pdf-ausgabe-2017-8 - Deutsche Gesundheits Nachrichten

Ausgabe | 08
24. Februar 2017
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Gesundheitswirtschaft
Jod-131: Rätselhafte Erhöhung der Radioaktivität in Europa
Das Bundesamt für Strahlenschutz gibt an, dass an einigen Stellen in Europa Nachweise von Jod-131 festgestellt wurden
I
Republik Tschechien und in den foln Finnland und Norwegen wurde im Januar eine viermal höhere
genden Wochen auch in Deutschland,
Zunahme von radioaktivem Jod-131
Frankreich und Spanien. Allerdings
gemessen. Es ist unklar, woher die
ist eine Rekonstruktion eines möglierhöhte Radioaktivität kommt. Die
chen Ursprungsortes kaum möglich.
Luftfilterstation im norwegischen
Eine mögliche Quelle ist zurzeit nicht
Svanhovd war die erste Station, die
bekannt. Es handelt sich um extrem
in der zweiten Januarwoche Jod-131
niedrige Werte, die nur von hochempgemessen hatte. Die Station befindet
findlichen Detektoren überhaupt
sich wenige hundert Meter von der
registriert werden und die keinerlei
norwegischen Grenze zur russischen
Anlass zur Besorgnis geben. Derartige
Kola-Halbinsel im Norden. Kurz darNachweise sind nichts Ungewöhnliches
und wurden auch in der Vergangenheit
auf wurde auch im finnischen RovaDie Sicherheit der Reaktoren in Deutschland wird regelmäßig
schon beobachtet, meistens im Winter
niemi/Lappland Jod-131 gemessen. In
überprüft.
Foto: Flickr/Bjoern Schwarz/CC BY 2.0
bei stabilen Hochdruckwetterlagen
den darauffolgenden zwei Wochen
mit geringen Windgeschwindigkeiten
wurden auch in Deutschland, Frankreich und Spanien Spuren von Radioaktivi- schafts Nachrichten: „An verschiedenen Spu- und Inversion.“
Die Leiterin der Abteilung für Notfallvortät in kleinen Mengen gemessen. Während renmessstellen in Europa, darunter auch an
Norwegen das erste Land war, das einen An- der des BfS in Freiburg, wurden Nachweise von sorge bei der Norwegischen Strahlenschutzstieg der Radioaktivität gemessen hatte, war Jod-131 in der bodennahen Luft festgestellt. behörde, Astrid Liland, sagte dem Barents
Frankreich das erste Land, das die Öffentlich- Die Aktivitätskonzentrationen lagen/liegen Observer, dass die gemessenen Werte keine
keit über sein Institute de Radioprotection et im Bereich von millionstel Becquerel pro Ku- gesundheitlichen Probleme hervorrufen
de Süreté Nucléaire (IRSN) informierte.
bikmeter und darunter. Nachweise von Jod-131 würden. „Wir messen von Zeit zu Zeit kleine
Eine Sprecherin des Bundesamts für gab es zunächst in der 2. Kalenderwoche 2017 Mengen an Radioaktivität in der Luft, da wir
Strahlenschutz sagte den Deutschen Wirt- in Nord-Norwegen, und Finnland, sowie der sehr empfindliche Messgeräte haben. Die
Analyse
Bio in deutschen Metropolen hoch im Kurs
Eine Umfrage zeigt, dass Bio-Lebensmittel in deutschen Großstädten einen
festen Platz im Einkaufskorb haben.
Und das auch zu höheren Preisen. Jeder
dritte Verbraucher in Metropolen kauft
„ausschließlich“ oder „regelmäßig“ BioLebensmittel. Dafür sind sie sogar bereit
durchschnittlich 18 Prozent mehr zu zahlen als für konventionelle Produkte. Die
Erwartung der Verbraucher: Natürlichkeit
und Gesundheit, artgerechte Tierhaltung,
gutes Umweltgewissen.
Die Vorlieben und die Kaufgründe
der Biokundschaft hat die Umfrage „Wie
bio is(s)t Deutschland“ im Auftrag der Andechser Molkerei Scheitz GmbH ermittelt.
