Musikerziehung im Aufbau Die Lehrgänge für Jugend

Musikerziehung im Aufbau
Die Lehrgänge für Jugend- und Volksmusikleiter resp.
Seminare für Musikerzieher in der HJ 1936–1944
Thomas Phleps
Erschienen in: "Entartete Musik" 1938 – Weimar und die Ambivalenz.
Hg. v. Hanns-Werner Heister. Saarbrücken: Pfau-Verlag 2001, S. 421-445.
Der Sieg des Geistes ist's, der mich zu Tränen rührt.
"Wir alle wünschen Dir von Herzen, daß Du Deine Tatkraft und Schaffensfreude noch
lange in den Dienst dieses einen Zieles stellen kannst: 'Musik im Leben'". Mit diesen
freundschaftlichen Worten lässt Wilhelm Twittenhoff (1965, 78) seinen unter der
Rubrik "Persönliches" in den Kontakten abgelegten Geburtstagsgruß an Felix Oberborbeck ausklingen. Der nunmehr 65-jährige Jubilar wird fraglos gewusst haben,
wovon hier die Rede ist. Wir aber – so wir denn bspw. der Erinnerungstheorie eines
Martin Walser nicht folgen mögen – stehen fragend vor den Worten: wer sind "alle"
diese Herzenswunschsender, was ist unter "Tatkraft und Schaffensfreude" zu verstehen, wie und wo wurde bzw. wird dieser sogenannte "Dienst" ausgeübt und – vor
allem – um welcherart "Leben" handelt es sich hier?
Vom 'Leben' Oberborbecks berichtet Twittenhoff (1965, 77) einige Zeilen zuvor, er
habe "seit jener Zeit [...] Brücken geschlagen, Verbindungen hergestellt, Vorurteile
abgebaut – bei den Schulmusikern für die Jugend- und Volksmusik geworben, bei den
Künstlern für den Laien, bei den Wissenschaftlern für den Dilettanten, bei den Alten
für die Jungen, bei den Professoren für die Schüler – und umgekehrt". Seit welcher
"Zeit" bleibt unklar, denn zuvor wird von der frühen Jugend des Beglückwünschten
erzählt, und dass Oberborbeck trotz dieser Zuweisungen 'zeit' seines Lebens kein systemischer Supervisor war, sondern die längste Zeit seines Lebens Musikhochschuldirektor, sei – um den Einblick in die Kommunikationsstrukturen der Kontakte, dem
Mitteilungsblatt der musisch Bewegten bzw. Kampfblatt gegen den "Brutkasten moderner Zivilisation" (Twittenhoff 1953a, 116), nicht überzustrapazieren – als erste
Information übermittelt. Bemerkenswert aber doch noch Twittenhoffs (1965, 78)
Hinweis: "bei aller Anerkennung des Pluralismus auch in der musikalischen Welt
kämpftest Du zugleich doch um ihre Einheit". Von der Beschaffenheit oder besser
Billigung einer solchen 'Einheit der musikalischen Welt' sei im folgenden an einem
kleinen Beispiel gehandelt.
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I Voraussetzungen
"HJ und Jungvolk – Stillgestanden! Kameraden, die ihr heute, am Geburtstag unseres Führers Adolf Hitler in die Hitlerjugend eingegliedert
werdet, ihr habt zu geloben:
Ich gelobe, dem Führer Adolf Hitler treu und selbstlos in der Hitlerjugend zu dienen.
Ich gelobe, mich allzeit einzusetzen für die Einigkeit und Kameradschaft
der deutschen Jugend.
Ich gelobe Gehorsam dem Reichsjugendführer und allen Führern der Hitlerjugend.
Ich gelobe bei unserer heiligen Fahne, daß ich immer versuchen will,
ihrer würdig zu sein, so wahr mir Gott helfe!
Somit übernehme ich euch als verantwortlicher Hitlerjugend-Führer in
die Reihen der Hitlerjugend. Hitlerjugend und Jungvolk – rührt euch!
Alle singen die 1. Strophe des Deutschlandliedes und unser Fahnenlied."1
"Was im Leben der Natur die bunte und vielseitige Pracht der Blumen darstellt, nämlich die sinnbildliche Erscheinung des Schönen neben dem Nützlichen und Schädlichen, dem Geordneten und Verworrenen, das bedeutet uns die Kunst, in unserem
Falle die Musik, im Gesamtbereich der Natur." Mit solch blumigen Worten sichert –
einige Zeit zuvor – eben jener Wilhelm Twittenhoff (1941a, 32), seit 1937 Dozent an
der HfM Weimar, dem "Schönen" seinen Platz "in jeder Form nationalsozialistischer
Kultur". Indes: "Viele Musikerzieher halten sich nur dazu berufen, die Züchtung und
Pflege der Treibhausblumen zu betreuen; sie schenken den Feld- und Wiesenblumen
kaum einen Seitenblick und vergessen darüber, dass doch die meisten von ihnen so
hoch geschätzten Blumen irgendwo von jenen abstammen, und dass sie nur deshalb
schön und prächtig wirken, weil neben ihnen die Unzahl kleiner und kleinster Blumen
steht". Um deren Aufzucht bemüht sich ab 1933 und in mitunter offener Rivalität zur
Schule die von der Abteilung Musik im Kulturamt der RJF gelenkte Musikarbeit in
HJ und BDM. Ein Netzwerk hauptamtlicher Mitarbeiter, sogenannter Gebietsmusikreferenten bzw. Obergaumusikreferentinnen wird aufgebaut, das Reich flächendeckend mit Musikschulungslagern beschickt und mit neuen Ausbildungsstätten überzogen: "Man muß Wiesen in Schuß halten, Felder roden und ackern, eggen und pflügen" (ib.). Wahrlich keine Treibhausgärtner-, sondern Kärrnerarbeit, will man die per
Gesetz vom 1. Dezember 1936 zum Staatseigentum erklärte und per erster und zweiter Durchführungsverordnung vom 6. April 1939 dem Reichsjugendführer übereignete
Jugend zur "geschlossenen und kompromißlosen Gefolgschaft" umformen, auf dass
sie "im Sinne des Mannes, dem allein ihr Leben gehört, ihre Pflicht erfüllen wird"
(Baldur von Schirach in MuV 4. 2/1936/7, 47).
Diese "Breitenarbeit mit ihren besonderen Formen und Zielstellungen" (Twittenhoff
1941a, 32), deren Expansionsdrang im Lande keine Grenzen zu kennen scheint und
deren Betriebsamkeit auf die psychische Bereitschaft der Heranwachsenden zum gewaltsamen Niederreißen derer zu den Nachbarstaaten gerichtet ist, stößt recht bald
1 Die für alle Aufnahmefeiern verpflichtende Verpflichtungsformel zur Übernahme von Jungvolk und
Jungmädel in HJ und BDM verfasste Reichsjugendführer Baldur von Schirach persönlich. Hier zit.
n. Sp 10. 1937, H. 3, S. 81; für die Mädchen: Kameraden = Jungmädel, Hitlerjugend = Mädelschaft
bzw. BDM, Führern = Führerinnen, Hitlerjugend-Führer = Mädelführerin; cf. ib. S. 83f.
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und anscheinend unerwartet im eigenen Organisationsgefüge an Grenzen. War in den
ersten Jahren der Aufbau der Musikarbeit durch den Zustrom von 'Führern' der ehemaligen Jugendverbände gesichert, so muss ab 1935/36 – und im offenen Affront gegen die "fachlich-spezialisierten Treibhäuser" (Stumme 1935, 171) der Privatmusiklehrer-Ausbildung – die Heranbildung von 'musikalischen Führerpersönlichkeiten'
selbst in die Hand genommen werden — zumal unter der Maßgabe, "jeden Bann oder
jeden Untergau mit einem hauptberuflichen Musikreferenten oder einer Musikreferentin zu besetzen" (Mayer-Rosa 1940b, 223; ganz zu schweigen von den Leitern und
Lehrern der 1944 immerhin auf 160 bezifferten Jugendmusikschulen, cf. Stumme
1944a, 61).
Während die Partei sich ihres politischen Führernachwuchses durch den Aufbau von
Adolf-Hitler-Schulen zu versichern sucht, sollen die 'Führerpersönlichkeiten' für die
"Eckpfeiler einer wirksamen Erziehung" (Stumme 1944a, 31) der Staatsjugend –
Sport und Musik – durch Anbindung an bestehende Ausbildungsinstitutionen und
nach Twittenhoffs biologistischer Weltsicht in Form von Gärtnerarbeit herangezogen
und – geprüft in neuerstellten Musikberufsprofilen – an die 'Volksgemeinschaft' entlassen werden. Ab 1936 werden diese zunächst "Lehrgänge" genannten Studiengänge
zur Ausbildung von Sportreferenten und -referentinnen den Instituten für Leibesübungen der Universitäten Leipzig und Marburg angegliedert, zur Ausbildung von 'Jugendund Volksmusikleitern' bzw. ab 1942 und im Klartext: 'Musikerziehern der HitlerJugend' der HfME Berlin (ab 1936), HfM Weimar (ab 1937) und HfME Graz (ab
1939).2
An der Berliner Akademie für Kirchen- und Schulmusik (ab 1935 HfME) wird bereits
1934 unter der Leitung des Musikreferenten im Kulturamt der RJF, Wolfgang
Stumme, eine wöchentliche Arbeitsgemeinschaft über die 'Musikarbeit in der HJ' eingerichtet, 1935 zieht die HfM Weimar nach. Hier macht Reinhold Heyden, HJMusikreferent des Gebiets 15/Mittelland, die Studierenden "mit den wachsenden Aufgaben" dieser Art 'Musikarbeit' bekannt, um "die Enge einer nur fachlichen Ausbildung durch den Blick auf die volksmusikalische Arbeit zu weiten" (Twittenhoff 1938,
1084). Im gleichen Zeitabstand erfolgt die Einrichtung der zunächst einjährigen Lehrgänge für Jugend- und Volksmusikleiter. Während ab April 1936 der erste Lehrgang
an der HfME Berlin unter Leitung von Walter Rein anläuft, konkretisieren sich in
Weimar erst ein halbes Jahr später die von Felix Oberborbeck forcierten Pläne. In
2 Von der HfM Leipzig wird noch 1942 "in Vorbereitung" ein "Seminar für HJ.-Musikerziehung"
angekündigt, aber wohl nicht installiert, cf. DMe 5. 1942, 31). An anderen HfM ist der HJ-Bereich
anscheinend eher beiläufig und vor allem auf die 'Aufbaujahre' 1935-37 beschränkt in die Hochschularbeit einbezogen. So wird an der Münchener Akademie der Tonkunst im neuerrichteten
'Seminar für Musikerzieher', geleitet vom RasseundMusik-Spezialisten Karl Blessinger, das Unterrichtsfach 'Volksmusik und Übungen in der Leitung einer Sing- und Spielschar' eingerichtet, das
aber wohl eher einer zu starken HJ-Infiltration der Hochschule vorbeugen soll (cf. VM 2. 5/1936,
259). An der HfM Köln ist indes zwischen 1935 und 1937 eine HJ-Arbeitsgemeinschaft "Musik in
der HJ" installiert (cf. VM 3. 1/1937, 39), die vom HJ-Musikreferenten des Gebiets 11/KölnAachen, Studienrat Hugo Wolfram Schmidt, geleitet wird und mit dem Reichssender Köln kooperiert. Schmidt übrigens, ein Mehrfachfunktionär – er ist zugleich Gausachbearbeiter für Musikerziehung im NSLB, Gau Köln-Aachen –, hat 1934 das erste größere HJ-Liederbuch Uns geht die
Sonne nicht unter (Köln: Tonger) herausgegeben und veröffentlicht 1941 gemeinsam mit dem Mülheimer Oberstudiendirektor Aloys Weber das mehrbändige Musikschulbuchwerk Die Garbe, ein
tiefbraunes Exponat ns-deutscher Musikpädagogik, das in entbräunter Version ab 1950 neu aufgelegt wird und in der BRD über lange Jahre marktführend bleibt.
