- Deutsche Mittelstands Nachrichten

Ausgabe 08
24. Februar 2017
Deutsche
MittelstandsNachrichten
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Welthandel
Volkswagen: Erfolg in China hängt von Gunst der Politik ab
Die politische Gunst ist eine gefährliche Basis. Strebt China eine neue Politik an, könnte der Markt für VW wegbrechen
D
er chinesische Automarkt ist durch
Zölle, Steuern und Regulierungen abgeschottet. Er ist hochgradig administriert
– ein ‚politischer’ Automarkt. Ziel ist es,
eine wettbewerbsfähige einheimische Industrie aufzubauen und gleichzeitig Verhandlungsmacht im Export zu erlangen.
Dabei werden einige ausländische Hersteller bevorzugt– zuvorderst Volkswagen.
Doch der Erfolg hängt von den anstehenden politischen Entscheidungen ab.
Der Aufstieg von Chinas Autoindustrie ist in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte beispiellos. Innerhalb von 15
Jahren ist China vom marginalen zum
größten Automarkt und Autohersteller
der Welt geworden. Diese Entwicklung
beruht auf Importsubstitution. Der Automarkt wird durch Zölle, Steuern, Abgaben
und Auflagen abgeschottet. Ausländische
Hersteller werden unter der Voraussetzung zugelassen, dass sie ihre Technologie
in ein Joint Venture (JV) mit einem einheimischen staatlichen Hersteller einbringen,
der Mehrheitsaktionär ist.
Der Umsatz deutscher Autobauer ist stark politisch geprägt. Quelle: Flickr/brett jordan/CC BY 2.0
Die Instrumente, welche die chinesische Führung einsetzt, um die Importsubstitution zu erreichen, sind Importzölle,
Mehrwert- und Konsumsteuern sowie
Sondersteuern und umgekehrt Subventionen an einheimische Hersteller und
Regulationen. Für importierte Personenwagen gilt zunächst eine Importsteuer
von 25 Prozent. Dann kommt die allgemeine Mehrwertsteuer von 17 Prozent
hinzu, die auf alle im Inland verkauften
Personenwagen erhoben wird. Schließlich
kommen Konsumsteuern hinzu, die nach
der Größenklasse der Motoren der Fahrzeuge abgestuft sind. Sie sind gering bei
kleinmotorigen Fahrzeugen, bedeutender
bei Mittelklassefahrzeugen und hoch bei
großvolumigen Motoren, die über drei
Litern liegen. Wichtig ist, dass die Importsteuer durch die Multiplikation mit den
zusätzlichen hohen Konsum- und Mehrwertsteuern für eine wirksame Abschottung des Marktes sorgt.
Die Importsubstitution hat gewirkt,
die Autoimporte sind gering und erreichen volumenmäßig knapp 4 Prozent der
zugelassenen Fahrzeuge. Doch die Hoffnung oder Erwartung der chinesischen
Führung, damit eine wettbewerbsfähige
Industrie auf dem Binnen- oder auf den
Exportmärkten auf die Beine zu stellen,
hat sich bisher nicht erfüllt – bei weitem
nicht. Damit unterscheidet sich der Auto-
Analyse
Mittelstand wünscht mehr Unabhängigkeit von Bankkrediten
Finanzierungen, die Kredite ergänzen oder ersetzen können, rücken weiter
ins Blickfeld des Mittelstands. 57 Prozent
der kleinen und mittleren Unternehmen
(KMU) in Deutschland wünschen sich
mehr Unabhängigkeit von der Hausbank.
Besonders ausgeprägt (67 Prozent) ist die
Haltung in Unternehmen mit 2,5 bis 50
Millionen Euro Umsatz, ebenso in den
Branchen Im- und Export (63 Prozent)
und Handel (62 Prozent). Jeder zweite
Finanzentscheider in KMU sieht Vorteile
bei modularen Lösungen. So erklären 48
Prozent, eine ausgewogene Finanzierung
umfasse neben Eigen- und Fremdkapital
auch Beteiligungen, Factoring und Leasing. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie des Bundesverbands
Factoring für den Mittelstand (BFM).
67 Prozent der Entscheider gehen
davon aus, dass die Finanzierung als strategisches Element weiter an Bedeutung
gewinnen wird. Dabei spielen bankenunabhängige Modelle wie das Factoring
eine immer größere Rolle. Derzeit nutzen
15 Prozent der KMU (2014: 14 Prozent)
den laufenden Verkauf von Forderungen als Finanzierungsform. Die Gründe:
Factoring ermöglicht eine schnelle und
planbare Liquiditätsbeschaffung. Zudem
kann es Wachstum auch bei hoher Dynamik unterstützen, weil das Volumen der
Finanzierung in gleichem Tempo mitwächst.
Ein Hemmnis, die Umsatzfinanzierung einzusetzen, liegt in mangelnder
Vertrautheit. 75 Prozent der Befragten
erklären, sie wissen zu wenig über Factoring, um es für ihr Unternehmen zu nutzen. Überdurchschnittlich ist der Anteil
im Baugewerbe (82 Prozent) und beim
Handel (79 Prozent). Dort lassen sich zugleich erhöhte Ausfallquoten feststellen.
28 Prozent der Befragten im Bau und 26
Prozent im Handel mussten schon einmal größere Forderungsausfälle hinnehmen, die ihr Unternehmen vor Probleme
gestellt haben. Laut BFM Factoring-Studie war jedes fünfte KMU in Deutschland
betroffen (21 Prozent). Während die Schadensfälle in der Umsatzklasse bis 2,5 Millionen Euro um 4 Prozent zurückgingen,
stiegen sie in der Klasse 2,5 bis 50 Millionen Euro um 4 Prozent an.
