somalia, Äthiopien und Kenia auf 4 Milliarden Euro veranschlagt. Laut UNO sind aber bislang gerade mal 100 Millionen bereitgestellt. Wortlaut des Live-Gesprächs: Lechler: Sie waren gerade kürzlich in Äthiopien und davor auch in Kenia. Wie groß ist die Not dort? Padberg: Die Not ist schon sehr groß. Wir sehen Bilder, die wir vergleichbar gesehen haben 2010, 2011, was die letzte große Dürre in der Region war. Wir waren selber vor Ort. Wir haben uns im Süden Äthiopiens die Situation angeguckt, in Borana, wo wir mit den Menschen gesprochen haben, die schon sehr verzweifelt sind und auch sehr zermürbt, weil es einfach nicht regnet und weil sich die Situation so schnell wiederholt, dass sich ihre Bestände auch nicht erholen können. Die Menschen sind schon sehr, sehr zermürbt und vor allem auch verzweifelt. Sie sehen ihre Kühe vor ihren Augen sterben. Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) Lechler: Besonders schwierig ist die Lage ja auch im Südsudan, weil dort noch Krieg herrscht. Padberg: Das stimmt. Im Südsudan ist die Situation sofern ein bisschen anders, als das der drei Jahre anhaltende Bürgerkrieg die Situation nochmal verschärft. Dort hatten die Vereinten Nationen für einige Teile des betroffenen Landes jetzt auch die akute Hungersnot ausgerufen. Das heißt, die Menschen sterben an Hunger. Das macht die Situation natürlich noch mal schwieriger, weil der Konflikt anhält und das bei ohnehin schwierigen klimatischen Bedingungen. Lechler: Wie können Sie denn jetzt im Moment konkret helfen oder wie helfen Sie? Padberg: Im Südsudan sind wir schon lange aktiv. Wir sind vor Ort und verteilen Nahrungsmittel zum Teil an 350.00 Menschen in dieser betroffenen Region. Wir müssen auch feststellen, dass dort wo wir und andere Akteure mit der Hilfe aktiv sind, die Hungersnot nicht so dramatisch ist. In den anderen betroffenen Ländern, am Horn von Afrika, sind wir sowohl mit langfristigen Projekten aktiv, als auch jetzt mit akuter Nothilfe, wo wir Trinkwasser zur Verfügung stellen, Futter für die Tiere und auch Nahrungsmittelhilfe für die betroffenen Menschen. Lechler: Wahrscheinlich da wo noch die Waffen sprechen, wie im Südsudan, ist dann die Hilfe auch schwieriger und wird behindert? Padberg: Das stimmt, es gibt immer wieder Teile im Südsudan, wo man nicht hinkommt, wo man keinen Zugang hat. Wo akute Sicherheitsprobleme bestehen, aber es gibt eben auch Teile, wo man sehr wohl Hilfe leisten kann und wo wir auch sehen, dass wenn wir dort sind und präsent sind und Hilfe leisten können, dass es den Menschen auch besser geht. Lechler: Der Klimawandel ist an der momentanen Situation in Ostafrika schuld. Wenn die Dürre immer häufiger auftritt, wird den Bauern die Lebensgrundlage entzogen. Sie haben es selber gesagt, die Bauern müssen zusehen, wie ihr Vieh verendet. Müsste man für die Bauern nicht andere Einkommensmöglichkeiten suchen, wird das getan, ist das überhaupt möglich? Padberg: Das ist möglich. Wir sind vor Ort und arbeiten mit den Bauern auch langfristig, um eben genau das zu machen. Um alternative Einkommensmöglichkeiten zu schaffen, um bei den Bauern, also vor allem für die Viehzüchter, bei den Bauern aber auch an verbesserten Anbaumethoden zu arbeiten, an angepassten Anbaumethoden, aber grundsätzlich müssen sich die Menschen und wir uns darauf einstellen, dass sich das Klima dort unten verändert, dass die Dürreperioden häufiger auftreten und dass es deswegen auch immer schwieriger wird, dass sich die Bestände der Viehzüchter erholen. Gerade deswegen ist es aber auch notwendig, mit ihnen langfristig zu arbeiten, langfristig vor Ort tätig zu sein, um halt eben Alternativen zu schaffen und Perspektiven aufzuzeigen, wie man trotzdem in der Region weiterhin arbeiten und leben kann und seinen Unterhalt verdienen kann. Lechler: Ende März oder auch erst Mitte April könnte die Regenzeit wieder einsetzen, aber damit ist das Problem wahrscheinlich noch lange nicht gelöst? Padberg: Nein, wir hoffen natürlich alle, dass der Regen dann kommt und auch in ausreichendem Maße kommt. Die Prognosen sind da allerdings weniger optimistisch. Aber letztendlich ist es tatsächlich so, dass wenn der Regen dort kommt, der Regen auf ohnehin geschwächte Viehbestände trifft. Das heißt, die Tiere sind anfällig für Krankheiten und das kann sich dann nochmal verschlimmern. Auch das Weideland braucht Wochen, ums sich zu erholen, damit dort überhaupt wieder gegrast werden kann. Natürlich ist es auch mit dem Anbau und den Ernteausfällen, dass braucht auch seine Zeit und wird jetzt nicht sofort im März, April wieder besser, wenn denn der Regen kommt, wie wir alle hoffen. Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) Lechler: Es gibt ja schon viele Appelle von Hilfsorganisationen, auch von den Vereinten Nationen, die aber so ein bisschen verhallen im Moment. Elf Millionen Menschen sind in Ostafrika von dieser Dürre betroffen. Kann die Weltgemeinschaft, können wir überhaupt noch eine erneute Hungernot in Ostafrika abwenden? Padberg: Wenn wir jetzt schnell handeln und die Mittel bereitstellen, um akute Nothilfe zu leisten, dann kann man noch sehr, sehr viel tun. Aber uns läuft wirklich die Zeit davon und das Dramatischste ist halt tatsächlich, wie wir auch gerade schon gesagt haben, wenn die Regenzeit ausbleibt, dann müssen wir uns darauf einstellen, dass wir über Monate mit Nothilfe vor Ort tätig sein müssen, um zu überbrücken, bis die Menschen wieder selbständig für ihren Unterhalt sorgen können. Was natürlich auch gebraucht wird ist nicht nur die akute Nothilfe, sondern wir müssen da wirklich einen langen Atem haben, wir müssen langfristig dort arbeiten und dafür auch die entsprechenden Finanzierungen und Unterstützungen bekommen. Lechler: Da reden wir wahrscheinlich nicht von wenigen Millionen, sondern von eher Milliarden. Padberg: Genau und wir sprechen auch nicht von wenigen Monaten, sondern wir sprechen tatsächlich über Jahre. - Ende Wortlaut - Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
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