+NRW_s99_aufmacher-jw-1k_+NRW_s99_Aufmacher_DD 24.04.17 10:47 Seite 99 DÜSSELDORF+ 100 Mit dem Goetheinstitut an die Elfenbeinküste und jetzt auf Deutschlandtour: Rainald Grebe diesmal solo 102 Große Fußstapfen: Frank Hoffmann verabschiedet sich von den Ruhrfestspielen 110 Switchfoot: guter Halt auf der Erfolgswelle 114 Bildergeschichten: 110 Keiji Nakazawa: Barfuß durch Hiroshima, Seiten 29 und 30 (1980) Abb.: © Keiji Nagazawa, Courtesy of Hiroshima Peace Memorial Museum 102 114 Foto: Chris Hershman Foto: Joachim Dette 100 Foto: © Torsten Janfeld „Comics! Mangas! Graphic Novels!“ in Bonn 99 +NRW_s100s101_entertainment_vs_+NRW_s100s101_entertainment 20.04.17 18:44 Seite 100 Foto: Joachim Dette ENTERTAINMENT Rainald Grebe Deutsche Kultur irgendwo da draußen den Menschen näherzubringen, war schon wiederholt der thematische Ansatz Rainald Grebes in Konzerten, zuletzt zum Beispiel bei der Tournee „Das Hongkongkonzert“. Jetzt also „Das Elfenbeinkonzert“, in dem Grebe davon erzählt, wie er der Einladung des Goethe-Instituts an die Elfenbeinküste nachkam. Garantiert ist in einem solchen Konzert: deutsche Volksmusik mit zotigen, doofen, homophoben Songs, abgelöst von Liebesliedern und einer Zwischenmoderati- on wie von einem Verkäufer auf dem Hamburger Fischmarkt, ehe Grebe in seiner Rolle kollabiert, sich verweigert und schließlich seine ernsthaftkomisch-traurigen Songs zwischen all dem Schrott anbietet. Was vom Abend übrig bleibt? Ein ehrlicher, realistischer Querschnitt durch die deutsche Kultur mit erstaunlich sinnlichen Mitteln. 12. 5., 20 Uhr Das Rote Krokodil, Mönchengladbach Foto: Henner Fotista Ringsgwandl und Band 100 Was war er nicht schon alles: Chefkardiologe noch bis in die 1990er hinein parallel zu den Tourneen. Liedermacher, Kabarettist, Schauspieler bei Achternbusch, Musicalautor („Ludwig II.“, Ringsgwandl übernahm gleich auch die Hauptrolle), Schriftsteller, Bühnenautor. Längst sind seine von langen Wortbeiträgen unterbrochenen Konzerte sein Markenzeichen, kein Wunder also, dass die aktuelle Tour „Woanders – Saubere Musik und dreckige Geschichten“ heißt. Früher war Ringsgwandl der freakigste Entertainer Deutschlands, heute aber lässt es der Mann, der mal als Punk-Qualtinger galt, als Valentin des Rock’n’Roll, etwas ruhiger angehen Oder etwa doch nicht? Immerhin kommt er mit fetter Band, zu der so bekannte Musiker gehören wie etwa Gitarrist Daniel Stelter, der schon mit Till Brönner, der NDR-Bigband und den Berliner Philharmonikern zusammenspielte. Im Gepäck hat der bayerische Ausnahmekünstler seine neue Platte „Woanders“ mit intimen, mal komischen, mal traurigen Songs über Freundschaft, Aufbruch und Verlassenwerden. Live bündelt Ringsgwandl das Konzert vor allem im ersten Teil mit skurril-komischen Zwischenansagen nicht nur thematisch, sondern auch – wie er selbst auf der Bühne betont –, um der emotionalen Wucht der Songs etwas gegenzusteuern. 5. 5., 20 Uhr Ruhrfestspiele, Recklinghausen +NRW_s100s101_entertainment_vs_+NRW_s100s101_entertainment 20.04.17 18:44 Seite 101 TOURTIPP ENTERTAINMENT Tobias Mann Foto: Thomas Klose Vier Programm und zehn Jahre nach seinem Karrierestart als Kabarettist geht Tobias Mann mit „Das Beste aus zehn Jahren“, einem Best-of, angereichert mit neuen aktuellen Nummern auf Tour. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler und Multiinstrumentalist zeigt sich auf der Bühne gerne mit Gitarre oder am Klavier, macht gemeinsam mit Christoph Sieber Kabarett-Late-Night in „Mann, Sieber!". Berühmt-berüchtigt ist Mann für sein Tempo, dass er anschlägt, gelobt wird er für seinen aberwitzigen Mix aus Comedy, politischem Kabarett und absolutem Nonsens. Und genau das Beste davon aus den letzten zehn Jahren präsentiert Tobias Mann uns nun zu seinem Jubiläum. 21. 5., 19 Uhr Comedia, Köln ApeCrime EXIT-Tour 2017 Tim Fischer Foto: Jim Rakete Die im vergangenen Jahr verstorbene Hamburger Kultursenatorin Barbara Kisseler sagte über Tim Fischer wahre Worte: „Man kann sich ihr nicht entziehen, dieser Stimme, die mit wenigen Worten ein ganzes Universum erschafft.