DasErste.de Babbeldasch Sonntag, 26. Februar 2017 20:15 Uhr 1 INHALT INHALT .........................................................3 BESETZUNG ..................................................5 STAB ............................................................6 INTERVIEW MIT SPIELLEITER AXEL RANISCH ..............................................8 INTERVIEW MIT AUTOR SÖNKE ANDRESEN ......................................12 INTERVIEW MIT DEM IMPROVISATIONSTRAINER PETER TRABNER ............................14 SCHAUSPIELERSTATEMENTS .......4| 7| 11| 13| 15 IMPRESSUM ................................................16 2 INHALT Das Ludwigshafener Mundarttheater Babbeldasch hat zung, alte Feindschaften und neue Hoffnungen. Zwischen bisher nicht zu Lena Odenthals Ausgehadressen gehört. Sophies Tochter Petra, deren Vater Sascha und Sophies Kollege Becker nimmt sie in eine Aufführung mit, aber langjährigem Geliebten Manfred gibt es Konflikte über während Lena noch überlegt, was sie davon hält, endet die Fortführung des Theaters, der Vermieter will die Bab- der Abend abrupt: Hauptdarstellerin und Theaterleiterin beldasch loswerden und im Ensemble hat jeder seine ei- Sophie Fettèr stirbt während der Vorstellung an einem gene Meinung darüber, wie es weitergehen soll. Und keine allergischen Schock. Anscheinend ein Unfall, aber Lenas Nacht vergeht, ohne dass Sophie Lena im Traum antreibt, Neugier ist geweckt. Gut möglich, dass der tödliche Mohn endlich ihren Mörder zu finden … Als sich herausstellt, in der Füllung eines Croissants Sophie Fettèr mit Absicht dass es sich tatsächlich um einen Mordfall handelt und die untergeschoben wurde. Da Sophie sie sogar bis in ihre Kollegen die Ermittlungen aufnehmen, ist Lena schon tief Träume verfolgt, nimmt Lena inkognito Kontakt zu den drin im Beziehungsgeflecht der Theaterleute. Theaterleuten auf. Dort erlebt sie tiefe Trauer und Bestür„Kriminaloperette ohne Gesang“ nennt Filmemacher Axel Ranisch seine erste Inszenierung für die Reihe „Tatort“, die er mit Autor Sönke Andresen und einem gemeinsamen Ensemble aus dem Ludwigshafener Tatort-Team und den Darstellern des Amateurtheaters Hemshofschachtel erarbeitete. Wie in seinen Kinoarbeiten drehte er die „Babbeldasch“ chronologisch und ohne ausformuliertes Drehbuch. Die Schauspieler improvisierten die Szenen auf der Basis eines Treatments, ausführlicher Figurenentwicklungen – und ohne Kenntnis davon, wer der Mörder sein würde. Entstanden ist ein ungewöhnlicher „Tatort“, der in einem ganz speziellen Setting aus Bühne, Ermittlung und Traumgeschehen Lebendigkeit, Authentizität und jede Menge Charme ausstrahlt. 3 Mir hat sich am meisten die Vorbereitung zum sizilianischen Kochen mit Axel und Riccardo am Vorabend des Drehs eingeprägt, bei einem feinen Grillo – ein sizilianischer Weißwein, schön kühl und würzig –, leckerem Essen und der Musik von Velvet Underground-Pale Blue Eyes. Ein erstes, echtes sizilianisches Kocherlebnis in zwanzig Jahren. Danke Axel! Andreas Hoppe Ein Drehbuch ohne Dialoge ist eine Sache, aber als Schauspielerin in den Dreh zu gehen, ohne den Mörder zu kennen war ein absolutes Novum und im Nachhinein ungeheuer spannend. Ulrike Folkerts Ein spannendes und tolles Erlebnis, auf das ich mich jeder Zeit wieder einlassen würde. Ich freue mich, das ich dabei sein durfte. Jasmin