Standort38

Nr. 66
Feb. 2017
DAS KOMMT
IN 2017
Chancen, Herausforderungen und
Zukunftstrends
GOLDENE
ZEITEN
Mehr Schub für
die IT-Branche
GANZ NAH
DRAN!
Die Region auf zehn
Seiten neu im Fokus
RÜCK- UND
AUSBLICK
Die wichtigsten
Neujahrsempfänge
OLAF BRANDES
Niederlassungsleiter Commerzbank Braunschweig
1967–2017
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Braunschweig | Frankfurter Straße 2 | Telefon (0531) 885 337 1
EDITORIAL
Impressum
Herausgeber
BZV Medienhaus GmbH
Verlag
JHM Verlag GmbH,
Hintern Brüdern 23,
38100 Braunschweig
Telefon (0531) 39 00 0
www.jhm-verlag.de
Geschäftsführung
Claas Schmedtje, Michael
Wüller, Martin Schmelzer,
Jürgen Schwier
Verlagsleitung
Trixi Kersten
Redaktionsleitung
Christian Göttner
(verantwortlich),
Dr. Holger Isermann
Redaktion
Merle Janßen,
Kristina Künnemeyer,
Gesa Lormis, Bastian Lüpke,
Regio Press
Leiter Herstellung
Marco Schneider
Layout
Chris Collet,
Anastasia Schneider
Titelfoto
Holger Isermann
3
Liebe Leserinnen und Leser,
das Global Village war gestern und ist zugleich greifbarer als je zuvor. Ursprünglich wollte Marshall
McLuhan mit dem Begriff das in den 70er Jahren aufkommende Zeitalter der totalen Vernetzung
beschreiben. In der breiten Öffentlichkeit deutete man die durchaus kritische Vision des kanadischen Medientheoretikers aber zur Metapher für ein glückseliges Weltidyll um: Statt der technologisch angestoßenen Auflösung von Raum und Zeit, alle friedlich an einem Feuer.
Diesen Determinismus einer harmonischen Nachkriegsordnung hat die Wirklichkeit in den letzten
Wochen und Monaten einkassiert und den Blick auf eine Gegenwart freigelegt, deren Zukunft vieles offen lässt. „Es gibt keine Passagiere auf dem Raumschiff Erde“, soll McLuhan einmal geschrieben
haben, „jeder gehört zur Besatzung.“
Klar ist – 2017 wird ein politisches Jahr. Immer wieder haben wir diesen Satz auch auf den Neujahrsempfängen in unserer Region gehört, über die wir am Ende dieser Ausgabe ausführlich berichten.
Wir machen uns mit Ihnen auf den Weg und werden von den Chancen und Herausforderungen des
Wandels nicht nur in unserem IT-Spezial im neuen Look berichten. Zehn Jahre nach der ersten Ausgabe haben wir unserem Entscheider-Magazin mehr Seiten und ein neues Layout spendiert: Selbstbewusst und modern, aber mit einem klaren Bekenntnis zu den eigenen Wurzeln – ganz so wie der
Wirtschaftsraum, dem wir mittlerweile crossmedial auf sechs Plattformen ein Gesicht geben.
Inhaltlich schärfen wir unseren regionalen Fokus mit Sonderseiten für alle acht Wirtschaftsstandorte in der Region, starten eine Kolumne zum Unternehmensrecht und komplettieren die Rückblicks- mit Ausblicksseiten. Damit Sie wissen, was war – ist – und kommen wird.
Neuer Look, neues Jahr, neues Glück!
Ihre Standort38-Redaktion
Anzeigen
Michael Heuchert
(verantwortlich)
E-Mail
[email protected]
Druck
Michael Grunenberg GmbH,
Groß Vahlberger Straße 2a,
38170 Schöppenstedt
Vertrieb
Anne Lorenz
Auflage
10.000 Exemplare
Christian Göttner
Dr. Holger Isermann
Gedruckt & Digital
Die crossmediale
Markenfamilie
unseres Entscheider-Magazins
Standort38 ist
seit der Erstausgabe im Jahr
2007 immer weiter gewachsen.
Neben dem PrintMagazin und dem
gleichnamigen
B2B-Portal sind
unsere redaktionellen Inhalte
mittlerweile auf
vier weiteren
Plattformen zu
Hause.
BRAUNSCHWEIG
GIFHORN
PEINE
WOLFSBURG
SALZGITTER
HELMSTEDT
standort38.de
facebook.com/standort38.de
instagram.com/standort38.de
GOSLAR
WOLFENBÜTTEL
4
INHALT
20
INHALT
GELESEN
Neue Ratgeber und Wirtschaftsbücher
6
TITEL
Niederlassungsleiter Olaf Brandes will mit
der Commerzbank in der Region angreifen 8
STARTUP
Gero Rennoch hat mit seinem Startup Teezeit
ein Ladengeschäft in Wolfsburg übernommen
IT-SPEZIAL
Die regionale IT-Branche im Aufwind Influencer und Online-Marketing-Spezialist Felix Beilharz
über Unternehmen im Netz und den Run auf die Reichweite
MARKETING-SPEZIALIST
FELIX BEILHARZ
Die Unternehmerin und Big-Data-Spezialistin Yvonne
Hofstetter über digitale Angriffe auf unsere Demokratie
Bei der Wolfsburger IT-Beratung Weissenberg hat der
junge Syrer Muhannad Fakhouri eine Perspektive gefunden
14
Trendforscher Sven Gábor Jánszky über die Chancen
und Herausforderungen, die das Jahr 2017 bereithält
STANDORT
Goslar
Helmstedt
Peine
Salzgitter
TRENDFORSCHER
SVEN GÁBOR JÁNSZKY
20
22
24
Wolfenbüttel
Wolfsburg
16
26
28
30
35
36
38
39
40
41
Gifhorn
26
16
ZUKUNFT
Braunschweig
ES IST TEEZEIT!
14
DIE REGIONALE ITBRANCHE IM AUFWIND
INHALT
5
8
UNTERNEHMEN
Hallenprofis Gewerbe- und Industriebau GmbH
WISSENSCHAFT
Institut für Wirtschaftsinformatik an der TU Braunschweig
44
Prof. Dr. Susanne Robra-Bissantz,
Leiterin des Instituts für Wirtschaftsinformatik
46
ENGAGEMENT
Einsatz für Bildung und Soziales
Aufruf und Auslobung für den „Rückenwind“-Preis RÜCKBLICK
Neujahrsempfang Volkswagen Financial Services AG
Fotos: Klaudius Dziuk, Teezeit, Joerg Glaescher, Moodmood, Holger Isermann, BMW
42
Neujahrsempfang Stadt Braunschweig
Neujahrsempfang FDP-Bezirksverband Braunschweig,
Neujahrsempfang MIT, Neujahrsempfang SPD
48
49
50
52
Neujahrsempfang Magni&Friends
53
54
56
58
Verleihung Marketing-Löwe,
Neujahrsempfang Fliesen-Dehm
59
Neujahrsempfang IHK Braunschweig
Neujahrsempfang BLSK und Salzgitter Zeitung
AUSBLICK
Veranstaltungstipps für Februar 2017
COMMERZBANKNIEDERLASSUNGSLEITER
OLAF BRANDES
6
61
PERSÖNLICH
Achim Friedrichs, Geschäftsführer der Friedrichs
Garten- und Landschaftsbau, Tiefbau GmbH KOLUMNE
Unternehmensrecht
New Work
62
25
60
MOBILE ZUKUNFTSVISIONEN VON BMW
46
WIRTSCHAFTSINFORMATIKERIN
PROF. DR. SUSANNE ROBRA-BISSANTZ
GELESEN
THE NEXT 100
BMW Group
Hoffmann und Campe
U
nternehmensjubiläumspublikationen geraten oft zu faden, nostalgisch
verklärten Selbstbeweihräucherungsrückblicksverklärungen, die eigentlich
niemand – außer dem Firmeninhaber –
wirklich lesen möchte. Diese gehört nicht
dazu. Warum? Das fast sechshundertseitige, zwei Ziegelsteine schwere Werk auf
hochwertigem matten Papier, richtet den
Blick zwar in die bewegte, hundertjährige
Vergangenheit und Geschichte der BMW
Group und präsentiert natürlich auch Topprodukte, technische Innovationen, Visionen und Studien (zu MINI, BMW Auto und
Motorrad, Rolls-Royce), diskutiert, denkt
und zeigt aber vor allem unsere Zukunft.
„Wo fahren wir hin?“ lautet eine zentrale
Frage, die hier gestellt wird. Antworten
geben unter anderem diverse seriöse Prog-
nosen, Karten, Schaubilder, Daten und Fakten. Zehn Millionen Elektroautos soll es
im Jahr 2020 geben, eine Milliarde Autos
werden 2030 mit dem Internet verbunden
sein. Bioenergie löst 2050 Benzin und Diesel ab. Das werden wir in ein paar Jahren
überprüfen. Aber auch Themen wie Tiere,
Rohstoffe, Klimawandel, Globalisierung, Urbanisierung, Ernährung
und sogar Raumfahrt werden reflektiert
und grafisch äußerst ansprechend aufbereitet. Aktuelle Aspekte wie autonomes
Fahren, CarSharing, Pay-per-Use-Modelle,
Datensammeln und -schutz werden dynamisch abgearbeitet. Dazu gibt es sieben inspirierende „Gespräche über das Morgen“,
in denen ranghohe BMW-Persönlichkeiten auf renommierte Wissenschaftler und
Künstler wie zum Beispiel Olafur Eliasson
treffen. Die Welt von heute und morgen –
dieses besondere (Unternehmens-)Buch
gibt deutlich mehr als einen mobilen Ausblick.C.G.