“ In seinem neuen Programm „Absolut“ singt Fischer einen Mix aus Klassikern und neuen Songs, die sich erst noch beweisen und durchsetzen müssen, unter anderem Chansons von Edith Jeske, Thomas Pigor, Jacques Brel und Rainer Bielfeldt, der ihn auch am Klavier begleitet. Als Social Media Sensation „ApeCrime“ gehören Andre, Cengiz und Jan mit mehreren Millionen Abonnenten in den letzten Jahren zu den erfolgreichsten Youtubern des Landes und gewannen renommierte Branchenpreise. Auf den legendären Gang-Touren und den VideoDays in der Kölner Lanxess Arena waren sie als musikalischer Headliner dabei. Über Ihren Sound sagen „ApeCrime": „Lieber klingen wir etwas experimenteller und kantiger, sind dafür aber wirklich wir selbst, als uns zu verbiegen, nur um im Radio gespielt zu werden. Wenn wir das dann auch so mit unserer Musik schaffen sind wir super glücklich." Für das im Mai 2017 erscheinende Album „EXIT" haben sich „ApeCrime“ mit dem AnnenMayKantereit-Management und MSK im Booking ein starkes Team zusammengestellt. EXIT – Tour 2017 Foto: Tim Wegener 12. 5., 20 Uhr Theater Hagen, Hagen Paul Panzer Zu Beginn seiner Comedykarriere vor allem durch seine Telefonstreiche bekannt geworden, kümmert sich Paul Panzer in seinen abendfüllenden Programmen schon lange um die essentiellen Dinge des Lebens, ja, fast kann man der Figur mit den vielen Sprachfehlern philosophische Tiefe beim Nachdenken über den Sinn des Lebens und ähnliches attestieren. Im neuen Programm „Invasion der Verrückten“ geht es nicht etwa um eine extraterrestrische Invasion durchgeknallter Aliens, nein, hier sind Menschen gemeint, die unter uns leben. Natürlich denkt man da aktuell sofort an einen politischen Ansatz im Programm. Ob Paul Panzer aber wirklich so vorgeht, wenn er uns gestörte Mitmenschen präsentiert: das wissen wir nicht. Lassen wir uns also überraschen. 27. 5., 20 Uhr König-Pilsener-Arena, Oberhausen 10. 11. 12. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 30. 31. 1. 2. 3. 5. 5. 5. 5. 5. 5. 5. 5. 5. 5. 5. 5. 5. 5. 5. 5. 5. 5. 5. 6. 6. 6. Nürnberg ZUSATZSHOW AT – Wien ZUSATZSHOW Memmingen ZUSATZSHOW Leipzig ZUSATZSHOW Wuppertal ZUSATZSHOW Stuttgart Frankfurt München Berlin Mannheim ZUSATZSHOW Saarbrücken ZUSATZSHOW Dortmund Hannover Köln Hamburg Flensburg ZUSATZSHOW Dresden ZUSATZSHOW Krefeld ZUSATZSHOW CH - Zürich ZUSATZSHOW Karlsruhe ZUSATZSHOW Bremen ZUSATZSHOW Rostock ZUSATZSHOW Weitere Infos & Tickets auf www.eventim.de/apecrime 101 +NRW_s102s103_theater-jw-1k_+NRW_s102s103_Theater 20.04.17 19:05 Seite 102 Foto: © Torsten Janfeld THEATER Ruhrfestspiele Erschreckend: Intendant Frank Hoffmann wird die Ruhrfestspiele verlassen! 2018 will der Luxemburger nach seiner 14. Spielzeit einem Nachfolger Platz machen, das ist ehrenwert, tatsächlich aber hinterlässt Hoffmann eine Lücke, die gar nicht einfach zu füllen sein wird. Dabei galt der heute 63-Jährige bei seinem Dienstantritt 2005 noch als Notlösung: Zuvor hatte der ewige Festspielleiter Hansgünther Heyme das Festival langsam, aber stetig in Richtung Bedeutungslosigkeit geführt, bis 2004 der Berliner VolksbühnenIntendant Frank Castorf übernahm. Und die Zuschauerzahl mit einem fordernden, aggressiven Spielplan im Handumdrehen halbierte. Panisch wurde Castorf durch Hoffmann ersetzt, der ein deutlich publikumsfreundlicheres Programm fuhr und so ziemlich schnell den Ruf weg hatte, vor allem kulinarische und unterhaltende Wünsche zu befriedigen. Allein: 80 000 Zuschauer pro Jahr konnten sich sehen lassen, und im Windschatten des Erfolgs holte Hoffmann auch immer mehr Produktionen nach Recklinghausen, die eben nicht nur Unterhaltung waren, sondern durchaus zeitgemäße Theaterkunst, die die Ruhrfestpiele auf Augenhöhe mit den großen Festivals in Avignon und Edinburgh brachte. Dieses Jahr unter anderem mit dabei: Uraufführungskooperationen mit dem Nationaltheater Weimar, dem Deutschen Theater Berlin und dem Schauspiel Hannover. Und so etwas sind dann doch Fußstapfen, in die Hoffmanns Nachfolger erst mal passen muss. RECKLINGHAUSEN, FESTSPIELHAUS u. a., 1. 5.–18. 