„Wie geht es deinem inneren Menschen?“ (vgl. 2. Korinther 4, 16) „Wie geht es dir?“ Die Frage kennen wir. Wir hören sie fast bei jeder Begrüßung – aber hoffentlich sagen wir nicht jedem gleich, wie es uns geht! Das wäre ja nicht auszuhalten – sich ständig persönliche Lebensgeschichten und Notlagen anhören oder sich ständig Ratschläge geben lassen zu müssen. Dabei wollte man doch nur nett sein… Aber mit wem redest Du darüber, wie es Dir geht – nicht nur äußerlich, sondern innen? Manchmal sieht man uns ja schon äußerlich an, dass es uns innerlich schlecht geht. Bild: Ein plötzlicher Krater in einer Straße – ausgehöhlter Boden durch Bergbau/Trockenheit (Wasser weg). Weil es innen hohl ist, trägt die dünne Oberfläche die Last des äußeren nicht mehr. So ist es bei manchem von uns: Das Innere ist immer mehr ausgehöhlt, kraftlos, instabil – und plötzlich ist die Last des äußeren Lebens mit all seinen Herausforderungen zu schwer. Ein Abgrund tut sich auf, in den alles hinabzustürzen droht. Wie geht es Deinem inneren Menschen, und wie sorgst Du dafür, dass er stabil und belastbar bleibt? Heute eine erste Predigt zu dieser Thematik. In den nächsten Wochen noch mehr. Vom inneren Menschen heißt es einmal: „Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere Mensch von Tag zu Tag erneuert!“ 2. Korinther 4, 16 Viele von uns hier würden von sich sagen, dass sie Christen sind, Kinder Gottes, Jünger Jesu. Und es ist auch so. Euch möchte ich fragen: 2 Seid Ihr heilig? Gottes Wort sagt, dass wir es sein sollen: „Darum sollt ihr heilig sein, denn ich bin heilig!“ 3. Mose 11, 45 und „Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung!“ 1. Thessalonicher 4, 3 Also – seid Ihr´s? Ups. – Mancher fühlt jetzt noch einmal schnell seinen geistlichen Blutdruck und sagt dann ehrlich: „Nein.“ Ein anderer stand heute Morgen schon vor dem Spiegel des Wortes Gottes mit seinem Maßstab und muss sagen: „Nein.“ Aber vielleicht gibt es auch jemand, der sagt: „Also, wenn ich nur mein Leben und mein Verhalten sehe, müsste ich leider ehrlicherweise auch sagen: Nein. Aber wenn ich mir bewusst mache, dass ich in Christus bin, kann ich sagen: Ja! Es ist zwar noch nicht immer so gut zu sehen, aber ja, ich bin heilig in IHM!“ Scheinheilige (also Heuchler) bemühen sich, möglichst im besten Licht dazustehen und ihre Unvollkommenheiten im Dunkeln und geheim zu halten. „Bloß nicht erwischen lassen!“ ist ihr Motto! Die meisten Scheinheiligen wissen genau, dass sie den eigenen Ansprüchen nicht genügen – und Gottes Anspruch schon gar nicht. Aber sie geben sich die größte Mühe, dass es keiner merkt. Das ist fürchterlich anstrengend. Heilige aber bemühen sich, möglichst in Gottes Licht zu stehen, damit alles aufgedeckt und erhellt und gereinigt und durchleuchtet wird, was ihrem Sein in Christus noch nicht entspricht. Sie beten: „Treib aus, o Licht, all Finsternis!“ (Das ist eine Zeile aus einem bekannten Lied.) Ihr Motto ist: „Immer mehr leben, was ich schon bin. Immer mehr sein, wozu Christus mich gemacht hat. Und dabei hoffentlich nichts übersehen, was ich ablegen sollte, weil es nicht mehr zu mir passt!“ Die Frage, wie es Deinem inneren Menschen geht und wie stabil und geistlich belastbar Du bist, hängt entscheidend zusammen damit, wie Du in Deinem Leben die Spannung zwischen heilig und unheilig bewältigst! 3 Ich will Euch noch etwas provozieren: Jesus sagt in der Bergpredigt: „Ihr sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist!