People on the stage Boniface Kay Uwe Scholz Cherry Lena Irmler/Eleanor Frost Aimwell Finn Leible/Anton Lutz Archer Luis Zappe/Robert Petri Dorinda Vanessa Pham/Isabella Catanese Mrs Sullen Elisabeth Scholz Gipsy Selina Struck/Nina Pickl Scrub Julian Betge/Felix Dederl Mr Sullen Milutin Popovic/Tayo Weisser Comte de Bellair Sarah Nachtmann/Sylvia Giesa Foigard Can Karakuzulu/Niklas Friedel Gibbet Kim Wahler/Cara Marino Country woman Katrin Hedler/Nina Dötsch Lady Bountiful Marla Petri/Lia Ziegler Bagshot Robert Petri/Luis Zappe Hounslow Anton Lutz/Finn Leible Mr Freeman Franka Geyer/Alexander Weidmann The fringe wish to thank all sponsors and supporters, business partners, parents, the GMG Elternbeirat and the City of Bayreuth’s Kulturamt! Special thanks go to Marco Jantos and Matthias Lauterbach for building our stage, Kay Uwe Scholz for the dance choreography, Michal Sykora for the stage fight workshop, and Olga Kajsler for designing our poster. People beyond the stage Dance choreography Kay Uwe Scholz Fight choreography Michal Sykora Poster design Olga Kajsler Stage design & technician Marco Jantos and helpers Stage managers Marla Petri & Sylvia Giesa Make up Isabella Catanese, Elisabeth Scholz et al. Prompter Lena Irmler/Eleanor Frost Treasurer Vanessa Pham Assistents Elisabeth Scholz, Isabella Catanese & Eleanor Frost Music selection and Director Hans-Dieter Scholz Der Autor – George Farquhar 1677 in Londonderry in Nordirland als Protestant geboren, der 1689 auf Seiten des neuen Königs William III. gegen die katholischen Anhänger des vorherigen Königs James II. gekämpft hatte, verfiel er schon früh seiner Leidenschaft für das Theater. Er wurde Schauspieler in Dublin, war darin aber wohl nicht sonderlich beeindruckend und gab den Beruf schließlich auf, nachdem er während eines Stückes in einem Degenduell versehentlich seinen Kollegen schwer verletzt hatte. Er wurde zwar freigesprochen, wollte aber dennoch nicht mehr selbst spielen. Dennoch ließ ihn das Theater nicht los. Es zog ihn wie alle hoffnungsvollen jungen Gentlemen nach London, wo er sein Glück als Bühnenautor suchte und zunächst auch fand – doch dann brach wieder einmal Krieg mit Frankreich aus, er heiratete eine unerwartet nicht-reiche Frau, die er trotzdem liebte, und er wurde Rekrutierungsoffizier, um seine wachsende Familie ernähren zu können. Freiwillige für den ungeliebten Krieg auf dem Kontinent (um Belgien und Spanien) zu werben, war ein schweres Geschäft, das er nach kurzer Zeit wieder aufgab. Seine Erfahrungen verarbeitete er aber gewinnbringend in einem seiner erfolgreichsten Stücke – The recruiting officer (1706). Unser Stück, The beaux‘ stratagem, wurde im März 1707 uraufgeführt (310 Jahre vor uns), als er bereits schwer an TBC erkrankt war. Ende April 1707 starb er, gerade 30 Jahre alt. Seine Stücke hatten das englische Theater nachhaltig verändert, indem er Orte außerhalb Londons als Schauplätze und wahre Romantik einführte. Die Strategie der Schönlinge The Beaux‘ Stratagem – bad boys and rich girls Von George Farquhar (1707) “Boredom is life’s greatest enemy.” Wenn das Stück auf Deutsch aufgeführt wird, was sehr selten passiert, heißt es entweder „Galante Listen“ oder „Strategen der Liebe“ – beide Titel sind irreführend, denn es geht wahrhaft um schöne Menschen und ihre Strategien des Überlebens. Die Geschichte spielt im 18. Jahrhundert, als Männer Perücken, Seidenhemden und hohe Absätze, die Damen hingegen tiefe Ausschnitte, weite Röcke und nichts darunter trugen. Die wahren Schönlinge sind die jungen Gentlemen Aimwell und Archer, beide gebildet und „schön“, aber leider arm, da sie zweitgeborene Söhne aus reichem Haus sind, die folglich nichts erben werden. So haben sie beschlossen, das kultivierte London zu verlassen, wo jeder sie kennt, und abwechselnd als Lord und Diener durch Englands Klein- und Mittelstädte zu ziehen, bis einer von ihnen eine reiche Frau gefunden und geheiratet