Ausgabe 1 © Stopfenreuther Au – Wikimedia Commons 48. Jahrgang Nachrichten Denkanstöße für eine Nachdenkpause März 2017 Für s e t u ein g ! n e b Le s Damit e t: ht heiß ic n r e t spä Die klassische Rentenversicherung > Wer benötigt ein lebenslanges Zusatzeinkommen? > Wir wandeln Ihr Kapital in eine lebenslange Rente um. > Mit einer Rentenversicherung wird ein langes Leben nicht zum finanziellen Risiko. > Fragen Sie uns: Tel. 059 808 | www.oebv.com eld ist G n i e M „ weg, n o h c s h bin aber ic a.“ noch d I N H A LT Ausgabe 1 März 2017 Nachrichten Leitartikel: 18 Denkanstöße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 6 Seite 7 Seite 8 Seite 12 Seite 14 Seite 16 Internationale Pressemeldungen Talente fördern – Begabte fordern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Mag. Gerhard Riegler Blick über die Grenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite Mag. Cornelia Sommer-Hubatschke Bildungsvererbung in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MMag. Mag.iur. Gertraud Salzmann IQB-Bildungstrend 2015: Der Absturz Baden-Württembergs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mag. Walter Klopf Öffentlich gesagt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Plan A – Austromurksismus und die vierte Kulturtechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mag. Hubert Egger Durchziehen oder durchdenken? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite18 Mag. Herbert Weiß Hauptsache „modern“? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite19 Ceterum Censeo Verleger Förderverein f. e. differenzierte Allgemeinbildung, Ruzickagasse 88-104/20, 1230 Wien Redaktion Mag. Helmut Jantschitsch, GRG Kundmanngasse, Kundmanngasse 20-22, 1030 Wien Für namentlich gezeichnete Artikel übernimmt der Verfasser die Verantwortung. Satz- und Druckfehler vorbehalten. Gestaltung/Produktion mentor communications Werbeagentur GmbH Anzeigenverwaltung Mag. Helmut Jantschitsch, email: [email protected] Offenlegung gemäß Mediengesetz-Novelle (§ 25 Abs 2 MedienG neue Fassung) Der „Förderverein für eine differenzierte Allgemeinbildung“ (ZVR-Zahl 711186932) ist in seiner Tätigkeit nicht auf Gewinn ausgerichtet. Ziel jeglicher Vereinstätigkeiten ist die Erhaltung und Weiterentwicklung eines qualitativ hochwertigen, differenzierten Schulsystems in der Republik Österreich. Vereinsobmann ist Mag. Gerhard Riegler, sein Stellvertreter ist Mag. Dr. Eckehard Quin. Die ÖPU (Österreichische Professoren Union) ist eine Interessensgemeinschaft von drei Organisationen (FCG, ÖAAB, VCL), deren Prinzipien und grundsätzliche Anliegen im schulpolitischen Geschehen eine gemeinsame Basis bilden: Die drei Organisationen arbeiten unabhängig voneinander – jedoch im Sinne der sie in der ÖPU verbindenden Zielsetzungen. Die ÖPU bildet mit ihrer Arbeit ein Netzwerk, das der Kollegenschaft optimale Betreuung in ihrem Berufsleben zukommen lässt. Die Unterstützung der ÖPU bedeutet keine parteipolitische Positionierung, sondern ist Ausdruck der Förderung einer Interessensvertretung, die zum differenzierten Schulwesen steht und in ihm die AHS durch kontinuierliche Weiterentwicklung auf Erfolgskurs halten will. Website: www.oepu.at Redaktionsschluss der nächsten Nummer: 14. April 2017 Ihre Beiträge erbitten wir rechtzeitig per email an: [email protected] 3 Nachrichten Ausgabe 1 März 2017 L E I TA R T I K E L 18 Denkanstöße U nd wieder verfasse ich einen Leitartikel, ohne zu wissen, ob er nicht beim Erscheinen schon von der Realität überholt sein wird. In meinem Kommentar zum ÖPUWochenspiegel1 vom 4. Februar 2017 habe ich der Regierung eine Nachdenkpause à la Hainburg empfohlen, damit Österreichs Schulpolitik aus der Ecke herauskommt, in die sie sich in ihrer Abgehobenheit manövriert hat.2 Bis heute wurde von der Regierung zwar noch keine Nachdenkpause ausgerufen, aber immerhin ist bis heute kein „Autonomiepaket“ in Begutachtung geschickt worden, dessen Bezeichnung als zynische Verhöhnung aller von Schule Betroffenen verstanden werden müsste. Ich danke dem Verhandlungsteam mit Paul Kimberger an der Spitze der ARGE LehrerInnen und Herbert Weiß an der Spitze der AHS-Gewerkschaft für ihr Ringen um einen Entwurf, der zu keiner erweiterten Bevormundung der Schulen von oben führt. Hoffentlich gelingt ein Entwurf, der wesentlichen Bereichen der an den Schulen seit vielen Jahren gelebten Autonomie nicht den Garaus macht! Die von mir vorgeschlagene Nachdenkpause sollte keineswegs eine Phase der Untätigkeit bedeuten, sondern zu einer gründlichen Reflexion genutzt werden. Denn die Reformen, die seit der Jahrtausendwende in besonders dichter Abfolge über unser Schulwesen hinwegrollten, haben schon mehr als genug Schaden angerichtet. Geprägt war Österreichs Schulpolitik von Ideologie einerseits und Ignoranz der realen Herausforderungen andererseits. Entpuppt haben sich die Reformen fast immer als meist nicht einmal gut getarnte Sparpakete. Für die Nachdenkpause, also die Reflexion des Zustands, in den Österreichs Schule manövriert worden ist, liegt eine Fülle an Daten vor, die endlich auch von PolitikerInnen, die Verantwortung für unser Schulwesen tragen, zu analysieren sind. Mag. Gerhard Riegler ÖPU-Vorsitzender Der aktuelle PISA-Durchgang hat nicht nur gegenüber 2006 deutlich verschlechterte Ergebnisse und damit den durch die Reformen angerichteten Schaden aufgezeigt: Österreich gehört unter allen OECD-Staaten zur „Top 10“ mit der negativsten Entwicklung seit 2006. Die aktuellen PISA-Ergebnisse haben auch Daten auf den Tisch gelegt, die zahlreiche Denkanstöße für die Nachdenkpause bieten. Aus dieser Datenfülle möchte ich in meinem Leitartikel einige präsentieren, die mir besonders wichtig erscheinen. Aus Platzgründen kann dies hier nur plakativ erfolgen, die detaillierten Daten stelle ich einer Schulpolitik, die daran Interesse zeigt, sehr gerne zur Verfügung: Nummer 5/2017, 3. Februar 2017 Sehr geehrte User unserer Website, liebe Kolleginnen und Kollegen! völligen Eskalation stand, sondern in Folge auch ein umweltpolitisches Umdenken, von dem Österreich profitierte und noch heute profitiert. Aus der Geschichte zu lernen, empfehle ich Österreichs Schulpolitik. Sie hat sich nämlich in eine Situation manövriert, die mich an Hainburg erinnert. Ich hoffe, Österreichs Schulpolitik hat genug Fingerspitzengefühl und Verantwortungsbewusstsein, die Eskalation zu vermeiden und sich aus der Enge, in die sie sich manövriert hat, durch Reflexion zu befreien. Statt die Rechte der Betroffenen abzuschaffen, möge die Schulpolitik Mut zur Selbstkritik beweisen. Die Jungen unter uns, denen „Hainburg“ kein Begriff mehr ist, der Erinnerungen an den zivilen Ungehorsam wach- und Bilder des beherzten Widerstands vor Augen ruft, bitte ich um einen Blick in den entsprechenden Wikipedia-Eintrag, da an dieser Stelle kein Platz für einen historischen Exkurs vorhanden ist.1 Der Weg, der Österreichs Schulpolitik in Opposition zu den von ihr Betroffenen geführt hat, war lang und von Abgehobenheit und Rücksichtslosigkeit geprägt. Sonst hätten zwei Jahrzehnte, in denen eine „heilsbringende“ Reform die andere jagte, nicht dazu geführt, dass meiner Einschätzung nach mindestens 80 Prozent der LehrerInnen heute den Zustand der Schule vor zwanzig Jahren statt des heutigen wählen würden, könnten sie denn wählen, ohne Vergangenes verklären zu wollen. Gibt es ein vernichtenderes Zeugnis für eine Politik als das Urteil der betroffenen Fachleute, dass in Summe Schaden angerichtet wurde? Gibt es einen blamableren Offenbarungseid, als dass die Schulpolitik den Betroffenen über ein „Autonomiepaket“ das Mitwirkungsrecht entziehen will, um von oben auf ihre Schule zugreifen und sie nach Belieben (um)gestalten zu können? Gibt es einen ungeschickter getarnten Versuch, der AHS-Langform den Garaus zu machen, als die Schulen nach Belieben gegen den Willen der Betroffenen „clustern“ zu können? Die Besetzung der Hainburger Au im Dezember 1984 war „sowohl von umweltpolitischer als auch von demokratiepolitischer Bedeutung für Österreich“.2 Die einjährige Nachdenkpause, die sich die österreichische Bundesregierung am 4. Jänner 1985 verordnete, brachte nicht nur den sofortigen Stopp eines Konflikts, der kurz vor der Kettensägen sind kein taugliches Mittel, den von einer Schulpolitik der Arroganz angerichteten Schaden zu beheben. Österreichs Schule braucht sozialpartnerschaftlichen Dialog, Wertschätzung für LehrerInnen, SchülerInnen und deren Eltern und endlich wieder die Ressourcen, die der Schule über all die Reformen der letzten zwanzig Jahre entzogen wurden. Für die Verwendung dieser Ressourcen gibt es an jeder Schule mehr als genug Bedarf und schulautonome Kompetenz, sie für das Gelingen von Schule sinnvoll einzusetzen. Eine Nachdenkpause, die auch wirklich zum Nach- und Umdenken genutzt wurde, folgte auf den 4. Jänner 1985. Eine sinnvoll genutzte Nachdenkpause ist Österreichs Schulpolitik heute dringend zu empfehlen. Mit herzlichen Grüßen Mag. Gerhard Riegler Vorsitzender der ÖPU 1 2 Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Besetzung_der_Hainburger_Au. Ibidem. Die Woche im Medienspiegel der 4 L E I TA R T I K E L Ausgabe 1 März 2017 Nachrichten WIR VERSTEHEN UNTER MEHR AUTONOMIE: Mehr Freiheit und SELBSTBESTIMMUNG! MEHR FREIHEIT in der Methodik und Pädagogik am Standort MEHR FREIHEIT für guten Unterricht durch weniger Verwaltung und Bürokratie MEHR FREIHEIT durch Support für Leiter/innen, Lehrer/innen und Schüler/innen MEHR FREIHEIT durch eine Vielfalt hochwertiger Fortbildungsangebote MEHR FREIHEIT durch mehr Ressourcen für zusätzliche Unterrichtsangebote MEHR FREIHEIT durch verlässliche Rahmenbedingungen Wenn wir jetzt nicht aufstehen, bleibt die Schule sitzen Paul Kimberger, Vorsitzender der APS-Gewerkschaft und der ARGE-Lehrer/innen Roland Gangl, Vorsitzender der BMHS-Gewerkschaft Dominikus Plaschg, Vorsitzender der Gewerkschaft Landwirtschaftslehrer/innen Judith Roth, Vorsitzende der Gewerkschaft Berufsschule Herbert Weiß, Vorsitzender der AHS-Gewerkschaft 1 Das sozioökonomische Niveau des Elternhauses unserer SchülerInnen entspricht nicht annähernd dem, was man in einem der wohlhabendsten Staaten der Welt erwarten würde. 