Predigt in Versform 26.2.2016

Predigt
am Sonntag vor der Passionszeit (Estomihi) 26.2.2017
Liebe Gemeinde,
Lasst euch heut, wenn der Karneval
mit buntem Treiben und lautem Schall
sich in den Landen vernehmen lässt
eine Geschichte erzählen:
Zwei Schwestern sind durch sie berühmt geworden
doch geht’s nicht um Liebe, auch nicht ums Morden;
Es geht um die Frage, was besser, zu tun
sich redlich zu mühen oder auszuruhn.
Martha, die eine, tüchtig und stark,
putzt und rackert den ganzen Tag,
wenn Gäste das Haus mit Besuchen ehren
kann sie sich der Hausarbeit kaum erwehren.
Grad heut will sie Wanderprediger erfrischen,
dazu ihnen Speise und Trank auftischen.
Sie selbst hatte Jesus ins Haus gebeten,
die Jünger sind natürlich gleich mit eingetreten.
Bis in den Hof hallt nun Küchengewerke
denn köstliche Speise das ist ihre Stärke.
Eilends hat sie die Hühnchen gejagt.
Nun fliegen die Federn, denn unverzagt
hat sie das Federvieh tödlich erwischt.
Bald bringt sie 's knusprig gebraten zu Tisch.
Dazu gibt es Zwiebeln, Salat und Lauch
einen guten Schluck Wein gibt’s natürlich auch,
und weiter, darauf ist sie besonders stolz,
duftendes Fladenbrot vom Feuer mit Holz.
Martha betrachtet mit wachsamen Auge,
ob der Tisch schon gedeckt und mit Lauge
die Tücher, die man den Gästen reicht,
ausreichend gewaschen und in der Sonne gebleicht.
Sie schleppt, sie rührt, probiert und nickt
im Haushalt ist sie sehr geschickt,
nur für ihren Gast da fehlt ihr die Zeit
vor eifriger Sorge und Geschäftigkeit.
Denn sie ist die gute Seele im Haus,
beklagt sich niemals, hält alles aus.
Nie würde sie ihre Pflichten versäumen,
geschweige denn, träge den Tag verträumen.
Hingegen – Maria, das Schwesterlein, fein.
Sie will so gar nicht in die Küche hinein.
Liebt es dagegen in der Sonne zu sitzen,
statt schuftend durch die Gänge zu flitzen.
Doch liegt es ihr nicht dran faul zu sein,
im Gegenteil – denn sie saugt alles ein,
was ihr an Wissen und Lehre begegnet,
hat Gott doch Maria mit Köpfchen gesegnet.
Es denke nun niemand, Martha sei dumm,
doch bleibt sie traditionell lieber stumm
und sieht ihre Pflichten im häuslichen Tun,
statt selig zu Füssen eines Rabbis zu ruhn.
Genau dort hat sie nun die Maria erblickt,
die begeistert be jedem Satz Jesu nickt.
Da gibt es kein Halten, Wut bricht sich Bahn,
sie stürmt hinaus und schimpft, was sie kann.
Nichtsnutziges, arbeitsscheues Frauenzimmer!
Statt mir zu helfen, verziehst Du Dich immer,
liegst hier herum; belästigst unsren Gast,
damit Du nur ja nicht ein Wörtlein verpasst.
Das schickt sich nicht für eine redliche Frau!
Sei doch vernünftig und brav und vertrau
der althergebrachten Ordnung des Lebens,
oder meinst Du, ich plag mich hier täglich vergebens?
Es steht Dir einfach nicht frei und nicht an,
zu streben und zu handeln als wärst Du ein Mann.
Vergiss solche Flausen, wir haben zu tun,
jetzt komm mit in die Küche, lass Jesus in Ruh!
Maria schweigt still – kann es kaum glauben,
ihre eigene Schwester will sie berauben,
will ihr die Chance, Gottes Weisheit zu fassen,
ersetzen durch Putzen von Tellern und Tassen!
Ja geht’s der noch!
Und wie's der geht!
