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Es war Montag, Ende Oktober. Die Strahlen der Herbstmorgensonne fielen in den Saal des Gerichtsgebäudes. Baden-Baden lag
verträumt am Fuß der herbstlich bunten Schwarzwaldhänge.
Seine Uhr zeigte 09:56. Ralph Schmitz war klar, dass es seine
Scheidung war, die gerade verhandelt wurde. Trotzdem fühlte er
sich irgendwie unbeteiligt. Die Richterin hatte ihm die Schuld für
die Trennung gegeben, und entsprechend fiel auch die Aufteilung der Vermögenswerte aus. Man – in diesem Fall die Richterin
und auch die Anwältin seiner Frau – hatte festgestellt, dass seiner
Frau Raphaela (in zehn Minuten seiner Exfrau Raphaela) gar nichts
anderes übrig geblieben war, als sich in die starken Arme ihres
Golftrainers zu flüchten. Er hatte sich einfach zu wenig Zeit für sie
und die beiden Kinder genommen.
Sein schüchterner Versuch, den Zeitmangel mit seiner leitenden Tätigkeit bei einer namhaften Bank in Baden-Baden zu erklären, waren genauso gescheitert wie der Versuch seines Anwalts –
ein Schulfreund, welcher in den Vorbesprechungen wesentlich
optimistischer geklungen hatte als im Moment –, auch ihm einen
Teil der Vermögenswerte zu sichern.
Seine Exfrau und die Kinder durften im eigenen Haus bleiben, er sollte seine bescheidene Mietwohnung behalten, welche er sich nach Abzug des monatlichen Unterhalts für Exfrau
und die beiden Kinder, Paul acht Jahre und Elena drei Jahre,
hoffte, weiterhin leisten zu können. Diese Mietwohnung hatte
er vor 13 Monaten bezogen, als er beschlossen hatte, zu Hause auszuziehen – natürlich in der stillen Hoffnung, seine Exfrau
würde ihn bitten zurückzukehren. Was aber bisher nicht geschehen war und wohl auch nicht mehr geschehen würde. Stattdessen war kurze Zeit später der Golflehrer Jean Claude eingezo7
gen und nahm seitdem seinen Platz ein. Einen gewissen Trost
vermittelte ihm die Gewissheit, dass dieser seine Kinder gut
behandelte.
Auch stand es ihm nach einstimmiger Meinung der Damen –,
Exfrau, Richterin und Anwältin seiner Exfrau – nicht zu, sein Porsche Cabriolet zu behalten. Dieses solle lieber verkauft werden,
mit dem Erlös sei der Leasingvertrag des Porsche Geländewagens abzulösen, den seine Frau dann zukünftig fahren solle. Aufgrund der zentralen Lage der Bank, in welcher er tätig ist, seien
die öffentlichen Verkehrsmittel für ihn absolut ausreichend.
Als er das Gerichtsgebäude verließ, kam er sich trotzdem nicht als
Verlierer vor, sondern eher an einer Art Neuanfang angekommen.
Die Gewissheit, dass etwas vergangen war, gab ihm doch die Zuversicht, endlich damit abschließen zu können.
Er stieg in seinen Porsche und machte sich auf den direkten Weg
in sein Büro. Bei der Bank angekommen, fragte ihn seine Sekretärin,
Frau Wolter – 42 Jahre alt, vollschlank und wie immer im grauen
Kostüm –, wie der Termin vor Gericht gelaufen sei.
Mit einem kurzen „Geht so“ schloss er die Tür hinter sich und
schaute, was sein Outlook-Terminkalender für ihn bereithielt: Es
gab zwei neue Termine für den Nachmittag, beide mit treuen
Kunden, welche schon lange von ihm beraten wurden. Und zwei
Telefonnotizen mit der Bitte um Rückruf. Diese würde er später
tätigen, ihm fehlte der Elan.
Es war jetzt kurz nach elf Uhr, als das Telefon klingelte. Es
war ein bankinternes Gespräch: Die Sekretärin des Direktors
Renzo von Flock bat ihn, sofort zum Chef in die oberste Etage zu kommen. Er machte sich also auf den Weg, und als er
das Sekretariat betrat, nickte Claudia dos Santos, die 26jährige
Sekretärin des Chefs, ihm zu und teilte ihm mit, dass man ihn
schon erwarte.
