Ausgabe | 08 24. Februar 2017 powered by Gesundheitswirtschaft Jod-131: Rätselhafte Erhöhung der Radioaktivität in Europa Das Bundesamt für Strahlenschutz gibt an, dass an einigen Stellen in Europa Nachweise von Jod-131 festgestellt wurden I Republik Tschechien und in den foln Finnland und Norwegen wurde im Januar eine viermal höhere genden Wochen auch in Deutschland, Zunahme von radioaktivem Jod-131 Frankreich und Spanien. Allerdings gemessen. Es ist unklar, woher die ist eine Rekonstruktion eines möglierhöhte Radioaktivität kommt. Die chen Ursprungsortes kaum möglich. Luftfilterstation im norwegischen Eine mögliche Quelle ist zurzeit nicht Svanhovd war die erste Station, die bekannt. Es handelt sich um extrem in der zweiten Januarwoche Jod-131 niedrige Werte, die nur von hochempgemessen hatte. Die Station befindet findlichen Detektoren überhaupt sich wenige hundert Meter von der registriert werden und die keinerlei norwegischen Grenze zur russischen Anlass zur Besorgnis geben. Derartige Kola-Halbinsel im Norden. Kurz darNachweise sind nichts Ungewöhnliches und wurden auch in der Vergangenheit auf wurde auch im finnischen RovaDie Sicherheit der Reaktoren in Deutschland wird regelmäßig schon beobachtet, meistens im Winter niemi/Lappland Jod-131 gemessen. In überprüft. Foto: Flickr/Bjoern Schwarz/CC BY 2.0 bei stabilen Hochdruckwetterlagen den darauffolgenden zwei Wochen mit geringen Windgeschwindigkeiten wurden auch in Deutschland, Frankreich und Spanien Spuren von Radioaktivi- schafts Nachrichten: „An verschiedenen Spu- und Inversion.“ Die Leiterin der Abteilung für Notfallvortät in kleinen Mengen gemessen. Während renmessstellen in Europa, darunter auch an Norwegen das erste Land war, das einen An- der des BfS in Freiburg, wurden Nachweise von sorge bei der Norwegischen Strahlenschutzstieg der Radioaktivität gemessen hatte, war Jod-131 in der bodennahen Luft festgestellt. behörde, Astrid Liland, sagte dem Barents Frankreich das erste Land, das die Öffentlich- Die Aktivitätskonzentrationen lagen/liegen Observer, dass die gemessenen Werte keine keit über sein Institute de Radioprotection et im Bereich von millionstel Becquerel pro Ku- gesundheitlichen Probleme hervorrufen de Süreté Nucléaire (IRSN) informierte. bikmeter und darunter. Nachweise von Jod-131 würden. „Wir messen von Zeit zu Zeit kleine Eine Sprecherin des Bundesamts für gab es zunächst in der 2. Kalenderwoche 2017 Mengen an Radioaktivität in der Luft, da wir Strahlenschutz sagte den Deutschen Wirt- in Nord-Norwegen, und Finnland, sowie der sehr empfindliche Messgeräte haben. Die Analyse Bio in deutschen Metropolen hoch im Kurs Eine Umfrage zeigt, dass Bio-Lebensmittel in deutschen Großstädten einen festen Platz im Einkaufskorb haben. Und das auch zu höheren Preisen. Jeder dritte Verbraucher in Metropolen kauft „ausschließlich“ oder „regelmäßig“ BioLebensmittel. Dafür sind sie sogar bereit durchschnittlich 18 Prozent mehr zu zahlen als für konventionelle Produkte. Die Erwartung der Verbraucher: Natürlichkeit und Gesundheit, artgerechte Tierhaltung, gutes Umweltgewissen. Die Vorlieben und die Kaufgründe der Biokundschaft hat die Umfrage „Wie bio is(s)t Deutschland“ im Auftrag der Andechser Molkerei Scheitz GmbH ermittelt. Das Ergebnis: Von insgesamt 4.727 Befragten kauft jeder Dritte „ausschließlich“ oder „regelmäßig“ Bio-Produkte. Dabei kamen 1.028 der Befragten im Alter von 18 bis 69 Jahren aus München, 1.044 aus Berlin, 1.033 aus dem Großraum Düsseldorf/Köln, 1.046 aus Hamburg und 576 aus Stuttgart. Die meisten Bio-Käufer leben in München mit 43 Prozent, gefolgt von den Stuttgartern mit 35 Prozent. In Hamburg kauft jeder Dritte mindestens