Nun sind die Frauen an der Reihe

LEBEN & KULTUR
MITTWOCH, 1. MÄRZ 2017
|
15
Nun sind die Frauen an der Reihe
Nach „LUTHER in MIR“ laufen derzeit die Proben für „HerrInnen Käthe - Frauen zur Reformation“
TORGAU. Mitte Januar gab’s die
Zusage, dass das Projekt durch
die „Aktion Mensch“ gefördert
wird. Seitdem machen die Proben zur neuen integrativen
Musik-Theater-Inszenierung
„HerrInnen Käthe – Frauen
zur Reformation“ gleich noch
mehr Spaß.
Bereits im November 2011 initiierten Schüler und Lehrer
des Johann-Walter-Gymnasiums Torgau in Kooperation
mit der Musikschule „Heinrich Schütz“ Torgau, behinderten Menschen der „Lebenshilfe“ Torgau sowie
dem Evangelischen Jugendbildungsprojekt „wintergrüne“ zum ersten Mal
das vielbeachtete MusikTheater-Projekt „LUTHER
in MIR“.
„Anfangs schien Martin
Luther allen Mitwirkenden völlig fremd und entfernt. Umso faszinierender war es zu erleben, wie
rasant die Jugendlichen
Probe mit Anny
ihn mit den verschieHiensch, Micha
lis Mihalari, Fabi
densten Bereichen unseo Arnold und An
nika Stöber
res Lebens assoziierten“,
HerrInnen KŠ the
i
Wiederum handelt es sich
um ein integratives Gemeinschaftskonzept des Johann-Walter-Gymnasiums, der
Musikschule „Heinrich Schütz“,
der „Lebenshilfe“ Torgau
sowie des Evangelischen Jugendbildungsprojektes „wintergrüne“. Insgesamt 97 Mitwirkende sind dabei.
Die Theaterpremiere ist für den 25.
März, 18 Uhr, in der Aula des Johann-Walter-Gymnasiums geplant.
eth
sab r
i
l
E
e
cig
u
r
C
sagt Lehrerin Dr. Gabriele Hönicke. Innerhalb von fünf Jahren entstanden zwei
völlig unterschiedliche Theaterinszenierungen mit allen Facetten, die die
Schauspielkunst zu bieten hat. Nahm
sich die Aufführung „LUTHER in MIR“
(2013) insbesondere dem privaten Kontext des Reformators an, widmete sich
„LUTHER in MIR – Eine Hommage“
(2015) vor allem dessen gesellschaftlicher Bedeutung und der damaligen Relevanz Torgaus als Zentrum der politischen Macht. Nun also Teil drei? Nicht
Ka
th
Ze arin
ll
a
Frauen zur Reformation
a
arin
Kath
er
Luth
Theaterpremiere
25. MŠ rz 2017
18:00 Uhr
Aula des Johann-WalterGymnasiums
Kinder der Familien Luther und Cruciger treffen
auf Kinder aus dem Hier und Jetzt.
nuar auch ein
r im Ja
ten die Schüle
imbschen dreh
Video.
ganz! Im September 2015 begannen
Sharifa Sens und Pauline Wölflick,
gegenwärtig Schülerinnen der Klassenstufe 12, ein völlig neues Theaterkonzept zu entwerfen. Sie beschäftigen sich mit der Frage, wie Luthers
Ideen damals wie heute Frauen inspiriert haben, sich in ihre Lebenswelt einzubringen und sich selbst
zu verwirklichen. Das Musik-Theater-Projekt versinnbildlicht Elisabeth Cruciger, Katharina
Luther und Katharina Zell –
drei Frauen, welche die
Reformation in einer männerdominierten Zeit auf
unterschiedliche Art und
Weise beeinflusst haben.
Ob als mutige Dichterin,
selbstbewusst wirtschaftende Hausherrin oder sozial engagierte Bürgerin –
sie alle verbindet der Einsatz für die Familie und
ihre Mitbürger im Geiste
der Reformation.
Drei Frauen – drei Akte,
in denen sie und ihr besonderes Werk charakterisiert werden.
