wie immer, oder?“ „Eigentlich doch alles

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1.2017
„Eigentlich doch alles
wie immer, oder?“
Sebastian Herbst
Inklusiver Instrumentalunterricht: Was sagen die Lehrenden?
Inklusion bzw. inklusiver Instrumentalunterricht spielt im Musikschulkontext
eine immer größere Rolle und stellt eine
neue Herausforderung für Instrumentallehrende dar. Um die Erfahrungen,
Herausforderungen und Wünsche der
realen Praxissituation zu erfassen, ist es
wichtig, die Lehrenden selbst zu Wort
kommen zu lassen. Denn sie sind es,
die unterrichten.
)) In den beiden vorherigen Ausgaben von
musikschule )) DIREKT diskutierte ich die
Verwendung von Assoziationen bei der
Vermittlung elementarer instrumentaler
Fertigkeiten sowie den Einsatz von Videografie und Hospitation in Fort- und Weiterbildungen und stellte dies jeweils auch
in den Kontext eines inklusiven Instrumentalunterrichts. Bei meiner Beschäftigung
mit dem Thema drängte sich jedoch immer mehr die Notwendigkeit in den Vordergrund, die Erfahrungen von praktizierenden Instrumentallehrkräften sowie ihre
Wünsche hinsichtlich von Fort- und Weiterbildungsangeboten zu sammeln. Um
die Herausforderungen und Wünsche zu
erfassen, wurden daher zunächst 15 Instrumentallehrkräfte befragt.
Die teilnehmenden LehrerInnen unterrichten in unterschiedlichen instrumentalen Fächern sowie in Ensembles, Orchestern und JeKits-Angeboten an städtischen
Musikschulen. Ihr beruflicher Ausbildungshintergrund ist dabei sehr unterschiedlich,
sodass Lehrende ohne Studienabschluss,
Lehrende mit Abschluss in Instrumentalpädagogik, BewegungspädagogInnen, Leh-
rende mit absolvierter künstlerischer Reifeprüfung, Lehrende mit einem Master of
Education sowie DiplompädagogInnen der
Rehabilitationswissenschaften und Lehrende mit Staatsexamen in Sonderpädagogik mit Fach Musik teilgenommen haben.
Die große Heterogenität in der beruflichen
Ausbildung lässt bereits ganz unterschiedliche Erfahrungen, Herausforderungen
und Wünsche der Lehrenden vermuten,
sodass die Ergebnisse dieser Befragung
wahrscheinlich ein sehr reales Bild der Erfahrungen und Wünsche inklusiv unterrichtender Instrumentallehrkräfte widerspiegelt. Zudem geben neun der Befragten
an, noch keine Erfahrungen im inklusiven
Instrumentalunterricht zu haben.
Es ist dennoch besonders spannend, die
Vorstellungen und eventuellen Ängste dieser Lehrenden hinsichtlich eines inklusiven Instrumentalunterrichts zu erfassen
sowie zu fragen, welche Fort- und Weiterbildungsangebote sie bräuchten, um sich
auf inklusiven Instrumentalunterricht gut
vorbereitet zu fühlen. Inwieweit jedoch
berufliche Ausbildung und Erfahrungen
mit den genannten Antworten zusammenhängen, kann hier nicht diskutiert werden
und ist aufgrund der geringen Anzahl an
Befragten auch nicht sinnvoll.
Herausforderungen
Um Schwierigkeiten bzw. Herausforderungen bezüglich eines inklusiven Instrumentalunterrichts zu erheben, wurden die
TeilnehmerInnen gefragt, welche Herausforderungen ihrer Meinung nach in einem
inklusiven Instrumentalunterricht auftre-
ten könnten. Der größte Teil der Antworten beschäftigt sich mit Herausforderungen im Bereich der Differenzierung in heterogenen Gruppen und individueller Förderung. Genannt werden
) „Integration der verschiedenen individuellen Voraussetzungen“,
) „Differenzierung nach Bedürfnissen und
Kompetenzen“ sowie
) die Herausforderung, sowohl „den Starken als auch den Schwächeren gerecht zu
werden“.
Es wird als schwierig erachtet, „allen SchülerInnen gleich viel Zeit und Aufmerksamkeit zu geben“, sodass die schnellen „genug
‚Futter‘“ und die langsameren ausreichend
„Wiederholungsmöglichkeiten“ erhalten. In
diesem Zusammenhang werden zudem
eine geringere bzw. kürzere Konzentrationsfähigkeit der Inklusionskinder sowie
Aspekte von Unterrichtsstörungen genannt,
„wenn ein Kind statt auf dem Instrument
zu spielen lieber turnt oder andere Kinder
beim Spielen stört“. Große Gruppen und
verschiedene Förderbereiche innerhalb einer Gruppe verstärken diese Herausforderungen zusätzlich.
Unterschiedliche Förderbedarfe spielen zudem eine wichtige Rolle bei der Beschäftigung mit Fragen nach Unterrichtsmethoden
und Unterrichtsmaterial. Genannt werden
hier „Anpassung der Noten“ (beispielsweise
bei Sehbehinderung), Entwicklung von
behinderungsspezifischen Spieltechniken
sowie Erstellung geeigneter Arrangements.
