Visite vom 21. 2. 2017

Visite am 21.2.2017 im NDR Fernsehen
Themen:
Erkältung: Medikamente erhöhen Infarktrisiko
Schlaganfall: Umfassende Nachsorge wichtig
Was hilft gegen Muskelkater?
Sodbrennen: Säureblocker mit Nebenwirkungen
Abenteuer Diagnose: Zerebrale Vaskulitis
Erkältung: Medikamente erhöhen Infarktrisiko
Bei einem grippalen Infekt greifen viele zu frei verkäuflichen Medikamenten gegen die
Symptome der Erkältung und gegen Schmerzen. Doch diese Mittel sind alles andere als
harmlos. So können die Schmerzmittel Ibuprofen und Diclofenac bei einer
Atemwegserkrankung eingenommen das Herzinfarktrisiko um 340 Prozent steigern. Das
hat eine aktuelle Studie ergeben. Andere Medikamente können zu Magenblutungen führen.
Schmerzmittel bei grippalem Infekt meiden
Besonders gefährdet sind Menschen mit Vorerkrankungen am Herz:
Die Entzündungen, die mit einer Grippe oder Atemwegserkrankung einhergehen,
führen wahrscheinlich dazu, dass Engstellen im Herzen instabil werden und
aufbrechen können.
Die Einnahme von Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Diclofenac erhöht das
Herzinfarktrisiko zusätzlich. Sie hemmen in den Körperzellen die Enzyme Cox-1 und
Cox-2, die für die Bewältigung von Schmerzen und Entzündungen zuständig sind.
Doch sie beeinflussen auch die Blutgerinnung.
Bei bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen verschreiben viele Ärzte deshalb lieber
Paracetamol als Schmerzmittel. Menschen ohne Vorerkrankungen sollten bei einem
grippalen Infekt Schmerzmittel nur dann einnehmen, wenn es wirklich nötig ist, und dann
möglichst niedrig dosiert und für kurze Zeit.
Magenblutung durch Kombipräparate
Bei einer Erkältung fragen viele Kunden in der Apotheke nach Kombi-Präparaten wie
Aspirin Complex oder Dolormin Speed. Die Hersteller versprechen, dass die Mittel alle
Symptome gleichzeitig bekämpfen. Viele Kombipräparate können nicht nur das Herz,
sondern auch den Magen angreifen und dort zu Blutungen führen.
Kombipräparate enthalten oft nicht nur Schmerzmittel, sondern auch den aufputschenden
Wirkstoff Pseudoephedrin. Die Einnahme kann dazu führen, dass Betroffene nicht
bemerken, wie krank sie sind und dann zum Beispiel arbeiten statt sich auszuruhen. Im
schlimmsten Fall kann sich der Infekt dadurch verschlimmern und zu gefürchteten Folgen
wie einer Herzmuskelentzündung führen.
Kombipräparate für die Nacht enthalten häufig Schlafmittel. Sie können am nächsten Tag
zur Gefahr werden. Denn nach der Einnahme darf man 12 bis 15 Stunden nicht Auto
fahren. Wer also am Abend ein solches Mittel schluckt, darf am Morgen danach nicht mit
dem Auto zu Arbeit fahren - die Mittel haben eine Wirkung wie 0,4 Promille Alkohol im Blut.
Pflanzliche Mittel gegen Erkältung
Mit einem grippalen Infekt sollte man sich am besten ein paar Tage ausruhen. Gegen die
Schmerzen können ätherische Öle oder Tee aus Mädesüß, Pfefferminze und Weiderinde
helfen. Bei starken Schmerzen sollte man den Arzt oder Apotheker fragen, welches
Schmerzmittel im Hinblick auf Vorerkrankungen am ehesten verträglich ist.
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Tim Hartwig, Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin
Piusallee 30, 48147 Münster
Internet: www.praxis-piusallee.de
Prof. Dr. rer. nat. Martin Smollich, Pharmakologe
Studiengangsleiter Clinical Nutrition
Praxishochschule Rheine
Dutumer Straße 33, 48431 Rheine
Internet: www.praxishochschule.de
PD Dr. Dirk Westermann, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie
Oberarzt Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie
Universitäres Herzzentrum Hamburg GmbH (UHZ)
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52, 20146 Hamburg
Internet: www.uke.de
Konrad Harbecke, Apotheker
Jahreszeiten-Apotheke
Catharina-Müller-Straße 2, 48149 Münster
Internet: www.jahreszeiten-apotheke.de
Ratgeber:
Jörg Zittlau, Norbert Kriegisch, Dagmar P. Heinke:
Die besten Hausmittel von A bis Z.