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einer dreiseitigen "Denkschrift" (cf. ThHStA VOBI 1559) fasst der seit April 1934
amtierende HfM-Direktor am 7.11.1936 die Voraussetzungen für die "Errichtung eines Lehrgangs für Jugendmusikführer in Weimar" zusammen, der "uns", wie Oberborbeck abschließend und "mit grosser Genugtuung" bemerkt, "als zweite Anstalt
Deutschlands an führende Stelle setzt". Drei Aspekte werden von ihm hervorgehoben:
1. sei die HfM Weimar "bereits wegen ihrer fortschrittlichen Arbeit anerkannt" und
habe er selbst "zu den einzelnen Organen [der HJ] eine feste Fühlungnahme", 2.
könne die HfM die musikalische Ausbildung ohne Neueinstellungen gewährleisten,
die "Schulung" übernehme der bereits an der HfM tätige designierte "Leiter des Lehrganges Reinhold Heyden und ein zweiter Lehrer, der noch zu bestimmen wäre" – 'bestimmt' wird später Wilhelm Twittenhoff – und 3. seien als Ort des Geschehens die
freistehenden Nebenhäuser von Schloss Belvedere "wie geschaffen, als hier gesunde
Vorbedingungen für einen Gemeinschaftsunterricht vorhanden sind". Die Einrichtung
der Lehrgänge bringe also keine Mehrkosten (die zusätzlichen Personalkosten werden
wohl von den Zuschüssen der RJF getragen), aber – in Oberborbecks verschrobener
Sprache – der HfM wie der Stadt Weimar "eine neue kulturelle Bedeutung im neuen
Aufbau der Kultur des Dritten Reiches". Also geschah es, und auf das eine Kostprobe
dieses neuen Neuen gegeben sei, wird der erste Weimarer Lehrgang am 4.5.1937 im
großen Saal der HfM feierlich eröffnet (cf. Programmzettel, ThHStA VOBI 1559): In
die Ansprachen des Lehrgangsleiters Heyden, des HfM-Direktors Oberborbeck und
des Musikreferenten der RJF Stumme eingelassen der 1. Satz des 4. Brandenburgischen Konzerts, an den Rändern aber garniert von zwei gemeinsam gesungenen
Liedern, die aufs Anschaulichste verdeutlichen, dass hier "nicht am grünen Tisch
weltfern Theorie gelehrt" werden soll (Twittenhoff 1938, 1086).
Man wird keine Textblätter benötigt haben, denn beide Lieder3 zählen in diesen
Jahren zum Grundbestand musikalischer Mitzelebration von Macht, einer Macht selbstverständlich, der alle
Versammelten einvernehmlich zugetan sind: Die Lehrenden, die – selbst
wenn sie einst wie Oberborbeck zu
den 'Märzgefallenen' zählten – inzwischen alte Nazis sind, und die Lehrgangsteilnehmer, die ausnahmslos
"junge Nationalsozialisten" (ib. 1085)
sind bzw. sein müssen, denn teilnahmeberechtigt sind "Jgg. aus HJ.
und BDM., in erster Linie solche, die
sich als aktive Führer und Führerinnen bewährt haben. Das Mindestalter für HJ.-Führer ist 18 Jahre, für
BDM.-Führerinnen 17 Jahre" (MiJV
1. 1937/8, 487). Zulassungsvoraussetzung ist außerdem der Erwerb des HJ-Leistungsabzeichens, "um nachdrücklich zu
3 Die hier wiedergegebenen Notenbeispiele in: Junge Gefolgschaft. Neue Lieder der Hitler-Jugend.
Hg. v. der Reichsjugendführung, verantwortlich für die Herausgabe Wolfgang Stumme, Wolfenbüttel u. Berlin: Kallmeyer 1938, S. 43/40.
5
unterstreichen, daß unter dem künftigen Volks- und Jugendmusikleiter keinesfalls ein
verweichlichter 'Kunstjünger' vorzustellen ist" (Rein 1937, 506).
Dass die Lehrgangsteilnehmer – in Aufnahmeprüfung, später Ausleseleger vornehmlich auf politische Linientreue und Gemeinschaftserziehungstauglichkeit abgeklopft –
letztlich von der RJF "einberufen" werden, stellt auch Oberborbecks "Denkschrift"
klar. Klargestellt wird hier übrigens auch
schon, dass "die gesunden Vorbedingungen" des Weimarer (und später auch des
Grazer) Lehrgangs über den Berliner
hinausgehen: Hier wohnen und leben alle
Teilnehmer in Kameradschaftshäusern
und sind gleichsam ganzheitlich einer
'Kameradschaftserziehung' ausgesetzt,
deren Aufgabe Heyden nach mehrjähriger Erfahrung mit den dunklen Worten
"lebendige Regulierung des Spannungsverhältnisses von Einzelwesen und Gemeinschaft" umreißt. Deutlicher die Forderungen: "Einordnung, Rücksichtnahme
des einzelnen im internen Zusammenleben, eine saubere, straffe Haltung nach
innen und außen; – beim Versagen des
einzelnen: Eingreifen der Kameraden, ob
mit oder ohne Auftrag; – erst nach Erschöpfung der eigenen und gegenseitigen
Ausrichtung ein Eingreifen durch Heimleiterin[!] oder Lehrgangsleiter" (Heyden
1940, 137f.). Eindeutig indes Twittenhoffs (1938, 1086) Kurzdefinition: Kameradschafts- resp. Gemeinschaftserziehung "merzt alles Angebertum ziemlich radikal aus"
– und davon können sich, auch dies eine schöne Neuerung des Weimarer Lehrgangs,
"an der schön gedeckten Teetafel im Schloß Belvedere" die einst Erziehungsberechtigten einmal jährlich überzeugen. Grund zur Klage gibt es nicht, denn die
Trias Stumme-Oberborbeck-Twittenhoff macht die zu angereisten Eltern Degradierten
"mit allen Einzelheiten, Sorgen, Nöten und Freuden der Arbeit dieses Lehrgangs
bekannt" (Standfuß 1939, 356). Nun denn, machen auch wir uns mit dem Fortgang
dieses Lehrgangs bekannt.
6
II Chronologie
April 1936
1. Lehrgang, Dauer: 1 Jahr, zweitägige Aufnahmeprüfung, Ort: HfME Berlin
Angekündigt als "Lehrgang für Jugendmusikführer", "Lehrgang zur Ausbildung von Volksund Jugendmusikführern" bzw. "Staatl. Lehrgänge für Volks- und HJ.-Musikführer", eingerichtet "in Gemeinschaft" der HfME mit dem Kulturamt der RJF
(VM 2. 1936, 157; MuV 3. 1935/6, 145/148; Sp 9. 2/1936, 61f.)
April 1937
2. Lehrgang, Dauer: 1 Jahr, zweitägige Aufnahmeprüfung, Ort: HfME Berlin u. HfM Weimar
– Aufgenommen: in Weimar 9w/14m, für Berlin keine Daten
– Abschlussprüfung 21-22.2. (B) und 17.-18.3. (W) 1938: Bestanden 29 (B), 21 (W)
(MuV 4. 1937, 144; MiJV 1. 1937/8, 111/197/250; VM 3. 1937, 150; VM 4. 1938, 154; Günther
1992, 354)
September 1937
– Vereinbarung zwischen dem RMfWEV und der RJF über die Staatlichen Lehrgänge für
Volks- und Jugendmusikleiter / Prüfungsordnung für die Abschlussprüfung (Erlass des
RMfWEV v 15.9.1937)
(MiJV 1. 1937/8, 58-62, VM 3. 1937, 523-527; cf. dazu Rein 1937)
April 1938
3. Lehrgang, Dauer: 2 Jahre, eintägige Aufnahmeprüfung, Ort: Berlin u. Weimar
– Aufnahmeprüfung in B: 6.4.1937, W: 27.4.1937, keine weiteren Daten ermittelt
– Abschlussprüfung 15.-17.2.1940 (B): Bestanden 22 (B), keine weiteren Daten ermittelt
Die Verlängerung auf 2 Jahre wird kurioserweise direkt im Anschluss an den Abdruck der
Prüfungsordnung für den einjährigen Lehrgang bekanntgegeben. Von den Absolventen –
anscheinend nur Frauen – "konnten fünf als Obergau-Musikreferentinnen eingesetzt werden,
die übrigen wurden in BDM.-Führerinnenschulen und Musikschulen für Jugend und Volk
eingesetzt".
(MiJV 1. 1937/8, 66, 250; 3. 1940, 64; VM 5. 1939, 24; 6. 1940, 214)
Oktober 1938
"Die zukünftige Ausbildung der Volks- und Jugendmusikleiter [ist] bereits jetzt auf zwei
Jahre ausgedehnt und auf 3 Jahre insgesamt geplant." (Stumme 1938, 1080)
April 1939
4. Lehrgang, Dauer: 2 Jahre, einwöchiges Ausleselager, Ort: Berlin u. HfME Graz
– Ausleselager in Kassel vom 5.-12.3.1939, keine weiteren Daten ermittelt
– Abschlussprüfung Ostern 1941: Bestanden 15w/4m (B), 12w (G)
"Fünf der Mädel werden als Obergaumusikreferentinnen eingesetzt; die übrigen erhalten ihre
Arbeit als Musikreferentinnen in Landbezirken, an Musikschulen für Jugend und Volk, an
Führerinnenschulen und NGB.-Kindergärtnerinnenseminaren. Besonderen Einsatz finden
zwei Mädel in den neuen Gebieten als Musikreferentinnen in Ostoberschlesien und in Straßburg."