6. NRW-Theatertreffen Istanbul Es ist Mai, und Mai ist Theatertreffen-Zeit. Das große Theatertreffen in Berlin freilich behandelt die reichhaltige Bühnenlandschaft in NRW oftmals stiefmütterlich, auch dieses Jahr ist gerade mal das Schauspiel Dortmund in die Hauptstadt eingeladen. Nicht zuletzt deswegen gibt es eine bundeslandinterne Variante, alles eine Nummer kleiner, jedes Jahr in einer anderen Stadt, zwar auch mit Wettbewerb, aber eigentlich eher eine Überblicksschau als ein Treffen der Branchenelite. Dieses Jahr geht’s ins kleine Detmold, im Wettbewerb treffen große Häuser wie Essen („Das Prinzip Jago“) und Düsseldorf („Willkommen“) auf Landesheater wie Neuss („Baumeister Solness“), das verspricht spannende Gegenüberstellungen von Ästhetiken und Arbeitsbedingungen. Schade nur, dass die zwei innovativsten Bühnen des Landes, Köln und Dortmund, nicht dabei sind. Und dass die vibrierende freie Szene kaum gewürdigt wird. Ein Karnevalsschlager trägt den Titel „Heute fährt die 18 bis nach Istanbul“, was die Janusköpfigkeit der Einwandererstadt Köln ganz gut auf den Punkt bringt: Einerseits wird Istanbul durch das Liniennetz der Straßenbahn eingemeindet, andererseits ist die Fahrt an den Bosporus eben auch eine Ausnahme, die man gerade mal im Karneval halbwegs durchsteht. Istanbul als Sehnsuchtsort zieht sich durch die europäische Kulturgeschichte, als Sehnsuchtsort, der freilich seit dem Putschversuch im vergangenen Juli und dem folgenden Kurs der Türkei in Richtung Autoritarismus viel an Glanz verloren hat. Nuran David Calis hat schon für sein vielgerühmtes Stück „Die Lücke“ Anwohner aus der Kölner Keupstraße gemeinsam mit dem Schauspiel-Ensemble auf die Bühne gestellt; in „Istanbul“ beobachten türkischstämmige Kölner, wie die Metropole zwischen den Kontinenten sich vom Modell fürs Zusammenleben von West und Ost langsam abwendet. DETMOLD, LANDESTHEATER u. a., 19.–28. 5. KÖLN, DEPOT ab 13. 5. 102 +NRW_s102s103_theater-jw-1k_+NRW_s102s103_Theater 20.04.17 19:05 Seite 103 Foto: Oliver Paul THEATER Showcase beat le mot zeigen Gefühle Showcase beat le mot sind die großen alten Männer der Live Art Deutschlands, seit über 20 Jahren macht das Quartett konsequent Theater zwischen Happening, Pop und sozialer Skulptur, früher mit teilweise harscher politischer Schärfe, mittlerweile mit einem gewissen altersmildern Zug in die Melancholie. Immerhin, seit sie vor zehn Jahren ein zweites Standbein mit der Neuerfindung des Kindertheaters auftaten, sind die Türen der Staatstheater nicht mehr verschlossen, Stücke wie „Der Räuber Hotzenplotz“ und „Peterchens Mondfahrt“ führen so weit aus der freien Szene heraus, dass man glaubt, sie wären der eigentliche Beritt von Showcase beat le mot. „… Gefühle“ ist allerdings ein Stück für Erwachsene, und ein wenig hat man hier das Gefühl, es wäre noch einmal 1997: Es wird getanzt, gesungen, gegessen, es gibt viel Leerlauf auf der Bühne, der sich am Ende als das eigentliche kreative Zentrum des Stücks entpuppt. Und es gibt ein ganz herzzerreißendes Gefühl: Melancholie. DÜSSELDORF, FFT 4.–6. 5. Tanz NRW Nordrhein-Westfalen tut einiges für den Tanz: In Köln und Düsseldorf gibt es rege freie Szenen, an der Rheinoper hat mit Martin Schläpfer einer der profiliertesten Vertreter der Neoklassik seine künstlerische Heimat, und auch die Compagnien in Gelsenkirchen und Dortmund haben überregionale Ausstrahlung, zudem existieren mehrere freie Produktionshäuser. Aber die öffentliche Wahrnehmung der NRW-Tanzszene ist dennoch von einem Gefühl des „Da müsste doch mehr gehen!“ geprägt. Was alles geht, beweist das Festival „Tanz NRW“ nun schon in seiner sechsten Ausgabe – mit Altmeistern wie Raimund Hoghe, dem Folkwang Tanzstudio und der CocoonDance Company ebenso wie mit noch zu entdeckenden Talenten. BONN, DÜSSELDORF, ESSEN, KÖLN, KREFELD, MÜNSTER, VIERSEN, WUPPERTAL 3.–14. 5. 103 +NRW_s104s111_kuk-jw-1k_+NRW_s104s111_kuk Kopie 1 20.04.17 19:00 Seite 104 Foto: FKP Scorpio KLUBS + KONZERTE Agnes Obel Köln, Gloria Songwriterin dem Thema der überwachten Gesellschaft an, die für Regierungen und Konzerne immer durchsichtiger zu werden droht. In Verbindung mit ihrem entrückten Sound ist das ein beeindruckendes Erlebnis. Foto: FKP Scorpio 24. 