Ausgabe 08 24. Februar 2017 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Welthandel Volkswagen: Erfolg in China hängt von Gunst der Politik ab Die politische Gunst ist eine gefährliche Basis. Strebt China eine neue Politik an, könnte der Markt für VW wegbrechen D er chinesische Automarkt ist durch Zölle, Steuern und Regulierungen abgeschottet. Er ist hochgradig administriert – ein ‚politischer’ Automarkt. Ziel ist es, eine wettbewerbsfähige einheimische Industrie aufzubauen und gleichzeitig Verhandlungsmacht im Export zu erlangen. Dabei werden einige ausländische Hersteller bevorzugt– zuvorderst Volkswagen. Doch der Erfolg hängt von den anstehenden politischen Entscheidungen ab. Der Aufstieg von Chinas Autoindustrie ist in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte beispiellos. Innerhalb von 15 Jahren ist China vom marginalen zum größten Automarkt und Autohersteller der Welt geworden. Diese Entwicklung beruht auf Importsubstitution. Der Automarkt wird durch Zölle, Steuern, Abgaben und Auflagen abgeschottet. Ausländische Hersteller werden unter der Voraussetzung zugelassen, dass sie ihre Technologie in ein Joint Venture (JV) mit einem einheimischen staatlichen Hersteller einbringen, der Mehrheitsaktionär ist. Der Umsatz deutscher Autobauer ist stark politisch geprägt. Quelle: Flickr/brett jordan/CC BY 2.0 Die Instrumente, welche die chinesische Führung einsetzt, um die Importsubstitution zu erreichen, sind Importzölle, Mehrwert- und Konsumsteuern sowie Sondersteuern und umgekehrt Subventionen an einheimische Hersteller und Regulationen. Für importierte Personenwagen gilt zunächst eine Importsteuer von 25 Prozent. Dann kommt die allgemeine Mehrwertsteuer von 17 Prozent hinzu, die auf alle im Inland verkauften Personenwagen erhoben wird. Schließlich kommen Konsumsteuern hinzu, die nach der Größenklasse der Motoren der Fahrzeuge abgestuft sind. Sie sind gering bei kleinmotorigen Fahrzeugen, bedeutender bei Mittelklassefahrzeugen und hoch bei großvolumigen Motoren, die über drei Litern liegen. Wichtig ist, dass die Importsteuer durch die Multiplikation mit den zusätzlichen hohen Konsum- und Mehrwertsteuern für eine wirksame Abschottung des Marktes sorgt. Die Importsubstitution hat gewirkt, die Autoimporte sind gering und erreichen volumenmäßig knapp 4 Prozent der zugelassenen Fahrzeuge. Doch die Hoffnung oder Erwartung der chinesischen Führung, damit eine wettbewerbsfähige Industrie auf dem Binnen- oder auf den Exportmärkten auf die Beine zu stellen, hat sich bisher nicht erfüllt – bei weitem nicht. Damit unterscheidet sich der Auto- Analyse Mittelstand wünscht mehr Unabhängigkeit von Bankkrediten Finanzierungen, die Kredite ergänzen oder ersetzen können, rücken weiter ins Blickfeld des Mittelstands. 57 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Deutschland wünschen sich mehr Unabhängigkeit von der Hausbank. Besonders ausgeprägt (67 Prozent) ist die Haltung in Unternehmen mit 2,5 bis 50 Millionen Euro Umsatz, ebenso in den Branchen Im- und Export (63 Prozent) und Handel (62 Prozent). Jeder zweite Finanzentscheider in KMU sieht Vorteile bei modularen Lösungen. So erklären 48 Prozent, eine ausgewogene Finanzierung umfasse neben Eigen- und Fremdkapital auch Beteiligungen, Factoring und Leasing. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie des Bundesverbands Factoring für den Mittelstand (BFM). 67 Prozent der Entscheider gehen davon aus, dass die Finanzierung als strategisches Element weiter an Bedeutung gewinnen wird. Dabei spielen bankenunabhängige Modelle wie das Factoring eine immer größere Rolle. Derzeit nutzen 15 Prozent der KMU (2014: 14 Prozent) den laufenden Verkauf von Forderungen als Finanzierungsform. Die Gründe: Factoring ermöglicht eine schnelle und planbare Liquiditätsbeschaffung. Zudem kann es Wachstum auch bei hoher Dynamik unterstützen, weil das Volumen der Finanzierung in gleichem Tempo mitwächst. Ein Hemmnis, die Umsatzfinanzierung einzusetzen, liegt in mangelnder Vertrautheit. 75 Prozent der Befragten erklären, sie wissen zu wenig über Factoring, um es für ihr Unternehmen zu nutzen. Überdurchschnittlich ist der Anteil im Baugewerbe (82 Prozent) und beim Handel (79 Prozent). Dort lassen sich zugleich erhöhte Ausfallquoten feststellen. 