Fotos: Hoffmann und Campe / Illustrationen: BMW
6
GELESEN
7
Anleitung zum Handeln
Neue Ratgeber und Wirtschaftsbücher
DEUTSCHLAND
DIGITAL
Marc Beise, Ulrich Schäfer
Campus
W
er heute etwas
auf sich hält und
ganz vorne dabei sein
will, reist nicht mehr
nach Sylt oder Dubai,
sondern ins Silicon Valley. Dorthin, wo die
Zukunft geformt, die neue Weltherrschaft
geschmiedet wird. Auch die Wirtschaftsexperten Beise und Schäfer waren dort, um
die digitale Erleuchtung zu finden. Ihr Fazit:
„Deutschland hat im digitalen Wettstreit
die erste Runde verloren, aber es besteht
Hoffnung für die zweite.“ Die Waffen für
den Rückschlag sind zum Beispiel gute alte
Werte wie Präzision und Perfektion, Verlässlichkeit und Genauigkeit. Gepaart mit
der Fähigkeit, selbst die kompliziertesten
Prozesse weiter zu optimieren und komplexe Produkte noch effizienter und besser zu machen. Das versierte Autorenteam
der Süddeutschen Zeitung begab sich für
sein informatives und verständliches Buch
auf eine ausgedehnte Reportage-Reise,
besuchte Big Player und Hidden Champions, bietet Einblicke in den Status Quo der
Digitalisierung und zugleich eine aktuelle
Analyse des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Ihr Zwölf-Punkte-Plan sowie dieser
Abschlusssatz sollen Unternehmern Mut
machen: „Wir haben es in der Hand, das
Beste daraus zu machen. Und das Schönste
ist: Wir können es schaffen!“C.G..
DIE INHABERSTRATEGIE IM
FAMILIENUNTERNEHMEN.
Peter May
Murmann Publishers
J
eder von uns hat
eine Leidenschaft.
Die von Strategieexperte Peter May sind
Familienunternehmen.
Und das seit fast sechs Jahrzehnten. „Sie
sind die wahrscheinlich älteste Organisationsform menschlichen Wirtschaftens.
Schon die Bauern und Handwerker der
Frühzeit arbeiteten mit und für ihre Familien. Und viele Unternehmer in den kapitalistischen Gesellschaften des 21. Jahrhunderts tun dies auch heute noch“, schreibt er
zum Einstieg und führt berühmt-berüchtigte Clans wie die Fugger, Medici, Rothschilds, Rockefellers und Fords sowie aus
Deutschland die Krupps und Porsches
an, die allesamt Wirtschaftsgeschichte
geschrieben haben. Familienunternehmen verändern sich natürlich auch und
nicht alle überleben. Die durchschnittliche
Dauer wird auf drei Generationen veranschlagt. May erklärt, warum diese deshalb
eine vernünftige Inhaberstrategie benötigen, wie diese genau aussieht und empfiehlt zudem eine sorgfältige Analyse als
Ausgangspunkt. Sein 144-seitiges Buch ist
eine umfassende, überzeugende und funktionierende Anleitung für alle Inhaber, die
ihr Familienunternehmen zukünftig richtig
aufstellen wollen.C.G.
ONE TOUCH
Claus-Peter Niem, Karin Helle
Campus
D
ie Herausforderungen an Führungskräfte werden
zunehmend immer
anspruchsvoller und
komplexer. Multikönner und -tasker sind
heute gefragt, mutig,
motivierend und visionär sollen sie sein.
Unter diesem permanenten Druck, Hochleistungsteams zum Ziel zu führen, stehen heute auch Trainer und Manager im
Profifußball. Was möglich ist, wenn man
sich gemeinsam auf einen Weg macht, ist
die Erfolgsgeschichte der deutschen Fußballnationalmannschaft, die 2014 sensationell Weltmeister in Brasilien wurde. Der
Titel „One Touch“ bedeutet im Fußball die
blitzschnelle Weitergabe des Balles mit nur
einer Berührung. Im metaphorischen Sinne
eine Ansage, die zum schnellen, inspirierenden Handeln bewegt. Magische Momente,
Initialzündungen also. Die beiden Autoren und „Coaches für Coaches“ zeigen in
ihrem praktisch-nützlichen Trainings-Ratgeber an vielen Beispielen sowie mit Übungen und Geschichten (Einwürfe kommen
unter anderem von Bundestrainer Jogi
Löw, Jürgen Klinsmann & Co.), wie man mit
Schlüsselfaktoren wie Ethos, Expertenwissen, Kommunikation, Selbstführung, Beziehungen und sensitivem Gespür in Führung
geht – und im Arbeitsalltag letztendlich zu
den Gewinnern gehört.C.G.
„Wir wollen im
Bankenmarkt deutscher
Marktführer werden“
Commerzbank-Niederlassungsleiter Olaf Brandes
zeigt sich kurz nach der
Krise selbstbewusst.
Warum er sein Haus gut
aufgestellt sieht und mit
welchen Strategien er in
der Region neue Kunden
gewinnen will, verrät der
gebürtige Braunschweiger im Titelinterview
der Standort38-FebruarAusgabe.
VON CHRISTIAN GÖTTNER & HOLGER ISERMANN
TITEL
I
n der Finanzkrise stand die Commerzbank noch
mit dem Rücken zur Wand. Die Aktie ging auf
Talfahrt, sogar der Staat musste einspringen
und Hilfe leisten. Mit der Kurserholung und
der neuen Wachstumsstrategie ist auch das
alte Selbstbewusstsein in die Bank mit dem gelben Band zurückgekehrt. Das merken wir sofort, als
wir Olaf Brandes in seinem Büro am Friedrich-Wilhelm-Platz besuchen. Der studierte Bankbetriebswirt war bereits in Hamburg und Hannover für das
Unternehmen tätig. Nerven bewies er früher auch als
Handballprofi im Tor. 97.000 Kunden und 2,2 Milliarden Euro Assets under Control betreut der gebürtige
Braunschweiger und Niederlassungsleiter aktuell in
seinem Verantwortungsbereich. Der reicht von Peine
bis Wernigerode, in Wolfsburg sitzt sein Kollege Stefan Bommer am Ruder. „Wir haben von Januar bis
Oktober 2016 2.500 Kunden netto gewonnen. Andere
Bewerber ziehen sich zurück – wir bleiben“, betont
Brandes, der auch das Wealth Management ausbauen will. Der Bereich wurde früher von Hannover
aus verantwortet und ist jetzt auch in Braunschweig
angesiedelt. Das klingt in der Tat eher nach Aufbruch- als Krisenstimmung. Brandes muss nicht lange
überlegen, woher die positiven Impulse kommen.
Herr Brandes, die Commerzbank
wurde am 26. Februar 1870 in Hamburg
gegründet. Spielt Tradition für Sie noch
eine Rolle?
Tradition ist für uns ganz wichtig, gerade in
der Zusammenarbeit mit unseren Kunden.
Wir sind fair und kompetent. Das Leitbild
des „ehrbaren Kaufmanns“ ist auf allen Ebenen unserer Bank fest verankert.
Seit wann ist Ihr Haus in der Region aktiv?
Die Commerzbank ist seit 1921 in Braunschweig, wir haben eine 95-jährige Tradition. Aber die Wurzeln gehen eigentlich noch
weiter zurück: 1853 haben Braunschweiger
Kaufmannsleute die Braunschweiger Bank
gegründet. Diese ging 1929 in die damalige
Commerz- und Privatbank über, also haben
wir am Bankplatz eine 164-jährige Historie,
sodass uns viel mit der Stadt verbindet.
Foto: Holger Isermann
Woran lässt sich diese Verbundenheit
festmachen?
Viele unserer Mitarbeiter kommen aus der
Stadt, wir haben wenige Pendler. Als ich
die Niederlassung übernahm, war ich überrascht, wie viele Kollegen und Kolleginnen
teilweise schon 20 Jahre am Standort arbeiten und sich in der Region weiterentwickelt
haben. Es gibt hier also eine hohe Kontinuität. Das ist ein wichtiges Gut in der KundenBerater-Beziehung, denn kein Kunde möchte
ständig einen wechselnden Berater haben.
Diese Verlässlichkeit können wir weitgehend gewährleisten.
Bundesweit sind Sie die zweitgrößte Bank.
Welche Stellung hat die Commerzbank
hier in der Region?
In meinem Verantwortungsbereich betreuen
wir aktuell 97.000 Kunden und 2,2 Milliarden
Euro Assets under Control.
Das ist ein Marktanteil von …
… rund 10 Prozent, in
einigen Segmenten
sogar etwas mehr.
Momentan wachsen wir stark. Wir
haben von Januar bis
Oktober 2016 im letzten Jahr 2.500 Kunden netto gewonnen.
Andere Bewerber ziehen sich zurück – wir
bleiben.
Was sind die Gründe
für diesen dynamischen Zuwachs?
Zum einen zeigen wir
Präsenz; Filialschließung ist für uns keine
Strategie. Zum anderen überzeugt unsere
Beratungsqualität.
Wir sind zum vierten
Mal in Folge als beste
Bank in Deutschland vom City-Contest ausgezeichnet
worden. Und wir bieten weiterhin unser kostenloses Girokonto
an. Das ist ein Türöffner, der viele Kunden
anzieht.
Sie wollen also auch in Zukunft auf
persönliche Beratung setzen?
Wir sind digital und persönlich. Natürlich
werden wir unsere digitalen Angebote weiter ausbauen. Aber bei Themen wie Baufinanzierung, Geldanlage und Altersvorsorge
sucht der Kunde die persönliche Beratung.
Durch unsere Präsenz vor Ort gehen wir
einen ganz anderen Weg als viele Wettbewerber. Wir planen in meinem Verantwortungsbereich, keine Filialen zu schließen.
Passt dieses Vorhaben zur Gesamtstrategie des Hauses?
Das passt, denn Filialen sind das Rückgrat
für unser Wachstum. Wir haben aktuell
rund 1.000 Filialen und kürzlich sogar welche neu eröffnet. In der Gesamtheit hat die
Bank bundesweit 450.000 Filialbesucher täglich. Hier gewinnen wir den Großteil unserer
neuen Kunden. Deshalb sind Schließungen
keine Strategie für uns.
Wettbewerber argumentieren, dass
ein breites Filialnetz zukünftig nicht
mehr finanzierbar ist. Würden Sie ihnen
widersprechen?