Das Ergebnis: Von insgesamt 4.727 Befragten kauft jeder Dritte „ausschließlich“
oder „regelmäßig“ Bio-Produkte. Dabei
kamen 1.028 der Befragten im Alter von
18 bis 69 Jahren aus München, 1.044 aus
Berlin, 1.033 aus dem Großraum Düsseldorf/Köln, 1.046 aus Hamburg und 576
aus Stuttgart. Die meisten Bio-Käufer
leben in München mit 43 Prozent, gefolgt
von den Stuttgartern mit 35 Prozent. In
Hamburg kauft jeder Dritte mindestens
regelmäßig Bio-Produkte, im Großraum
Düsseldorf/Köln greifen 31 Prozent der
Befragten zu Bio-Lebensmitteln. Die Berliner haben mit aktuell knapp 26 Prozent
Bio-Lebensmittelkäufer das größte Zuwachspotenzial.
Als Gründe für den Kauf von BioWaren rangieren bei den Befragten die
Natürlichkeit der Produkte, das heißt ohne
Zusatzstoffe, ohne Verwendung von Pestiziden und ohne Gentechnik (76 Prozent),
die Unterstützung einer artgerechten
Tierhaltung (72 Prozent) sowie die auf eine
nachhaltige Landwirtschaft ausgelegte
Herstellung (68 Prozent) ganz vorn.
Aber sind die Städter auch bereit, für
biologisch erzeugte Produkte tiefer in
ihren Geldbeutel zu greifen? Ja! Mit 82 Prozent liegen die Münchner vor den Stuttgartern mit 80 Prozent, gefolgt von den
Düsseldorfern und Kölnern (78 Prozent),
den Hamburgern (77 Prozent) und den
Berlinern (73 Prozent). Dabei würden die
Stuttgarter den höchsten Preisaufschlag
von über 19 Prozent in Kauf nehmen,
dicht gefolgt von den Hamburgern mit
18,5 Prozent.
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Die Messungen der aktuellen Radioaktivität in Europa.
Messungen bei Svanhovd im Januar waren
sehr, sehr niedrig. So war es auch bei den Messungen in Finnland. Die Messniveaus sind für
Mensch und Umwelt nicht besorgniserregend“,
zitiert der Barents Observer Liland, die einen
Überblick über 33 norwegische Messstationen
hat. In Svanhovd zeigen die Messungen im
Zeitraum vom 9. bis 16. Januar ein Niveau von
0,5 Mikro Becquerel pro Kubikmeter Luft (μBq
/ m3). In Frankreich war die Radioaktivität
wesentlich niedriger und lag bei 0,1 bis 0,31 pro
Kubikmeter Luft (μBq / m3). Ebenso waren die
in Finnland gemessenen Werte mit 0,27 μBq
/ m3 in Rovaniemi und 0,3 μBq / m3 in Kotka
niedriger als in Nord-Norwegen. Finnlands
Strahlen- und Nukleare Sicherheitsbehörde
(STUK) beschloss, dem französischen Beispiel
zu folgen und eine Pressemitteilung über die
erhöhte Radioaktivität zu veröffentlichen.
Astrid Liland konnte bisher keine Aus-
sagen über den Ursprung der Radioaktivität
treffen. Zum Zeitpunkt der Messungen habe
ein raues Wetter vorgelegen, so dass es nicht
möglich ist, die Messungen rückwirkend zu
lokalisieren.
„Messungen aus mehreren Orten in Europa könnten darauf hindeuten, dass es aus
Osteuropa kommt (…) Im nördlichen Norwegen, Nordfinnland und Polen wurden in der
zweiten Woche erhöhte radioaktive Jodwerte
in der Luft – und in anderen europäischen
Staaten in den folgenden zwei Wochen“, so
Liland. Jod-131 in der Luft könnte von einem
Vorfall in einem Kernreaktor stammen. Das
Isotop wird auch in der Medizin genutzt und
mehrere Länder produzieren Jod-131.
Alle Betreiber von Kernreaktoren oder
Institutionen, die Jod-131 für medizinische
Zwecke verwenden, haben Detektoren für
externe Freisetzungen von Radioaktivität.
24. Februar 2017
Nukleare Anlagen, in denen die Radioaktivität erstmals
entdeckt wurde, umfassen Finnland, Schweden und Russland
– zusätzlich zu Schiffen auf der
russischen Kola-Halbinsel und
dem Weißen Meer.
