Die Niederländer verdanken ihren Wohlstand auch dem

Informationen aus dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln
Niederlande | 24.02.2017 | Lesezeit 2 Min.
„Die Niederländer verdanken
ihren Wohlstand auch dem
freien Handel“
Seit jeher unterhalten die Niederlande enge wirtschaftliche Beziehungen zu
Deutschland. Die anstehenden Parlamentswahlen werden daran wohl nichts
ändern, auch wenn einige niederländische Parteien die EU kritisch sehen, wie
Kees van Paridon betont, Professor of Economics an der Erasmus-Universität
Rotterdam und derzeit Gastprofessor am Zentrum für Niederlande-Studien an der
Universität Münster.
Die Niederlande erleben, ebenso wie Deutschland, seit einiger Zeit einen spürbaren
wirtschaftlichen Aufschwung. Dieser stärkt die ohnehin engen Handelsbeziehungen
zwischen den beiden Ländern. Für die Niederlande ist die Bundesrepublik bei weitem
der wichtigste Handelspartner: Die niederländische Wirtschaft liefert 23 Prozent ihrer
Ausfuhren an deutsche Kunden. Umgekehrt stammen 17 Prozent der niederländischen
Importe aus Deutschland.
Während deutsche Unternehmen zu 75 Prozent Industrieerzeugnisse in die
Niederlande verkaufen, bestehen deren Exporte nach Deutschland nur zu 57 Prozent
aus Industriewaren. Weitere 19 Prozent sind Energieerzeugnisse, 16 Prozent
Agrarprodukte. Allerdings arbeiten niederländische Industrieunternehmen immer
häufiger erfolgreich mit deutschen Firmen zusammen, beispielsweise im Automobilbau
oder in der Produktion optischer Systeme.
Deutschland ist mit Abstand der wichtigste
Handelspartner der Niederlande.
Der Absatz niederländischer Produkte in Deutschland ist bislang stark auf NordrheinWestfalen konzentriert. Aus diesem Grund haben die Niederlande in den vergangenen
Jahren einige Initiativen ergriffen, um den Handel mit den anderen Bundesländern zu
stärken. Nicht zuletzt hat das niederländische Königspaar zahlreiche Bundesländer
besucht – vor kurzem waren König Willem-Alexander und Königin Máxima in
Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt zu Gast.
Im niederländischen Wahlkampf spielen die Handelsbeziehungen zu Deutschland zwar
kaum eine Rolle. Einige generelle außenwirtschaftliche Fragen stehen jedoch
durchaus im Fokus. Denn ein Teil der niederländischen Parteien äußert sich skeptisch
zur europäischen Integration und auch zum Freihandelsabkommen CETA zwischen der
EU und Kanada. Die kritischen Stimmen kommen unter anderem aus der
Sozialistischen Partei und von GrünLinks. Die „Partei für Freiheit“ von Geert Wilders
spricht sich sogar für den „Nexit“ aus. Die Mehrheit der Politiker ist allerdings nach
wie vor pro EU und Freihandel eingestellt.
Die meisten Niederländer erkennen ebenfalls an, dass sie einen großen Teil ihres
Wohlstands dem freien Handel mit Waren und Dienstleistungen zu verdanken haben.
Dennoch haben auch in den Niederlanden viele Menschen das Gefühl, dass die
Globalisierung nicht für alle vorteilhaft ist.
Der Brexit trifft auch die Niederlande
Wichtig ist aber auch der Blick auf den Brexit. Derzeit gehen immerhin 9 Prozent der
niederländischen Exporte ins Vereinigte Königreich. Dieser Handel dürfte unter dem
Brexit leiden – ersten Schätzungen zufolge wird dies die Wirtschaftsleistung der
Niederlande in den kommenden zehn Jahren um schätzungsweise 1,2 Prozent
verringern. Es ist allerdings auch denkbar, dass die Niederlande – ebenso wie
Deutschland – von möglichen Standortverlagerungen britischer Unternehmen
profitieren.
Wie sich der deutsch-niederländische Handel künftig entwickelt, hängt darüber hinaus
auch vom weiteren Ausbau der Verkehrsinfrastruktur ab. Dass sich der Ausbau der für
den Güterverkehr wichtigen Bahnstrecke zwischen Emmerich und Oberhausen
möglicherweise erneut verzögert, ist insofern eine schlechte Nachricht.
Der Ansprechpartner:
Kees van Paridon Professor of Economics an der Erasmus-Universität Rotterdam
Kernaussagen in Kürze:
Für die Niederlande ist Deutschland der bei weitem wichtigste Handelspartner –
die niederländische Wirtschaft liefert 23 Prozent ihrer Ausfuhren an deutsche
Kunden.
Im niederländischen Wahlkampf spielen diese Handelsbeziehungen zwar kaum
eine Rolle – das Thema Freihandel und ein möglicher „Nexit“ aber sehr wohl.
Dabei erkennen die meisten Niederländer durchaus an, dass sie einen großen Teil
ihres Wohlstands dem freien Handel mit Waren und Dienstleistungen zu
verdanken haben.