“ Matthäus 5, 48 Und – bist Du schon vollkommen? Der Apostel Paulus schreibt den Philippern: „Nicht, dass ich´s schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei…“ Philipper 3, 12 Puh – wie gut, Paulus also auch nicht. Ich habe schon gedacht, ich wäre allein unvollkommen. Aber drei Verse weiter schreibt er plötzlich: „Wie viele nun von uns vollkommen sind, die lasst uns so gesinnt sein…“ Philipper 3, 15 Ja, was denn nun – noch nicht vollkommen oder doch schon? Und wie sollen wir gesinnt sein? Lesen wir den Text ganz, auch das, was dazwischen steht: „Nicht, dass ich´s schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich´s wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin. Meine Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, dass ich´s ergriffen habe. Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung in Christus Jesus. Wie viele nun von uns vollkommen sind, die lasst uns so gesinnt sein.“ Philipper 3, 12 – 15 Dass ich vollkommen bin, ist Gottes Geburtstagsgeschenk und seine Berufung für mich, wenn ich durch Christus neu geboren werde. Und gleichzeitig ist es Sein Plan und Konzept und Ziel, dass ich meiner Berufung entsprechend lebe – mehr und mehr. 4 Die Aufforderung an einen Christen ist: „Lebe, was Du durch Christus bist!“ Aber ist jagen nach dem vorgesteckten Ziel nicht genau der Stress und Druck, der zu Erschöpfung und Aushöhlung des inneren Menschen führt, bis irgendwann alles zusammenbricht? Mancher von uns hier ist aufgewachsen in einem gesellschaftlichen und religiösen System, das voller Regeln und Gebote und Drohungen war. Wenn Du sie nicht beachtest und befolgst, bist Du raus, wirst Du geächtet und bestraft – von der Gesellschaft, von der Familie und von Gott! Ist das Christentum dasselbe Gift, nur mit ein bisschen Zuckersüße versehen und darum leichter zu schlucken? (Wie eine bittere Tablette, die eine süße Hülle hat.) Zuerst wird Dir Vergebung angeboten und gewährt, aber danach gibt es denselben Druck – und den Rausschmiss, wenn Du nicht gehorchst? – Schließlich ist Gott heilig, und wir sollen auch heilig sein! Ein Wort im Römerbrief könnte den Stressfaktor noch erhöhen: „Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder!“ Römer 8, 14 Sind Christen also Getriebene, immer auf der Flucht aus Angst vor der Peitsche des Antreibers, dem Heiligen Geist, der hinter uns her ist? Nein!!! Hört die nächsten Verse: „Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! Der Geist selbst gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind.“ Römer 8, 15 + 16 Der Heilige Geist ist nicht einer, der uns antreibt, uns wie Kinder zu benehmen, obwohl wir Knechte sind, sondern der uns bestätigt, dass wir Kinder sind, und der uns anleitet und befähigt, uns nicht wie Knechte zu benehmen! 5 Der Heilige Geist ist nicht ein Antreiber, der hinter uns her ist, sondern er ist die Antriebskraft in uns. Den Heiligen Geist schenkt Gott jedem seiner Kinder ins Herz, wenn sie durch Christus neu geboren, also Christen werden. Wie wird man Christ? In Kurzbeschreibung so: Der Heilige Geist bewirkt in einem Menschen zunehmende Traurigkeit und Reue über den Hang zum Bösen und über die Sünde im eigenen Herzen. Er bewirkt die Sehnsucht nach Vergebung und Frieden mit Gott. Dann hilft der Heilige Geist, Christus zu erkennen – und dass bei ihm Vergebung ist, weil Er sich für uns geopfert hat, um uns zu retten. Glaube wird geweckt, Vertrauen entsteht. Und dann kommt der Entschluss: Ich will mein altes Leben in den Tod geben und im Vertrauen auf Jesus ein neues Leben beginnen. Ein solches Umdenken und Umkehren nennt die Bibel Buße – der Heilige Geist führt Menschen zur Buße, zu solcher Umkehr. Und wenn ein Menschen diese Entscheidung trifft – was ein Wunder Gottes ist –, geschieht das nächste Wunder: Gott gibt diesem Menschen den Heiligen Geist ins Herz. Es ist der Geist eines Gotteskindes, der Geist der Sohnschaft (heißt es wörtlich), der Geist, der auch in Jesus war und der der Geist Jesu ist. Durch ihn wohnt Gott nun in uns. Der Heilige Geist ist wie der Gültigkeitsstempel unter der Geburtsurkunde des Himmels: „Du bist mein Kind!