(MiJV 1. 1937/8, 487; 2. 1939, 77/447; 4. 1941, 120, VM 5. 1939, 24)
7
Anfang 1940
"Die bisher durchgeführten Lehrgänge haben ungefähr 150 Jungen und Mädel ausgebildet.
Zum Einsatz gelangte nur ein Teil von ihnen. Denn fast alle Jungen genügen ihrer Arbeitsdienst- und Wehrpflicht. Von den Mädeln scheidet natürlicherweise ein hoher Prozentsatz
durch Heirat aus. So ist die Auswirkung der Lehrgänge durch den vollen Einsatz ihrer Absolventen erst in einiger Zeit zu verspüren." (Twittenhoff 1940, 131)
April 1940
5. Lehrgang, Dauer: 2 Jahre, einwöchiges Ausleselager, Ort: Berlin, Graz u. Weimar
– Ausleselager in der Landesbauernschule in Hummelshain bei Kahla eine Woche nach Ostern 1940, Leiter: Twittenhoff, Teilnehmer: 80, Aufnahmen: 43w/12m
– Abschlussprüfung – nach zwischenzeitlicher Verlängerung auf 5 Sem. – im Juni/ Juli
1942: Bestanden 14w (B), 10w (W), 8w (G), keine Daten über männliche Absolventen, die
früher Notprüfungen abgelegt haben
(MiJV 2. 1939, 435/447; 3. 1940, 118; 5. 1942, 166; VM 6. 1940, 155)
Mitte 1940
"Schon jetzt sind unter den Musikreferentinnen der Obergaue des ganzen Reiches 15 aus den
Lehrgängen hervorgegangen. Wir haben dadurch eine einheitliche musikerzieherische Schulung im ganzen Reich gesichert." (Standfuß 1940, 158)
April 1941
6. Lehrgang, Dauer: 2 1/2 Jahre, einwöchiges Ausleselager, Ort: Berlin, Weimar u. Graz
– Ausleselager in Stecklenburg vom 2.-10.4.1941, Leiter: Heyden, Teilnehmer: 100w/15m,
Aufnahmen: 30 (B), 15 (W), 29 (G)
"Das bedeutet gegen das Vorjahr eine Steigerung um 50 % [??], reicht aber in der Anzahl
wie auch in der Leistung noch nicht für die kommenden Anforderungen aus." (Majewski
1941a, 115)
– Ab jetzt auch in Weimar jährliche Aufnahmen
– Abschlussprüfung – nach zwischenzeitlicher Verlängerung auf 5 Sem. – im Juli 1943: Bestanden (= alle) 25 (B), 11 (W), 23 (G)
(MiJV 3. 1940, 291, 4. 1941, 93/112/115; 6. 1943, 102)
Oktober 1942
Umbenennung in Seminare für Musikerzieher der Hitler-Jugend
7. Seminar, Dauer: 3 Jahre, 1wöchiges Ausleselager, Ort: Berlin, Weimar u. Graz
– Ausleselager in Karlsbad vom 28.8.-5.9.1942, Leiter: Stumme, Teilnehmer 105w und 10m
Durch die Umbenennung und Verlängerung der Studiendauer mit anschließender einjähriger
Praktikantenzeit sei "eine endgültige Form der Ausbildung des Musikerziehernachwuchses
für die Hitler-Jugend" (Stumme 1942, 222) erreicht und "dieses Studium auch zeitlich der
Schul- und Privatmusikerzieher-Ausbildung gleichgestellt" (Majewski 1942, 10)
– Abschlussprüfung des Berliner Seminars Mitte 1944(!) unter Vorsitz von Stumme: 3 Teilnehmer
(MiJV 5. 1942, 10/166/231/277f.; 7. 1944, 47; VM 9. 1943, 21; Stumme 1942, 222; Stumme 1944b, 64)
Oktober 1943
8. Seminar, Dauer: 3 Jahre, einwöchiges Ausleselager, Ort: Berlin. Weimar u. Graz
– Ausleselager in der Führerschule zu Bad Berka im Sept. 1943, Aufnahmen: 41
(MiJV 6. 1943, 102)
8
Oktober 1944
"Auch die Seminare für Musikerzieher der Hitler-Jugend stellen ihre Arbeit ein, die Studierenden werden in Führungsaufgaben in Jugendwohnheimen und in die Rüstungsindustrie
eingewiesen [...] Die Musik beweist aufs neue ihren politischen Auftrag. Die Spieleinheiten
der Jugend ebenso wie die Musikgemeinschaften der Erwachsenen, die in der kargen Freizeit
zur Kunstübung zusammentreten, erhalten sich und ihren Hörern das Bewußtsein, im Heimatland der deutschen Kultur zu leben. Sie alle und die, die als Einzelpersönlichkeiten im
gleichen Sinn in ihren neuen Lebens- und Arbeitsgemeinschaften im Kriegseinsatz wirken,
dienen dem Siege und sind dazu berufen, den Wiederaufbau nach dem Kriege entscheidend
mitzugestalten" (Stumme 1944c, 42).
Allein für die in den Jahren 1937 bis 1941 beginnenden 12 Lehrgänge liegen relativ
vollständige Daten über die Absolventen vor: 194 bestandene Prüfungen konnten ermittelt werden, es fehlen die Zahlen des Weimarer Lehrgangs von 1938 und der Notprüfungen von männlichen Teilnehmern der 1940er (und wohl auch 1941er) Lehrgänge. Hochgerechnet scheinen alle 13 Lehrgänge rund 250 Absolventen für den
Musikdienst am Volk bereitgestellt zu haben. Für die ab 1942 laufenden dreijährigen
Seminare, deren erste regulären Prüfungstermine in das Jahr 1945 fallen, sind nur drei
vorgezogene Notprüfungen übermittelt. Im Rahmen der für Oktober 1944 verfügten
Schließung der Seminare werden aber fast alle verbliebenen Teilnehmer bzw. – in der
Mehrzahl – Teilnehmerinnen einen vorgezogenen Abschluss gemacht haben. So nehmen sich bspw. an der HfME Graz, deren Seminar am 10.10.1944 geschlossen wird,
von den 56 Studierenden aller drei Abteilungen, also nicht nur des HJ-Seminars, kurz
zuvor 47 an Abschlussprüfungen teil (cf. Brenner 1992, 204).
Dass allerdings die in der tabellarischen Chronologie mitgeteilten Zahlen der Studierenden bzw. Geprüften mit Vorsicht zu genießen sind, legt die Erfolgsmeldung des
Reichsinspektors für Musik-, Fanfaren- und Spielmannszüge im Kulturamt der RJF,
Helmut Majewski, vom Frühjahr 1942 nahe: "In den drei Reichslehrgängen studieren
zur Zeit 120 Führer und Führerinnen der Hitler-Jugend. Das bedeutet gegenüber dem
Vorjahr eine Steigerung um etwa ein Drittel" (Majewski 1942, 10). Da es sich hier um
den 5. und 6. Lehrgang (1940 und 1941) handelt, müsste nach Majewskis Zahlenspiel
statt von einer "Steigerung" recht eigentlich von einem Schwund die Rede sein, denn
nach den veröffentlichten Daten sind hier 139 "Führerinnen und Führer" aufgenommen worden.
Insgesamt aber verwundert zunächst doch – und trotz der ungesicherten Daten – die
geringe Zahl an Lehrgangs- bzw. Seminarteilnehmern — insbesondere, wenn man die
angestrebten Arbeitsfelder für diesen neuen, "aussichtsreichen Musikberuf" – wie auf
einem Merkblatt der HfM Weimar zu lesen steht – betrachtet. Eingesetzt werden sollen die Absolventen nämlich in nicht weniger als acht Bereichen: 1. Lehrer und Leiter
an Musikschulen für Jugend und Volk (später 'Jugendmusikschulen'), 2. HJ/BDMGebietsmusikreferenten, 3. Musikerzieher an Adolf-Hitler-Schulen, 4. Musikerzieher
an Führer- und Führerinnenschulen, 5. Musikerzieher in der NS-Gemeinschaft "Kraft
durch Freude", 6. Chor- und Orchestererzieher, 7. Betriebsmusikleiter und 8. Programmgestalter am Rundfunk.
Andererseits muss diese eher unscheinbare Zahl der in Lehrgang bzw. Seminar
Studierenden in ihrer Bedeutung für die jeweilige Hochschule hervorgehoben werden.
9
Beispielhaft hier die von Brenner (1992, 171) für die HfME Graz mitgeteilten Daten
der Neueinschreibungen:
Abt. 1
Schulmusik
SomSem 1939:
WS 1939/40:
SomSem 1940:
WS 1940/41:
SomSem 1941:
WS 1941/42:
SomSem 1942:
WS 1942/43:
SomSem 1943:
WS 1943/44:
SomSem 1944:
–
3
2
7
2
1
6
13
8
7
13
Abt. 2
Privatmusikerzieher
–
9
3
5
11
3
8
3
4
8
9
Abt. 3
Gesamt
HJ-Lehrgang
18
3
23
1
36
1
3
21
1
17
2
=
=
=
=
=
=
=
=
=
=
=
18
15
28
13
49
5
17
37
13
32
24
Die Daten belegen den hohen Stellenwert der HJ-Abteilung im Gesamtgefüge der
HfME Graz – nicht verwunderlich, da Oberborbeck nach Querelen mit der Weimarer
Ziegler-Gruppe (cf. Albrecht Dümlings Beitrag in diesem Band) ab 1939 hier als
Gründungsdirektor fungiert und seine "feste Fühlungnahme zu den einzelnen Organen" durch die gleichzeitige Übersiedlung des Lehrgangsleiters Heyden mehr als gesichert ist. Einschränkend angemerkt werden muss zu diesen Daten, dass Rückschlüsse auf die Zahl der real Studierenden nicht möglich sind: Allein im Sommersemester 1943 sind von den 124 an der HfME Graz Studierenden 32 im Kriegsdienst
(cf. Brenner 1992, 171)4.