Bachmann Die positive Stimmung am Set wird mir am meisten in Erinnerung bleiben. Wie herzlich aber doch bestimmend alle miteinander umgegangen sind. Francois Wittmann Die Dreharbeiten waren eine fantastische Reise in die Welt des Films. Besonders ergreifend fand ich, als Malou tot aufgefunden wurde. Am überraschendsten war die Szene auf dem Friedhof, da war der Auftritt von Petra Mott einfach der Hammer! Angelika Kleinschmidt 4 BESETZUNG Lena Odenthal Ulrike Folkerts Otto Sperling Werner Übelacker Mario Kopper Andreas Hoppe Antonia Sievers Anja Reich Johanna Stern Lisa Bitter Marie Grötzinger Ramona Lisowski Peter Becker Peter Espeloer Stephanie Herbst Andrea Blank Frau Keller Annalena Schmidt Rebecca Lenz Marlene Prägert Sophie Fettèr Malou Mott Carmen Sailer Tanja Hoecker Sarah Fettèr Petra Mott Lisanne Sommer Jasmin Bachmann Sascha Werner Andreas Assanoff Andi Braun Francois Wittmann Manfred Oehlenschläger Gerd Rohrbacher Larissa Moser Katja Sessig Luigi Steccino Vito Schito Celina Seifert Janine Kleiber Bieni Christian Borowski Mia Mollnow Sina Schreiner Sandra May Luka Nuber Thomas Burger Axel Seban Jutta Hoffmann Sieglinde Schloer Andreas Wagner Michael Knaak Anna Seebold Angelika Kleinschmidt Herbert Michels Gerhard Hasch Gabriel Magin Jürgen Stahl Liv & Ivy Liv Zirkel & Ivy Zirkel Bohlmann Harald Dimmler 5 STAB Spielleitung Axel Ranisch BuchSönke Andresen Improvisationstraining Peter Trabner KameraStefan Sommer SchnittSusanne Heller Szenenbild Lena Moritzen Kostümbild Stephanie Kühne Produktion Nils Reinhardt Redaktion Katharina Dufner Eine Produktion des Südwestrundfunks 6 Axel hat uns sehr behutsam und fast unmerklich durch das Geschehen gesteuert. Der fertige Film ist für mich eine wunder bare Hommage an unser Theater. Gerhard Hasch Es war für mich ein Riesenspaß und Abenteuer, einen solchen improvisierten Film zu drehen. Mit viel Herzblut würde ich mich immer auf einen solchen Filmdreh einlassen! Vito Schito Es hat mir unheimlich viel Spass bereitet, die Figur mit einem kompletten Lebenslauf von der Geburt bis jetzt zu entwickeln und dann beim Dreh entsprechend mit Leben zu füllen. Michael Knaak Die Zusammenarbeit mit den bekannten Schauspielern verlief trotz „Improvisation“ sehr harmonisch und auf Augenhöhe. Der fertige Film hat mich positiv überrascht und stolz auf meine Leistung gemacht. Jürgen Stahl Der gesamte Dreh hat sehr viel Spaß gemacht und ich habe viele neue Eindrücke gewonnen. Ich würde diese Figur, Harry Bohlmann, sofort wieder spielen. Sie war zwar ausgedacht, aber eigentlich zu 70% ich... Beeindruckt haben mich der gesamte Ablauf und die Hauptdarsteller, die cool waren, wie man heute so sagt. Harald Dimmler 7 INTERVIEW MIT DEM REGIESSEUR AXEL RANISCH Der „Tatort – Babbeldasch“ ist kein Lena-Odenthal-Tatort zum Heiligtum, arbeiten mit 360° beleuchteten Sets, drehen von Axel Ranisch, sondern ein Axel-Ranisch-Tatort mit von der Hand und geben den Schauspielern alle Freiheiten, Lena Odenthal, hat Ulrike Folkerts mal gesagt. Was macht die sie brauchen. denn einen Axel-Ranisch-Film aus? Auf welche Wirkung Außerdem steht immer die Figur im Vordergrund. Ich pflege kommt es Ihnen an? so was wie eine platonische Liebesbeziehung zu den Figuren in unseren Filmen. Ihr Handeln muss glaubhaft und ehrlich Also den Axel-Ranisch-Film gibt es ja gar