272 S.; Südwest Verlag (2012); € 7,99
Schlaganfall: Umfassende Nachsorge wichtig
Viele Menschen, die einen Schlaganfall überleben, fühlen sich anschließend mit ihrer
Krankheit allein gelassen, einige leiden an Depressionen. Dabei brauchen sie eine
strukturierte Nachsorge: Information, Motivation und soziale Kontakte. Wichtig ist nicht nur
die Akutversorgung in einer spezialisierten Stroke Unit, sondern auch ein langfristiges
Behandlungskonzept.
Schnell mit der Reha beginnen
Nach einem Schlaganfall bleiben oft Lähmungen, Wahrnehmungs- und Sprechstörungen
zurück. Um Langzeitschäden so gering wie möglich zu halten, sollte möglichst schon in
den ersten Tagen in der Klinik mit Reha-Maßnahmen begonnen werden. Oft treten zum
Beispiel gefährliche Schluckstörungen auf, die in der Frühphase erkannt und behandelt
werden müssen. Doch auf einen Reha-Platz müssen viele Betroffene lange warten. Nach
Ansicht von Experten kann sich das Gehirn in den ersten drei Monaten nach dem
Schlaganfall am besten regenerieren.
Stationäre Reha oft empfehlenswert
Nach der Akuttherapie in der Klinik haben Betroffene in der Regel Anspruch auf eine
Anschlussbehandlung. Ob diese stationär oder ambulant erfolgt, entscheidet der
medizinische Dienst der Krankenkassen auf Grundlage der ärztlichen Berichte. Häufig wird
eine stationäre Behandlung empfohlen. Die Gründe:
Viele Betroffene erleiden nach der Akutversorgung einen erneuten Schlaganfall.
Häufig auftretende Hirnleistungsstörungen werden in einer ambulanten Reha oft
nicht erkannt oder nur unzureichend behandelt.
Bei den Hirnleistungsstörungen handelt es sich häufig um Aufmerksamkeits-,
Merkfähigkeits- und vor allem Kurzzeitgedächtnisstörungen sowie ein verlangsamtes
Reaktionsvermögen.
Elemente einer langfristigen Therapie
Die Dauer der Rehabilitation sollte sich nach der Schwere der Beeinträchtigungen richten.
Viele Betroffene fühlen sich im Alltag überfordert, zum Beispiel mit organisatorischen
Dingen. Auch Partner, Kinder und Freunde verhalten sich oft falsch, indem sie Betroffenen
zu schnell Dinge abnehmen - aus Hilfsbereitschaft oder Ungeduld. Oft vergehen nach
einem Schlaganfall viele Monate, bis der Alltag wieder funktioniert. Viele Betroffene
kommen dabei nur in kleinen Schritten voran. Wichtige Elemente einer Therapie sind:
In der ersten Phase zu Hause können Psychotherapie und Antidepressiva helfen,
Existenzängste und Depressionen zu reduzieren. Die Medikamente enthalten
Wirkstoffe, die sich in der Behandlung von Schlaganfällen bewährt haben:
Sogenannte Serotoninwiederaufnahmehemmer helfen gegen Depressionen und
fördern die motorische Rehabilitation.
Eine Physiotherapie ist entscheidend für die Wiederherstellung der motorischen
Fähigkeiten: Der Arzt kann nach einem Schlaganfall innerhalb eines Jahres maximal
30 Mal Krankengymnastik verschreiben. Darüber hinaus müsste der Arzt einen
Antrag bei der Krankenkasse mit besonderer Begründung stellen. Betroffene sollten
täglich selbst üben, zu Hause oder im Sportverein.
Auch die Aufmerksamkeit und Konzentration sollten trainiert werden, damit
Betroffene wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Viele
Selbsthilfegruppen bieten entsprechende Übungsgruppen an.
