Das LCB im Februar 2017 - Literarisches Colloquium Berlin

F e b r u a r
2 0 1 7
„Im Kino gewesen. Geweint. ‚Lolotte‘.“ Kafka geht ins Kino, 27. und 28. Februar
februar 2017
8. m i t t w o c h
Marseille – Berlin
19 h
To r e z u a n d e r e n W e l t e n
mit Leyla Dakhli, Thierry Fabre, Christian Garcin, Jörg Magenau, Katerina Poladjan,
Philippe Pujol, Jaroslav Rudiš, Stanisław Strasburger und Christina Weiss
„Das weiße Meer“ ist das Mittelmeerprojekt der Allianz
Kulturstiftung und des Literarischen Colloquiums Berlin.
Wir erkunden auf literarischem Wege Mittelmeermetropolen,
in diesem Jahr Marseille. Wir wollen untersuchen, wie sich
Städte durch ihre geographische und mentale Nähe zu
anderen Kulturräumen verändern und bereichern. So wie
Marseille das Tor zu Nordafrika ist, wird Berlin für
zahlreiche Kunstschaffende, Autorinnen und Autoren aus
Mittel- und Osteuropa zu einer Möglichkeit, einen anderen
kulturellen Raum oder schlicht einen größeren Markt zu
erreichen, vielleicht sogar zu erobern. An diesem Abend im
9. d o n n e r s t a g
20 h
Ist Literatur wiederholbar?
Der zur Gretchenfrage an die
Übersetzung – wie hält sie’s
mit der Kunst – stilisierte
Titel des Seminars soll dazu
einladen, die übliche
Herangehensweise einmal
auf den Kopf zu stellen und
literarische Originale auf ihr
handwerkliches Gemachtsein hin zu betrachten, die
Wiederholungen derselben
in Form von Übersetzungen
dagegen auf ihre poetischen
Karl Heinz Bohrers intellektuelle
Biografie scheint aus heutiger Sicht so
märchenhaft, dass sein „Abenteuer mit
der Phantasie“ für Kenner der deutschen Nachkriegsverhältnisse Pflichtlektüre ist. Jetzt nimmt der ehemalige
London-Korrespondent der FAZ seine
Leser und Weggefährten mit in die
Vergangenheit und lässt sie darin
aufleben: Bohrer führt uns in die
Literaturredaktion der FAZ, die er seit
1968 leitete, bis er 1974 – nicht ganz
freiwillig – an Marcel Reich-Ranicki
abgeben musste. Es folgte eine
Professur für Literaturwissenschaft in
Bielefeld sowie Ausflüge an ausländische
Universitäten, von wo aus Bohrer die
linksliberale Kultur der Bundesrepublik
immer wieder wie eine Störantenne aus
dem Off traktierte. Die Herausgeberschaft des „Merkur“ machte ihn in den
achtziger Jahren schließlich zur
LCB werden wir auf zwei Podien Berlin und Marseille unter
diesen Aspekten untersuchen. Unter der Moderation von
Jörg Magenau sprechen Katerina Poladjan, Jaroslav Rudiš
und Stanisław Strasburger über Berlin. Philippe Pujol,
Thierry Fabre und Christian Garcin unterhalten sich mit der
Soziologin Leyla Dakhli vom Marc Bloch Centre Berlin über
Marseille. Christina Weiss, ehemalige Staatsministerin
für Kultur, begrüßt. In der Pause laden wir zu einem
mediterranen Büffet. Mehr Informationen unter www.
dasweissemeer.eu.
Eintritt frei
Ist Literatur wiederholbar?