nicht, auch wenn sein. Ich würde sie nie absichtlich für einen Witz oder einen mich dieses Zitat natürlich bauchpinselt. Film ist immer Effekt verraten. Dabei müssen mir die Schauspieler aber hel- eine Teamleistung, besonders, wenn man so frei arbeitet wie fen. Sie haben eine große Eigenverantwortung für ihre Figu- ich. Aber es gibt ein paar Ansprüche, die ich an unsere Filme ren, denn sie kennen ihre Figur naturgemäß besser als ich. stelle: Sie müssen ehrlich, herzlich und charmant sein. Ich Deshalb vertraue ich ihnen bedingungslos. bin ein positiver Mensch und wenn ich Geschichten erzähle, dann geht das nicht ohne Humor und Augenzwinkern, auch im großen Drama. Und im Zentrum eines Tatorts steht im- Und wie kam es dazu, dass Sie einen Tatort gemacht ha- mer das große Drama, schließlich geht es um Leben und Tod. ben? Mit Leuten, die nicht zu Ihrer angestammten Filmfa- Rein formal hat diese „Handschrift“ natürlich viel mit un- milie gehören? serer Arbeitsweise zu tun. Ich arbeite gerne mit dem Mittel der Improvisation. Die Schauspieler sollen keine Dialoge Vor drei Jahren gewann mein Debütfilm „Ich fühl mich Dis- auswendig lernen, sie sollen vielmehr reden, wie ihnen der co“ in Baden-Baden den MFG-Star und offensichtlich saß, Schnabel gewachsen ist, einander zuhören und authentisch vollkommen verzaubert, die Redaktions-Riege des SWR im reagieren. Sie sollen uns in jeder Szene überraschen dürfen. Publikum. Kurze Zeit später wurde ich zu einer Redaktions- Dafür versuche ich den Boden zu bereiten. Wir drehen chro- sitzung eingeladen und habe in ausgelassener Runde bei nologisch, lassen die Proben weg, erklären den ersten Take Spätzle und Schweinebraten erzählt, wie ich mit meiner 8 Filmfamilie in Berlin drehe, schneide, schreibe, improvisiere Man darf nicht vergessen, dass in diesem Film fast alle Dar- und solche Sachen wie „Ich fühl mich Disco“ zustande kom- steller Amateurschauspieler sind und ihr Filmdebüt feiern. men. Am Ende dieses geselligen Nachmittages sprach dann Ich halte das für eine mittelschwere Sensation, vor allem die Fernsehspiel-Chefin Martina Zöllner die Einladung aus, wenn man sieht, wie phänomenal sie alle spielen. Kein einen Film nach diesen Spielregeln auch mal für den SWR Mensch wird uns glauben, dass diese großartigen Menschen zu inszenieren. Sprachlos und frohlockend flog ich mit mei- keine ausgebildeten Schauspieler sind, sondern Chemiela- nen Eltern über die Autobahn nach Berlin zurück. Dass es boranten, Metzger und Krankenschwestern. Und wahr- allerdings gleich ein Tatort werden würde, stand zu die- scheinlich haben Sie Recht, vielleicht konnte man ein solches sem Zeitpunkt noch nicht fest. Einige Monate später, luden Experiment auch nur in dieser Arbeitsweise wagen. mich Martina Zöllner und der Leiter der Tatort-Redaktion Uli Herrmann zu einer unverfänglichen Inspirationstour durch Mannheim und Ludwigshafen ein. Schließlich hatte Wie wichtig ist es bei dieser Art zu arbeiten, loslassen zu Martina für den Abschluss des Tages Karten für die Ludwigs- können? Für Sie als Spielleiter, aber auch für die anderen hafener Mundartbühne „Hemshofschachtel“ besorgt, und Gewerke einschließlich der Schauspieler? Die Kostümbild- so fand ich mich plötzlich inmitten eines ganzen Haufens nerin z. B. hatte ja nicht wie üblich die Kostüme unter