04_Hans Peter Santer_Ersatzbau Edelrauthütte

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL
Ressort italienische Kultur, Wohnbau und öffentliche Bauten
PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE
Dipartimento Cultura italiana, Edilizia abitativa e Lavori pubblici
PROVINZIA AUTONOMA DE BULSAN - SÜDTIROL
Departimënt ala Cultura italiana, Frabiché abitatif y Laûrs publics
Neubau der Edelrauthütte in
Südtirol - 2545m
17. Internationales Hüttenfachsymposium in Benediktbeuern Februar 2017
Geom. Hans Peter Santer
1
Bauherr
Autonome Provinz Bozen - Südtirol
Die Abteilung 11 – Hochbau und technischer Dienst
mit 120 Mitarbeitern ist zuständig für :
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Schulbau (Berufs- und Oberschulen)
Universitäten
Verwaltungsbauten
Bau von Museen
Bau von Bibliotheken
Krankenhausbauten
die Instandhaltung aller Landesbauten
Geologie und Materialstoffprüfung
Vergabe aller öffentlichen Aufträge für Bauten,
Lieferungen und Dienstleistungen.
Durchschnittliche Jahresausgabe: 50 Millionen Euro
2
Hauptziele in der Realisierung von solchen
öffentlichen prägenden Bauten sind:
Moderne Architektur, die als bleibende Wahrzeichen in Südtirol
bestehen bleibt.
Wettbewerbsprojekte durchzuführen, um die allgemeine Baukultur
zu fördern und die harmonische und stimmige Einfügung in die
Landschaft mit Berücksichtigung von spezifischen Eigenschaften
der Umgebung zu garantieren.
3
Vermögen / Geschichte
• Im Jahre 2010 sind 25 Schutzhütten vom Alpenverein (CAI) an das
Land übergangen.
• Diese Häuser sind in hoher Berglandschaft gelegen und schwer
zugänglich (1. Kategorie). Aufgrund der argen Wetterverhältnisse
müssen sie einer konstanten Instandhaltung unterzogen werden.
• Eine Bestandserhebung hat ergeben, dass 3 Hütten abgerissen und
neu erbaut werden müssen (hauptsächlich statische Probleme).
• Diese Hütten sind:
4
Weißkugelhütte – Graun im Vinschgau
5
Schwarzensteinhütte – Ahrntal im Pustertal
6
Edelrauthütte – Mühlwald Pfunderer Berge
Die Edelrauthütte wurde von der Sektion Edelraute des
DÖAV Wien im Jahre 1906 erbaut; im 2. Weltkrieg zerstört
und 1950 wieder aufgebaut.
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Edelrauthütte Bestand
8
Edelrauthütte Bestand
9
Planungswettbewerb / Kriterien
Technische Rahmenbedingungen und Anforderungen:
Standort, Bauzeit, Winterlager, Wasser, Anlieferung, Energiekonzept,
Einhaltung der Kosten, geringster Auwand.
Gewichtungen:
•
Architektonische Qualität und Integration in das Landschaftsbild 50 Punkte
•
Funktionale Qualität und Einhaltung allgemeinrechtliche Belange 35 Punkte
•
Wirtschaftlichkeit in Realisierung, Erhalt und Betrieb
15 Punkte
10
Raumprogramm
•
•
Bettenanzahl: 60 + 12 = 72
Maximale Kubatur: 1850 m³
Hauptnutzfläche (HNF)
Maße / Beschreibung
Stuben
Speisesaal, zweigeteilt, Nutzung 2. Stube je nach
Andrang, mit ges. 60 regulären Plätzen (Self-Service)
1
60
60,0
Kochbereich
mit Essenausgabe, inkl. Essbereich Pächter und MA
1
25
25,0
Theke
Getränke, Kassa
1
10
10,0
Schlaflager 2er Kojen
ca. 2,00x2,60m
3
5,2
15,6
Schlaflager 4er Kojen
ca. 3,00x2,60m
5
7,8
39,0
Schlaflager 6er Kojen
ca. 3,00x4,00m
3
12
36,0
Schlaflager 8er Kojen
ca. 3,00x5,20m
2
15,6
31,2
Bereich Pächter
2 Schlafbereiche
1
18
18,0
Bereich Personal
3 Schlafbereiche
3
8
24,0
Summe (HNF)
Anz
.
m²/
Raum
m² ges.