Öffentliches Abschlussseminar
mit Christian Hansen
und Studierenden der FU Berlin
Qualitäten, ihren Kunstcharakter hin zu lesen. Wenn das Augenmerk weniger auf das Originalitätsgefälle zwischen Ausgangstext und Übersetzung gelegt wird, rückt die grundsätzliche Frage in den
Vordergrund, wie Stimme und Körperlichkeit sprachlichen Ausdrucks in der Verschriftlichung zur
Geltung gebracht werden: Wie das Analoge von Intonation und Gebärdenspiel durch klangliche,
rhythmische und rhetorische Mittel dem Digitalen eines Textes eingeprägt ist. An kurzen Passagen
aus „Moby Dick“, „Pierre Menard“, „Don Quijote“ und „L’Étranger“ haben August-Wilhelm-vonSchlegel-Gastprofessor Christian Hansen und seine Studentinnen und Studenten die Probe aufs
Exempel gemacht. Eine Veranstaltung des Deutschen Übersetzerfonds in Zusammenarbeit mit dem
Peter-Szondi-Institut der Freien Universität Berlin. Eintritt frei
13. m o n t a g
20 h
intellektuellen Kultfigur in Deutschland. Dann
stieg Bohrer um und schrieb Prosa. Bereits in
seinem Erinnerungsbuch „Granatsplitter“
gewährte er Einblicke ins Private: die prägenden
Momente einer Kindheit, der Skandal, den Krieg
als Ereignis, also ästhetisch wahrzunehmen.
Es regnete dort nicht einfach Granatsplitter vom
Himmel, sondern „farbige Sterne“. Mit Karl Heinz
Bohrer diskutieren über die Existenzformen des
Intellektuellen, über das Selbstdenken und über
die ideenhistorische Landschaft der Bundesrepublik
der FAZ-Herausgeber Jürgen Kaube und die
Literaturkritikerin Mara Delius (Die Welt).
In Zusammenarbeit mit dem Deutschlandfunk.
Sendetermin: 25. Februar 2017, 20.05 Uhr. Eintritt 8 € / 5 €
14. d i e n s t a g
Minsk im Jahr 4741 chinesischer Zeitrechnung, eine
Provinzmetropole im Nordwesten des chinesisch-russischen
Unionsstaates. Trotz drakonischer Strafen gelangt immer
wieder eine Droge ins Land: Mova. Wer die Mova-Briefchen
liest, versteht kaum ein Wort, erlebt aber beglückende
Rauschzustände. Chinesische Triaden, belarussische
Untergrundkämpfer und die staatliche Suchtmittelkontrolle
sind in den Drogenkrieg verstrickt. Oder geht es eigentlich
um etwas ganz anderes? Schon mit seinem Romandebüt
„Paranoia“ (2014) und als Stipendiat im LCB beeindruckte
uns der weißrussische Autor
Viktor Martinowitsch.
In „MOVA“ (übersetzt von
Thomas Weiler, Voland&Quist
2016) zeigt er sich abermals
als meisterhaft komponierender Romancier mit einem
Talent fürs Groteske.
Eintritt 8 € / 5 €
Marcel Proust gehört wie etwa James
Joyce für das Englische oder Italo
Svevo für das Italienische zu den
großen kanonisierten Autoren der
Moderne. Über sein Werk lässt sich
eine ganze Epoche der französischen
und damit der westlichen Kulturgeschichte ganz allgemein aufschlüsseln.
So ist es kein Wunder, dass die im
letzten Jahr bei Suhrkamp erschienene
und von Jürgen Ritte besorgte Briefausgabe „Briefe 1879 – 1922“ breit
rezipiert wurde. Dass aber die Auswahl
der 572 Briefe (von annähernd 6000),
die Übersetzung und vor allem die
Kommentierung begeistert von der
Kritik vermerkt wurde, ist nicht mehr
selbstverständlich. Andreas
Isenschmidt schrieb in der
ZEIT, die Briefe erschienen
wie „gesellige Monologe“.
Aber natürlich beleuchten sie
neben dem privaten Marcel
Proust vor allem den Autor
der „Recherche". Man kann
in dieser Ausgabe den
Entstehungsprozess des
Jahrhundertwerks mitverfolgen. An diesem Abend
berichtet der Herausgeber
Jürgen Ritte im Gespräch mit
Joachim Kalka über seine
Auswahl und die Bedeutung
Prousts bis heute.
Eintritt 8 € / 5 €
20 h
Marcel Proust,
Briefe 1879 – 1922
Lesung und Gespräch
mit dem Herausgeber
Jürgen Ritte
Moderation:
Joachim Kalka
„Man lebt und schreibt ohne Hoffnung”,
sagt Mahmoud Doulatabadi in einem
Interview mit Iris Radisch, es sei eine
uralte Tradition in der iranischen
Literatur. 1940 in einem Wüstendorf im
Nordosten Irans geboren, schlug sich
Doulatabadi als Jugendlicher nach
Teheran durch, wo er vierzehn Jahre an
seinem Epos „Kelidar“ arbeitete: eine
Erzählung von Liebe und Hass und dem
Überlebenskampf der Nomaden. Trotz
seiner Länge von 3000 Seiten verkaufte
sich das Buch mehr als hunderttausend
Mal, vielfach wurde es übersetzt.
