Auftakt in Frankfurt - Goethe-Universität — Historisches Seminar

Ein buntes Nebeneinander unterschiedlicher
Zeitrechnungen und Kalender kennzeichnete
die Antike: Jahresangaben folgten gesellschaftsspezifischen Ären oder standen unter
den Namen lokaler Herrscher, Priester oder
Amtsträger; auch die meist lunisolaren Kalender, die die Zyklen des Mondes mit dem Lauf
der Sonne in Einklang bringen sollten, variierten
erheblich von Ort zu Ort. Diese Vielfalt birgt
weitreichendes Erkenntnispotential, doch blieben Untersuchungen meist auf die mathematisch-technischen Aspekte fokussiert. Das DFGNetzwerk „CHRONOS. Soziale Zeit in den Kulturen des Altertums“ widmet sich der Thematik
nun aus einer neuen Perspektive: Unter Anwendung des soziologischen Konzepts der
„sozialen Zeit“ versteht es Zeit nicht als physikalische Gegebenheit, sondern als ein soziales
Konstrukt. So können chronologische Systeme
wie Jahreszählung oder Kalender weit mehr als
bloße Mittel zur Etablierung historischer Ereignisketten oder zur Datierung von Artefakten sein.
Sie reflektieren nicht nur die Abläufe und
Rhythmen des politischen, wirtschaftlichen und
kulturellen Lebens, sondern bestimmen diese
auch maßgeblich. Dadurch gewähren sie Einblicke in das Selbstverständnis und die Funktionsweise von Gesellschaften. Ganz besonders
gilt das für das Altertum, dessen hohe Diversität
und Parallelität zeitlicher Ordnungen sowohl
innergesellschaftliche Dynamiken als auch kulturelle Interdependenzen offenlegen kann.
Im Mittelpunkt der Auftaktveranstaltung in
Frankfurt stehen das Konzept der „sozialen Zeit“
und aktuelle Ansätze in der Forschung zu antiken Zeitordnungen. Die am Netzwerk beteiligten Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler
werden ihre Projekte präsentieren und zusammen mit den Gastreferenten das Potential des
soziologischen Zugriffs ausloten.
Tagungsort:
Goethe-Universität Frankfurt
Campus Westend
IG Farben-Haus, Raum 1.314 (am Donnerstag)
Casino, Raum 1.802 (am Freitag und Samstag)
Besucher sind herzlich willkommen.
Aus organisatorischen Gründen bitten wir aber
um vorherige Anmeldung.
Soziale Zeit
im Altertum:
Forschungsthemen und
-perspektiven
Kontakt:
Dr. Roland Färber
([email protected])
Gefördert durch:
Auftaktveranstaltung des
DFG-Netzwerks „CHRONOS. Soziale
Zeit in den Kulturen des Altertums“
2. bis 4. März 2017
Goethe-Universität
Frankfurt am Main
Donnerstag, 2. März 2017
(IG Farben-Haus, 1.314 „Eisenhower-Saal“)
14.30-15.00 Registrierung und Erfrischungen
15.00-15.30 Roland Färber (Frankfurt/Main):
Einführung und Vorstellung des
Netzwerks
15.30-16.30 Barbara Adam (Cardiff):
Social Time Re-visited
11.00-11.25 Victoria Altmann-Wendling (Mainz):
Der Mondmonat – Idealisierte Zeitzyklen und die Relevanz der korrekten
(Welt-)Ordnung
16.55-17.35 Mario Baumann (Gießen):
Wie man vom Fortschritt erzählt. Temporalität und Narrativität in der ersten
Pentade von Diodors Bibliotheke
11.25-12.05 Tim Brandes (Mainz):
„Zwölf sind die Monate des Jahres, 360
sind seine Tage“ – Der ideale Verlauf
der Zeit als Beispiel babylonischassyrischer Zeitvorstellungen
17.35-18.00 Sofie Remijsen (Amsterdam):
Converting Calendars into Databases: Towards a General Converter
for Ancient Dates
19.00
16.30-17.00 P a u s e
12.05-12.45 Helen R. Jacobus (London):
The 19-Year Cycle in the Dead Sea
Scrolls
17.00-18.00 Jörg Rüpke (Erfurt):
Neue Tendenzen in der Forschung
zu antiken Zeitordnungen
12.45-14.00 M i t t a g s p a u s e
19.00
Ab endessen der Referenten
Freitag, 3. März 2017 (Casino, Raum 1.802)
9.00-9.40
9.40-10.05
Christian Badura (Berlin):
Die Geschichte der Kalenderkonstitution bei Ovid und seinen Quellen
Anke Walter (Rostock):
Die Festa Stultorum: soziale Zeit in
Ovids Fasti
10.05-10.30 Ilaria Bultrighini (London):
The Hemerologia: Towards a ReExamination in the Light of Recent
Discoveries and Research
10.30-11.00 P a u s e
14.00-14.40 Rita Gautschy (Basel):
Astronomische Zeit versus Soziale Zeit –
Ausgewählte Beispiele aus sechs Jahrtausenden
14.40-15.20 Marco Stockhusen (Leipzig):
Soziale Zeit: Beispiele aus dem Umfeld
der ägyptischen und mesopotamischen Astralwissenschaften
15.20-15.45 Daliah Bawanypeck (Frankfurt/Main):
Hethitische Reiserituale
15.45-16.15 P a u s e
16.15-16.55 Jérôme Bonnin (Paris):
L’horloge dans les représentations
figurées gréco-romaines: forme,
fréquence et symbolique
Ab endessen
Samstag, 4. März 2017 (Casino, Raum 1.802)
— Klausursitzung der Netzwerkmitglieder —
9.00-10.00
Besprechung der Quellenpublikation
des Netzwerks und Diskussion erster
Fallbeispiele
10.00-10.45 Auswahl paradigmatischer Quellen
in Kompetenzgruppen
10.45-11.15 P a u s e
11.15-12.00 Diskussion der Quellenauswahl
im Plenum
12.00-13.00 Besprechung des Arbeitsprogramms
für die Jahre 2017-2019
13.00
Wegzehrung