Ja! Die Mehrzahl der Kunden will eine Filiale
und das nehmen wir ernst. Wir verändern
unsere Filialen deshalb so, dass sie zu den
Kundenbedürfnissen des digitalen Zeitalters passen. So wollen wir bis zum Jahr 2020
zwei Millionen Neukunden netto gewinnen.
Unsere strategischen Ziele für 2016 haben
wir im Privatkundengeschäft erreicht. Seit
2012 haben wir eine Million neue Kunden
gewonnen und die Kundenzufriedenheit
deutlich gesteigert.
9
Welche Rolle spielt der Standort Braunschweig für die bundesweite Entwicklung
der Commerzbank?
Braunschweig ist ein mittelgroßer Standort.
Das Marktgebiet ist sehr interessant; wir
haben Zuzug, stabile Immobilienpreise, eine
geringe Arbeitslosenquote – also gute volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen, um
weiter erfolgreich zu wachsen.
Inwieweit sind Sie von der nationalen
Entwicklung abhängig?
Wir merken im Kundengespräch natürlich,
wie unser Haus gerade auch in der Presse
thematisiert wird. Auf der anderen Seiten können wir in unseren Niederlassungen vieles selbstständig steuern. Wir haben
jetzt mehr Verantwortung dezentral organisiert, sodass wir uns flexibel an die jeweiligen Marktbedingungen anpassen können.
Wie ist die Verantwortung in der Region
aufgeteilt?
Wenn Sie mit Region Ihr Erscheinungsgebiet
meinen: Von Braunschweig aus steuern wir
10 Filialen (von Peine bis Wernigerode), ein
Gewerbekundenzentrum, ein Immobilienzentrum und ein Wealth-Management-Team.
Das Gebiet nördlich von Braunschweig bis in
den Nordwesten von Hannover gehört zur
Niederlassung Wolfsburg.
In Ihrem Marktgebiet sind mit der Volksbank BraWo und der Braunschweigischen
Landessparkasse zwei regionale Mitbewerber aktiv. Wie schwer ist es für Sie,
sich gegen diese Institute durchzusetzen?
Gerade in den Bereichen Wertpapieranlage und komplexes Kreditgeschäft liegen
unsere Stärken. Dazu haben wir einen erstklassigen Beratungsprozess und sowohl eine
offene Fond-Architektur als auch ein Vergleichsportal für Finanzierungskonditionen. Das grenzt uns gegenüber anderen Banken ab. In beiden Fällen bieten wir nicht nur
unsere, sondern auch Produkte von anderen
Fonds-Anbietern oder Immobilienfinanzierern an. An der Stelle können wir den Kunden mehr Vielfalt bieten.
Wissen diese das auch? Haben Sie in der
Vergangenheit zu wenig für die Außenwirkung getan?
Meiner Ansicht nach sind wir sehr präsent
und profitieren davon.
Wie würden Sie das Image der Commerzbank in ein paar Worten beschreiben?
Eine faire, kompetente Bank. Mit kostenlosem Girokonto und anbieter-unabhängiger Beratung bei Geldanlage und Baufinanzierung punkten wir gegenüber den
Wettbewerbern.
Das dürften andere Banken auch von sich
behaupten. Was machen Sie anders als die
Konkurrenz?
Wir handeln! Fragen Sie doch mal bei unseren Wettbewerbern, ob die Sie zu Fonds von
Drittanbietern beraten oder die Baufinanzierungsangebote von 250 Anbietern für Sie
vergleichen. Das glaube ich nicht!
10 TITEL
Wer ist Ihre Zielgruppe?
Wir haben passende Angebote für alle Kunden. Wir haben ein erstklassiges Geschäftskunden-Center mit einem Team von
18 Beratern. Damit haben wir am Platz
Braunschweig gerade für diese Zielgruppe
eines der größten Teams. Außerdem haben
wir hervorragende Kompetenzen in der
Betreuung vermögender Kunden.
Um diese stark umworbene Zielgruppe
bemüht sich auch die Braunschweiger
Privatbank …
Natürlich, hier tummeln sich viele Wettbewerber. Aber ich bin relativ entspannt, wenn
wir mit der regionalen Konkurrenz in den
Pitch gehen.
Nur entspannt oder auch erfolgreich?
Beides. Wir wachsen hier in der Region bei
Kunden und Assets. Wir konnten von Januar
bis Oktober 2016 2.500 (echte) Neukunden
gewinnen.
Wo fängt Vermögen an, ab wann ist man
reich?
Für mich ist das eine Frage der Komplexität.
Es gibt Kunden, die haben ihr gesamtes Vermögen von mehr als einer Millionen Euro in
nur einer Assetklasse, zum Beispiel Bundesanleihen. Die sind häufig in einer Lebensphase, in der sie daran nichts mehr verändern möchten. Auf der anderen Seite haben
wir junge Leute, die ihr Vermögen aufbauen
und hohe Anforderungen an eine komplexe
Beratung haben. Oft sind dabei geschäftliche
und private Vermögen verzahnt. Da müssen
wir ganz anders beraten.
Das heißt, es gibt keine Mindestsumme,
die Kunden mitbringen müssen?
Ein klassischer Segmentierungsansatz ist
nicht sinnvoll, man muss von den Bedürfnissen des Kunden ausgehen. Es ist ja auch oft
üblich, dass Kunden auch noch bei anderen
Banken Gelder liegen haben. Diese Erfahrung habe ich auch in der Vergangenheit
gemacht, als ich das Wealth Management in
Nordwestdeutschland geleitet habe.
Wie offen sind Ihre Kunden?
Kunden testen ihren Berater im Erstgespräch. Wir versuchen dann, sie zu über-
zeugen, dass es sinnvoll ist, nicht nur auf
Teile des Vermögens zu achten, sondern das
Gesamtvermögen zu betrachten. Wir bieten
eine Gesamtvermögensanalyse an, in der
wir auch Depots mehrerer Banken erfassen
können. Ein großer Fehler in der Finanzkrise war, dass zu wenige Risikoanalysen des
Gesamtvermögens gemacht wurden.
Ihre Bank war von der Finanzkrise stark
betroffen, musste sogar teilverstaatlicht
werden. Wie geht es der Commerzbank
heute?
Die Commerzbank ist so solide aufgestellt
wie noch nie. Wir haben die Kapitalbasis
gestärkt, Risiken abgebaut und eine tolle
Mannschaft zusammengestellt.
Ihre Kernkapitalquote lag beim letzten
Stresstest der Bankenbehörde EBA bei 7,4
– die Verschuldungsquote bei 3,04 Prozent.
Solide war kein Wort, das man in der
anschließenden medialen Kommentierung
der Ergebnisse lesen konnte …
Auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole: Als
Commerzbank waren wir noch nie so stabil
wie heute. Seit 2008 haben wir das harte
Eigenkapital um rund 70 Prozent erhöht.
Wie schafft man es, kurz nach der Krise
wieder so selbstbewusst aufzutreten?
Selbstbewusst machen uns die Kunden, die
uns eine hohe Zufriedenheit widerspiegeln.
Zudem verändert sich die Bankenlandschaft.
Durch Filialschließungen bei Mitbewerbern
werden in den nächsten Jahren bis zu 30 Millionen Bundesbürger ihre Filialen verlieren.
Wir haben für diese Menschen Angebote
und bleiben vor Ort präsent. Unsere Strategie „Commerzbank 4.0“ vertreten wir aus
einer Position der Stärke heraus. Wir greifen
jetzt an. Mit Angeboten wie dem kostenlosen Girokonto sind wir hervorragend positioniert und haben eine so hohe Weiterempfehlungsbereitschaft im Bereich Wertpapier
und Baufinanzierung wie noch nie.
Während der Finanzkrise hat der Ruf der
Finanzbranche stark gelitten. Wie sehr hat
Sie dies getroffen?
Was nach dem Jahr 2007 über unsere Branche geschrieben wurde, war nicht erfreulich. Aber wenn man erklärt, was man
eigenverantwortlich als Bank leisten kann,
kommt man schnell in eine gute Diskussion.
Die Commerzbank hat in der Vergangenheit Fehler gemacht, aber davon haben wir
uns klar distanziert und bieten bestimmte
Geschäfte nicht mehr an.
Können Sie die Wut der Menschen
nachvollziehen?
Wut ist eine menschliche Reaktion. Wir
haben mit vielen Menschen darüber geredet,
was schief lief, und transparent gemacht,
was wir geändert haben. So kann schnell ein
guter Dialog entstehen.
TITEL 11
Wie wichtig sind Emotionen im
Beratungsgeschäft?
Wichtig, denn sonst könnte alles digital
laufen. Das Thema Kunden-Berater-Beziehung wird immer wichtiger. Vertrauen ist
entscheidend.
Welche Rolle spielt das Geschlecht heute
bei der Geldanlage?
Überraschenderweise sind oft die Frauen für
die Vermögensverwaltung und Immobilienfinanzierung einer Familie zuständig. Beim
Thema Vorsorge kommen aber oft beide
Partner.
Das Thema Niedrigzinsen ist für die
Banken einerseits eine Herausforderung,
andererseits hat es einen Bauboom
ausgelöst. Inwieweit profitieren Sie davon?
Wir merken, dass diese Phase es vielen Kunden ermöglicht, Immobilien zu kaufen.
Unser Ansatz ist dabei, den Kunden gut zu
beraten, sodass er sich die Immobilien auch
leisten kann, wenn die Zinsen wieder steigen
sollten. Ich gehe davon aus, dass wir bis zum
Jahr 2020 noch niedrige Zinsen haben, aber
unser Kunde muss sich die Immobilie auch
noch in zehn Jahren leisten können, wenn
die Zinsbindung ausläuft.
FOTOS: HOLGER ISERMANN, COMMERZBANK
Olaf Brandes beim Gespräch in seinem Büro am Friedrich-Wilhelm-Platz 1: „Das Thema
Kunden-Berater-Beziehung wird immer wichtiger. Vertrauen ist entscheidend.“
Was haben Sie als Führungskraft aus der
Krise mitgenommen?
Wir haben die Vertriebssteuerung umgestellt. Kunden und Mitarbeiterzufriedenheit
werden bei den KPI’s berücksichtigt.
nachgefragt. Zudem veröffentlichen wir als
Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht
– wir arbeiten energieneutral und beziehen
Ökostrom. Die Kunden sind viel informierter als früher, darauf müssen wir reagieren.