) „Im Gruppenunterricht (Kammermusik)
bestimmt die Homogenität des Ensembles
den ‚Erfolg‘. Ins Orchester lassen sich auch
ganz schwache SchülerInnen integrieren.“
© Max Wagner
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Menschen mit Behinderung, Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Senioren haben
nicht nur Freude an Musik, die sie hören, sondern sind auch fähig, Musik selbst
zu machen – wie etwa die inklusive Band „Vollgas“ der Musikschule Fürth e. V.
Gefordert wird jedoch auch, „um die Ecke
denken zu lernen“, denn:
) „Man kann das Instrument anders lernen/
spielen, als man es selbst gelernt hat!“
Schließlich wird noch angesprochen, dass
Lehrende mit den hohen Leistungserwartungen umzugehen haben, die die Eltern
an ihre Kinder stellen. Von (Musik-)Schulen und ihren Schulleitungen wünschen
Lehrpersonen sich zudem ernsthaftes Interesse und Unterstützung.
Voraussetzungen
Die Teilnehmenden wurden gefragt, welche grundlegenden Voraussetzungen es ihrer Meinung nach brauche, um inklusiven
Instrumentalunterricht erteilen zu können.
Die Antworten setzen dabei einen Fokus
auf die Rahmenbedingungen.
Neben dem Wunsch nach Informationen
zu den Beeinträchtigungen der SchülerInnen mit Förderbedarf werden der Wunsch
nach längeren Unterrichtsstunden (beispielsweise 60 statt 45 Minuten) sowie in
diesem Zusammenhang die Forderung
nach kleineren Gruppengrößen genannt.
Möglichst helle Unterrichtsräume sollten
dabei ausreichend Platz bieten und geeignetes Material sowie entsprechende Instrumente bereithalten. Bei motorischen
Beeinträchtigungen sei außerdem eventuell eine Anpassung des Instruments erforderlich.
Vor allem wird eine zweite Lehrperson
oder zumindest eine Begleitperson („die
auch musikalisch helfen kann“) für sinnvoll erachtet, damit sich die Lehrerin oder
der Lehrer auch den anderen Kindern zu-
wenden könne. Als grundlegende Voraussetzung könne schließlich ein organisierter
Fahrdienst besonders wichtig sein, um
manchen SchülerInnen die Teilnahme an
einem Instrumentalunterricht überhaupt
erst zu ermöglichen.
Ein großer Teil der Antworten beschäftigt
sich mit Aspekten der Motivation und
dem Umgang mit Menschen mit Behinderungen. „Auch ein Kind mit Downsyndrom
kann ohne Üben nicht lernen zu spielen“ –
so eine der genannten Antworten. Gefordert wird ein „klarer Wille zum Instrumentalspiel“ sowie der „Wille der Eltern,
beim Aufbau einer Übestruktur und beim
Üben zuhause zu assistieren“.
Die Zusammenarbeit mit den Eltern und
deren Unterstützung durch Hospitationen
im Unterricht und positive Bestärkung
beim häuslichen Üben scheinen ganz zentrale und wichtige Aspekte zu sein. Aber
auch motivationale Aspekte der Lehrenden selbst werden nicht ausgelassen, sodass als grundlegende Voraussetzungen
„Geduld“, „Flexibilität“ und „Neugier“ sowie ein „Gespür für Menschen mit Behinderungen“ und eine „intensivere Vorbereitung der Lehrperson“ genannt werden. Zudem seien Lehrende gefragt, motivierende
Methoden einzusetzen und in einem vertrauensvollen Umgang die Fortschritte jedes Einzelnen wertzuschätzen. Nötig seien
in diesem Zusammenhang das „Vertrauen
in meine Fähigkeiten als Lehrerin“ und
eine „Abkehr vom Elitedenken“.
Viele der genannten Dinge sind grundlegende Voraussetzungen für jede Art von
Instrumentalunterricht. Im inklusiven Setting scheint uns die Notwendigkeit jedoch
besonders deutlich zu sein, sodass eine der
Antworten abschließend feststellt:
) „Eigentlich doch alles wie immer, oder?“
Fort- und Weiterbildungen
Die Fragen zu Herausforderungen und Voraussetzungen eines inklusiven Instrumentalunterrichts geben schon Informationen
für sinnvolle Fort- und Weiterbildungen.
Dennoch wurden die Teilnehmenden noch
einmal konkret befragt, welches Fort- und
Weiterbildungsangebot sie sich wünschen
würden bzw. welche Themen diese in den
Blick nehmen sollten.
Zunächst werden in den Antworten zu einem großen Teil methodische Aspekte angesprochen, die die Erstellung von Unterrichtsmaterial betreffen, die Verwendung
von Notation sowie von anderen Spielund Notationsweisen, den Umgang mit
dem Instrument, die Förderung der Motivation sowie Differenzierung und individuelle Förderung berücksichtigen, um jedes Kind optimal fördern zu können. Darüber hinaus geht es um die Fähigkeit, den
Unterrichtsstoff in viele kleine Schritte zu
zerlegen, um fundierte Kenntnisse über
die Förderbedarfe, den Umgang mit Störungen und um richtiges Verhalten in Elterngesprächen.
Viele weitere Antworten fordern zudem
die Möglichkeit zu einem regelmäßigen
Erfahrungsaustausch sowie einer „Ideenschmiede“, sowohl zwischen Lehrenden
als auch zwischen Lehrenden und SchülerInnen. Ideen des Teamteachings spielen
in diesem Zusammenhang natürlich auch
eine Rolle und werden in der Befragung