5., 20 Uhr Foto: Eva Baales Dank elegischer Streicher und mondäner Klavierentwürfe gilt Agnes Obel als große Klangvirtuosin der Gegenwart. Die popphilharmonischen Entwürfe der Dänin werden dabei stets von ihrer gläsernen und zerbrechlichen Stimme begleitet. Dass ihr neues Album „Citizen of Glass“ heißt, hat aber einen anderen Grund: Auf den neuen Stücken nimmt sich die Singer/- Joy Denalane Krefeld, Kulturfabrik Thomas Dybdahl Düsseldorf, zakk In ihrem Song „Hologram“ singt Joy Denalane über ein Liebespaar, das sich voneinander distanziert hat, ohne einander zu vermissen. Ganz anders verhält es sich bei Deutschlands Soulqueen Denalane und ihren Fans. Nach mehreren Jahren Abstinenz im Popgeschäft wird ihre Musik nicht nur Soulliebhabern gefehlt haben – auch Rapfans wissen, dass der Freundeskreis von Max Herre Denalanes warmer Soulstimme viel verdankt. Von dem hat sich die Sängerin aber weder abhängig gemacht, noch schwelgt sie nostalgisch in alten Zeiten: Auf ihrem neuen Album „Gleisdreieck“ öffnet sich die gebürtige Berlinerin modernem R’n’B sowie elektronischen Beats. „I've got one Hand in my Pocket and the other one drums a Beat“, singt Thomas Dybdahl auf seiner aktuellen Single „3 Mile Harbor“. Das stimmt nicht ganz, denn der Singer/Songwriter aus Norwegen ist an der Akustikgitarre stets voll beschäftigt und für eine ausgefeilte Technik bekannt. Wenn seine Band mal pausiert, schafft ein am Fuß festgeklebter Schellenkranz Abhilfe. Überhaupt: Wenn der Grammy-nominierte Musiker mal die Hände frei hat, schreibt er Songs über die wichtigsten Momente seines Lebens. Mit seinem Album „The Great Plains“ ist gerade das nächste Kapitel seiner lebensfrohen wie melancholischen Autobiografie erschienen. 2. 5., 20 Uhr 4. 5., 20 Uhr 104 +NRW_s104s111_kuk-jw-1k_+NRW_s104s111_kuk Kopie 1 20.04.17 19:00 Seite 105 Foto: Eric Weiss Foto: Christoph Köstlin KLUBS + KONZERTE Fargo Köln, Yuca Ein Rapper auf der Suche nach der verlorenen Zeit: Auf seinem gerade erschienenen Album „Wunderbare Jahre“ erinnert sich Fargo an Hochs und Tiefs seiner Jugend. Dazu gehört die erste große Liebe, der erste falsche Freund sowie die Konstante in seiner Biografie: die Passion für deutschsprachige Rapmusik, die er früher als Frontmann der Gruppe The Love Bülow auslebte. Solo gibt sich Fargo in Songs wie „Einfach sein“ oder „Ich will hier nicht raus“ aber nun auch zeitkritisch. Dabei mischt er seinen Rap mit Anleihen aus Soul, Rock und Reggae. Nostalgie klingt anders. Tim Bendzko Münster, Halle Münsterland 01.06.17 KÖLN - GLORIA THEATER „Ich bin doch keine Maschine“ singt Tim Bendzko auf seiner neuen Single. Das glaubt man ihm aufs Wort. Nur wenige Singer/Songwriter haben in Deutschland derart emotionale Stücke über Liebeskummer geschrieben. Andererseits veröffentlicht der Berliner Fußballfan und Theologiestudent ohne Abschluss seit 2011 Hits am laufenden Band. Das macht Bendzko aber ohne Algorithmus. Er verlässt sich bei seinen Popballaden auf sein Bauchgefühl. AND THE SOUL REBELS 12.07. / KÖLN / LIVE MUSIC HALL 4. 5., 20 Uhr 4. 5., 20 Uhr Foto: Marcel Schaar Foto: Pierre Toussaint 02.10. DORTMUND | KONZERTHAUS 11.10. DÜSSELDORF | TONHALLE 17.10. WUPPERTAL | HISTORISCHE STADTHALLE 08.11. ESSEN | COLOSSEUM AN EVENING WITH Alexa Feser Bochum, Zeche Wenn die Wahlberlinerin Alexa Feser Musik macht, beweist sie in jederlei Hinsicht Fingerspitzengefühl. Ihrem Piano entlockt sie elegante Harmoniebögen, in ihren Texten seziert sie poetisch zwischenmenschliche Beziehungen und den Alltag in der Großstadt. Für ihr nun erscheinendes zweites Album „Zwischen den Sekunden“ hat sich die Singer/Songwriterin sogar Streicherpassagen und Rapper Curse auf das pompöse „Rettungsboot aus Tönen“ geholt. Damit dürfte sie von der nächsten Popsensation nur einen Fingerbreit entfernt sein. 6. 5., 20 Uhr Natalie Imbruglia Köln, Gloria F R E I TAG 1 3 . 1 0 . 2 0 1 7 K Ö L N P A L LA D I U M Ein gutes Cover ist kein Diebstahl, sondern Kreativarbeit. Die Karriere von Natalie Imbruglia illustriert das perfekt. Mit „Torn“ wurde die Australierin in den Neunzigern berühmt. Doch was die wenigsten wissen: Das Original ist ein kantiges Gitarrenstück. Erst Imbruglia hat mit ihren Popfühlern den melodischen Kern des Songs herausgeschält. Wie sehr die Singer/Songwriterin dieses Metier beherrscht, hat sie zuletzt mit dem Album „Male“ bewiesen, auf dem sie nur männliche Songs covert. Auf ihrer Akustiktour dürfen sich ihre Fans aber auch auf Imbruglias eigene Stücke freuen. Die wurden bis dato übrigens von keinem Cover übertroffen. JOHANNES OERDING LIVE 2017 03.11. KÖLN - PALLADIUM 8. 