“ Unterschrieben und gesiegelt vom Vater im Himmel! „Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsere Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater! So bist du nun nicht mehr Knecht, sondern Kind; wenn aber Kind, dann auch Erbe durch Gott!“ Galater 4, 6 + 7 Viele hier kennen „die Geschichte vom verlorenen Sohn“ aus Lukas 15 (ab Vers 11 ff.). Eigentlich ist es vor allem „die Geschichte vom barmherzigen Vater“! Erinnert Ihr Euch? Was tat der Vater, als sein rebellischer Sohn, der weggelaufen war und sein Erbe verprasst hatte, reumütig zurückkam? 6 Er erneuerte nicht als Erstes das alte Regelwerk und forderte Unterordnung und Gehorsam, sondern er stellte die Beziehung zu seinem Kind wieder her! Und er veranstaltet ein riesiges Fest: „Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.“ Lukas 15, 24 Was ist denn der Unterschied zwischen einem Knecht und einem Kind? Ein Knecht bekommt Anweisungen auf einem Dienstplan und versucht sie zu erfüllen verbunden mit der Angst vor den Folgen, wenn er es nicht tut. Ein Kind aber, das Vertrauen zu seinem Vater hat und ihn liebt, dieses Kind liebt den Willen des Vaters und vertraut, dass dieser Wille das Beste ist, was es gibt. Dieses Kind hat die gleiche Gesinnung wie der Vater und dieselben Gene, ihm sind die Werte des Vaters ins Herz geschrieben – und darum lebt es so, wie es den Vater ehrt! Erinnert Euch an die Jahreslosung aus Hesekiel 36, wo Gott schon im Alten Testament genau dieses Wunder des neuen Lebens, das Wunder der Gotteskindschaft, so beschreibt: „Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun!“ Hesekiel 36, 26 + 27 Und beim Propheten Jeremia finden wir es wieder: „Das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz schreiben, und sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein!“ Jeremia 31, 33 Nicht mehr ein Regelwerk außerhalb von uns, das von uns fordert, was wir nicht leben können, sondern Gottes Wertesystem in uns, das wir nun leben können, weil der Heilige Geist es fördert! Paulus kann sogar sagen: 7 „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch (als Mensch), das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben.“ Galater 2, 20 Wie ist es bei einem neugeborenen Kind? Ist es erst dann Kind, wenn nichts mehr „in die Hose“ (oder in die Windel) geht? Nein, es ist Kind, weil es geboren wurde und den Namen des Vaters trägt und die Gene der Eltern hat und geliebt ist! Trotzdem bleibt das Ziel, bald nicht mehr „in die Hosen“ zu machen. Aber ist es nicht mehr Kind, wenn doch mal wieder etwas „in die Hose“ geht? Natürlich nicht! Ach so, dann ist es also egal, wie viel Sch… Schlimmes wir als Kinder Gottes machen? Menschen, die Schmutzfantasien (oder als anderes Extrem Putzzwänge) haben, haben meist früh nicht gelernt, zu Sauberkeit und Schmutz ein gesundes Verhältnis zu entwickeln, sie sind in ihrer Seele krank. Das ist auch in geistlicher Hinsicht so: Wer sich nach dem alten, sündhaften, schmutzigen Leben zurücksehnt, das er doch bereut und in den Tod gegeben hat, der ist geistlich krank. Der braucht geistliche Hilfe, bei dem muss das geistliche Leben wiederbelebt und erneuert