Löcher in der Matrix – Von Lesern für Leser

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Löcher in der Matrix – Von Lesern für Leser
Author : Malisch
Immer wieder erreichen uns Leserzuschriften zu möglichen Löchern in der Matrix. Wenn also Fakten und
Berichterstattung nicht zueinander passen wollen, wenn die Welt zu offensichtlich durch eine – und zwar die immer
selbe – Brille gesehen wird, oder wenn die Berichterstattung über wichtige Geschehnisse gar nicht erst stattfindet,
dann ist das ein Fall für die Löcher in der Matrix. Ein besonders aufmerksamer Leser schickte uns in dieser Woche
sogar gleich zwei solche Löcher zu.
„Flüchtlinge überwinden EU-Grenze: Bis zu 500 stürmen spanische Exklave Ceuta“ (t-online.de, 17.2.2017)
Der Medienmainstream tat sich mit seiner Sprachregelung zur Masseneinwanderung in die EU von Anfang an
schwer. Hier ist beispielsweise zu lesen, dass mehrere hundert „Flüchtlinge“ die EU-Grenze überwunden haben.
Als Filmunterschrift heißt es dann „Hunderte Migranten stürmen spanische Exklave Ceuta“. Wer die Begriffe
Flüchtling und Migrant verwendet als seien diese Synonyme, dem geht es offenbar nicht um Berichterstattung und
Aufklärung, sondern um die Vernebelung an sich eindeutiger Sachverhalte. Und es gab Verletzte – sowohl bei den
„Flüchtlingen“ als auch bei den Sicherheitskräften. Das wiederum ist nicht nur deshalb bemerkenswert, weil die Art
des Grenzübertritts demnach nicht ganz so war, wie man sich das beim Hereinbitten bedürftiger Gäste ins eigene
Haus vorstellt. Der erstaunte Leser erfährt auch noch nebenbei, dass die spanischen Exklaven Ceuta und Melilla
die einzigen EU-Außengrenzen auf dem afrikanischen Kontinent darstellen. Und jetzt kommt’s: „Die Grenzanlagen
bestehen aus zwei je sechs Meter hohen Zäunen, dazwischen erschwert ein Netz aus Stahlkabeln das
Vorankommen.“ Während man sich gerne und oft über „Trumps Mauer“ zu Mexiko mokiert, hat auch die EU ihre
Außengrenze – zumindest an dieser Stelle – ebenso massiv wie selbstverständlich gegen illegale Eindringlinge
gesichert. Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe.
„Tausende Stellen in Deutschland: Amazon schafft 15.000 Jobs in Europa“ (n-tv.de, 20.2.2017)
Die aktuelle Jubelmeldung von der Konjunkturfront bringt n-tv.de. „15.000 Jobs in Europa“ – also ein klares
Bekenntnis zu Europa, des aufgrund seiner Geschäftsmethoden ansonsten oft nicht immer ganz so wohl gelittenen
US-Multis amazon.com. Und ja, „Tausende Stellen“ werden alleine in Deutschland geschaffen. Um genau zu sein,
sollen es „mehr als 2.000 Stellen“ sein, also gerade so viel, dass man den Plural von Tausend guten Gewissens
verwenden darf – sogar in der Überschrift. Lediglich im Fließtext erfahren wir, dass auch in Großbritannien kräftig
aufgestockt werden soll: 5.000 Stellen dürfen wir für die Insel notieren. Womit ausgerechnet auf das Land des
Brexits der Löwenanteil der neuen Mitarbeiter entfällt. Ein bisschen kleinlaut wird das mit „… auch nach der BrexitEntscheidung …“ kommentiert. Vermutlich werden einfach nur deshalb mehr Mitarbeiter benötigt, weil dort künftig
ohne EU alles sehr viel komplizierter und sehr viel weniger effizient laufen wird. Ironie aus, Realität an: Schon vor
wenigen Monaten kündigte der US-Konzern McDonald’s an, seine Europazentrale aus Luxemburg nach London
verlegen zu wollen. Der von den EU-Fanboys und -girlies angekündigte Niedergang Großbritanniens scheint also
noch ein wenig auf sich warten zu lassen.
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Nächstes Loch ?
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