2 Die Versuche, SchülerInnen aus sozioökonomisch schwachem Elternhaus zu besseren Ergebnissen zu bringen, sind in Österreich gescheitert. Zwischen 2006 und 2015 ist der Anteil „resilienter“ SchülerInnen3 bei uns sogar kleiner geworden, während er z. B. in Deutschland im selben Zeitraum um ein Drittel wuchs. 3 Österreichs SchülerInnen werden infolge des Ressourcenmangels so wenige den Pflichtunterricht ergänzende Aktivitäten geboten – vom kreativen Bereich über IKT und Naturwissenschaften bis hin zum Sport – wie in kaum einem anderen OECD-Staat. 4 Der Mangel an gezielter Begabungsförderung hat die Anzahl der 15-Jährigen Österreichs, die im internationalen Vergleich Spitzenleistungen erbringen, deutlich verkleinert – seit 2006 um etwa 20 Prozent. 5 Österreichs SchülerInnen landen hinsichtlich Ehrgeiz und Anstrengungsbereitschaft im internationalen Schlussfeld. Mit Aussagen wie „I want to be the best, whatever I do“ oder „I want to be one of the best students in my class“ können sich Österreichs 15-Jährige kaum anfreunden. 6 Österreich gehört zu den Staaten, in denen die meisten 15-Jährigen ent- weder selbst zugewandert sind oder Eltern haben, von denen zumindest ein Elternteil zugewandert ist. 7 Österreich liegt an der Spitze der Staaten, in die besonders viele SchülerInnen erst nach Beginn ihrer Schullaufbahn immigriert sind. 8 In Österreich sprechen besonders viele SchülerInnen mit Migrationshintergrund die Unterrichtssprache mit 15 noch nicht als Umgangssprache. Das gilt auch für die jungen Menschen, die schon hierzulande geboren worden sind. 9 SchülerInnen mit Migrationshinter grund, deren Umgangssprache nicht die Unterrichtssprache ist, haben einen mehr als doppelt so großen Leistungsrückstand wie SchülerInnen mit Migrationshintergrund, deren Umgangssprache die Unterrichtssprache ist. 10 Es ist nicht nur die Anzahl der SchülerInnen mit Migrationshintergrund in Österreich besonders groß, sondern auch der sozioökonomische Rückstand ihres Elternhauses auf das 15-Jähriger ohne Migrationshintergrund. 11 Fast drei Viertel des enorm großen Leistungsrückstands 15-Jähriger mit Migrationshintergrund erklären sich aus dem sozioökonomischen Niveau des Elternhauses und der zu Hause gesprochenen Sprache. 12 Der Unterricht an Österreichs Schulen leidet in besonders hohem Ausmaß unter dem Fehlverhalten von SchülerInnen. Hinsichtlich Schulschwänzens, Disziplinlosigkeiten und Gewalt liegt Österreich in den „Top 10“ aller OECD-Staaten. 13 OECD-weit ist die Klassengröße im Lauf des letzten Jahrzehnts reduziert worden. Österreich gehört zu den Staaten, in denen die Klassen 15-Jähriger gegen den internationalen Trend vergrößert wurden. Über 70 % der SchülerInnen Finnlands werden in Klassen mit höchstens 20 SchülerInnen unterrichtet, in Österreich hingegen nur 22 %. 14 Der Lehrermangel führt in Österreich häufig zu fachfremdem Unterricht. Überdurchschnittlich viele 15-Jährige Österreichs werden in den naturwissenschaftlichen Gegenständen von Leh- rerInnen unterrichtet, die dafür keine Lehrberechtigung erworben haben. 15 Nichts Neues, aber einmal mehr belegt: Österreichs Schulen fehlt Supportpersonal in exorbitant hohem Ausmaß. Sechs Mal mehr DirektorInnen Österreichs sehen den Unterricht dadurch behindert, als dies in den Niederlanden der Fall ist. 16 Lehrersein ist in Österreich ein offensichtlich besonders fordernder Beruf. Österreich gehört zu den OECD-Staaten, in denen die meisten LehrerInnen nicht vollbeschäftigt arbeiten und damit auf einen Teil ihres Einkommens verzichten. 17 Anders als z. B. in Frankreich und Großbritannien ist Österreichs Gesellschaft noch nicht gespalten in Familien, die ihren Kindern freifinanzierte Institute bezahlen, und den Rest, der sich mit staatlichen Bildungsangeboten begnügen muss. 18 Last but not least: PISA-Rankings sind mit großer Vorsicht zu interpretieren. Nicht übersehen werden darf z. B., dass es Staaten gibt, in denen die meisten Kinder schon vor dem 5. Geburtstag ihre Schullaufbahn beginnen und/oder einen weit höheren Anteil der Unterrichtszeit den Gegenständen widmen, deren Inhalte bei PISA getestet werden. PISA soll von der Politik zweifelsfrei als Indikator genutzt werden. Die Platzierung im PISARanking darf aber nicht zum Ziel der Schulpolitik werden und damit zur Verengung des Bildungsbegriffes führen. Ich werde jeder im Nationalrat vertretenen Partei, die sich zu einer Nachdenkpause und Reflexion bekennt, sehr gerne detaillierte Daten zu jedem der angeführten Denkanstöße zur Verfügung stellen. Österreichs Zukunft braucht eine starke Schule. Eine starke Schule braucht die Unterstützung durch eine faktenbasierte Politik. 1 Wer den ÖPU-Wochenspiegel noch nicht bezieht, daran aber Interesse hat, möge mir (gerhard.riegler@oepu. at) ein Mail senden, in dem er um Aufnahme seiner Adresse in den ÖPU-USER-Verteiler ersucht. Eine etwaige Abmeldung erfolgt ebenso einfach. 2 https://quinecke.wordpress.com/2017/02/04/gerhardriegler-hainburg/ 3 SchülerInnen werden als resilient eingestuft, wenn sie sich im untersten Quartil des PISA-Index des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Status ihres Landes, aber im obersten Quartil der Leistungsverteilung der SchülerInnen aller Länder/Volkswirtschaften befinden. 5 Nachrichten Ausgabe 1 „Singapurs Lehrer un terrichten pro Woche wenig er Stunden als die Lehrer in vielen anderen Ländern, da für haben sie mehr Zeit, sich fortzubilden. Lehrer ist ein angesehener Beruf, der Zulau f groß.“ Süddeutsche Zeitung onl ine am 7. Februar 2017 BLICK ÜBER DIE GRENZEN März 2017 secret of the hidden is n io it tu imates sug „Private on. […] Est ti l ca ra u d ve e orth se British dustry is w in e n o th ti la at gest th lack of regu ds, but its t an accurabillion poun ifficult to ge d is it at th means arket.“ t f the UK m r Sutton Trus te picture o , Gründer de pl m La ha er „S et Sir P (Hrsg.), Sutton Trust in , al on ti ci da so Foun ition and g: Private tu . 1 dow schoolin UK“ (2016), S e mobility in th „Die große Bedeutung standard isierter Tests als Entscheidungsg rundlage für die finanzielle und persone lle Ausstattung der Schulen führte in den USA und in England nachwei sbar zu einer Anpassung der päd ago gischen Ausrichtung auf die Testerw artungen („teaching to the test“). “ Univ.-Prof. Mag. Dr. Franz Rauch u. a. , „Auswirkungen von Schulrankings auf Unterricht, Schulorganisation und Bild ungssystem“ (November 2016), S. 15 haben n drei Jahren vo r lte A m de glich „Ab r in Singapur tä de in nk te ar rg Kinde und Chiathe, Englisch M in ht ric er Unt Schreiben ie Lesen und nesisch, sow achen.“ in beiden Spr r 2017 line am 2. Jänne Der Spiegel on „Die Singapurer geben inzwischen etwa 700 Millionen Euro im Jahr für Privatlehrer aus, fast doppelt so viel wie 2004.“ Süddeutsche Zeitung online am 7. Februar 2017 Foto: istock „In Südkorea heißen die Juku ‚Hagwon‘, sie beanspruchen noch mehr Zeit der Jugendlichen als die Nachhilfeschulen in Jap an. Südkoreas Eltern zahlen jährlich 18 Billionen Wo n, 14,5 Milliarden Euro, für die außerschulische Au sbildung ihrer Kinder – 0,8 Pro zent der Wirtschaftsle istung ihres Landes.“ Süddeutsche Zeitung onl ine am 4. Dezember 2016 „Auf Deutschlan ds Schulhöfen ha t die Rauschgiftk riminalität in de n vergangenen Ja hren teils drastis ch zugenommen. Na ch einer Untersuchung der Präv entionsstelle lie ge der Anteil der ju ngen Berliner ab 16 Jahren, die täglich Cannabis konsumieren, sogar be i circa 13 Prozent .“ Morgenpost online am 24. Jänner 2017 Auf die Pädagog innen und Pädagogen... GESUCHT: ...kommt es an! Kreativer Unterricht AUSZEICHNUNG IN 3 KATEGORIEN: Individualität Lebenskompetenz MINT PROJEKTE EINREICHEN AUF www.iv-teachersaward.at IV_Teacher-Schule 184x130 2016.indd 1 6 BEWERBUNGSFRIST: 23.1.2017 bis 30.4.2017 27.12.16 08:42 BEGABUNGSFÖRDERUNG Ausgabe 1 März 2017 Nachrichten Talente fördern – Begabte fordern Mag. Cornelia Sommer-Hubatschke oepu4u – Niederösterreich E ine Presseaussendung des Österreichischen Zentrums für Begabtenförderung und Begabtenforschung (özbf) am 7. Dezember 2016 stellte fest: „PISA-Studie zeigt: Österreich verliert zunehmend an Spitzenschülern. Ein Vergleich der PISA-Studien der letzten 10 Jahre offenbart: Der Anteil der Spitzenschüler/innen ist seit 2006 um ein Viertel gesunken, von 20 auf 15 Prozent.