28 Prozent der Befragten im Bau und 26 Prozent im Handel mussten schon einmal größere Forderungsausfälle hinnehmen, die ihr Unternehmen vor Probleme gestellt haben. Laut BFM Factoring-Studie war jedes fünfte KMU in Deutschland betroffen (21 Prozent). Während die Schadensfälle in der Umsatzklasse bis 2,5 Millionen Euro um 4 Prozent zurückgingen, stiegen sie in der Klasse 2,5 bis 50 Millionen Euro um 4 Prozent an. 1 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |08/17 markt fundamental vom Markt für andere Konsumgüter wie Smartphones, TVs, PCs, Tablets und andere, bei denen chinesische Hersteller im Binnenmarkt dominieren und auch im Export eine starke Marktstellung haben. Der Konsum hat in den letzten 15 Jahren in China stark zugenommen. Zukünftig soll er gemäß offizieller Lesart die Exporte und Investitionen als WachstumsLokomotive ablösen. Das wohl wichtigste dauerhafte Konsumgut „Auto“ ist aber bisher eine Domäne ausländischer Hersteller – auch wenn sie fast exklusiv in China selbst produziert werden. Jährlich werden heute in China rund 25 Millionen Personenwagen gegenüber 17.5 Millionen in den USA, 15 Millionen in Europa und 4.5 Millionen in Japan hergestellt. Hinzu kommen in China etwa 4 Millionen Nutzfahrzeuge wie Lastwagen, Busse oder sonstige Transporter. Letztere werden fast ausschließlich in China produziert. Importe sind dagegen unbedeutend. Insgesamt haben rund 190 Millionen Autobesitzer in China 280 Millionen Fahrzeuge. Die Automobildichte ist aber immer noch vergleichsweise gering. Auf 1000 Einwohner gibt es rund 200 Personenwagen gegenüber rund 500 in Europa. Das Gros des Wagenparks sind Klein- und untere Mittelklassewagen. Daneben ist wegen der großen sozialen Ungleichheit der Markt für Premium- und vor allem für Luxusfahrzeuge sehr groß. Die steigenden Realeinkommen erlauben, dass vermehrt statt Klein- auch Mittelklassewagen und sogar Premium-Modelle gekauft und somit produziert werden können. In China gibt es also von den Zahlen her noch immer Potential im Automarkt gegenüber den sehr reifen Automärkten in Europa, in den USA oder in Japan. Dort stagnieren die Verkaufszahlen teilweise seit Jahren oder fast Jahrzehnten. Die Margen sind in den USA und in Europa verglichen mit China hauchdünn. Die Autoindustrie Chinas ist umgekehrt immer noch fragmentiert, mit vielen kleineren und mittleren Herstellern und Modellen, deren Namen bei uns nicht einmal geläufig sein dürften. Die Gewinnmargen sind sehr hoch – zum Teil weil der Markt stark wächst und von der Importkonkurrenz abgeschottet ist. Die MarktRegulation spielt darüber hinaus eine Schlüsselrolle. Weil der Technologietrans- fer erzwungen und teilweise ungehemmt kopiert wird, hatten die ausländischen Autohersteller oft wenig Motivation, neue ‚state of the art‘-Technologie einzubauen. Die chinesischen Zulassungsvorschriften basieren umgekehrt auf den Euro-Normen – aber mit zwei Generationen oder 5-10 Jahren Verspätung. In Europa gilt die Euro-6 Norm, in China aber fast ausschließlich Euro-4 – nur in Beijing Euro-5. Die ausländischen Hersteller verwendeten deshalb teilweise alte, abgelaufene Technologie, deren Entwicklungskosten längst amortisiert sind. Auf jeden Fall leisteten sie bisher wenig Entwicklungsarbeit spezifisch für China. Darüber hinaus sind die Produktionskosten generell niedrig, die Preise aber hoch. Die chinesischen Konsumenten wollen ausländische Marken kaufen, haben außer für billige Kleinwagen wenig für die Produkte einheimischen Schaffens übrig. Der Marktanteil ausländischer Marken bei den in China produzierten Fahrzeugen liegt bei rund zwei Dritteln. Werden nicht nur die Volumina, sondern die Verkaufswerte berücksichtigt, liegt der Anteil ausländischer Hersteller deutlich höher – wahrscheinlich über 80 Prozent. Werden die Importe hinzugerechnet, dürfte der Anteil noch höher liegen. Denn Importe sind vor allem Premium- bzw. sogar Luxus-Fahrzeuge wie die 85.000 Lexus, die nur importiert und nicht lokal produziert werden, die Mercedes S-Klasse, die BMW 7er, Porsches, Ferraris oder Bentleys. Ihr Preis liegt bei einem Vielfachen der Preise einfacher Kleinwagen. Für diejenigen ausländischen Hersteller, welche im Markt gut verankert sind, erscheint China wie eine Goldgrube. Auffällig ist, dass sich dieser Geldsegen auf wenige Hersteller konzentriert. Sie fahren im Konzern einen sehr bedeutenden Teil der Gewinne von dort ein. Volkswagen als größter Hersteller mit den Marken VW, Audi, Skoda im Produktionsstandort China kann seine mangelnde Profitabilität in den USA und bei der Kernmarke in Euro- 24. Februar 2017 Quelle: carsalesbase.com pa durch extrem hohe Gewinne in China kompensieren. Vergleichbares gilt für General Motors mit den Marken Buick, Chevrolet und Wuling. Diese beiden Hersteller sind gemessen an der Zahl produzierter Autos die bei weitem größten in China. Nächst wichtigster Hersteller ist Hyundai/ Kia aus Korea. Dann folgen mit deutlichem Abstand die drei großen japanischen Hersteller Toyota, Honda, Nissan sowie Ford. Allein die Produktionszahlen sagen aber nicht viel aus. Die deutschen Premium-Hersteller Audi, BMW und DaimlerBenz verdienen sich auch aufgrund der Exporte nach China eine goldene Nase. Für die Partei-Elite und Neureiche spielen Kaufpreise – 25 Prozent Importzoll plus Mehrwertsteuer plus motorabhängige Konsumsteuer – scheinbar keine Rolle. Man will die voll ausgestattete Langversion mit den stärksten Motoren. Die Kehrseite dieses demonstrativen Konsums ist natürlich, dass dem gemeinen Volk die Präferenz für ausländische Spitzenprodukte