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markt fundamental vom Markt für andere
Konsumgüter wie Smartphones, TVs, PCs,
Tablets und andere, bei denen chinesische
Hersteller im Binnenmarkt dominieren
und auch im Export eine starke Marktstellung haben. Der Konsum hat in den letzten
15 Jahren in China stark zugenommen. Zukünftig soll er gemäß offizieller Lesart die
Exporte und Investitionen als WachstumsLokomotive ablösen. Das wohl wichtigste
dauerhafte Konsumgut „Auto“ ist aber bisher eine Domäne ausländischer Hersteller – auch wenn sie fast exklusiv in China
selbst produziert werden.
Jährlich werden heute in China rund
25 Millionen Personenwagen gegenüber
17.5 Millionen in den USA, 15 Millionen in
Europa und 4.5 Millionen in Japan hergestellt. Hinzu kommen in China etwa 4
Millionen Nutzfahrzeuge wie Lastwagen,
Busse oder sonstige Transporter. Letztere
werden fast ausschließlich in China produziert. Importe sind dagegen unbedeutend. Insgesamt haben rund 190 Millionen Autobesitzer in China 280 Millionen
Fahrzeuge. Die Automobildichte ist aber
immer noch vergleichsweise gering. Auf
1000 Einwohner gibt es rund 200 Personenwagen gegenüber rund 500 in Europa.
Das Gros des Wagenparks sind Klein- und
untere Mittelklassewagen. Daneben ist
wegen der großen sozialen Ungleichheit
der Markt für Premium- und vor allem für
Luxusfahrzeuge sehr groß. Die steigenden
Realeinkommen erlauben, dass vermehrt
statt Klein- auch Mittelklassewagen und
sogar Premium-Modelle gekauft und somit produziert werden können. In China
gibt es also von den Zahlen her noch immer Potential im Automarkt gegenüber
den sehr reifen Automärkten in Europa, in
den USA oder in Japan. Dort stagnieren die
Verkaufszahlen teilweise seit Jahren oder
fast Jahrzehnten. Die Margen sind in den
USA und in Europa verglichen mit China
hauchdünn.
Die Autoindustrie Chinas ist umgekehrt immer noch fragmentiert, mit vielen kleineren und mittleren Herstellern
und Modellen, deren Namen bei uns nicht
einmal geläufig sein dürften. Die Gewinnmargen sind sehr hoch – zum Teil weil der
Markt stark wächst und von der Importkonkurrenz abgeschottet ist. Die MarktRegulation spielt darüber hinaus eine
Schlüsselrolle. Weil der Technologietrans-
fer erzwungen und
teilweise ungehemmt
kopiert wird, hatten
die ausländischen Autohersteller oft wenig
Motivation, neue ‚state
of the art‘-Technologie
einzubauen. Die chinesischen Zulassungsvorschriften basieren
umgekehrt auf den
Euro-Normen – aber
mit zwei Generationen oder 5-10 Jahren
Verspätung. In Europa
gilt die Euro-6 Norm,
in China aber fast ausschließlich Euro-4 – nur in Beijing Euro-5.
Die ausländischen Hersteller verwendeten
deshalb teilweise alte, abgelaufene Technologie, deren Entwicklungskosten längst
amortisiert sind. Auf jeden Fall leisteten
sie bisher wenig Entwicklungsarbeit spezifisch für China. Darüber hinaus sind die
Produktionskosten generell niedrig, die
Preise aber hoch. Die chinesischen Konsumenten wollen ausländische Marken
kaufen, haben außer für billige Kleinwagen wenig für die Produkte einheimischen
Schaffens übrig. Der Marktanteil ausländischer Marken bei den in China produzierten Fahrzeugen liegt bei rund zwei Dritteln.
Werden nicht nur die Volumina, sondern
die Verkaufswerte berücksichtigt, liegt der
Anteil ausländischer Hersteller deutlich
höher – wahrscheinlich über 80 Prozent.
Werden die Importe hinzugerechnet, dürfte der Anteil noch höher liegen. Denn Importe sind vor allem Premium- bzw. sogar
Luxus-Fahrzeuge wie die 85.000 Lexus,
die nur importiert und nicht lokal produziert werden, die Mercedes S-Klasse, die
BMW 7er, Porsches, Ferraris oder Bentleys.
Ihr Preis liegt bei einem Vielfachen der
Preise einfacher Kleinwagen.
Für diejenigen ausländischen Hersteller, welche im Markt gut verankert sind,
erscheint China wie eine Goldgrube. Auffällig ist, dass sich dieser Geldsegen auf
wenige Hersteller konzentriert. Sie fahren
im Konzern einen sehr bedeutenden Teil
der Gewinne von dort ein. Volkswagen als
größter Hersteller mit den Marken VW,
Audi, Skoda im Produktionsstandort China kann seine mangelnde Profitabilität in
den USA und bei der Kernmarke in Euro-
24. Februar 2017
Quelle: carsalesbase.com
pa durch extrem hohe Gewinne in China
kompensieren. Vergleichbares gilt für General Motors mit den Marken Buick, Chevrolet und Wuling. Diese beiden Hersteller
sind gemessen an der Zahl produzierter
Autos die bei weitem größten in China.
Nächst wichtigster Hersteller ist Hyundai/
Kia aus Korea. Dann folgen mit deutlichem
Abstand die drei großen japanischen Hersteller Toyota, Honda, Nissan sowie Ford.
Allein die Produktionszahlen sagen
aber nicht viel aus. Die deutschen Premium-Hersteller Audi, BMW und DaimlerBenz verdienen sich auch aufgrund der
Exporte nach China eine goldene Nase.
Für die Partei-Elite und Neureiche spielen
Kaufpreise – 25 Prozent Importzoll plus
Mehrwertsteuer plus motorabhängige
Konsumsteuer – scheinbar keine Rolle.