Interviewpartnerin im Studio:
Dr. Gabriele Bender
Ärztliche Direktorin und
Leitende Ärztin der Neurologie
RehaCentrum Hamburg
Martinistraße 66, 220246 Hamburg
Tel. (040) 25 30 63-0, Fax (040) 25 30 63-399
E-Mail: [email protected]
Internet: www.rehahamburg.de
Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Dr. Günter Seidel, Neurologe
Chefarzt Klinik für Neurologie mit überregionaler Stroke Unit und neurologischer
Frührehabilitation
Asklepios Klinik Nord – Heidberg
Tangstedter Landstraße 400, 22417 Hamburg
Tel. (040) 18 18 87-30 76
Internet: www.asklepios.com
Maike Krause, Ergotherapeutin
Exerzierplatz 34, 24103 Kiel
Internet: www.ergotherapie-exer.de
Weitere Informationen:
Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
Schulstraße 22, 33311 Gütersloh
Tel. (05241) 97 70-0, Fax (05241) 97 70-777
E-Mail: [email protected]
Internet: www.schlaganfall-hilfe.de
Patientenpass zum Herunterladen:
Internet: www.schlaganfall-hilfe.de
Kompetenznetz Schlaganfall
Internet: www.kompetenznetz-schlaganfall.de
Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)
Reinhardtstraße 27c, 10117 Berlin
Tel. (030) 531 437-931, Fax (030) 531 437-939
Internet: www.dsg-info.de
Ratgeber:
Günther Hellmann:
Hausaufgaben für Schlaganfallpatienten: Übungen und Hilfestellungen für Betroffene und
Angehörige.
64 S.; Hofmann (4. Aufl.; 2017); € 14,90
Gabo: Als mich der Schlag traf: Nach einem Schlaganfall zurück ins Leben.
200 S.; Zuckschwerdt (2015); € 19,95
Michael Hessinger u.a.: Schlaganfall: Erkennen – Rehabilitation – Vorbeugung.
94 S.; Verlagshaus der Ärzte (2012); € 14,90
Heike Bauder, Edward Taub, Wolfgang Miltner:
Behandlung motorischer Störungen nach Schlaganfall.
135 S.; Verlag Hogrefe (2001); € 32,95
Was hilft gegen Muskelkater?
Training nach einer längeren Pause oder ungewohnte Bewegung können zu Muskelkater
führen. Dabei entstehen kleine Risse in der Muskulatur, die 12 bis 36 Stunden nach der
Belastung zu Entzündungen im Muskel führen und den typischen Schmerz verursachen. Ein
leichter Muskelkater ist ein positiver Trainigseffekt und nicht schädlich: Die Muskulatur
wird angeregt, sich auf stärkere Belastungen vorzubereiten, und wächst. Ist man nach dem
Training zwei bis drei Tage gar nicht belastbar, wurde der Muskel jedoch zu stark verletzt.
Muskelkater nur nach bestimmten Bewegungen
Ob Muskelkater entsteht, hängt von der Art der Bewegung ab:
Bei konzentrischen Bewegungen werden Teile der Muskulatur aufeinander
zubewegt, sodass sich der Muskel verkürzt. Das ist zum Beispiel beim
Treppensteigen und beim Bizeps-Training mit einer Hantel der Fall. Konzentrische
Bewegungen führen nicht zu einem Muskelkater.
Bei exzentrischen Bewegungen wird der Muskel während der Bewegung länger
und spannt sich gleichzeitig an. Ein typisches Beispiel ist das Herabsteigen einer
Treppe. Dabei kann Muskelkater entstehen, vermutlich weil wenige Muskelfasern
aktiviert werden und jede Faser einer relativ großen Belastung ausgesetzt ist.
Was gegen Muskelkater hilft
Bei Muskelkater hilft Entspannung, zum Beispiel in der Sauna. Denn durch die Wärme
erweitern sich die Gefäße, mehr Heilstoffe können eindringen. Bei Massagen raten
Experten zur Vorsicht. Auch Schmerzmittel sind keine gute Wahl: Sie stören den
Muskelaufbau, können Herz und Magen schaden. Erst weitertrainieren, wenn die
Schmerzen verschwunden sind. Dann das Training langsam steigern, damit sich die
Muskeln an neue Herausforderungen gewöhnen können.
Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Dr. Klaus-Michael Braumann, Ärztlicher Leiter
Institut für Sport- und Bewegungsmedizin der Universität Hamburg
Turmweg 2, 20148 Hamburg
E-Mail: [email protected]
Internet: www.sportmedizin-hamburg.com
Wiebke Kotthoff, Personal Trainerin
Holmes Place Bahrenfeld Hamburg
Gasstraße 2, 22761 Hamburg
Tel. (040) 85 34 40 00
Internet: http://holmesplace.de
Sodbrennen: Säureblocker mit Nebenwirkungen
Bei Sodbrennen nehmen viele Menschen Säureblocker für den Magen, sogenannte
Protonenpumpenhemmer. Lange Zeit galten die Tabletten als relativ harmlos. Doch
inzwischen ist mehr über mögliche Nebenwirkungen bekannt: Menschen, die regelmäßig
Protonenpumpenhemmer einnehmen, sind zum Beispiel eher anfällig für Knochenbrüche
und Darminfektionen. Außerdem können Säureblocker die Empfindlichkeit des Magens
erhöhen, statt ihn zu beruhigen.
