Geleitwort März 2017 Und wenn euch jemand fragt: Warum bindet ihr ihn los, dann antwortet: Der Herr braucht ihn. (Lk 19,31). Zur Erinnerung: Das sagte Jesus, als er für den Einzug in Jerusalem einen Esel holen liess. Wie war das? Der Esel kann ein Christusträger sein? Wenn wir so fragen, dann sitzen wir dem Vorurteil auf: «Der Esel, der ist doch dumm, er ist störrisch und er ist faul.» Doch hier geht es um einen Perspektivenwechsel, zu dem uns Jesus auffordert: Bindet den Esel los. Ich brauche ihn. Jesus sieht das Charisma des Esels: Das kluge und gutmütige Lasttier, das genügsam ist und eine grosse Ruhe ausstrahlt. Das seinen Weg geht und auch auf schwierigen Wegabschnitten unermüdlich weitergeht. Er, der Esel, ist genau der Richtige für den Trubel, der ihn und Jesus in Jerusalem erwartet. Das ist für mich auch ein Gleichnis für Kirchenentwicklung: Sogar ein Esel kann Christusträger sein. Heisst das nicht, wir alle dürfen Christus in uns tragen und auch für andere sichtbar machen? Jesus braucht uns. Es ist Zeit, dass wir losgebunden werden – und dass wir uns losbinden lassen. Wie oft herrscht in unserer Kirche ein Geist des Angebundenseins? Wie oft ein Geist der Kontrolle? «Darf der das? Hat sie auch den Pfarrer gefragt? Was bildet der sich ein? Was sagt da überhaupt das Kirchenrecht dazu?» Das sind wichtige Fragen, aber nicht die letzten. Der Herr braucht ihn. Es ist Zeit, dass wir uns losbinden, uns gegenseitig losbinden, uns aufmachen. Denn der Herr braucht Dich. Und Dich. Und Dich ebenso. Und mich. Als Christusträger. Als Christusträgerin. Jesus braucht uns auch dann, wenn wir die grössten Esel sind. Für das Pastoralteam Andreas Spöcker
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