4 Übrigens weichen die bei Brenner mitgeteilten Zahlen der Neueinschreibungen im HJ-Lehrgang
von den an anderer Stelle veröffentlichten (cf. Chronologie) des öfteren ab. Überhaupt scheinen die
verschiedenen Statistiken grundsätzlich andere Datenmengen zu bewegen. Cf. bspw. die Tabelle der
an der HfME Graz eingeschriebenen Studierenden, deren Zahlen nur schwerlich mit den direkt im
Anschluss mitgeteilten der Neueinschreibungen in Einklang zu bringen sind (cf. Brenner 1992,
170f.). Die Zahlen belegen übrigens auch, dass die Nachwuchssorgen der RJF durch die HJ-Lehrgänge bzw. -Seminare kaum behoben werden können. Noch 1943 meldet der Deutsche MusikerKalender (65. 1943, I, 18-21) in 10 von 41 HJ-Gebieten und in 6 von 41 BDM-Obergauen die
Musikreferent/inn/en-Posten als "z. Z. unbesetzt". Auch ist die Fluktuation bei den Frauen anscheinend tatsächlich – wie bereits zitiert (cf. Twittenhoff 1940, 131) – durch Heirat und damit verbundener Aufgabe des Funktionspostens sehr hoch. Sie geht bis in die Spitze der BDM-Musikarbeit,
wo 1939 die BDM-Musikreferentin in der RJF, Ilse Lang, nach ihrer Heirat ihre hauptamtliche
Stellung – es ist die höchste im Musikbereich – aufgibt und durch Traute Standfuß ersetzt werden
muss.
10
III Ausbildung
Dass Brenner für Graz 16 Studiengangwechsler ermittelt: 1 von Abt. III nach I, 15
von Abt. III nach II, während aus den Abt. I und II kein Wechsel nach III erfolgte,
könnte die Vermutung nahelegen, die HJ-Abteilung werde von den Studierenden des
Öfteren als Einstiegsluke in die Hochschule genutzt. Dem ist allerdings nicht so. Hier
wird vielmehr eine weitere Strategie der RJF sichtbar, die in Graz ab 1941 dazu führt,
dass der Lehrgang in zwei Gruppen geführt wird: Während die weitgehend auf ihre
'Führer'-Qualitäten Beschränkten die musikalische Grundausbildung des Lehrgangs
absolvieren, werden die musikalisch Versierteren zugleich in die Privatmusiklehrerausbildung integriert: "In steigendem Maße unterziehen sich Absolventen der Lehrgänge der Privatmusiklehrerprüfung. [...] Diese Vorbildung – Besuch eines zweijährigen Lehrgangs und zusätzliches Privatmusiklehrerexamen – ist vor allem für solche
wichtig, die später als Leiter und Lehrer an Musikschulen für Jugend und Volk tätig
sein wollen" (Twittenhoff 1940, 131, cf. auch Brenner 1992, 160). Die HJ-Lehrgänge
werden in ihrer Zielsetzung also durchaus nicht von den Studierenden torpediert, es
scheint vielmehr von Funktionärsseite Einigkeit darüber zu bestehen, dass auf längere
Sicht nicht der Einsatz in den Formationen das Ziel sein kann, sondern an den Musikschulen – im Sinne der "Breitenarbeit" und nach der Devise "Musische Erziehung ist
heute nationalsozialistische Erziehung" (Stumme 1938, 145) – eine ideologisch saubere Truppe arbeitet, die zudem eine fundierte musikalische Ausbildung vorweisen
kann.
Zumal auf musikalischem Gebiet scheint in der Tat Nachholbedarf zu bestehen:
Mehrfach wird berichtet, dass die an die HfME Berlin angegliederte HJ-Abteilung
isoliert arbeitete, keinerlei Kontakte der dort Lehrenden und Studierenden zum 'Normalbetrieb' bestanden. Man habe die HJ-Seminare geduldet, aber zumal fachlich nicht
ernst genommen (cf. Rehberg 1982, 21, und – gestützt auf Interviews mit Rehberg,
Segler, Söthje und Stumme – Günther 1992, 63). Diese nicht eben unbegründete Geringschätzung fachlicher Qualifikationen konnte Brenner (1992, 160) auch für die
HfME Graz ermitteln, obgleich hier nicht nur eine vollständige Integration angestrebt
wurde, sondern der HJ-Bereich recht eigentlich der Gründungsmotor der Hochschule
war und bereits zu Ostern 1939, ein halbes Jahr vor der HfME-Eröffnung (WS
1939/40) mit 18 Teilnehmern seine Arbeit aufgenommen hatte.
Da die Anwürfe wohl schon damals laut werden, ist Wolfgang Stumme, der Leiter der
Musikabteilung in der RJF, gemeinsam mit dem "wegweisenden und gegenwartsnahen Direktor" (ZfM 105. 6/1938, 607) Oberborbeck darum bemüht, das Ansehen
der HJ-Abteilungen zu erhöhen: Beiden geht es um die Aufwertung der Lehrgänge
zum hochschuladäquaten Studiengang und eine Erweiterung der musikalisch-praktischen Ausbildung. Zwar meldet die Völkische Musikerziehung bereits März 1940,
dass die Lehrgänge "einem vollwertigen Hochschulstudium gleichkommen", muss
aber im Augustheft berichtigen, "daß diese Angabe unzutreffend ist" (VM 6. 3/1940,
76; 8/1940, 201). Nach jahrelangen Verhandlungen mit dem RMfWEV signalisiert
schließlich 1942 die Umbenennung der Lehrgänge in Seminare und die damit verbundene Erhöhung von Studiendauer und -leistungen den Erfolg der Bemühungen dieser
beiden Betriebsamsten im NS-Musikerziehungsgetriebe.
11
Wie hat nun eine "solche aus den engen Banden fachlicher Egozentrik herausstrebende Musikerziehung" im Rahmen dieser Ausbildung "geeigneter junger Führerkräfte"
konkret auszusehen: "Zu selbstverständlichen Arbeitsbegriffen geworden" seien – wie
Oberborbeck (1939a, 370) trotz vermeintlichem "Schreibverbot" (Günther 1992, 376)
in seinem Grundsatzartikel zur "einheitliche[n] Ausrichtung" der Musikerziehung im
Aufbau übermittelt – "die Fest- und Feiergestaltung, die Ehrenrettung des gesprochenen Wortes, das Laienspiel, wesenseigene Bläsermusik". Einige der konstitutiven
Unterrichtsgebiete des Lehrgangs sind hier benannt. Die 'Fest- und Feiergestaltung',
die die "Lebensgemeinschaft" Lehrgang als Festkreis des Jahres "geschlossen miterlebt" (Mayer-Rosa 1940a, 134), ist wesentlicher Bestandteil des musikkundlichen
Bereichs, ebenso die 'Volksliedkunde', in dem aus dem ideologischen Konstrukt
Volkslied der "Schatz von Kernliedern" weitergereicht wird, der "als gemeinsamer
Bekenntnisausdruck nicht nur der Hitlerjugend, sondern des ganzen verjüngten Volkes aufkling[t]" (Heyden 1939, 191f.). Die 'wesenseigene Bläsermusik' wird im
musikalisch-praktischen Bereich vermittelt, wahlweise auch Blockflötengedudel, Lautenschrummen oder Trommelkloppen. Hinzu kommt ein praktischer und politischer
Schulungsbereich. Der praktische zielt auf die neuen Lernfelder Laien-, Schatten-,
Puppen-, Volksspiel, deren musikalische Ausstattung – wie Walter Rein (1940, 143)
zu berichten weiß – im Lehrgebiet Satzlehre "ungeahnte schöpferische Kräfte frei"
mache, und – mit allmählich schwindendem Interesse – die 'Ehrenrettung des gesprochenen Wortes' im Sprechchor — Beispiel (aus der Kantate Die Fahne von Wolfgang
Jünemann in Sp 9. 1/1936, 13):
Erster Sprecher:
Zweiter Sprecher:
Sprechchor:
Erster Sprecher:
Zweiter Sprecher:
Sprecherin:
Sprechchor:
Erster Sprecher:
Zweiter Sprecher:
Sprecherin:
Sprechchor:
Auf!
Auf!
Empor!
Aus der Nacht zum Lichte empor!
Laßt die Fahne höher wehen!
Wenn Jahrtausende vergehen,
Sie wird stehen! Sie wird stehen!
Lodern,
Flammen,
Stolze Glut!
Ewig ist das Blut!
Diese Ausbildungsbereiche, die recht bald in dem Begriff 'musische Erziehung' gebündelt werden, einer Erziehung, die – in der üblichen sprachlichen Redundanz –
"Geist, Seele und Gemüt mit den Werten und Werken der deutschen Seele anspricht"
(Studentkowski 1940, 139), werden ergänzt durch den HJ-Dienst, der auch die von
'musischer Erziehung' freien Wochenenden beansprucht. In der Hauptsache auf das
Konglomerat 'körperlich-geistige Ertüchtigung' abgestellt, geht es hier fast ausschließlich um nachhaltige Indoktrinationsarbeit. Den wöchentlichen Schulungsstunden im
Lehrgang der HfM Weimar bspw. liegen als Arbeitsgrundlage Hitlers Mein Kampf
und Rosenbergs Mythos des 20. Jahrhunderts zugrunde, die gemeinsam 'durchgearbeitet' und in der Abschlussprüfung abgefragt werden –: anhand von – wie üblich,
sprachlich exquisiten – Leitfragen wie "Was ist der Unterschied zwischen Volk und
Rasse, und wie verhalten sich die beiden zueinander?", "Hat der einzelne einen Eigen-
12
wert und wenn, dann unter welchen Bedingungen?" oder "Was ist das Wesentliche
beim Führerprinzip?" (ib., 140).
Lehrplan der einjährigen Lehrgänge für Jugend- und Volksmusikleiter
Quellen: Stumme 1935/36, 146 (1936); undat. Stundenplan, ThHStA VOBI 1559 (1937/38)
1936
1937/38 (HfM Weimar)
I. a) Deutsche Musikkunde
b) Volksliedkunde
c) Der Festkreis des Jahres
d) Grenz- und Auslandsdeutschtum
1
2
2
1
1½
2
2
–
II. a) Musiklehre, Formenlehre, Gehörbildung
2
1½
–
b) Chorschulung mit Dirigierübungen,
wahlfrei: Gesamtchor der Hochschule
2
(Twittenhoff)
(Twittenhoff)
(Heyden u. Ohlendorf)
(Heyden: Melodielehre
u.Notensingen)
2
(Twittenhoff: Formenlehre)
1
(Twittenhoff: Gehörbildung)
2 fakult. Repertoirekunde (Münnich)
1½
(Oberborbeck)
2
(Oberborbeck)
III. a) Instrumentaleinzelunterricht
(Klavier oder Streich- oder Blasinstr.)