ih- charmanter, witziger, schwer pfälzisch babbelnder Origina- rer ständigen Aufsicht, das hat sie am Anfang sicher ner- le wieder, die im Sturm mein Herz erobert haben. Noch am vös gemacht. Ganz zu schweigen vom Kameramann, der gleichen Abend in der Hotellobby stand das Grundkonzept sich ja auch nur begrenzt vorbereiten kann. unseres Tatorts. Loslassen war für alle Gewerke von größter Bedeutung. Die Ensemblemitglieder der Hemshofschachtel hatten ja noch Als die Gespräche mit der Leitung des Theaters Hemshof- nie vor der Kamera gestanden. Ich weiß aus meiner eigenen schachtel in Ludwigshafen aufgenommen wurden, hat- Schauspielerfahrung, wie einschüchternd ein großes Team, ten alle Theatermitglieder Lust mitzumachen. Dadurch der ganze Fuhrpark von Licht-LKWs und Caravans und das hatten Sie ein sehr großes Ensemble. Das war sicher nicht eifrige Tupfen und Zupfen der Kollegen von Maske, Kostüm ganz einfach für die Geschichte, gleichzeitig passt es doch und Ton sein kann, ganz zu schweigen von der Marken kle- auch wieder sehr gut zu dieser Art zu arbeiten mit ihrem benden Lichtabteilung. Alles sollte so entspannt und unauf- starken Ensemblecharakter und der Freiheit für alle Betei- geregt wie möglich ablaufen und die Darsteller in keinster ligten, oder? Weise irritieren oder im Spiel behindern. Ein perfektionistischer Anspruch der technischen Gewerke hätte uns in die- Ich finde es tatsächlich die größte Leistung unseres Films, sem Fall den Hals gebrochen. dass wir es geschafft haben, erstens jedem einzelnen En- Für mich bestand die größere Herausforderung darin, mei- semblemitglied eine Rolle auf den Leib zu schreiben, zwei- ne über Jahre eingespielte Filmfamilie in Berlin zu lassen tens alle auch wirklich im Film vorkommen zu lassen und und ins „fremde“ SWR-Team meine Arbeitsweise hinein zu drittens dabei noch eine schlüssige Geschichte zu erzählen, transplantieren. Eine Sorge, die sich allerdings nach dem die berührt und auch den Krimizuschauer nicht unterfor- ersten Drehtag in Luft aufgelöst hat, weil das Team eine sol- dert. Das ging nur in ganz enger Zusammenarbeit mit al- che Freude am unkonventionellen Dreh an den Tag gelegt len Schauspielern, Ensemblemitgliedern und meinen beiden hat, wie ich es mir an einem Haus des öffentlich-rechtlichen großartigen Kollegen, Improvisations-Trainer Peter Trabner Rundfunks im Leben nicht vorgestellt hätte. Man hat doch und Drehbuchautor Sönke Andresen. Zu dritt haben wir so seine albernen Vorurteile. über ein Jahr lang – in enger Abstimmung mit Redakteurin Katharina Dufner und Produzent Nils Reinhardt – in Workshops in Ludwigshafen und Berlin Figuren entworfen, Im- Improvisation bedeutet ja nicht, dass alle einfach ma- provisationsübungen gemacht, Vertrauen aufgebaut und chen, was sie wollen. Wie organisieren Sie als Regisseur eine Geschichte kreiert, die versucht hat, jedem einzelnen beim Drehen Wissen und Ideen der DarstellerInnen? Im- Darsteller gerecht zu werden. merhin ging es in diesem Fall um einen Krimi, bei dem am 9 Schluss möglichst ein Täter gefasst werden sollte … Wird es Trotz meines großen Bedürfnisses nach Glaubhaftigkeit und womöglich auch mal zu authentisch, wenn die Darsteller Realismus, vor allem im Schauspiel, liebe ich die fantasti- plötzlich vor einer Leiche stehen und das Spielen verges- schen Momente des