regelmäßig Bio-Produkte, im Großraum Düsseldorf/Köln greifen 31 Prozent der Befragten zu Bio-Lebensmitteln. Die Berliner haben mit aktuell knapp 26 Prozent Bio-Lebensmittelkäufer das größte Zuwachspotenzial. Als Gründe für den Kauf von BioWaren rangieren bei den Befragten die Natürlichkeit der Produkte, das heißt ohne Zusatzstoffe, ohne Verwendung von Pestiziden und ohne Gentechnik (76 Prozent), die Unterstützung einer artgerechten Tierhaltung (72 Prozent) sowie die auf eine nachhaltige Landwirtschaft ausgelegte Herstellung (68 Prozent) ganz vorn. Aber sind die Städter auch bereit, für biologisch erzeugte Produkte tiefer in ihren Geldbeutel zu greifen? Ja! Mit 82 Prozent liegen die Münchner vor den Stuttgartern mit 80 Prozent, gefolgt von den Düsseldorfern und Kölnern (78 Prozent), den Hamburgern (77 Prozent) und den Berlinern (73 Prozent). Dabei würden die Stuttgarter den höchsten Preisaufschlag von über 19 Prozent in Kauf nehmen, dicht gefolgt von den Hamburgern mit 18,5 Prozent. 1 powered by Ausgabe | 08/17 Die Messungen der aktuellen Radioaktivität in Europa. Messungen bei Svanhovd im Januar waren sehr, sehr niedrig. So war es auch bei den Messungen in Finnland. Die Messniveaus sind für Mensch und Umwelt nicht besorgniserregend“, zitiert der Barents Observer Liland, die einen Überblick über 33 norwegische Messstationen hat. In Svanhovd zeigen die Messungen im Zeitraum vom 9. bis 16. Januar ein Niveau von 0,5 Mikro Becquerel pro Kubikmeter Luft (μBq / m3). In Frankreich war die Radioaktivität wesentlich niedriger und lag bei 0,1 bis 0,31 pro Kubikmeter Luft (μBq / m3). Ebenso waren die in Finnland gemessenen Werte mit 0,27 μBq / m3 in Rovaniemi und 0,3 μBq / m3 in Kotka niedriger als in Nord-Norwegen. Finnlands Strahlen- und Nukleare Sicherheitsbehörde (STUK) beschloss, dem französischen Beispiel zu folgen und eine Pressemitteilung über die erhöhte Radioaktivität zu veröffentlichen. Astrid Liland konnte bisher keine Aus- sagen über den Ursprung der Radioaktivität treffen. Zum Zeitpunkt der Messungen habe ein raues Wetter vorgelegen, so dass es nicht möglich ist, die Messungen rückwirkend zu lokalisieren. „Messungen aus mehreren Orten in Europa könnten darauf hindeuten, dass es aus Osteuropa kommt (…) Im nördlichen Norwegen, Nordfinnland und Polen wurden in der zweiten Woche erhöhte radioaktive Jodwerte in der Luft – und in anderen europäischen Staaten in den folgenden zwei Wochen“, so Liland. Jod-131 in der Luft könnte von einem Vorfall in einem Kernreaktor stammen. Das Isotop wird auch in der Medizin genutzt und mehrere Länder produzieren Jod-131. Alle Betreiber von Kernreaktoren oder Institutionen, die Jod-131 für medizinische Zwecke verwenden, haben Detektoren für externe Freisetzungen von Radioaktivität. 24. Februar 2017 Nukleare Anlagen, in denen die Radioaktivität erstmals entdeckt wurde, umfassen Finnland, Schweden und Russland – zusätzlich zu Schiffen auf der russischen Kola-Halbinsel und dem Weißen Meer. Ein Sprecher des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: „Die Sicherheit der Reaktoren in Deutschland wird entsprechend den Anforderung an Wissenschaft und Technik sehr gut gewährleistet und unterliegt der regelmäßigen Überprüfung durch die zuständigen Behörden in Bund und Ländern. Für die nukleare Sicherheit im jeweiligen Hoheitsgebiet ist jeder Staat eigenverantwortlich. Zur Qualität der Atomaufsicht anderer Länder äußern wir uns nicht. Mit allen Nachbarstaaten, die auf ihrem Gebiet Kernkraftwerke betreiben, unterhält das Bundesumweltministerium bilaterale Beziehungen für den gegenseitigen Informationsaustausch und für Belange des Notfallschutzes.