“1 Diese Feststellung ist alles andere als erfreulich, zumal das Potenzial für Spitzenleistungen eindeutig gegeben wäre, wie neueste wissenschaftliche Untersuchungen zeigen. Rund ein Fünftel eines jeden Jahrgangs kann Spitzenleistungen erreichen – wenn die Förderbedingungen passen.2 Die Erziehungswissenschafterin Univ.Prof. Dr. Susanne Lin-Klitznig vertritt eine eindeutige Meinung: „So wie leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler einer besonderen Förderung bedürfen, so müssen leistungsstärkere ebenso gefordert und gefördert werden. […] Dies kann nur gelingen, wenn sie in der Schule individuell gefordert und gefördert werden und sich nicht langweilen.“3 Wenn man aber die Umfrage der Bundesschülervertretung, deren Ergebnisse im Jänner 2017 präsentiert wurden, analysiert, scheinen die diesbezüglichen Bemühungen noch nicht durchgängig in unseren Klassenzimmern angekommen zu sein. Die Frage „Meine Stärken werden im Unterricht gefördert“ beantwortete nur knapp ein Drittel der befragten Schülerinnen und Schüler mit „trifft sehr zu“ (3,3 %) oder „trifft zu“ (28,1 %). Ähnliches gilt auch für die Beantwortung der Frage „Auf die unterschiedlichen Talente und Begabungen meiner Klassenkolleginnen und Klassenkollegen wird vom Lehrpersonal eingegangen.“ Hier antworteten nur 2,1 % der Befragten mit „trifft sehr zu“ und 21,5 % mit „trifft zu“. 4 Begabungs- oder Talentförderung in der Schule „Das vorrangige Ziel der Begabungs- und Begabtenförderung ist die Entwicklung der Persönlichkeit, der Fähigkeiten und Werthaltungen des Individuums“5. Die Beachtung von Begabungen und das Erleben von Erfolgen fördern die positive Entwicklung junger Menschen und sollten das Ziel aller Lehrkräfte sein. Um möglichst viele Schülerinnen und Schüler zu erreichen, ist eine Vielfalt an schulischen und außerschulischen Angeboten unerlässlich. „Fordern und fördern heißt, dass den jeweiligen Prädispositionen entsprechende Angebote gemacht werden, die weder unter- noch überfordern.“6 Die Möglichkeiten dafür sind vielfältig. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Maßnahmen der Akzeleration (beschleunigtes Lernen wie Überspringen von Schulstufen, Teilspringen, Frühstudium usw.) oder des Enrichments (Zusatzangebote). Dazu zählen beispielsweise Atelierbetrieb, Lerninseln, Stationenlernen, Forschendes Lernen, Portfolioarbeit, Drehtürmodell oder Peer Teaching.7 Nicht vergessen werden dürfen aber auch die begabungs- und interessensfördernde Maßnahmen, die in der AHS ohnehin schon eine Selbstverständlichkeit darstellen (individuelle Schulschwerpunkte, Unverbindliche Übungen, Neue Lernkultur, Wahlpflichtfächer oder die Vertiefungsmöglichkeiten im Rahmen der VWA etc.). Eine Selbstverständlichkeit darstellen bzw. darstellen sollten. Denn aufgrund äußerst begrenzter Ressourcen sind diese Angebote nur mehr sehr eingeschränkt anbietbar. In allen Bundesländern gibt es vielfältige Angebote für interessierte Schülerinnen und Schüler als Ergänzung zur schulischen Talenteförderung, z. B. Kinderunis, Sommer- und Begabtenakademien, Pluskurse, Pull Out Kurse, Talente Clubs, Werkstätten, Labs. Fazit Obwohl sich die österreichische Bundesregierung für die laufende Regierungsperiode den „Ausbau der Begabungs-/ Begabtenförderung an Schulen“8 und das „Entdecken und fördern [sic!] aller Talente und Begabungen“9 zum Ziel gesetzt hat, fehlen in Österreichs Schulen die Ressourcen, um entsprechend umfangreiche Angebote an allen Schul standorten machen zu können. Begabungen nicht zu fördern, bedeutet aber, dass Talente verkümmern. Motivation kann rasch in Desinteresse umschlagen. Im schlimmsten Fall könnten Begabte sogar zu Risikoschülerinnen und -schülern werden. Und dies gilt es mit allen Mitteln zu verhindern. Denn wie Bildungsministerin Dr. Sonja Hammerschmid schon meinte: „Österreich braucht kluge Köpfe und hervorragende Ideen.“10 1 http://www.oezbf.net/cms/tl_files/Presse/Pressefotos/ PISA-Studie%20zeigt%20-%20Oesterreich%20 verliert%20zunehmend%20an%20Spitzenschuelern. pdf (20.01.2017) 2 Vgl. Österreichisches Zentrum für Begabtenförderung und Begabungsforschung (Hg.): Verdienen begabte Kinder keine Förderung? Begabtenförderung kein Thema in Nationalem Bildungsbericht. (Juni 2016); http://www.oezbf.net/cms/tl_files/Presse/Pressefotos/ Verdienen%20begabte%20Kinder%20keine%20 Foerderung.pdf (20.012017) 3 Univ.-Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, „Stärker fördern und besser fordern“ in „Profil“ (Zeitung des dphv) vom Dezember 2015, S. 31; http://www.bildungswissen schaft.at/index.php/zitate/begabtenfoerderung (23.01.20147) 4 Schule neu Denken. Ergebnisse; https://drive.google. com/drive/folders/0B2MvyJyZs3TGSWdfc2g1ZWZhS jQ (17.01.2017) 5 Grundsatzerlass zur Begabtenförderung (2009); https:// www.bmb.gv.at/ministerium/rs/20 09_16.html (26.01.2017) 6Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina (Hrsg.), „Frühkindliche Sozialisation“ (2014), S. 88; http://www.bildungswissenschaft.at/index.php/zitate/ begabtenfoerderung (23.01.2017) 7 Nähere Erklärungen zu den jeweiligen Lernsettings und Hinweise zur begabungsfördernden Arbeit in den einzelnen Unterrichtsgegenständen finden sich auf der Homepage des özbf unter www.oezbf.at 8 Arbeitsprogramm der österreichischen Bundesregierung 2013–2018 Erfolgreich. Österreich; https://www. bka.gv.at/DocView.axd?CobId=53264 (26.01.217) S. 44 9 Ebd. 10Vgl. https://aktuell.spoe.at/bildung-sonja-hammerschmid2211188/ (26.01.2017) 7 Nachrichten Ausgabe 1 März 2017 BILDUNGSVERERBUNG Bildungsvererbung in Österreich I MMag. Mag.iur. Gertraud Salzmann Dienstrechtsreferentin der AHS-Gewerkschaft n Österreich sei die Bildungsverer- Fündig wurde ich z. B. in einer IHS- auf die Bildung der Kinder unbestritten bung nach wie vor relativ hoch. Ge- Studie2, die sich auf Zahlen des Jahres – und zwar in jedem Land: Je höher der messen am Abschluss mit Matura 2015 bezog. In ihr befindet sich Öster- Bildungsabschluss der Eltern, umso zeige sich, dass drei Viertel der Kin- reich bezüglich des Anteils Studierender, höher ist im Durchschnitt auch der ihrer der, deren Vater die Matura hat, selber deren Eltern keine AkademikerInnen Kinder. Eltern sind das „Bildungskapiauch den Maturaabschluss erreichen. sind, EU-weit auf Rang 4: In Österreich tal“ ihrer Kinder. Ein Anspruch des BilHabe der Vater keinen Maturaabschluss, haben besonders viele, nämlich zwei dungswesens muss es daher sein, auf so hätten auch zwei Drittel bis drei Vier- Drittel der Studierenden, Eltern, die kei- die unterschiedlichen Startchancen im Elternhaus Rücksicht zu nehmen und tel der Kinder (je nach Alter) keine Matu- nen Universitätsabschluss aufweisen. jedem Schüler/jeder Schülerin Bildungsra. Bei StudienanfängerInnen kämen zumindest 63 % aus einer Familie, in der Überrascht von dieser Diskrepanz aufstieg zu ermöglichen. Doch was sind ein Elternteil mit Matura abgeschlossen machte ich mich auch an die Überprü- die Voraussetzungen, um diesem Anhat, bei 38 % habe ein Elternteil sogar fung der von Politik und Medien im- spruch auch gerecht zu werden? einen akademischen Abschluss. Ledig- mer wieder aufgestellten Behauptung, lich etwa 21 % der Männer und Frauen Österreich habe eine extrem geringe Frühkindliche Förderung als zwischen 25 und 34 Jahren erreichten Akademikerquote. Fündig wurde ich in wesentlicher Fokus einen höheren Bildungsabschluss als der Eurostat-Datenbank und erlebte die Viele Studien zeigen, dass die frühihre Eltern. Diese Daten stammen aus nächste Überraschung: 38,5 % der 25- kindliche Bildung einen wesentlichen einer im Vorjahr erschienenen Studie, bis 29-Jährigen Österreichs weisen ei- Einfluss auf die späteren Bildungspersdie wieder für entsprechende Kom- nen tertiären Bildungsabschluss auf. Im pektiven des Kindes hat. Groos/Jehles mentare in etlichen Medien sorgte.1 Ein EU-Mittel sind es 37,0 %, im oft zitier- haben in ihrer deutschen Studie darauf hingewiesen, dass gerade die ersten Blick in die Studie zeigt allerdings längst ten Finnland 34,5 %. (Stand 2015) drei Lebensjahre als „learning years“ überholte Daten aus dem Jahr 2009. Aber zurück zur „Bildungsvererbung“: das gelingende Aufwachsen prägen, da Für mich stellte sich die Frage: Gelingt Obwohl also Österreich im internationa- sich hier das Seh- und Hörvermögen, der Bildungsaufstieg hierzulande wirk- len Vergleich weit besser abschneidet, die elementaren sozialen Fähigkeiten, lich so selten? Und so machte ich mich als es der Bevölkerung medial verkauft sowie das Sprach- und Zahlenverständauf die Suche nach aktuelleren Daten. wird, ist der Einfluss des Elternhauses nis ausbilden.3 Entwicklungsdefizite aus dieser Zeit lassen sich später nur noch mit erheblichem Aufwand nachholen. Bild lizenziert von BigStockPhoto.com Vor allem die angemessene Beherrschung der deutschen Sprache sei eine wichtige Voraussetzung für den weiteren Schulerfolg, eine frühkindliche Sprachförderung im Elternhaus und Kindergarten daher notwendig. In ihrer Studie weisen die Autoren darauf hin, dass sich die Sprachentwicklung, die visuomotorische Entwicklung, die Konzentrationsfähigkeit und die Rechenfähigkeit der einzuschulenden Kinder signifikant nach Bildungsgrad und sozioökonomischem Hintergrund der Eltern unterscheiden. Eine Lesestudie belegt, dass 30 % der Kinder nicht einmal ein Mal pro Woche vorgelesen wird, der Hälfte sogar nie.4 Vorlesen stärkt die Merkfähigkeit, die emotionale Stärke, ein pro-soziales Ver8 BILDUNGSVERERBUNG Ausgabe 1 März 2017 Nachrichten halten und die persönliche Entwicklung. Je nach Bildungsgrad der Eltern zeigen sich in vielen Bereichen der kindlichen Entwicklung massive Unterschiede. Bild lizenziert von BigStockPhoto.com Das Ergebnis der Studie von Gross/ Jehles ist unmissverständlich: „Um die strukturell ungleichen Chancen gelingenden Aufwachsens von armen Kindern zu verbessern, sollten die vorhandenen Ressourcen noch stärker als bisher genutzt werden, um arme Kinder zu fördern und Ungleiches auch ungleich zu behandeln.