Welche Rolle spielt Ethik bei der
Geldanlage?
Eine immer wichtigere. Immer mehr Mandanten schauen nicht nur auf die Rendite, sondern auch darauf, wie sie zustande
kommt. Wir haben dafür eine Nachhaltigkeitsvermögensverwaltung entwickelt.
Gerade bei Stiftungen wird das immer mehr
Wie lautet Ihr Urteil über Informationen
zum Thema Finanzen aus dem Netz?
Es gibt jede Menge Informationen im Internet. Vieles ist für den Privatanleger nicht
relevant. Unsere Aufgabe als Finanzcoach
ist es, die Infos gemeinsam mit dem Kunden
zu sortieren und maßgeschneiderte Angebote zu finden.
Wie groß ist der Immobilienbereich bei
Ihnen mittlerweile?
Wir haben bis Oktober 2016 rund 120 Millionen neue Immobilien-Kredite ausgelegt
und wachsen hier stark. Dafür haben wir am
Standort Braunschweig ein eigenes Immobilien-Center gegründet, dessen Team sich nur
darum kümmert. Der Immobilienbereich ist
einer der am stärksten wachsenden Märkte.
Im gleichen Zeitraum haben wir auch im
Konsumenten-Kreditbereich 35 % Prozent
mehr Geschäft gemacht als im Vorjahr.
Wie werden sich die Zinsen in Zukunft
entwickeln?
In der Währungsgemeinschaft werden wir
vermutlich weiterhin niedrige Zinsen haben.
Wenn man sich die Staatsverschuldung der
europäischen Länder anschaut, scheint
das der einzige Weg, sich zu entschulden.
Wir müssen dieses Thema natürlich auch
mit unseren Kunden diskutieren, denn de
facto ist der „sichere Zins“ abgeschafft. Die
Die Braunschweiger Hauptfilale im Wandel der Zeit:
Von 1928 über die 40er, 60er und 80er Jahre bis heute.
12 TITEL
Bundesanleihe ist bis zum 7-Jahres-Bereich
immer noch negativ.
Was raten Sie den Kunden?
Das traditionelle Sparen gibt es nicht mehr.
Zu einer langfristigen Anlage gehört jetzt die
Aktie dazu. Wir gehen aktuell für 2017 von
einer Rendite-Entwicklung zwischen fünf
und siebenProzent aus. Wer langfristig orientiert ist, kommt an der Aktie nicht vorbei.
Und auch die Versicherer stellen sich neu
auf, indem sie Angebote zur Rendite-Generierung entwickeln. Das Thema Immobilie
als Direktinvestment oder offener Immobilienfonds ist sehr interessant für unsere Kunden. Wenn ich zum Beispiel in einem Wertpapiersparplan anlege, habe ich immer einen
guten durchschnittlichen Erwerbskurs –
das ist der Königsweg der Geldanlage. Seit
wenigen Tagen bieten wir zudem ein neues
Depotmodell für Investmentfonds an, bei
dem mit einem Pauschalentgelt die Ausgabeaufschläge entfallen.
Wie viel Geld sollte man überhaupt noch
auf seinem Girokonto liegen haben?
Ein bis zwei Monatsgehälter, falls die Waschmaschine kaputt geht oder eine andere
Investition ansteht. Über die weiteren Anlagemöglichkeiten sollten Sie mit Ihrem Bankberater sprechen.
Aktien verbinden viele Deutsche mit einem
hohen Risiko. Wie groß ist es wirklich
und welche Strategien gibt es und wie
überzeugen Sie die Menschen?
Man muss die langfristige Entwicklung und
Ausschüttung aufzeigen. Wir haben Dividenden-Renditen zwischen drei und fünf Prozent. Es kommt zudem entscheidend darauf
an, dass man seine Anlagen gut strukturiert.
Ein Beispiel ist die Telekomaktie: Alle sind auf
die „Volksaktie“ gegangen, hatten aber nur diesen einen Wert im Depot. Diese Strategie ist
sehr riskant. Wenn ich mir ein Aktien-Port-
Der ehemalige Handball-Bundesligaprofi sieht Parallelen zwischen
Sport und Beruf: Teamarbeit, aber auch Rückschläge haben ihn geprägt.
folio selbst zusammenstelle, muss ich ausreichend Know-how haben und brauche
mindestens fünfzehn bis zwanzig Werte.
Und die Alternative wäre ein Fonds?
Ja, damit lässt sich eine Anlage so struktu-
rieren, dass nur noch das Marktrisiko bleibt.
Langfristig wird man mit einem diversifizierten Wertpapier-Portfolio immer besser
fahren als mit einer Sparanlage. Die Aktie
ist nur dann nicht die richtige Wahl, wenn
ich weiß, dass ich zeitnah das Geld benötige.
Wie verändert die Digitalisierung Ihre
tägliche Arbeit?
Immer mehr Kunden wollen mit smarter
Technologie ihr Geld verwalten. Dementsprechend weniger Kunden kommen für
Transaktion und Kontostandabfrage in die
Filialen. Um aber profitabel Geld anzulegen,
nimmt der persönliche Beratungsbedarf
zu. In Zukunft wird sich einiges verändern:
Wir werden unter anderem einen digitalen
Ratenkredit einführen, der über alle Kanäle
verfügbar ist; zum Beispiel über einen
Videochat mit einem Berater, der 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche für den
Kunden verfügbar ist. Der Kunde entscheidet über den Zugangsweg zu seiner Bank.
Viel Zeit für entspannte Lektüre bleibt Brandes nicht.
Am Wochenende geht er gerne Joggen oder Golfspielen.
Warum sind Sie Banker geworden?
Ich bin 1966 in Braunschweig geboren, habe
dort das Martino-Katharineum besucht
und beim MTV Handball gespielt. Nach der
Schule war ich als Torwart in der ersten und
Fotos: Holger Isermann, Archiv
Wie sieht Ihr persönliches Portfolio aus?
Ich habe Immobilien, Aktien und Wertpapiere für die Altersvorsorge.
TITEL 13
sind immer größer geworden und 2007 hatte
ich in Hamburg meine erste Aufgabe in der
Geschäftsleitung.
War der Profisport keine Option?
Zu der damaligen Zeit gab es sehr wenig Profis im Handball und man konnte sich davon
in der Regel keine Existenz aufbauen.
Seit wann sind Sie in Braunschweig?
Ich bin seit dem 1. April 2015 in der Stadt,
eigentlich aber gebürtiger Braunschweiger.
Daher habe ich mich sehr gefreut, als der
Vorstand mir vorgeschlagen hat, die Braunschweiger Niederlassung zu übernehmen.
Wenn Sie heute noch einmal jung wären …
… wäre der Sport sicher eine Option. Von der
Leistung her wäre es drin gewesen (lacht).
Ich habe noch bis 35 in der dritten Liga
gespielt, aber der Handball ist immer weniger geworden, während der Job immer mehr
Raum eingenommen hat.
Was konnten Sie aus dem Sport für den
Job mitnehmen?
Es gibt viele Parallelen. Die berufliche Entwicklung profitiert meiner Meinung nach vom
Leistungssport. Zum Beispiel bei der Teamarbeit. Aber auch in Bezug auf Rückschläge
können sportliche Erfahrungen helfen.
Wie aktiv sind Sie heute?
Ich gehe laufen und im Sommer bin ich am
Wochenende gerne auf dem Golfplatz – Golf
ist mein Yoga. Wenn ich alleine auf dem
Platz bin und mich auf den Ball konzentrieren muss, kann ich hervorragend abschalten.
zweiten Bundesliga aktiv. Dann kam das
Angebot, eine Ausbildung bei der Volksbank
in Hameln zu beginnen. Die Chance habe
ich ergriffen, später berufsbegleitend an
der Frankfurt School studiert und bin 1989
zur Commerzbank gewechselt. Die Filialen
Die Frage nach dem Handicap müssen wir
stellen …
Aktuell 16,2 – aber ich habe das klare Ziel,
mich weiter zu verbessern.
Wie sehr ist Golf auch Networking?
KRISENJAHRE
Von den Chancen der Krise erzählen Manager gerne – von den Risiken
selten. Ein „Meilenstein in der deutschen Bankenkonsolidierung“ sollte
die Übernahme der Dresdner durch
die Commerzbank werden. Als die
Pleite der US-Bank Lehman Brothers
am 15. September 2008 die Finanzmärkte ins Chaos stürzte, musste
der Staat mit insgesamt 18,2 Milliarden Euro aushelfen und sicherte
sich dafür 25 Prozent plus eine Aktie
an der Commerzbank. Das Papier
notierte 2007 noch oberhalb von 30
und fiel im Laufe des Jahres 2011 auf
den Tiefstand von 1,15 Euro. Seitdem
hat sich „die Beraterbank“ ein gutes
Stück vom Staat emanzipiert. Der
hält gegenwärtig noch 15,6 Prozent,
die Aktie steht bei 7,65 Euro. Außerdem hat man die Eigenkapitalbasis deutlich gestärkt – ein Zwischenstand, wenn es nach Vorstandschef
Martin Zielke geht. Knapp 10.000
Stellen will dieser bis 2020 abbauen,
aber gleichzeitig Berater einstellen
und Standorte eröffnen.
Natürlich lernt man auf und neben dem
Platz viele interessante Menschen kennen.
Sie leben im Großraum Hannover und sind
Hannover-96-Fan …
Ja, das ist nicht immer ganz einfach in
Braunschweig (lacht). Aber dadurch, dass
Braunschweig meine Geburtsstadt ist, drücke ich auch der Eintracht immer die Daumen. Ich war 1967 mit meinem Vater bei
der Meisterfeier auf dem Rathausplatz
und fände es klasse, wenn sie jetzt wieder
aufsteigen.
Wenn man in Städten wie Hamburg und
Hannover gearbeitet hat, ist Braunschweig dann ein wenig provinziell?
Nein. Braunschweig ist durch den starken und vermögenden Mittelstand ein
sehr spannender Standort mit großem
Wachstumspotenzial.