5., 20 Uhr MATTHIAS SCHWEIGHÖFER TOUR 2017 105 06.12. Oberhausen König-Pilsener-Arena 13.12. Köln Palladium Infos & Tickets unter: www.concertteam.de +NRW_s104s111_kuk-jw-1k_+NRW_s104s111_kuk Kopie 2 24.04.17 10:51 Seite 106 & " % KLUBS + KONZERTE 8 C(/:4F57 %! $ ;9/-3+51=/;<$4A2+:,8: 8 CG:1/:2+=;$<855?/:-4F57 3 C3>/=;3-+55F57 &%&#$ $ $8 C(/:4F57 3 C;;310+,:34F57 )% (!# : CG:1/:2+=;$<855?/:-4F57 #! 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Doch Magie spielt auf ihrem neuen Album „Endless Summer“ eine ebenso große Rolle: In einer Winternacht wachte die Multiinstrumentalistin plötzlich auf und notierte: „Schreibe über Hoffnung und den Frühling“. Das hat sie geschafft. Nur rätselt man immer noch, auf welche Weise … 10. 5., 20 Uhr $+ C%+7B,:=77/7!9/73:F57 8 C(/;<0+5/72+55/8:<6=7. Foto: Roland Bertram 3 C"+55+.3=6F57 3 C+7@/;;:/7+F57 ;9/-3+51=/;<+63/+?;87 $+ C+7@/;;:/7+F57 Fehlfarben Bielefeld, Ringlokschuppen 9:36//7</:<+376/7< ???9:36//7</:<+376/7<./ In Düsseldorf haben nicht nur Kraftwerk Elektro entdeckt, auch für Punk war die Stadt am Rhein in den 70ern ein Stück weit Nabel der Welt. Die Fehlfarben haben den „Grauschleier“ der Stadt damals mit ihrem Punkrock samt ironischem Unterton aufgewirbelt, was der langweiligen hiesigen Musiklandschaft nur gut getan hat. Mit ihren aufbegehrenden Texten und bis heute nicht abgenutzten Slogans hat sich die Gruppe um Sänger Peter Hein selbst ein Denkmal gebaut – auch wenn sie dieses vermutlich gerne abreißen würden. Sei’s drum, mit ihrem legendären Debütalbum „Monarchie und Alltag“ kommt die Band nun auf große Tour. 11. 5., 20 Uhr 106 +NRW_s104s111_kuk-jw-1k_+NRW_s104s111_kuk Kopie 2 24.04.17 10:51 Seite 107 Bryan Ferry Düsseldorf, Mitsubishi Electric Hall Foto: Calvin Müller Foto: Matthew Becker KLUBS + KONZERTE Nisse Köln, Yuca Bryan Ferry gehört zu den Persönlichkeiten, an denen sich ganze Popentwicklungen ablesen lassen. In den Siebzigern gründete er mit Brian Eno die Band Roxy Music, die die Weichen für den britischen Artrock legte. In seiner Solokarriere entstanden etliche Kleinode über gescheiterte Liebesbeziehungen, aber auch besonders originelle Cover, die nicht selten das Original übertrumpften. Ferry, für den sich als Popdandy Sozialkritik und Eleganz nicht ausschließen müssen, ist auch heute noch aktiv: im Jazzkontext, als hochgehandelter Featuregast und als unverbesserlicher Herzensbrecher und Stilikone auf der Bühne. Stichwort Ambivalenz. Der Singer/Songwriter Nisse präsentierte auf seinem Debütalbum „August“ eine eigenwillige Gesangsform, mit der er sich auch in Rapperkreisen beliebt machte. Auf seiner aktuellen EP „Wie ein Mann“ gibt er sich kämpferisch, offenbart jedoch auch seine poetische Seite. So erinnert sich Nisse an vergangene Sandkastenprügeleien und zählt melancholisch „Fahrbahnstreifen“. Auch stilistisch macht der Hamburger gleich mehrere Schubladen auf: Seine Tracks hüllen sich in Elektrobeats, spielen aber auch mit Rockelementen. So vielfältig kann Pop sein – wenn das hier überhaupt noch welcher ist. 18. 5., 20 Uhr Foto: Benedikt Schnermann Foto: Mark Surridge 15. 5., 20 Uhr Pohlmann Bochum, Banhof Langendreer Jake Isaac Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld Ingo Pohlmann ist Fan von warmen Temperaturen. „Wenn jetzt Sommer wär“ heißt etwa einer seiner bekanntesten Hits. Tatsächlich dienen viele von Pohlmanns Folkpopstücken als Klangspeicher für Sonnenenergie. Nicht nur deswegen wird der Singer/Songwriter oft mit dem Surfbarden Jack Johnson verglichen. Auf seinem gerade erschienenen Album räumt der Gitarrist jedoch ein wenig mit dem Surfklischee auf und zeigt in dem ein oder anderen Song auch seine Passion für Blues. Jake Isaac bewundert Menschen, die in der Bahn lesen und gleichzeitig Musik hören können. Für den Singer/Songwriter aus London ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Nicht, dass der Gitarrist und Sänger nicht multitaskingfähig wäre – aber Musik kann für Isaac nie nur nebenbei laufen. Auch seine eigenen Titel verlangen einem volle Aufmerksamkeit ab. Sie changieren poppig zwischen Soul und Folk, für Isaac sind die persönlichen Texte fast eine Form von Selbsttherapie. Anfang Mai erscheint sein neues Album „Our Lives“. 