Weitere Romane folgten, die ihn
weltweit bekannt machten.
20. m o n t a g
Studio LCB
Lesung: Karl Heinz Bohrer
Im Gespräch:
Mara Delius, Jürgen Kaube
Moderation:
Katharina Teutsch
20 h
MOVA
Viktor Martinowitsch
und sein Übersetzer
Thomas Weiler
in Lesung und Gespräch
16. d o n n e r s t a g
DAS WEISSE MEER
MARSEILLE–BERLIN:
TORE ZU ANDEREN
WELTEN
18. s a m s t a g
19 h
Die iranische Moderne (I)
Fremdheitsgefühle
Mahmoud Doulatabadi (Teheran)
in Lesung und Gespräch
Moderation: Iris Radisch
außer Haus: Schaubühne am Lehniner Platz,
Kurfürstendamm 153, 10709 Berlin
„Seit dreißig Jahren sitze ich zu Hause”, sagt Doulatabadi, doch in seinem
aktuellen, bislang nur auf Persisch erschienenen Erzählband erzählt er von
Migration und Flucht und richtet so den Blick über sein Heimatland hinaus.
Eine Veranstaltung im Rahmen des Programms „Die iranische Moderne“, in
Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut, mit freundlicher Unterstützung des
Auswärtigen Amts.
Eintritt 9 €, Vorverkauf über die Schaubühne.
10 h bis 18 h
Wenn man ein Führeschein
genommen haben,
ist man ja nicht gleich ein "Super Autofahrer"
Sprachübergreifende Fortbildung
zu deutschen Text-Korpora
Für literarische ÜbersetzerInnen und andere Interessierte
Leitung: Gabriele Leupold und Eveline Passet
typischen Kontexte und Kombinationen zu sehen. Die
Linguistin Anke Lüdeling und ihr Team werden verschiedene
deutschsprachige Korpora vorstellen. Nach einer kurzen
Einführung lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das
Ist der zitierte Satz typisch für LernerInnen des Deutschen als Fremdsprache
Suchprogramm ANNIS mit seinen vielfältigen Möglichkeiten
mit Muttersprache Englisch? Wie sprechen Kinder? Seit wann schreibt man
kennen und erwerben so ein unabdingbares Werkzeug, um
Komposita zusammen? Gab es diese oder jene Wendung schon im 18. Jahrhundert? die beständig wachsenden Korpora in ihrer Tiefe nutzen zu
Übersetzerinnen und Übersetzer müssen oft Sprechweisen gestalten, die sie
können. Eintritt frei, 12 € Unkostenbeteiligung für Mittagsnicht genau kennen. Hier helfen manchmal Korpora – elektronische Sammlungen imbiss und Getränke. W-Lan-fähiges Gerät erforderlich:
von alten und neuen, gesprochenen und geschriebenen Texten. Sie sind gut
weitere Details siehe www.lcb.de. Verbindliche Anmeldung
geeignet, um Wörter und Wendungen in einer bestimmten Varietät und ihre
per Mail an [email protected] oder Fax 030-81699619.
21. d i e n s t a g
„Honk, if you love Leibniz“
– Kann, wer sich auf Leibniz
beruft, ein Narr sein? Oswald
Egger wird versuchen, einige
implizite Ideen bei Leibniz
zusammenzureimen und in
Modellen und Gedankenexperimenten anschaulich zu
machen, „wie eins zum
anderen kommt“. Er tut dies
in Form von Worten und
Formen ohne Worte, anhand
von Bildern und Filmen.
Ausgangspunkt des Abends
ist Oswald Eggers poetologische Untersuchung
„Harlekinsmäntel und
andere Bewandtnisse“, soeben
erschienen bei Matthes &
Seitz. Der Leibniz-Spezialist
Hartmut Hecht (HumboldtUniversität, Institut für
Philosophie) führt in den
Abend ein. „Wer mich bloß aus
meinen Veröffentlichungen
kennt, kennt mich nicht“,
schreibt Leibniz, zu dessen
Ehren der Fabrikant Hermann
Bahlsen 1895 sogar den
Namen für Produkte seiner
Cakes-Fabrik schützen ließ.