“ 5 Eine früh einsetzende frühkindliche Bildung und Förderung ist bei sozioökonomisch benachteiligten Kindern eine mitziehen, gibt es empirisch nicht.“ 8 zieren, muss man schon in früher Kindunerlässliche Basis für ein Aufholen der Univ.-Prof. Dr. Hermann Giesecke, Uni- heit ansetzen. 10-Jährige höchst unterDefizite. Für Österreich ist dies beson- versität Berlin, bezeichnet die Annahme, schiedlicher Entwicklungsstände durch ders relevant. In Finnland sind nämlich der Aufenthalt aller Kinder in einer Schu- die gleiche Beschulung zu gleichem 10 % der Unter-18-Jährigen armutsge- le würde Bildungsgerechtigkeit für sozio Erfolg führen zu wollen, funktioniert fährdet, in Österreich aber fast doppelt ökonomisch benachteiligte SchülerIn- nicht, wie Bildungswissenschaft und so viele (18 %).6 nen ermöglichen, als geradezu naiv und Praxis zeigen. Überdies ist es leistungsstärkeren SchülerInnen gegenüber alles sozialromantisch.9 andere als Chancengleichheit, wenn ihStellenwert schulischer Vielfalt Am Ende der 4. Schulstufe hängen die Etliche aktuelle Studien belegen, dass nen nicht mehr geboten werden kann, Leistungen der SchülerInnen in Öster- Hoffnungen, die in die Ganztagsschule wenn sie also gebremst werden, um reich sehr stark vom Elternhaus ab. Laut gesetzt werden, unerfüllt bleiben. We- ihren Vorsprung zu verkleinern. Nationalem Bildungsbericht7 haben der erzielen SchülerInnen in Ganztags10-Jährige, deren Eltern maximal über schulen bessere Erfolge noch sinkt der • Setzen wir in der frühen Kindheit an, um Kinder aus sozioökonomisch einen Pflichtschulabschluss verfügen, Nachhilfeaufwand noch führen Ganzschwachem Elternhaus nicht so weit auf die von Eltern mit postsekundärem tagsschulen zu einer Entkoppelung des zurückfallen zu lassen! oder tertiärem Bildungsabschluss einen Bildungserfolgs vom Elternhaus. Zu Leistungsrückstand von drei Schuljah- einem vernichtenden Ergebnis kommt • Ermöglichen wir SchülerInnen in einem vielfältigen Schulwesen eine ren. Die Leistungsstreuung ist enorm diesbezüglich das Österreichische Insgroß. Es stellt sich angesichts dessen titut für Familienforschung: „Die ganzihren Fähigkeiten und ihrem Entwickfür jeden Pädagogen und jede Pädago- tägige Schulbetreuung schafft es nicht, lungsstand entsprechende Förderung, gin die Frage, wie man Kindern ange- unterschiedliche Ausgangslagen der die jeden jungen Menschen zu seiner sichts dieser Leistungs- und Entwick- Schüler/innen auszugleichen. Kinder vollen Entfaltung bringen möchte! lungsstufen gerecht werden kann. Kann aus bildungsfernen Familien oder aus Sabine, u. a., Bildungsentscheidas ein „gleiches Bildungsangebot für Familien mit Migrationshintergrund 1Buchebner-Ferstl, dungen in der Familie beim Übergang von der Volksschule in die weiterführende Schule (2016), 22. alle“ jemals leisten? Sollte man nicht können in ihren Leistungen nicht gegen(Hrsg.), Studierenden-Sozialerhebung 2015 gerade im Sinne der Gerechtigkeit Un- über Kindern mit besser gebildeten El- 2IHS (2016), Band 2, 54. tern oder aus sozio-ökonomisch besser 3Groos, Thomas/Jehles, Nora, Der Einfluss von Argleiches ungleich behandeln? mut auf die Entwicklung von Kindern. Ergebnisse gestellten Familien aufholen.“10 der Schuleingangsuntersuchung (2015), 11. Die Bundesverfassung stellt im Gleich4 Stiftung Lesen (Hrsg.), Vorlesen – Investition in Mitgefühl und solidarisches Handeln (2015), 10. heitsgrundsatz des Art 7 B-VG ganz strikt Seit dem Vollausbau der Neuen Mittel5 Groos/Jehles, Der Einfluss von Armut, 52. darauf ab, dass Gleiches gleich, Unglei- schulen, die finanziell weit stärker ge- 6 Eurostat-Datenbank (Stand 2015). ches aber ungleich behandelt werden fördert werden11, hat der Andrang an 7BIFIE, Nationaler Bildungsbericht, Österreich 2012 (2013), Band 2, 199. muss, um Menschen nicht zu diskriminie- AHS-Unterstufen stark zugenommen. 8 Hartweger, Karina, Experte rät: „Ein eigenes Schulmodell entwerfen“, in: Kleine Zeitung vom 28.5.2016, ren. Dies entspricht dem Prinzip der sozi- Ein Abschaffen der AHS-Unterstufe und http://www.kleinezeitung.at/kaernten/osttirol/peak_ alen Gerechtigkeit. Univ.-Prof. Dr. Stefan die Errichtung von Gesamtschulen würosttirol/4997245/Lienz_Experte-raet_Ein-eigenesSchulmodell-entwerfen?from=suche.intern.portal Hopmann, Universität Wien, meint, dass de dazu führen, dass die Bildungsschere (4.1.2017). die erhoffte soziale Chancengleichheit in noch weiter aufgeht. Denn Eltern, die es 9 Giesecke, Hermann, Inklusion. Ein pädagogisch-politischer Irrtum (2015), S. 45, http://www.hermannGesamtschulsystemen ein Irrtum ist. Zu- sich leisten können, würden ihre Kinder giesecke.de/inklusion2.pdf (4.1.2017). dem hätten fast alle Gesamtschulländer vermehrt in Privatschulen geben, mit 10 Österreichisches Institut für Familienforschung (Hrsg.), Betreuung, Bildung und Erziehung im Kinalternative Formen der Differenzierung dem Resultat einer Zweiklassen-Bildung. desalter (2015), 53. entwickelt. „Eine Gesamtschule, wo 11Für einen AHS-Schüler gibt der Staat pro Jahr € 4.815 aus, für einen Schüler der NMS € 7.496, für Kinder Hand-in-Hand in die Schule gehen Chancengerechtigkeit muss unser Ziel einen Schüler der Hauptschule € 6.725 aus (Zahlen und die guten Schüler die schlechteren sein. Um „Bildungsvererbung“ zu reduzu Schuljahr 2013/14); Quelle: RH-Bericht 2016. 9 Österreichischer Schulleitungskongress 28. November 2017 FH Campus Wien 149 € Jetzt für nur 30.09.2017 is zum statt 199 € b anmelden! 5. Österreichischer Schulleitungskongress 2017 Seien Sie dabei und lernen Sie von den Besten – mit 400 TeilnehmerInnen, über 20 TopReferentInnen, 20 Vorträgen und Praxiskursen ist der ÖSLK der größte Fachkongress für Schulleitungen und schulische Führungskräfte in Österreich! Sofort anwendbare Lösungen für Ihren Schulleitungsalltag von über 20 Top-ExpertInnen in 20 zukunftsweisenden Praxiskursen und Hauptvorträgen! Intensiver Austausch und wertvolle NetworkingGelegenheiten mit renommierten ExpertInnen und 400 KollegInnen! All-inclusive Verpflegung einschließlich aller Getränke in der Anmeldegebühr enthalten! Jetzt ganz ohne Risiko anmelden und mit Frühbucherrabatt 50 Euro sparen! Unsere Top-ReferentInnen des ÖSLK 2017: Dr. Marco Freiherr von Münchhausen Gregor Staub VR Josef Oberneder Mag. Gertrud Nachbaur Prof. Dr. Peter Stuck Prof. Anna Badora Dr. Marion Döll Mag. Dietrich Brunner Eine Veranstaltung von: Partner: Bernhard Hofer Prof. (FH) Mag. Dr. Erwin Gollner Univ.-Prof. Dr. Roland Grabner Andreas Rupieper Dr. Armin Lohmann Dipl-Päd. Elisabeth Traxler Mag. Erkan Nik Nafs Mag. Günter Leeb Christa Bender-Hörmandinger Philipp Karch Mag. Ursula Gamauf-Eberhardt Mag. Alice Scridon Wir sehen uns auf dem ÖSLK 2017! Jetzt anmelden unter: www.österreichischer-schulleitungskongress.at Kongressprogramm ÖSLK 2017 09:00 – 09:30 Uhr Begrüßung und Eröffnung des ÖSLK 2017 HV 1 ÖSLK 09:30 – 10:15 Uhr Hauptvortrag Mit 100% Engagement mehr erreichen! – Motivieren Sie sich selbst und Ihr Kollegium Dr. Marco Freiherr von Münchhausen, Unternehmer und Coach Lernen Sie in diesem Hauptvortrag die fünf elementaren Faktoren kennen, welche Ihre Arbeits- und Lebenszufriedenheit entscheidend beeinflussen. Geben Sie Ihr Wissen an Ihr Kollegium weiter und motivieren Sie Ihre Mitarbeiter sich mit 100 % im Lehrberuf zu engagieren. 10:15 – 10:45 Uhr Kaffee & Snacks, Networking und Besuch der begleitenden Fachausstellung Schule mit kulturellem Profil – Kulturelle Bildung als Herausforderung Ihrer Schulentwicklung Dr. Armin Lohmann Berater, Herausgeber, ehemaliger Schulleiter PK 11 Man lernt nie aus! Auch als Lehrer nicht! – Personalentwicklung und Qualifizierungsplanung umsetzen Mag. Gertrud Nachbaur Leiterin des Instituts Fortbildung und Schulentwicklung 1, PH OÖ Diversität an Schulen leben – Wertschätzung und Transkulturalität fördern – Das Kind hinter der Religion sehen Mag. Erkan Nik Nafs Kinder- und Jugendanwalt der Stadt Wien PK 14 Gute Führung ist alles! – Diese Führungseigenschaften und Führungsmethoden motivieren Ihr Kollegium Josef Oberneder, MAS, MSc., MBA Vizerektor der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich Schaffen Sie sich Unterstützung! – Schüler zu Lehrern machen. Implementierung eines Peer-to-Peer-Systems an Ihrer Schule Bernhard Hofer Geschäftsführer und Gründer der talentify GmbH PK 17 PK 6 PK 9 ÖSLK PK 5 10:45 – 12:15 Uhr Praxiskurse Teil I Von Lern-Märchen und Hirngespinsten – Aufräumen mit Neuromythen und falschen Vorstellungen des Lernens Univ.