hat. Deren Mitgift, ihr Geld, wollen die beiden dann teilen. Um Liebe geht es ihnen nicht, als sie in Lichfield ankommen, einer Provinzstadt vergleichbar mit Bayreuth. Sie steigen ab im Gasthof von Mr Boniface, der das beste und stärkste Bier ausschenkt und wie alle Wirte neugierig ist. Außerdem ist dieser Wirt auch noch Chef einer Räuberbande, die rund um Lichfield die Straßen terrorisiert. Er will Genaueres über die beiden neuen Gäste wissen, die bei ihm eine große Summe Geldes hinterlegen – der Rest ihres verbliebenen gemeinsamen Geldes. Dafür setzt er seine attraktive Tochter Cherry auf den angeblichen Diener Archer an. Archer findet sie attraktiv, weil sie durchaus reich ist, doch als Gentleman hat er Hemmungen, sich unter seinem eigenen Stand zu binden. Weitere illustre Gäste sind der französische Kriegsgefangene Comte de Bellair, und der vorgebliche französische (also katholische) Pfarrer Father Foigard. Während der galante und durch und durch romantische Comte der edlen, aber leider verheirateten Mrs Sullen den Hof macht, baggert Father Foigard alles an, das einen Rock trägt, vor allem die Dienstmagd Gipsy, sehr zum Missfallen des Dieners Scrub, der ein bisschen langsam und dumm ist. Selbst er ahnt, dass mit dem Pfarrer, der angeblich aus Belgien stammt und mit irischem Akzent ein schlechtes Englisch und ein noch schlechteres Französisch spricht, irgendetwas nicht stimmt. Damit kommen wir zu den beiden anderen schönen Wesen: Mrs Sullen und ihre junge Schwägerin Dorinda. Beide leben im Landhaus von Lady Bountiful, mit deren stets betrunkenem und groben Sohn Mr Sullen Kate Sullen dummerweise verheiratet wurde. Sie selbst stammt ursprünglich aus London und sehnt sich dorthin zurück, weil es dort Kultur, Eleganz und Raffinesse gibt – doch sie ist an ihren Mann gebunden, der sie ignoriert. Also sucht sie erst ein Abenteuer mit dem französischen Comte, bis sie den charmanten, aber mittellosen Archer trifft. Dorinda hingegen träumt von der wahren Liebe und glaubt, sie in der Kirche gefunden zu haben, wo sie das erste Mal den wunderschönen und fast ebenso romantischen Aimwell erblickt. So nehmen die Verwicklungen ihren Lauf … Eine weiterentwickelte Restoration Comedy „The beaux‘ stratagem“ steht in der Tradition der „restoration comedy“ und hat sie doch weiterentwickelt. Diese Art der Komödie, die 1660 nach der Wiederherstellung der Monarchie in England entstand, sollte das adlige Publikum unterhalten. Sie thematisierte das Leben dieses Publikums. Es ging um junge Adlige, die arm aus dem Exil zurückgekehrt waren und jetzt das Leben in vollen Zügen genießen wollten. Es ging um Geld, das man nicht hatte, und das man vielleicht erheiraten konnte. Es ging um die schönen Dinge im Leben – teure Kleidung, Feste, schöne Frauen, und natürlich die Liebe. Es gab immer einen jüngeren Bruder eines Adligen, der beim Erbe leer ausgegangen war und deshalb versuchte, entweder Geld von seinem älteren Bruder zu ergaunern oder eine reiche Frau zu heiraten. Das war nicht wirklich als unmoralisch, denn die Ehe galt als wirtschaftliche und soziale Zweckgemeinschaft. Die Frau und ihr ganzer Besitz gingen bei der Heirat in den Besitz des Mannes über, und Scheidung gab es nicht, egal, wie schlecht die Ehe hinterher funktionierte. Bei Farquhar gibt es die üblichen Typen, und doch auch nicht. Da ist der verarmte Adlige aus London, der kein Geld hat, weil er der jüngere Sohn ist und jetzt reich heiraten will – aber bei Farquhar ist es nicht ein „beau“, sondern gleich zwei, und während der eine (Archer) charmant und skrupellos ist, ist der andere charmant und sentimental (Aimwell). Und sogar der skrupellose Archer schreckt davor zurück, die reiche aber sozial niedriger stehende Cherry zur Frau zu nehmen, und am Ende wächst er moralisch sogar über sich selbst hinaus, als er Mrs Sullen aus Liebe aus ihrer enttäuschenden Ehe rettet. Mrs Sullen die enttäuscht-gelangweilte elegante Dame aus London, die