Im Anschluss Leibniz-Kekse
und Getränke.
Eintritt 8 € / 5 €
22. m i t t w o c h
Es sei Aufgabe des Schriftstellers, so Amir Hassan
Cheheltan, von anderen
Orten und Zeiten zu
schreiben. Was aber, wenn
die einheimische Literatur an
ganz anderen Orten und in
divergierenden Gesellschaften entsteht? Cheheltan und
Shahriar Mandanipur
gehören zu den bedeutendsten Vertretern der iranischen
Gegenwartsliteratur, beide
haben internationale
Resonanz und restituieren
mit ihrer Erzählkunst die
iranische Kultur. Nur ist
Auf Wiedervorlage
Gottfried Wilhelm Leibniz –
Harlekinsmäntel und andere Bewandtnisse
Oswald Egger
Buchpremiere, Film- und Bilderschau
Einführung: Hartmut Hecht
20 h
Die iranische Moderne (II)
L i t e r a t u r, d i e f r e m d b l e i b t :
Geschichten aus der Ferne erzählen
Amir Hassan Cheheltan (Teheran) und
Shahriar Mandanipur (USA) in Lesung und Gespräch
Moderation: Jutta Himmelreich
ihnen ihr eigenes Werk in gewisser Weise fremd: Seinen aktuellen Roman „Eine
iranische Liebesgeschichte zensieren” (Unionsverlag) hat Mandanipur im
Ausland geschrieben und veröffentlicht, den Iran hat er seit Jahren nicht mehr
besucht. Cheheltans furioser letzter Roman „Der Kalligraf von Isfahan“ (C.H.
Beck) ist wie seine letzten Bücher nicht in der Originalsprache Farsi erschienen.
Trotzdem lebt und schreibt er im Iran. Beide werden aus neuen Texten lesen und
darüber sprechen, wie sich ihr Schreiben in der Ferne und der Heimat verändert
hat. Eine Veranstaltung im Rahmen des Programms „Die iranische Moderne“, in
Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut, mit freundlicher Unterstützung des
Auswärtigen Amts. Eintritt 8 € / 5 €
27. m o n t a g
Kafka geht ins Kino (I)
„Im Kino gewesen.
Geweint. ‚Lolotte‘.“
Hanns Zischler
Ein Stummfilmabend
mit Musik, Filmerklärer
und Zauberer
20 h
20 h
„Anders als die zünftigen Germanisten, deren verbohrte Untersuchungen
regelmäßig umschlagen in eine Travestie von Wissenschaft,
und anders auch als die an der Schwierigkeit Kafkas ihren höheren
Scharfsinn erprobenden Literaturtheoretiker beschränkt Hanns
Zischler sich auf den zurückhaltenden, nirgends über den Gegenstand
eines Interesses hinausstrebenden Kommentar“, schrieb W.G. Sebald,
als vor zwanzig Jahren „Kafka geht ins Kino“ erschien. Nun veröffentlicht Hanns Zischler eine neue erweiterte Ausgabe (Galiani Berlin),
ausgestattet mit einer DVD des Filmmuseums München, die die
Filme enthält, die Franz Kafka damals sah: etwa „Die Weiße Sklavin“,
28. d i e n s t a g
„Theodor Körner“ oder „Das Kind von
Paris“ mit Suzanne Privat als kleine
Lolotte. „Im Kino gewesen. Geweint.
‚Lolotte'. Der gute Pfarrer. Das kleine
Fahrrad. Die Versöhnung der Eltern.
Maßlose Unterhaltung.“ – notiert Franz
Kafka im November 1913. Hanns
Zischler führt durch den Abend, nach
historischem Vorbild als Filmerklärer,
sekundiert von einem Zauberkünstler.
Eintritt: 8 € / 5 €
20 h
Kafka geht ins Kino (II)
„Nachmittag Palästinafilm“
Filmvorführung: Shiwath Zion
(50 Min. R: Jakob Ben-Dov)
Diskussion: Anja Siegemund,
Stewart Tryster, Hanns Zischler
„Hauptsächlich gilt es ja für die Durchschnittsmasse der Juristen,
dass sie erst zu Staub zerrieben werden müssen, ehe sie nach
Palästina dürfen, denn Erde braucht Palästina, aber Juristen nicht“,
schreibt Franz Kafka indes 1921 in einem Brief an Robert Klopstock.