Man will die voll ausgestattete Langversion mit den stärksten Motoren. Die Kehrseite dieses demonstrativen Konsums ist
natürlich, dass dem gemeinen Volk die
Präferenz für ausländische Spitzenprodukte gegenüber einheimischen Erzeugnissen vorgelebt wird. Die folgende Grafik
zeigt, welche Bedeutung dem chinesischen
Markt für die deutschen Autohersteller zukommt.
Die Abhängigkeit deutscher Hersteller, allen voran Volkswagen, vom chinesischen Markt sticht hervor. Toyota als
größter und bei weitem profitabelster
Massenhersteller der Welt setzt gerade
mal 12 Prozent in China ab. Renault/Nissan rund 13 Prozent. Nur GM ist mit rund
35 Prozent in einer ähnlicher Größenordnung wie Volkswagen. Mit rund 20 Prozent
der Verkäufe sind auch Hyundai/Kia sowie
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zösischen Staat heute der größte Aktionär
von PSA. Der Eintritt des französischen
Staates hat PSA mit Sicherheit in China
geholfen. Opel und Ford sind als weitere
europäische Massenhersteller in China
absent. Ihre Absenz ist erzwungen, weil die
Mutterhäuser diesen Markt für sich reklamieren
Der sehr unterschiedliche Erfolg im
wichtigsten Markt der Welt hat Rückwirkungen auf Wettbewerbsfähigkeit und
Marktanteile in den Heimmärkten. Die
drei deutschen Autohersteller Volkswagen
(inklusive Audi, Skoda, Porsche), BMW und
Mercedes vermochten, bei relativ geringen
zusätzlichen Entwicklungsaufwendungen
einen stetig anwachsenden Cash-flow aus
dem Chinageschäft zu
generieren. Sie konnten dadurch Modelloffensiven und hohe
Entwicklungsaufwendungen in ihren
Heimmärkten finanzieren. So haben sie in
Europa Marktanteile
in allen Segmenten
und Märkten gewinnen können – allen
voran Volkswagen. Der
Quelle: best-selling-cars.com/china, eigene Berechnung
Volkswagen-Konzern
hat einen Marktanteil von 36 Prozent in
nesischen Markt aufgestellt, verpassten es Europa. Die Kernmarke VW verdient aber
Fiat/FCA bis heute, im chinesischen Markt keine müde Mark in Europa – dies seit Jahr
nennenswert Fuß zu fassen. Die beiden und Tag. Die Gewinne kommen von Audi,
großen französischen Autohersteller mit Skoda und Porsche, während auch SEAT
einem ähnlichen Profil wie Fiat sind ent- über ein Jahrzehnt lang ein notorischer
weder absent (Renault) oder erst relativ Verlustbringer war. Ohne den Erfolg im
spät voll in China eingestiegen (PSA). Ren- China-Geschäft – lokale Produktion und
ault ist immerhin über seine Beteiligung Exporte kombiniert – wäre Volkswagen
an Nissan in China indirekt vertreten. PSA nie zu dieser dominanten Kraft in Europa
war schon sehr früh in China aktiv, aber geworden. Heute verdient Volkswagen in
immer mit kleinen Produktionszahlen China über 5 Milliarden Euro. Dazu komund einer geringen Beteiligung von rund men noch Gewinne durch Exporte aus
einem Viertel am JV mit Dongfeng. In gro- Deutschland und den USA – auch von
ßem Stil holte PSA erst 2010 den Markt- Porsche und Audi. Das ist weit mehr als 50
eintritt nach, indem es die Beteiligung Prozent des Betriebsgewinnes vor Rückauf 50 Prozent erhöhte und mit Dongfeng stellungen und Strafzahlungen.
Fiat/FCA, die beiden französischen
als Partner die Produktionszahlen massiv
auszuweiten begann. Heute hat auch PSA Hersteller sowie Opel und Ford sind auf
in China eine respektable Größe, und der Klein- und Mittelklassewagen fokussiert.
chinesische Markt ist der wichtigste für Sie waren und sind aber ausgerechnet
die PSA-Gruppe. Dongfeng ist umgekehrt im größten, bei weitem margenstärksten
neben der Peugeot-Familie und dem fran- und am raschesten wachsenden Markt für
Honda unter den großen Herstellern noch
stark im chinesischen Markt verankert.
Auffällig ist, wer unter den großen
ausländischen Herstellern nicht von dieser Bonanza profitiert hat. Es ist primär
der FCA-Konzern (Marken: Fiat, Alfa Romeo, Chrysler), der wie kein anderer für
den Erfolg in China prädestiniert gewesen
wäre. Fiat war bis in die 1990er Jahre der
zweitgrößte europäische Autohersteller,
spezialisiert auf Kleinwagen und untere
Mittelklassefahrzeuge, mit einem dezidierten Fokus auf Schwellenländer als
Produktions- und Absatzschwerpunkte
(Polen, Türkei, Brasilien, Argentinien). Von
der Produktpalette her perfekt für den chi-
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Klein- und untere Mittelklassefahrzeuge
absent oder untervertreten. Die ungleiche
Präsenz in China, nicht nur im Autogeschäft, ist ein wesentlicher Faktor für die
Eurokrise. Französische und italienische
Hersteller sind im chinesischen Markt
schwach vertreten, deutsche dagegen
stark. Dieser wesentliche Zusammenhang
zwischen Globalisierung und Eurokrise
wird in einem separaten Artikel noch ausgebaut und detailliert werden.
Der chinesische Automarkt ist ein
hochgradig administrierter, ein ‚politischer‘ Automarkt – nach innen und nach
außen. Subventionen an einheimische
Hersteller, Marktabschottung und unterschiedliche Politiken mit Bezug auf IP
gehören zum Handwerk der chinesischen
Bürokratie. Und zum ersten Mal beginnt
jetzt China die Standards im Automobilbau zu setzen, mit einem Zwangsfokus auf
Elektro- und Hybridfahrzeuge.
