Visite am 21.2.2017 im NDR Fernsehen Themen: Erkältung: Medikamente erhöhen Infarktrisiko Schlaganfall: Umfassende Nachsorge wichtig Was hilft gegen Muskelkater? Sodbrennen: Säureblocker mit Nebenwirkungen Abenteuer Diagnose: Zerebrale Vaskulitis Erkältung: Medikamente erhöhen Infarktrisiko Bei einem grippalen Infekt greifen viele zu frei verkäuflichen Medikamenten gegen die Symptome der Erkältung und gegen Schmerzen. Doch diese Mittel sind alles andere als harmlos. So können die Schmerzmittel Ibuprofen und Diclofenac bei einer Atemwegserkrankung eingenommen das Herzinfarktrisiko um 340 Prozent steigern. Das hat eine aktuelle Studie ergeben. Andere Medikamente können zu Magenblutungen führen. Schmerzmittel bei grippalem Infekt meiden Besonders gefährdet sind Menschen mit Vorerkrankungen am Herz: Die Entzündungen, die mit einer Grippe oder Atemwegserkrankung einhergehen, führen wahrscheinlich dazu, dass Engstellen im Herzen instabil werden und aufbrechen können. Die Einnahme von Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Diclofenac erhöht das Herzinfarktrisiko zusätzlich. Sie hemmen in den Körperzellen die Enzyme Cox-1 und Cox-2, die für die Bewältigung von Schmerzen und Entzündungen zuständig sind. Doch sie beeinflussen auch die Blutgerinnung. Bei bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen verschreiben viele Ärzte deshalb lieber Paracetamol als Schmerzmittel. Menschen ohne Vorerkrankungen sollten bei einem grippalen Infekt Schmerzmittel nur dann einnehmen, wenn es wirklich nötig ist, und dann möglichst niedrig dosiert und für kurze Zeit. Magenblutung durch Kombipräparate Bei einer Erkältung fragen viele Kunden in der Apotheke nach Kombi-Präparaten wie Aspirin Complex oder Dolormin Speed. Die Hersteller versprechen, dass die Mittel alle Symptome gleichzeitig bekämpfen. Viele Kombipräparate können nicht nur das Herz, sondern auch den Magen angreifen und dort zu Blutungen führen. Kombipräparate enthalten oft nicht nur Schmerzmittel, sondern auch den aufputschenden Wirkstoff Pseudoephedrin. Die Einnahme kann dazu führen, dass Betroffene nicht bemerken, wie krank sie sind und dann zum Beispiel arbeiten statt sich auszuruhen. Im schlimmsten Fall kann sich der Infekt dadurch verschlimmern und zu gefürchteten Folgen wie einer Herzmuskelentzündung führen. Kombipräparate für die Nacht enthalten häufig Schlafmittel. Sie können am nächsten Tag zur Gefahr werden. Denn nach der Einnahme darf man 12 bis 15 Stunden nicht Auto fahren. Wer also am Abend ein solches Mittel schluckt, darf am Morgen danach nicht mit dem Auto zu Arbeit fahren - die Mittel haben eine Wirkung wie 0,4 Promille Alkohol im Blut. Pflanzliche Mittel gegen Erkältung Mit einem grippalen Infekt sollte man sich am besten ein paar Tage ausruhen. Gegen die Schmerzen können ätherische Öle oder Tee aus Mädesüß, Pfefferminze und Weiderinde helfen. Bei starken Schmerzen sollte man den Arzt oder Apotheker fragen, welches Schmerzmittel im Hinblick auf Vorerkrankungen am ehesten verträglich ist. Interviewpartner im Beitrag: Dr. Tim Hartwig, Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin Piusallee 30, 48147 Münster Internet: www.praxis-piusallee.de Prof. Dr. rer. nat. Martin Smollich, Pharmakologe Studiengangsleiter Clinical Nutrition Praxishochschule Rheine Dutumer Straße 33, 48431 Rheine Internet: www.praxishochschule.de PD Dr. Dirk Westermann, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie Oberarzt Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie Universitäres Herzzentrum Hamburg GmbH (UHZ) Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistraße 52, 20146 Hamburg Internet: www.uke.de Konrad