-Prof. Dr. Roland Grabner Professor für Begabungsforschung, Karl-Franzens-Universität Graz 12:15 – 13:45 Uhr Mittagsbuffet, Networking und Besuch der begleitenden Fachausstellung Viel Deutsch hilft viel! – So gelingt die schulische Integration geflüchteter Kinder an Ihrer Schule Prof. Dr. phil. Marion Döll Hochschulprofessorin an der Pädagogischen Hochschule OÖ PK 12 Psychologe? Psychiater? Schulleiter! – So werden Sie Führungspersönlichkeit statt Therapeut Christa Bender-Hörmandinger Inhaberin der C/B/H Personal- und OrgaEntwicklung, Düsseldorf Nach der Flucht: Trauma-Pädagogik im Schulalltag. So unterstützen Sie traumatisierte Flüchtlingskinder Dietrich Brunner BA Österreichisches Traumapädagogikzentrum (öTPZ) PK 15 So ist es besser! – Als SchulleiterIn gekonnt Rückmeldung geben Philipp Karch Geschäftsführer KarchCoaching, Leipzig Hirngerechtes Lernen – Herausforderungen des digitalen Zeitalters Prof. Dr. Peter Struck Erziehungswissenschaftler, Universität Hamburg PK 18 PK 3 PK 8 ÖSLK PK 2 13:45 – 15:15 Uhr Praxiskurse Teil II Machen Sie jede Menge Theater! – Perspektiven einer bereichernden Partnerschaft zwischen Schule und Theater Prof. Anna Badora Künstlerische Direktorin des Volkstheaters, Wien 15:15 – 15:45 Uhr Kaffee & Kuchen, Networking und Besuch der begleitenden Fachausstellung Stark – Stärker – WIR! – Wie Sie Ihr Kollegium im Team zu Höchstleistung führen Dipl.-Päd. Elisabeth Traxler VBS Grinzinger Straße PK 10 Kampf dem Burnout! – Wie gute Führung die psychische Belastung des Kollegiums mindert Prof. (FH) Mag. Dr. Erwin Gollner MPH MBA Departmentleiter Gesundheit, Fachhochschule Burgenland Es lebe die Vielfalt! – Möglichkeiten, Ansätze und Methoden diversitätsorientierter Bildung Mag. Alice Scridon Projektleiterin, Trainerin am Interkulturellen Zentrum, Wien PK 13 Stress lass nach! – So meistern Sie Belastungen und Stress im Schulalltag erfolgreich Andreas Rupieper Sonderschulrektor der Mosaikschule, Düsseldorf Keine Konflikte im Klassenzimmer mehr! – Prävention & Lösung: Kulturelle Spannungen an der Schule entschärfen Mag. Ursula Gamauf-Eberhardt Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung (ÖSFK) PK 16 PK 4 PK 7 ÖSLK PK 1 15:45 – 17:15 Uhr Praxiskurse Teil III Eltern mit ins Boot holen! – Eine erfolgreiche Elternarbeit an Schulen einführen Mag. Günter Leeb Bereichsleiter Elternbildung, Österreichische Kinderfreunde 17:15 – 17:30 Uhr Pause, Raumwechsel HV 2 ÖSLK 17:30 – 18:15 Uhr Hauptvortrag Ihr Gehirn kann viel mehr als Sie glauben! – Lehr- und Lernmethoden zur praktischen Anwendung Gregor Staub, Gedächtnistrainer und Lernphilosoph Nach diesem Vortrag können Sie sowohl die SchülerInnen mit besonderem Lernbedarf besser an ihrem Wissensstand abholen als auch SchülerInnen bei ihrer Lernarbeit intensiver unterstützen. Machen Sie mit und lernen Sie, Ihre SchülerInnen zu Höchstleistungen zu bringen! oder per E-Mail anmelden: [email protected] Nachrichten Ausgabe 1 März 2017 BLICK NACH BADEN-WÜRTTEMBERG IQB-Bildungstrend 20151 Der Absturz Baden-Württembergs Gesamttrend in Deutschland: Grund für Optimismus Mag. Walter Klopf Vorsitzender der ÖPU Oberösterreich A Am IQB-Bildungstrend 2015 nahmen mehr als 37.000 Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe aus über 1.700 Schulen in allen 16 Ländern der Bundesrepublik Deutschland teil. Auftraggeber dieser Studie sind die Kultusministerinnen und Kultusminister der Länder. Die wissenschaftliche und datenschutzrechtliche Gesamtverantwortung liegt beim Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der Humboldt-Universität zu Berlin. Im Einzelnen wurden im Fach Deutsch Testaufgaben zu den drei in den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK) definierten Kompetenzbereichen „Lesen – mit Texten und Medien umgehen“, „Sprechen und Zuhören“ sowie „Schreiben“ eingesetzt. Überprüft wurde jedoch nicht die gesamte Breite dieser Kompetenzbereiche, die Erhebung beschränkte sich auf die Teilbereiche „Lesen“, „Zuhören“ und „Orthografie“. In Englisch wurden jeweils Aufgaben zum „Leseverstehen“ und zum „Hörverstehen“ vorgelegt. m 28. Oktober 2016 wurden in Berlin die Ergebnisse des Ländervergleichs „IQB-Bildungs trend 2015“ durch die Kultus minister der Länder vorgestellt. Dieser Bericht zeigt auf, dass der Trend in Deutschland insgesamt Anlass für Optimismus gibt. Dieser stützt sich vor allem auf Verbesserungen im Bereich der Orthografie und die Fortschritte der Neuntklässler im Fach Englisch. Was ist der IQB-Bildungstrend? Der IQB-Ländervergleich (offiziell IQBBildungstrend) wurde 2008/09 gestartet, seitdem ist er ist praktisch das regionale deutsche Gegenstück zum internationalen PISA-Test. Geprüft wurden damals Kompetenzen der 9. Klasse in Deutsch und Fremdsprachen – daher ist jetzt ein Langzeitvergleich für diese Fächer möglich. Gegen den allgemeinen Trend: Dramatische Abwärtsentwicklung in Baden-Württemberg seit 2009 Insgesamt zeigt sich, dass Bayern weiterhin Spitzenreiter bleibt, Baden-Württemberg dagegen empfindlich abgesackt ist. 2009 hatte dieses Bundesland bei den Fächern Deutsch und Englisch noch einen Spitzenplatz belegt. Bild lizenziert von BigStockPhoto.com Im Ländervergleich 2015 rutschte BadenWürttemberg in Deutsch beim Lesen von Platz drei auf Platz 13 (30 Punkte hinter dem führenden Sachsen, was in etwa dem Leistungsrückstand eines ganzen Schuljahres entspricht), beim Zuhören von Platz zwei auf Platz 14 (hier sind es sogar eineinhalb Jahre Rückstand) und bei der Orthografie von Rang zwei auf Rang zehn. Im Fach Englisch verbesserte sich Baden-Württemberg zwar wie alle anderen Länder, der Zuwachs fiel aber am geringsten aus und ist – im Gegensatz zu den anderen 15 Ländern – in beiden Test12 bereichen nicht signifikant. Das Land ist also das einzige, in dem die Schüler bei den Englisch-Kompetenzen stagnieren. Dieser dramatische Abwärtstrend hat in den Augen der seit 12. Mai 2016 zuständigen Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann (CDU) vor allem damit zu tun, dass in den vergangenen Jahren im Land viel zu viel über Schulstrukturen gestritten und die Themen Qualität und Leistung aus den Augen verloren wurde. „Das war ein Fehler, den wir mit der IQB-Studie nun quittiert bekommen.“2 Verfehlte grün-rote Gesamtschul- und Bildungspolitik: „Dauer-Reformitis“ und mangelnde Leistungsorientierung Die Debatte im Land zeigt klar, dass ein Paradigmenwechsel eingefordert wird. In Baden-Württemberg wurde in den letzten Jahren das volle Augenmerk auf Schulreformen und die Änderung von Schulstrukturen gelenkt. Winfried Mack (stv. CDU-Fraktionsführer) moniert, die grün-rote Vorgängerregierung habe die ehemals funktionierende und leistungsstarke Schulstruktur umgewälzt,3 mit dem Anspruch alle Probleme zu lösen, die Leistungen zu verbessern und auch die Abhängigkeit des Schulerfolgs von der sozialen Herkunft aufzulösen. Dem Unterricht selbst, der Rolle des Lehrers wurde nur eine untergeordnete Bedeutung beigemessen. Offenbar ein gravierender Fehler. Bildungschancengleichheit und Vereinheitlichung waren das Credo der grünroten Landespolitik unter Kultusminister Andreas Stoch (SPD). Ihre Umsetzung wurde mit aller Macht betrieben, alle Kräfte und Ressourcen in Richtung Installierung eines neuen Schultyps, nämlich der Gemeinschaftsschule (Gesamtschule), fokussiert. Ein Arbeitskreis „Gymnasium 2020“ hatte zudem die Aufgabe, eine Aushöhlung des Gymna- Ausgabe 1 März 2017 Nachrichten Bild lizenziert von BigStockPhoto.com BLICK NACH BADEN-WÜRTTEMBERG siums vorzubereiten.4 Damit aber wurde eine Schulstruktur aufgebrochen, die davor als gesund und in der Bevölkerung akzeptiert galt. Die FDP BadenWürttemberg wirft dieser Politik nun vor, einer „Einheitsschulideologie“ folgend die schwächeren Kinder nicht gefördert und die stärkeren Kinder in ihrer Entwicklung behindert zu haben.5 Ministerin Dr. Eisenmann schlägt ebenfalls in diese Kerbe: „Der Leistungsgedanke muss wieder eine stärkere Rolle spielen. Die Studie führt uns drastisch vor Augen, dass wir uns auf die Kernkompetenzen konzentrieren sollten, statt immer mehr Schulversuche zuzulassen.“6 Auch Heinz-Peter Meidinger, der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, sieht in dieser Dauerreform-Politik den Hauptgrund für das ernüchternde IQB-Ergebnis: „Die Konzentration auf die Gemeinschaftsschule in BadenWürttemberg hat anderen Schulen Ressourcen gekostet. Ihnen wurde einfach weniger Beachtung geschenkt.“7 Die seit 2009 massiv und überstürzt in Gang gesetzten Schulreformen, die eine falsch verstandene Bildungsgerechtigkeit in den Vordergrund stellten und die Frage der Leistungsorientierung vernachlässigten, seien mitverantwortlich.8 Ihm zufolge ist die Überforderung eines Bildungssystems mit Reformen, die gegen den Willen der Betroffenen durchgeführt werden, Gift für die Leistungsfähigkeit und Effektivität von Schulen.9 Diese Überzeugung von Wert und Wichtigkeit einer Systemkonstanz wird auch von Bayerns Ressortchef Ludwig Spaenle (CSU) geteilt.10 Für die Richtigkeit dieser Hypothese spricht, dass in dieser wie in vielen anderen Studien jene Länder im Ranking oben landen, die wenig reformiert haben. Bayern und Sachsen sind leuchtende Beispiele dafür. Doro Moritz, die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), verweist zudem auf die Bedeutung der Grundschulbildung für spätere Leistungen. Ihr zufolge hätten alle Landesregierungen versagt, viel versprochen, aber jedes Mal am wenigsten für die Kleinsten im Land getan.11 Schwere Vorwürfe kommen auch von Seite der Eltern. Der Vorsitzende der Elternvertretung, Carsten Rees, ortet langjährige bildungspolitische Fehlentwicklungen mit desaströser Unterrichtsversorgung und mit dem Verzicht auf das Fachlehrerprinzip. Baden-Württemberg habe die Bildung systematisch kaputtgespart.12 1Petra Stanat, Katrin Böhme, Stefan Schipolowski, Nicole Haag (Hrsg.): IQB Bildungstrend 2015, Sprachliche Kompetenzen am Ende der 9.Jahrgangsstufe im zweiten Ländervergleich. Münster, New York: Waxmann 2016 2Vgl. Kultusministerium Baden-Württemberg: IQBBildungstrend bestätigt Handlungsbedarf bei Qualität. 