Ein Sprecher des Bundesministeriums für Umwelt,
Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit sagte den Deutschen
Wirtschafts Nachrichten: „Die
Sicherheit der Reaktoren in
Deutschland wird entsprechend
den Anforderung an Wissenschaft und Technik sehr gut
gewährleistet und unterliegt
der regelmäßigen Überprüfung
durch die zuständigen Behörden
in Bund und Ländern. Für die
nukleare Sicherheit im jeweiligen Hoheitsgebiet ist jeder
Staat eigenverantwortlich. Zur
Qualität der Atomaufsicht anderer Länder äußern wir uns
nicht. Mit allen Nachbarstaaten,
die auf ihrem Gebiet Kernkraftwerke betreiben, unterhält das
Bundesumweltministerium
bilaterale Beziehungen für
den gegenseitigen Informationsaustausch und für Belange
des Notfallschutzes.“
Grafik: IRSN
Währenddessen ist in
Großbritannien am 17. Februar
das US-Flugzeug WC-135 „Constant Phoenix“. Dabei handelt es
sich um ein Spezialflugzeug der U.S. Airforce
zur Messung von Radioaktivität und zur
Identifizierung von Nuklearexplosionen,
berichtet The Aviationist.
Das Flugzeug wird in die Arktis-Region
weiterfliegen. Obwohl sie den europäischen
Luftraum ab und zu durchqueren, ist ihr
aktueller Einsatz in Europa seltsam. Bisher gab
es keine offizielle Erklärung des US-Militärs
über die Gründe, warum solche Atomforschungsflugzeuge derzeit eingesetzt werden.
Allerdings deuten viele Quellen darauf hin,
dass das Flugzeug mit der Untersuchung der
Jod-131-Befunde in Nordeuropa, die Anfang
Januar festgestellt wurden, beauftragt wurde,
so The Aviationist. Zuvor wurde die WC-135
nach dem Tschernobyl-Unglück im Jahr 1986
und nach der Atomkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 eingesetzt.
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24. Februar 2017
Gesundheitswirtschaft
Trend zu Apotheken-Schließungen hält an
Nur 24 Filialen für 100.000 Menschen: Derzeit gibt es so wenige Apotheken wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr
Jede Apotheke, die aufgeben muss, ist ein Verlust für den Patienten vor Ort.
Quelle: Flickr/Till Krech/CC BY 2.0
D
ie Apothekendichte liegt zu Beginn
des Jahres 2017 bei nur noch 24 Betriebsstätten für 100.000 Einwohner. Zuvor waren im Durchschnitt noch 25 Apotheken für die Arzneimittelversorgung
von 100.000 Menschen verfügbar. Sowohl
die sinkende Apothekenzahl als auch die
wachsende Bevölkerung sind für diesen
Trend verantwortlich. Das ergeben aktuelle Berechnungen der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände.
Mit 20.023 öffentlichen Apotheken
zum Jahresende 2016 ist der niedrigste
Stand seit der deutschen Wiedervereinigung erreicht (1990: 19.898 Apotheken).
Damit gibt es 226 Apotheken weniger als
zum Jahresende 2015 (20.249). Den 123
Neueröffnungen stehen 349 Schließungen
im Jahr 2016 gegenüber. Von den 20.023
Apotheken sind 15.607 Hauptapotheken
und 4.416 Filialapotheken. Im Laufe des
Jahres 2017 wird die Apothekenzahl vo-
raussichtlich auf unter 20.000 sinken.
Derweil ist die Zahl der Bevölkerung, deren
ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung
den Apotheken per Gesetz obliegt, von 81,2
(2014) auf 82,2 (2015) Millionen Menschen
gestiegen.
„Der Trend zu Apothekenschließungen hält an. Verantwortlich sind dafür u.a.
die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, der lokale Verdrängungswettbewerb
und die schwierige Nachwuchssuche“,
sagt Friedemann Schmidt, Präsident der
ABDA - Bundesvereinigung Deutscher
Apothekerverbände. „Doch jede Apotheke,
die aufgeben muss, ist ein Verlust für die
Patienten vor Ort, die sie vermissen werden. Oft geht damit ein persönlicher und
vertrauensvoller Kontakt für die großen
Sorgen des Lebens und die kleinen Sorgen des Alltags verloren.“ Schmidt weiter:
„Noch haben wir eine flächendeckende
Versorgung. Aber die Situation ist gerade für kleine und ländliche Apotheken
schon heute schwierig. Ein knallharter,
destruktiver Preiswettbewerb mit ausländischen Versandhändlern bei verschreibungspflichtigen Medikamenten würde
den Abwärtstrend beschleunigen. Deshalb
brauchen wir ein Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln.