258,8
11
Raumprogramm
Nebennutzfläche (NNF)
Trocken- und Schuhraum
1
10
10,0
WC Damen
mit 2 WC's
1
6
6,0
WC Herren
1 WC; 1 Urinal
1
6
6,0
Waschräume
mit Zahl-Dusche
2
10
20,0
Sanitär Pächter
Du, WC, WB, WM
1
4,5
4,5
Sanitär Personal
Du, WC; WB
1
3
3,0
1
5
5,0
Abstell- und Putzraum
Werkraum
kleine Reparaturen, Werkzeuglager
1
6
6,0
Lebensmittellager mit Zellen
inkl. 2 Zellen (4°C, -18°C), zu je 2,50x1,50m ca.
1
16
16,0
1
10
10,0
1
12
12,0
Lager
Leergutlager
Summe (NNF)
inkl. Abfall-Lagerung
98,5
12
Raumprogramm
Verkehrsflächen (VF)
Eingang
Windfang-Garderobe, Vorber. WC
1
16
16,0
Verkehrsfläche EG+OG
ca. 15% HFN
1
40
40,0
Summe
56,0
Winterlager
Schlafraum mit 12er Koje
beheizbar, mit Kochmögl.
1
16
16,0
WC
nur für Sommerbetrieb
1
2
2,0
Summe
18,0
Nettonutzfläche (NNF)
431,3
Bruttogeschossfläche (BGF) m²
inkl. 35% Konstruktionsfläche
Bruttorauminhalt (BRI) m³
BGH ca.
35%
2,75
Zwingend einzuhaltende Maximalkubatur
(Hohl für voll)
Terrasse mit 50 Plätzen
BGF : Schlafplätze
582,3
1601,2
1.850 m³
1
50
50,0
8,1
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Planungswettbewerb / Kriterien
Einstufiger Planungswettbewerb mit Einladung von jeweils 8 Planern mit
sehr guten Referenzen.
Preisgericht: 7 köpfige Jury mit 1 Architekten aus unserer Abteilung
Hochbau, 1 Architekt aus Innsbruck (Lehrstuhl Uni, freischaffend), jeweils 1
Vertreter von der Architekten- und Ingenieurkammer, Bürgermeister und die
Präsidenten der Alpenvereine ( AVS und CAI).
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Die Wettbewerbsprojekte
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Die Wettbewerbsprojekte
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Die Wettbewerbsprojekte
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Die Wettbewerbsprojekte
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Die Wettbewerbsprojekte
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Die Wettbewerbsprojekte
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Die Wettbewerbsprojekte
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Die Wettbewerbsprojekte
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Die Wettbewerbsprojekte
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Die Wettbewerbsprojekte
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Die Wettbewerbsprojekte
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Die Wettbewerbsprojekte
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Die Wettbewerbsprojekte
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Die Wettbewerbsprojekte
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Die Wettbewerbsprojekte
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Die Wettbewerbsprojekte
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Die Wettbewerbsprojekte
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Die Wettbewerbsprojekte
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Die Wettbewerbsprojekte
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Die Wettbewerbsprojekte
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Die Wettbewerbsprojekte
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Kritiken / Anerkennungen
•
•
•
•
•
•
•
•
Zahlreiche Leserbriefe in den Tageszeitungen
Die Redaktionen selbst haben mit Interviews pro- und contra Artikel geschrieben
Unterschiedliche Sichtweisen der Generationen
Facebookgruppen pro- und contra
Online Petition
Landtagsanfragen der politischen Parteien
Moderationen und Debatten
Begriffe : Heimat, Tradition, Innovation, Moderne, Qualität, Funktionalität,
Gemütlichkeit, Verschandelung, Typisches, intelligente Erneuerung, Streit, keine
Hüttenruhe, Bunker, neuzeitliche Baukörper, bodenlose Frechheit, maßlose