28.10.2016. http://www.km-bw.de/,Lde/Startseite/Service/28_10_2016+IQB-Bildungstrend+2015 3Vgl. Stimme.de: Nach dem Absturz in der Schulstudie wird nach Schuldigen gefahndet. 28.10.2016. http://www.stimme.de/suedwesten/nachrichten/ pl/Bildung-Baden-Wuerttemberg-Nach-dem-Absturz-in-der-Schulstudie-wird-nach-Schuldigengefahndet;art19070,3732868 Vgl. Wirtschaftswoche-online: Die Lüge von 4 der Chancengleichheit. Interview mit Matthias Burchardt. 09.03.2016. http://www.wiwo.de/politik/ deutschland/gemeinschaftsschulen-die-luege-vonder-chancengleichheit/13055472.html 5Vgl. Stimme.de: Nach dem Absturz in der Schulstudie wird nach Schuldigen gefahndet. 28.10.2016. http://www.stimme.de/suedwesten/nachrichten/ pl/Bildung-Baden-Wuerttemberg-Nach-dem-Absturz-in-der-Schulstudie-wird-nach-Schuldigengefahndet;art19070,3732868 6Vgl. Kultusministerium Baden-Württemberg: IQBBildungstrend bestätigt Handlungsbedarf bei Qualität. 28.10.2016. http://www.km-bw.de/,Lde/Startseite/Service/28_10_2016+IQB-Bildungstrend+2015 7Vgl. Welt.de: Dramatischer Niedergang der Schulbildung in Baden-Württemberg. 28.10.2016. https:// www.welt.de/politik/deutschland/article159120177/ Dramatischer-Niedergang-der-Schulbildung-in-Baden-Wuerttemberg.html 8 Vgl. Bildungsklick.de: Philologenverband zum IQB-Ländervergleich 2015. 31.10.2016. https://bildungsklick.de/schule/meldung/lob-fuer-fortschrittein-englisch-und-sorge-wegen-verfall-der-orthographiekenntnisse/ 9 Vgl. ebd. 10Vgl. Welt.de: Dramatischer Niedergang der Schulbildung in Baden-Württemberg. 28.10.2016. https:// www.welt.de/politik/deutschland/article159120177/ Dramatischer-Niedergang-der-Schulbildung-in-Baden-Wuerttemberg.html 11Vgl. Welt.de: Dramatischer Niedergang der Schulbildung in Baden-Württemberg. 28.10.2016. https:// www.welt.de/politik/deutschland/article159120177/ Dramatischer-Niedergang-der-Schulbildung-in-Baden-Wuerttemberg.html 12Vgl. ebd. 13 ➤ Nachrichten Ausgabe 1 März 2017 BLICK NACH BADEN-WÜRTTEMBERG ➤ Der Absturz Baden-Württembergs; Gesamttrend in Deutschland: Grund für Optimismus Entscheidend ist der Unterricht Ulrich Trautwein, Bildungsforscher an der Universität Tübingen, diagnostiziert ebenfalls eine „störende Unruhe im Schulsystem, die die Schulreformen der vorigen grün-roten Landesregierung gebracht und die Lehrkräfte abgelenkt hätten. […] Diese planen und sitzen nun in Konferenzen, anstatt den Unterricht vorzubereiten oder einzelne Schüler zu fördern. Sie sind abgelenkt vom Kerngeschäft.“13 Ministerin Dr. Eisenmann teilt diese Ansicht: „Die weitreichenden strukturellen Veränderungen unseres Schulsystems der zurückliegenden Jahre haben den Schulen und Lehrerinnen und Lehrern Zeit und Aufmerksamkeit entzogen. Zeit und Aufmerksamkeit, die für die Weiterentwicklung des Unterrichts gefehlt haben.“14 Und weiters meint sie: „Das Gymnasium ist eine tragende Säule in unserem Schulsystem und wird es auch bleiben. […] Ruhe und Verlässlichkeit Ausgabe 1 ist der Unterricht. Die Bildungspolitik hat sich 20 Jahre etwas anderes eingeredet.“18 Aber auch die Lehramtsausbildung soll nach dem Willen der Ministerin unter dem Gesichtspunkt der Fachlichkeit der Lehrkräfte kritisch überprüft werden.16 Wie wahr! Unterstützt wird sie dabei von HeinzPeter Meidinger, der eine ehrliche Ursachenforschung fordert, insbesondere „was falsche Lehrmethoden an Grundschulen aber auch die systematische Vernachlässigung der Rechtschreibung in den neuen Lehrplänen bzw. die unzureichende Leseförderung dazu beigetragen haben.“17 Abschließend sei noch Hamburgs Kultussenator Ties Rabe (SPD) zitiert. Er fordert ebenfalls, das Geschehen im Klassenzimmer in den Mittelpunkt jeder Bildungspolitik zu stellen: „Entscheidend März 2017 „Autonomie benötigt, um gelebt werden zu können, ein Mehr an Ressourcen.“ Mag. Herbert Weiß, Vorsitzender der AHS-Gewerkschaft, Kurier online am 31. Jänner 2017 „Durch das Zusammenwirken der Schulpartner werden im Interesse der Schülerinnen und Schüler die Voraussetzungen für hohe Unterrichtsqualität gesichert.“ Gernot Schreyer, Akad. FDL, Präsident des Bundesverbandes der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen, Die Furche vom 5. Jänner 2017 „Die Ministerin sagt in Interviews, dass sich Schulen freiwillig zu Clustern zusammenschließen, im Gesetzesentwurf steht, dass sie angeordnet werden können. […] Die Ministerin weiß offenbar nicht, was in ihrem Entwurf steht.“ Paul Kimberger, Vorsitzender der ARGE LehrerInnen, Oberösterreichische Nachrichten online am 30. Jänner 2017 14 sollten den Lehrkräften die Möglichkeit geben, sich wieder auf ihr Kerngeschäft, den Unterricht, zu konzentrieren.“15 13 Vgl. SWR Fernsehen: Bildungskrise beschäftigt Baden-Württemberg. 29.10.2016. http://www.swr. de/landesschau-aktuell/bw/bildungsstudie-vorgestellt-wir-koennen-alles-ausser-deutsch/-/id=1622/ did=18390662/nid=1622/1a80qvb/index.html 14Vgl. Kultusministerium Baden-Württemberg: IQBBildungstrend bestätigt Handlungsbedarf bei Qualität. 28.10.2016. http://www.km-bw.de/,Lde/Startseite/Service/28_10_2016+IQB-Bildungstrend+2015 15 Dr. Susanne Eisenmann, Kultusministerin Baden-Württembergs, CDU, Pressemitteilung vom 12.12.2016 16Vgl. Kultusministerium Baden-Württemberg: IQBBildungstrend bestätigt Handlungsbedarf bei Qualität. 28.10.2016. http://www.km-bw.de/,Lde/Startseite/Service/28_10_2016+IQB-Bildungstrend+2015 17 Vgl. Bildungsklick.de: Philologenverband zum IQB-Ländervergleich 2015. 31.10.2016. https://bildungsklick.de/schule/meldung/lob-fuer-fortschrittein-englisch-und-sorge-wegen-verfall-der-orthographiekenntnisse/ 18 Vgl. Welt.de: Dramatischer Niedergang der Schulbildung in Baden-Württemberg. 28.10.2016. https:// www.welt.de/politik/deutschland/article159120177/ Dramatischer-Niedergang-der-Schulbildung-in-Baden-Wuerttemberg.html ÖFFENTLICH GESAGT „Meine größte Sorge: Niemand achtet mehr auf Fakten. Dabei beruht Demokratie darauf, dass Menschen sich an nachweisbaren Fakten orientieren, Ideen austauschen, diese debattieren.“ Univ.-Prof. Dr. James Heckman, Nobelpreisträger des Jahres 2000 für Wirtschaftswissenschaften, Kurier online am 18. Jänner 2017 „Bildungspolitiker sollten sich […] zunächst einmal kritisch mit der Studie auseinandersetzen, bevor sie aus ihr zitieren. Denn nur so können sie beurteilen, welche Schlussfolgerungen aus den Pisa-Ergebnissen zulässig sind – und welche nicht.“ Univ.-Prof. Dr. Erich Neuwirth, Falter vom 2. Februar 2017, S. 14 „In der Schule kommt es auch auf Verlässlichkeit und Kontinuität an und darauf, nicht ständig alles über den Haufen zu werfen und neue Reformen auf den Weg zu bringen.“ Prof. Dr. Johanna Wanka, Bildungsministerin Deutschlands, Nordwest Zeitung online am 30. Dezember 2016 „Was zum Beispiel bei Slalomfahrern oder Opernsängerinnen vollkommen akzeptiert ist, hat aber in unserem Wirtschaftsund Bildungssystem noch nicht wirklich Einzug gehalten: Talent und harte Arbeit.“ Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger, Trend online am 2. Februar 2017 „Verlassen sollten wir uns […] vor allem auf das pädagogische Können und die Expertise unserer Lehrerinnen und Lehrer direkt vor Ort und nicht auf esoterische Bildungsgurus oder reformeifrige Bildungspolitiker, weit weg jeglicher Realität. Paul Kimberger, Vorsitzender der ARGE LehrerInnen, Die Furche vom 5. Jänner 2017 „Demokratie erfordert, ja sie ist Selbstermächtigung: Wir, die Bürger, sind es, die über die Gestalt unseres Gemeinwesens entscheiden. Und wir, die Bürger, tragen die Verantwortung für die Zukunft unserer Kinder und Enkel.