gegenüber einheimischen Erzeugnissen vorgelebt wird. Die folgende Grafik zeigt, welche Bedeutung dem chinesischen Markt für die deutschen Autohersteller zukommt. Die Abhängigkeit deutscher Hersteller, allen voran Volkswagen, vom chinesischen Markt sticht hervor. Toyota als größter und bei weitem profitabelster Massenhersteller der Welt setzt gerade mal 12 Prozent in China ab. Renault/Nissan rund 13 Prozent. Nur GM ist mit rund 35 Prozent in einer ähnlicher Größenordnung wie Volkswagen. Mit rund 20 Prozent der Verkäufe sind auch Hyundai/Kia sowie 2 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |08/17 zösischen Staat heute der größte Aktionär von PSA. Der Eintritt des französischen Staates hat PSA mit Sicherheit in China geholfen. Opel und Ford sind als weitere europäische Massenhersteller in China absent. Ihre Absenz ist erzwungen, weil die Mutterhäuser diesen Markt für sich reklamieren Der sehr unterschiedliche Erfolg im wichtigsten Markt der Welt hat Rückwirkungen auf Wettbewerbsfähigkeit und Marktanteile in den Heimmärkten. Die drei deutschen Autohersteller Volkswagen (inklusive Audi, Skoda, Porsche), BMW und Mercedes vermochten, bei relativ geringen zusätzlichen Entwicklungsaufwendungen einen stetig anwachsenden Cash-flow aus dem Chinageschäft zu generieren. Sie konnten dadurch Modelloffensiven und hohe Entwicklungsaufwendungen in ihren Heimmärkten finanzieren. So haben sie in Europa Marktanteile in allen Segmenten und Märkten gewinnen können – allen voran Volkswagen. Der Quelle: best-selling-cars.com/china, eigene Berechnung Volkswagen-Konzern hat einen Marktanteil von 36 Prozent in nesischen Markt aufgestellt, verpassten es Europa. Die Kernmarke VW verdient aber Fiat/FCA bis heute, im chinesischen Markt keine müde Mark in Europa – dies seit Jahr nennenswert Fuß zu fassen. Die beiden und Tag. Die Gewinne kommen von Audi, großen französischen Autohersteller mit Skoda und Porsche, während auch SEAT einem ähnlichen Profil wie Fiat sind ent- über ein Jahrzehnt lang ein notorischer weder absent (Renault) oder erst relativ Verlustbringer war. Ohne den Erfolg im spät voll in China eingestiegen (PSA). Ren- China-Geschäft – lokale Produktion und ault ist immerhin über seine Beteiligung Exporte kombiniert – wäre Volkswagen an Nissan in China indirekt vertreten. PSA nie zu dieser dominanten Kraft in Europa war schon sehr früh in China aktiv, aber geworden. Heute verdient Volkswagen in immer mit kleinen Produktionszahlen China über 5 Milliarden Euro. Dazu komund einer geringen Beteiligung von rund men noch Gewinne durch Exporte aus einem Viertel am JV mit Dongfeng. In gro- Deutschland und den USA – auch von ßem Stil holte PSA erst 2010 den Markt- Porsche und Audi. Das ist weit mehr als 50 eintritt nach, indem es die Beteiligung Prozent des Betriebsgewinnes vor Rückauf 50 Prozent erhöhte und mit Dongfeng stellungen und Strafzahlungen. Fiat/FCA, die beiden französischen als Partner die Produktionszahlen massiv auszuweiten begann. Heute hat auch PSA Hersteller sowie Opel und Ford sind auf in China eine respektable Größe, und der Klein- und Mittelklassewagen fokussiert. chinesische Markt ist der wichtigste für Sie waren und sind aber ausgerechnet die PSA-Gruppe. Dongfeng ist umgekehrt im größten, bei weitem margenstärksten neben der Peugeot-Familie und dem fran- und am raschesten wachsenden Markt für Honda unter den großen Herstellern noch stark im chinesischen Markt verankert. Auffällig ist, wer unter den großen ausländischen Herstellern nicht von dieser Bonanza profitiert hat. Es ist primär der FCA-Konzern (Marken: Fiat, Alfa Romeo, Chrysler), der wie kein anderer für den Erfolg in China prädestiniert gewesen wäre. Fiat war bis in die 1990er Jahre der zweitgrößte europäische Autohersteller, spezialisiert auf Kleinwagen und untere Mittelklassefahrzeuge, mit einem dezidierten Fokus auf Schwellenländer als Produktions- und Absatzschwerpunkte (Polen, Türkei, Brasilien, Argentinien). Von der Produktpalette her perfekt für den chi- 24. Februar 2017 Klein- und untere Mittelklassefahrzeuge absent oder untervertreten. Die ungleiche Präsenz in China, nicht nur im Autogeschäft, ist ein wesentlicher Faktor für die Eurokrise. Französische und italienische Hersteller sind im chinesischen Markt schwach vertreten, deutsche dagegen stark. Dieser wesentliche Zusammenhang zwischen Globalisierung und Eurokrise wird in einem separaten Artikel noch ausgebaut und detailliert werden. Der chinesische Automarkt ist ein hochgradig administrierter, ein ‚politischer‘ Automarkt – nach innen und nach außen. Subventionen an einheimische Hersteller, Marktabschottung und unterschiedliche Politiken mit Bezug auf IP gehören zum Handwerk der chinesischen Bürokratie. Und zum ersten Mal beginnt jetzt China die Standards im Automobilbau zu setzen, mit einem Zwangsfokus auf Elektro- und Hybridfahrzeuge. Im Wesentlichen sind es fünf große staatliche Gruppen, welche