“ Grafik: IRSN Währenddessen ist in Großbritannien am 17. Februar das US-Flugzeug WC-135 „Constant Phoenix“. Dabei handelt es sich um ein Spezialflugzeug der U.S. Airforce zur Messung von Radioaktivität und zur Identifizierung von Nuklearexplosionen, berichtet The Aviationist. Das Flugzeug wird in die Arktis-Region weiterfliegen. Obwohl sie den europäischen Luftraum ab und zu durchqueren, ist ihr aktueller Einsatz in Europa seltsam. Bisher gab es keine offizielle Erklärung des US-Militärs über die Gründe, warum solche Atomforschungsflugzeuge derzeit eingesetzt werden. Allerdings deuten viele Quellen darauf hin, dass das Flugzeug mit der Untersuchung der Jod-131-Befunde in Nordeuropa, die Anfang Januar festgestellt wurden, beauftragt wurde, so The Aviationist. Zuvor wurde die WC-135 nach dem Tschernobyl-Unglück im Jahr 1986 und nach der Atomkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 eingesetzt. 2 powered by Ausgabe | 08/17 24. Februar 2017 Gesundheitswirtschaft Trend zu Apotheken-Schließungen hält an Nur 24 Filialen für 100.000 Menschen: Derzeit gibt es so wenige Apotheken wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr Jede Apotheke, die aufgeben muss, ist ein Verlust für den Patienten vor Ort. Quelle: Flickr/Till Krech/CC BY 2.0 D ie Apothekendichte liegt zu Beginn des Jahres 2017 bei nur noch 24 Betriebsstätten für 100.000 Einwohner. Zuvor waren im Durchschnitt noch 25 Apotheken für die Arzneimittelversorgung von 100.000 Menschen verfügbar. Sowohl die sinkende Apothekenzahl als auch die wachsende Bevölkerung sind für diesen Trend verantwortlich. Das ergeben aktuelle Berechnungen der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Mit 20.023 öffentlichen Apotheken zum Jahresende 2016 ist der niedrigste Stand seit der deutschen Wiedervereinigung erreicht (1990: 19.898 Apotheken). Damit gibt es 226 Apotheken weniger als zum Jahresende 2015 (20.249). Den 123 Neueröffnungen stehen 349 Schließungen im Jahr 2016 gegenüber. Von den 20.023 Apotheken sind 15.607 Hauptapotheken und 4.416 Filialapotheken. Im Laufe des Jahres 2017 wird die Apothekenzahl vo- raussichtlich auf unter 20.000 sinken. Derweil ist die Zahl der Bevölkerung, deren ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung den Apotheken per Gesetz obliegt, von 81,2 (2014) auf 82,2 (2015) Millionen Menschen gestiegen. „Der Trend zu Apothekenschließungen hält an. Verantwortlich sind dafür u.a. die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, der lokale Verdrängungswettbewerb und die schwierige Nachwuchssuche“, sagt Friedemann Schmidt, Präsident der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. „Doch jede Apotheke, die aufgeben muss, ist ein Verlust für die Patienten vor Ort, die sie vermissen werden. Oft geht damit ein persönlicher und vertrauensvoller Kontakt für die großen Sorgen des Lebens und die kleinen Sorgen des Alltags verloren.“ Schmidt weiter: „Noch haben wir eine flächendeckende Versorgung. Aber die Situation ist gerade für kleine und ländliche Apotheken schon heute schwierig. Ein knallharter, destruktiver Preiswettbewerb mit ausländischen Versandhändlern bei verschreibungspflichtigen Medikamenten würde den Abwärtstrend beschleunigen. Deshalb brauchen wir ein Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln. Das sichert und stärkt das Apothekennetzwerk vor Ort und hilft damit auch den Patienten.