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Zwischen Innovation, Tradition und Globalisierung
Author : Schorr
Auf dem Gipfeltreffen der Weltmarktführer in Schwäbisch Hall trafen sich wieder die Hidden und die nicht mehr
ganz so versteckten Champions. Innovation, Tradition, Internationalisierung und US-Präsident Trump standen im
Mittelpunkt der Vorträge und Gespräche.
Ein paar Ideen hätte Erich Sixt, wie er den neuen US-Präsidenten in eine seiner berüchtigten Werbekampagnen
einbinden könnte. Etwa mit einem Foto von Donald Trump in einem SUV von Sixt mit dem Slogan: „Auch wir
haben Kandidaten mit einer großen Klappe.“ Allerdings wird es wohl bei der Idee bleiben – in den USA könnte das
mit einer Klage enden, die ihn viel Geld kosten könnte. Und Millionenbudgets will er dafür nicht bereitstellen.
Schließlich ist Erich Sixt ein Unternehmer alter Schule. So zu wirtschaften wie die meisten Start-ups aus dem
Silicon Valley, die mit viel Geld aufgebläht sind und noch über Jahre rote Zahlen schreiben, ist nicht sein Ding.
Tesla-Chef Elon Musk sieht er als Verlustmaximierer, dem die Leute haufenweise Geld hinterherwerfen. „Wenn ich
auf etwas stolz bin, dann darauf, keine Verluste zu machen“, sagt Sixt. Am eigenen Geldbeutel würde er das am
ehesten spüren. Schließlich hält er die Mehrheit der Stimmrechte seines börsennotierten Konzerns.
Spagat zwischen Familie und Konzern
Auch bei Henkel hält die Familie die Mehrheit. Für die Vorsitzende des Gesellschafterausschusses beim
Düsseldorfer Persil-Hersteller Henkel, Simone Bagel-Trah, ist es eine Herausforderung, die 100 Familienmitglieder
unter einen Hut zu bekommen. Die Ururenkelin von Firmengründer Karl Henkel beteuert, dass sämtliche Erben an
einem Strang ziehen, trotz unterschiedlicher Berufe und Einschätzungen. Viel miteinander sprechen und lieber
eine Stunde länger diskutieren, lautet ihre Erfolgsformel. Sie sieht die Familie als Quelle der Inspiration und plädiert
dafür, mehr Querdenker in die Unternehmen zu holen, um auch künftig innovativ zu bleiben. Helfen soll auch ein
Chief Information Officer (CIO), den Henkel momentan sucht, um weitere Ideen zu kreieren. Wichtig sei es, die
Produkte in die Köpfe der Menschen zu bekommen – Persil etwa: So gibt eine Wäsche-App jetzt schon Tipps für
die Fleckentfernung. Auch zeigt sie an, wie lange die Wäsche in den eigenen Wash & Coffee-Shops noch läuft.
Mittlerweile gibt es von Henkel auch Service-Stationen, an denen Mitarbeiter größerer Unternehmen ihre Wäsche
abgeben und wieder abholen können. Gewaschen wird sie natürlich mit Persil.
Auf dem Gipfeltreffen der Weltmarktführer in Schwäbisch Hall trafen sich wieder die Hidden und die nicht mehr
ganz so versteckten Champions. Innovation, Tradition, Internationalisierung und US-Präsident Trump standen im
Mittelpunkt der Vorträge und Gespräche.
Neue Märkte erobern
Das ist das Ziel des Medizintechnikunternehmens B. Braun. Der Vorstandsvorsitzende Prof. Heinz-Walter Große
sieht in Afrika große Chancen, um etwa Dienstleistungen und Produkte rund um die Dialyse anzubieten. Von den
6,5 Mrd. Euro Umsatz, den das Unternehmen 2016 erwirtschaftete, kommen gerade mal 100 Mio. Euro aus Afrika.
Mit diesem Anteil ist das Unternehmen aus Melsungen sogar noch ein führendes deutsches Unternehmen auf dem
Kontinent. Bislang findet der wirtschaftliche Aufschwung dort nahezu ohne deutsche Beteiligung statt. Die meisten
Aufträge
B.Braun-Chef Prof. Heinz-Walter Große: Er sieht in Afrika große Chancen.
für die großen Infrastrukturprojekte in Afrika haben die Chinesen an Land gezogen. Wenn sich deutsche
Unternehmen auf dem Kontinent engagieren, dann vornehmlich in Südafrika. Doch kommen auch andere Länder
schnell voran. „Afrika entwickelt sich“, sagt Große, der auch Vorsitzender der Subsahara-Afrika Initiative der
Deutschen Wirtschaft ist. Die Mittelschicht wird stärker, und auch die Kapitalmärkte entdecken den Kontinent.
Große sieht gerade für deutsche Unternehmen eine große Chance. Noch beackert B. Braun den Markt vor allem
mit Vertriebsniederlassungen. Künftig sollen aber mehr regionale Produktionsstandorte entstehen. Auch
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Bundesentwicklungsminister Gerd Müller gab den Unternehmern auf dem Gipfeltreffen der Weltmarktführer die
Richtung vor. „Auf nach Afrika“, fordert er. Überall treffe er im Land auf Chinesen und Russen, aber kaum auf
deutsche Unternehmer.
Anders denken
Doch nicht nur die großen, alteingesessenen Familienunternehmen hatten ihren Auftritt beim Kongress. Wie man in
der Modeindustrie andere Wege gehen kann, zeigt Gründerin Anna Alex mit ihrem Unternehmen Outfittery. „Viel
zu lange ist in der Branche zu wenig geschehen. „Die Händler dachten, die Kunden kommen schon“, sagt sie.
Doch kommen immer weniger in die Geschäfte. Ihrer Meinung nach fehlt vor allem Männern das Interesse, sich
zwischen zig Krawatten, Hemden oder Hosen im Laden, aber auch in den Online-Stores entscheiden zu müssen.
Outfittery setzt deswegen auf Personal Shopping im Internet. 300 Stylisten und Datenanalysten stellen für Kunden
Bekleidungsboxen zusammen. Mittlerweile sammelte das Unternehmen 50 Mio. Euro bei Investoren ein und hat
400.000 Kunden.
Auf die Produktion Made in Germany setzt Sina Trinkwalder von Manomama. Wortgewaltig nahm sie den Preis auf
der Abendveranstaltung des Kongresses entgegen. In ihrer Bekleidungsfirma beschäftigt sie unter anderem
Alleinerziehende, junge Menschen mit keinem oder schlechtem Schulabschluss und Langzeitarbeitslose. Sie nahm
den Preis für „Unternehmerisches Herz“ entgegen. „Die einzige Aufgabe eines Unternehmens heute ist die
Maximierung der Menschlichkeit, nicht die Steigerung des monetären Gewinns“, sagt Trinkwalder.
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