traditionell den Markt dominieren: SAIC, FAW, Dongfeng, Chang’an und BAIC. Daneben gibt es eine Vielzahl mittlerer und kleinerer Hersteller, wobei die meisten von ihnen im Besitz von lokalen oder Provinz-Behörden sind. Die beiden großen ausländischen Hersteller in China sind Volkswagen und General Motors. Sie produzierten 2016 im Rahmen ihrer JVs beide 3.5 bis 4 Millionen Personenwagen in China und sind damit dem Rest weit enteilt. Das ist kein Zufall. Hinter GM steht die amerikanische Regierung. GM wurde 2009 von der Regierung gerettet. Die Obama-Administration war sehr daran interessiert, dass GM wieder auf die Beine bzw. auf die Räder kommt. Mit einem chronischen Verlustbringer wie Opel in Europa und einer mäßigen Produktqualität in den USA war das kein leichtes Unterfangen. Da half der Erfolg in China. Die US-Regierung kann und wird bei Bedarf bei der Regierung in Beijing intervenieren. Chinas Regierung wird beim Vorgehen gegenüber GM immer sehr genau überlegen, was politisch opportun ist. Genauso steht es bei Volkswagen. Volkswagen ist traditionell sehr nahe bei der deutschen Bundesregierung. Diese war lange Jahrzehnte Miteigentümerin von VW. Der Autokanzler Schröder und Kanzlerin Merkel haben sich immer für 3 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |08/17 die Anliegen des Konzerns eingesetzt – in Deutschland wie im Ausland, gerade auch in Brüssel. Deutschland ist als Maschinen- und Anlagenbauer für den Aufbau der Infrastruktur und für die Ausrüstung der Fabriken für China sehr wichtig. Umgekehrtes gilt aber auch. Deutschland hat eine Schlüsselrolle in Brüssel. Weil die USA und Europa die Hauptabsatzmärkte der chinesischen Exportindustrie sind, müssen auch Gegenleistungen resultieren. Die deutsche Regierung muss sich in Brüssel diskret für Anliegen der Chinesen im Außenhandel stark machen, etwa den ‚freien Welthandel‘ durchsetzen – auf Deutsch übersetzt auch chinesische Exportinteressen. Die Bundesregierung wird dies je nach Stärkeverhältnis geräuschlos tun können, auch wenn dies die Interessen von Wirtschaftszweigen anderer Länder tangiert. Ohne diese Doppel- und Dreifach-Rolle der Bundesregierung wäre Volkswagen in China nicht zu dem geworden, was das Unternehmen heute ist. Das sind nicht Spaltmasse, Qualität und Langlebigkeit der Autos, oder Preis/Leistung allein. Es ist, neben zweifellos vorhandener Produktqualität und Globalplanung, die politische Durchsetzungsmacht, die dabei geholfen hat. Die Autoindustrie ist historisch immer eng mit der Politik verknüpft gewesen, im Westen wie im Osten. Sie hat dafür gesorgt, dass die öffentlichen Mittel jahrzehntelang primär in den Straßenbau und in Infrastrukturen (Brücken, Tunnels, Umlade-Kapazitäten) für Autos und Lastwagen geflossen sind. Das Verkehrsnetz, die Mittel und die Wettbewerbsfähigkeit der Eisenbahnen wurden umgekehrt vernachlässigt oder sogar bewusst abgewürgt. Die Autoindustrie hat immer zentral darauf geachtet, dass ihre Interessen im Außenhandel gebührend vertreten werden. Heute spielen die Umwelt- und EmissionsRegulationen eine große Rolle. Bei diesen gehören die Autokonzerne eher zu den Bremsern als zu den Vorreitern. Das ist in den USA nicht anders als in Italien, in Frankreich oder in Deutschland – nicht immer zum Besten der Bevölkerung, was die Gesundheit anbelangt. Der Automarkt in China ist weit davon entfernt, mit der Idee eines ‚freien Welthandels‘ vereinbar zu sein. Subventionen an einheimische Hersteller, hohe Importzölle, noch verstärkt durch extrem progressive größenabhängige Konsumsteuern, sorgen für eine weitgehende 24. Februar 2017 Marktabschottung gegen Importe. Die ausländischen Hersteller werden in JVs mit staatlichen einheimischen Herstellern gezwungen und müssen ihre Technologie einbringen. Ihre IP ist aber nicht gesichert, sondern vage. Das Ganze steht in krassem Gegensatz zum Marktzugang, den chinesische Unternehmen oder von China aus exportierende Multinationale in den USA oder in Europa genießen. Diese Form von ‚freiem Welthandel’ begünstigt einerseits Multinationale, welche von den Standortbedingungen profitieren. Zunehmend führt er aber auch dazu, dass einzelne ausländische Hersteller, die regierungsnah sind, privilegierten Zugang zum chinesischen Markt erhalten und damit Vorteile auf den Heimmärkten ausspielen können. Was den Außenhandel Chinas auszeichnet, ist eher mit ungleichem Tausch, verknüpft mit Bilateralismus zu bezeichnen. Was die Administration Trump entweder selber anstrebt, oder ihr zu Unrecht unterstellt wird, ist also schon üblich – in China. China setzt solche privilegierten Konditionen für einzelne politisch protegierte oder wichtige Hersteller – Apple, GM, Volkswagen – gezielt ein, um ein ‚Pfand‘ im politischen Tauziehen um die Mittelstand München bietet beste Voraussetzungen für neue Gründerkultur Wer in München, Lüneburg oder Leipzig studiert, wird am besten vorbereitet, nach dem Studium