Zunächst setzt sich Elisabeth Cruciger durch die
Veröffentlichung ihres
selbst komponierten Lie-
Karten sind an der Abendkasse und im TIC (Torgauer Informationscenter) erhŠ ltlich. ¥ Website:
www.herrinnenkaethe.de ¥ Schirmherrin der Inszenierung: Frau Prof. Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin fŸ r
Bildung und Forschung ¥ Gefš rdert durch: Aktion Mensch, Landratsamt Nordsachsen, Gro§ e Kreisstadt Torgau,
Raiffeisenbank Torgau, Verein ã Freunde und Fš rderer des Johann-Walter-Gymnasiums Torgau e.V.Ò
Pauline Wölflick (l.) und Sharifa Sens:
Die beiden greifen mit dem Theaterstück historische und moderne
Frauenfragen wie Selbstbestimmung,
Gleichberechtigung und Mitsprache
auf.
ruine N
In der Kloster
Die JWG-Schülerband
des für das öffentliche Gehör der Frauen ein. Darauf folgt Katharina Luther,
welche eigenständig ein großes Wirtschaftsunternehmen aufbaute und leitete. Zum Abschluss beleuchtet die Inszenierung das Wirken Katharina Zells, die
sich für die geflohenen Bauernfamilien
in Straßburg stark machte und sich
durch ihr mitfühlendes Wesen auszeichnete.
Das Musik-Theater-Projekt hat die Absicht, sowohl das Wirken der Frauen
während der Reformationszeit hervorzuheben als auch Vergleiche zum gegenwärtigen Frauenbild zu ziehen. Bekanntlich nannte Martin Luther seine
Frau aufgrund ihrer starken Persönlichkeit liebevoll „Herr Käthe“. Auch auf
die anderen beiden Frauen trifft diese
Symbolik zu, da sie sich ebenso durch
damals frauenuntypische Taten ausgezeichneten.
Die Teilnehmer freuen sich schon auf die Premiere des Stücks.
Fotos: TZ/C. Wendt (2), Sharifa Sens
Wie im Titel werden auch die szenischen
Gegenwartsbezüge direkt mit der Handlung verknüpft. „Dies äußert sich vor allem durch das Auftreten zweier moderner Frauen-Figuren in der Vergangenheit, welche immer wieder ein gegenwärtiges Äquivalent zu bestimmten
damaligen Gegebenheiten visualisieren“, erläutert Pauline Wölflick. Ob als
Tanz, Poetry Slam, Animationsfilm, Interview oder Gospel – der Zuschauer stoße inmitten der historischen Handlung
ständig auf aktuelle Sequenzen. Ziel sei
es, ihn auf diese Art und Weise zu sensibilisieren, um eine enge Verbindung
zwischen Vergangenheit und Gegenwart
zu erkennen.
„Unsere Aufführungen visualisieren den
Charakter von Benefizveranstaltungen
für das „Akifra“-Projekt von Dr. Melanie
Feuerbach“, fügt Sharifa Sens an. Die
„Katharina-Botschafterin 2016“ betrieb
als Entwicklungspolitologin Feldforschung in Kenia, gründete 2002 die Aktionsgemeinschaft für Kinder- und Frauenrechte und schob den Aufbau eines
Bildungszentrums in Taveta (Kenia) voran, das sie seitdem betreut.
Bei der ersten „LUTHER in MIR“-Inszenierung übernahm die sächsische Kultusministerin Brunhild Kurth die Schirmherrschaft. „Die Auseinandersetzung mit
der gegenwärtigen Thematik erweist
sich jedoch noch um ein Vielfaches emotionaler und es bedarf eines sehr hohen
persönlichen Einbringens“ sagt Dr. Gabriele Hönicke. Um dieses im Besonderen
zu wertschätzen, habe man zu Schuljahresbeginn die ehemalige Rosenfelderin
und heutige Bundesministerin für Bildung und Forschung Dr. Johanna Wanka gefragt, Schirmherrin des Musik-Theater-Projektes zu werden. Schon nach
wenigen Wo-chen gab‘s die Zusage.
Dr. Gabriele Hönicke/cw
[email protected]
Telefon 03421 721056
Infos über das Theaterprojekt gibt es unter anderem auf der Internetseite
Weitere
https://menschmartin.org/2017/02/23/katharinas-episode-ii-gutes-zeitmanagement oder unter www.herrinnenkaethe.de