Lebens. Ich liebe den Kontrast zwischen sen? Traum und Realität, zwischen Tag und Nacht. Ich liebe die inneren Stimmen, die „Fehlsignale“ unseres Gehirns, das un- Ja, das ist uns tatsächlich passiert. Weder unsere Kommis- terbewusste Talent zur Abstraktion, das wir oft nur in der sare, noch unsere Ensemblemitglieder wussten vor Drehbe- Nacht ausleben. Jeder Mensch hat eine Schatten- und eine ginn, was genau im Film passieren würde oder wer der Mör- Lichtseite und fast jeder von uns ist ein Leben lang, bewusst der ist. Vor jeder Szene habe ich mich mit den Schauspielern oder unbewusst, damit beschäftigt seine Fantasie im Schat- zusammengesetzt und erklärt, was als nächstes passieren ten zu verbergen, um im Alltag zu bestehen. Dabei macht sie wird. Als ich dem Ensemble erzählte, dass ihre Theaterlei- uns so sehr zu dem, was wir sind. terin ums Leben kommt und wir die Szene im Anschluss spielten, gab es einen Schock. Ihre geliebte Prinzipalin, die sie ja auch im wirklichen Leben ist, tot am Boden liegen zu Die Babbeldasch ist wie die Hemshofschachtel, aus der die sehen, hat viele Ensemblemitglieder hart getroffen und die Darsteller stammen, ein Mundarttheater und das haben Grenzen zwischen Fiktion und Realität für einen Moment Sie für den Tatort auch übernommen. Verändert der Dia- verschwimmen lassen. lekt das Arbeiten? Dialekt öffnet mein Herz. Ob Pfälzisch, Sächsisch, Badisch, Es gibt die reale Ebene im „Tatort – Babbeldasch“, gleich- Bayerisch oder Platt. Wir haben so unendlich schöne Dia- zeitig spielen Lenas Träume eine große Rolle. So wie es in lekte im Deutschen und dürfen sie so selten im Fernsehen Ihren früheren Filmen Figuren gibt, die in aller Selbstver- hören. Für mich strahlt ein Dialekt Gemütlichkeit aus, Bo- ständlichkeit nur für eine Figur (und das Publikum) sicht- denständigkeit, Herzlichkeit und wenn vor und hinter der bar sind. Wie verhält es sich denn mit den Realitätsebenen Kamera Dialekt gesprochen wird, wirkt sich das in diesem in Ihren Filmen? Sinne auch auf die Stimmung aus. Manchmal habe ich Dialekt-Neid und dann tut es mir leid, dass ich keinen spreche, ich oller Preuße. 10 Die Dreharbeiten waren für mich beeindruckend, überwältigend, ungewohnt – spannend, lebendig, herzlich, geprägt von gegenseitigem Respekt und von einer großen Professionalität. Anja Reich Die Dreharbeiten mit Axel Ranisch waren für mich ein sehr emotionales, phantastisches und wundervolles Erlebnis, denn er hat es durch seine behutsame, liebe und humorvolle Art geschafft, mich vergessen zu lassen, dass ich drehe. Ich konnte die Figur sein, ohne nachzudenken. Petra Mott Das Anlegen einer Biografie habe ich mir schon immer für meine Rollen, auch am Theater, gemacht um einen Einblick und das Verständnis für die Person zu bekommen. Ich finde es aufregend, ein Leben Entstehen zu lassen und damit zu spielen. Man stellt die Weichen für ein „Leben“. Axel Seban Für mich, mit 70 Jahren das älteste Mitglied unseres Ensembles, war es schon ein ganz besonderes Erlebnis, bei diesem Tatort mitwirken zu dürfen. Am stärksten in Erinnerung bleibt mir, neben der professionellen Arbeit des Aufnahmeteams, das mitreißende und fröhliche Lachen unseres Regisseurs Axel Ranisch, deshalb würde ich mich noch einmal darauf einlassen. Gerd Rohrbacher Der erste Take einer Szene war immer aufregend. Durch