ein Unternehmen zu gründen I n den vergangenen Jahren hat sich die Gründungskultur an deutschen Hochschulen deutlich verbessert. Von der Hochschule in die eigene Firma – Studierende in München, Lüneburg oder Leipzig haben exzellente Voraussetzungen, ihr erworbenes Wissen in eine Geschäftsidee umzuwandeln. Das ergab der dritte Gründungsradar des Stifterverbandes und der Nixdorf Stiftung, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Demnach gehören folgende Hochschulen – je nach Größe – zu den Spitzenreitern beim Thema Gründungsförderung: • Hochschule München und Technische Universität München (Kategorie: Große Hochschulen mit mehr als 15.000 Studierenden) • Leuphana Universität Lüneburg (Kategorie: Mittlere Hochschulen mit weniger als 15.000 Studierenden) • HHL Leipzig Graduate School of Management (Kategorie: Kleine Hochschulen mit weniger als 5.000 Studierenden) Die Hochschule München ist vom zweiten Platz aufgerückt und sorgt bei den großen Hochschulen für eine Doppelspitze. Die drei weiteren Gewinner haben ihren Spitzenplatz im dritten Gründungsradar verteidigen können. Insgesamt haben fast alle teilnehmenden Hochschulen ihr Engagement in der Gründungsförderung seit 2012 intensiviert. Die durchschnittliche Gesamtpunktzahl je Hochschule stieg von 8,9 Punkten (2012) auf 9,6 Punkte (2016). Dabei gab es Leistungssteigerungen in allen vier Bereichen: Gründungssensibilisierung und -unterstützung, institutionelle Hochschulen vermitteln das nötige Basiswissen. Quelle: Flickr/Francisco Osorio/CC BY 2.0 Verankerung sowie Gründungsaktivitäten. Treiber sind vor allem die kleinen Hochschulen. Der größte Aufsteiger hier ist die WHU-Otto Beisheim School of Management. Unter den großen und mittleren Hochschulen haben die Universität Freiburg und die Universität Trier kräftig zugelegt. 4 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |08/17 „Die Hochschulen haben ihre Gründungsförderung sowie Beratungs- und Unterstützungsleistungen in den letzten Jahren wesentlich ausgebaut“, fasst Andreas Barner, Präsident des Stifterverbandes, die Ergebnisse zusammen. „Nach wie vor werden aber 60 Prozent der Aktivitäten über eingeworbene Mittel finanziert. Der Stifterverband plädiert gemeinsam mit den Hochschulen dafür, die Aktivitäten für eine nachhaltige Gründungsförderung zu einem größeren Anteil durch Grundfinanzierung abzusichern und in eine übergreifende Transfer- und Kooperationsstrategie einzubetten.“ So könnten Gründungsaktivitäten aus den Hochschulen nachhaltig vorangetrieben werden, um neue Arbeitsplätze und Innovationen zu schaffen. Ein Erfolgsfaktor bei der Gründungs- förderung ist die institutionelle Verankerung. In diesem Bereich haben sich viele Hochschulen stark verbessert. In einem Schwerpunkt des Gründungsradars sagt der Großteil der Hochschulen, die interne Vernetzung zwischen Lehre, Forschung und Beratung sowie die Kooperation mit externen Akteuren seien der Schlüssel für eine erfolgreiche Gründungskultur. Hinzu kommt ein konkreter Ansprechpartner in der Hochschulleitung für mehr Sichtbarkeit und Nachhaltigkeit sowie ein hohes Engagement der Professoren aus gründungsrelevanten Bereichen. Brigitte Zypries, Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, resümiert: „Das Gründungsklima an deutschen Hochschulen hat sich in den letzten Jahren spürbar verbessert. Dazu hat nicht zuletzt das EXIST-Programm des BMWi 24. Februar 2017 einen wichtigen Beitrag geleistet. Das belegen auch die guten Platzierungen der EXIST-Hochschulen im Gründungsradar. Unsere Aufgabe besteht jetzt darin, mit unserer Förderpolitik stärker auch diejenigen Hochschulen zu erreichen, die in diesem Bereich noch nicht ausreichend aktiv sind.“ Um die Qualität und Quantität der Gründungsaktivitäten weiter zu steigern, empfehlen die befragten Hochschulen, mit der öffentlichen Förderung regionale Vernetzungen zu stärken, jeweilige Hochschulgrößen und -profile noch stärker zu berücksichtigen und EXISTAnreizmaßnahmen beizubehalten. Darüber hinaus sollten die rechtlichen Rahmenbedingungen für Hochschulbeteiligungen an Gründungen vereinfacht werden. Globalisierung Arabisch ist begehrteste Fremdsprache auf dem Arbeitsmarkt Im Zuge der länderübergreifenden Arbeitsmärkte werden auch in Europa mehr nicht-europäische Sprachen begehrter F achkräfte mit arabischen Sprach- weit abgeschlagen verglichen zum Vor- wird der Bedarf an arabischen Sprachkenntnissen sind heiß begehrt, dies jahr. Dabei zeigt München mit 9 Prozent kenntnissen noch deutlicher. Nach zeigt eine aktuelle Studie der Jobsuch- Anteil den größten Bedarf an Englisch Englisch (23.83 Prozent) ist dies aktuell maschine Adzuna. So schafft es Ara- Jobs. Französisch erreicht landesweit er- die zweit meistgesuchte Sprache in der bisch im November 2016 unter die Top neut den zweiten Platz mit 0.7 Prozent Hauptstadt mit 3.84 Prozent Anteil. Ver3 der meistgesuchten Sprachen glichen zum Vorjahr (0.94 