–
–
b) Unterweisung in volkstüml. Musikinstr.
(Blockflöte, Fanfare, Laute, Trommeln)
c) Instrumentalgruppe mit Dirigierübungen
1/2
IV.a) Sprechchor
b) Laienspiel
c) Spielberatung (Einführung in Spieltext)
2
2
1
–
1½
–
V. a) Das Lied der HJ
b) Arbeit in der Spielschar
–
–
2
2
2 und Chorsingen (Heyden, Do.-Abend)
2
(Fr.-Abend)
1 Schulungsstunde [Studentkowski]
2 Auswärtige Referenten der HJ
(Raeck, Sondern, Poieß)
2 Rhythmische Schulung (Twittenhoff)
4 Sport
2 Werkarbeit
Sa.-Nachmittag (Außendienst bzw.
Wochenendschulungen)
1
2
–
–
–
–
c) Grenz- und Auslandsfahrten
Gesamtstundenzahl
(ohne Fahrten und HJ-Wochenenddienst)
–
–––
22½
1/2
(N.N.)
1 Stimmbildung (Schulz)
1 Stimmblg. Theorie (Schulz/Thiele)
1
(N.N.)
1 fakult. (Heyden: Bfl.-Spiel)
2 Instrumentenzusammenspiel (Twittenhoff)
2 Bfl.-/L.-Gruppen (Twittenhoff/Heyden)
1 Fanfarengruppe
2 Konzert (Mi.-Abend, alle HfM-Abt.)
(Ohlendorf: Volksspiel)
–––
35 (+ 4 fak. + Üben Klavier/Volksintr.)
13
Die Funktion von Heinz Ohlendorf, der im HJ-Lehrgang an der HfME Berlin angestellt ist, übernimmt später Eugen Mayer-Rosa; nach Heydens Wechsel zur HfME
Graz kommt die BDM-Untergauführerin Friedel Thomas als Lehrkraft hinzu, die in
den letzten Kriegsjahren zur kommissarischen Leiterin der HJ-Seminare avanciert (zu
den Hauptakteuren cf. Anhang: 'Musikerzieher' in den Schulmusik- und HJ-Abteilungen der HfM Weimar).
Gegenüber diesem ersten Lehrplanentwurf von 1936 und seiner schon vielfach erweiterten Umsetzung an der HfM Weimar ist der Ausbildungsplan der Seminare noch
stärker differenziert und in den musikwissenschaftlich und -praktisch orientierten
Teilgebieten weitgehend dem Ausbildungsprofil der Privatmusikerzieher angeglichen.
Tatsächlich hat – auf dem Papier zumindest – die neue Abschlussprüfung der HJSeminare "auch die Bedingungen der Privatmusiklehrerprüfung zu erfüllen, greift
aber über sie hinaus" (Stumme 1944b, 63). Weitgehend unverändert bleiben praktische und politische Schulung sprich: HJ-Dienst der Einpassung in die Formationen
und dem Aufbau der geforderten Führerqualitäten verpflichtet. Wahrscheinlich
kommt hier nur eine auf mehrjährige Erfahrung gründende Professionalisierung der
Gesinnungsarbeit zum Tragen:
Lehrplan der dreijährigen Seminare für Musikerzieher in der HJ
Quelle: Stumme 1944b, 64
Fach
Sem.1 Sem.2 Sem.3 Sem.4 Sem.5 Sem.6
Musikerziehung
Musikalische Volkskunde
Musikgeschichte und Formenlehre
Akustik und Instrumentenkunde
Gehörbildung
Satzlehre (mit Instrumentation)
Rhythmische Erziehung (nur für BDM.)
Sprecherziehung
Stimmbildung (Pflichtfach)
Volksliedspiel
Dirigierübungen
Hauptinstrument bzw. Gesang
Methodik des Hauptfaches + Lehrprobe
Nebeninstrument
Pflichtinstrument
Sing- und Instr-Gruppe einschl. Leitung
Orchester
Chor
Bläserschulung (nur für Jungen)
Kammermusik
Fest- und Feiergestaltung
Literaturkunde
1K
2K
2K
1K
1G
1G
1K
1G
½E
–
1K
1E
–
½E
½E
4K
–
–
1K
–
–
–
1K
2K
2K
1K
1G
1G
1K
1G
½E
–
1K
1E
–
½E
½E
4K
–
–
1K
–
–
–
1K
–
1K
–
1G
1G
1K
1G
½E
1G
–
1E
1G
½E
½E
3K
2K
2K
1K
2K
1K
1K
1K
–
1K
–
1G
1G
1K
1G
½E
1G
–
1E
1G
½E
½E
3K
2K
2K
1K
2K
1K
1K
1K
–
2K
–
1K
–
2K
–
2G
–
2G
–
½E
1G
–
1E
1G
½E
½E
2K
–
–
1K
2K
–
1K
½E
1G
–
1E
1G
½E
½E
2K
–
–
1K
2K
–
1K
14
Hitler-Jugend-Dienst
Weltanschauliche Schulung
2
2
2
2
2
2
Werkarbeit und Tanz
in Kursen bzw. Lagerlehrgängen
Darstellendes Spiel
2
2
2
2
–
–
Leibesübungen (Gymnastik für Mädel)
2
2
2
2
2
2
Formationseinsatz
–
–
2
2
2
2
——————————————————————————————————
Gesamtstundenzahl
HJ.
23½ 23½ 29½ 29½ 21½ 21½
BDM.
23½ 23½ 29½ 29½ 20½ 20½
E = Einzelunterricht, K = Kursunterricht (10-30 Teilnehmer),
G = Gruppenunterricht (3-5 Teilnehmer)
In diesem letztgültigen, ein ordnungsgemäßes Hochschulstudium sichernden Lehrplan
nicht aufgeführt werden die 'Grenz- und Auslandsfahrten', die selbstverständlich weiter und im Verlauf der Eroberungskriege verstärkt durchgeführt werden. Einrichtung
und Organisation solcher "Musikfahrten" können recht eigentlich als Oberborbecks
markantester hochschulpolitischer Beitrag zur NS-Musikpädagogik gelten – auch
wenn sie in seiner Laufbahn keinesfalls auf diesen Zeitraum beschränkt bleiben. In
seiner fünfjährigen Amtszeit an der HfM Weimar führt er diese regelmäßig zum Abschluss des Wintersemesters gestarteten und für alle Hochschulangehörigen verpflichtenden "Musikfahrten" fünfmal durch. Sie seien – so die stolze Eigenmeldung (Oberborbeck 1934/5, 402; 1942, 86) – mit ihren jeweils rund 50 (!) Konzerten (von
Sprechchören bis zur Bach-Kantate) in einer Woche nicht nur "als traditionelle Einrichtung schnell bekannt" gewesen, sondern auch eine "wertvolle Hilfe zur Erziehung
des jungen Musikers im nationalsozialistischen Geist"5. In der Tat wird diesen Fahrten
der Konstitutionsvollzug "einer musikalischen Gemeinschaft" (Betonung liegt auf
"einer") ebenso auferlegt wie ihren Teilnehmern unter Verzicht jedweder Individualität die Pflicht, "in das musikalische Gemeinschaftserlebnis hinein[zu]tauchen"
(Oberborbeck 1939b, 95). Zu Kriegszeiten werden die Musikfahrten meist umfunktioniert zum kulturpolitischen Grenzlandeinsatz oder zur Wehrbetreuung und – zur
flächendeckenderen Verteilung – den einzelnen Abteilungen der Hochschule übertragen. Der Weimarer Lehrgang, seit 1938 unter Twittenhoffs Leitung, geht nun nicht
allein auf Einsatzfahrt ins Thüringer Umland (auch hier werden 1941 nicht mehr die
Ortschaften, sondern die "Umsiedlungslager" mit dem gemeinsam gesungenen Lied
beglückt, cf. bspw. MiJV 4. 1941, 181), sondern auf Ostlandfahrt, um die 'deutschen
Siedler' mit Cesar Bresgens Lumpengesindel zu 'betreuen'. Und es bleibt sogar noch
Zeit, den für diese Zeit eigentümlichen Gedanken nachzuhängen: "Auf der Heimfahrt
denken wir darüber nach, mit welchen Opfern sich doch jeder hier für sein Deutsch5 Zwar lässt er vom innovativem Geist dieser Fahrten seine Weimarer Adjutanten in allen Fachblättern euphorisch berichten, sie waren indes schon zu Oberborbecks Kölner Zeit (1925-34) über sieben Jahre hinweg fester Bestandteil seiner Hochschularbeit – wenn auch, da seine Machtbefugnisse
dort auf die Schulmusikabteilung beschränkt blieben, im kleineren Format von Sing- und Spielfahrten. Auch das alljährliche Sommerschulungslager der Weimarer auf der Leuchtenburg, krönender Abschluss der Sommersemester mit – erneut – zahlreichen Musikbeschallungsmaßnahmen der
umliegenden Gemeinden, war in den regelmäßig für Juli anberaumten Hochschulwochen der Kölner auf der Freusburg vorexerziert worden – nicht nur organisatorisch-strukturell übrigens, sondern
auch in den inhaltliche Akzentsetzungen.
15
tum einsetzen muß und wie leicht, wie einfach und selbstverständlich uns im 'Binnenlande' alles zufällt!" (Twittenhoff 1941b, 25):6
IV Einsatzort Musikschulen
"An der Wiege des Musikschulgedankens stand der Wille, die verantwortungsvollen Aufgaben der Musikerziehung aus der p r i v a t e n
Initiative in eine s t a a t l i c h e überzuführen." (MiJV 2. 1939, 381)
Im Jahr 1939 hat sich ein Projekt konsolidiert, das nicht erst in NS-Zeiten als Vorzeigeanstalt musikpädagogischer Breitenarbeit von jugendbewegten Kreisen propagiert
wird: Die Musikschule für Jugend und Volk, vom Jugendmusikführer Fritz Jöde in
den 20er Jahren konzeptionell initiiert, aber erst unter den neuen Machtstrukturen und
unter Obhut der Partei im Staate mit großem Elan über das gesamte NS-Reich aufgebaut. Organisatorisch zugrundegelegt wird diesem Aufbau ein Kooperationsmodell
von RJF und Gemeinden. Diesen wird die Trägerschaft sprich räumliche und finanzielle Ausstattung übertragen, während die RJF als "zusammenfassende[r] und aus6 Twittenhoffs "Lied der Ostlandfahrer" hier übermittelt aus MiJV 4. 1/1941, S. 1.