“ Umwelt Schwangerschafts- und Stilltees enthalten oft pflanzliche Gifte Ein Labor hat Schwangerschafts- und Stilltees untersucht. Fast jeder Zweite ist mit krebserregenden Stoffen belastet D as ZDF-Verbrauchermagazins „WISO“ hat 28 Kräutertees für Schwangere und Stillende aus dem Lebensmittelhandel, vom Discounter, aus Apotheken und Drogerien in einem unabhängigen Labor testen lassen. Das Ergebnis: In zwölf von insgesamt 28 Kräutertees konnten so genannte Pyrrolizidinalkaloide (PA) nachgewiesen werden. Laut Bundesamt für Risikobewertung (BfR) kann dieses pflanzliche Gift den Organismus schädigen und bei langer und hoher Dosierung Lebertumore verursachen. Mit Abstand am stärksten mit PA belastet ist der „Umstandstee 1“ von Vita et Natura. Die Belastung einer Tasse erreicht sogar den Richtwert des Bundesinstitut für Risikobewertung, der bei einem Erwachsenen auf Dauer nicht überschritten werden sollte. Werden davon, wie auf der Verpackung angegeben, für die Zubereitung einer Kanne Tee fünf Teelöffel verwendet, übersteigt das den empfohlenen Richtwert um das Fünffache. Auch elf andere Produkte sind mit PA belastet. Zehn von zwölf Tees sind Bio-Produkte. Schwangere und stillende Mütter sind gesundheitlich gefährdet, wenn sie große Mengen über einen langen Zeitraum trinken. Darüber hinaus könnte das PA über den Tee aber auch an den Fötus, beziehungsweise über die Muttermilch an den Säugling weitergegeben werden. 3 powered by Ausgabe | 08/17 Bereits im Sommer 2013 hatte das Bundesinstitut für Risikobewertung in einzelnen Tees hohe PA-Werte ermittelt. Obwohl auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit Jahren vor den gefährlichen Langzeitfolgen dieses Stoffes selbst bei niedriger Dosierung warnt, gibt es keine gesetzlichen Grenzwerte. Die Pyrrolizidinalkaloide befinden sich nicht in den Teekräutern selbst, sondern in Pflanzen wie dem Jakobskreuzkraut. Dieses wächst als Unkraut zwischen den Teekräutern und gelangt deshalb leicht in die Ernte. „WISO“ hatte bereits über den Fund von Pyrrolizidinalkaloiden in fünf Kräutertees für Babys berichtet. Mit Abstand am stärksten belastet war der Tee aus der Apotheke, der Sidroga Säuglings- und Kindertee. Alle fünf PA-haltigen Tees waren Bio-Produkte. Die Schadstoffe „schleichen“ sich über das Unkraut in den Tee. 24. Februar 2017 Quelle: Flickr/Praveen/CC BY 2.0 Gesundheitswirtschaft Digitaler Assistent: Supercomputer sollen Ärzte unterstützen Der Computerhersteller IBM entwickelt seinen Superrechner mit Medizinern weiter.„Watson“ soll bei der Diagnose helfen I n Deutschland leiden etwa vier Millionen Menschen an einer von mehr als 8000 seltenen Erkrankungen. Um die Diagnosestellung zu erleichtern, entwickeln Ärzte der Universitätsklinik Marburg/Gießen gemeinsam mit dem US-Computerhersteller IBM eine Erweiterung für den Superrechner namens Watson, berichtet das Tablet-Magazin „Apotheken Umschau elixier“. Watson soll lernen, die Patientenakten auszuwerten, die vorliegenden Symptome zu erkennen und schließlich Vorschläge für Diagnosen geben. „Wir gehen die Vorschläge nach und nach durch, eliminieren die unwahrscheinlichen und versuchen die wahrscheinlichen Krankheiten zu bestätigen“, so Professor Jürgen Schäfer, Leiter des Zentrums für Seltene Erkrankungen. Den Arzt wird das Programm nicht ersetzen, kann Schäfer beruhigen. Zu sehr dürfe man sich nicht auf den künstlichen Assistenten verlassen. Die Computerwissenschaft entwickelt sich schnell – und die Medizin mit ihr. Quelle: Flickr/IBM España/Public Domain Mark 1.0 Kognitive IT-Systeme bedeuten einen Paradigmenwechsel im Umgang mit IT. Denn sie sind in der Lage, Daten aus den unterschiedlichsten Quellen und den unterschiedlichsten Formaten, also auch Video, Audio oder handschriftliche Texte, mit enormer Geschwindigkeit zu verarbeiten und dabei mit Menschen in natürlicher Sprache zu interagieren. Zudem arbeiten lernende Systeme mit Wahrscheinlichkeitshypothesen – sind also nicht deterministisch –, wägen ab und schlagen unterschiedliche