Martha sich zu Jesus dreht und spricht:
Schau wie Maria die Sitten hier bricht!
Ich muss als Hausfrau fleissig hassten,
Sie hört nur zu, lässt mir die Lasten.
Ist das so richtig und findest du gut,
dass sie hier nicht keinen Handschlag tut?
Fragt euch doch mal, was ihr gleich esst!
Wenn keiner kocht, gibt’s auch kein Fest!
Doch Jesus lässt das so nicht gelten.
Wo er ist, da berührn sich Welten,
ist Gottes Reich schon hier auf Erden,
damit die Menschen besser werden.
Nur, was ist besser, was ist gut?
Ist der Mensch, der viel Werke tut
ein bessrer Mensch, – vor Gott gerecht?
Wer weniger leistet,– ist der schlecht?
Ganz wie man es von Jesus kennt,
setzt er 'nen eigenen Akzent:
Der Martha sagt er: Du sorgst viel,
doch all das führt Dich nicht zum Ziel.
Statt viel zu tun ist eins stets wichtig,
wenn Du auf Gott hörn kannst, tu's richtig.
Nicht nur aus Pflicht oder am Rande,
knüpfe zu Gott stets Herzensbande
Sieh wie Maria sich entschied,
der Gottes Wort am Herzen liegt.
Sie nimmt sich alle Zeit der Welt,
sie weiss sehr wohl, was wirklich zählt.
Nun: Die Geschichte endet hier!
Ich frag mich nur: «Was lernen wir?»
Was sollen wir denn nun bloss denken,
wenn wir den Blick auf uns nun lenken?
Vielleicht – so kann ich es versteh´n
soll man es dialektisch seh´n
Ein jedes Ding hat seine Zeit
und seine eigne Wichtigkeit.
Es wär so gar nicht Jesushaft,
zu reden gegen Gastfreundschaft.
Auch hatte Jesus oft betont,
wie sehr sich gutes Handeln lohnt.
In meinen Sinn kommt immer wieder
Jesu Geschichte vom Samariter,
der sich vor allen, von denen man's gedacht
dem armen Beraubten zum Nächsten gemacht.
Auch vom Reiche Gottes sprach Jesus viel,
ersann manches Gleichnis zu seinem Ziel:
Lehrte darin:« Nimm für Gott Dir auch Zeit.»,
sag nicht nur «Bei nächster Gelegenheit!»
Doch hüte Dich hier miss zu verstehen,
als würde es dabei um Leistung gehen.
Wer so denkt, der hat schlicht verkannt,
warum der Jesus rumgerannt.
Man kann an der Maria ersehn,
wie wir dies Thema richtig verstehn:
Sie lauscht ja nicht weil’s ihre Pflicht!
Sie sehnt sich nach dem inn´ren Licht.
Sie will von ihrem Leben mehr,
als nur das blosse Hin und Her.
Sie möchte sich und Gott erkennen,
ihn voll Vertrauen Vater nennen.
Sie ahnt, es liegt ein Schatz verborgen
in Jesu Taten, Worten, Sorgen,
um andere Menschen, die er lehrt:
«Ein jeder Mensch hat seinen Wert.»
Er gibt das Werkzeug, ihn zu heben,
den Schatz, in jedem Menschenleben.
Er gräbt mit Güte, Lieb, auch Strenge,
fordert von allen auch `ne Menge.
Doch schliesslich ist Barmherzigkeit,
dass Mass seiner Gerechtigkeit.
Diese Weisheit zu erfassen
hilft, auch mal von der Pflicht zu lassen.
Hilft, Mensch zu sein, der Güte zeigt
und sich nicht nur vor Leistung neigt.
Hilft Schuld vergeben und vergessen,
sich nicht durch Leistung nur zu messen.
Hilft Rast zu machen im betriebsamen Leben,
in dem wir so mühevoll vorwärtsstreben.
Um Weisheit zu lernen und mit Herz und Verstand
als Menschen zu leben, die glücklich man fand.
Amen.
Pfrn. Anne-Carolin Hopmann