Das sichert und stärkt das Apothekennetzwerk vor Ort und hilft damit auch den
Patienten.“
Umwelt
Schwangerschafts- und Stilltees enthalten oft pflanzliche Gifte
Ein Labor hat Schwangerschafts- und Stilltees untersucht. Fast jeder Zweite ist mit krebserregenden Stoffen belastet
D
as ZDF-Verbrauchermagazins „WISO“
hat 28 Kräutertees für Schwangere
und Stillende aus dem Lebensmittelhandel, vom Discounter, aus Apotheken und
Drogerien in einem unabhängigen Labor
testen lassen. Das Ergebnis: In zwölf von
insgesamt 28 Kräutertees konnten so genannte Pyrrolizidinalkaloide (PA) nachgewiesen werden. Laut Bundesamt für Risikobewertung (BfR) kann dieses pflanzliche
Gift den Organismus schädigen und bei
langer und hoher Dosierung Lebertumore
verursachen.
Mit Abstand am stärksten mit PA belastet ist der „Umstandstee 1“ von Vita et
Natura. Die Belastung einer Tasse erreicht
sogar den Richtwert des Bundesinstitut für
Risikobewertung, der bei einem Erwachsenen
auf Dauer nicht überschritten werden sollte. Werden davon, wie auf der Verpackung
angegeben, für die Zubereitung einer Kanne
Tee fünf Teelöffel verwendet, übersteigt
das den empfohlenen Richtwert um das
Fünffache. Auch elf andere Produkte sind
mit PA belastet. Zehn von zwölf Tees sind
Bio-Produkte.
Schwangere und stillende Mütter sind
gesundheitlich gefährdet, wenn sie große
Mengen über einen langen Zeitraum trinken.
Darüber hinaus könnte das PA über den Tee
aber auch an den Fötus, beziehungsweise
über die Muttermilch an den Säugling weitergegeben werden.
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Bereits im Sommer 2013 hatte das Bundesinstitut für Risikobewertung in einzelnen
Tees hohe PA-Werte ermittelt. Obwohl auch
die Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit
Jahren vor den gefährlichen Langzeitfolgen
dieses Stoffes selbst bei niedriger Dosierung
warnt, gibt es keine gesetzlichen Grenzwerte. Die Pyrrolizidinalkaloide befinden sich
nicht in den Teekräutern selbst, sondern in
Pflanzen wie dem Jakobskreuzkraut. Dieses
wächst als Unkraut zwischen den Teekräutern und gelangt deshalb leicht in die Ernte.
„WISO“ hatte bereits über den Fund von
Pyrrolizidinalkaloiden in fünf Kräutertees
für Babys berichtet. Mit Abstand am stärksten belastet war der Tee aus der Apotheke,
der Sidroga Säuglings- und Kindertee. Alle
fünf PA-haltigen Tees waren Bio-Produkte.
Die Schadstoffe „schleichen“ sich über das Unkraut in den Tee.
24. Februar 2017
Quelle: Flickr/Praveen/CC BY 2.0
Gesundheitswirtschaft
Digitaler Assistent: Supercomputer sollen Ärzte unterstützen
Der Computerhersteller IBM entwickelt seinen Superrechner mit Medizinern weiter.„Watson“ soll bei der Diagnose helfen
I
n Deutschland leiden etwa vier Millionen Menschen an einer von mehr
als 8000 seltenen Erkrankungen. Um
die Diagnosestellung zu erleichtern,
entwickeln Ärzte der Universitätsklinik
Marburg/Gießen gemeinsam mit dem
US-Computerhersteller IBM eine Erweiterung für den Superrechner namens
Watson, berichtet das Tablet-Magazin
„Apotheken Umschau elixier“. Watson
soll lernen, die Patientenakten auszuwerten, die vorliegenden Symptome
zu erkennen und schließlich Vorschläge für Diagnosen geben. „Wir gehen
die Vorschläge nach und nach durch,
eliminieren die unwahrscheinlichen
und versuchen die wahrscheinlichen
Krankheiten zu bestätigen“, so Professor
Jürgen Schäfer, Leiter des Zentrums für
Seltene Erkrankungen. Den Arzt wird das
Programm nicht ersetzen, kann Schäfer
beruhigen. Zu sehr dürfe man sich nicht
auf den künstlichen Assistenten verlassen.
Die Computerwissenschaft entwickelt sich schnell – und die Medizin mit ihr.