Was planen Sie für die Zukunft?
Unser Neukundenziel ist doppelt so hoch
wie im vergangenen Jahr. Dazu starten
wir Kooperationen mit Partnern wie Rewe,
Tchibo und Amazon. Für unsere Kreditkartenkunden bieten wir zum Beispiel Amazon Prime für ein Jahr kostenlos an. Darüber hinaus bleibt unser Girokonto kostenlos.
Ansonsten sind wir mit Hochdruck dabei,
die Digitalisierung unserer Bank voranzutreiben. Kurz: Wir wollen im Bankenmarkt
deutscher Marktführer werden.
1967 wurde Eintracht Braunschweig Deutscher Fußballmeister – Brandes war als kleines Kind
auf dem Altstadtmarkt in Braunschweig bei der Meisterfeier mit seinem Vater live dabei.
Sehen Sie hier die Gunst der Stunde, weil
Mitbewerber aktuell straucheln?
Wir setzen auf unsere eigene Stärke. Anders
können sie nicht dauerhaft erfolgreich sein!
14 STARTUP
Der Teilzeitgründer
Gero Rennoch arbeitet bei einem regionalen Finanzdienstleister und hat mit
seinem Startup Teezeit jetzt ein Ladengeschäft in Wolfsburg übernommen
V
VON HOLGER ISERMANN
iele erfolgreiche Unternehmen hat
der Zufall geboren. Das wird man
in einigen Jahren vielleicht auch
über das Startup von Gero Rennoch sagen. Eigentlich ist der bei einem
großen Finanzdienstleister in der Region
beschäftigt. Und eigentlich wird an der Wolfenbütteler Straße seit 1876 gebraut und
nicht gebrüht. Trotzdem sitzt Rennoch an
einem verregneten Mittwochnachmittag
am Küchentisch seiner Eigentumswohnung
schräg gegenüber der Wolters Brauerei und
erzählt, wie er vor drei Jahren zum Tee kam.
„Früher habe ich mir maximal eine
Packung Pfefferminztee aus dem Supermarkt geholt, wenn ich erkältet war. Doch
meine damalige Freundin und heutige Frau
ist begeisterte Teetrinkerin.“ Und eines Tages
schlug sie vor, an einem Samstag nach Wolfsburg zu fahren, um den eigenen Vorrat aufzufüllen. Den Einwand, dass Braunschweig
selbst drei Teeläden besäße, ließ sie nicht gel-
ten („Dieser Tee ist besonders.“) und so stand
das frische Paar am folgenden Samstag in
der City-Galerie. „Der Laden war brechend
voll. Da war mir sofort klar, die haben offensichtlich ein sehr geiles Produkt“, betont der
Vertriebsspezialist. Nach einer Ausbildung
im Baustoffhandel hat der Mann mit
dem VerkäuferGen KfZ-Policen verkauft
und schließlich Autohäuser beraten.
„Das ist, was
ich kann.“
Doch als die
Geburt seines
Sohnes näher
kam, wollte
er runter von
der Straße und
wechselte in den
Innendienst – gere-
gelte Arbeitszeiten und Luft für neue Ideen.
So eine kam dem 37-Jährigen beim Teekauf
in Wolfsburg. Dass der Laden keinen OnlineShop besaß, hat er noch vor Ort festgestellt.
„Die Branche ist digital sehr unterentwickelt“, weiß er heute. „Teeläden werden häufig von Liebhabern geführt und nicht von
Menschen, für die das Business im Mittelpunkt steht. Bei mir war es andersherum.“
Der Hersteller – Florapharm – war schnell
recherchiert und kontaktiert. Kurz darauf
hat Rennoch für 500 Euro die Domain Teezeit.de gekauft („ein Schnäppchen“) und
ein Jahr später mit zwei Mitstreitern das
gleichnamige Startup gegründet. „Ich
dachte mir, es sei eine sinnvollere Freizeitbeschäftigung als Computer zu Spielen.“ Er lacht. „Teezeit war in erste Linie
Ob es am Namen liegt?
Der Stressblocker ist bei Teezeit
absoluter Bestseller unter den
Kräutertees.
STARTUP 15
TEE-TIPPS
Loser Tee oder Beutel?
Es gibt auch guten Tee im Beutel. Das ist häufig eine Bequemlichkeitsfrage. Wir haben neulich eine Umfrage unter Kunden
gemacht – das Ergebnis deckte
sich mit unserem Konsumverhalten: Morgens Beutel, zum
Genießen dann den losen Tee.
Wenn Beutel, dann Pyramide?
Ja, in der Regel steckt die Qualität
in der Pyramide, denn viele Stücke, etwa beim Früchtetee, sind
zu groß für den Standardbeutel.
Im Supermarkt findet man vor
allem Teestaub mit Aroma.
Fotos: Holger Isermann, Teezeit
Aus Tête à Tee wird Teezeit. Zum 1. Januar haben Gero Rennoch und sein
Team das Wolfsburger Traditionsgeschäft in der City-Galerie übernommen.
meine kleine Real-Life-Wirtschaftssimulation.“ Real im ernsten Sinne des Wortes.
Fortan verbringt Rennoch die Abende mit
Produkt-Recherche, kümmert sich um die
Finanzen und setzt Facebookposts ab. Mehr
als 21.000 Fans hat Teezeit.de
mittlerweile auf der Plattform und rund 200
Sorten im Angebot.
Die erste Teelieferung lagerte
noch
im
Gästezimmer.
Heute ist
das Startu p be i
67.000 Euro
Jahresumsatz und
auch in der analogen Welt
angekommen. Zum 1. Januar hat das
Gesellschafter-Duo das Wolfsburger Traditionsgeschäft „Tete-a-Tee“ übernommen und
den Kreis geschlossen. Denn vor fünf Jahren kam Rennoch in eben jenem Laden in
der City-Galerie die Idee zu Teezeit. Als die
früheren Betreiber nach 19 Jahren altersbedingt aufhören wollten, hat Hersteller Florafarm den Braunschweiger kontaktiert. Der
sieht zwar riesige Wachstumschancen, aber
auch „ein echtes Brett“.
Nicht nur die GmbH-Gründung, sondern auch neun zusätzliche Mitarbeiter,
der erste Bankkredit und ein Mietvertrag
über zehn Jahre haben aus der Freizeitbeschäftigung ein erwachsenes Unternehmen
gemacht. Trotzdem will Rennoch Teezeit
weiter neben seinem Hauptjob betreiben
und hat eine Geschäftsführerin für die Nie-
derlassung in Wolfsburg eingestellt. Er will
auch zukünftig Ideengeber sein, die Synergien aus dem Online- und Einzelhandelsgeschäft weiterentwickeln und den Kunden
ein Einkaufserlebnis bieten. Zum Beispiel
in Form von Teatastings oder eines Click &
Collect-Angebots.
„Dabei profitiere ich auch
von meinem Hauptjob und dort kann
ich Erfahrungen
aus Teezeit einbringen.“ Das klingt aufgeräumt, die Wohnung ist es auch. Die
Dreifachbelastung aus
Job, Familie und Startup merkt man weder
dem Teilzeitgründer noch
seiner Umgebung an. Vielleicht, weil er sich
wirklich bewusst
Besonders bei Kindern
beliebt: Der Erdbeerdafür entschiePopcorn-Tee.
den hat. „Mein
Leben war zu
weit fortgeschritten, um nur auf ein Pferd
zu setzen“, betont er, schenkt eine weitere Tasse Milky Oolong ein und lässt den
Blick über den Bürgerpark schweifen.
Wenn sich das erste Ladengeschäft etabliert hat, könnte er sich vorstellen, ein zweites in Braunschweig zu eröffnen.
„Es gibt in Deutschland eine Handvoll
große Hersteller, die das Optimum an Qualität liefern. Deren Produkte gibt es hier nicht
zu kaufen.“ Vielleicht ergibt sich ja eine ähnliche Chance wie in Wolfsburg. Bis dahin
könnte Rennoch einfach mal abwarten und
Tee trinken …
Wie wichtig sind die richtige
Wassertemperatur und
Ziehzeit?
Die meisten Tees kann man mit
100 Grad aufgießen, bei grünem und weißen Tee benötigt
man rund 80 Grad, wenn man
die Kanne nach dem Kochen
ca. 10 Minuten stehen lässt,
dann sollte es passen. Wichtiger ist die Ziehzeit. Grüntee
wird schon bitter, wenn er eine
halbe Minute zu lange im Wasser hängt.
Was sind eure Bestseller?
Unser „Erdbeer-Popcorn-Tee“
und der „Knusperhäuschen-Tee“
gehören mit Abstand zu unseren meistverkauften Früchtetees. Im Grünteebereich ist es
der „8 Schätze des Shaolin“, beim
Weißtee der „Tempel der Götter“
mit Litchie-Pfirsich-Geschmack.
Bei den Kräutern läuft der
Stressblocker am besten.
Was muss guter Tee kosten?
Es kommt natürlich auf die
Sorte an. Ein guter Früchtetee
sollte schon um die 4 Euro pro
100 Gramm kosten. Alles, was
deutlich darunter liegt, kann
keine Qualität sein.
Wie gut schneidet Tee als
Muntermacher im Vergleich
zum Kaffee ab?
Letztendlich ist auch im Tee
Koffein enthalten. Es entfaltet
seine Wirkung langsamer, aber
dafür
langanhaltender als beim Kaffee. Hier sprechen wir aber
nur von grünem, weißem und
schwarzem Tee. Ein Früchtetee beispielsweise enthält ja
gar keine Teepflanze, sondern
getrocknete Äpfel, Orangen oder
Hibiskus.