Optionen vor. IBM Watson ist ein solches lernendes System, das in der Interaktion mit Menschen und durch gezielte Trainings seine eigenen Fähigkeiten, sein Wissen und Können permanent vertieft und erweitert. Basis dieser neuen Fähigkeiten ist eine neue Generation von Algorithmen und Mensch-Maschine-Schnittstellen, die es dem System erlauben, strukturierte und unstrukturierte Daten gleichermaßen zu verarbeiten, Muster zu erkennen, Korrelationen und verdeckte Zusammenhänge herzustellen und damit auch ein eigenes Verständnis für Themen oder Sachverhalte zu entwickeln. Watson arbeitet dabei unter anderem mit neuronalen Netzwerken, traditionellem Machine Learning, Textanalyse-Tools 4 powered by Ausgabe | 08/17 und Spracherkennung sowie gegenwärtig rund 50 unterschiedlichen APIs. Das sind Schnittstellen, über die Watson mit Spezialwissen, etwa zu Healthcare, Finanzthemen oder technischem Wissen, versorgt und trainiert wird. Eines der wichtigsten Einsatzgebiete von „Watson“ ist aktuell die Krebsforschung. In Zusammenarbeit zwischen IBM und renommierten Krebskliniken wird Watson darauf trainiert bei der Diagnose und bei der Entwicklung personalisierter 24. Februar 2017 Krebstherapien zu unterstützen. Watson wertet innerhalb von Sekunden große Mengen an aggregierten Daten aus. Ärzte profitieren, in dem sie schneller gegen heimtückische Krankheiten vorgehen können. Pharma Apotheker prüfen mehr als 6 Millionen Arzneimittel pro Jahr Die flächendeckenden Versorgung durch Apotheken ist gefährdet. Dabei leisten ihre Inhaber eine wichtige Gemeinwohlpflicht A n jedem Werktag wird in jeder öffentlichen Apotheke mindestens ein industriell hergestelltes Arzneimittel kontrolliert. Pro Jahr überprüfen die rund 20.000 Präsenz-Apotheken damit mehr als sechs Millionen Stichproben auf mögliche Qualitätsmängel. „Jede zufällig ausgewählte Probe wird mit der Genauigkeit des Apothekers mit allen Sinnen überprüft, und dies wird auch dokumentiert. Auch die Verpackung und der Beipackzettel werden kontrolliert“, sagt Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK). „Das ist ein wichtiges Stück Qualitätssicherung in der Arzneimittelversorgung. Damit tragen wir dazu bei, dass jeder Patient seinen Medikamenten vertrauen kann.“ Hat der Apotheker einen begründeten Verdacht auf einen Qualitätsmangel, informiert er die zuständige Behörde und die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK). Die Prüfung von Fertigarzneimitteln ist verpflichtend in der Apothekenbetriebsordnung vorgeschrieben und eine der vielen Gemeinwohlpflichten der wohnortnahen Apotheken. Kiefer: „Zugegeben: Das Wort ‚Gemeinwohlpflicht‘ ist etwas sperrig. Man versteht darunter Pflichten, die für die Gesellschaft allgemein erbracht werden müssen. Bekannte Beispiele für Gemein- Die Prüfung von Fertigarzneimitteln ist verpflichtend in der Apothekenbetriebsordnung vorgeschrieben. Quelle: Flickr/usehung/CC BY 2.0 wohlpflichten der Apotheken sind der Notdienst oder die Herstellung von Rezepturarzneimitteln. Jede einzelne Apotheke vor Ort erfüllt diese Gemeinwohlpflichten. Man kann es deshalb auf einen kurzen Nenner bringen: Je mehr wohnortnahe Apotheken es gibt, desto besser für jeden einzelnen Bürger.