Im Wesentlichen sind es fünf große
staatliche Gruppen, welche traditionell
den Markt dominieren: SAIC, FAW, Dongfeng, Chang’an und BAIC. Daneben gibt es
eine Vielzahl mittlerer und kleinerer Hersteller, wobei die meisten von ihnen im
Besitz von lokalen oder Provinz-Behörden
sind.
Die beiden großen ausländischen
Hersteller in China sind Volkswagen und
General Motors. Sie produzierten 2016 im
Rahmen ihrer JVs beide 3.5 bis 4 Millionen
Personenwagen in China und sind damit
dem Rest weit enteilt. Das ist kein Zufall.
Hinter GM steht die amerikanische Regierung. GM wurde 2009 von der Regierung
gerettet. Die Obama-Administration war
sehr daran interessiert, dass GM wieder
auf die Beine bzw. auf die Räder kommt.
Mit einem chronischen Verlustbringer
wie Opel in Europa und einer mäßigen
Produktqualität in den USA war das kein
leichtes Unterfangen. Da half der Erfolg
in China. Die US-Regierung kann und wird
bei Bedarf bei der Regierung in Beijing intervenieren. Chinas Regierung wird beim
Vorgehen gegenüber GM immer sehr genau überlegen, was politisch opportun ist.
Genauso steht es bei Volkswagen.
Volkswagen ist traditionell sehr nahe bei
der deutschen Bundesregierung. Diese
war lange Jahrzehnte Miteigentümerin
von VW. Der Autokanzler Schröder und
Kanzlerin Merkel haben sich immer für
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die Anliegen des Konzerns eingesetzt – in
Deutschland wie im Ausland, gerade auch
in Brüssel. Deutschland ist als Maschinen- und Anlagenbauer für den Aufbau
der Infrastruktur und für die Ausrüstung
der Fabriken für China sehr wichtig. Umgekehrtes gilt aber auch. Deutschland hat
eine Schlüsselrolle in Brüssel. Weil die USA
und Europa die Hauptabsatzmärkte der
chinesischen Exportindustrie sind, müssen auch Gegenleistungen resultieren. Die
deutsche Regierung muss sich in Brüssel
diskret für Anliegen der Chinesen im Außenhandel stark machen, etwa den ‚freien
Welthandel‘ durchsetzen – auf Deutsch
übersetzt auch chinesische Exportinteressen. Die Bundesregierung wird dies je nach
Stärkeverhältnis geräuschlos tun können,
auch wenn dies die Interessen von Wirtschaftszweigen anderer Länder tangiert.
Ohne diese Doppel- und Dreifach-Rolle
der Bundesregierung wäre Volkswagen in
China nicht zu dem geworden, was das Unternehmen heute ist. Das sind nicht Spaltmasse, Qualität und Langlebigkeit der Autos, oder Preis/Leistung allein. Es ist, neben
zweifellos vorhandener Produktqualität
und Globalplanung, die politische Durchsetzungsmacht, die dabei geholfen hat.
Die Autoindustrie ist historisch immer eng mit der Politik verknüpft gewesen, im Westen wie im Osten. Sie hat dafür gesorgt, dass die öffentlichen Mittel
jahrzehntelang primär in den Straßenbau
und in Infrastrukturen (Brücken, Tunnels,
Umlade-Kapazitäten) für Autos und Lastwagen geflossen sind. Das Verkehrsnetz,
die Mittel und die Wettbewerbsfähigkeit
der Eisenbahnen wurden umgekehrt vernachlässigt oder sogar bewusst abgewürgt.
Die Autoindustrie hat immer zentral darauf geachtet, dass ihre Interessen im Außenhandel gebührend vertreten werden.
Heute spielen die Umwelt- und EmissionsRegulationen eine große Rolle. Bei diesen
gehören die Autokonzerne eher zu den
Bremsern als zu den Vorreitern. Das ist
in den USA nicht anders als in Italien, in
Frankreich oder in Deutschland – nicht
immer zum Besten der Bevölkerung, was
die Gesundheit anbelangt.
Der Automarkt in China ist weit davon entfernt, mit der Idee eines ‚freien
Welthandels‘ vereinbar zu sein. Subventionen an einheimische Hersteller, hohe
Importzölle, noch verstärkt durch extrem
progressive größenabhängige Konsumsteuern, sorgen für eine weitgehende
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Marktabschottung gegen Importe. Die
ausländischen Hersteller werden in JVs
mit staatlichen einheimischen Herstellern
gezwungen und müssen ihre Technologie
einbringen. Ihre IP ist aber nicht gesichert,
sondern vage. Das Ganze steht in krassem
Gegensatz zum Marktzugang, den chinesische Unternehmen oder von China aus
exportierende Multinationale in den USA
oder in Europa genießen. Diese Form von
‚freiem Welthandel’ begünstigt einerseits
Multinationale, welche von den Standortbedingungen profitieren. Zunehmend
führt er aber auch dazu, dass einzelne ausländische Hersteller, die regierungsnah
sind, privilegierten Zugang zum chinesischen Markt erhalten und damit Vorteile
auf den Heimmärkten ausspielen können.