16 IT-SPEZIAL
Goldene Ze
Warum sich die regionale IT-Branche weiter im Aufwind befindet …
A
VON HOLGER ISERMANN
ls sich in den 80er
Jahren Weltunternehmen wie Commodore, LSI, TEC
und Toshiba in der
Region ansiedelten, ging bald das Wort vom „Oker
Valley“ um. Um die Jahrtausendwende kam dann der Chiphersteller Intel und unterhielt zwischenzeitlich sein größtes europäisches
Entwicklungslabor in Braunschweig. Während die IT-Größen
die Region nach und nach verlassen haben, entwickelte sich der
Mittelstand gefördert vom Aufstieg des Volkswagenkonzerns
prächtig. Mehr als 10.000 Menschen zwischen Harz und Heide
sind laut Arbeitsagentur heute in
der IT-Branche beschäftigt. Das
Institut der deutschen Wirtschaft
Köln (IW) bescheinigt Braunschweig sogar die höchste Informatiker-Dichte im Norden und
sieht Wolfsburg auf Rang 2. Und
das, obwohl der Aufbruch ins digitale Mobilitätszeitalter unter Führung von Matthias Müller gerade
erst begonnen hat. Die Vision,
den eigenen Hardware-Horizont
um digitale Dienstleistungen
zu erweitern und das lukrative
Geschäft mit intelligenten Apps
und Assistenten nicht der US-amerikanischen Konkurrenz zu überlassen, dürfte nicht nur den Autobauer selbst, sondern die ganze
Mobilitätsregion elektrifizieren.
1000 zusätzliche IT-Experten will
der Konzern in den nächsten drei
Jahren verpflichten, um die eigene
Kompetenz in den Themengebieten KI, Big Data und Virtual Reality zu erhöhen. Und auch der aus
17 regionalen Unternehmen bestehende Verbund „i3systems“ sucht
gerade mit einer frechen Kampagne auf Plakaten und in den sozialen Medien 300 neue Mitarbeiter.
Grund genug, die Branche genauer
zu beleuchten – mit einem 8-seitigen IT-Spezial.
IT-SPEZIAL 17
eiten
„Da ist viel Druck
auf der Pipeline“
Andreas Vogel ist
geschäftsführender
Gesellschafter der
BREDEX GmbH und Vorstand für Technologien
der i3systems Fördergemeinschaft. Als ausgebildeter Physiker ist
er 1999 als Quereinsteiger zur BREDEX gekommen. Der 48-Jährige hat
als Entwickler, Architekt, Projektleiter und
Berater im IT Projektgeschäft gearbeitet.
Die 300Jobs-Kampagne
erscheint für den regionalen
Mittelstand auffallend frisch
und frech. Wer hatte die Idee
und wie schwer war es, die
beteiligten Unternehmen von
der Ausrichtung auf die junge
Zielgruppe zu überzeugen?
Die Kampagne wurde von der
Marketingabteilung der BREDEX entwickelt. Die Partner
der i³systems waren von dem
frischen Ansatz gleich überzeugt. Das liegt vielleicht auch
an der offenen Haltung und den
Persönlichkeiten, die sich unter
dem Dach der i³systems zusammengefunden haben. Viele von
uns sind als Ein-PersonenFirma gestartet und beschäftigen jetzt einhundert Mitarbeiter oder mehr. Das schaffen Sie
nur, wenn Sie mutig und offen
für neue Ansätze bleiben.
Hier ist alles Gold, was glänzt: Dies ist eines von drei
frischen Kampagnenmotiven des regionalen
Firmenverbundes i³systems. Die stylischen
Spots gibt es auf www.300jobs.de.
Fotos: Moodmood, privat
Wie bewerten Sie den bisherigen Erfolg der Kampagne?
Von dem Marketingerfolg der
Kampagne sind wir mehr als
überrascht. Rund zehn IT-Firmen haben die Kampagne sogar
zum Anlass genommen und
sich um eine Mitgliedschaft in
der i³systems beworben. (lacht)
Ich weiß gar nicht, ob wir jetzt
so schnell so viele neue Mitglieder aufnehmen wollen. Auch
unsere Kunden haben uns
angesprochen. Also, da ist viel
Druck auf der Pipeline.
Wie schwer wird es die ITBranche haben, den eigenen
Fachkräftebedarf in den
nächsten Jahren zu decken?
Wir bilden aus, wir stellen Praktikumsplätze, wir sind offen
für Quereinsteiger und Studi-
enabbrecher und wir kooperieren mit Fachhochschulen und
Universitäten. Wir wachsen
überdurchschnittlich schnell.
In unserer Region haben wir
super spannende Kunden,
attraktive Städte, viele junge,
gut ausgebildete Menschen,
die Vorzüge von Universitätsstädten, die Nähe zu den Großstädten Berlin, Hamburg und
Leipzig. Aber ganz wichtig: In
unseren Unternehmen ist der
Unternehmer selbst aktiv tätig.
Gute Leute werden sehr gut
behandelt und auch gebunden.
Können die regionalen KMUs
im Ringen um IT-Fachkräfte
mit den Großen mithalten und
wenn ja, welche Argumente
haben sie auf ihrer Seite?
Da sind wir ohne Sorge. Für den
Mittelstand spricht, dass ich
mich freier entfalten kann als
im Großkonzern. Ich habe auch
teilweise bessere Aufstiegschancen. Bei der i³systems kann
ich mir ein Unternehmen aussuchen, das mir von der Unternehmenskultur her und vom
Standort her am besten gefällt.
Auch individuelle Vereinbarungen sind leichter im Mittelstand
zu erreichen als im großen Konzern. Außerdem: flache Hierarchien, direkter Kontakt mit
dem Unternehmer, ich habe
gute Chancen, eigene Ideen
durchzusetzen und das Unternehmen mitzuprägen. Und:
ich kann mich innerhalb des
i³systems-Verbunds weiterentwickeln. Im Mittelpunkt stehe
ich als Mensch mit meinen individuellen Anforderungen und
meinen Leistungen. Arbeit 4.0
ist bei uns angekommen.
18
IT-SPEZIAL
Die IT-Region
EINE AUSWAHL DER GRÖSSTEN UNTERNEHMEN
UND FORSCHUNGSEINRICHTUNGEN ZWISCHEN GIFHORN UND CLAUSTHAL
BRAUNSCHWEIG
G
IT- UND ENGINEERING
GOD Gesellschaft für Organisation und Datenverarbeitung . . . 230Mitarbeiter
ESE Engineering und Software-Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219
Actia I+ME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
In-Tech Engineering . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
GNS Systems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
IT- UND BUSINESS-CONSULTING
CKC Group . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 400
MSG David . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200
FME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150
Lineas Informationstechnik Braunschweig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
Eck*cellent IT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
Netzlink Informationstechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
Bredex . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
Triology . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
CSTX Software Engineering . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
PE
B
HARDWARE-ANBIETER FÜR
KOMMUNIKATIONSSYSTEME
Ihlemann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200
HARDWARE-GROSSHANDEL
Wentronic . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198
Kosatec Computer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142
IT-SERVICE UND SYSTEMHAUS
Bel Net . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
FORSCHUNG
Centrum für Informatik und Informationstechnik
der TU Braunschweig (17 Institute sind beteiligt) . . . . . . . . . . . . . . . . . 278 (28 Professoren)
Die Kleinen dominieren
IT-UNTERNEHMEN NACH ANZAHL DER MITARBEITER
1
SZ
832
IT-Unternehmen
500–999 Mitarbeiter
10
200–499 Mitarbeiter
16
100–199 Mitarbeiter
21
50–99 Mitarbeiter
CLZ
43
20–49 Mitarbeiter
70
10–19 Mitarbeiter
93
5–9 Mitarbeiter
578
1–4 Mitarbeiter
IT-SPEZIAL 19
Unsere Kollegen von der Braunschweiger Zeitung
haben im Rahmen ihrer Kraftquellen-Reihe Ende
des Jahres die regionale IT-Branche beleuchtet.
Eine Auswahl des exklusiven Datenmaterials
präsentieren wir neu aufbereitet auf diesen
beiden Seiten.
GIFHORN
GF
IT- UND ENGINEERING
H&D International Group . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.200Mitarbeiter
WOB
WOLFSBURG
IT- UND ENGINEERING
VW Konzern-IT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.100Mitarbeiter
MVI Group . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 444
IT- UND BUSINESS-CONSULTING
BS
Erlkönig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222
Beris Consulting . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
DOS Software-Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
BWS Automotive Consulting . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
Auel EDV-Beratung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
HE
WOLFENBÜTTEL
WF
HARDWARE-ANBIETER FÜR KOMMUNIKATIONSSYSTEME
Auerswald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171Mitarbeiter
FORSCHUNG
Fakultät Informatik der
Ostfalia-Hochschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 (18 Professoren)
SALZGITTER
IT- UND BUSINESS-CONSULTING
Gesis Gesellschaft für Informationssysteme . . . . . . . 200Mitarbeiter
IT-SERVICE UND SYSTEMHAUS
Telcat Multicom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .311
CLAUSTHAL
FORSCHUNG
Technische Universität Clausthal:
Institut für Informatik, Institute for
Applied Software Systems Engineering,
Simulationswissenschaftliches Zentrum
Clausthal–Göttingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mehr als 100 Mitarbeiter
Braunschweig
vor Wolfsburg
SOZIALVERSICHERUNGSPFLICHTIG
BESCHÄFTIGTE IN IT-BERUFEN
BRAUNSCHWEIG 4867
WOLFSBURG
3958
SALZGITTER
476
GIFHORN
360
WOLFENBÜTTEL 236
PEINE
229
HELMSTEDT
145
Quelle: Arbeitgeberverband Region Braunschweig,
Braunschweiger Zeitung, Creditreform
IT-SPEZIAL
„Niemand liked
Nasenspray“
Felix Beilharz gilt als
einer der größten
deutschen Influencer
im Online-Marketing.
Wir haben am Rande
der Medienmanagement-Tagung an der
Ostfalia in Salzgitter
mit ihm gesprochen – zum Beispiel
darüber, was einen
Influencer eigentlich
auszeichnet, auf
welchen Plattformen
Unternehmen im
Netz aktiv sein
sollten und warum
Reichweite längst
nicht alles ist.
VON HOLGER ISERMANN
Wer aktuell mit Unternehmern oder
Entscheidern redet, hat häufig das Gefühl,
dass sie die sozialen Medien vor allem
als ein Übel ansehen, mit dem man sich
irgendwie auseinandersetzen muss. Keine
gute Ausgangslage, oder?