Prodeutschlandweit, in Berlin zent) hat sich der Bedarf hier werden dabei zwei Drittel aller sogar vervierfacht. Aktuell werArabisch Jobs vergeben. Engden zudem 66 Prozent der Stellisch dominiert weniger als im lenangebote in Deutschland, Vorjahr, der Bedarf an verschiedie Arabisch erfordern, d.h. zwei Drittel in Berlin ausgeschriedenen Sprachen wird flacher verteilt. ben. Nähere Untersuchungen Anteil der Stellen deutschlandweit, die eine Fremdsprache erfordern. Quelle: Adzuna Für die Studie wurden dieser Stellen zeigten, dass 41 über 600.000 verfügbare StelProzent der Arabisch Jobs in Berlin im Zusammenhang mit lenanzeigen auf geforderte Sprachkenntnisse untersucht. Die Da- der ausgeschriebenen Stellen, die diese Flüchtlingsarbeit stehen. Deutschlandten wurden im November 2016 erhoben Sprache erfordern. weit beträgt dieser Anteil 39 Prozent. Den größten Sprung macht hier jeund zudem mit den Vorjahreszahlen Französisch, vom zweiten Platz vervon November 2015 verglichen. doch Arabisch, was im Vergleich zum drängt in Berlin, muss hingegen einen Deutschlandweit bleibt Englisch letzten Jahr nun weit mehr als Spanisch, Rückgang von über 70 Prozent verzeichweiterhin unangefochten die Nummer Italienisch oder Niederländisch ver- nen. Währenddessen scheinen Spra1 der meistgesuchten Fremdsprachen, langt wird. Mit einem Sprung von 0.15 chen wie Russisch und Chinesisch in der indem 23.22 Prozent der ausgeschrie- Prozent auf 0.36 Prozent benen Stellen Englisch erfordern. Der hat sich hier die landesBedarf zeigt jedoch einen Rückgang im weite Nachfrage mehr Vergleich zu 2015 (-5.33 Prozent). Be- als verdoppelt. Bei der Betrachtung trachtet man die Top 10 im Ranking, so Anteil der Stellen in Berlin, die eine Fremdsprache erfordern. Quelle: Adzuna liegen andere Sprachen aktuell weniger des Melting Pot Berlin, 5 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |08/17 Kommunikative Fähigkeiten werden immer gefragter. Quelle: Flickr/Martin Cathrae/CC BY-SA 2.0 Hauptstadt an Popularität zu gewinnen und schaffen es erstmals unter die Top 5, verglichen zum Vorjahr. Auch bei skandinavischen Sprachen wie Schwedisch und Dänisch gibt es laut Studie einen Zuwachs. Zusammen betrachtet zeigen die Ergebnisse klare Anzeichen für eine Wandlung des Sprachenmix in Berlin. „Der Jahresvergleich der erforder- 24. Februar 2017 ten Fremdsprachen zeigt, wie aktuelle Entwicklungen im Land den Arbeitsmarkt verändern. Englisch bleibt weiterhin Standard, jedoch nimmt der Bedarf an anderen Sprachen zu. Insbesondere im Fall von Arabisch – die Jobchancen für Muttersprachler steigen!“, kommentiert Inja Schneider, Country Manager Deutschland bei Adzuna. Digitalisierung Großunternehmen investieren in Start-ups aus Tech-Bereich Um den technologischen Fortschritt voranzutreiben, unterstützen etablierte Unternehmen technisch orientierte Start-ups G roßunternehmen spielen eine immer größere Rolle, wenn es um die Finanzierung von Start-ups aus dem TechBereich in Deutschland geht. Sie möchten auf diesem Weg vielversprechende Ideen fördern, die zu ihrem Unternehmen und ihrem Geschäftsmodell passen. „Großunternehmen investieren bevorzugt in Startups aus dem Tech-Bereich, um häufig bestehende Lücken in der Digitalisierung zu schließen und die digitale Transformation erfolgreich zu gestalten“, sagt Thomas Prüver, Partner bei EY. Dazu nutzen Großunternehmen und Konzerne zwei Wege: Auf der einen Seite treten sie selbst als Venture-Capital-Investoren auf, um sich an Start-ups bereits in Frühphasen zu beteiligen, oder sie übernehmen die jungen Firmen in einem späteren Stadium. Aber auch der deutsche Mittelstand interessiert sich zunehmend für Start-ups, um den digitalen Wandel zu bewältigen. Insgesamt haben die 100 am höchsten finanzierten Start-ups aus dem Tech-Bereich seit ihrer Gründung bis Dezember 2016 Finanzmittel in Höhe von 5,9 Milliarden US-Dollar eingesammelt, wie die EY-Studie „Funding, Growth and Profitability: Tech Start-ups finding the right balance“ zeigt. In Fokus standen dabei junge Firmen mit Fokus auf Trendthemen wie Ernährung oder Finanzdienstleistungen. „Start-ups mit einer guten Geschäftsidee haben nur geringe Probleme, eine Finanzierung für die frühe Phase ihrer Existenz zu finden“, betont Prüver. Das Interesse der Investoren und auch von Business Angels in diesem Stadium ist sehr groß, die enorme Nachfrage führt zu hohen Bewertungen von Start-ups in frühen Phasen. 