16
führende[r] Arm der künstlerischen und organisatorischen Kräfte" (MiJV 2. 1939,
381) fungiert, d.h. in sämtlichen Personalentscheidungen und organisatorisch-inhaltlichen Fragen entscheidungsbefugt ist:
"Die Jugendmusikschule dient der außerschulischen Musikerziehung der HitlerJugend, insbesondere der Spieleinheiten der Hitler-Jugend. Die Führung und Ausrichtung dieser Stätten ist daher Aufgabengebiet des Jugendführers des Deutschen
Reichs und seiner Dienststellen. Die Jugendmusikschule erfaßt Jugendliche vom 8.
bis 18. Lebensjahr bzw. beim BDM. bis zum 21. Die Ausbildung einzelner in der
Jugendmusikschule ist zusätzlicher HJ.-Dienst; die Zusammenfassung in Chören und
Orchestern ist Sonderdienst der Spieleinheiten. Der Leiter der Jugendmusikschule
wird von der Gebietsführung der Stadtgemeinde zur Anstellung vorgeschlagen. Er
muß ein vom Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung dafür
anerkanntes Zeugnis besitzen. Der Leiter beruft im Einvernehmen mit der Gebietsführung und der Stadtgemeinde die hauptamtlichen und im Privatdienstvertrag stehenden
nebenamtlichen Kräfte. Träger der Musikschule ist die zuständige Gemeindeverwaltung" (Majewski 1941b, 176f.).
Bewegung in die Aufbau- und Ausbildungsstrukturen dieses von der HJ okkupierten
außerschulischen Musikerziehungsbereichs kommt im Jahr 1935 und interessanterweise, nachdem zu Jahresbeginn von seiner langjährigen Leitungsfunktion des Seminars für Volks- und Jugendmusikpflege an der Berliner Akademie aufgrund eines
Disziplinarverfahrens suspendiert worden ist. In Zusammenarbeit von HfME Berlin
und RJF werden Fortbildungskurse für Volks- und Jugendmusik installiert, um "im
neuen Reich die Aufgaben der völkischen Lied- und Musikpflege in den verschiedenen Einsatzmöglichkeiten vorzubereiten" (VM 1. 8/1934/5, 433). Recht bald zeigt
sich, dass diese Kurse in zwei Richtungen ausdifferenziert werden müssen. Ihr Leiter
Walter Rein wird wenig später nicht nur die ersten HJ-Lehrgänge an der HfME Berlin
leiten, sondern ein zusätzliches Lehrgangsmodell aufbauen, das die Personalprobleme
bei dem forcierten Aufbau von Musikschulen für Jugend und Volk solange abfedern
soll, bis der Nachwuchs in den Lehrgängen 'herangezüchtet' sein wird.
Die ab Oktober 1938 anlaufenden Staatlichen Lehrgänge für Leiter und Lehrer an
Musikschulen für Jugend und Volk bzw. städtischen Jugendmusikschulen sind als 8Wochen-Kurse konzipiert und auf den ersten Blick ohne jegliche Beteiligung der RJF.
Durchgeführt werden sie von der HfME Berlin, die die finanzielle Ausstattung aus der
Kooperation von RMfWEV und dem Reichsamt Deutsches Volksbildungswerk in der
NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" bezieht. Die RJF indes bestimmt personell die
Ausbildungsstrukturen und -inhalte. Neben Rein sind bspw. an den ersten dieser
Lehrgänge nahezu alle Berliner HJ-Musikerziehungsmultiplikatoren beteiligt: Von
Wolfgang Stumme (Leiter der Musikabteilung der RJF), über Heinrich Spitta (Musikreferent der RJF und Nachfolger Reins als Leiter der Berliner HJ-Lehrgänge), Karl
Haiding (Volkstanzreferent der RJF), Heinz Ohlendorf (Volksspielreferent der RJF),
Guido Waldmann (Musikreferent in der RJF), Frithjof Deppe (HJ-SpieleinheitenReferent der RJF), Friedrich Wilhelm Gößler (Stimmbildungsreferent der RJF) bis zu
Prof. Dr. Gotthold Frotscher, dem Leiter der Orgelarbeitsgemeinschaft in der RJF und
17
Spezialisten für RasseundMusik-Vorträge bei allen sich bietenden Lager- und
Spielstätten von HJ-Musikern7.
Unter der Führung derart "bewährtester Lehrkräfte" sind die Arbeitsergebnisse
voraussehbar: "eine klare Ausrichtung und Zielweisung" bis "hin zu der Erkenntnis,
daß alle Arbeit nur Sinn hat, wenn sie politisch ausgerichtet ist, wenn sie dem Volke
dient" (MiJV 2. 1939, 185). und die jeweils rund 30 Kursteilnehmer "gehen nun mit
neuer Kraft an die Arbeit" in den inzwischen 70 Musikschulen mit 15.580 Schülern.
Dies der Stand vom 1.6.1939 (cf. MiJV 2. 1939, 383/447), zweieinhalb Jahre später
seien es bereits "etwa 120 im Reiche" (MiJV 5. 1942, 9) und nach zwei weiteren Jahren – Anfang 1944 – "etwa 160", und obgleich "während des Krieges zahlreiche
Wünsche nach Neuerrichtung von Jugendmusikschulen nicht erfüllt werden können,
ist heute schon klar zu übersehen, daß nach dem Siege in den Groß- und Kleinstädten
sowie besonders in den Landkreisen die Jugendmusikschulen mit zu den bodenständigen Kultureinrichtungen zählen werden" (Stumme 1944a, 61).
Was ebenso zu überprüfen wäre wie gewisse Rückbindungsaspekte der musisch-sportiven Ausscheidungswettkämpfe 'Jugend musiziert' an den 'Musischen Wettbewerb
der Hitler-Jugend', den die RJF an ihren Jugendmusikschulen 1944, den 'Endsieg' vor
Augen, installiert. Durchgeführt werden können allerdings nur noch die Gebietsentscheide mit "über 30.000 Jungen und Mädel und 3000 Gruppen [...]. Im Zuge der
totalen Kriegsmaßnahmen müssen die Reichsentscheide des Musischen Wettbewerbs
fortfallen. Die Auswertung der Ergebnisse und Erfahrungen dieses ersten Musischen
Wettbewerbs wird sichergestellt" (MiJV 7. 3/1944, 47).
Wo ist sie hin – die Auswertung? Auf welche Ergebnisse und Erfahrungen haben die
musisch Betriebsamen nach 45 ihr 'neues' Musikschulwerk gebaut? Jöde jedenfalls,
der einst vom RMfWEV geschasste, später als Pg. und HJ-Gefolgschaftsführer rehabilitierte und vor seinen reichsministerialen Widersachern vom Salzburger Mozarteum an die Staatsmusikschule Braunschweig geflüchtete Bannerträger der Musikschulidee, ist nach dem Ende der von ihnen allen frequentierten Partei auch wieder mit von
der Partie. Allen voran aber Wilhelm Twittenhoff, der betriebsamste aller musikschulmusisch Bewegten. Unter der Parole "Tonkunst in Gefahr" versammelt er mit organisatorischem und (erlerntem) kaufmännischem Geschick "die Anwälte der wahren Bildung". Diese Anwälte, die einst ihrem braunen Diktator und seiner deutschen Großmacht die jungen Menschen als musische Gefolgschaft servierten, stehen jetzt, das
Volkslied bei Fuß, geschlossen im Abwehrkampf gegen "die Diktatur des 'Apparates',
hinter dem die Großmacht der modernen Technik und des mit ihr verbundenen Geschäftsgeistes steht" und schaffen – so will es die Legende: "neue Heim- und Pflegestätten für die lebendige Musik" und neue "musische Heimstätten für unsere Jugend".
All das, selbstverständlich, zur "Rettung [?] und Neugestaltung unserer Demokratie"
(Twittenhoff 1953b, 13). An "völlig neue[n] Idee[n]" habe es Twittenhoff nicht gemangelt, steht in einem Erinnerungsbeitrag (Wucher 1995, 39) zu lesen, beispielhaft
angeführt die "Grundkurse" für Musikschulkinder, die nun freilich in den HJ-Musik7 Cf. bspw. die Lehrgangsberichte in MiJV 2. 1939, 183-185; DMe 36. 2/1939/40, 22f.). Der erste
dieser Lehrgänge – zunächst für Frühjahr 1938 angekündigt – wurde mit einer "Feierstunde" unter
Mitwirkung des Musikreferenten im RMfWEV, Dr. Martin Miederer, des HfME-Direktors Dr. Eugen Bieder, und des Musikreferenten der RJF, Wolfgang Stumme, am 25.11.1938 in der HfME
eröffnet, cf. MiJV 1. 1937/8, 111/410/545f./551.
18
erfassungsschulen zum Grundkonsens zählten (cf. bspw. Stumme 1944a, 56). Ohne
weitere "Meilensteine der Musikschularbeit unter der Ägide Twittenhoff" zu nennen,
ist jetzt schon klar: "Wilhelm Twittenhoff war eine Leitfigur, an der sich viele
Menschen im Bereich der Musikpädagogik orientierten und maßen. Er sollte nicht
vergessen werden" (Wucher 1995, 39). Felix Oberborbeck, der den primus inter pares
schon im Namen trägt und von seinen vier Hochschulgemeinschaften vor, während
und nach den zwöf Jahren (Köln-Weimar-Graz-Vechta) mit den liebevollen Kosenamen "Ober", "Oberfelix", "Oberoberborbeck" oder schlicht und einfach "Chef" umgarnt, Oberborbeck natürlich auch nicht! Sie sind nicht schlimmer, als ich mir's gedacht.
19
Zeitschriftenkürzel
Dme
MiJV
MuV
Sp
VM
ZfM
–
–
–
–
–
–
Der Musikerzieher. Mainz 35. 1938/39 – 40. 1943.
Musik in Jugend und Volk. Wolfenbüttel u. Berlin 1. 1937/38 – 7. 1944.
Musik und Volk. Kassel, Wolfenbüttel u. Berlin 1. 1933/34 – 4. 1936/37.
Die Spielschar. Leipzig 9. 1936 – 17. 1944
Völkische Musikerziehung. Braunschweig (ab 1940 Leipzig) 1. 1934/35 – 9. 1943.
Zeitschrift für Musik. Regensburg 87. 1920 (zuvor NZfM) – 110. 1943.