Harbecke, Apotheker Jahreszeiten-Apotheke Catharina-Müller-Straße 2, 48149 Münster Internet: www.jahreszeiten-apotheke.de Ratgeber: Jörg Zittlau, Norbert Kriegisch, Dagmar P. Heinke: Die besten Hausmittel von A bis Z. 272 S.; Südwest Verlag (2012); € 7,99 Schlaganfall: Umfassende Nachsorge wichtig Viele Menschen, die einen Schlaganfall überleben, fühlen sich anschließend mit ihrer Krankheit allein gelassen, einige leiden an Depressionen. Dabei brauchen sie eine strukturierte Nachsorge: Information, Motivation und soziale Kontakte. Wichtig ist nicht nur die Akutversorgung in einer spezialisierten Stroke Unit, sondern auch ein langfristiges Behandlungskonzept. Schnell mit der Reha beginnen Nach einem Schlaganfall bleiben oft Lähmungen, Wahrnehmungs- und Sprechstörungen zurück. Um Langzeitschäden so gering wie möglich zu halten, sollte möglichst schon in den ersten Tagen in der Klinik mit Reha-Maßnahmen begonnen werden. Oft treten zum Beispiel gefährliche Schluckstörungen auf, die in der Frühphase erkannt und behandelt werden müssen. Doch auf einen Reha-Platz müssen viele Betroffene lange warten. Nach Ansicht von Experten kann sich das Gehirn in den ersten drei Monaten nach dem Schlaganfall am besten regenerieren. Stationäre Reha oft empfehlenswert Nach der Akuttherapie in der Klinik haben Betroffene in der Regel Anspruch auf eine Anschlussbehandlung. Ob diese stationär oder ambulant erfolgt, entscheidet der medizinische Dienst der Krankenkassen auf Grundlage der ärztlichen Berichte. Häufig wird eine stationäre Behandlung empfohlen. Die Gründe: Viele Betroffene erleiden nach der Akutversorgung einen erneuten Schlaganfall. Häufig auftretende Hirnleistungsstörungen werden in einer ambulanten Reha oft nicht erkannt oder nur unzureichend behandelt. Bei den Hirnleistungsstörungen handelt es sich häufig um Aufmerksamkeits-, Merkfähigkeits- und vor allem Kurzzeitgedächtnisstörungen sowie ein verlangsamtes Reaktionsvermögen. Elemente einer langfristigen Therapie Die Dauer der Rehabilitation sollte sich nach der Schwere der Beeinträchtigungen richten. Viele Betroffene fühlen sich im Alltag überfordert, zum Beispiel mit organisatorischen Dingen. Auch Partner, Kinder und Freunde verhalten sich oft falsch, indem sie Betroffenen zu schnell Dinge abnehmen - aus Hilfsbereitschaft oder Ungeduld. Oft vergehen nach einem Schlaganfall viele Monate, bis der Alltag wieder funktioniert. Viele Betroffene kommen dabei nur in kleinen Schritten voran. Wichtige Elemente einer Therapie sind: In der ersten Phase zu Hause können Psychotherapie und Antidepressiva helfen, Existenzängste und Depressionen zu reduzieren. Die Medikamente enthalten Wirkstoffe, die sich in der Behandlung von Schlaganfällen bewährt haben: Sogenannte Serotoninwiederaufnahmehemmer helfen gegen Depressionen und fördern die motorische Rehabilitation. Eine Physiotherapie ist entscheidend für die Wiederherstellung der motorischen Fähigkeiten: Der Arzt kann nach einem Schlaganfall innerhalb eines Jahres maximal 30 Mal Krankengymnastik verschreiben. Darüber hinaus müsste der Arzt einen Antrag bei der Krankenkasse mit besonderer Begründung stellen. Betroffene sollten täglich selbst üben, zu Hause oder im Sportverein. Auch die Aufmerksamkeit und Konzentration sollten trainiert werden, damit Betroffene wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Viele Selbsthilfegruppen bieten entsprechende Übungsgruppen an. Interviewpartnerin im Studio: Dr. Gabriele Bender Ärztliche Direktorin und Leitende Ärztin der Neurologie RehaCentrum Hamburg Martinistraße 66, 220246 Hamburg Tel. (040) 25 30 63-0, Fax (040) 25 30 63-399 E-Mail: [email protected] Internet: www.rehahamburg.de Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Günter Seidel, Neurologe Chefarzt Klinik für Neurologie mit überregionaler Stroke Unit und neurologischer Frührehabilitation Asklepios Klinik Nord – Heidberg Tangstedter Landstraße 400, 22417 Hamburg Tel. (040) 18 18 87-30 76 Internet: www.asklepios.com Maike Krause, Ergotherapeutin Exerzierplatz 34, 24103 Kiel Internet: www.ergotherapie-exer.de Weitere Informationen: Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe Schulstraße 22, 33311 Gütersloh Tel. (05241) 97 70-0, Fax (05241) 97 70-777 E-Mail: [email protected] Internet: www.schlaganfall-hilfe.de Patientenpass zum Herunterladen: Internet: www.schlaganfall-hilfe.de Kompetenznetz Schlaganfall Internet: www.kompetenznetz-schlaganfall.de Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) Reinhardtstraße 27c, 10117 Berlin Tel. (030) 531 437-931, Fax (030) 531 437-939 Internet: www.dsg-info.de Ratgeber: Günther Hellmann: Hausaufgaben für Schlaganfallpatienten: Übungen und Hilfestellungen für Betroffene und Angehörige. 64 S.; Hofmann (4. Aufl.; 2017); € 14,90 Gabo: Als mich der Schlag traf: Nach einem Schlaganfall zurück ins Leben. 200 S.; Zuckschwerdt (2015); € 19,95 Michael Hessinger u.a.: Schlaganfall: Erkennen – Rehabilitation – Vorbeugung. 94 S.; Verlagshaus der Ärzte (2012); € 14,90 Heike Bauder, Edward Taub, Wolfgang Miltner: Behandlung motorischer Störungen nach Schlaganfall. 135 S.; Verlag Hogrefe (2001); € 32,95 Was hilft gegen Muskelkater? Training nach einer längeren Pause oder ungewohnte Bewegung können zu Muskelkater führen. Dabei entstehen kleine Risse in der Muskulatur, die 12 bis 36 Stunden nach der Belastung zu Entzündungen im Muskel führen und den typischen Schmerz verursachen. Ein leichter Muskelkater ist ein positiver Trainigseffekt und nicht schädlich: Die Muskulatur wird angeregt, sich auf stärkere Belastungen vorzubereiten, und wächst. Ist man nach dem Training zwei bis drei Tage gar nicht belastbar, wurde der Muskel jedoch zu stark verletzt. Muskelkater nur nach bestimmten Bewegungen Ob Muskelkater entsteht, hängt von der Art der Bewegung ab: Bei konzentrischen Bewegungen werden Teile der Muskulatur aufeinander zubewegt, sodass sich der Muskel verkürzt. Das ist zum Beispiel beim Treppensteigen und beim Bizeps-Training mit einer Hantel der Fall. Konzentrische Bewegungen führen nicht zu einem Muskelkater. Bei exzentrischen Bewegungen wird der Muskel während der Bewegung länger und spannt sich gleichzeitig an. Ein typisches Beispiel ist das Herabsteigen einer Treppe. Dabei kann Muskelkater entstehen, vermutlich weil wenige Muskelfasern aktiviert werden und jede Faser einer relativ großen Belastung ausgesetzt ist. Was gegen Muskelkater hilft Bei Muskelkater hilft Entspannung, zum Beispiel in der Sauna. Denn durch die Wärme erweitern sich die Gefäße, mehr Heilstoffe können eindringen. Bei Massagen raten Experten zur Vorsicht. Auch Schmerzmittel sind keine gute Wahl: Sie stören den Muskelaufbau, können Herz und Magen schaden. Erst weitertrainieren, wenn die Schmerzen verschwunden sind. Dann das Training langsam steigern, damit sich die Muskeln an neue Herausforderungen gewöhnen können. Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Klaus-Michael Braumann, Ärztlicher Leiter Institut für Sport- und Bewegungsmedizin der Universität Hamburg Turmweg 2, 20148 Hamburg E-Mail: [email protected] Internet: www.sportmedizin-hamburg.com Wiebke Kotthoff, Personal Trainerin Holmes Place Bahrenfeld Hamburg Gasstraße 2, 22761 Hamburg Tel. (040) 85 34 40 00 Internet: http://holmesplace.de Sodbrennen: Säureblocker mit Nebenwirkungen Bei Sodbrennen nehmen viele Menschen Säureblocker für den Magen, sogenannte Protonenpumpenhemmer. Lange Zeit galten die Tabletten als relativ harmlos. Doch inzwischen ist mehr über mögliche Nebenwirkungen bekannt: Menschen, die regelmäßig Protonenpumpenhemmer einnehmen, sind zum Beispiel eher anfällig für Knochenbrüche und Darminfektionen. Außerdem können Säureblocker die Empfindlichkeit des Magens erhöhen, statt ihn zu beruhigen. Was ist Sodbrennen? Sodbrennen ist ein unangenehmes und oft auch schmerzhafte Gefühl hinter dem Brustbein. Tritt es immer wieder auf, kann Sodbrennen vor allem bei älteren Patienten zu Blutungen, Verengung oder Vernarbung der Speiseröhre führen und in seltenen Fällen sogar Krebs verursachen. Unzureichender Verschluss des Mageneingangs Ursache ist ein unzureichender Verschluss des Mageneingangs. Ist der Schließmuskel erschlafft, fließt der Magensaft immer wieder in die Speiseröhre und verätzt sie. Betroffene sollten leicht erhöht schlafen, damit es nicht zu diesem Rückfluss kommt. Übergewichtige sollten abnehmen, um den Druck auf den Magen zu reduzieren. Nebenwirkungen von Protonenpumpenhemmern Wegen ihrer guten Wirksamkeit bei Sodbrennen werden häufig Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol oder Pantoprazol verschrieben und eingenommen. Sie wirken jeweils 36 Stunden lang auf die säurebildenden Zellen im Magen und senken den Säurewert. Lange galten Protonenpumpenhemmer als gut verträglich und harmlos. Doch das Senken des Säurewertes kann zu unerwünschten Nebenwirkungen führen: Der Körper nimmt einige Nährstoffe schlechter auf. Durch Kalziummangel steigt das Risiko, Knochenbrüche zu erleiden. Auch ein Mangel an Magnesium und Vitamin B12 kann entstehen. Mögliche Folgen sind Konzentrationsstörungen, Lähmungen und Blutarmut. Werden Bakterien durch Magensäure nicht abgetötet, können sie sich im Darm ansiedeln und Durchfall verursachen. Einige Untersuchungen weisen darauf hin, dass Protonenpumpenhemmer das Herzinfarktrisiko und die Gefahr für Leber- und Nierenschäden erhöhen. Möglicherweise fördern Säureblocker bei älteren Menschen sogar Demenz: Im Rahmen einer Studie erkrankten Senioren, die über längere Zeit Protonenpumpenhemmer einnahmen, mit einer um 44 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit an Demenz als Probanden in der Kontrollgruppe. Ein ursächlicher Zusammenhang lässt sich jedoch nicht belegen. Wann sind Protonenpumpenhemmer sinnvoll? Die Anzahl der Protonenpumpenhemmer-Einnahmen hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht. Experten gehen davon aus, dass jedoch längst nicht alle Menschen, die regelmäßig Säureblocker schlucken, diese auch wirklich benötigen beziehungsweise einen Nutzen davon haben. Magensäureblocker dürfen nur unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden. Die Dosierung sollte so gering wie möglich gehalten werden. Treten unklare Magen-Darm-Beschwerden auf, sollte man die Tabletten nach Rücksprache mit dem Arzt wieder absetzen. Sinnvoll sind Protonenpumpenhemmer bei einer Refluxkrankheit, wenn diese bereits zu Veränderungen an der Speiseröhre geführt hat, und für Menschen, die regelmäßig Gerinnungshemmer und Schmerzmittel in Kombination einnehmen, um das Blutungsrisiko in Magen und Darm zu reduzieren. Tipps gegen gelegentliches Sodbrennen Wer nur gelegentlich unter Sodbrennen leidet, kann die Beschwerden so reduzieren: Viel trinken, um den Magensaft in der Speiseröhre herunterzuspülen, egal ob mit Milch, Tee oder Wasser. Nur Kohlensäure sollte das Getränk nicht enthalten. Heilerde kann Magensäure binden. Alternativ Haferflocken und Mandeln fein zerkauen und herunterschlucken. Natron hat dagegen