Flyer - Thüringer Schulportal

Workshops
Workshop 1
Neue Heimat Thüringen? Flüchtlinge und
Vertriebene um 1945
Leitung: Dr. Uta Bretschneider,
Kloster Veßra
Etwa 14 Millionen Deutsche aus dem östlichen Europa
waren am Ende des Zweiten Weltkrieges von Flucht oder
Vertreibung betroffen. In der Sowjetischen Besatzungszone stellten sie ein Viertel der Bevölkerung. Für etwa
700.000 Flüchtlinge und Vertriebene sollte Thüringen
eine "neue Heimat" werden. Doch auf die Verlusterlebnisse folgte nicht selten die Erfahrung des unerwünscht
Seins sowie des sozialen und beruflichen Abstiegs. Von
staatlicher Seite wurde die Integration der sogenannten
Umsiedler rasch als abgeschlossen betrachtet, doch
tatsächlich vollzog sie sich als ein langwieriger und verwerfungsreicher Prozess. Die weitgehende Verdrängung
von Flucht und Vertreibung aus der Öffentlichkeit der
DDR erschwerte eine Be- und Verarbeitung erheblich.
2016 erschien „Neue Heimat Thüringen?“ von Uta Bretschneider als Publikation der Landeszentrale. Der Band
wird allen Teilnehmenden zur Verfügung gestellt und
bietet die Grundlage der Arbeit im Workshop.
Workshop 2
Fremde Freunde – Ausländische
Vertragsarbeiter in der DDR
Leitung: Dr. Annegret Schüle,
Erinnerungsort Topf & Söhne, Erfurt
Bereits in den 1950er Jahren begann die erste Phase
des Austauschs von ausländischen Vertragsarbeitern.
Das Programm beinhaltete hauptsächlich die Ausbildung
von Betriebspraktikanten, Studenten, Doktoranden,
Schülern und Lehrlingen. Propagiertes Ziel war es, die
wirtschaftliche Annäherung der Partnerländer zu forcieren. Tatsächlich aber wurde damit versucht, eklatante
Wirtschaftsmängel im eigenen Land zu kompensieren.
An Integration war nicht gedacht. Kontakte außerhalb
offizieller Feierstunden waren unerwünscht. Schon 2006
gaben Elena Demke und Annegret Schüle Unterrichtsmaterialien zum Thema „Ferne Freunde – Nahe Fremde.
Workshops
Ausländer in der DDR“ heraus. Sie bilden die Grundlage
dieses Workshops.
Workshop 3
„Migration gab es immer“ und „Integration fängt
bei mir an“– Schulbuchstudie Migration und
Integration
Leitung: Dr. Marcus Otto,
Georg Eckert Institut (GEI) Braunschweig
Die Vielfalt in unserem Land wächst, ganz besonders an
unseren Schulen. Viele Schülerinnen und Schüler
kommen aus Familien, die eigene Erfahrungen mit
Einwanderung mitbringen. Ein Drittel aller Kinder und
Jugendlichen unter 15 Jahren in unserem Land hat einen
Migrationshintergrund. Mehr als 80% von ihnen sind
deutsche Staatsangehörige. Das heißt: Wir haben eine
neue Generation von deutschen Schülerinnen und
Schülern. Auf diese Realität müssen sich nicht nur
Lehrkräfte und Lehrpläne einstellen. Auch Schulbücher
müssen diese gesellschaftliche Entwicklung im Blick
haben. Was sie hierzu aktuell leisten, aber auch welche
Defizite bestehen haben Wissenschaftler des GEI
untersucht. Die Ergebnisse und mögliche Alternativen
sind Thema des Workshops.
Anmeldung:
Durch Eingabe der unten genannten Veranstaltungsnummer können Sie sich unter
www.schulportal-thueringen.de/catalog/
anmelden.
Veranstaltungsnummer: 188200701
Ansprechpartner:
Elke Deparade
Telefon: +49 (36458) 56 223
E-Mail: [email protected]
Wieland Koch
Telefon: +49 (361) 37 92 740
E-Mail: [email protected]
Das Phänomen der Migration
als Regelfall
in der Geschichte
Wanderungsbewegungen
aus und nach Deutschland
im 19. und 20. Jahrhundert
mit vergleichendem Blick auf das
21. Jahrhundert
6. April 2017
Fortbildung für die Fächer
Geschichte, Sozialkunde und Ethik
Veranstaltungsort:
Gedenk- und Bildungsstätte
Andreasstraße, Erfurt
THEMA
Migration als historischer Regelfall
Lange Zeit Randthema in der medialen Berichterstattung
und der politischen Debatte entwickelte sich Migration im
Laufe des Jahres 2015 zu einem der Hauptnachrichtenthemen. Sprachbilder wie „einzudämmende Flüchtlingsströme“ suggerieren Gefahr für Europa und
Deutschland. Sie lassen gegenwärtige Bevölkerungsbewegungen als etwas Singuläres erscheinen.