2016 konnten 32 neue Venture-Capital-Fonds insgesamt 6,2 Milliarden US-Dollar einsammeln, wie aus der Studie hervorgeht. Auch zahlreiche im Dax notierte Konzerne beteiligen sich mit eigenen neue Ideen auszuprobieren und voranzutreiben. Sie bieten jungen Gründern mehr Freiheit und Kreativität als das oft enge Korsett eines Konzerns“, so Prüver. Die Möglichkeit für Finanzierungen für Start-ups hat sich in Deutschland in den vergangenen Jahren insgesamt Anteil der Investoren basierend auf abgeschlossenen Transaktionen. Venture-Capital-Fonds an Start-ups. So wurde zum Beispiel der BMW i Venture Capital Fund 2016 mit 500 Millionen Euro ausgestattet. Er konzentriert sich auf Entwicklungen in den Bereichen Elektromobilität, autonomes Fahren, Digitalisierung, Cloud-Dienste und künstliche Intelligenz. Ebenso legte Siemens 2016 den Fonds next47 mit einem Volumen von einer Milliarde Euro auf. „Startups bieten einen guten Rahmen, um Quelle: EY Analysis deutlich verbessert. Das Spektrum an Investoren für die verschiedenen Entwicklungsstufen von Start-ups ist größer geworden. Nach wie vor stößt die Wachstumsfinanzierung in einer Spätphase mit nationalen Investoren aber an Grenzen. Finanzierungsrunden mit einem Volumen von mehr als zehn Millionen Euro sind oft eine Sache für ausländische Investoren. Im Finanzierungsbereich zwischen drei und zehn Millionen Euro 6 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |08/17 besteht nach wie vor großer Bedarf: Hier könnten sich verstärkt Großunternehmen engagieren. Die wichtige Rolle von etablierten Unternehmen zeigt sich auch auf dem M&A-Markt: 97 Prozent aller Fusionen und Übernahmen bei deutschen TechStart-ups gehen 2016 auf sie zurück. Finanzinvestoren machen dagegen nur drei Prozent der Käufer aus. Damit nutzen die jungen Firmengründer den Verkauf an etablierte Unternehmen als bevorzugten Exit-Kanal. „Die Start-ups werden in einer relativ frühen Phase verkauft. Für sie ist es schwierig, an Größe zu gewinnen. Sie können ihr Wachstumspotenzial nicht voll ausschöpfen“, sagt Prüver. Übernahmen von Tech-Start-ups fanden 2016 hauptsächlich in den Branchen Medien, Technologie und dem Einzelhandel statt. 31 Prozent der Transkationen gehen auf die Medienbranche zurück. Die deutschen Großverlage kaufen durch Übernahmen nach wie vor digitales Know-how ein, um ihre Geschäftsmodelle zu erweitern und neue Ertragsquellen zu erschließen. „Wir rechnen 2017 mit einem stark anziehenden Transaktionsgeschäft im Energie- und 24. Februar 2017 Automobilsektor. Diese Branchen sind derzeit am stärksten vom disruptiven Wandel betroffen. Zahlreiche Start-ups beschäftigen sich mit neuen innovativen Ideen in diesen Sektoren“, betont Prüver. Der EY-Fachmann rechnet damit, dass Finanzinvestoren 2017 stärker auf dem deutschen M&A-Markt für schnell wachsende Unternehmen aktiv werden. Aber auch etablierte Unternehmen werden sich 2017 verstärkt auf dem Transaktionsmarkt für junge und lukrative Tech-Start-ups engagieren, um sich auf diesem Weg fit zu machen für die digitale Transformation. Finanzen Banken in Deutschland lehnen Blockchain-Technologie ab In Betracht gezogen: ja – umgesetzt: nein. Deutsche Banken wehren sich gegen die Blockchain-Technologie B lockchain-Technologie gilt als potenziell disruptive Kraft im Finanzsektor. Die Technologie ermöglicht einen dezentralen Austausch von Werten ohne Intermediäre, wie z. B. Banken. Bei einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC haben nun erstmals Vertreter deutscher Banken Auskunft zum Stand der Etablierung von Blockchain-Technologie in ihren Instituten gegeben. 47 Prozent der Befragten bestätigen die Relevanz von Blockchain für ihre Bank und deren Geschäftsfeld. Der Großteil der Institute setzt sich jedoch noch nicht konkret mit der Anwendung der Technologie auseinander: 39 Prozent der Befragten werden sich auch im Jahr 2017 nicht mit Blockchain beschäftigen. 76 Prozent werden die Technologie erst dann produktiv einsetzen, wenn andere Marktteilnehmer es ebenfalls tun; 25 Prozent sogar explizit erst dann, wenn der Großteil der Wettbewerber bereits für einige Zeit die Technologie einsetzt. „Die deutschen Banken haben erkannt, dass der Aufstieg von Blockchain- Setzt sich diese Technologie durch, könnten Banken überflüssig werden. Quelle: Flickr/Antana/CC BY-SA 2.0 Technologie ein hohes Potential in sich trägt, ihre Geschäftsmodelle erheblich zu beeinflussen. Die Institute bauen daher nach und nach Wissen auf, um erste Anwendungsfälle zu erproben. Diese Entwicklung steht jedoch noch ganz am Anfang“, sagt Dr. Thomas Schönfeld, Blockchain Leader bei PwC Deutschland. Tatsächlich geben 68 Prozent der befragten Führungskräfte an, wenig oder gar nicht mit Blockchain-Technologie vertraut zu sein. In vielen Instituten gibt es zudem noch keine dezidierten Ansprechpartner für das Thema. In den kommenden 10 Jahren dürfte die Technologie das Geschäftsmodell der Institute jedoch stark beschäftigen – das bestätigen 63 Prozent der Befragten. Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) sehen dies bereits in den kommenden 5 Jahren. Sie erwarten eine mittlere bis extreme Beeinflussung des Geschäftsmodells ihrer Bank durch Blockchain. Strategisch setzen sich bislang die wenigsten Banken mit der Technologie auseinander. Bei 75 Prozent bildet Blockchain-Technologie keinen Teil der strategischen Ausrichtung. 58 Prozent beschäftigen keine Mitarbeiter, die sich regelmäßig mit dem Thema befassen. 