Literaturverzeichnis
Brenner, Helmut: Musik als Waffe? Theorie und Praxis der politischen Musikverwendung,
dargestellt am Beispiel der Steiermark 1938-1945. Graz 1992
Günther, Ulrich: Die Schulmusikerziehung von der Kestenberg-Reform bis zum Ende des
Dritten Reiches, Augsburg 21992
Heyden, Reinhold: Ursprung und Gestaltung des Offenen Volksliedsingens. In: Musik im
Volk. Grundfragen der Musikerziehung, hg. v. Wolfgang Stumme, Berlin-Lichterfelde
1939, S. 182-193
Heyden, Reinhold: Kameradschaftserziehung in den Lehrgängen für Jugend- und Volksmusikleiter. In: MiJV 3. 4/1940, S. 136-138
Majewski, Helmut: HJ.-Musikerzieher von morgen. Bericht über das Ausleselager Stecklenburg. In: MiJV 4. 1941a, H. 5, S. 112-115
Majewski, Helmut: Die Musikarbeit der Hitler-Jugend im Kriege. In: MiJV 4. 1941b, H. 8, S.
171-178
Majewski, Helmut: Ein Jahr Musikarbeit in der Hitler-Jugend. In: MiJV 5. 1942, H. 1, S. 7-10
Mayer-Rosa, Eugen: Fest- und Feiergestaltung als Unterrichtsgebiet. In: MiJV 3. 1940a, H. 4,
S. 132-135
Mayer-Rosa, Eugen: Schulungsarbeit auf dem Gebiete der Feier- und Freizeitgestaltung. In:
MiJV 3. 1940b, H. 8, S. 223f.
Oberborbeck, Felix: Grundsätzliches zum Musikstudium. In: VM 1. 1934/35, H. 8, S. 402
Oberborbeck, Felix: Musikerziehung im Aufbau. In: ZfM 106. 1939a, H. 4, S. 370-373
Oberborbeck, Felix: Gegenwartsaufgaben der Musikhochschule. In: Musik im Volk. Grundfragen der Musikerziehung, hg. v. Wolfgang Stumme. Berlin-Lichterfelde 1939b, S. 83101
Oberborbeck, Felix: Musikfahrten, eine musikpolitische Gegenwartsaufgabe. In: DMe 38.
1942, H. 6, S. 86-88
Rehberg, Karl: Erinnerungen an die Hochschule für Musikerziehung und Kirchenmusik Berlin 1936-1945. In: Zeitschrift für Musikpädagogik, 1982, H. 18, S. 3-21
Rein, Walter: Prüfungsordnung für Volks- und Jugendmusikleiter. In: VM 3. 1937, H. 11, S.
506-508
Rein, Walter: Satzlehre. In: MiJV 3. 1940, H. 4, S. 141-143
Standfuß, Traute: Elterntreffen des Lehrganges für Volks- und Jugendmusikleiter, Weimar.
In: MiJV 2. 1939, 355f.
Standfuß, Traute: Musikarbeit der Mädel. In: MiJV 2. 1940, H. 6, S. 154-159
Studentkowski, Konrad: Weltanschauliche Schulung im Lehrgang für Jugend- und Volksmusikleiter. In: MiJV 3. 1940, H. 4, S. 139f.
Stumme, Wolfgang: Musikauffassung der Jugend. In: MuV 2. 1935, H. 5, S. 164-171
Stumme, Wolfgang: Lehrgang für Jugendmusikführer. In: MuV 3. 1935/36, S. 145-147
Stumme, Wolfgang: Hitlerjugend, Schule und Musikschule für Jugend und Volk. In: ZfM 105.
1938, H. 10, S. 1077-1081
20
Stumme, Wolfgang: Ausleselager für Musikerzieher der Hitler-Jugend. In: MiJV 5. 1942, H.
12, S. 222-226
Stumme, Wolfgang: Die Jugendmusikschule. In: Musik im Volk. Gegenwartsfragen der deutschen Musik, hg. v. Wolfgang Stumme, Berlin-Lichterfelde ²1944a, S. 53-62
Stumme, Wolfgang: Die Musikerzieher der Hitler-Jugend. In: Musik im Volk. Gegenwartsfragen der deutschen Musik, hg. v. Wolfgang Stumme, Berlin-Lichterfelde ²1944b, S. 6269
Stumme, Wolfgang: Was uns bleibt. In: MiJV 7. 1944c, H. 3, S. 40-42
Twittenhoff, Wilhelm: Die Lehrgänge für Volks- und Jugendmusikleiter in Berlin und Weimar. In: ZfM 105. 1938, H. 10, S. 1084-1087
Twittenhoff, Wilhelm: Die Lehrgänge für Jugend- und Volksmusikleiter. In: MiJV 3. 1940, H.
4, S. 126-132
Twittenhoff, Wilhelm: Vom Wandel der Musikerziehung. In: MiJV 4. 1941a, H. 2, S. 29-32
Twittenhoff, Wilhelm: Aus dem Tagebuche einer Ostland-Spielfahrt des Weimarer Lehrgangs
für Jugend- und Volksmusikleiter. In: MiJV 4. 1941, H. 1, S. 24-26
Twittenhoff, Wilhelm: Jugend und Jazz. In: Junge Musik. 1953a, S. 114-116
Twittenhoff, Wilhelm: Jugend- und Volksmusikschulen. Eine Lebensfrage heutiger Musikerziehung. In: Junge Musik. 1953b, S. 10-14
Twittenhof, Wilhelm: Felix Oberborbeck zum 65. Geburtstag. In: Kontakte 1965, S. 77f.
Wucher, Diethard: Die fast vergessene Leitfigur. Wilhelm Twittenhoff - Gedanken nach 25
Jahren. In: Neue Musikzeitung 44. 1995, H. 3, S. 39
21
Anhang
'Musikerzieher' in den Schulmusik- und HJ-Abteilungen der HfM Weimar
Reinhold Heyden
5.4.1904
1922
1923ff.
1925/26
1926-1933
1933ff.
1934-1937
Mitte 1935
5.1937-9.1938
Ende 1938
Ostern 1939
1939/40ff.
1942ff.
geboren in Hamburg
als Primaner Gründer einer Wandervogelgruppe
Medizinstudium in Tübingen, während des Studiums Leiter von Singkreisen (u.a. Madrigalchor Hamburg-Tübingen), Kontakt mit dem JödeKreis
Teilnahme an Singtreffen und Tagungen (1925 Lobeda, 1926 Brieselang)
Wechsel zum Musikstudium an die Akademie für Kirchen- und Schulmusik Berlin, später Studium der Musikwissenschaft an den Universitäten
Freiburg, Berlin und Halle; musikalische Arbeit auch in Jugendverbänden
(Quickborn, SAJ)
Spielscharen der HJ
HJ-Musikreferent des Gebiets 15/Mittelland
Berufung an die HfM Weimar für das Gebiet der musikalischen Jugenderziehung in der Hitlerjugend
Leiter des Lehrgangs für Volks- und Jugendmusikleiter (durchgeführt in
Verbindung mit der RJF) an der HfM Weimar
Übersiedlung nach Graz, dort Musikreferent der NS-Gemeinschaft "Kraft
durch Freude" im Gau Steiermark und Vorbereitung des 1. Grazer Lehrgangs für Jugend- und Volksmusikleiter
Dozent (Dienstbezeichnung Professor) und Leiter der Abteilung III: Lehrgang für Jugend- und Volksmusikleiter (durchgeführt in Verbindung mit
der RJF) an der HfME Graz
Mitarbeiter in der Hauptabteilung Musik im Kulturamt der RJF
Kriegsdienst in der Marine
Organisationsgrad (soweit ermittelbar):
– NSDAP (1.5.1937, Nr. 5907849, beantr. am 18.7.1937), HJ (Gefolgschaftsführer), NSDDozBd (1.5.1940)
21.6.1946
kurz nach der Rückkehr aus englischer Kriegsgefangenschaft 42-jährig in
Walksfelde bei Mölln gestorben
Richard Münnich
7. 7. 1877
ca. 1896ff.
1902
1904ff.
1908ff.
1908ff.
geboren in Berlin-Steglitz als Sohn des Pianisten, Chordirigenten und
Komponisten Rudolf Münnich (1836-1915)
Studium Musikwissenschaft, Psychologie und Germanistik an der
Universität Berlin
Promotion zum Dr. phil. (Diss. "Johann Kuhnaus Leben")
Lehrer für Musikgeschichte und Gehörbildung am Reimann-Konservatorium Stettin
Gesanglehrer an der Oberrealschule Berlin-Lichterfelde und der BertramRealschule Berlin-Mitte (an beiden Schulchoraufführungen eigener
Motetten)
Chorleiter (1908-14 Charlottenburger Chorverein, später u.a. Männerchor
Nordwest)
22
1910ff.
1918ff.
1918
1918-1921
1920
1924
1924
1928-1934
1.4.1929-1933
1928-1932
1.10.1933
1934/5-1945
1938-1945
1944-1945
Klavier- u. Gehörbildungslehrer am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium Berlin
Gesanglehrer an der Bertram-Realschule Berlin-Mitte
Gründer und Vorsitzender des Verbandes der akademisch gebildeten
Musiklehrer Preußens (ab 1920 Verein der Musiklehrer an höheren
Lehranstalten Preußens, ab 1922/23 Verband der Musiklehrer an den
höheren Unterrichtsanstalten in Preußen)
Mithg. der Monatsschrift für Schulmusikpflege (ab 1921 Halbmonatsschrift für Schulmusikpflege)
Teilnehmer an der Reichsschulkonferenz v. 11.-19.6.1920 in Berlin (Ausschuss Kunsterziehung, Teilbereich Musikerziehung, zusammen mit Leo
Kestenberg, Maria Leo und Carl Thiel)
Ernennung zum Studienrat (als einer der ersten für das Fach Musik)
Mitarbeit an den "Richtlinien für den Musikunterricht an höheren Schulen
Preußens", nach eigener Aussage alleiniger Verfasser der "Methodische
Bemerkungen"
Mithg. der Zeitschrift für Schulmusik, 1934 (im letzten Jahr) alleiniger Hg.
nichtvollbeschäftigter a.o. Lehrer an der Akademie für Kirchen- und
Schulmusik Berlin, restliche Stundenverpflichtungen an der KirschnerOberrealschule in Berlin-Mitte
Fachberater für Schulmusik beim Provinzialschulkollegium, Mitglied des
Staatl. künstlerischen Prüfungsamtes und des Musikpädagogischen Prüfungsamtes beim Provinzialschulkollegium, Leiter des Fachseminars für
Musik zur Ausbildung der Studienreferendare für Musik
Einstellung des Dienstverhältnisses an der Akademie für Kirchen- und
Schulmusik Berlin auf eigenen Wunsch (und nicht – wie häufig
übermittelt – "zwangspensioniert"), Umzug nach Naumburg a.d. Saale
Professor für Musikgeschichte und ihre Hilfswissenschaften an der HfM
Weimar (berufen auf Veranlassung Oberborbecks), zunächst auch Leiter
des Instituts für Kirchenmusik, Mitglied des Staatl. Prüfungsamtes für
Musik in Thüringen (Künstl. Prüfung für das höhere Lehramt in Musik)
und des Kirchenmusikalischen Prüfungsausschusses
Leiter des Instituts für Schulmusik der HfM Weimar
Stellvertr. Direktor der HfM Weimar
Organisationsgrad (soweit ermittelbar):
– NSDAP (1.8.1932, angemeldet im April 1932, zuvor – seit 1919 – DVP)
1945-1951
1951
1951-1964
1957
4. 7. 1970
Leiter der Schulmusikabteilung und Professor für Musikwissenschaft an
der HfM Weimar
Emeritierung
Lehrbeauftragter an der HfM Weimar
anlässlich des 80.Geburtstages Ernennung zum Ehrensenator der HfM
Weimar
93-jährig in Weimar gestorben
Felix Oberborbeck
1. 3. 1900
geboren in Essen als Sohn des Musiklehrers und Chorleiters Felix Oberborbeck (1872-1957)
23
ca. 1918ff.