Was den Außenhandel Chinas auszeichnet, ist eher mit ungleichem Tausch,
verknüpft mit Bilateralismus zu bezeichnen. Was die Administration Trump entweder selber anstrebt, oder ihr zu Unrecht
unterstellt wird, ist also schon üblich – in
China. China setzt solche privilegierten
Konditionen für einzelne politisch protegierte oder wichtige Hersteller – Apple, GM, Volkswagen – gezielt ein, um ein
‚Pfand‘ im politischen Tauziehen um die
Mittelstand
München bietet beste Voraussetzungen für neue Gründerkultur
Wer in München, Lüneburg oder Leipzig studiert, wird am besten vorbereitet, nach dem Studium ein Unternehmen zu gründen
I
n den vergangenen Jahren hat sich die
Gründungskultur an deutschen Hochschulen deutlich verbessert. Von der
Hochschule in die eigene Firma – Studierende in München, Lüneburg oder Leipzig
haben exzellente Voraussetzungen, ihr
erworbenes Wissen in eine Geschäftsidee
umzuwandeln. Das ergab der dritte Gründungsradar des Stifterverbandes und der
Nixdorf Stiftung, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.
Demnach gehören folgende Hochschulen
– je nach Größe – zu den Spitzenreitern
beim Thema Gründungsförderung:
• Hochschule München und Technische Universität München
(Kategorie: Große Hochschulen mit
mehr als 15.000 Studierenden)
• Leuphana Universität Lüneburg (Kategorie: Mittlere Hochschulen
mit weniger als 15.000 Studierenden)
• HHL Leipzig Graduate School of Management (Kategorie: Kleine
Hochschulen mit weniger als 5.000
Studierenden)
Die Hochschule München ist vom zweiten Platz aufgerückt und sorgt bei den
großen Hochschulen für eine Doppelspitze. Die drei weiteren Gewinner haben ihren Spitzenplatz im dritten Gründungsradar verteidigen können.
Insgesamt haben fast alle teilnehmenden Hochschulen ihr Engagement in
der Gründungsförderung seit 2012 intensiviert. Die durchschnittliche Gesamtpunktzahl je Hochschule stieg von 8,9
Punkten (2012) auf 9,6 Punkte (2016). Dabei gab es Leistungssteigerungen in allen
vier Bereichen: Gründungssensibilisierung und -unterstützung, institutionelle
Hochschulen vermitteln das nötige Basiswissen.
Quelle: Flickr/Francisco Osorio/CC BY 2.0
Verankerung sowie Gründungsaktivitäten. Treiber sind vor allem die kleinen
Hochschulen. Der größte Aufsteiger hier
ist die WHU-Otto Beisheim School of Management. Unter den großen und mittleren Hochschulen haben die Universität
Freiburg und die Universität Trier kräftig
zugelegt.
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„Die Hochschulen haben ihre Gründungsförderung sowie Beratungs- und
Unterstützungsleistungen in den letzten
Jahren wesentlich ausgebaut“, fasst Andreas Barner, Präsident des Stifterverbandes, die Ergebnisse zusammen. „Nach wie
vor werden aber 60 Prozent der Aktivitäten über eingeworbene Mittel finanziert.
Der Stifterverband plädiert gemeinsam
mit den Hochschulen dafür, die Aktivitäten für eine nachhaltige Gründungsförderung zu einem größeren Anteil
durch Grundfinanzierung abzusichern
und in eine übergreifende Transfer- und
Kooperationsstrategie einzubetten.“ So
könnten Gründungsaktivitäten aus den
Hochschulen nachhaltig vorangetrieben
werden, um neue Arbeitsplätze und Innovationen zu schaffen.
Ein Erfolgsfaktor bei der Gründungs-
förderung ist die institutionelle Verankerung. In diesem Bereich haben sich viele
Hochschulen stark verbessert. In einem
Schwerpunkt des Gründungsradars sagt
der Großteil der Hochschulen, die interne
Vernetzung zwischen Lehre, Forschung
und Beratung sowie die Kooperation mit
externen Akteuren seien der Schlüssel
für eine erfolgreiche Gründungskultur.
Hinzu kommt ein konkreter Ansprechpartner in der Hochschulleitung für
mehr Sichtbarkeit und Nachhaltigkeit sowie ein hohes Engagement der Professoren aus gründungsrelevanten Bereichen.
Brigitte Zypries, Bundesministerin
für Wirtschaft und Energie, resümiert:
„Das Gründungsklima an deutschen
Hochschulen hat sich in den letzten Jahren spürbar verbessert. Dazu hat nicht
zuletzt das EXIST-Programm des BMWi
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einen wichtigen Beitrag geleistet. Das belegen auch die guten Platzierungen der
EXIST-Hochschulen im Gründungsradar.
Unsere Aufgabe besteht jetzt darin, mit
unserer Förderpolitik stärker auch diejenigen Hochschulen zu erreichen, die in
diesem Bereich noch nicht ausreichend
aktiv sind.“
Um die Qualität und Quantität der
Gründungsaktivitäten weiter zu steigern,
empfehlen die befragten Hochschulen,
mit der öffentlichen Förderung regionale Vernetzungen zu stärken, jeweilige Hochschulgrößen und -profile noch
stärker zu berücksichtigen und EXISTAnreizmaßnahmen beizubehalten. Darüber hinaus sollten die rechtlichen
Rahmenbedingungen für Hochschulbeteiligungen an Gründungen vereinfacht
werden.
Globalisierung
Arabisch ist begehrteste Fremdsprache auf dem Arbeitsmarkt
Im Zuge der länderübergreifenden Arbeitsmärkte werden auch in Europa mehr nicht-europäische Sprachen begehrter
F
achkräfte mit arabischen Sprach- weit abgeschlagen verglichen zum Vor- wird der Bedarf an arabischen Sprachkenntnissen sind heiß begehrt, dies jahr. Dabei zeigt München mit 9 Prozent kenntnissen noch deutlicher. Nach
zeigt eine aktuelle Studie der Jobsuch- Anteil den größten Bedarf an Englisch Englisch (23.83 Prozent) ist dies aktuell
maschine Adzuna. So schafft es Ara- Jobs. Französisch erreicht landesweit er- die zweit meistgesuchte Sprache in der
bisch im November 2016 unter die Top neut den zweiten Platz mit 0.7 Prozent Hauptstadt mit 3.84 Prozent Anteil. Ver3 der meistgesuchten Sprachen
glichen zum Vorjahr (0.94 Prodeutschlandweit, in Berlin
zent) hat sich der Bedarf hier
werden dabei zwei Drittel aller
sogar vervierfacht. Aktuell werArabisch Jobs vergeben. Engden zudem 66 Prozent der Stellisch dominiert weniger als im
lenangebote in Deutschland,
Vorjahr, der Bedarf an verschiedie Arabisch erfordern, d.h. zwei
Drittel in Berlin ausgeschriedenen Sprachen wird flacher
verteilt.
ben.