Quelle: Flickr/IBM España/Public Domain Mark 1.0
Kognitive IT-Systeme bedeuten einen Paradigmenwechsel im Umgang mit
IT. Denn sie sind in der Lage, Daten aus
den unterschiedlichsten Quellen und
den unterschiedlichsten Formaten, also
auch Video, Audio oder handschriftliche
Texte, mit enormer Geschwindigkeit zu
verarbeiten und dabei mit Menschen
in natürlicher Sprache zu interagieren.
Zudem arbeiten lernende Systeme mit
Wahrscheinlichkeitshypothesen – sind
also nicht deterministisch –, wägen ab
und schlagen unterschiedliche Optionen
vor. IBM Watson ist ein solches lernendes
System, das in der Interaktion mit Menschen und durch gezielte Trainings seine
eigenen Fähigkeiten, sein Wissen und
Können permanent vertieft und erweitert.
Basis dieser neuen Fähigkeiten ist
eine neue Generation von Algorithmen
und Mensch-Maschine-Schnittstellen,
die es dem System erlauben, strukturierte und unstrukturierte Daten gleichermaßen zu verarbeiten, Muster zu
erkennen, Korrelationen und verdeckte
Zusammenhänge herzustellen und damit
auch ein eigenes Verständnis für Themen
oder Sachverhalte zu entwickeln. Watson arbeitet dabei unter anderem mit
neuronalen Netzwerken, traditionellem
Machine Learning, Textanalyse-Tools
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und Spracherkennung sowie gegenwärtig rund 50 unterschiedlichen APIs. Das
sind Schnittstellen, über die Watson mit
Spezialwissen, etwa zu Healthcare, Finanzthemen oder technischem Wissen,
versorgt und trainiert wird.
Eines der wichtigsten Einsatzgebiete von „Watson“ ist aktuell die Krebsforschung. In Zusammenarbeit zwischen IBM
und renommierten Krebskliniken wird
Watson darauf trainiert bei der Diagnose
und bei der Entwicklung personalisierter
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Krebstherapien zu unterstützen. Watson
wertet innerhalb von Sekunden große
Mengen an aggregierten Daten aus. Ärzte
profitieren, in dem sie schneller gegen
heimtückische Krankheiten vorgehen
können.
Pharma
Apotheker prüfen mehr als 6 Millionen Arzneimittel pro Jahr
Die flächendeckenden Versorgung durch Apotheken ist gefährdet. Dabei leisten ihre Inhaber eine wichtige Gemeinwohlpflicht
A
n jedem Werktag wird in jeder öffentlichen Apotheke mindestens
ein industriell hergestelltes Arzneimittel kontrolliert. Pro Jahr überprüfen die
rund 20.000 Präsenz-Apotheken damit
mehr als sechs Millionen Stichproben auf
mögliche Qualitätsmängel. „Jede zufällig
ausgewählte Probe wird mit der Genauigkeit des Apothekers mit allen Sinnen
überprüft, und dies wird auch dokumentiert. Auch die Verpackung und der Beipackzettel werden kontrolliert“, sagt Dr.
Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK). „Das ist ein wichtiges Stück Qualitätssicherung in der Arzneimittelversorgung. Damit tragen wir
dazu bei, dass jeder Patient seinen Medikamenten vertrauen kann.“ Hat der Apotheker einen begründeten Verdacht auf
einen Qualitätsmangel, informiert er die
zuständige Behörde und die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker
(AMK).
Die Prüfung von Fertigarzneimitteln ist
verpflichtend in der Apothekenbetriebsordnung vorgeschrieben und eine der vielen
Gemeinwohlpflichten der wohnortnahen
Apotheken. Kiefer: „Zugegeben: Das Wort
‚Gemeinwohlpflicht‘ ist etwas sperrig. Man
versteht darunter Pflichten, die für die
Gesellschaft allgemein erbracht werden
müssen. Bekannte Beispiele für Gemein-
Die Prüfung von Fertigarzneimitteln ist verpflichtend in der Apothekenbetriebsordnung vorgeschrieben. Quelle: Flickr/usehung/CC BY 2.0
wohlpflichten der Apotheken sind der Notdienst oder die Herstellung von Rezepturarzneimitteln. Jede einzelne Apotheke vor
Ort erfüllt diese Gemeinwohlpflichten. Man
kann es deshalb auf einen kurzen Nenner
bringen: Je mehr wohnortnahe Apotheken
es gibt, desto besser für jeden einzelnen
Bürger.“
Noch bis zum 1. März läuft eine bundes-
weite Unterschriftenaktion in Apotheken.