Renzo von Flock stand – ihm den Rücken zugewandt – am
großen Panoramafenster und sah über das herbstliche Baden-
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Baden. „Schmitz, nehmen Sie Platz“, sagte er, ihm immer noch
den Rücken zuwendend. Er tat, wie ihm geheißen, und nahm auf
dem weichen Barcelona-Ledersessel Platz und schlug ein Bein
über das andere. Erst jetzt merkte er, dass einer seiner Strümpfe
dunkelblau und der andere schwarz war. Er setzte beide Füße auf
den Boden und dachte, dass der Tag bis jetzt nicht der seine
war.
Renzo von Flock drehte seinen beleibten Körper auf den
Spitzen seiner eleganten handgenähten und sündhaft teuren
Budapester Schuhe und ließ sich in den Eames Chair fallen. Kopfschüttelnd sagte er:
„Schmitz, Schmitz, Sie waren mal mein bester Mann.“
Auch dieser Gesprächsbeginn ließ nicht wirklich auf einen angenehmen weiteren Verlauf der Unterhaltung hoffen.
„Herr von Flock, was meinen Sie damit?“
„Schmitz, sagt Ihnen der Vorgang Frau von Grauburg etwas?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort: „Frau von Grauburg
war im Frühjahr bei Ihnen und wollte nach eigenen Angaben eine
risikoarme Geldanlage für den Erlös aus dem Verkauf ihres Mietshauses am Stadtrand. Ich habe mir gerade mal ihre Kundenverbindung genauer angesehen, Schmitz, und musste feststellen, dass die
Aktien, welche Frau von Grauburg auf ihre Empfehlung gekauft hat,
nur noch 53 % des Werts des ursprünglichen Kaufpreises haben.
Was glauben Sie, Schmitz, was die Bridgedamen von Frau von Grauburg dazu sagen, wenn sie davon erfahren? Die Damen haben Millioneneinlagen bei uns.“
„Herr von Flock, die Aktien sind zwar gefallen, ich bin mir jedoch sicher, dass bei dem breiten Produktspektrum der Firma
noch immer Fantasie in der Aktie ist. Bei der Aktie handelte es
sich um einen deutschen Automobilzulieferer, welcher durch den
Verlust eines Großkunden entscheidende Marktanteile verloren
hatte.“
„Schmitz, lassen Sie das Gerede. Ich will, dass Sie die Sache
schleunigst wieder in Ordnung bringen. Guten Tag!“
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In seinem Büro angekommen, fehlte Schmitz nun endgültig
die Lust, die Rückrufliste zu erledigen. Er beschloss also, etwas
früher auf einen Cappuccino in das kleine Café gegenüber zu gehen.
Er fand einen kleinen Tisch am äußeren Rand der Terrasse und
die Kellnerin brachte ihm schnell seine Bestellung, Cappuccino
mit aufgeschäumter Milch, ein Croissant und ein stilles Mineralwasser.
Es war ungewöhnlich warm für die Jahreszeit, knapp 18 Grad
Ende Oktober. Er blätterte in einem Magazin für Inneneinrichtung,
welches ein Gast am Nebentisch liegen gelassen hatte.
Obwohl er seinen Cappuccino sonst immer ohne Zucker trank,
warf er diesmal spontan einen braunen Rohrzuckerwürfel in die
dickwandige Tasse. Ein Kaffeespritzer landete auf seiner hellblauen Hermeskrawatte. Er tupfte mit der Serviette etwas Mineralwasser darauf und es gelang ihm, den Fleck zu entfernen.
Er hatte die Krawatte damals nach dem Abschluss seines
bankinternen Studiums von seinem Vorgesetzten Dr. Schleus geschenkt bekommen. Dr. Schleus war letztes Jahr, drei Jahre nach
seiner Pensionierung, an einem Schlaganfall gestorben. Er hatte
ihn gemocht, denn er hatte ihm viel zu verdanken. Er war eine Art
Mentor für ihn gewesen.