Das ist ein deutsches Phänomen. Gestern
hat mich gerade wieder ein Unternehmer
gefragt: Aber was ist, wenn jemand bei uns
kritisch postet? Oder wenn jemand Samstagnacht um 11 Uhr etwas schreibt? Es ist
nie die erste Frage: Was bringt uns das? Welchen Erfolg können wir haben?
Ist es Zeit für eine 180-Grad-Drehung im
Kopf?
Ja, Risiken werden überbewertet und oft
auch überschätzt, die Chancen zu wenig
gesehen – gerade im deutschen Mittelstand.
Gerade bei Kongressen oder Vorträgen
liegen häufig zwischen dem Key-NoteSpeaker, der auf der Bühne Steve Jobs
zitiert und den Zuhörern im Plenum
gefühlt Welten …
Das ist extrem, ja. Wir sprechen von Jahren.
Ich hatte neulich einen Vortrag vor 40 Handwerkern. Bei der Frage, wer eine
eigene Website hat, ging noch
die Hälfte der Hände hoch,
aber schon die Besucherzahlen hat niemand mehr
gemessen. Es ist ein langer Prozess.
Einzige, was einem wirklich gehört. Alles
andere ist Fremdkapital: Eine FacebookSeite kann als Kanal sehr sinnvoll sein, aber
sie gehört mir nicht. Das gleiche gilt für YouTube, Twitter und Instagram.
Weil die Internetgiganten aus den USA
den Algorithmus verändern und mit der
Reichweite das Geschäftsmodell auf Eis
legen können?
Genau. Man sollte sich deshalb nie auf einen
Kanal verlassen.
Es heißt, lieber keinen Kanal als einen der
ausgestorben ist …
Ja, da ist was dran.
Was ist, wenn der letzte Facebook-Post ein
halbes Jahr her ist – ein No-Go?
Die Frage hatte ich neulich in einem Beratungsprojekt mit einer großen deutschen
Marke: Gesichtspflege. Die haben eine Facebook-Seite mit 50.000 Fans und der letzte
Post war im Januar 2015, also schon fast zwei
Jahre her – imagemäßig nicht gut. FacebookFanpages werden aber fast nie aktiv besucht,
sondern tauchen in der Regel im Newsfeed
auf. Das entschärft das Ganze etwas.
Gibt es eine Faustformel für die Aktivität
in den sozialen Medien?
Bei Facebook sagt man, dass in der Woche
zwei bis drei Posts erscheinen sollten, gerne
auch mehr. Immer dann, wenn es was Relevantes zu sagen gibt. Bitte keinen Post, nur
um zu posten. Facebook und Instagram sind
Newsfeed-Medien, wenn ich dort nicht auftauche, habe ich irgendwann keine Relevanz
mehr.
Nehmen wir an, ich bin Mittelständler in
der Industrie und habe einen Mitarbeiter,
der nebenbei die Pressearbeit und das
Marketing macht. Kann der auch die
Sozialen Medien bespielen oder sollte ich
das einkaufen?
Was ist die notwendige Minimallösung
für Unternehmen im
Netz?
Eine eigene Präsenz
braucht jeder. Die
Internetseite ist das
Foto: Holger Isermann
20
IT-SPEZIAL 21
Kauft es ein. Tatsächlich sehe ich oft den
Fehler, dass man einem, der eh schon überlastet ist, auch noch die gesamte Unternehmenspräsenz im Internet aufbürdet. Social
Media kann tatsächlich mitlaufen oder in
andere Bereiche integriert werden, aber es
bleibt Arbeit. Denn es braucht eine Content-Strategie, die ich auch dauerhaft verfolgen kann.
Braucht es die etablierten Medien
überhaupt noch?
Das ist ein Dilemma. Klassische Medien verlieren im Netz an Relevanz. Allein schon
deshalb, weil die Algorithmen dem User nur
Inhalte ausspielen, die er ohnehin schon
mag. Weil Interaktionen im Vordergrund
stehen, werden reißerische Headlines oder
sexy Bilder bevorzugt. Das macht der Sichtbarkeit des Journalismus zu schaffen …
… und das Netz zunehmend zu einem von
trivialen Inhalten dominierten Raum.
Nehmen wir an, irgendwann sind nur noch
Sonnenuntergänge, Bikinifotos und Video
Fail Compilations übrig …
Das ist heute schon bei vielen Kanälen der
Fall, nehmen Sie Instagram. Am Ende setzt
sich Qualität durch, nur ist diese zunehmend
anders definiert. Relevanz wird immer mehr
vom Empfänger aus bewertet. Was er gut
findet, ist relevant für ihn. Wenn der Spiegel bzw. der Springer Verlag Bento launchen,
liegt das ja vor allem daran, dass man eine
Marke für diese weicheren Inhalte brauchte.
Die Entgrenzung des Journalismus: Hat
der Ursprung eines Inhaltes für den
Durchschnitts-Surfer noch eine Bedeutung?
Kaum. Das sieht man an den ganzen FakeNachrichten. Die Leute schauen weniger
darauf, woher ein Inhalt kommt, als darauf,
ob er dem eigenen Weltbild entspricht. Auch
die Grenzen zwischen Content und Werbung
sind bereits völlig verschwommen. Aktuelle
Studien zeigen, dass Jugendliche hier nicht
mehr unterscheiden können. Für die Unternehmen ist das ein Vorteil, für die Menschen
langfristig ein Problem.
Sie verdienen Ihr Geld mit dieser Auflösung des journalistischen Öffentlichkeitsmonopols. Bereitet Ihnen die Entwicklung
trotzdem Bauchschmerzen?
Klar, ich sehe das kritisch. Allerdings muss
ich auch sagen: Journalisten, wie wir sie
heute verstehen, gab es noch nicht immer
und jetzt vergehen sie gerade wieder. Es gibt
keinen Bestandsschutz, selbst für die Taxifahrer nicht.
Ist Influencer Marketing der neue König
des Contents?
Es ist ein Hype, der schon etwas nachlässt,
weil mittlerweile jeder Depp zum Influencer gemacht wird. Das heißt, man guckt
gar nicht mehr wirklich auf die Inhalte,
vor allem auf die Reichweite. Die muss aber
nicht natürlich gewachsen, sondern kann
auch gekauft sein.
Sind Blogger in Zeiten der Lügenpresse
die eigentlichen digitalen
Vertrauenspersonen?
Auf jeden Fall. Aktuell genießen Influencer das
Vertrauen, das früher Journalisten oder klassische Medien auf sich vereint haben. Wenn Bibi
oder Dagi Bee ein Shampoo empfehlen, ist das
gut, weil sie sagen, dass es gut ist …
Haben sie dieses Vertrauen verdient?
Nicht in jedem Fall, es fehlen im Gegensatz
zum Journalismus Guidelines oder eine
Berufsethik. Wenn Pamela Reif sich mit
einem Puma Shirt hinstellt und sagt, „Puma
ist voll geil”, dann tut sie das, weil Puma ihr
dafür 10.000 Euro zahlt. Das steht so aber
nirgends. Außerdem gilt: Influencer genießen zwar Vertrauen bei ihrer Zielgruppe.
Wenn sie sich immer mehr kaufen lassen,
wird das Vertrauen irgendwann schwinden.
Stichwort virales Marketing: Was ist Ihr
Lieblingsspot?
Der Chewbacca-Mom-Spot war schon sehr
geil. 170 Millionen Aufrufe. Im Marketing
fand ich tatsächlich den Spot von Android
sehr gut – „Friends Furever”. Das war der
meistgeteilte Werbeclip aller Zeiten. Sehr
schöne Botschaft und cooler Clip.
Wir kennen auch weniger erfolgreiche
Beispiele, etwa Imagefilme, die kaum
jemand anschaut. Was braucht ein Video,
damit es fliegt?
Das war vorhin beim Vortrag auch einer meiner Schlusssätze: Dein Imagefilm wird nicht
viral. Dafür ist er nicht gemacht.
Was sollen Mittelständler also tun?
Erst einmal das Thema viral vergessen. In
der Regel kommt dabei nichts heraus, was
viral wird und wenn, dann vor allem, weil
sich die User lustig machen.
Strich drunter: Ich bin Unternehmer und
möchte die Sozialen Medien als Repräsentationsplattformen ernster nehmen. Was
kann ich konkret tun?
Die erste Frage lautet: Warum soll ich euch
als Kunde folgen? Wir sind nicht Adidas,
Nike oder Snickers. Denen folgt man, weil
es Lifestyle ausdrückt. Welchen Nutzen
können wir regelmäßig bieten? Das ist eben
nicht der Imagefilm, das sind nicht die neuesten Unternehmernews oder Messeneuheiten. Es gehört dazu, aber in erster Linie wollen die User lachen, Mehrwerte haben, Fehler
vermeiden und Geld sparen. Das im Content
zu verpacken, ist wichtig.
Was ist, wenn einem Unternehmer auf
diese Frage keine Antwort einfällt?
Es gibt immer eine Story. Ein Beispiel: Seit
einem Jahr geht eine Kampagne ganz gut
ab, die heißt: Die Männergrippe. Dazu gibt
es eine Facebook-Seite mit 500.000 Fans.
Dahinter steckt die Klosterfrau Healthcare
Group. Die haben gesagt: Wir haben Husten,
Schnupfen und Heiserkeitszeug, aber kein
Mensch folgt einem Hustenmittel auf Facebook. Niemand liked Nasenspray. Also haben
sie ein Dach für die Produkte entwickelt und
das Thema sehr erfolgreich platziert.
Ist Facebook mittlerweile
Pflicht?
Ich bin generell kein Fan davon zu
sagen, dass jeder auf jeden Kanal
aufspringen muss. Aber Facebook
ist mittlerweile so groß, so relevant und so wirkungsvoll, dass es
in den allermeisten Fällen schon
fast Pflicht ist.
Twitter …
… ist hier nie so groß geworden wie
z.B. in den USA oder Südamerika.
In mediennahen Bereichen sehr
spannend... Tech, IT, sonst weniger.
Wie wichtig ist YouTube?