Aber auch wenn Kafka zum Zionismus in einem ambivalenten
Verhältnis stand, so zwang ihn doch der zunehmende Antisemitismus
„Nachmittag Palästinafilm.“ liest man, in Prag, sich ernsthaft mit dem Gedanken der Auswanderung
datiert auf den 23. Oktober 1921, in
auseinanderzusetzen: „Ist es nicht selbstverständlich, dass man von
Kafkas Notizbuch. Auf Betreiben der
dort weggeht, wo man so gehasst wird (Zionismus oder Volksgefühl ist
zionistischen Zeitschrift „Selbstwehr“ dafür gar nicht nötig)?“ Im Anschluss an den Film diskutiert Hanns
wurde in einer geschlossenen VorZischler mit Anja Siegemund, Leiterin des Centrum Judaicum, und
führung im Prager Kino „Lido-Bio“
Stewart Tryster, ehemaliger Leiter des Steven Spielberg Jewish Film
der heroische Aufbruchsfilm „Shiwath Archives, Jerusalem. In Kooperation mit der Stiftung Neue Synagoge
Zion“ (Rückkehr nach Zion) gezeigt.
Berlin – Centrum Judaicum. Eintritt: 8 € / 5 €
KARTEN AUSSCHLIESSLICH AN DER ABENDKASSE
LCB_Februar_Logo_final_Logo_grau.indd 1
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nachrichten aus dem lcb
Die iranische Moderne
Montag, 6. Februar, 19h: Shida Bazyar
Freitag, 17. Februar, 19h: Pajand Soleymani
Samstag, 25. Februar, 19h: Belgheis
Soleymani und Nasim Marashi
Anmeldung und Informationen
zu den Orten per Mail:
[email protected]
Das Kulturprogramm “Die iranische Moderne” präsentiert ein anderes, überraschendes Bild des heutigen iranischen Kulturlebens. Es bemüht sich um eine
nuancierte, kulturell vielfältige Lesart des zeitgenössischen Irans und spürt der
Suche nach der iranischen Moderne in Philosophie, Musik, Bildender Kunst und
Literatur nach. Vier iranische Autorinnen und Autoren werden einen Monat als
Gäste im LCB wohnen und arbeiten, am 22. Februar und am 1. März sind
Abendveranstaltungen im LCB geplant, weitere Begegnungen finden an unterschiedlichen Orten, u.a. auch als „Hausbesuche“ in Privatwohnungen statt.
„Die iranische Moderne“ ist ein Projekt des Goethe-Instituts und des
Auswärtigen Amts.
Martina Minette Dreier –
„I am no bird, no net ensnares me“
Ausstellung
bis 24. März 2017
Angeblich sind die ersten Höhlenzeichnungen von Frauen gemacht
worden – das weibliche Kunstschaffen hat also eine sehr lange
Tradition. Aber abgesehen von Käthe Kollwitz und Frida Kahlo, wen
gab es denn da? Martina Minette Dreier erinnert mit ihren Arbeiten
– auf Holz, gekratzt und mit Kuli gezeichnet – an ihre Vorgängerinnen
in der Kunstgeschichte. Zu sehen sind überdies eine Reihe von
Skizzen, die sie während des LCB-Festivals „Empfindlichkeiten:
Homosexualitäten und Literatur“ letztes Jahr gezeichnet hat, außerdem, unter dem Titel „Ein wildes, sorgloses Tier“, ein großformatiges
Portrait der Schauspielerin Sigrid Grajek. Die Ausstellung ist vor und
nach den Abendveranstaltungen bzw. nach telefonischer Voranmeldung
(030-8169960) zu sehen.
