Geschrieben am 21.02.2017 von James Blond im Deutschen Schriftstellerforum Fragil Liebes menetekel, wie erfrischend doch zuweilen das techtelmechtel mit dir! :) Doch nehme ich weder etwas zurück noch heraus, weder jetzt noch hernach. Eichendorff hat diese Begriffe (leise schmerzend, hernach) nie verwendet und ich sehe mich nicht in der Gefahr des Epigonalen, nur weil ich Wehmutsgefühle mit bekannten lyrischen Mitteln und Formen dargestellt habe. Vielleicht mag das Gefühl nur nicht mehr zeitgemäß sein? ;) Was die von dir nicht erkannte Ähnlichkeit zum Heine-Zitat anbelangt, so helfe ich dir gern noch etwas nach: es geht in beiden Texten um den Einzug eines Stimmungsklanges ins Gemüt . Zitat: Es zieht ein Klang in meine späten Tage, der leise schmerzend bis zum Herzen dringt; Leise zieht durch mein Gemüt Liebliches Geläute. Eine größeren Bezug findest du übrigens zu keinem Eichendorff-Text. Oder doch? Dann bitte auch: wo. Hernach ist ein großartiges Wort, nach dem ich länger gesucht habe; in der ersten Fassung war es nicht enthalten. Es deutet meiner Ansicht nach stärker als "nachher", "anschließend", "danach" etc. auf einen größeren Übergang (hier: auf die Vergänglichkeit) hin. Was sollte an "leise schmerzend" schlecht sein? Es ist nicht abgegriffen, sachlich nicht verkehrt und steht in einem qualitativen Bezug zu "Klang" als auch zu "Schmerz". Und wieder die gleiche Anmaßung, als obdu die Hoheit über einen "zeitgemäßen Stil" hättest. Allerdings bemühe ich mich nie darum, sondern, wie bereits erwähnt, um Authentizität- wenn das nicht zeitgemäß sein sollte, stört es mich auch nicht. Es geht mir nicht darum, irgendwelche Romantiker nachzuahmen, sondern die passende lyrische Sprache für einzeitloses menschliches Seinsgefühl zu entwickeln. Dass ich dazu nach alten Formen - wie hier der Stanze - greife, sehe ich keineswegs als Nachteil. (Von Eichendorff kenne ich übrigens keine Stanze, aber von Heine.) Wer Großschreibung, feste Metren oder Reime nicht mag, wer mit traditionellen lyrischen Inhalten hadert, wem eine Wortwahl abseits der Alltagsphrasen nicht zusagt, ist bei mir vermutlich an der falschen Adresse. Aber Totgesagte leben bekanntlich länger, dies gilt für die Lyrik insgesamt, wie auch für ihre traditionellen Formen und Inhalte. Ihre Todesanzeigen werden häufig von der sog. Avantgarde verbreitet, deren Stil meist schon unter der Erde ist, bevor sie ihr neues Konzept an das Publikum gebracht haben. :D Was bedeutet schon zeitgemäß im Hinblick auf Jahrhunderte, -tausende? Hernach ist eh alles wurscht, sorry: Erde! 1 of 2 Dieser Text stammt aus dem Deutschen Schriftstellerforum / http://www.dsfo.de Geschrieben am 21.02.2017 von James Blond im Deutschen Schriftstellerforum Fragil ;) Gern erklärt. Grüße JB Lesen Sie hier die komplette Diskussion zu diesem Text (PDF). 2 of 2 Dieser Text stammt aus dem Deutschen Schriftstellerforum / http://www.dsfo.de
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