19. 5., 20 Uhr 24. 5., 20 Uhr 107 +NRW_s104s111_kuk-jw-1k_+NRW_s104s111_kuk Kopie 1 20.04.17 19:00 Seite 108 KLUBS + KONZERTE Foto: Eden Tyler Moderiert von Sebastian23 Nikki Lane Köln, Blue Shell 25. 5., 20 Uhr Foto: Gregor Hohenberg Thomas Spitzer Marvin Suckut Katja Hofmann Julian Heun In den Staaten wurde Nikki Lane schon oft als Badass bezeichnet. Zugegeben, das hört sich nicht gerade nett an, meint umgangssprachlich aber soviel wie knallhart. Das sind die Geschichten von der Singer/Songwriterin und leidenschaftlichen Tramperin allerdings auch: Lane erzählt zu stürmischem Blues- und Countryrock von der texanischen Prärie, durchzechten Nächten und Liebesaffären, die auf der Strecke bleiben mussten. Ab Ende Mai geht es für die „Highway Queen“ mit ihrem so betitelten Album auf nach Deutschland. Poetry Slam die Zweite! Nur am 23. Mai um 20 Uhr Die besten Poetry SlammerInnen hautnah im Kinosaal der UCI KINOWELT Ruhr Park! Alice Francis Dortmund, FZW Die Zwanziger gelten als Blütezeit des Jazz und eins der wichtigen Jahrzehnte für die Emanzipation der Frau. Es wäre daher mehr als vorschnell, den Neoswing von Alice Francis als nostalgische Sehnsucht abzuschreiben. Die Kölnerin mit der verruchten Stimme pimpt die goldenen Zwanziger vielmehr mit kräftigen Elektrobeats und Anleihen von HipHop. Gerade ist ihr neues Album „Electro Shock“ erschienen, das Dixielandjazz futuristisch klingen lässt und das Grammophon wieder populär machen könnte. 28. 5., 20 Uhr 108 Infos und Tickets unter uci-events.de +NRW_s104s111_kuk-jw-1k_+NRW_s104s111_kuk Kopie 1 20.04.17 19:00 Seite 109 KLUBS + KONZERTE KUNSTRASEN + Karate Andi Foto: Devil Duck Records OPEN AIR 2017 LEE AARON The Dead South Münster, Gleis 22 Sie singen gerne über mordlustige Ehefrauen, und treu bleiben sie wohl lediglich ihren Banjos. Fotos, auf denen man The Dead South ohne Bier- oder Whiskeygläser sieht, gelten als Raritäten. Ungewiss, ob die kanadischen Bluegrassfolker es mit so einem Lifestyle in den Himmel schaffen werden. Dafür tröstet sich das Quartett damit, dass es in der Hölle wenigstens nicht langweilig wird: „In Hell I’ll be in good Company“ ist nur einer ihrer mitreißenden Folksongs. Nun führt sie ihre „Banjo Odyssey“ auch nach Deutschland, wo sie ihr aktuelle Album „Illusion & Doubt“ zum Besten geben werden. Foto: FKP Scorpio 30. 5., 20 Uhr White Köln, Blue Shell Was tun, wenn man schon am Montag nach dem Nachtleben des nächsten Wochenendes giert? Am besten, man gründet selbst eine Band und verlegt Samstagnacht in die Woche. So haben es jedenfalls die fünf Klubfans von White aus Glasgow gemacht. Leo Condie und seine Band vermengen Indiepop, Postpunk und Elektrobeats. Ihre Songs sind Oden an das schrille Partyleben und famose Protestsongs gegen den Feind aller Raver: den spaßfreien und herzlosen Montag. Aber selbst den könnte das Quintett noch besiegen, auch wenn White ihre anstehende Tour an einem Dienstag beginnen. 30. 5., 20 Uhr 109 WÄHLE DAS BESTE KONZERT! +NRW_s104s111_kuk-jw-1k_+NRW_s104s111_kuk Kopie 1 20.04.17 19:01 Seite 110 DAS N UM M ER 1 A LBUM INKL. DER SINGLES KEINE MASCHINE & LEICHTSINN ÜBERALL ALS CD, VINYL, D OWNLOAD & STREAM ERHÄLTLICH +NRW_s104s111_kuk-jw-1k_+NRW_s104s111_kuk Kopie 1 20.04.17 19:01 Seite 111 KLUBS + KONZERTE Konzertvorschau Lydia Ainsworth Köln, Yuca Foto: Indira Dominici 6. 6., 20 Uhr Basia Bulat Bielefeld, Falkendom Ein romantischer Roadtrip sieht anders aus: Nach einer Trennung ist Basia Bulat erst einmal 600 Meilen Auto gefahren. Immerhin inspirierte sie das zu neuen Songs. Dabei scheint die Singer/Songwriterin aus Toronto in zwei Welten zu Hause zu sein: Auf der einen Seite entstehen Songs aus dem Bauch heraus, andere wiederum wirken verkopfter. Bulat spielt Harfe und Klavier, weiß aber auch, wie kräftiger Folkrock funktioniert. Foto: John Michael Fulton 31. 5., 20 Uhr Snarky Puppy Köln, E-Werk 1. 6., 20 Uhr The Smith Street Band Köln, MTC Foto: Chris Hershman 21. 6., 20 Uhr Switchfoot Köln, Gloria Paul Weller Köln, Kantine 3. 6., 20 Uhr Midnight Oil Köln, E-Werk 21. 6., 20 Uhr Deep Purple Dortmund, Westfalenhalle 7. 6., 20 Uhr Runrig Mönchengladbach, Sparkassen Bank 23. 