“ Aus der Abschiedsrede Joachim Gaucks als Bundespräsident Deutschlands, Berlin am 18. Jänner 2017 MATURAVORBEREITUNG klar_Matura Vorwissenschaftliche Arbeit: klar_Matura Mathematik: • aktuell • aktuell • übungsorientiert • übungsorientiert prüfung wird auf den Themenpool und die Aufgabenstellung eingegangen und bereiche angeboten. Darüber hinaus werden Übungsbeispiele für Maturafragen, Verfügung gestellt. owie die häufigsten Fehler und die wichtigsten Regeln in Grammatik, Ausdruck holt. Ausgabe: e ein Zusatzheft gestaltet: Es beinhaltet Original-Klausuraufgaben samt Textsorte einen Mustertext. Matura-Reihe: Matura • Zusätzliche Teil-2-Technologieaufgaben (inklusive Lösungen), die den sinnvollen Einsatz elektronischer Hilfsmittel (GeoGebra) zeigen. • Eigenes Kapitel mit Kompensationsprüfungen mit Aufgabenstellung, Leitfrage und ausführlichen Lösungen. • Aufgaben, die einen Anstoß für Prüfungsfragen im Rahmen einer mündlichen Reifeprüfung bzw. für Aufgabenstellungen bei Schularbeiten liefern. • Das Abschlusskapitel beinhaltet die ausführlichen Lösungen zu allen Aufgaben mit Erklärungen und Begründungen. Damit kann gewährleistet werden, dass Schülerinnen und Schüler eine ehrliche Selbsteinschätzung ihrer Leistungen erhalten. Deutsch • Zusätzlich liegt dem Buch ein 54-seitiges Heft mit den offiziellen Maturaaufgaben der letzten 3 Termine inklusive der ausführlichen und erläuterten Lösungen bei. klar_Matura Mathematik riftlichen Klausurarbeit bietet den relevanten theoretischen Hintergrund sowie atische Klammern) mit Tipps und Lösungshilfen. Alle Aufgaben sind in dem er Klausurarbeit gestellt werden. klar_Matura Deutsch lichen Arbeit beinhaltet Wissenswertes zu Thema, Fragestellung, Ausarbeitung • 350 Teil-1-Aufgaben zu allen Inhaltsbereichen und Aufgabenformaten. • Teil-2-Aufgaben mit vernetzten Grundkompetenzen. Dieses Buch begleitet Schülerinnen und Schüler Schritt für Schritt beim Verfassen ihrer vorwissenschaftlichen Arbeit. Es wurde im Hinblick auf die neuen Vorgaben für die vorwissenschaftliche Arbeit aktualisiert. Matura Jede einzelne Arbeitsphase wird anhand von Beispielen aus der Praxis dargestellt. Die Umsetzung des Gelernten bei der eigenen vorwissenschaftlichen Arbeit wird durch zahlreiche Tipps, Übungen sowie Formular- und Layoutvorlagen unterstützt. Aus dem Inhalt: • Planung und Vorbereitung • Die Gestaltung der Arbeit • Von der Idee zur konkreten Fragestellung • Korrekturarbeiten und Endfassung • Erstellung eines Konzepts • Präsentation • Arbeit mit wissenschaftlicher Literatur • Diskussion • Möglichkeiten empirischen Arbeitens • Beurteilung Mathematik • Aufbau der Arbeit mit Original-Maturaaufgaben plus Kommentierungen und pro Textsorte einem Mustertext Weitere Bände aus der klar_Matura-Reihe: Matura Matura Vorwissenschaftliche Arbeit Deutsch mit Formular- und Layoutvorlagen Matura mit Original-Maturaaufgaben plus kommentierten Lösungen Mathematik mit Teil-2-Technologieaufgaben Weitere Bände aus der klar_Matura-Reihe: mit Original-Maturaaufgaben plus Matura Matura kommentierten Lösungen Mathematik Deutsch mit Teil-2-Technologieaufgaben mit Original-Maturaaufgaben plus kommentierten Lösungen mit Original-Maturaaufgaben plus kommentierten Lösungen klar_Matura Vorwissenschaftliche Arbeit • praktisch. • praktisch. t alle Fragen zur mündlichen und schriftlichen Reifeprüfung und behandelt e Arbeit im Fach Deutsch. Es wurde nun aktualisiert und um ein Kapitel zur nzt. Kompakt, zielführend, erfolgreich! Matura Vorwissenschaftliche Arbeit mit Formular- und Layoutvorlagen mit Teil-2-Technologieaufgaben mit Original-Maturaaufgaben plus kommentierten Lösungen Schreilechner . Maresch Hilger . Rethi Mayer . Hötzel . Nocker Hilger . Rethi Mayer . Hötzel . Nocker Schulbuch-Nr. 175547 Schreilechner, Maresch klar_Matura Vorwissenschaftliche Arbeit Mayer, Hötzel, Nocker klar_Matura Mathematik Wien. inander verwendbar. © 2017, Verlag Jugend & Volk GmbH, Wien. Alle Auflagen mit © 2017 sind nebeneinander verwendbar. ISBN 978-3-7100-3657-6 www.jugendvolk.at Hilger . Rethi www.jugendvolk.at 28.11.16 15:02 3657_U1_U4.indd 1 © 2017, Verlag Jugend & Volk GmbH, Wien. Alle Auflagen mit © 2017 sind nebeneinander verwendbar. ISBN 978-3-7100-3639-2 Mayer . Hötzel . Nocker 3639_U1_U4.indd 1 Schreilechner . Maresch esch www.jugendvolk.at 24.11.16 15:39 29.11.16 14:44 Wir gestalten die Zukunft des Lernens! AHS 2017 Näheres auf unserer Webseite: www.westermanngruppe.at 17-059_oepu Anzeige_RZ.indd 2 30.01.17 13:32 300 JAHRE MARIA THERESIA STRATEGIN | MUTTER | REFORMERIN 15.3. bis 29.11.2017 INFORMATIONSTAGE FÜR PÄDAGOGINNEN UND PÄDAGOGEN An den Informationstagen für Pädagoginnen und Pädagogen haben Sie die Gelegenheit, die Ausstellungen im Rahmen einer speziellen Führung kennenzulernen und erhalten dabei weitere Informationen für die Vorbereitung Ihres Lehrausganges mit Ihren Klassen. Die Informationstage gelten als schulbezogene Veranstaltung. Schloss Niederweiden, Schloss Hof: Do. 23.3./ Fr. 24.3., jeweils ab 15 Uhr Hofmobiliendepot · Möbel Museum Wien, Kaiserliche Wagenburg Wien und Kindermuseum „Schloss Schönbrunn erleben“: Di. 21.3./ Mi. 22.3./ Do. 30.3., jeweils ab 15 Uhr Wir freuen uns auf Ihr Kommen! Details zur Anmeldung und Ablauf finden Sie auf www.mariatheresia2017.at Ins_MT_184x130_Paedagogen_270117.indd 1 30.01.17 14:05 15 Nachrichten Ausgabe 1 März 2017 D I E V I E R T E K U LT U R T E C H N I K Plan A – Austromurksismus und die vierte Kulturtechnik Mag. Hubert Egger Vorsitzender der AHS-Gewerkschaft Vorarlberg W ir sind einer der letzten Staaten in Europa, welcher noch keine Umsetzung der vierten Kulturtechnik (nach Lesen, Schreiben, Rechnen im 21. Jahrhundert auch Informatik) in den Bildungsbereich unserer Schulen geschafft hat. Trotz ständigen Bemühens, vieler Warnungen bei Informatik-ARGE-AustriaKongressen und zahlreicher Resolutionen seit 2001 warnen österreichische Multimedia- und Informatik-Fachkräfte vor dieser Fehlentwicklung.1 Seit 2008 wird bereits weltweit mehr über das Internet und die dort implementierten Tools erwirtschaftet als durch das gesamte produzierende Gewerbe!2 Da Österreich kein Bergbau-, Bauernoder Erdölförderstaat ist, müssen wir uns vermehrt auf den Bildungs- und Forschungsbereich konzentrieren. Der Anteil der österreichischen Investitionen in diesen Bereich zeigt jedoch ein stets rückläufiges Bild.3 Schon der OECD-Bericht von 2011 (!) „Bildung auf einen Blick“ stellte der heimischen Politik schlechte Noten aus: Die Bildung habe in Österreich keine Priorität, vor allem im Bildungs- und Hochschulsektor werde das Land weiter zurückfallen – so lauteten die zentralen Schlussfolgerungen. Gemessen am BIP sind die Bildungsausgaben in Österreich nicht nur generell verhältnismäßig niedrig, sie sind die vergangenen Jahre sogar stark gesunken: von 6,2 Prozent im Jahr 1995 auf 5,4 Prozent im Jahr 2008 und auf 3,6 Prozent im Jahr 2011! Gemessen am BIP sind Österreichs Ausgaben für das Schulwesen nicht nur generell verhältnismäßig niedrig, sondern in den vergangenen Jahren noch weiter in dramatischer Geschwindigkeit gesunken: von 3,9 Prozent im Jahr 2009 auf 3,2 Prozent im Jahr 2013. Unser Bildungssystem sind nicht ineffizient, unsere politischen Entscheidungsträger anscheinend jedoch uninformiert!4 Brain-Drain (das Abwandern in innovative, fördernde Staaten der EU und USA) unserer Elitefachkräfte ist bereits an der Tagesordnung. Die Angebote in der EU sind auch für unsere Jugendlichen deutlich größer und attraktiver als das, was der kleine Bildungs-/Forschungs-Abspeise-Teller Österreich zu bieten hat. Gerade deshalb müssen in Österreich die dringend zu forcierende Berufsrichtungen von Software-Fachkräften/ ProgrammiererInnen etc. auf die Liste der Mangelberufe gesetzt werden, damit Drittstaatenangehörige leichter und schneller in Österreich arbeiten können. Unseren eigenen Kindern wird eine derartige Ausbildung seit Jahrzehnten durch das Fehlen eines Pflichtfachs wie z. B. Informatik im Primar- und Sekundar stufenbereich verwehrt!5 Die Intensivierung der IKT-Fachkräfteausbildung und der beruflichen Weiterbildung, insbesondere in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), wird seit Jahren propagiert. Eine sofortige Implementierung wird jedoch von unseren politischen VerantwortungsträgerInnen immer wieder hinausgeschoben (wenn überhaupt angedacht).5 Ankündigungspolitik statt Sachpolitik missfällt auch unseren politikverdrossenen Jugendlichen. Nicht umsonst zeigen viele Umfragen und Studien, dass in Österreich bereits mehr als 4 von 10 Jugendlichen „politikverdrossen“ sind.6 Immer nur von Pseudoexperten von oben gesteuert, anstatt auf den Rat und die Expertise von Fachleuten in der Praxis hörend, verstehen die SchülerInnen immer mehr das Internet als Demokratisierungs-Instrument.7 © Hubert Egger Ihnen kann man nicht mehr mit einer einzigen manipulativen Tageszeitung oder TV-Sendestation alles vorgaukeln. Im Internet ist nach wie vor auffindbar, was unsere nicht steuernden PolitikerInnen auch noch vor Jahrzenten gemeint und nicht getan haben. 16 D I E V I E R T E K U LT U R T E C H N I K Ausgabe 1 März 2017 Nachrichten Im digitalen Zeitalter des 21. Jahrhunderts verschläft Österreich den Anschluss an die EU-Staaten und an den Rest der Welt. Die Grundkompetenzen Lesen, Schreiben, Rechnen und Informatik sind in anderen EU-Staaten schon seit vielen Jahren im Bildungsbereich angekommen und implementiert. Informatik (Programmieren/Coding/CAS/ CS/…) wird z. B. in UK seit 2014 als eigener interessanter Gegenstand in der Grund- und Mittelschule für alle SchülerInnen verpflichtend unterrichtet. Auch die Schweiz und die Slowakei haben seit drei Jahren einen neuen Lehrplan mit Informatik und Medienkunde in einem eigenen Fach berücksichtigt. Bild lizenziert von BigStockPhoto.com Im Bereich des LehrerInnen-Berufes (früher empfanden diesen viele als „Berufung“) herrscht in Österreich immer noch in vielen Fachbereichen (MINT u.a.) ein eklatanter Mangel. Eine Verbesserung der Attraktivität dieses Berufsbildes ist allerdings nicht in Sicht. Treffend wird tituliert „Ausgebrannt, bevor es überhaupt los geht“. Die unglückliche Implementierung des „neuen Lehrer-Dienstrechtes“ wird die Misere weiter verstärken.8 broschüre noch nicht einmal trocken, da wird schon von Jahresbudgetkürzungen und Umsetzungszeiträumen bis nach der nächsten Wahl gesprochen. Wie gerne würden Lehrpersonen zeitgemäß auch digitale Kompetenzen und Informatikgrundlagen bis zur Robotik unterrichten, haben jedoch oft nur Kreidetafel und Overhead als Medien zur Verfügung. Umsetzbare Pläne ha ben die zahlreiIn Österreich gibt es Ein Hören auf die chen Mediendidakim Jahre 2017 noch tik- und Informatikimmer kein PflichtFachpraktikerInnen wäre ARGEs bereits seit fach Informatik mit dringend geboten. 