„Literaturzeitschriften“ auf literaturport.de
Seit einem Jahr ist die Rubrik „Literaturzeitschriften“ ein fester Bestandteil unserer
Online-Plattform Literaturport. 44 Periodika aus dem deutschsprachigen Raum sind
mittlerweile dort versammelt und immer wieder kommen neue hinzu. Ein regelmäßig
aktualisiertes Register bietet neben kurzen Profilen der Zeitschriften Nutzerinnen und
Nutzern die Möglichkeit, die Inhaltsverzeichnisse ab Jahrgang 2015 oder 2016 einzusehen:
Fast 6.000 Beiträge wurden hierfür bereits mit dem Literaturport-Autorenlexikon und der
Online-Datenbank der Deutschen Nationalbibliothek verlinkt. Ein fester Bestandteil der
Rubrik ist zudem die vierteljährliche Umschau einer Literaturkritikerin bzw. eines
Literaturkritikers, in denen besonders interessante Texte und Hefte der letzten Monate
vorgestellt werden. Die nächste Zeitschriftenumschau erwarten wir im Februar von Katrin
Hillgruber. Somit erfüllt die Rubrik mehrere Funktionen zugleich: Sie ist Archiv, aktuelle
Übersicht und Meinungsplattform. Die Rubrik „Literaturzeitschriften“ ist ein gemeinsames
Projekt des Deutschen Literaturfonds und des Literarischen Colloquiums Berlin.
500 LCB-Veranstaltungen auf
dichterlesen.net
Ein Meilenstein: Dieser Tage geht die 500.
LCB-Veranstaltung auf unserem Tonarchiv Dichterlesen.net online! 500 Lesungen und Diskussionen,
die früheste von 1971, die jüngste aus dem letzten
Jahr. Daneben stehen noch knapp 150 Veranstaltungen aus dem Deutschen Literaturarchiv
Marbach und dem Literaturhaus Basel zum
kostenlosen Nachhören bereit. Mehr als genügend
Hörstoff für dunkle Februarabende...
„Zur Seite gesprungen”
DÜF-Seminar für Literaturübersetzer und Lektoren
Ausschreibung
10. bis 13. Mai 2017
Leitung: Svenja Becker
und Jürgen Dormagen
Fragile
Europäische Korrespondenzen
Bei «FRAGILE. Europäische Korrespondenzen»,
einem Projekt des Netzwerks der Literaturhäuser,
treten Autorinnen und Autoren aus mehreren
europäischen Ländern mit einem Partner ihrer
Wahl in einen Briefwechsel zu aktuellen gesellschaftlichen, kulturellen oder politischen Themen.
Auf www.fragile-europe.net können nun neue
Wortwechsel zwischen Carlo Ihde und Dana
Grigorcea sowie zwischen Björn Bicker und Ece
Temelkuran nachgelesen werden.
Schritte-Stipendien 2017
Literaturübersetzer und Lektoren haben
vieles gemeinsam. Beide arbeiten am
selben Text, beide gehen auch ohne
spezifische Ausbildung gerne ihrem
Beruf nach. Beide lernen, indem sie es
tun, beide lernen voneinander. Doch
genau dies kommt im Alltag häufig zu
kurz. Fortbildung findet, wenn überhaupt,
getrennt statt, die Partner wissen zu
wenig von der Arbeit und den Bedürfnissen des anderen. Das Seminar „Zur
Seite gesprungen” dient dem Austausch
zwischen Übersetzern und Lektoren im
Sinne eines professionellen Miteinanders. Im Mittelpunkt steht die
gemeinsame Arbeit an den eingereichten
Texten. Bewerbungen um die Teilnahme
sind bis zum 6. März 2017 möglich.
Detaillierte Ausschreibung auf www.
uebersetzerfonds.de.
Den elften Jahrgang der „Schritte“-Stipendiaten können wir, mit freundlicher
Unterstützung der S. Fischer Stiftung, im kommenden Jahr in unserem
Gästehaus begrüßen. Für einen vierwöchigen Arbeitsaufenthalt im LCB wurden
acht Übersetzerinnen und Übersetzer deutschsprachiger Literatur aus fünf
Ländern ausgewählt: Agnieszka Walczy (Polen), Anna Wołkowicz (Polen), Iwona
Nowacka (Polen), Siarhei Matyrka (Belarus), Vera Dziadok (Belarus), Oleksandr
Panteliat (Ukraine), Maria Glišić (Serbien) und Darja Haralanova (Bulgarien).