6., 20 Uhr Switchfoot haben sich zwar nach einer Fußhaltung auf Surfbretts benannt, doch nach sorglosen Beachboys klingt die Band aus San Diego keineswegs. Stattdessen schätzt man die Alternative Rocker für ihre melancholischen Gitarren und einen verträumt spirituellen Touch. Damit schwimmt die Gruppe um Sänger Jon Foremann auf der Erfolgswelle, was unter anderem ein Grammy-Gewinn belegt. Ihr aktuelles Album „Where the Light shines through“ entpuppt sich hingegen als echtes Rockbrett – Crowdsurfer welcome! Vintage Trouble Köln, Luxor 11. 6., 20 Uhr Elton John Köln, Lanxess Arena 27. 6., 20 Uhr Kiefer Sutherland Köln, Gloria 12. 6., 20 Uhr Mark Lanegan Band Bochum, Zeche 28. 6., 20 Uhr 31. 5., 20 Uhr 111 +NRW_s112s113_kunst-jw-1k_+NRW_s112s113_kunst 20.04.17 19:08 Seite 112 AUSSTELLUNG Comics! Mangas! Graphic Novels! BONN, BUNDESKUNSTHALLE 7. 5.–10. 9. Abb.: © Sam Shaw Inc. - www.shawfamilyarchives.com Keiji Nakazawa: Barfuß durch Hiroshima, Seiten 29 und 30 (1980) Sam Shaw: Marilyn Monroe, New York City 1954 (Das verflixte 7. Jahr) Sam Shaw Foto: Filipe Braga, © Serralves Foundation, Porto Abb.: © Keiji Nagazawa, Courtesy of Hiroshima Peace Memorial Museum Längst sind Bildergeschichten museumstauglich, nur noch unverbesserliche Kulturkonservative bezeichnen Werke wie Keiji Nakazawas „Barfuß durch Hiroshima“ als Schund. Einher mit dieser Aufwertung geht auch eine neue Vermarktung des Genres – Comics sind als Graphic Novels näher an die Literatur gerückt, wobei viele Comickünstler nicht wirklich glücklich mit dieser Verschiebung sind. Die Ausstellung ist die bislang größte Überblickspräsentation des Genres in der Bundesrepublik, zu sehen sind die Ursprünge im Zeitungsstrip bei Arbeiten wie dem heute als frühsurrealistisches Meisterwerk anerkannten „Little Nemo in Slumberland“ durch Winsor McCay, es folgt die Etablierung in der Subkultur bei Robert Crumb und Will Eisner bis hin zur erwachsenen Graphic Novel der Gegenwart. Ein Seitenstrang führt zu den japanischen Mangas, die kunsthistorisch wenig mit der westlichen Comickultur zu tun haben, allerdings ähnlich rezipiert werden. Trischa Donnelly: Untitled (2016), Installationsansicht „Trisha Donnelly“, Serralves Villa, Serralves Museum of Contemporary Art, Porto, 1. Juli–10. September 2016 Trischa Donnelly Jeder kennt das Bild von Marilyn Monroe, auf dem sie über einem U-Bahnschacht steht, während der Wind ihr Kleid hochweht. Ein Standbild aus dem Film „Das verflixte 7. Jahr“ – oder? Fast: Die ikonographische Aufnahme stammt von dem US-Fotografen Sam Shaw und ähnelt nur einer Szene im Film. Der 1999 gestorbene Shaw war der Stammfotograf Monroes, arbeitete aber ab Ende der 1960er auch als Filmproduzent und gewann unter anderem mit den Filmen John Cassavettes’ großen Einfluss auf Hollywood. Die Retrospektive „Finding the unexpected“ zeigt rund 230 SchwarzWeiß-Fotografien, geordnet nach den thematischen Schwerpunkten Sport, Porträt, Verbrechen und Film. Seit 1994 verleiht die Gesellschaft für Moderne Kunst den Wolfgang-HahnPreis im Gesamtwert von 100 000 Euro. Im Zentrum steht der Kauf einer Arbeit des Preisträgers, die das Museum Ludwig als Dauerleihgabe erhält, bislang unter anderem von Hochkarätern wie Pipilotti Rist, Rosemarie Trockel und Richard Artschwager. 2017 erhält den Preis die US-Amerikanerin Trischa Donnelly, die einerseits im Feld der Aktionskunst tätig ist, andererseits aber auch ein mittlerweile umfangreiches bildhauerisches Werk vorzuweisen hat. Im Rheinland ist Donnelly keine Unbekannte: Ihre erste deutsche Einzelausstellung hatte die heute 43-Jährige 2005 im Kölnischen Kunstverein im Rahmen des an sie in verliehenen Central-Kunstpreises, 2015 folgte eine Retrospektive bei der Julia Stoschek Collection in der Nachbarstadt Düsseldorf. OBERHAUSEN, LUDWIG GALERIE 21. 5.–17. 9. KÖLN, MUSEUM LUDWIG 25. 4.–30. 7. 112 +NRW_s112s113_kunst-jw-1k_+NRW_s112s113_kunst 20.04.17 19:08 Seite 113 AUSSTELLUNGSTIPP Abb.: © Tobias Pils, Foto: Jorit Aust AUSSTELLUNG Tobias Pils: Marfa (five) (2016) Tobias Pils Der österreichische Maler Tobias Pils konnte sich in den vergangenen Monaten sowohl bei Kritik als auch Kunstmarkt in den Vordergrund spielen, eine große museale Einzelausstellung in der Bundesrepublik steht allerdings noch aus. „Marfa Pictures“ stellt also einen weiteren Schritt in der Karriere des 1971 in Linz geborenen Künstlers dar, zu sehen sind „autonome Gebilde, die nur den Gesetzen der Kunst, einer rein visuellen Gewichtung folgen“, Gemälde, die Pils 2016 während seiner Residency bei der Chinati Foundation in Marfa, Texas, erstellte. BOTTROP, JOSEF ALBERS MUSEUM QUADRAT 21. 