Dabei ist Deutschland schon lange auch Einwanderungsland: Im 17. Jahrhundert kamen Hugenotten aus Frankreich, in der Hochphase der Industrialisierung verstärkte
sich der Zustrom von Arbeitskräften. Das Deutsche
Reich entwickelte sich vom Auswanderungsland zum
weltweit zweitwichtigsten Einwanderungsland, gleich
nach den USA. So genannte "Ruhrpolen" wanderten in
das westdeutsche Industriegebiet ein, Ostpreußen wiederum wurde Zielpunkt von Wanderarbeitern aus dem
russischen Teil Polens, aus Italien und ÖsterreichUngarn. Nach 1917 suchten 600.000 russische Flüchtlinge Schutz in der Weimarer Republik, ca. 70.000 Juden
aus Ost- und Südosteuropa suchten Asyl in Deutschland.
Flucht und Vertreibung am Ende des Zweiten Weltkrieges führte 12 Mio. Menschen in Richtung Westen, bis
1989 überwanden 2,7 Mio. Menschen die deutschdeutsche Grenze. Von 14 Mio. „Gastarbeitern“ blieben
3 Mio. in der BRD, in der DDR lebten 1989 93.600 Vertragsarbeiter.
Migration ist im geschichtlichen Prozess immer ein konstituierendes, permanentes und sehr einflussreiches
Phänomen gewesen. Individuen und menschliche Kollektive waren stets neu herausgefordert, immer wieder wurden ihnen angesichts von Migrationsbewegungen Haltungen und Handlungen zur (Neu-) Gestaltung der Verhältnisse abverlangt.
THEMA
Die aktuelle gesellschaftliche Diskussion über Geflüchtete und Integration - z. T. sehr emotional und oft auf der
Basis „alternativer Fakten“ geführt - zwingt auch Schule
zur Reaktion.
Ausgehend von den Thüringer Lehrplänen, die die Analyse von „Migration im 19. und 20. Jahrhundert“ … „als
Regelfall und nicht als Ausnahme der Geschichte“ fordern und die Charakterisierung von „Wanderungsbewegungen aus und nach Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert vergleichend mit Blick auf das 21. Jahrhundert“
thematisieren, soll auf der Grundlage einer etwas weiter
gefassten zeitlichen Einordnung des Themas (19./20 Jh.)
der Fokus auf die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts und
dabei v. a. auch auf das östliche Deutschland gesetzt
werden.
Nach einem Impulsreferat zum Thema werden drei
Workshops angeboten, die darauf Bezug nehmen, auf
welcher Art und Weise Flüchtlinge und Vertriebene nach
dem Zweiten Weltkrieg in Thüringen Aufnahme fanden
und eine neue Existenz aufbauten, welche Bedeutung
ausländische Vertragsarbeiter für die DDR hatten und
wie Schulbücher mit den Themen „Migration und Integration“ umgehen. Den Lehrerinnen und Lehrern wird die
Teilnahme an allen drei Workshops ermöglicht.
Elke Deparade, ThILLM
Wieland Koch, LZT
Programm
8:30
Begrüßung
Herr Dr. Voit, Gedenkstätte Andreasstraße
Frau Deparade, ThILLM
Herr Koch, LZT
8:45 - 10:15 Impulsreferat
Regelfall Migration - Einwanderung nach Deutschland
und Integrationsbestrebungen seit dem 19. Jh. mit
besonderem Bezug auf beide deutschen Staaten
nach 1945
Dr. Patrice Poutrus, Wien
10:15 - 10:30 Kaffeepause
10:30 - 12:00 Workshop-Runde I
12:00 - 12:30 Mittagspause
12:30 - 14:00 Workshop-Runde II
14:10 - 15:40 Workshop-Runde III
15:45
Schlusswort und Verabschiedung
Workshop-Angebote:
Workshop 1
Neue Heimat Thüringen?
Flüchtlinge und Vertriebene um 1945
Dr. Uta Bretschneider, Kloster Veßra
Workshop 2
Fremde Freunde – Ausländische
Vertragsarbeiter in der DDR
Dr. Annegret Schüle, Universität Erfurt,
Erinnerungsort Topf & Söhne
Workshop 3
„Migration gab es immer“ und „Integration fängt bei mir
an“ – Schulbuchstudie Migration und Integration
Dr. Marcus Otto, Georg Eckert Institut – Leibnitz Institut
für internationale Schulbuchforschung Braunschweig