die Improvisation wussten wir nie, was uns erwarten würde. Marlene Prägert 11 INTERVIEW MIT DEM AUTOR SÖNKE ANDRESEN Der „Tatort – Babbeldasch“ ist ein improvisierter Film und Film ist Teamwork, ich finde, niemand sollte die „absolute die Figuren wurden mit den Darstellern entwickelt. Worin Macht“ über Figuren und die Geschichten haben, die habe bestand denn dann die Arbeit des Drehbuchautors? ich ja auch bei einer konventionellen Arbeitsweise nicht. Alle Beteiligten sollten die Fähigkeit besitzen, loslassen zu kön- Ich habe als Drehbuchautor komplett anders gearbeitet als nen. Das ist das Schöne an der Zusammenarbeit mit Axel sonst und war involviert in die Probenarbeit, was sehr ins- Ranisch: Er schafft eine große Offenheit im Team, eine angst- pirierend war, denn normalerweise lerne ich die Schauspie- freie Atmosphäre, die inhaltliche Arbeit geschieht immer auf ler erst kurz vor Drehbeginn kennen – wenn überhaupt. In Augenhöhe, es geht nie um Eitelkeiten, sondern immer um verschiedenen Workshops haben wir zusammen mit den die Sache: Wie schaffen wir zusammen den bestmöglichen Darstellern Figuren entwickelt, die sehr nah an ihre eigenen Film? Wenn Autor und Regie gegeneinander arbeiten, merkt Biographien angelegt sind. Axel und ich haben daraufhin man das dem Endprodukt meist auch an. einen groben Krimiplot entworfen (den die Darsteller nicht kannten). Danach habe ich mich zurückgezogen und ein erstes Bildertreatment geschrieben. Jede Szene ist darin genau Wenn Sie den fertigen Film anschauen, bedauern Sie, dass beschrieben – nur halt ohne Dialoge. Das Treatment haben die Darsteller nicht Ihre Dialogsätze sagen? wir dann in weiteren Workshops und mit Rücksprache der Redaktion weiter vorangetrieben. Außerdem habe ich für die Nein, denn ich weiß ja vorher, worauf ich mich einlasse. Für Hauptdarsteller eine genaue Vita entworfen, in der nur so mich ist viel frustrierender, wenn ich monatelang an Dialo- viel stand, wie sie vorab über sich wissen sollten. Impro ist gen feile, und der Regisseur dann am Set alles umschmeißt kein Zauberwerk, sondern braucht sehr viel Vorbereitung. und zu improvisieren beginnt. Natürlich schaue ich den fertigen Film auch durch die „Autoren-Brille“ und schwanke hin und her: Es gibt Dialoge, die sind durch die Impro so tief und Wie wichtig ist es bei dieser Methode des Filmens, loslas- echt, das würde ich als Autor nie so hinkriegen, bei anderen sen zu können? Und gibt es eine Kompensation dafür, dass Szenen denke ich mir: Hier würde ein gescripteter Dialog der man die Macht über die Figuren aus der Hand gibt? Szene guttun. 12 Was für ein herrliches Abenteuer: Genuss, Fülle, das Kind raus lassen, Neuland, Spaß, lachen, fühlen, lernen, erleben, interessante tolle Menschen um mich haben, Axels Spirit und sein herrliches Lachen, wohl fühlen, Spannung, in meine Rolle einfühlen-dann einfach machen und nicht denken; wie Andrea Blank schön! Drehbeginn – Oh Gott, kein Text! Hoffentlich fällt mir was ein! Nach zehn Minuten – Herrlich! Nie wieder Text! Hier begegnen sich echte Menschen! Annalena Schmidt Am stärksten und nachhaltigsten ist mir die tolle Stimmung am Set in Erinnerung geblieben. Die Freude und die Lust von ALLEN, die dabei waren und der daraus entstandene wunderschöne Tatort bleiben ein unvergessliches Erlebnis für mich. Tanja