Bürgermeister Kettelerstraße 3 68519 Viernheim > wenn unzustellbar (mit neuer Anschrift) zurück < Der Bürgermeister Bundestags- und Landtagsabgeordnete aus dem Kreis Bergstraße Rathaus Kettelerstraße 3 68519 Viernheim Telefon: (0 62 04) 9 88 – 216 Telefax: (0 62 04) 9 88 – 378 Internet: www.viernheim.de E-Mail: [email protected] Datum: 24. Februar 2017 Die Viernheimer Apotheken sind top! Sehr geehrte Bundestags- und Landtagsabgeordnete aus dem Kreis Bergstraße! Was macht die Apotheke vor Ort unverwechselbar? Die Viernheimer Präsenzapotheken haben einen gut funktionierenden Lieferservice – sie sind sehr schnell, sie liefern am gleichen Tag innerhalb von wenigen Stunden, sie sind persönlicher und individueller als jede ausländische Versandapotheke. Und: Dieser Service ist kostenlos! Diesen optimalen Service möchte ich für die Viernheimer Bevölkerung auch in Zukunft erhalten. Deswegen wende ich mich heute gemeinsam mit den Apothekern an Sie, denn wir sehen mittel- und langfristig ein bewährtes Versorgungssystem in Gefahr, sollte der Gesetzgeber nicht handeln. Seit Oktober 2016 müssen sich als Folge eines Urteils des Europäischen Gerichtshofes ausländische Versandapotheken nicht mehr an die in Deutschland gesetzlich festgelegte Preisbindung für verschreibungspflichtige Medikamente halten. Ihnen sind im Gegensatz zu deutschen Apotheken Rabatte und Boni erlaubt. Die Unterzeichner sehen darin eine ganz klare Diskriminierung der deutschen Apotheken. Deutsche Präsenzapotheken, welche die per Gesetz festgeschriebene Versorgung der Bevölkerung sicherstellen, können nur auf der Basis einer funktionierenden Mischkalkulation wirtschaftlich geführt werden. Wenn ganze Sortimente an den Versand abwandern, kann der Kalkulationsmix nicht mehr funktionieren. Internationale Versandapotheken sind "Rosinenpicker" in unserem System, da sie keine Gemeinwohlaufgaben für die Patienten leisten. Sollte die Politik nicht einschreiten und einen Riegel vorschieben, dann befürchten wir mittel- und langfristig ein Apothekensterben, das insbesondere die Bevölkerung in der Fläche treffen wird. Das Szenario könnte so aussehen: Keine Nacht- und Wochenenddienste mehr, keine Herstellung mehr von Individualrezepturen, keine persönliche Beratung mehr und keine Kontrollen mehr zum Schutz von gefälschten Arzneimitteln. Und schließlich: Abbau von Arbeitsplätzen, weil nur da gespart werden kann. Auch ein anderer Aspekt darf nicht unterschätzt werden: Insgesamt stellen die deutschen Apotheken aktuell über 150.000 Arbeitsplätze bereit, die sich durch einen Frauenanteil von 90 Prozent, Wohnortnähe und gute Arbeitsbedingungen auszeichnen. Darüber hinaus leisten die deutschen Apotheken einen nicht unwesentlichen Beitrag zum Steueraufkommen auch unserer Stadt durch die Abführung von Gewerbesteuer. Verschreibungspflichtige Medikamente sind Waren besonderer Art, die nach deutschem Gesetz zu Recht der einheitlichen Preisbindung unterliegen: Aus diesem Grund lehnen wir diese „Segnung“ des Online-Handels ab. Das heißt nicht, dass wir gegen Digitalisierungsbestrebungen im Gesundheitswesen sind. Im Gegenteil - wir brauchen dieses Netzwerk zum Wohle der Patienten. Ein weiteres Argument gesellt sich hinzu: Die von den Versandapotheken gewährten Boni stehen unserer Überzeugung nach nicht dem einzelnen Versicherten, sondern den Krankenkassen, sprich: der Solidargemeinschaft zu. Alles in allem gibt es für die Politik genug Gründe, die derzeitige „Schieflage“ zu beseitigen und dem ausländischen Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln einen Riegel vorzuschieben. Wir bitten Sie herzlich, bei Ihrer Entscheidungsfindung diese Argumente zu berücksichtigen und eine Lösung herbeizuführen, welche die Belange des bewährten deutschen Apothekensystems würdigt, es nachhaltig unterstützt und letztlich für Planungssicherheit sorgt. Mit freundlichen Grüßen Der Bürgermeister der Stadt Viernheim Für die Viernheimer Apothekerschaft Matthias Baaß Apotheker Wolfgang Kempf Apotheker Andreas Meyer
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