Ich war keine Musterschülerin

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Datum: 21.02.2017
„Ich war keine Musterschülerin“
Feb 21 • Allgemein , ARBEITEN , BLOG , ERFAHRUNG , INTERVIEWS , Karriere • 6 Views • Keine
Kommentare zu „Ich war keine Musterschülerin“
Bildrechte: PWC
Die Irin und Dreifachmama Maire Walsh von PwC über eine ungeplante Karriere
Beruflichen Erfolg kann und muss man nicht erzwingen. Maire Walsh hat es auch ohne akribische Planung
zur Partnerin und Leiterin einer Geschäftsstelle bei PwC geschafft. Mit Girls Drive sprach die Mutter von drei
Töchtern über ihre Erfahrungen beim Berufseinstieg, die Erfüllung im Beruf und die Vereinbarkeit von Arbeitsund Privatleben. Erhalte einen Einblick in den Alltag im Bereich der Steuer- und Rechtsberatung und erfahre,
welche Möglichkeiten PwC jungen Berufseinsteigerinnen bietet.
Girls Drive: Kannst du dich erinnern, was du als kleines Mädchen werden wolltest?
Maire Walsh: Ich kann mich leider nicht besonders gut erinnern und ich glaube, es hat sich im Laufe der Zeit
auch verändert. Wie viele Mädchen wollte aber auch ich Tierärztin und zu einem anderen Zeitpunkt Lehrerin
werden.
Wer oder was hat dich während deiner Teenagerjahre am meisten geprägt?
Da gab es vieles. Die wirtschaftliche Situation in Irland war damals nicht die beste. Ich glaube, Dublin wurde in
dieser Zeit sogar als „Europas Heroin-Hauptstadt“ bezeichnet – mit allem, was dazugehörte. Wer mich sehr
positiv geprägt hat, waren auf jeden Fall meine Eltern. Sie haben mich immer darin bestärkt, mein Bestes zu
geben. Ich hatte ausserdem ein paar erstklassige und inspirierende Lehrer. Ich besuchte eine etwas
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ungewöhnliche Schule, in welcher alles in Irisch (Gälisch) unterrichtet wurde. Zudem faszinierte mich Musik.
Ich hörte jeden Samstagnachmittag die Hothouse Flowers (Anm. d. Red.: irische Band) und besuchte so viele
verschiedene Konzerte wie möglich (lacht).
Klingt nach jeder Menge Spass … Wo hast du eigentlich studiert? Was gefiel dir an deiner Studienzeit am
besten?
Ich habe am University College Dublin studiert und muss leider eingestehen, dass ich keine Musterschülerin
war. Ich wählte ein Wirtschaftsstudium – etwas, was ich bis dahin noch nicht wirklich kannte und noch keiner
in meiner Familie studiert hatte. Ich liebte einerseits die mit dem Studium einhergehende Freiheit und die
guten Freunde, die ich während dieser Zeit fand. Andererseits war die Umgebung herausfordernd … Ich
wollte so schnell wie möglich abschliessen und auf Stellensuche gehen.
Was war nach der Universität deine erste Position?
Das ist mir schon fast peinlich, aber es war bei PriceWaterhouse (ehemaliger Name von PwC) als Trainee in
der Wirtschaftsprüfung (lacht). Damals war es aufgrund der Arbeitslosenquote von 20 Prozent sehr schwierig,
eine Stelle zu finden, also musste ich mir zusätzliche Qualifikationen aneignen. Für die 60 Arbeitsplätze, die
PW für Absolventen anbot, gingen 1.200 Bewerbungen ein!
Und was war die grösste Herausforderung bei deiner ersten Stelle?
Wahrscheinlich die Arbeit an sich. Als Junior-Wirtschaftsprüfer zeigt die Lernkurve steil nach oben. Denn man
geht in die Unternehmen seiner Kunden und trifft dort vom CFO bis zum Portier die unterschiedlichsten
Menschen. Dabei kann man noch so nett sein – die vielen Fragen, die man stellen muss als Wirtschaftsprüfer,
strapazieren ihre kostbare und knappe Zeit. Man muss sich bei jedem neuen Kunden aufs Neue beweisen.
Das Team, in dem man arbeitet, ist üblicherweise stark von der Persönlichkeit des Mandatsleiters geprägt.
Man lernt rasch und sehr viel – so verstand sehr bald auch ich endlich die Elemente einer Jahresrechnung
und die relative Bedeutung von Zahlen (lacht).
Weisst du eigentlich noch, weshalb du dich damals bei PwC beworben hast?
PwC, damals PW, genoss einen ausgezeichneten Ruf. Viel wichtiger war aber mein Bauchgefühl nach den
Treffen mit diversen Firmenvertretern. Ich spürte, dass die Kultur und die Menschen zu mir passten, weshalb
ich mich für die Stelle entschieden habe.