Was ist Sodbrennen?
Sodbrennen ist ein unangenehmes und oft auch schmerzhafte Gefühl hinter dem
Brustbein. Tritt es immer wieder auf, kann Sodbrennen vor allem bei älteren Patienten zu
Blutungen, Verengung oder Vernarbung der Speiseröhre führen und in seltenen Fällen
sogar Krebs verursachen.
Unzureichender Verschluss des Mageneingangs
Ursache ist ein unzureichender Verschluss des Mageneingangs. Ist der Schließmuskel
erschlafft, fließt der Magensaft immer wieder in die Speiseröhre und verätzt sie. Betroffene
sollten leicht erhöht schlafen, damit es nicht zu diesem Rückfluss kommt. Übergewichtige
sollten abnehmen, um den Druck auf den Magen zu reduzieren.
Nebenwirkungen von Protonenpumpenhemmern
Wegen ihrer guten Wirksamkeit bei Sodbrennen werden häufig Protonenpumpenhemmer
wie Omeprazol oder Pantoprazol verschrieben und eingenommen. Sie wirken jeweils 36
Stunden lang auf die säurebildenden Zellen im Magen und senken den Säurewert. Lange
galten Protonenpumpenhemmer als gut verträglich und harmlos. Doch das Senken des
Säurewertes kann zu unerwünschten Nebenwirkungen führen:
Der Körper nimmt einige Nährstoffe schlechter auf. Durch Kalziummangel steigt das
Risiko, Knochenbrüche zu erleiden. Auch ein Mangel an Magnesium und Vitamin
B12 kann entstehen. Mögliche Folgen sind Konzentrationsstörungen, Lähmungen
und Blutarmut.
Werden Bakterien durch Magensäure nicht abgetötet, können sie sich im Darm
ansiedeln und Durchfall verursachen.
Einige Untersuchungen weisen darauf hin, dass Protonenpumpenhemmer das
Herzinfarktrisiko und die Gefahr für Leber- und Nierenschäden erhöhen.
Möglicherweise fördern Säureblocker bei älteren Menschen sogar Demenz: Im
Rahmen einer Studie erkrankten Senioren, die über längere Zeit
Protonenpumpenhemmer einnahmen, mit einer um 44 Prozent höheren
Wahrscheinlichkeit an Demenz als Probanden in der Kontrollgruppe. Ein
ursächlicher Zusammenhang lässt sich jedoch nicht belegen.
Wann sind Protonenpumpenhemmer sinnvoll?
Die Anzahl der Protonenpumpenhemmer-Einnahmen hat sich in den vergangenen zehn
Jahren verdreifacht. Experten gehen davon aus, dass jedoch längst nicht alle Menschen,
die regelmäßig Säureblocker schlucken, diese auch wirklich benötigen beziehungsweise
einen Nutzen davon haben. Magensäureblocker dürfen nur unter ärztlicher Kontrolle
eingenommen werden. Die Dosierung sollte so gering wie möglich gehalten werden. Treten
unklare Magen-Darm-Beschwerden auf, sollte man die Tabletten nach Rücksprache mit
dem Arzt wieder absetzen. Sinnvoll sind Protonenpumpenhemmer bei einer
Refluxkrankheit, wenn diese bereits zu Veränderungen an der Speiseröhre geführt hat, und
für Menschen, die regelmäßig Gerinnungshemmer und Schmerzmittel in Kombination
einnehmen, um das Blutungsrisiko in Magen und Darm zu reduzieren.
Tipps gegen gelegentliches Sodbrennen
Wer nur gelegentlich unter Sodbrennen leidet, kann die Beschwerden so reduzieren:
Viel trinken, um den Magensaft in der Speiseröhre herunterzuspülen, egal ob mit
Milch, Tee oder Wasser. Nur Kohlensäure sollte das Getränk nicht enthalten.