Nähere Untersuchungen
Anteil der Stellen deutschlandweit, die eine Fremdsprache erfordern.
Quelle: Adzuna
Für die Studie wurden
dieser Stellen zeigten, dass 41
über 600.000 verfügbare StelProzent der Arabisch Jobs in
Berlin im Zusammenhang mit
lenanzeigen auf geforderte
Sprachkenntnisse untersucht. Die Da- der ausgeschriebenen Stellen, die diese Flüchtlingsarbeit stehen. Deutschlandten wurden im November 2016 erhoben Sprache erfordern.
weit beträgt dieser Anteil 39 Prozent.
Den größten Sprung macht hier jeund zudem mit den Vorjahreszahlen
Französisch, vom zweiten Platz vervon November 2015 verglichen.
doch Arabisch, was im Vergleich zum drängt in Berlin, muss hingegen einen
Deutschlandweit bleibt Englisch letzten Jahr nun weit mehr als Spanisch, Rückgang von über 70 Prozent verzeichweiterhin unangefochten die Nummer Italienisch oder Niederländisch ver- nen. Währenddessen scheinen Spra1 der meistgesuchten Fremdsprachen, langt wird. Mit einem Sprung von 0.15 chen wie Russisch und Chinesisch in der
indem 23.22 Prozent der ausgeschrie- Prozent auf 0.36 Prozent
benen Stellen Englisch erfordern. Der hat sich hier die landesBedarf zeigt jedoch einen Rückgang im weite Nachfrage mehr
Vergleich zu 2015 (-5.33 Prozent). Be- als verdoppelt.
Bei der Betrachtung
trachtet man die Top 10 im Ranking, so
Anteil der Stellen in Berlin, die eine Fremdsprache erfordern.
Quelle: Adzuna
liegen andere Sprachen aktuell weniger des Melting Pot Berlin,
5
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Kommunikative Fähigkeiten werden immer gefragter. Quelle: Flickr/Martin Cathrae/CC BY-SA 2.0
Hauptstadt an Popularität zu gewinnen
und schaffen es erstmals unter die Top
5, verglichen zum Vorjahr. Auch bei
skandinavischen Sprachen wie Schwedisch und Dänisch gibt es laut Studie
einen Zuwachs. Zusammen betrachtet
zeigen die Ergebnisse klare Anzeichen
für eine Wandlung des Sprachenmix in
Berlin.
„Der Jahresvergleich der erforder-
24. Februar 2017
ten Fremdsprachen zeigt, wie aktuelle
Entwicklungen im Land den Arbeitsmarkt verändern. Englisch bleibt weiterhin Standard, jedoch nimmt der
Bedarf an anderen Sprachen zu. Insbesondere im Fall von Arabisch – die
Jobchancen für Muttersprachler steigen!“, kommentiert Inja Schneider,
Country Manager Deutschland bei
Adzuna.
Digitalisierung
Großunternehmen investieren in Start-ups aus Tech-Bereich
Um den technologischen Fortschritt voranzutreiben, unterstützen etablierte Unternehmen technisch orientierte Start-ups
G
roßunternehmen spielen eine immer größere Rolle, wenn es um die
Finanzierung von Start-ups aus dem TechBereich in Deutschland geht. Sie möchten
auf diesem Weg vielversprechende Ideen
fördern, die zu ihrem Unternehmen und
ihrem Geschäftsmodell passen. „Großunternehmen investieren bevorzugt in Startups aus dem Tech-Bereich, um häufig
bestehende Lücken in der Digitalisierung
zu schließen und die digitale Transformation erfolgreich zu gestalten“, sagt Thomas
Prüver, Partner bei EY. Dazu nutzen Großunternehmen und Konzerne zwei Wege:
Auf der einen Seite treten sie selbst als
Venture-Capital-Investoren auf, um sich
an Start-ups bereits in Frühphasen zu beteiligen, oder sie übernehmen die jungen
Firmen in einem späteren Stadium. Aber
auch der deutsche Mittelstand interessiert
sich zunehmend für Start-ups, um den digitalen Wandel zu bewältigen.
Insgesamt haben die 100 am höchsten finanzierten Start-ups aus dem
Tech-Bereich seit ihrer Gründung bis
Dezember 2016 Finanzmittel in Höhe
von 5,9 Milliarden US-Dollar eingesammelt, wie die EY-Studie „Funding,
Growth and Profitability: Tech Start-ups
finding the right balance“ zeigt. In Fokus
standen dabei junge Firmen mit Fokus
auf Trendthemen wie Ernährung oder
Finanzdienstleistungen. „Start-ups mit
einer guten Geschäftsidee haben nur
geringe Probleme, eine Finanzierung für
die frühe Phase ihrer Existenz zu finden“,
betont Prüver. Das Interesse der Investoren und auch von Business Angels in
diesem Stadium ist sehr groß, die enorme Nachfrage führt zu hohen Bewertungen von Start-ups in frühen Phasen. 2016
konnten 32 neue Venture-Capital-Fonds
insgesamt 6,2 Milliarden US-Dollar einsammeln, wie aus der Studie hervorgeht.