Und was gefällt dir an der Arbeit für PwC heute noch am meisten?
Es gibt vieles, das ich schätze, aber am wichtigsten ist mir wohl die Freiheit in der Gestaltung meiner Arbeit.
Solange die Kunden und das Team zufrieden sind, geniesse ich freie Hand. Ich identifiziere mich stark mit der
Kultur, ich mag die Menschen und bin echt sehr stolz darauf, für PwC zu arbeiten. Wir haben eine tendenziell
junge Belegschaft, und das hält mich in meiner Einstellung ebenfalls jung – das hoffe ich zumindest (lacht).
Die Arbeit ist intellektuell herausfordernd, und ich lerne noch immer jeden Tag dazu. Anstatt in meiner
Komfortzone zu verweilen, erweitere ich sie laufend.
Viele Arbeitgeber buhlen um die neue Frauengeneration – warum soll PwC eine gute Wahl für Frauen sein?
Wir engagieren uns stark für das Thema Geschlechterdiversität. Wir bemühen uns sehr darum, eine
Umgebung zu schaffen, in welcher sich sowohl Männer als auch Frauen entfalten können – auch wenn wir
uns bewusst sind, dass wir noch nicht ganz am Ziel sind. Wir bieten aber generell vieles an
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Unterstützungsleistungen, wie beispielsweise Teilzeitverträge oder flexible Arbeitszeiten. Und wir stellen
sicher, dass Entlohnung, Leistungsbeurteilung und Beförderungsstatistiken geschlechtsunabhängig und
konsistent sind. Allerdings sind alle Geschäftsbereiche unterschiedlich und stellen entsprechend auch
unterschiedliche Ansprüche an Flexibilität oder Kompromissbereitschaft. Es gibt also auch für uns keine
Patentlösung. Ich betreue übrigens voller Stolz das Mentoringprogramm für Frauen, welches darauf abzielt,
Talente zu erkennen, hervorzuheben und ihre Karrieren zu fördern. Zusammenfassend kann ich sagen, dass
PwC eine junge und dynamische Arbeitsumgebung bietet, die ein hohes Mass an Flexibilität offeriert und stets
darum bemüht ist, Talente zu halten und zu fördern.
Was würdest du jungen Frauen in Bezug auf ihren Jobeinstieg und ihre Karriere raten?
Es kann hart sein, aber halte durch! Du findest dich vielleicht vermehrt in Situationen ausserhalb deiner
Komfortzone wieder, aber daran wächst du und erweiterst deinen Horizont. Vertraue bei der Wahl deiner
ersten Stelle auf deine Instinkte. Ist es der richtige Ort, um deine Ziele zu erreichen, und kannst du dir
vorstellen, dort glücklich zu sein? Ich persönlich würde jungen Müttern ausserdem raten, direkt
weiterzumachen, wenn auch in reduziertem Pensum. Es ist meine Erfahrung, dass es dann leichter fällt,
wieder auf Touren zu kommen, wenn die Kinder selbstständiger und unabhängiger sind. Doch jede Familie ist
anders, und jede Frau soll das tun, was sie in der gegebenen Situation für richtig hält.
Du hast ja deine Karriere ganz offenbar nicht durchgeplant. Findest du es jedoch grundsätzlich wichtig, seine
Karriere zu planen, oder würdest du jüngeren Frauen eher raten, sich treiben zu lassen?
Das finde ich eine schwierige Frage … (zögert). Ich habe meine Karriere tatsächlich überhaupt nicht geplant.
Ich habe Wirtschaft studiert, um etwas Neues auszuprobieren, und begann dann als Wirtschaftsprüferin, weil
ich mich um eine Zusatzqualifikation bemühte. In der Steuerberatung bin ich aus Zufall gelandet. Danach bin
ich mit meinem Mann in die Schweiz gekommen, weil er hier gern eine Stelle annehmen wollte. Dank meiner
Qualifikationen war ich mir sicher, auch hier einen guten Job finden zu können. Allerdings bin ich der Meinung,
dass man sich Gedanken dazu machen sollte, was man unter dem Wort „Karriere“ versteht und was das für
einen bedeutet – auch wenn man keine plant. Sich treiben lassen kann man, meiner Ansicht nach, nur,
solange man Fortschritte macht und nicht stagniert. Meine Philosophie war es, mir stets den nächsten Schritt
vor Augen zu halten und sicherzustellen, dass ich immer Optionen habe.
Wie hast du es geschafft, eine Balance zwischen deinem Beruf und deiner Familie zu finden?