Heilerde kann Magensäure binden. Alternativ Haferflocken und Mandeln fein
zerkauen und herunterschlucken. Natron hat dagegen als Hausmittel ausgedient: Es
kann nicht, wie früher vermutet, Magensäure neutralisieren.
Keine schweren Mahlzeiten am Abend, sie beeinträchtigen die Schlafqualität und
begünstigen dadurch Sodbrennen. Wer spät gegessen hat, sollte auf der linken
Seite schlafen, weil Magensaft dann nicht so leicht in die Speiseröhre fließt.
Auf Rauchen und Alkohol möglichst verzichten.
Hilfreich bei Sodbrennen sind regelmäßige Mahlzeiten, wenig Kaffee und Kohlensäure,
keine stark gewürzten oder zu fetten Speisen, wenig Süßes, keine Zitrusgetränke, wenig
Stress und ausreichend Schlaf.
Operation bei Sodbrennen
Lassen sich die Beschwerden nicht durch Magensäureblocker, Abnehmen und richtige
Ernährung lindern, kann eine Operation notwendig sein:
Das herkömmliche Verfahren ist die sogenannte Manschetten-OP. Sie wird in aller
Regel minimalinvasiv mittels der Schlüssellochtechnik durchgeführt. Das Verfahren
ist seit Jahren etabliert. Dennoch ist der Eingriff technisch anspruchsvoll. Der obere
Teil des Magens wird dabei wie eine Manschette um den unteren Schließmuskel der
Speiseröhre gelegt und vernäht. Die Manschette verstärkt den Schließmuskel und
verengt den Eingang in den Magen, sodass der Rückfluss von Magensäure
verhindert wird. Die Erfolgsquote der Operation liegt bei etwa 90 Prozent. Etwa zehn
Prozent der Betroffenen leiden nach dem Eingriff unter Schluckbeschwerden.
In einem neueren Verfahren wird ein Magnetband um den Mageneingang gelegt.
Die magnetischen Perlen ziehen sich gegenseitig an und sorgen so für den
Verschluss des Mageneinganges. Auch dieser Eingriff wird minimalinvasiv
durchgeführt. Obwohl sich das Band beim Schlucken öffnet, kommt es auch hier
zunächst oft zu Schluckstörungen. Zudem können die Bänder einwachsen und
vernarben. Die Kosten für die Operation werden nur auf Antrag von den
Krankenkassen übernommen. In Deutschland tragen bislang etwa 400 Patienten ein
solches Magnetband. Ob die Methode eine vergleichbar hohe Erfolgsrate hat wie
die klassische Operationstechnik, muss sich erst zeigen.
Mit einem Schrittmacher steht ein weiteres Verfahren zur Behandlung von
chronischem Sodbrennen zur Verfügung. Dabei werden zwei Elektroden an den
Schließmuskel des Mageneingangs angeschlossen. Sie werden mit einem
Stimulator verbunden, der unter die Haut der Bauchdecke implantiert wird. Er lässt
sich von außen durch die Haut programmieren und sendet dann in regelmäßigen
Abständen Impulse an den Schließmuskel. Die schwachen elektrischen Impulse
stärken den Schließmuskel und sollen langfristig seine Funktion wiederherstellen.
Allerdings kann es bis zu sechs Monate dauern, bis der Muskel richtig auf den
Schrittmacher reagiert. Das Schrittmacher-System wurde in den vergangenen
Jahren weltweit bislang etwa 1.500 Mal implantiert. Zwar sind die ersten Ergebnisse
vielversprechend, aber auch hier fehlen Langzeitergebnisse. Auch die Kosten für
diesen Eingriff werden von den Krankenkassen nur auf Antrag übernommen.
Interviewpartner im Studio:
Dr. Ulrich Rosien
Leitender Arzt in der Medizinischen Klinik
Leiter der Endoskopie
Israelitisches Krankenhaus in Hamburg
Orchideenstieg 14, 22297 Hamburg
Tel. (040) 511 25-0
Internet: www.ik-h.de
Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Dr. Thomas Eschenhagen
Direktor Institut für Experimentelle Pharmakologie und Toxikologie
Zentrum für experimentelle Medizin
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52, 20146 Hamburg
Internet: www.uke.de
Dr. Henning Harder, Allgemeinmediziner, Hausarzt
Kunaustraße 1, 22393 Hamburg
Tel. (040) 601 07 24
Weitere Informationen:
Gastro-Liga e. V.