72 Prozent weisen der Erforschung der Technologie kein Budget zu, nur 2 Prozent der Unternehmen investieren sig7 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |08/17 nifikant. „Bei vielen Banken ist das Thema Blockchain noch nicht entscheidungsreif. Auch wenn die Relevanz der Technologie erkannt wird, findet sie noch keinen Eingang in die Geschäftsstrategie der Institute. Das muss nun der nächste Schritt sein“, so Dr. Thomas Schönfeld. Die größten Potenziale sehen die Führungskräfte in den Bereichen IT-Sicherheit sowie Audit & Datenintegrität. 67 Prozent würden wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich auf Methoden, Tools und Technologien reagieren, die die Informationssicherheit verbessern und Betrug identifizieren. 47 Prozent rechnen mit einer Adaption von verteilten Ledgern für Beglaubigung, Audit, Dokumentation und Datenintegrität, sollten diese an Bedeutung gewinnen. Deutlich zurückhaltender sind die Erwartungen in den intensiv diskutierten Bereichen Zahlungsverkehr und Wertpapierhandel. So halten nur 36 Prozent der Führungskräfte eine Reaktion ihrer Institute auf auf Peer-to-PeerPayment-Lösungen für wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich. Gleiches gilt für den Handel digitaler Werte, hier sind es 35 Prozent. Die Relevanz von Blockchain-Technologie schätzen Banken unabhängig 24. Februar 2017 ihrer Größe ähnlich hoch ein. Jedoch beschäftigen sich kleinere Banken mit einer Bilanzsumme von unter 1 Milliarde Euro im Schnitt bereits länger mit der Technologie. 20 Prozent der kleineren Häuser stellen zudem ein eigenes Budget für Blockchain-Projekte bereit, während es bei großen Banken nur 5 Prozent sind. „Offensichtlich möchten gerade kleinere Häuser als ‚early adopter‘ einen möglichen Zukunftsmarkt erschließen. Sie erhoffen sich Wettbewerbsvorteile, wenn Sie die Technologie früher und besser in die Praxis umsetzen als die Platzhirsche“, so Dr. Thomas Schönfeld. Innovation Energiewende: Israel baut höchsten Solar-Turm der Welt Israel sieht eine Zukunft in Erneuerbaren Energien. Der Bau hat begonnen – und stellt zufällig einen Weltrekord auf D as Klima in Israel ist ideal für die Produktion von Solarenergie. Die Sonne scheint fast ausschließlich und es ist warm genug – die besten Voraussetzungen für Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen. Doch das Land hat sich noch nicht für die Abkehr von fossilen Brennstoffen, insbesondere Erdgas, entschieden. Das soll sich nun ändern. Die israelische Regierung hat beschlossen, bis zum Jahr 2020 den Anteil der Erneuerbaren Energien auf 10 Prozent zu steigern, berichtet die Website Treehugger. Dabei helfen soll ein gigantisches SolarProjekt in der Wüste Negev. Das Ashalim-Projekt wird aus vier Parzellen bestehen, von denen drei in der ersten Bauphase realisiert werden sollen. Herzstück des ganzen wird ein Solarturm – mit einer Höhe von 250 Metern. Dieser Turm wird von 50.000 Spiegel umringt. Um möglichst viel Raum zu sparen, befinden sich die Spiegel ungewöhnlich an dem Turm. Daher muss er auch entsprechend hoch gebaut werden. Die Technologie stammt von BrightSourceEnergy, das ein ähnliches Projekt bereits in Kalifornien realisiert hat. Projekt Ivanpah, das weltweit größte Solarthermie-Kraftwerk, besteht sogar aus 170.000 Das Ashalim-Projekt soll die Energiewende in Israel einleiten. Spiegeln und benötigt Quelle: BrightSourceEnergy entsprechend viel Raum – der Turm hat jedoch nur eine Höhe von 140 Metern. Ein zweiter Bauabschnitt von Ashalim sieht einen riesigen Energiespeicher vor, der Haushalte auch nachts mit Strom versorgen kann. Der dritte Abschnitt besteht hingegen aus Photovoltaik-Anlagen. Eine vierte Einheit sei theoretisch vorgesehen, aber noch nicht in der Planung. Die verschiedenen Einheiten können sich so gegenseitig ergänzen und gewährleisten, dass eine dauerhafte Stromversorgung möglich ist. Der Grundstein wurde bereits 2015 gelegt. Wenn die erste Bauphase 2018 abgeschlossen sein wird, wird Ashalim das bei weitem größte Projekt Erneuerbarer Energien in Israel sein. Die Anlage soll eine Kapazität von 310 MW besitzen und soll etwa 130.000 Haushalte mit Strom versorgen – immerhin fünf Prozent der Bevölkerung. Israel besitzt viele innovative Unternehmen im Bereich der Solartechnik, aber die Regierung hat diesen Forschungszweig bisher nicht gefördert. Wenn das Ashalim-Projekt Erfolg hat, könnte sich das bald ändern. Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Redaktion: Anika Schwalbe, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz, Nicole Oppelt, Nicolas Dvorak. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: [email protected]. Erscheinungsweise wöchentliches Summary: 52 Mal pro Jahr. Bezug: [email protected]. Mediadaten: [email protected]. www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de 8
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