Die Sache mit der Balance ist, dass sie in der Regel auf die eine oder die andere Seite kippt. So bleibt es eine
ständige Herausforderung. Auch bei mir war es nicht immer ausgeglichen und es brauchte in beiden
Bereichen Opfer, sowohl beruflich als auch privat. Ich habe mich jedoch immer darum bemüht, meine
Arbeitstage voll auszuschöpfen. Die Befriedigung, die ich daraus ziehe, meine Kunden zusammen mit
meinem Team umfassend zu betreuen, erhalte ich an einem Tag, den ich zu Hause verbringe, nicht. Dafür
kann ich die Zeit zu Hause in vollen Zügen geniessen. Ich arbeitete stets in einem 80-Prozent-Pensum, was
rückblickend wirklich viel ist. Mein Mann hat mich da sehr unterstützt, ohne ihn wäre das nicht möglich
gewesen. Ausserdem zählen wir seit elf Jahren auf eine wunderbare Nanny und haben ein sehr hilfsbereites
Umfeld, welches im Fall der Fälle sofort zur Stelle wäre. Auch mein Team hat mich unterstützt und Engpässe
aufgefangen. Sowohl Kunden als auch Vorgesetzte zeigten immer viel Verständnis für meine familiäre
Situation. Für mich war es zudem eine Entlastung, am Standort in Zug zu arbeiten, denn so konnte ich
innerhalb von zehn Minuten zu Hause oder in der Schule sein und fühlte mich nicht so weit weg.
Was rätst du jungen Frauen: Sollten sie eine/einen Mentorin/Mentor haben, wenn sie eine Karriere in der
Unternehmenswelt anstreben?
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Es ist unabdingbar! Es ist aber nicht etwas, das man sich einfach holen kann. In der Regel geschieht dies
natürlich, indem man mit Personen arbeitet, denen man vertraut und die man respektiert. Sie werden sich
dann auch für dich und deine Karriere interessieren. Frauen sind aus Erfahrung zu zurückhaltend und treiben
ihre Karriere zu wenig voran. Deshalb ist es vor allem für uns Frauen wichtig, jemanden zu haben, der an uns
glaubt und uns fördert. Dabei darf man aber nie vergessen, dass die Verantwortung für die eigene
Entwicklung im Grunde immer bei einem selbst liegt.
Inwiefern sind Anlässe wie der „PwC’s The Women’s Way“ im März interessant für junge Frauen und
Studierende?
Sie lernen in Workshops zum Thema „Selbstmarketing“ und „Auftrittskompetenz“, ihre Stärken und
Schwächen zu erkennen und mit diesen umzugehen. Sie können mehr über unsere „Inclusion- and Diversity“Programme erfahren, treffen unsere Frauen und erhalten dabei eine ausgezeichnete Plattform zur
Erweiterung ihres Netzwerks. Es ist eine Möglichkeit, unsere Kultur aus erster Hand zu erleben und zu
spüren, ob ihnen diese zusagt. Wir hoffen überdies auch, herausgefordert zu werden und neue Menschen zu
treffen.
Was gefällt dir persönlich am „PwC’s The Women’s Way“-Event?
Auch wenn der Anlass bei uns in der Firma mit unseren Mitarbeitenden stattfindet und die Situation einer
realistischen Geschäftssituation gleichkommt, ist es dennoch eine sichere und geschützte Umgebung, in
welcher Fähigkeiten entwickelt werden können.
Werden dich junge Frauen dort treffen können, falls sie dich gern persönlich kennenlernen und sich eins zu
eins austauschen möchten?
Mein Kalender ist leider momentan restlos durchgeplant, und ich weiss noch nicht, ob ich es schaffen werde.
Derzeit sieht es so aus, als ob ich genau zu dieser Zeit in die USA verreisen muss. Ich werde aber mein
Bestes geben, doch irgendwie dabei sein zu können.
Das hoffen wir doch, dich dann persönlich zu treffen – vor allem nach diesem offenen Gespräch … eine letzte
Frage hätte ich noch: Du bist Mutter von drei Töchtern, was möchtest du ihnen mitgeben? Denkst du, sie
sehen dich als Vorbild?
Ich wünsche ihnen, dass sie dank ihrer Fähigkeiten und ihrem Selbstvertrauen immer ihren Weg gehen
können, wofür auch immer sie sich entscheiden mögen. Ich will ihnen nicht einfach alles geben und
vorsetzen, sondern möchte, dass sie lernen, auf ihre Ziele hinzuarbeiten und dem, was sie wollen,
nachzugehen. Es gibt viele Vorbilder, und ich weiss nicht, ob ich dieses Begriffs wirklich würdig bin. Aber ich
weiss, dass alle Mütter und Väter auf eine Art wichtige Vorbilder für ihre Kinder sind. Ich hoffe nur, dass sie
das Gute mitnehmen und den Rest weglassen (lacht).
Und unter diesem Link könnt ihr euch zum „PwC’s The Women’s Way“ von PwC kostenlos anmelden:
http://www.pwc.ch/de/veranstaltungen/karriere-events/pwc-the-womens-way-zuerich.html
Mehr Infos zu PwC als Arbeitgeber findet ihr derweil hier:
http://www.pwc.ch/de/karriere-bei-pwc/studierende.html
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