KULTURPARTNER
LITERATURHAUS.NET
zu gast im haus
Erik Arellana Bautista Hamburg
Erik A. Bautista, Jahrgang 1974, ist kolumbianischer Menschenrechtsaktivist, Dokumentarfilmer,
Journalist und Autor. In Kolumbien wurde er
aufgrund seines Engagements verfolgt, immer
wieder musste er ins Exil flüchten. Seit 2014 ist er
Stipendiat im Writers-in-Exile-Programm des PEN.
Mit freundlicher Unterstützung des Auswärtigen
Amts.
Nasim Marashi Teheran
Nasim Marashi, 1984 geboren, wurde zunächst
als Autorin von Kurzgeschichten bekannt. 2015
erschien ihr erster Roman, der momentan ins
Englische und Italienische übersetzt wird. Am
25. Februar liest sie im Kulturverein Dekhoda,
Trautenaustraße 5, 10717 Berlin. Mit freundlicher
Unterstützung des Goethe-Instituts und des Auswärtigen Amts.
Iris Blauensteiner Wien
Iris Blauensteiner, geboren 1986, ist Filmemachrin und Autorin. Neben anderen Auszeichnungen
bekam sie das Start-Stipendium für Filmkunst des
österreichischen Bundeskanzleramts 2014 und den
Award für die „Beste Österreichische Nachwuchsfilmerin“. 2016 erschien der Debütroman „Kopfzecke“
im Verlag Kremayr & Scheriau. Mit freundlicher
Unterstützung des österreichischen Bundeskanzleramts.
Gaea Schoeters Brüssel
Die flämische Schriftstellerin wurde 1976 geboren,
studierte Journalismus und Drehbuch und arbeitet
heute als Drehbuchautorin und Journalistin. 2012
gewann Gaea Schoeters den Grote Prijs Jan
Wauters für ihren kreativen Umgang mit Sprache.
In Zusammenarbeit mit PassaPorta, Brüssel.
Pajand Soleymani Teheran
Pajand Soleymani, 1981 geboren, ist Lyrikerin,
Theaterautorin und Schauspielerin. Am 17.
Februar ist sie bei einer „Hausbesuch“-Lesung der
Reihe „Die iranische Moderne“ zu erleben. Mit
freundlicher Unterstützung des Goethe-Instituts
und des Auswärtigen Amts.
Amir Hassan Cheheltan Teheran
Amir Hassan Cheheltan, 1956 geboren, hat bislang
sechs Romane und fünf Erzählbände veröffentlicht,
u. a. die Trilogie „Teheran Revolutionsstraße“.
2016 erschien „Der Kalligraph von Isfahan“ in Kurt
Scharfs deutscher Übersetzung (C.H. Beck). Mit
freundlicher Unterstützung des Goethe-Instituts
und des Auswärtigen Amts.
Nahid Tabatabai Teheran
Nahid Tabatabai, 1959 geboren, lebt als Autorin,
Übersetzerin und Kolumnistin in Teheran. Ihre
preisgekrönten Romane und Erzählungen werden
im Iran viel gelesen, einige davon wurden
erfolgreich verfilmt. Mit freundlicher Unterstützung des Goethe-Instituts und des Auswärtigen
Amts.
Oktay Degirmenci Arsuz/Türkei
Oktay Değirmenci, 1984 geboren, hat ein
Philosophiestudium und eine Dolmetscherausbildung absolviert und widmet sich dem literarischen
Übersetzen. Er übersetzte Autoren wie Gudrun
Pausewang, Ödön von Horvath, Peter Handke und
Robert Seethaler ins Türkische. 2016 wurde er mit
dem Tarabya-Förderpreis ausgezeichnet. Mit
freundlicher Unterstützung des Auswärtigen
Amts.
Kinga Tóth Budapest
Die 1983 geborene Künstlerin schreibt und
veröffentlicht auf Ungarisch, Deutsch und Englisch
und präsentiert ihre Texte in Installationen,
Ausstellungen, visuellen und klingenden Performances. Zudem ist sie Frontfrau des Tóth Kína
Hegyfalu-Projects und Mitglied des Vorstandes des
József Attila-Vereins für junge Autorinnen und
Autoren. Mit freundlicher Unterstützung des
Auswärtigen Amts.
Thomas Depryck Brüssel
Mit „Der Reservist“ gewann der wallonische Autor
und Dramaturg 2013 den Prix Georges Vaxelaire.