“ Noch bis zum 1. März läuft eine bundes- weite Unterschriftenaktion in Apotheken. Apotheker rufen ihre Patienten auf, für den Erhalt der flächendeckenden Versorgung durch Präsenzapotheken zu unterschreiben. Diese ist durch eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes vom Oktober 2016 gefährdet, durch die ausländische Arzneimittel-Versandhändler im Wettbewerb bevorzugt werden sollen. Gesundheit Kassenärzte: Bessere Abstimmung bei Notfallversorgung nötig Wohin soll der Patient im Notfall gehen: zum niedergelassenen Arzt oder ins Krankenhaus? Richtig klar ist das vielen nicht D ie Notfallversorgung von Patienten muss zwischen den Bereitschaftsdiensten niedergelassener Ärzte und den Notfallambulanzen von Kliniken nach Ansicht der Kassenärzte besser abgestimmt werden. Wie der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, der Deutschen Presse-Agentur sagte, ist für Patienten im Notfall wichtig, „dass es nur immer eine Anlaufstelle gibt, nicht zwei parallele Strukturen“. Ein Patient, 5 powered by Ausgabe | 08/17 der „zur Unzeit“ eine ärztliche Versorgung benötige, müsse eine zentrale Nummer wählen können, die ihn entweder in die ambulante Versorgung eines niedergelassenen Arztes verweise oder in die Notfallaufnahme eines Krankenhauses. Gassen sagte: „Ein Notdienst, der abgestimmt zwischen Krankenhäusern und Niedergelassenen besteht, ist wichtig und richtig und anders wird es auch nicht gehen.“ Er fügte vor allem mit Blick auf die Krankenhäuser hinzu: „Wir müssen diese Dienste zusammenführen. Wir müssen uns abstimmen.“ Die zentrale Nummer sieht Gassen in der Bereitschaftsdienstnummer 116117 der niedergelassenen Ärzte. Er räumte aber ein, dass diese Nummer noch zu wenig bekannt ist und forderte: „Wir müssen die 116117 populärer machen.“ Der KBV-Chef erläuterte, die 116117 sei für den Bereitschaftsdienst und die 112 für den Notfall, etwa bei schweren Unfällen, bei Verdacht auf Hirnschlag oder Herzinfarkt. Gefragt seien bei dieser Zusammenarbeit vor allem die 17 regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen (KV), die am besten Vereinbarungen mit den regionalen Krankenhäusern treffen könnten. „Manchmal klappt dies schon hervorragend.“ Gassen bekräftigte zudem seine Kritik, dass für manche Krankenhäuser „die Notfallambulanz der Staubsauger für eine stationäre Bettenfüllung“ sei. „Die Hälfte aller Belegung kommt über die Notaufnahme. Und wir wissen, jeder vierte Krankenhausfall ist eine Fehlbelegung.“ Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) wies diese Vorwürfe wiederholt zurück. Und nach Darstellung der Bundesärztekammer (BÄK) sind die Notfallambulanzen im Gegenteil viel zu oft überlastet. Das hänge unter anderem damit zusammen, dass Patienten in der Patienten suchen in der Notfallambulanz schnelle Hilfe. 24. Februar 2017 Notfallambulanz schnelle Hilfe suchten. Das führe dann zu langen Wartezeiten, und manchmal auch zu Aggressionen bei den Patienten. Der stellvertretende Vorsitzende des Katholischen Krankenhausverbands Deutschlands, Ingo Morell, sagte: „Eine höhere Popularität der Bereitschaftsdienstnummer der Kassenärztlichen Vereinigungen allein wird nicht genügen, um flächendeckend einen vernünftigen Notdienst zu organisieren.“ Hier seien aber nicht primär die Kassenärzte in der Steuerungsfunktion, „sondern es müssen die Erkenntnisse aus beiden Bereichen zusammengeführt werden“. Nach Darstellung der Krankenhausgesellschaft ist die Vergütung für ambulante Notfälle nicht ausreichend. Einem Erlös pro Fall von 32 Euro stünden Kosten von 120 Euro gegenüber. Es komme somit zu einer Unterdeckung von einer Milliarde Euro in den Krankenhäusern. Quelle: Flickr/Metropolico.org/CC BY-SA 2.0 Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Redaktion: Anika Schwalbe, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz, Nicole Oppelt, Nicolas Dvorak. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: [email protected]. Erscheinungsweise wöchentliches Summary: 52 Mal pro Jahr. Bezug: [email protected]. Mediadaten: [email protected]. www.deutsche-gesundheits-nachrichten.de 6
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