1923
1.10.1923-1924
1924
1.10.1925
1925-1934
1925-1934
1930ff.
Mai 1931
1931-1934
1.4.1934-1939
1935ff.
Anfang 1939
27.1.1939
Okt.1939-1945
8.1.1945
Musikstudium in Essen und am Kölner Konservatorium, anschließend
Studium Musikwissenschaft, Deutsch und Geschichte an den Universitäten
Münster, Freiburg/Br., München und Bonn
Promotion in Bonn zum Dr. phil. (Diss. "Christoph Rheineck und das
süddeutsche Lied")
Studienreferendar in Remscheid
Pädagogische Prüfung für das Lehramt an höheren Lehranstalten an der
Akademie für Kirchen- und Schulmusik Berlin
Studienassessor in Remscheid
Städtischer Musikdirektor der Stadt Remscheid, u.a. Dirigent des Städtischen Singvereins Remscheid (1934 Ehrendirigent) und Essener LehrerGesangvereins
Dozent für Musikerziehung an der Schulmusik-Abteilung der HfM Köln,
Dirigent und Mitgestalter des musikalischen Schulfunks im Westfunk
Amtsbezeichnung Professor, Beurlaubung als Studienassessor
Ernennung zum musikalischen Fachberater für den Regierungsbezirk
Düsseldorf (Fachberater für den Musikunterricht an höheren Lehranstalten
beim Oberpräsidium in Koblenz) durch das Provinzialschulkollegium in
Koblenz
Mitglied der musikalischen Prüfungskommissionen des Rheinlands in
Köln und Düsseldorf
Direktor und Professor der HfM Weimar, zugleich bis 1938 Leiter des
Instituts für Schulmusik, ab 1937 Leiter der Lehrgänge für Musikzugführer im Reichsarbeitsdienst, Vorsitzender des Staatl. Prüfungsamtes für
Musik in Thüringen, Referent für Musik im Thüringischen Volksbildungsministerium, Musikberater der Reichsmusikerschaft in der RMK für GroßThüringen, Vorsitzender der Staatl. Kommission zur Pflege und Erforschung thüringischer Musik, Städtischer Musikbeauftragter in Weimar,
Dirigent der Konzerte des Gemischten Chores Weimar, der sich "aufgrund
der offiziellen Aufforderung des Generalintendanten Staatsrat Dr. Ziegler
[...] am 20. Oktober" auflöst (Brief Oberborbecks an RMfWEV v. 9.10.
1937)
Mitglied im Musikbeirat des Deutschen Sängerbundes, Mitglied im
Musikausschuss des Allgemeinen Deutschen Musik-Vereins
fristgerechte Kündigung des Sechs-Jahres-Vertrages als HfM-Direktor
wegen "politischer Unzuverlässigkeit" durch das
Volksbildungsministerium, danach als Austauschprofessor für Chile im
Gespräch
Ernennung zum Studienrat (A2c2)
Direktor, Professor und Leiter der Abteilung I: Institut für Schulmusik der
neu gegründeten Hochschule für Musikerziehung Graz, zugleich Direktor
und Leiter der Abteilung 5: Dirigentenschule der Steirischen Landesmusikschule (früher: Landeskonservatorium) Graz, Gesamtleiter des
Steirischen Musikschulwerkes
Kriegsdienst, anschließend Kriegsgefangenschaft in Norwegen
Organisationsgrad (soweit ermittelbar):
– NSDAP (1.5.1933, Nr. 2114565), NSLB (1.4.1937, Nr. 350575), KfDK, NSD-DozBd
(1.5.1940)
1945-1949
1948-1955
1949-1965
Lehrtätigkeit am Jugendhof Vlotho und in Ratingen
Mithg. der Zeitschrift für Spielmusik
Professor an der PH Vechta, 1965 emeritiert
24
1949ff.
1952-1959
1953ff.
1975
Dirigent des Madrigalchores und Gründer/Leiter des Kreisorchesters
Diepholz-Vechta
Leiter der Kommission für Musikerziehung der Gesellschaft für Musikforschung
Vorsitzender des Musikausschusses des Deutschen Sängerbundes, Mitglied des Deutschen Musikrats
75-jährig Mitte des Jahres gestorben
Hilmar Schulz
23.9.1895
1929ff.
26.8.1939
geboren in Sonneberg/Thüringen
Ausbildung zum Konzert- und Oratoriensänger
Dozent der Musik am Pädagogischen Institut der Universität Jena (nach
1934 Hochschule für Lehrerbildung Jena), Leiter des collegium musicum,
zugleich Dozent für Musikpädagogik, Methodik der Schulmusik und Sologesang an der HfM Weimar (zunächst mit 3-4 Std, ab SomSem 1938 zur
Entlastung Münnichs mit 7 Std. im Musikpädagogikbereich), ab 1937
auch Dozent in den Lehrgängen für Volks- und Jugendmusikleiter (durchgeführt in Verbindung mit der RJF), Mitglied des Staatl. Prüfungsamtes
für das höhere Lehramt in Musik in Thüringen und des Staatl. Prüfungsausschusses für Privatmusiklehrer
Einberufung zum Kriegsdienst
Organisationsgrad (soweit ermittelbar):
– NSDAP (1.5.1937), NSLB (1.5.1933, ab 10.7.1937 Kreisfachberater für Musikerziehung),
SA (7.7.33, SA-Rottenführer, später Obersturmführer), NSV (24.2.1934), Luftsportoberführer
1945
1948ff.
Kündigung in Jena und Weimar
Lehrtätigkeit in Sondershausen, Mitglied der SED
Wilhelm Twittenhoff
28.2.1904
1910ff.
1918-1920
1920-1924
1924f.
1925-1929
1926ff.
1928
1929
1929-1931
1933
1933-1934
1933ff.
geboren in Werdohl/Krs. Altena als Sohn eines Schulrektors
Volksschule in Werdohl
Realgymnasium bis Obersekundareife (Einjähriges) in Altena
kaufmännische Lehre, anschließend kaufmännischer Angestellter
anderthalbjähriger Aufenthalt in Brasilien
Musikstudium (Klavier und Cello) am Staatl. anerkannten Musikseminar
Schüngeler in Hagen
Mitarbeit im Arbeitskreis um Fritz Jöde
Diplom-Musiklehrerprüfung
Begabtenprüfung beim Preuß. Kultusministerium und Staatl.
Privatmusiklehrerprüfung
Studium der Musikwissenschaft, Philosophie und Pädagogik in Berlin,
danach in Halle/S.
Promotion zum Dr. phil. (Diss. "Die musiktheoretischen Schriften Josef
Riepels")
Privatmusiklehrer in Halle
Spielscharen der HJ
25
1.1934-10.1936
11.1936-3.1937
26.4.1937
1937/38ff.
15.9.1938
1.4.1943
1.6.1944
ab 1.12.1940
(1.7.1941?)
Musiklehrer an der Güntherschule in München (Mitarbeiter von Carl Orff)
Dozent für Instrumentalspiel an der Hochschule für Lehrerbildung in
Hirschberg
Dozent in den Lehrgängen für Jugend und Volksmusikleiter (durchgeführt
in Verbindung mit der RJF) an der HfM Weimar, zugleich Dozent für
Blockflöte und Allgemeine Musikgeschichte
Mitarbeiter des Hauptreferats der Musik (später: Hauptabteilung Musik)
im Kulturamt der RJF
Leiter der Lehrgänge für Jugend- und Volksmusikleiter an der HfM
Weimar
Leiter des Seminars für Musikerzieher der Hitler-Jugend an der HfM
Weimar
Ernennung zum Studienrat (A2c2)
Kriegsdienst als Obergefreiter einer Luftnachrichtentruppe an der
"Heimatfront (Nordsee)", Kriegsgefangenschaft
Organisationsgrad (soweit ermittelbar):
– NSDAP (1.5.1937, Nr. 5204059, beantr. am 20.7.1937), SA (5.9.1933), dann Übernahme
in die HJ (1.5.1937, Nr. 3822564; Hauptgefolgschaftsführer, später Scharführer), NSDDozBd, NSV
Aug. 1945
5.10.1945
Okt. 1945
Febr. 1948
1950-1953
1953-1958
Mai 1958
1952-1969
1954-1958
1955-1964
außerdem
23.9.1969
Rückkehr nach Weimar
Ablehnung des Gesuchs auf Weiterbeschäftigung an der HfM Weimar
"auf Grund § 3, Abs. 2 in Verbindung mit § 6 der Verordnung über die
Reinigung der öffentlichen Verwaltung von Nazi-Elementen mit sofortiger Wirkung aus dem öffentlichen Dienst" durch das Thüringische
Landesamt für Volksbildung
Privatmusiklehrer in Weimar
Lehrer an der Musikschule Soest
Aufbau der Jugendmusikschule Dortmund
Leiter der Staatl. Jugendmusikschule Hamburg
Direktor der neuerrichteten Musischen Bildungsstätte Remscheid
Vorsitzender vom Verband der Jugend- und Volksmusikschulen (ab 1966
Verband deutscher Musikschulen), 1969 dessen Ehrenpräsident
Vorstandsmitglied des Arbeitskreises für Musik und Jugend
Schriftleiter der Zeitschrift Junge Musik, später Kontakte
Vorstandsmitglied, zeitweise Vorsitzender der Bundesvereinigung musische Jugendbildung, Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft für
Musikerziehung und Musikpflege; Mitglied des Deutschen Musikrates,
Mithg. von Musik und Bildung
65-jährig in Aegidienberg bei Köln gestorben