„Ist der Platz noch frei?“ Er sah auf und blickte auf eine hochgewachsene Frau im beigefarbenen Burberry Trenchcoat und großer dunkler Sonnenbrille.
„Ja, bitte.“ Er las weiter, nur ab und zu fiel sein Blick auf seine Tischnachbarin. Eigenartig, dachte er, als du verheiratet warst,
warst du der größte Charmeur, jetzt bist du wieder allein und dir
fällt nichts ein, wie du eine schöne Frau ansprechen kannst.
Er trank seinen Cappuccino in kleinen Schlucken und nippte
auch am Mineralwasser. Das Croissant tunkte er nebenbei in die
Tasse.
Auch seine Tischnachbarin bestellte Kaffee und Mineralwasser.
Die Getränke kamen und die Dame zog eine kleine Mappe mit
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Dokumenten aus ihrer Tasche. Während sie darin las, trank sie
Schluck für Schluck ihres Kaffees. Ihr Lippenstift hinterließ deutliche Spuren am Tassenrand.
Ein schrilles Klingeln ließ ihn aufhorchen. Die Dame neben
ihm zog ihr Mobiltelefon aus der Handtasche und nahm das
Gespräch an.
Er wollte gar nicht lauschen, nur war es anhand der räumlichen
Nähe nahezu unmöglich, nichts vom Gesprächsinhalt mitzubekommen.
„... Nein, es läuft alles so, wie du vorausgesagt hast, wir sind
uns mit dem russischen Vertragspartner über die Übernahme
vollkommen einig. Ja, ja, der Betrieb in Russland hat seit der
Privatisierung genügend Liquidität für die feindliche Übernahme.
Alle Beteiligten bekommen ein großes Stück vom Kuchen ab.“
Plötzlich sah sie auf und ihr wurde klar, dass sie nicht allein war.
Er tat so, als bemerkte er es nicht und blätterte gedankenverloren
in seinem Magazin weiter.
„Ja“, fuhr sie fort, „lass uns nachher beim Essen darüber sprechen. Hol mich um 20 Uhr im Foyer von Brenners Park-Hotel ab ...
Ja, ich freue mich auch.“
Sie klappte das Telefon zusammen und ließ es mit einer raschen Handbewegung in ihrer Hermes Kelly Bag verschwinden.
Sie winkte die gestresste Kellnerin an den Tisch und bezahlte. Mit
einem kurzen Nicken verabschiedete sie sich und lief durch die
Fußgängerzone Richtung Allee.
Er schlug das Magazin zu und überlegte, was ihn mehr fasziniert hatte, die Frau oder die Informationen über eine feindliche
Übernahme eines Unternehmens durch russische Investoren. Da
er heute Abend nichts vorhatte – es ging ihm in den letzten dreizehn Monaten meistens so – beschloss er, mehr über beide zu
erfahren.
Der Rest des Tages in der Bank verlief normal, er lächelte sogar
manchmal, was in letzter Zeit selten genug der Fall gewesen war.
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Die beiden Termine liefen gut, und auch alle Rückrufe erledigte
er. Es war kurz vor 17 Uhr, als er den Computer ausschaltete und
seinen leichten Mantel überstreifte.
Er kaufte noch ein paar Lebensmittel ein. Nur ein wenig Obst,
Espressobohnen, zwei Flaschen stilles Mineralwasser, abgepackten Toast und Erdbeermarmelade. Jürgen Vogel, der Inhaber
des Ladens gegenüber der Bank, wünschte ihm einen schönen
Abend und reichte ihm die gefüllte Einkaufstüte über den Ladentresen.
Er ging zur bankeigenen Garage und stieg in sein silbernes
Porsche Cabrio, welches er nicht mehr lange sein Eigen nennen
durfte. Es war kurz nach 18 Uhr, als er die Tür zu seiner 1,5-Zimmer-Wohnung im zweiten Stock des Mehrfamilienhauses am
westlichen Stadtrand aufschloss.