Apotheker rufen ihre Patienten auf, für den
Erhalt der flächendeckenden Versorgung
durch Präsenzapotheken zu unterschreiben. Diese ist durch eine Entscheidung des
Europäischen Gerichtshofes vom Oktober
2016 gefährdet, durch die ausländische
Arzneimittel-Versandhändler im Wettbewerb bevorzugt werden sollen.
Gesundheit
Kassenärzte: Bessere Abstimmung bei Notfallversorgung nötig
Wohin soll der Patient im Notfall gehen: zum niedergelassenen Arzt oder ins Krankenhaus? Richtig klar ist das vielen nicht
D
ie Notfallversorgung von Patienten
muss zwischen den Bereitschaftsdiensten niedergelassener Ärzte und
den Notfallambulanzen von Kliniken
nach Ansicht der Kassenärzte besser
abgestimmt werden. Wie der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen,
der Deutschen Presse-Agentur sagte, ist
für Patienten im Notfall wichtig, „dass es
nur immer eine Anlaufstelle gibt, nicht
zwei parallele Strukturen“. Ein Patient,
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der „zur Unzeit“ eine ärztliche Versorgung benötige, müsse eine zentrale
Nummer wählen können, die ihn entweder in die ambulante Versorgung eines
niedergelassenen Arztes verweise oder
in die Notfallaufnahme eines Krankenhauses.
Gassen sagte: „Ein Notdienst, der
abgestimmt zwischen Krankenhäusern
und Niedergelassenen besteht, ist wichtig
und richtig und anders wird es auch nicht
gehen.“ Er fügte vor allem mit Blick auf die
Krankenhäuser hinzu: „Wir müssen diese
Dienste zusammenführen. Wir müssen
uns abstimmen.“
Die zentrale Nummer sieht Gassen in
der Bereitschaftsdienstnummer 116117 der
niedergelassenen Ärzte. Er räumte aber
ein, dass diese Nummer noch zu wenig
bekannt ist und forderte: „Wir müssen die
116117 populärer machen.“ Der KBV-Chef
erläuterte, die 116117 sei für den Bereitschaftsdienst und die 112 für den Notfall,
etwa bei schweren Unfällen, bei Verdacht
auf Hirnschlag oder Herzinfarkt.
Gefragt seien bei dieser Zusammenarbeit vor allem die 17 regionalen
Kassenärztlichen Vereinigungen (KV),
die am besten Vereinbarungen mit den
regionalen Krankenhäusern treffen
könnten. „Manchmal klappt dies schon
hervorragend.“
Gassen bekräftigte zudem seine Kritik, dass für manche Krankenhäuser „die
Notfallambulanz der Staubsauger für
eine stationäre Bettenfüllung“ sei. „Die
Hälfte aller Belegung kommt über die
Notaufnahme. Und wir wissen, jeder vierte
Krankenhausfall ist eine Fehlbelegung.“
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) wies diese Vorwürfe wiederholt zurück. Und nach Darstellung
der Bundesärztekammer (BÄK) sind die
Notfallambulanzen im Gegenteil viel zu
oft überlastet. Das hänge unter anderem
damit zusammen, dass Patienten in der
Patienten suchen in der Notfallambulanz schnelle Hilfe.
24. Februar 2017
Notfallambulanz schnelle Hilfe suchten.
Das führe dann zu langen Wartezeiten,
und manchmal auch zu Aggressionen
bei den Patienten.
Der stellvertretende Vorsitzende
des Katholischen Krankenhausverbands
Deutschlands, Ingo Morell, sagte: „Eine
höhere Popularität der Bereitschaftsdienstnummer der Kassenärztlichen
Vereinigungen allein wird nicht genügen,
um flächendeckend einen vernünftigen
Notdienst zu organisieren.“ Hier seien
aber nicht primär die Kassenärzte in der
Steuerungsfunktion, „sondern es müssen
die Erkenntnisse aus beiden Bereichen
zusammengeführt werden“.
Nach Darstellung der Krankenhausgesellschaft ist die Vergütung für ambulante
Notfälle nicht ausreichend. Einem Erlös
pro Fall von 32 Euro stünden Kosten von
120 Euro gegenüber. Es komme somit zu
einer Unterdeckung von einer Milliarde
Euro in den Krankenhäusern.
Quelle: Flickr/Metropolico.org/CC BY-SA 2.0
Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV).
Redaktion: Anika Schwalbe, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz, Nicole Oppelt, Nicolas Dvorak. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright:
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