werden. Der muss erinnert werden daran, wozu er berufen ist und wer er in Christus ist: Kind Gottes! Begreife und ergreife, wer Du bist in Christus! Und dann lebe auch so – in der Kraft des Heiligen Geistes! Genau diese Thematik bearbeitet Paulus intensiv im Römerbrief in den Kapiteln 6 – 8. Ein Ausschnitt aus Kapitel 6 (nach der Übersetzung „Hoffnung für alle“): 8 „Was bedeutet das nun für uns? Sollen wir etwa weiter sündigen, damit Gott Gelegenheit hat, uns seine Barmherzigkeit und Liebe zu beweisen? Natürlich nicht! Als Christen sind wir für die Sünde tot. Wie könnten wir da noch länger mit ihr leben? Römer 6, 1 + 2 Dann nimmt Paulus Bezug auf die Taufe als Bild für das Sterben mit Christus und das Auferstehen mit Ihm. Und dann weiter ab Vers 11: „Daran müsst ihr festhalten: Ihr seid tot für die Sünde. Lebt nun für Gott, der euch durch Jesus Christus das neue Leben gegeben hat. Achtet darauf, dass euer vergänglicher Leib nicht von der Sünde, von der Triebhaftigkeit beherrscht wird. Nichts, keinen einzigen Teil eures Körpers, sollt ihr der Sünde als Werkzeug für das Böse zur Verfügung stellen. Dient vielmehr Gott mit allem, was ihr seid und habt. Weil ihr mit Christus gestorben seid und er euch ein neues Leben schenkte, sollt ihr jetzt Werkzeuge in Gottes Hand sein, damit er euch für seine Ziele einsetzen kann. Die Sünde hat ihre Macht verloren…! Römer 6, 11 – 14a Gott fordert von uns nicht einen Kampf, bei dem das Ende noch offen ist. Nein, er fordert uns auf darum zu kämpfen, dass der Sieg, den Jesus für uns errungen hat und an dem Er uns Anteil gibt, sich nun in unserem Leben immer mehr entfaltet und auswirkt. Die Macht der Sünde ist gebrochen, darum weigern wir uns, ihr wieder neu Macht einzuräumen! Und wenn es doch wieder passiert ist und wir gesündigt haben, dann führt der Heilige Geist uns neu dazu, es zu bereuen, und uns daran zu erinnern, wer wir durch Christus sind, nämlich Kinder des lebendigen Gottes, die berufen sind, heilig zu sein und vollkommen! Immer wieder sind die Aufrufe des Wortes Gottes zum gehorsamen Leben als Kinder Gottes verbunden mit der Erinnerung daran, wer wir durch Christus sind. Und sie sind verbunden mit der Zusage, dass Sein Geist in uns vollbringt, was Er für seine Kinder will. 9 „Denn was wir sind, ist Gottes Werk; er hat uns durch Jesus Christus dazu geschaffen, das zu tun, was gut und richtig ist. Gott hat alles, was wir tun sollen, vorbereitet; an uns ist es nun, das Vorbereitete auszuführen!“ Epheser 2, 10 (nach „Neue Genfer Übersetzung“) Und Ihr wisst, wie gerne ich die Schlussverse aus dem Hebräerbrief als Segensgruß lese: „Der Gott des Friedens aber, der den großen Hirten der Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt hat durch das Blut des ewigen Bundes, der mache euch tüchtig in allem Guten, zu tun seinen Willen, und schaffe in uns, was ihm gefällt, durch Jesus Christus, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“ Hebräer 13, 20 + 21 Schluss: Wie geht es Deinem inneren Menschen? Ist Dein inneres Fundament ausgehöhlt, so dass die Lasten und Belastungen des Alltags mit all seinen Versuchungen und Anfechtungen kaum noch zu tragen sind? Bist Du getrieben oder lebst Du Deine Berufung? Komm an das Herz des Vaters der Dich liebt! Erneuere Dein Vertrauen zu Jesus, der Dich gerettet und zur Freiheit berufen hat! Und gib neu dem Heiligen Geist Raum, der Dich mehr und mehr ausleben lässt, was Du in Christus schon bist: Ein Kind Gottes! Eine höhere Berufung gibt es nicht! Amen! Volkmar Glöckner 2017
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