Obwohl er seit über einem Jahr hier lebte, war es in keiner
Weise häuslich oder gemütlich. Im Flur stapelten sich Kisten mit
Büchern und Aktenordnern. Möbel hatte er nicht aus dem gemeinsamen Haus mitgenommen. Daher war die Einrichtung eher
spartanisch. Eine Matratze, ein Stuhl und Tisch, der sowohl als
Esstisch als auch Schreibtisch diente, ein Regal und eine Kleiderstange. Über dieser hingen seine Anzüge und Jacken. Hemden
und Pullover hatte er im Regal untergebracht. Seine Wäsche bewahrte er in einer Kommode im kleinen Badezimmer auf. Seine
Schuhe standen neben den Umzugskartons im Flur.
Er räumte rasch seine Einkäufe in den Kühl- bzw. Vorratsschrank. Er nahm sich einen Apfel und biss herzhaft hinein. Äpfel
schmeckten ihm nur im Herbst und Winter.
Er sah dann nach seinem Anrufbeantworter, auf dessen Display eine rote Zwei blinkte. Er drückte auf die Wiedergabetaste.
Sein Anwalt gratulierte ihm zum Ausgang des Scheidungsprozesses, es hätte alles noch viel schlimmer kommen können. War
der Mann bei einer anderen Scheidung gewesen? Hätte man ihm
noch mehr nehmen können? Zum Beispiel seine nicht unbedingt
lebensnotwendigen Organe, die könnte man noch auf eBay zu
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Gunsten seiner Exfrau versteigern ... Er löschte die Nachricht.
Die zweite Nachricht stammte von seinem Vater, der ihm aufmunternde Worte auf dem Band hinterlassen hatte und um einen
Rückruf bat.
Nicht mehr heute, dachte er. Er sah auf seine Armbanduhr, eine
Rolex, die ihm seine Exfrau zum zehnten Hochzeitstag geschenkt
hatte. Es war Zeit, ein Bad zu nehmen und sich zu rasieren.
Als er aus dem heißen Wasser gestiegen war, trocknete er sich
gründlich ab. Er cremte sich ein und kämmte das Haar mit etwas
Gel nach hinten. Er wählte ein weißes Oberhemd, einen dunkelblauen Anzug und eine dunkelrote Seidenkrawatte. Er schnürte
seine schwarzen Schuhe und fuhr noch mit einem Lappen darüber.
Als er fertig war, warf er einen prüfenden Blick in den Badspiegel. Er hatte schon schlechter ausgesehen. Er nahm den Mantel
von der Kleiderstange und zog die Wohnungstür fest zu.
Er hatte vorhin direkt vor dem Haus einen Parkplatz gefunden, sodass er keinen weiten Weg hatte. Er ließ den Wagen an und fuhr
Richtung Zentrum. Es war viertel vor acht. Er hatte beschlossen, im
Wagen vor Brenners Park-Hotel zu warten. Da die Dame im Foyer
zum Essen abgeholt wurde, musste er den beiden nur unauffällig
folgen. Ob zu Fuß oder im Wagen würde sich dann ergeben.
Um kurz nach Acht kam sie mit einem fülligen Herrn um die 50
aus der Hotellobby. Beide stiegen in eine der hoteleigenen Limousinen und wurden vom Fahrer in das nur 800 Meter entfernte
Restaurant Medici gebracht. Bis er einen Parkplatz gefunden hatte, vergingen ein paar Minuten, was nicht schlimm war. Er wusste
ja nun, wo er sie finden würde.
Er betrat das Medici und wurde vom Concierge sofort nach
seiner Reservierung gefragt. Er lächelte und sagte, er wolle nur
an die Bar. Eine Angestellte nahm ihm seinen Mantel ab und geleitete ihn an die lange Bar, an der mehrere Herren in Anzügen
saßen. Namensschilder zierten ihr Revers. Es mussten Teilnehmer
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des gerade in der Stadt stattfindenden Ärztekongresses sein,
welche den Abend entspannt ausklingen lassen wollten.
Vereinzelt saßen auch ältere Damen auf den Barhockern. Vielleicht Kurgäste auf der Suche nach einem Abenteuer, dachte er.
Er blickte in den Speiseraum und suchte nach dem Pärchen. Sie
hatten einen Tisch in einer Ecke des Speiseraumes, welcher an
das Ende der Bar grenzte. Da die Verbindungswände große Bogenöffnungen hatten, hoffte er, etwas von dessen Gespräch mitzubekommen, sofern er sich geschickt am Ende der Bar positionierte.