2002 auf ihrer Agenintegriertem 10-Finda! Unseren Junggerschreibsystem und Programmiergrundlagen für 10- bis lehrerInnen kann nur mitgeteilt werden, 14-Jährige oder wie in anderen Staaten dass wir für unsere uns anvertrauten für 6- bis 18-Jährige. Von einem schon Kinder von unseren PolitikerInnen auch im Jahr 2000 bekannt gewordenen die Umsetzung von Invest- & Zeitplänen 7-Punkte-Plan zur Verbesserung unserer einfordern müssen. Alles andere ist reine IT im Bildungssystem ist immer noch Propaganda – eben „Austromurks“ pur. vieles nicht umgesetzt: „Sicherstellung eines Minimums an durchgehender IT- Nur mit Solidarität und Teamwork wird Ausbildung aller österreichischen Schu- es uns gemeinsam gelingen, das gut len von der Volksschule bis zum Pflicht- errichtete österreichische Bildungs- und schuljahrende bzw. bis zur Matura (die Forschungssystem wieder aus dem Wissens-Halbwertzeit im IT-Bereich be- Sumpf zu ziehen! trägt ca. 1,5 Jahre. Das bedeutet, dass ohne Weiterbildung das erlernte IT-Wis- Wir sollten wegkommen von einer reisen nur noch zur Hälfte anwendbar ist)“. 9 nen Werbepolitik der Vorankündigung hin zu einer Sachpolitik, Förderung und Zeitgemäßer Methodenmix mit Imple- Differenzierung von Leistungswilligen mentierung von BYOD (bring your own (AHS-Langform, NMS und Volksschudevice, SchülerInnen bringen die eige- le), eine Förderung von Begabten und nen Tablets, Smartphones und Laptops Begabteren vorsehen und ausbauen mit) ist nur mit arbeitsfähigem WLAN sowie Informatik als Steuerung, Kreain allen Klassen möglich. Doch meist tivität & Experimentiermöglichkeit (Roist die Druckerschwärze der Werbe botik, Webtools, Künstliche Intelligenz für benutzerfreundlichere Geräte, … ) raschestmöglich im Schulunterricht verpflichtend unterbringen. Unsere engagierten Lehrpersonen und die österreichische sowie europäische Wirtschaft würden dies sehr zu schätzen wissen. In der heutigen Welt des 21. Jahrhunderts zählen digitales Verständnis, informatisches Denken, Grundkompetenzen in ALLEN 4 Kulturtechniken ebenso wie der stets auch in der Schule zu schärfende Hausverstand! Niemand will von Pseudoexperten wissen, was wir benötigen. Ein einfaches Hören auf die Sensoren der Fachprakti kerInnen und LehrerInnen wäre dringend geboten. Wir kämen mit guten Chancen endlich weg von diesem Austro murksismus! 1 https://www.ahs-informatik.com/internationales/, Informatik-Portal AHS Austria 2 https://www.ahs-informatik.com/internationales/ computing-in-uk/, CAS Guide for Primary and Secon dary Tachers, UK 2012 3 http://diepresse.com/home/bildung/schule/hoehere schulen/693048/Bildung_Oesterreich-faellt-weiterzurueck, OEDC 2011 Bericht 4 www.oecd.org/austria/Education-at-a-glance-2015Austria-in-German.pdf, OECD 2015 BIP für Bildungs einrichtungen, Education at a Glance. 5 Digitale Ropadmap mit Maßnahmen für Österreich (BKA, BMB), https://www.digitalroadmap.gv.at/ themen/wirtschaft 6Studie des Instituts für Jugendkulturforschung, 27.01.2015, http://www.vienna.at/vier-von-zehn-jugend lichen-sind-laut-studie-politikverdrossen/4216752 Internet und Demokratie, Holst/Schaffar, 2011, 7 Matters burger Kreis, http://www.mattersburgerkreis.at/dl/NnOkJMJkNKJqx4KooJK/JEP-4-2011_01_ HOLST_SCHAFFAR-Internet-und-Demokratie.pdf 85.12.2013, Ausgebrannt bevor es richtig los geht, https://kurier.at/politik/inland/junglehrer-ueber-dasneue-lehrerdienstrecht-schon-im-ersten-jahr-burnout-gefaehrdet/38.508.748 9 http://it1014.egger.ac/, http://it1018.egger.ac/, „Einer läßt nicht locker: 7-Punkte-Plan“, VN 20.10.2000, http://www.egger.ac/itoepu/Blum_IT/Egge.htm 17 Bild lizenziert von BigStockPhoto.com Gemeinsam stark! Gemeinsam erfolgreich! Mag. Herbert Weiß Vorsitzender FCG/AHS Durchziehen oder durchdenken? „Kanzler Kern und Vizekanzler Mitterlehner erklärten sich im KURIERInterview wild entschlossen, die Reform diesmal durchzuziehen – auch wenn es mit Ländern und Gewerkschaft haarig wird.“ 1 Die Regierung will also ihre jüngst propagierte Geschlossenheit mit allen Mitteln beweisen. Ob sich dafür gerade das Thema Bildung bzw. die derzeit vorliegenden Ideen eignen, sei dahingestellt. Von Dienstgeberseite wurde das „Autonomiepaket“ jedenfalls als die größte Reform der Zweiten Republik angepriesen. Die will man offensichtlich durchziehen, auch wenn man sich dafür über alle Betroffenen hinwegsetzen muss. Glücklicherweise gibt es unter denen, die derzeit die österreichische Bildungslandschaft mitbestimmen, auch andere Meinungen. HR Fritz Enzen hofer, amtsführender Präsident des Landesschulrates für Oberösterreichs, meint: „Es kann nicht funktionieren, etwas gegen die Gewerkschaft, sprich etwas gegen die eigenen Bediensteten zu tun. Wer Menschen führen will, muss hinter ihnen stehen.“ 2 Die Einstellung der Schulpolitik gegenüber den Lehrergewerkschaften ist eines der Merkmale, die Finnlands Schule von der US-amerikanischen deutlich unterscheidet. Im hohen Norden wurden sie als selbstverständ licher Partner verstanden, jenseits des Atlantiks als Gegner bekämpft: „For decades, ministers of education have, without fail, understood that carrying out a reform will be infinitely easier if the experts from the teachers’ union have been involved in the preparatory work for the reform.“ 3 „Eliminating unions does not produce higher achievement, better teachers, or even higher test scores. Eliminating unions silences the most powerful advocate for public education in every state.“ 4 Diese Erkenntnisse sind offensichtlich nicht bis zu allen vorgedrungen, die auf der Seite des Dienstgebers die Verhandlungen zum „Autonomie paket“ mit uns GewerkschafterInnen führen. Wie könnte es sonst sein, dass auf der Dienstgeberseite ernsthaft Stimmen laut werden, die Verhandlungen mit der Gewerkschaft als Zeitverschwendung bezeichnen, wenn sich die beiden Regierungspartner ohnehin schon auf die Kernpunkte der Reform geeinigt hätten? Bild lizenziert von BigStockPhoto.com Im Ministerratsvortrag zum „Autonomiepaket“ vom 18. Oktober 2016 heißt es wörtlich: Am Ende des Tages wird es sich zeigen, ob Österreichs Regierungsspitze ihren eigenen Beschluss ernst nimmt oder ob es ihr bloß um Selbstinszenierung geht. 18 1Ute Brühl und Daniela Kittner, Bildungsreform: Bund und Länder ringen um Macht. In: Kurier online vom 10. Februar 2017. 2 Josef Ertl, „Die Einstellung bringt den Erfolg“. In: Kurier online vom 24. Juli 2016. 3 Jukka Sarjala, Equality and Cooperation. Finland’s Path to Excellence. In: American Educator (Frühjahr 2013), S. 36. 4 Diane Ravitch, Reign of Error. The Hoax of the Privatization Movement and the Danger to America’s Public Schools (2013), S. 126.. CETERUM CENSEO Ausgabe 1 März 2017 Nachrichten Hauptsache „modern”? S zene in einem Restaurant: Eine fünfköpfige Familie, die Kinder etwa zwischen 10 und 14, nimmt zu Mittag an einem Tisch Platz. Kaum hat der Kellner die Bestellungen aufgenommen, beginnen alle fünf über ihre Smartphones zu wischen und darauf herumzutippen; über längere Zeit fällt kein einziges Wort. Erst das Servieren der Speisen und Getränke unterbricht die Stille. – Ist das die moderne Kommunikation? Unsere Zeit erscheint ohne die modernen digitalen Medien nicht mehr vorstellbar. Diese digitale Medien-Technologie ist aber per se nicht schlecht oder gar schädlich. Schon Augustinus erkannte ja: „Nicht in den Dingen liegt das Böse, sondern in dem unrechten Gebrauch“. Um mit diesen Medien bes- ser umgehen zu lernen und um den Unterricht zu verbessern, setzt nun die Unterrichtsministerin auf diese Technologie und plant, alle Volksschulkinder mit Tablets, alle Zehn- bis Vierzehnjährigen mit Notebooks auszurüsten. Wie das alles finanziert werden soll, ist allerdings noch völlig offen. Irgendwie erinnert das an diverse Technologie-Hypes, die nach einiger Zeit wieder abflauten. So hat sich z. B. das vor einigen Jahrzehnten als Nonplusultra gepriesene Sprachlabor völlig überlebt. Und wer glaubte, der Overheadprojektor würde eine Tafel o. Ä. überflüssig machen, unterlag ebenfalls einem Irrtum. Lehrenden und Lernenden ab. Lernen bedeutet aber auch, sich anzustrengen, selbständig zu denken und nicht alles Gebotene kritiklos hinzunehmen. Wer etwa einmal erkannt hat, in welch erbärmlichem Englisch manche Wikipedia-Artikel abgefasst sind oder dass Internet-Informationen auch fehlerhaft sein können, hat schon sehr viel gelernt. Moderne digitale Technologie kann Lehrkräfte nicht ersetzen, aber eine sinnvolle Ergänzung sein. Wenn es jedoch darum geht, zu definieren, was sinnvoll ist, sollte man den Ausspruch Paracelsus’ beherzigen: „Die Dosis macht das Gift.“ Wird man auch am Minoritenplatz zu Unterricht, der auch bildet, hängt nun dieser Einsicht gelangen? einmal ganz wesentlich von einer intakten persönlichen Beziehung zwischen CC © Andi Bruckner / contrastwerkstatt - Fotolia.com Verantwortung hat einen Namen Ein QR-Click zum Team der FCG-AHS: Kompetent und immer für Sie da! 19 Lofoten © Mag. Günter Grüner Delphi © samott/Fotolia.com Kneissl-Reisende erleben mehr ... 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