Enttäuschung, gescheite Leute, sehr schöne innovative Projekte, unqualifiziertes
Gequatsche, endlos inkompetente Polemiken, Schandfleck, Neuheit, zukünftig, StallStadelarchitektur, Abkehr vom Alpenkitsch, Hightech, Wende der alpinen Architektur,
Denkmal setzen, Mut, Protzbauten, Ungetüme, guter Geschmack, neue
architektonische Sphären, skulpturale Entwürfe, Verantwortung, Schutzhütten 2.0
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Das Siegerprojekt – Arch. Matteo Scagnol, Brixen
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Das Siegerprojekt – Arch. Matteo Scagnol, Brixen
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Das Siegerprojekt – Arch. Matteo Scagnol, Brixen
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Das Siegerprojekt – Arch. Matteo Scagnol, Brixen
Die Baufasen
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Das Siegerprojekt – Arch. Matteo Scagnol, Brixen
Erdgeschoss
41
Das Siegerprojekt – Arch. Matteo Scagnol, Brixen
1. Obergeschoss
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Das Siegerprojekt – Arch. Matteo Scagnol, Brixen
Dachgeschoss
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Das Siegerprojekt – Arch. Matteo Scagnol, Brixen
Schnitt
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Planungsschwerpunkte
Faktoren der Eignung des Standortes:
Meteorologisches, hydrogeologisches, geotechnisches, seismisches
und Lawinenschutzgutachten (Überprüfung für 50-100 Jahre,
Eintrittswahrscheinlichkeit von Lawinenabgängen bei 30 Jahren schon
„sehr häufig“).
Statik
Lawinendruck, Wind, Schneelasten – Beton und Holz
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Planungsschwerpunkte
Energiekonzept - Haustechnik
Klimahaus für vier Monate?, Photovoltaik, Windgenerator / BHKW, Kochen,
Heizen, Warmwasser
Abwasser-Trinkwasserkonzept: Kläranlage, Wasserfassung, Tanks
Haustechnik: Lüftung, Brandalarmanlage, Energiemanagment, Abwärme der
Kühlaggregate, Fernwartung bzw. - steuerung.
Brandschutz
Normen nur für Hotel (über 25 Betten)
Ausnahmegenehmigung für Schutzhütten notwendig für :
2 Fluchtwege, Außentür nach Innen, Zimmertüren (REI 30) mit
Türschließer, Wände der Fluchtwege REI 60, Lagerräume REI 90,
max. 50% der Oberflächen brennbare Materialien (also weniger Holz),
Ersatz für Haspelsystem da keine Wassersicherheit, elektrisch Kochen
46
Notwendige behördliche Gutachten
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Meteorologisches Gutachten (Wind, Schneelasten)
Alpinbeirat
Amt für Abfallwirtschaft für Abbruch
Amt für Landschaftsschutz
Amt für Forstwesen
Amt für Gewässerschutz
UVP (Kläranlage und Wasserfassung)
Amt für Bodendenkmäler
Amt für Brandschutz
Raumordnerische Gutachten und Baukonzession der Gemeinde
Klimahausagentur
47
Erfahrungen zu den Ausschreibungen
•
•
•
•
•
•
•
Im Zuge der Einreichplanung kam es mit den Planern zu
Meinungsverschiedenheiten mit dem Bauherrn zu den Baukosten.
Zuletzt wurde beschlossen eine integrierte Ausschreibung durchzuführen
d.h. das Ausführungsprojekt wird vom Unternehmer angeboten, um ein
Maximum an Know How und Kostenoptimierung der Fachfirmen zu nutzen.
Das erste Mal ist die Ausschreibung leer ausgegangen.
Das zweite Mail hat lediglich eine Firma angeboten; alle anderen
interessierten Unternehmen sind letztendlich abgesprungen, weil die
Aufträge im Tal einfacher und gewinnbringender sind.
Was ist das für eine Baufirma? Das Unternehmen stammt aus einem
Bergdorf im Oberpustertal mit 35 Angestellten und brachte viel Idealismus
und Freude an Baustellen am Berg mit.
Eine Schutzhütte auf solcher Höhe muss man bauen „wollen“.
Die Opfer hierfür bringt man auch heute noch wie damals vor hundert
Jahren!