Auch zahlreiche im Dax notierte
Konzerne beteiligen sich mit eigenen
neue Ideen auszuprobieren und voranzutreiben. Sie bieten jungen Gründern
mehr Freiheit und Kreativität als das oft
enge Korsett eines Konzerns“, so Prüver.
Die Möglichkeit für Finanzierungen
für Start-ups hat sich in Deutschland
in den vergangenen Jahren insgesamt
Anteil der Investoren basierend auf abgeschlossenen Transaktionen.
Venture-Capital-Fonds an Start-ups. So
wurde zum Beispiel der BMW i Venture
Capital Fund 2016 mit 500 Millionen
Euro ausgestattet. Er konzentriert sich
auf Entwicklungen in den Bereichen
Elektromobilität, autonomes Fahren, Digitalisierung, Cloud-Dienste und künstliche Intelligenz. Ebenso legte Siemens
2016 den Fonds next47 mit einem Volumen von einer Milliarde Euro auf. „Startups bieten einen guten Rahmen, um
Quelle: EY Analysis
deutlich verbessert. Das Spektrum an
Investoren für die verschiedenen Entwicklungsstufen von Start-ups ist größer
geworden. Nach wie vor stößt die Wachstumsfinanzierung in einer Spätphase
mit nationalen Investoren aber an Grenzen. Finanzierungsrunden mit einem
Volumen von mehr als zehn Millionen
Euro sind oft eine Sache für ausländische
Investoren. Im Finanzierungsbereich
zwischen drei und zehn Millionen Euro
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besteht nach wie vor großer Bedarf: Hier
könnten sich verstärkt Großunternehmen engagieren.
Die wichtige Rolle von etablierten
Unternehmen zeigt sich auch auf dem
M&A-Markt: 97 Prozent aller Fusionen
und Übernahmen bei deutschen TechStart-ups gehen 2016 auf sie zurück.
Finanzinvestoren machen dagegen
nur drei Prozent der Käufer aus. Damit
nutzen die jungen Firmengründer den
Verkauf an etablierte Unternehmen als
bevorzugten Exit-Kanal. „Die Start-ups
werden in einer relativ frühen Phase verkauft. Für sie ist es schwierig, an Größe
zu gewinnen. Sie können ihr Wachstumspotenzial nicht voll ausschöpfen“, sagt
Prüver.
Übernahmen von Tech-Start-ups
fanden 2016 hauptsächlich in den Branchen Medien, Technologie und dem
Einzelhandel statt. 31 Prozent der Transkationen gehen auf die Medienbranche zurück. Die deutschen Großverlage
kaufen durch Übernahmen nach wie
vor digitales Know-how ein, um ihre Geschäftsmodelle zu erweitern und neue
Ertragsquellen zu erschließen. „Wir rechnen 2017 mit einem stark anziehenden
Transaktionsgeschäft im Energie- und
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Automobilsektor. Diese Branchen sind
derzeit am stärksten vom disruptiven
Wandel betroffen. Zahlreiche Start-ups
beschäftigen sich mit neuen innovativen Ideen in diesen Sektoren“, betont
Prüver. Der EY-Fachmann rechnet damit,
dass Finanzinvestoren 2017 stärker auf
dem deutschen M&A-Markt für schnell
wachsende Unternehmen aktiv werden.
Aber auch etablierte Unternehmen werden sich 2017 verstärkt auf dem Transaktionsmarkt für junge und lukrative
Tech-Start-ups engagieren, um sich auf
diesem Weg fit zu machen für die digitale Transformation.
Finanzen
Banken in Deutschland lehnen Blockchain-Technologie ab
In Betracht gezogen: ja – umgesetzt: nein. Deutsche Banken wehren sich gegen die Blockchain-Technologie
B
lockchain-Technologie gilt als potenziell disruptive Kraft im Finanzsektor. Die Technologie ermöglicht einen
dezentralen Austausch von Werten ohne
Intermediäre, wie z. B. Banken. Bei einer
Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaft PwC haben nun
erstmals Vertreter deutscher Banken Auskunft zum Stand der Etablierung von
Blockchain-Technologie in ihren Instituten gegeben.
47 Prozent der Befragten bestätigen die Relevanz von Blockchain für
ihre Bank und deren Geschäftsfeld. Der
Großteil der Institute setzt sich jedoch
noch nicht konkret mit der Anwendung
der Technologie auseinander: 39 Prozent der Befragten werden sich auch im
Jahr 2017 nicht mit Blockchain beschäftigen. 76 Prozent werden die Technologie erst dann produktiv einsetzen, wenn
andere Marktteilnehmer es ebenfalls
tun; 25 Prozent sogar explizit erst dann,
wenn der Großteil der Wettbewerber
bereits für einige Zeit die Technologie
einsetzt.
„Die deutschen Banken haben erkannt, dass der Aufstieg von Blockchain-
Setzt sich diese Technologie durch, könnten Banken überflüssig werden.
Quelle: Flickr/Antana/CC BY-SA 2.0
Technologie ein hohes Potential in sich
trägt, ihre Geschäftsmodelle erheblich
zu beeinflussen. Die Institute bauen daher nach und nach Wissen auf, um erste Anwendungsfälle zu erproben. Diese
Entwicklung steht jedoch noch ganz
am Anfang“, sagt Dr. Thomas Schönfeld,
Blockchain Leader bei PwC Deutschland.
Tatsächlich geben 68 Prozent der befragten Führungskräfte an, wenig oder
gar nicht mit Blockchain-Technologie
vertraut zu sein. In vielen Instituten
gibt es zudem noch keine dezidierten
Ansprechpartner für das Thema.
In den kommenden 10 Jahren dürfte die Technologie das Geschäftsmodell
der Institute jedoch stark beschäftigen
– das bestätigen 63 Prozent der Befragten. Mehr als die Hälfte der Befragten
(54 Prozent) sehen dies bereits in den
kommenden 5 Jahren. Sie erwarten eine
mittlere bis extreme Beeinflussung
des Geschäftsmodells ihrer Bank durch
Blockchain.