in einer unglücklichen Ehe gefangen ist und Ablenkung in einem Flirt sucht – aber bei Farquhar muss sie auch noch auf dem Lande leben – bis dahin hatten restoration comedies nur in London gespielt. Erst ihre Begegnung mit Archer führt dazu, dass sie bereit ist, ihre Ehe über Bord zu werfen. Dies ist ein Konzept, das der restoration comedy neu ist. Bei aller Spielerei und Tändelei ist sie tatsächlich bereit, sich ihrer Leidenschaft für ihn hinzugeben, egal, ob er von Adel und reich ist oder nicht. Es gibt hier ein Konzept von Leidenschaft und Liebe, das bei aller Berechnung dazu führt, dass diese Ehe in beiderseitigem Einvernehmen geschieden wird – ein unerhörter Vorgang. In restoration comedies und im realen Leben gab es damals keine Scheidung, schon gar nicht in beiderseitigem Einvernehmen und mit Rückerstattung der Mitgift. Farquhar erfindet hier Lösungen und er gibt den Frauen damit mehr Gleichberechtigung als jemals auf einer Bühne zuvor. Apropos Landleben. Archer und Aimwell, aber auch Mrs Sullen erklären anfangs ausführlich, dass man nur in London wirklich leben kann und dass sie es auf dem Lande eigentlich furchtbar finden. Mr Sullen und seine Mutter, Lady Bountiful, scheinen alle Vorurteile zu bestätigen: er säuft und raucht, geht gerne auf die Jagd und ins Wirtshaus, zeigt aber keinerlei physisches Interesse an seiner attraktiven Frau. Lady Bountiful sieht nicht, was vor ihrer Nase passiert, als sie Aimwell ins Haus lässt, kuriert aber mit Salben und Säften allerlei Landkrankheiten. Und doch sind sie weniger Ziele des Spotts als jemals zuvor. Das hängt damit zusammen, dass Farquhar sein Stück in Lichfield platziert, einer ländlichen Stadt oder Marktflecken. Er bricht damit den enggesteckten Rahmen der „restoration comedy“ auf und befreit sie von Zwängen. Die Landbevölkerung bei Farquhar ist weniger naiv und dumm als vielmehr gerissen und habgierig (Mr Sullen), hilfsbereit (Lady Bountiful), hintertrieben und kriminell (Bonniface und seine Räuberfreunde), und wild entschlossen, sozial aufzusteigen (Cherry). Nur der ältliche Diener Scrub bleibt naiv und dumm, aber er stammt aus einer anderen Generation – ganz offensichtlich. Für den Spott hat sich Farquhar, der protestantische Nordire aus Londonderry, der in der Schlacht am Boyne auf der Seite König Williams gegen eine katholisch-irische Armee kämpfte, den aufgeblasenen französischen Comte ausgesucht, der sich edelromantisch und albern aufführt wie ein Hofadliger unter König Charles II., und den katholischen Pfarrer der Franzosen (Father Foigard), der sich bei näherem Hinsehen als notgeiler, rothaariger Ire mit falschem Akzent herausstellt und damit natürlich ein Verräter ist. Lächerliche Franzosen und Iren haben in englischen Komödien seitdem einen festen Platz. Was aber neu ist, ist, dass Farquhar auch Franzosen und Iren am Ende vom Haken lässt. Seine Komödie lebt von einem allgemeinen Happy End. Der Ire macht einen Deal mit Archer und Aimwell, der Comte zieht sich ehrenhaft aus der Affäre, Aimwell und Dorinda heiraten. Mr und Mrs Sullen trennen sich einvernehmlich, wahrscheinlich heiratet sie Archer danach. Ein politischer Appell? Der Gauner Boniface ist entkommen. Mr Sullen bekommt sein altes Leben wieder. Offenbar gilt in Lichfield auf dem Lande noch, was man im abgehobenen und selbstverliebten London vergessen hatte: Ende gut, alles gut. Auf die Menschen kommt es an. the fringe im Trainingslager im Herbst 2016 in Bamberg Unsere Spielerinnen und Spieler Julian Betge Niklas Friedel Katrin Hedler Isabella Catanese Eleanor Frost Lena Irmler Felix Dederl Franka Geyer Can Karakuzulu Nina Dötsch Sylvia Giesa Finn Leible Anton Lutz Cara Marino Sarah Nachtmann Robert Petri Vanessa Pham Nina Pickl Elisabeth Scholz Hans-Dieter Scholz Kay Uwe Scholz Marla Petri Milutin Popovic Selina Struck Kim Wahler Lia Ziegler Alexander Weidmann Tayo Weisser Luis Zappe
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