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Baulogistik
• Die Hütte ist von zwei Seiten zu Fuß in 2,5 bzw. 3 Stunden
erreichbar
• Der Hubschrauber wurde nur am Anfang eingesetzt, um eine
Materialseilbahn zu errichten und die Mannschaften zu versorgen
bzw. transportieren. Die Nutzlasten bei einem Hubschrauber
schwanken stark wegen der Höhe und des Luftdrucks und beliefen
sich durchschnittlich auf 800 kg. Die wetterunabhängige
Materialseilbahn trug mehr als drei Tonnen.
• Ein Schreitbagger ist in 6h zur alten Hütte hinaufgeschritten und hat
erste Vorbereitungen für den Aushub durchgeführt.
• Es gab immer wieder Kälteeinbrüche und Schneefall. Starke Winde
haben hin und wieder die Bretter oder Schaltafel zu Geschossen
gemacht.
• Einige Felsen im Aushubbereich mussten gesprengt werden.
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Baulogistik
• Die Handarbeit ist auf solcher Höhe doppelt so schwer.
Kopfschmerzen nach 10 Stunden Arbeit waren keine Seltenheit, die
Regenerationsfasen waren kurz, die Arbeiter wurden alle 2-3
Wochen ausgetauscht.
• Über Satellit wurde ein Internetanschluss mit Wlan installiert. Über
Webcam konnte man regelmäßig Fotos ins Tal senden und das
Whats App mit dem Bauleiter nutzen. Am Abend natürlich konnten
die jüngeren Arbeiter privat ihre Kontakte damit knüpfen.
• Auf Wunsch der Touristiker werden in Zukunft auf allen Schutzhütten
des Landes Wlan eingerichtet.
• Die alte Schutzhütte war dank der Kulanz der Baufirma und des
Hüttenwirtes die ganze Bauzeit über geöffnet und die Sicherheit der
Wanderer auf der vielbegangenen Route somit garantiert.
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Baudurchführung
Im ersten Sommer 2015 wurde der gesamte Bau samt möblierte
Zimmer errichtet.
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70
71
72
73
Im Sommer 2016 wurden noch Fertigstellungs- und
Tischlerarbeiten bei laufenden Hüttenbetrieb in den
öffentlichen Räumen bis Mitte Juli 2016 ausgeführt.
• Das über hundert Jahre alte
gut erhaltene Holz der Hütte
wurde als Würdigung und
Erinnerung wiederverwendet
indem es geschnitten und als
Verkleidung der Stube und des
Thresens verwendet wurde.
•
In den öffentlichen Bereichen
wurde an einige Stellen
historische Drucke dargestellt.
74
Die Terrasse wurde genau im Grundriss des alten Hauses
gestaltet, um auf die ehemalige Lage aufmerksam zu
machen.
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Wunderschöne Ausblicke auf Berge und See durch große
Fenster wurden geschaffen.
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Der eigene Grobputz in den Gängen und im Treppenhaus
geben einen modern- urigen Charakter wieder.
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Die Gänge wurden mit dem lokalen Pfunderer Serpentin
einem widerstandsfähigen leicht grünlichen Stein
ausgestattet.
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Die Decken der Zimmer wurden sympathisch künstlerisch
gestaltet. Die Lampen und Leuchten haben einen
modernen Touch.
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Die Bäder sind farbenfroh und verfügen über Duschen
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Der Trockenraum ist hell und geräumig und mit eigenen
belüfteten und beheizten Schränken ausgestattet.
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96
Chronologie
Raumprogramm
01/2012
Planungswettbewerb
05/2012
Baukonzession
10/2014
Baudurchführung
Neueröffnung Hütte
7/2015 – 6/2016
07/2016
Technische Daten
Nutzfläche
550,00 m²
Winterlager
30 m²
Anzahl Schlafkojen
80
Bauvolumen
2.550,00 m³
Bauarbeiten
1.967.000,00 €
Einrichtung
252.000,00 €
Verwaltungskosten / 22% MwSt
1.019.000,00 €
GESAMTKOSTEN
3.238.000,00 €
Kostenindex (ohne Mwst.)
1.041,00 €/m³
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Unvorhergesehene Ereignisse : Sturm
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Sturm: 140 km/h ~ 3,95 KN/m²
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Fixierung - 12KN/m² Wind-Schneelast
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Photovoltaikplatten – Schaden
101
Eine weitere Schutzhütte in Südtirol ist im Bau…..
• Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
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