Strategisch setzen sich bislang die
wenigsten Banken mit der Technologie auseinander. Bei 75 Prozent bildet
Blockchain-Technologie keinen Teil der
strategischen Ausrichtung. 58 Prozent
beschäftigen keine Mitarbeiter, die sich
regelmäßig mit dem Thema befassen.
72 Prozent weisen der Erforschung der
Technologie kein Budget zu, nur 2 Prozent der Unternehmen investieren sig7
Deutsche
MittelstandsNachrichten
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Ausgabe |08/17
nifikant.
„Bei vielen Banken ist das Thema
Blockchain noch nicht entscheidungsreif. Auch wenn die Relevanz der Technologie erkannt wird, findet sie noch
keinen Eingang in die Geschäftsstrategie
der Institute. Das muss nun der nächste
Schritt sein“, so Dr. Thomas Schönfeld.
Die größten Potenziale sehen die
Führungskräfte in den Bereichen IT-Sicherheit sowie Audit & Datenintegrität.
67 Prozent würden wahrscheinlich oder
sehr wahrscheinlich auf Methoden,
Tools und Technologien reagieren, die
die Informationssicherheit verbessern
und Betrug identifizieren. 47 Prozent
rechnen mit einer Adaption von verteilten Ledgern für Beglaubigung, Audit,
Dokumentation und Datenintegrität,
sollten diese an Bedeutung gewinnen.
Deutlich zurückhaltender sind die
Erwartungen in den intensiv diskutierten Bereichen Zahlungsverkehr und
Wertpapierhandel. So halten nur 36
Prozent der Führungskräfte eine Reaktion ihrer Institute auf auf Peer-to-PeerPayment-Lösungen für wahrscheinlich
oder sehr wahrscheinlich. Gleiches gilt
für den Handel digitaler Werte, hier sind
es 35 Prozent.
Die Relevanz von Blockchain-Technologie schätzen Banken unabhängig
24. Februar 2017
ihrer Größe ähnlich hoch ein. Jedoch beschäftigen sich kleinere Banken mit einer Bilanzsumme von unter 1 Milliarde
Euro im Schnitt bereits länger mit der
Technologie. 20 Prozent der kleineren
Häuser stellen zudem ein eigenes Budget für Blockchain-Projekte bereit, während es bei großen Banken nur 5 Prozent
sind.
„Offensichtlich möchten gerade
kleinere Häuser als ‚early adopter‘ einen
möglichen Zukunftsmarkt erschließen.
Sie erhoffen sich Wettbewerbsvorteile,
wenn Sie die Technologie früher und
besser in die Praxis umsetzen als die
Platzhirsche“, so Dr. Thomas Schönfeld.
Innovation
Energiewende: Israel baut höchsten Solar-Turm der Welt
Israel sieht eine Zukunft in Erneuerbaren Energien. Der Bau hat begonnen – und stellt zufällig einen Weltrekord auf
D
as Klima in Israel ist ideal für die
Produktion von Solarenergie. Die
Sonne scheint fast ausschließlich und es
ist warm genug – die besten Voraussetzungen für Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen. Doch das Land hat sich
noch nicht für die Abkehr von fossilen
Brennstoffen, insbesondere Erdgas, entschieden.
Das soll sich nun ändern. Die israelische Regierung hat beschlossen, bis
zum Jahr 2020 den Anteil der Erneuerbaren Energien auf 10 Prozent zu steigern, berichtet die Website Treehugger.
Dabei helfen soll ein gigantisches SolarProjekt in der Wüste Negev.
Das Ashalim-Projekt wird aus vier
Parzellen bestehen, von denen drei in
der ersten Bauphase realisiert werden
sollen. Herzstück des ganzen wird ein
Solarturm – mit einer Höhe von 250
Metern. Dieser Turm wird von 50.000
Spiegel umringt. Um
möglichst viel Raum zu
sparen, befinden sich die
Spiegel ungewöhnlich an
dem Turm. Daher muss
er auch entsprechend
hoch gebaut werden.
Die
Technologie
stammt von BrightSourceEnergy, das ein ähnliches Projekt bereits
in Kalifornien realisiert
hat. Projekt Ivanpah, das
weltweit größte Solarthermie-Kraftwerk, besteht sogar aus 170.000
Das Ashalim-Projekt soll die Energiewende in Israel einleiten.
Spiegeln und benötigt
Quelle: BrightSourceEnergy
entsprechend viel Raum – der Turm hat
jedoch nur eine Höhe von 140 Metern.
Ein zweiter Bauabschnitt von Ashalim sieht einen riesigen Energiespeicher vor, der Haushalte auch nachts mit
Strom versorgen kann. Der dritte Abschnitt besteht hingegen aus Photovoltaik-Anlagen. Eine vierte Einheit sei theoretisch vorgesehen, aber noch nicht in
der Planung. Die verschiedenen Einheiten können sich so gegenseitig ergänzen
und gewährleisten, dass eine dauerhafte
Stromversorgung möglich ist.
Der Grundstein wurde bereits 2015
gelegt. Wenn die erste Bauphase 2018
abgeschlossen sein wird, wird Ashalim
das bei weitem größte Projekt Erneuerbarer Energien in Israel sein. Die Anlage
soll eine Kapazität von 310 MW besitzen
und soll etwa 130.000 Haushalte mit
Strom versorgen – immerhin fünf Prozent der Bevölkerung.
Israel besitzt viele innovative Unternehmen im Bereich der Solartechnik, aber die Regierung hat diesen Forschungszweig bisher nicht gefördert.
Wenn das Ashalim-Projekt Erfolg hat,
könnte sich das bald ändern.
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