2015 folgte der Prix Tournesol beim Festival
d’Avignon Off und 2016 der Internationale
Autorenpreis des Heidelberger Stückemarkts.
Thomas Depryck arbeitet vor allem mit der
Kompagnie De Facto und dem Regisseur Antoine
Laubin zusammen. Er erhielt ein Stipendium des
Ministeriums der Föderation Wallonie-Brüssel.
Marek Zaganczyk Warschau
Marek Zagańczyk, stellvertretender Chefredakteur
von „Zeszyty Literackie“, studierte Theaterwissenschaften an der Theaterakademie in Warschau, wo
er seit 1989 als Dozent tätig ist. Der Schriftsteller
und Essayist ist zudem Kurator des Archivs und
Nachlasses von Paweł Hertz. Er erhielt das
Albrecht-Lempp-Stipendium der Stiftung für
Deutsch-Polnische Zusammenarbeit und des
Instytut Książki.
Anja Golob Ljubljana
Anja Golob wurde 1976 in Slowenien geboren und
ist Autorin, Journalistin und (Tanz-)Dramaturgin.
Sie gilt als eine der eindrucksvollsten lyrischen
Stimmen der slowenischen Gegenwartsliteratur.
2015 erschien ihr erster Gedichtband „ab und zu
neigungen“ beim Hochroth Verlag. Mit freundlicher Unterstützung des Auswärtigen Amts.
Herausgeber:
Literarisches Colloquium Berlin e.V. (LCB)
Am Sandwerder 5, 14109 Berlin
030 816 99 60, [email protected]
www.lcb.de
direkt am Bahnhof Wannsee (Regionalverkehr, S1, S7)
Fotonachweise: Erik Arellana Bautista © Olaf Malzahn. Iris Blauensteiner © Carolina Steinbrecher. Karl Heinz
Bohrer © Isolde Ohlbaum. Amir Hassan Cheheltan © DAI. Thomas Depryck © Alice Piemme. Mahmud
Doulatabadi © Stephan Wallocha. Oswald Egger © Charlotte Kons. Anja Golob © Jošt Franko. Viktor Martinowitsch © Wolf Dirk Skiba. Marcel Proust © Otto Wegener. Gaea Schoeters © Annelies van Parys. Kinga
Tóth © Richard Lutzbauer. Hanns Zischler © Julia Baier. Alle anderen: privat. Gestaltung: Nicolaus Ott; LCB
Büchertische:
KULTURPARTNER
LITERATURHAUS.NET
lcb februar
8. Mi
9. Do
19 h
20 h
Das weiße Meer: Marseille – Berlin
Leyla Dakhli, Thierry Fabre, Christian Garcin,
Jörg Magenau, Katerina Poladjan, Philippe
Pujol, Jaroslav Rudiš, Stanisław Strasburger,
Christina Weiss
Ist Literatur wiederholbar?
Christian Hansen
13. Mo 2 0 h
Studio LCB
Karl Heinz Bohrer, Mara Delius, Jürgen Kaube
Katharina Teutsch
14. Di 2 0 h
MOVA
Viktor Martinowitsch
Thomas Weiler
16. Do 20 h
Marcel Proust, Briefe 1879 – 1922
Jürgen Ritte
Joachim Kalka
18. Sa 19 h
2 0 . M o 10 - 18 h
D e u t s c h e Tex t - K o r p o r a
Gabriele Leupold, Eveline Passet, Anke Lüdeling
21. Di 2 0 h
Gottfried Wilhelm Leibniz
Oswald Egger
Hartmut Hecht
2 2. Mi 2 0 h
Die iranische Moderne (II)
Literatur, die fremd bleibt
Amir H. Cheheltan, Shahriar Mandanipur
Jutta Himmelreich
2 7. M o 2 0 h
Kafka geht ins Kino (I)
„ I m K ino gewe s en . Gewein t . ‚ L olo t t e‘.“
Hanns Zischler
2 8. Di 2 0 h
f e b r u a r
LCB_Februar_Logo_final_Logo_grau.indd 2
außer Haus: Die iranische Moderne (I)
Fremdheitsgefühle
Mahmoud Doulatabadi
Iris Radisch
Kafka geht ins Kino (II)
„Nachmittag Palästinafilm“
Hanns Zischler, Anja Siegemund, Stewart Tryster
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12.01.2017 12:48:41