Friedrich-List-Straße 13, 35398 Gießen
Internet: www.gastro-liga.de
Ratgeber:
Elisabeth Lange: Sodbrennen:
159 S.; Kopp Verlag (2016); € 16,95
Martin Riegler, Karin Hönig-Robier: Nie wieder Sodbrennen: Reflux verstehen und in den
Griff bekommen.
160 S.; facultas (2015); € 19,40
Martin Riegler, Andrea Grossmann: Richtig essen bei Reflux und Sodbrennen.
128 S.; Kneipp-Verlag (2016); € 17,99
Abenteuer Diagnose: Zerebrale Vaskulitis
Roland G. leidet plötzlich unter Erschöpfung und Schmerzen, die er sich nicht erklären
kann. In der Notfallpraxis vermuten die Ärzte eine Verspannung oder eine Grippe. Sie
empfehlen Ruhe, Rotlicht und heiße Hühnersuppe. Doch darauf reagiert der Patient mit
Brechreiz und sucht Hilfe bei seinem Hausarzt. Doch auch der kann ihm nicht helfen.
Roland G. kann nichts mehr trinken, wird immer schwächer und verliert an Gewicht.
Außerdem wird er zunehmend unkonzentriert und spricht undeutlich. Dabei sind alle
Laborwerte völlig normal. Ein Arzt wird stutzig und empfiehlt weitergehende
Untersuchungen in einem größeren Krankenhaus. Dort wird zunächst eine
Kernspintomografie angeordnet, um eine Tumorerkrankung auszuschließen. In der
Zwischenzeit kippt der Patient zuhause bewusstlos um, ist völlig ausgetrocknet. Aus dem
örtlichen Krankenhaus wird er in die größere Klinik gefahren, wo nun die
Kernspintomographie durchgeführt wird – mit einem überraschenden Ergebnis: Die Ärzte
finden zahlreiche weiße Flecken auf den Aufnahmen seines Gehirns. Es sieht wie ein
Streuselkuchen aus. Das spricht für eine Infektion oder Anzeichen eines
Lymphknotenkrebses. Um festzustellen, um was es sich bei den auffällig weißen Flecken
tatsächlich handelt, untersuchen die Ärzte das Nervenwasser auf Zeichen für eine Infektion
oder eine Krebserkrankung. Doch auch hier finden sie keine Erklärung und verlegen
deshalb den Patienten an die nächste Uni-Klinik, wo Neurochirurgen eine Gewebeprobe
aus seinem Gehirn nehmen und in der Pathologie untersuchen lassen. Im Labor entdecken
die Spezialisten endlich die Lösung: Der Patient leidet an einer seltenen Gefäßerkrankung
im Gehirn, der zerebralen Vaskulitis. Dabei entzünden sich die Gefäßwände und werden
dadurch immer dicker. Der Hohlraum in den Adern schrumpft und lässt immer weniger
Blut hindurch. Durch die verminderte Blutversorgung sterben Zellverbände ab, die wie
Brücken die Gehirnzellen verbinden. Was die seltene Erkrankung auslöst, ist nicht bekannt.
Es ist eine lebensgefährliche Autoimmunerkrankung, bei der das körpereigene
Abwehrsystem die Hirngefäße angreift. Bei Roland G. haben die Ärzte die Krankheit in
letzter Minute erkannt und können ihn mit einer Chemotherapie retten. Dafür verwenden
sie die gleichen Medikamente wie bei einer Krebstherapie – allerdings in deutlich
niedrigerer Dosierung. Durch die Chemotherapie können sich die Entzündungszellen nicht
mehr teilen, die Entzündungen gehen zurück, dem Patienten geht es schnell wieder besser.
Durch tägliches Training muss er nun die verloren gegangenen Hirnfunktionen wieder
erlernen.
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Bruno Weil, Facharzt für Allgemeinmedizin
Herforder Straße 3, 32257 Bünde
Dr. Ole Simon, Assistenzarzt
Abteilung für Entzündliche Erkrankungen des Nervensystems und Neuroonkologie
Klinik und Poliklinik für Neurologie
Universitätsklinikum Münster
Albert-Schweitzer- Campus 1, 48149 Münster
Internet: www.ukmuenster.de
Prof. Dr. Martin Marziniak, Oberarzt
Chefarzt Klinik für Neurologie
kbo-Isar-Amper-Klinikum – München Ost
Vockestraße 72, 85540 Haar bei München
Internet: www.iak-kmo.de
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Buchhinweise.)
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