Und tatsächlich, er konnte dem Gespräch in groben Zügen folgen. Allerdings drehte sich das meiste um die Boutiquen in der
Innenstadt und den passenden Wein zum Menü.
Während er mit einem Ohr am Tisch im Speisesaal war, bestellte er ein Glas italienischen Rotwein und einen halben Liter Mineralwasser. Die Barkeeperin stellte die Gläser auf kleinen Papierservietten vor ihm ab. Als sie eine Schale mit Erdnüssen reichen
wollte, lehnte er dankend ab.
Hinter der Bar waren kleine Bildschirme in die Wand eingelassen. Es liefen Aktienkurse auf NTV und tonlose Musikvideos auf
MTV.
Nach dem dritten Glas Wein gab es noch immer keinen Hinweis vom Tisch nebenan. Er begann sich zu fragen, ob die Aktion
eine gute Idee gewesen war, oder ob er die Zeit und den Ort nicht
einfach dazu nutzen sollte, sich zu betrinken.
„Na, so allein hier?“, raunzte eine wenig damenhafte Reibeisenstimme, welche zu einer der einsamen Damen an der Bar gehörte,
die wohl mit jedem Cocktail einen Barhocker näher gerutscht war.
„Ja, ich warte noch auf meinen Freund, wir sind frisch verliebt.“
Sie schaute ihn vorwurfsvoll an und nahm dann die fünf Barhocker
in die entgegengesetzte Richtung, diesmal auf einmal.
Am Nebentisch war man beim Dessert, Mousse au Chocolat
auf Mangoschaum, angekommen. Er bestellte einen doppelten
Espresso. Er mochte die kleinen Tassen nicht, daher trank er im-
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mer einen doppelten Espresso. Er mochte auch keine bunten Tassen. Tassen mussten weiß sein.
„ ... aber um jetzt zum eigentlichen Thema des Abends zu kommen“, hörte er am Nachbartisch. Er musste sich stark konzentrieren, da jetzt wesentlich leiser gesprochen wurde.
„Ja, stell dir vor, wir haben den Deal so gut wie im Sack. Unsere
Verbindungsleute im Unternehmen haben bestätigt, dass keine
liquiden Mittel mehr da sind. Man weiß schon nicht mehr, wie man
die Dezembergehälter bezahlen soll.“
„Das Unternehmen will mit der Information erst an die Öffentlichkeit gehen, wenn auch die dritte Hausbank das Sanierungskonzept abgelehnt hat. Glockowski und Petrov kaufen jeden Tag
Put-Optionen. Sobald die Nachricht vom drohenden Kollaps an
die Öffentlichkeit geht, werden die Aktien ins Bodenlose stürzen.
Allein die Gewinne aus dem Verkauf der Optionen dürften sich
auf 12 bis 15 Millionen Euro belaufen. Und das ist eher eine vorsichtige Schätzung. Sobald das Aktientief erreicht ist, kaufst du dir
mit Hilfe der russischen Investoren die Aktienmehrheit. Und wir
übernehmen den Laden.“
Das weitere Gespräch bekam er nicht mehr mit, da der Nebentisch nun auch besetzt war und dort sehr laut gesprochen wurde.
Das Paar zahlte dann bald und verließ das Restaurant. Auch er
zahlte und lief Richtung Ausgang. Er wollte mehr über die Sache
in Erfahrung bringen. Eine sehr schöne Frau und Hinweise auf ein
Finanzverbrechen, beides hatte sein Interesse geweckt.
Er sah das Paar in etwa 25 Meter Entfernung und folgte ihnen
unauffällig. Als die beiden das Portal von Brenners Park-Hotel erreichten, verbarg er sich etwas entfernt hinter einem geparkten
Siebener-BMW. Der füllige Mann verabschiedete sich galant von
seiner Begleiterin.
„Es war ein wunderschöner Abend, Anna Maria, du bist eine
atemberaubende Frau.“
Sie lachte und er hörte ihre Worte: „Also, Maximilian, wir telefonieren morgen. Ja, schlaf gut. Dank dir für den netten Abend.“
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