5.–3. 9. 113 „Wunder der Natur“ im Gasometer Oberhausen Die Ausstellung „Wunder der Natur“ hat im Gasometer Oberhausen alle bisherigen Rekorde gebrochen: Über 900 000 Besucher haben unter der 20 Meter großen Erdkugel, dem Höhepunkt in der über 100 Meter hohen Industriekathedrale, bereits die Vielfalt der Tiere und Pflanzen auf unserem Planeten erlebt. Bis zum 30. November wurde die Ausstellung „Wunder der Natur“ aufgrund ihres Erfolges verlängert. Großformatige Fotografien und Filmausschnitte zeigen die faszinierenden schöpferischen Kräfte des Lebens. Internationale Fotografen sind mit rund 150 großformatigen Abbildungen aus der Tier- und Pflanzenwelt in der Ausstellung vertreten. Die Fahrt auf das Dach des Gasometers bietet anschließend einen Blick auf die Erde, wie ihn sonst nur Astronauten erleben. Bewegte, hoch aufgelöste Satellitenbilder werden detailgenau auf die Erdkugel projiziert und zeigen dabei die Erscheinungen der Atmosphäre im Wechsel von Tag und Nacht und im Wandel der Jahreszeiten. Begleitet wird die Ausstellung von einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm. Dabei unternehmen die Besucher spannende Reisen in die Wildnis, sie fiebern mit namhaften Geo-Fotografen um das richtige Motiv, steigen in entlegene Bergwelten, tauchen in die Tiefe der Ozeane und begegnen wortgewaltigen Nachwuchswissenschaftlern. Die Reihe beginnt am 30. Mai mit einer hochkarätigen Diskussionsrunde. Frage: Wie lässt sich „Mal eben kurz die Welt retten“? Weitere Infos unter www.gasometer.de +NRW_s114_klassik-jw-1k_+NRW_s114_klassik 4 20.04.17 19:03 Seite 114 Foto: Sabin Tambrea KLASSIK Foto: Gunter Gluecklich Trio Enescu Gerade mal vor fünf Jahren taten sich die Pianistin Gabriele Gylyte-Hein, die Violinistin Alina Armonas-Tambrea und der Cellist Edvardas Armonas zusammen, doch ihnen eilt bereits ein erstklassiger Ruf voraus. Das musikalische Dreigestirn gilt als eines der besten Trios derzeit, mit zugleich gefühlvollem Spiel und großer Perfektion. In Hagen musizieren die drei Künstler gemeinsam mit dem Philharmonischen Orchester Hagen unter Leitung von Florian Ludwig. Auf dem Programm steht neben Schmidts 4. Sinfonie und einer Uraufführung von Vollmer auch Mozarts Tripelkonzert für Violine, Cello und Klavier. Hagen, Stadthalle 16. 5., 20 Uhr Das Rheingold Foto: Shervin Lainez 114 philharmonie Orchester sowie hochkarätigen Sängern wie Michael Volle als Wotan, Johannes Martin Kränzle als Alberich und Katarina Karnéus als Fricka. Ohne Bühnenpomp, dafür mit der vollen Wirkung von Wagners bombastischer Orchestrierung. Dortmund, Konzerthaus 29. 5., 19 Uhr Foto: Peter Rigaud Wie gut, dass er die Geige aufgegeben hat: Statt des Bogens führt Thomas Hengelbrock (Foto) heute viel lieber den Taktstock und ist einer der gefragtesten deutschen Dirigenten, bekannt für große Entdeckerlust und dafür, aus seinen Ensembles das Beste herauszuholen. Sein neuester Streich ist eine konzertante Aufführung von Wagners Klassiker „Das Rheingold“ – mit seinem bestens eingespielten NDR Elb- Wittener Tage für neue Kammermusik Arabella Steinbacher In Witten versammelt sich zu den Kammermusiktagen mal wieder alles, was in der Kammermusikszene Rang und Namen hat, darunter das Arditti Quartet, das Ensemble Modern und das Jack Quartet (Foto), das zu den führenden modernen Streichquartetten zählt. Zu Gehör kommen mehr als 20 Ur- und Erstaufführungen von Komponisten aus zehn Nationen. Sie war wohl ein reichlich aufgewecktes Kind, deshalb drückten die Eltern von Arabella Steinbacher ihr mit drei Jahren eine Geige in die Hand, um sie zu beschäftigen. Dass das eine ziemlich gute Idee war, beweisen zahlreiche Preise und gefeierte Auftritte mit den renommiertesten Orchestern der Welt. In Mainz spielt Steinbacher Werke von Dvořák, Bruch und Brahms. Witten, diverse Locations 5.–7. 5. Mainz, Rheingoldhalle 13. 5., 19:30 Uhr
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