Kuno, Lauener (1961-20___) : der Prophet im eigenen landesweiten Hit : Hanspeter †: die Unbarmherzigkeit des Fortschritts Autor(en): Streun, Michael / Ratschiller, Marco Objekttyp: Article Zeitschrift: Nebelspalter : das Humor- und Satire-Magazin Band (Jahr): 134 (2008) Heft 9 PDF erstellt am: 24.04.2017 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-605612 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind. Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch Kuno Lauener (1961 - 20_) Nachruf ging fort für alle Zeiten, ihn ereilte das Geschick, und es wird kein Mensch bestreiten, Der Prophet im eigenen landesweiten Hit Er 14 Nebelspalter November eine Lücke bleibt zurück. 200)1 Schmerzlich ward er mir entrissen, stets gemeinsam gingen wir, oh, wie werd ich ihn vermissen, denn er war ein Stück von mir. Ihn, den ich so lang besessen, der stets seine Pflicht getan, werde niemals ich vergessen: meinen treuen Backenzahn! Günther Nehm ICH KONVME Grabinschrift für einen Insider Nach dem zweiten Herzinfarkt liegt der Insider im Grab. Es ist fast so wie vorhin: Wir sind out und er ist in. Grabinschrift für eine Nervensäge Hier liegt Helmut Bäcker, und wenn er's nicht täte, ginge er uns auf den Wecker. Jan Cornelius Totgesagte leben länger Nachruf auf Polo Hofer hielten Denwir monatlich seit Jahren im Stehsatz bereit, akribisch aktualisiert. Doch es sollte anders kommen. Als man Kuno Lauener im Morgengrauen des 15. November bewusstlos im Wasser des sächlich jemandem sein Herz schenken. Ob an eine Frau mit schönen, langen Haaren, ist aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht bekannt. Flamingo-Geheges des Dählhölzli-Zoo Marco Ratschiller treibend fand, soll sein Herz nur noch schwach geschlagen haben. Nach mehre¬ ren Tagen im künstlichen Koma steht nun fest: Der Frontmann der Berner Mundart¬ band «Züri West» ist nicht mehr. Das frühere Nachrichtenmagazin <Facts> schrieb einst, würde er seine stets heiser und mit viel extra Luft gehauchten Texte nicht «uf Bärndütsch», sondern in Englisch formulieren, hätte man ihn längst weltweit als neuen Bob Dylan gefeiert. Aber Lauener hat nie auf den ganz gros¬ sen Erfolg geschielt. Weder mit dem lin¬ ken noch mit dem rechten Auge. Nur: Manche finden Erfolg, ohne ihn gesucht zu haben. Mit zuverlässiger Regelmässig¬ keit jubelten ihn Musik- und People-Journalisten seit Jahrzehnten mit jedem neu¬ en Züri-West-Album zum charisma¬ tischsten Bandleader, ja zum «Sexiest swiss man alive» hoch. Klar, dass Lauen¬ ers einzigartige Coolness auch ihre Neider fand. Gestandene Mannsbilder der Szene wie Büne Huber, Plüsch-Ritschi oder Ad¬ rian Stern wirkten im direkten Vergleich zu Laueners subtiler Virilität bestenfalls noch wie Gesinnungsmetrosexuelle in Östrogen-Selbsttherapie. Lauener steckte sie alle in die Tasche, selbst eine Testosteronschleuder wie Büezer-Rocker Gölä, zu dessen Repertoire Hits wie «Uf u dervo» und «Wildi Ross» gehören. Zufall, I dass Lauener auf seiner letzten Scheibe über einen Loser spöttelt, der stän¬ dig «vom uf u dervo, vo wilde Rössli u so» träumt? Die genauen Umstände seines Todes dürften nie restlos geklärt werden und bie¬ ten zwischen Unfall, Fremdeinwirkung oder Selbsttötung viel Raum für Spekula¬ tion und Legendenbildung. Lauener war vorbildlicher Besitzer eines Spender¬ ausweises; als man das Beatmungs¬ gerät abschaltete, konnte [.auener, wie er es wohl auf der Bühne tau¬ sendmal im berühmtesten aller Züri-West-I lits versprochen hatte, tat¬
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