als Hausmittel ausgedient: Es kann nicht, wie früher vermutet, Magensäure neutralisieren. Keine schweren Mahlzeiten am Abend, sie beeinträchtigen die Schlafqualität und begünstigen dadurch Sodbrennen. Wer spät gegessen hat, sollte auf der linken Seite schlafen, weil Magensaft dann nicht so leicht in die Speiseröhre fließt. Auf Rauchen und Alkohol möglichst verzichten. Hilfreich bei Sodbrennen sind regelmäßige Mahlzeiten, wenig Kaffee und Kohlensäure, keine stark gewürzten oder zu fetten Speisen, wenig Süßes, keine Zitrusgetränke, wenig Stress und ausreichend Schlaf. Operation bei Sodbrennen Lassen sich die Beschwerden nicht durch Magensäureblocker, Abnehmen und richtige Ernährung lindern, kann eine Operation notwendig sein: Das herkömmliche Verfahren ist die sogenannte Manschetten-OP. Sie wird in aller Regel minimalinvasiv mittels der Schlüssellochtechnik durchgeführt. Das Verfahren ist seit Jahren etabliert. Dennoch ist der Eingriff technisch anspruchsvoll. Der obere Teil des Magens wird dabei wie eine Manschette um den unteren Schließmuskel der Speiseröhre gelegt und vernäht. Die Manschette verstärkt den Schließmuskel und verengt den Eingang in den Magen, sodass der Rückfluss von Magensäure verhindert wird. Die Erfolgsquote der Operation liegt bei etwa 90 Prozent. Etwa zehn Prozent der Betroffenen leiden nach dem Eingriff unter Schluckbeschwerden. In einem neueren Verfahren wird ein Magnetband um den Mageneingang gelegt. Die magnetischen Perlen ziehen sich gegenseitig an und sorgen so für den Verschluss des Mageneinganges. Auch dieser Eingriff wird minimalinvasiv durchgeführt. Obwohl sich das Band beim Schlucken öffnet, kommt es auch hier zunächst oft zu Schluckstörungen. Zudem können die Bänder einwachsen und vernarben. Die Kosten für die Operation werden nur auf Antrag von den Krankenkassen übernommen. In Deutschland tragen bislang etwa 400 Patienten ein solches Magnetband. Ob die Methode eine vergleichbar hohe Erfolgsrate hat wie die klassische Operationstechnik, muss sich erst zeigen. Mit einem Schrittmacher steht ein weiteres Verfahren zur Behandlung von chronischem Sodbrennen zur Verfügung. Dabei werden zwei Elektroden an den Schließmuskel des Mageneingangs angeschlossen. Sie werden mit einem Stimulator verbunden, der unter die Haut der Bauchdecke implantiert wird. Er lässt sich von außen durch die Haut programmieren und sendet dann in regelmäßigen Abständen Impulse an den Schließmuskel. Die schwachen elektrischen Impulse stärken den Schließmuskel und sollen langfristig seine Funktion wiederherstellen. Allerdings kann es bis zu sechs Monate dauern, bis der Muskel richtig auf den Schrittmacher reagiert. Das Schrittmacher-System wurde in den vergangenen Jahren weltweit bislang etwa 1.500 Mal implantiert. Zwar sind die ersten Ergebnisse vielversprechend, aber auch hier fehlen Langzeitergebnisse. Auch die Kosten für diesen Eingriff werden von den Krankenkassen nur auf Antrag übernommen. Interviewpartner im Studio: Dr. Ulrich Rosien Leitender Arzt in der Medizinischen Klinik Leiter der Endoskopie Israelitisches Krankenhaus in Hamburg Orchideenstieg 14, 22297 Hamburg Tel. (040) 511 25-0 Internet: www.ik-h.de Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Thomas Eschenhagen Direktor Institut für Experimentelle Pharmakologie und Toxikologie Zentrum für experimentelle Medizin Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistraße 52, 20146 Hamburg Internet: www.uke.de Dr. Henning Harder, Allgemeinmediziner, Hausarzt Kunaustraße 1, 22393 Hamburg Tel. (040) 601 07 24 Weitere Informationen: Gastro-Liga e. V. Friedrich-List-Straße 13, 35398 Gießen Internet: www.gastro-liga.de Ratgeber: Elisabeth Lange: Sodbrennen: 159 S.; Kopp Verlag (2016); € 16,95 Martin Riegler, Karin Hönig-Robier: Nie wieder Sodbrennen: Reflux verstehen und in den Griff bekommen. 