Hoecker „Babbeldasch“, Axel Ranisch und diese Arbeit war ein großes Geschenk für mich. Ich bin froh, ein Teil davon zu sein. Hochachtung für diesen Sender und für die Verantwortlichen, die dieses wunderbare Experiment möglich gemacht haben. Peter Espeloer Für gewöhnlich läuft in unserem Theater alles reibungslos nach Plan. Ich hätte mir nie gedacht, dass wenn der Plan mal fehlt, etwas noch viel intensiveres und so einzigartiges dabei raus kommen kann. Sina Schreiner 13 INTERVIEW MIT PETER TRABNER Herr Trabner, Sie waren bei der Entwicklung und dem Dre- passiert. Die Akteure tragen somit die Geschichte fortlaufend hen der Babbeldasch als Coach für die Improvisation im mit sich. Vor den Szenen habe ich mir mit den jeweiligen Dar- Einsatz. Wie stellt man denn Schauspieler auf Improvisati- stellern (in der Figur) den bisherigen Verlauf der Geschichte on vor der Kamera ein, was haben Sie trainiert? angeschaut und noch einmal vergegenwärtigt. Dann habe ich mit den Darstellern ein körperliches und geistiges Auf- Zuerst haben Axel und ich uns die Darsteller einfach in „ih- wärmen durchgeführt. Danach hieß es dann von Axel Ra- rem Sein“ angeschaut. Wir haben geschaut wo die Stärken nisch „und bitte“... Wenn etwas nicht so stimmte, habe ich der einzelnen Akteure liegen. Die Stärken haben wir in die Fi- mit Axel darüber gesprochen und wir haben mit Hilfe von gurenarbeit einfließen lassen. Die Schauspieler haben dann Informationen nachjustiert. über einen längeren Zeitraum (6 Monate) immer wieder mit mir an der Filmfigur gearbeitet. Dieser Vorgang ging so weit, das jeder einzelne eine Biographie und Beziehungen zu den Was ist denn in Ihren Augen die Wirkung bei einem impro- anderen Figuren hatte. Zusätzlich haben wir mit Entspan- visierten Film gegenüber einem geschriebenen? nungstechniken, simplen Theaterspielen und Spaß an all dem gearbeitet. Wenn die jeweiligen Rollen, also die Figurenarbeit, sehr gut vorbereitet ist, dann muss der Darsteller ja nur in der Figur reagieren und seine Realität verteidigen. Das ist schon eine Und wie ging dann die Arbeit während der Dreharbeiten feine Sache, weil der Darsteller so zum kreativen Macher weiter? wird. In meiner Welt, die ja sehr viel mit der Improvisation zu tun hat, ist das jedenfalls so. Während der Dreharbeiten wurde in erster Linie chronologisch, also von Szene zu Szene gearbeitet. Das hat zur Folge, dass der Darsteller „tatsächlich“ das erlebt was im Film 14 Würde ich mich nochmal auf das Abenteuer einlassen? JA!!! Es war eines meiner persönlichen Highlights, bei einem Tatort-Dreh mitzuwirken. Zu sehen, was alles dahinter steckt und wie viel Zeit alles in Anspruch nimmt. Wie man zusammenwächst und Schritt für Schritt etwas daraus „erwächst“. Ramona Lisowski Der Tod und die Beerdigung von Sophie sind mir am meisten in Erinnerung geblieben, da mir der Dreh ziemlich an die Nieren ging, obwohl ich wusste, dass sie noch lebt. (Gott sei Dank) Sieglinde Schloer 15 Impressum Pressekontakt Herausgeber Südwestrundfunk / SWR Kommunikation Annette Gilcher Pressestelle SWR Telefon: 07221 929 24016 E-Mail: [email protected] Redaktion: Bildredaktion: Fotos: Grafik-Design: Annette Gilcher Thorsten Hein Martin Furch SWR Design 2017 / Katharina Flamm 16 DasErste.de www.ard-foto.de
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