160 S.; facultas (2015); € 19,40 Martin Riegler, Andrea Grossmann: Richtig essen bei Reflux und Sodbrennen. 128 S.; Kneipp-Verlag (2016); € 17,99 Abenteuer Diagnose: Zerebrale Vaskulitis Roland G. leidet plötzlich unter Erschöpfung und Schmerzen, die er sich nicht erklären kann. In der Notfallpraxis vermuten die Ärzte eine Verspannung oder eine Grippe. Sie empfehlen Ruhe, Rotlicht und heiße Hühnersuppe. Doch darauf reagiert der Patient mit Brechreiz und sucht Hilfe bei seinem Hausarzt. Doch auch der kann ihm nicht helfen. Roland G. kann nichts mehr trinken, wird immer schwächer und verliert an Gewicht. Außerdem wird er zunehmend unkonzentriert und spricht undeutlich. Dabei sind alle Laborwerte völlig normal. Ein Arzt wird stutzig und empfiehlt weitergehende Untersuchungen in einem größeren Krankenhaus. Dort wird zunächst eine Kernspintomografie angeordnet, um eine Tumorerkrankung auszuschließen. In der Zwischenzeit kippt der Patient zuhause bewusstlos um, ist völlig ausgetrocknet. Aus dem örtlichen Krankenhaus wird er in die größere Klinik gefahren, wo nun die Kernspintomographie durchgeführt wird – mit einem überraschenden Ergebnis: Die Ärzte finden zahlreiche weiße Flecken auf den Aufnahmen seines Gehirns. Es sieht wie ein Streuselkuchen aus. Das spricht für eine Infektion oder Anzeichen eines Lymphknotenkrebses. Um festzustellen, um was es sich bei den auffällig weißen Flecken tatsächlich handelt, untersuchen die Ärzte das Nervenwasser auf Zeichen für eine Infektion oder eine Krebserkrankung. Doch auch hier finden sie keine Erklärung und verlegen deshalb den Patienten an die nächste Uni-Klinik, wo Neurochirurgen eine Gewebeprobe aus seinem Gehirn nehmen und in der Pathologie untersuchen lassen. Im Labor entdecken die Spezialisten endlich die Lösung: Der Patient leidet an einer seltenen Gefäßerkrankung im Gehirn, der zerebralen Vaskulitis. Dabei entzünden sich die Gefäßwände und werden dadurch immer dicker. Der Hohlraum in den Adern schrumpft und lässt immer weniger Blut hindurch. Durch die verminderte Blutversorgung sterben Zellverbände ab, die wie Brücken die Gehirnzellen verbinden. Was die seltene Erkrankung auslöst, ist nicht bekannt. Es ist eine lebensgefährliche Autoimmunerkrankung, bei der das körpereigene Abwehrsystem die Hirngefäße angreift. Bei Roland G. haben die Ärzte die Krankheit in letzter Minute erkannt und können ihn mit einer Chemotherapie retten. Dafür verwenden sie die gleichen Medikamente wie bei einer Krebstherapie – allerdings in deutlich niedrigerer Dosierung. Durch die Chemotherapie können sich die Entzündungszellen nicht mehr teilen, die Entzündungen gehen zurück, dem Patienten geht es schnell wieder besser. Durch tägliches Training muss er nun die verloren gegangenen Hirnfunktionen wieder erlernen. Interviewpartner im Beitrag: Dr. Bruno Weil, Facharzt für Allgemeinmedizin Herforder Straße 3, 32257 Bünde Dr. Ole Simon, Assistenzarzt Abteilung für Entzündliche Erkrankungen des Nervensystems und Neuroonkologie Klinik und Poliklinik für Neurologie Universitätsklinikum Münster Albert-Schweitzer- Campus 1, 48149 Münster Internet: www.ukmuenster.de Prof. Dr. Martin Marziniak, Oberarzt Chefarzt Klinik für Neurologie kbo-Isar-Amper-Klinikum – München Ost Vockestraße 72, 85540 Haar bei München Internet: www.iak-kmo.de (Die Redaktion erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit der angegebenen Adressen und Buchhinweise.) 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