YouTube ist so groß, das kriegen
wir „Erwachsenen“ im Alltag gar
nicht mit. Bei jungen Menschen ist
YouTube der Kanal überhaupt, was
Medienkonsum angeht. Der Let's
Player Gronkh, der aus Braunschweig kommt und jetzt in Köln
wohnt, hat mit seinen Videos mittlerweile zwei Milliarden Aufrufe
erzielt. Das bekommt heute kein
Fernsehkanal bei der Zielgruppe
mehr hin.
Der Trend hin zum Bewegbild …
Facebook selbst sagt, 2019 werden 80 Prozent aller Inhalte auf
Facebook Videos sein. Das ist der
größte Treiber überhaupt. Textinhalte werden immer mehr abnehmen. Das ist ziemlich sicher.
Instagram …
… ist in bestimmten Märkten sehr
stark. Im Bereich Reisen, Sport,
Mode und Lifestyle zum Beispiel.
Aktuell nutzen elf Prozent der
Deutschen Instagram aktiv. Das
sind überwiegend junge Menschen. Bei den über 40-Jährigen
spielt es fast keine Rolle mehr.
Also eher ein B2C-Thema?
Eindeutig, ja!
Jodel?
Bei jungen Leuten witzig und cool,
aber für Unternehmen eher nicht
nötig.
22
IT-SPEZIAL
„There is no
free lunch”
Die Unternehmerin und Big-Data-Spezialistin
Yvonne Hofstetter über digitale Angriffe auf
unsere Demokratie, europäische Trittbrettfahrer
und die Unterbrechung des Feedback Loops
VON HOLGER ISERMANN
Frau Hofstetter, fast jeder von uns dürfte
eine ganz eigene Vorstellung davon haben,
was die viel zitierte Digitalisierung unserer
Welt eigentlich ist. Wie lautet Ihre Antwort?
Die Digitalisierung ist die jüngste menschliche Kulturleistung und setzt die Entwicklung der Menschheitsgeschichte seit der
Entdeckung des Feuers, der Entwicklung
des Rads oder der ersten industriellen Revolution ins Heute fort. Einfach gesagt: Die
Menschheit hat es soweit gebracht, dass sie
ihre Welt, ihr Dasein und Leben in einen Riesencomputer verwandeln kann.
Ist es wirklich schon so weit?
Alles wird gemessen, gespeichert, analysiert
und prognostiziert, damit man es optimieren kann – so lautet der Euphemismus. Dazu
muss man die Umwelt mit Sensoren überziehen und pausenlos überwachen. Das Smartphone ist ein solcher Sensor, also ein Messgerät, mit dem man auch telefonieren kann.
Mit dem Internet der Dinge verwandeln wir
noch viele andere Dinge unseres Lebens in
Messgeräte: der berüchtigte Kühlschrank,
unsere Häuser, Autos, Kleidungsstücke …
Häufig hört man in Diskussionen um
Datenschutz den Satz „Ich habe doch
nichts zu verbergen“. Für wie naiv halten
Sie diese Aussage?
Wer das glaubt, ist auf eine meisterliche
Irreführung hereingefallen. Ihre Daten sind
nicht dazu da, damit wir Data Scientists die
Sünden Ihrer Vergangenheit aufdecken.
»Ich habe nichts zu verbergen«, unterstellt
nämlich, uns ginge es um Ihre Vergangenheit. Das ist falsch. Der Wert Ihrer Daten
liegt darin, dass Sie uns selbst erlauben,
Ihre Zukunft gezielt zu steuern. Denn sie
selbst teilen uns durch Ihren ununterbrochenen Datenstrom mit, was die Knöpfe
sind, an denen wir drehen müssen, um Sie
zu manipulieren. Die digitalen Wirtschaftsakteure reden daher gezielt von der »globalen Konsumentensteuerung«.
In Ihrem neuen Buch beschwören Sie „das
Ende der Demokratie“. Was genau hat
das Sammeln persönlicher Daten mit der
Souveränität des Volkes zu tun?
Wer die »globale Konsumentensteuerung«
nach der Analyse persönlicher Messdaten
– Massendaten, Big Data – beherrscht, kann
auch den politischen Bürger steuern und
regeln. Aber schon der Begriff der Steuerung
legt nahe, dass es mit dem eigenen freien
Willen der Person nicht mehr weit her sein
kann. Ein anderer bestimmt, was wir zu tun
und zu lassen haben oder woran wir arbeiten müssen, etwa an unserem Bewegungsmangel, unseren Ernährungsgewohnheiten,
unseren Arbeitsleistungen …
Stimmt es, dass Sie zwar mehrere
Putzroboter im Einsatz haben, aber kein
Smartphone besitzen?
Richtig. Ich baue auch seit 18 Jahren gemeinsam mit meinem Team an Künstlicher Intelligenz, und zwar jeglicher Couleur. Technologiefeindlichkeit kann mir deshalb niemand
vorwerfen. Die Putzroboter sind übrigens
kein Problem. Sie sind nicht mit dem Internet vernetzt, sie sammeln keine Daten und
stellen deshalb auch keinen Plan meiner
Wohnung ins Internet. Die neuere Generation der Roboter tut das allerdings. Gebt
alles in die Cloud, man kann nie wissen,
wozu man die Daten künftig brauchen kann.
(Das meine ich sarkastisch.)
Immer wieder wird in diesem Zusammenhang
das Akronym GAFAM verwendet. Gibt es
jenseits der fünf Internetgiganten Akteure, die
Sie gern in ihren Rechten beschneiden würden?
Die Digitalisierung ist kulturelle Entwicklung, die grundsätzlich von Wirtschaftsakteuren vorangetrieben wird. Wirtschaftsakteure und
ihre Investoren gestalten die Gesellschaft radikal um – nicht die Politik. Das
ist übrigens ein weiteres Argument, weshalb die Demokratie leidet. Uns hat niemand
gefragt, ob wir mit der Massenüberwachung
der digitalen Geräte und Services, die man
uns anbietet, einverstanden sind. Gesetzlich legitimiert haben wir es jedenfalls
nicht. Warum gestalten die Technologiegiganten die Gesellschaft radikal um
und nicht die demokratisch gewählten
Volksvertreter?
Gute Frage …
Weil die Wirtschaftsakteure nach Wegen
gesucht haben, mit uns im 21. Jahrhundert
Geld zu verdienen. Die Digitalisierung hat also
einen Begleiter, eine Ideologie: Es ist der Kapitalismus in seiner jüngsten Metamorphose: der
Informationskapitalismus. Geld wird heute mit
Daten und unseren Freiheitsrechten verdient.
Deshalb sind Google, Facebook und Apple die
drei wertvollsten Unternehmen auf dem Globus. Und dieser »neue Markt« ist ganz wenig
reguliert.
Was genau machen Datenhändler wie
beispielsweise das US-amerikanische
Unternehmen Acxiom mit unseren
persönlichen Informationen?
Unsere Rohdaten muss man nur absaugen
– aus Facebook, Twitter, Foursquare. Das tut
der Staat übrigens auch, etwa die Polizei in
Chicago für das Predictive Policing. Danach
können aus unseren Rohdaten unsere Persönlichkeits- und Verhaltensprofile erstellt
und so neue, relevante Information über
uns abgeleitet werden. Zum Beispiel: unsere
sexuelle Orientierung, Gesundheitszustand,
Missbrauch von Rauschmitteln usw.
Und wie genau lassen sich diese
Informationen monetarisieren?
Die Informationen werden in Dossiers
über uns eingestellt – mit Klarnamen
– und an interessierte Dritte weiterverkauft. Das können zum Beispiel
Konsumgüterhersteller sein, unsere
Videostreamingdienste, Versicherungen, Banken und Arbeitgeber
– eben alle, die mit uns Geld verdienen wollen. Auf diese Weise konvergieren unsere Daten – das heißt,
sie fließen zusammen, letztlich auch
beim Staat.
Die Datenkrake hat sich als
Metapher für die Sammelwut
von Google, Apple und Co.
durchgesetzt. Yvonne Hofstetter
sieht darin eine Bedrohung für
unsere Demokratie.
Illustration: iadaart - Fotolia / Foto: Heimo Aga
IT-SPEZIAL 23
Während der Volkswagen-Konzern
und die Deutsche Bank in den USA zu
Milliarden-Strafen verurteilt wurden,
treten deutsche und europäische Gerichte
gegenüber Google, Facebook und Co.
weitaus weniger rigoros auf. Warum?
Das hängt mit unseren europäischen Außenbeziehungen zusammen. Die USA haben hunderte Milliarden Dollar in die Bereitstellung
von digitalen Geräten und Services gesteckt.
Sie halten auch nicht hinter dem Berg, warum
sie das tun: um die militärische und technologische Vormachtstellung der USA sicherzustellen. So steht es in den Ausschreibungen der
DARPA. Die USA haben den Anspruch, Führungsmacht zu sein, globale Ordnungsmacht –
nicht durch Gewalt, dann wären sie Imperium,
sondern durch Überlegenheit beim Militär,
Weltraum, im Cyberspace. Sie sind Hegemonialmacht, die sich der Loyalität ihrer Anhänger versichert, indem sie die »Clubgüter«, die
sie vorfinanziert hat, vermeintlich kostenlos
zur Verfügung stellt. Beim GPS tut sie das ja
auch – genauso wie bei der Digitalisierung.
Und wir Europäer sind wie Trittbrettfahrer.
Nur: There is no free lunch.
Der Preis ist der Verlust unserer digitalen
Selbstbestimmung?
Wir akzeptieren im Gegenzug für die finanzielle Kostenlosigkeit, dass von Google über
Amazon bis zur NSA alles auf unseren Netzwerkknoten und Datenströmen sitzt, was
in den digitalen USA Rang und Namen hat.
Kann man deshalb wagen, den Kopf vorzustrecken? Wenigstens unsere EU-Verbraucherschutzkommissarin, Margarete Vestager, traut sich vor. Sie fordert von Apple
Steuernachzahlungen in Millionenhöhe
und hat auch Google im Visier – wegen
der Monopolstellung des Betriebssystems Android.
Wie abhängig ist Europa von digitalen Angeboten und Technologien aus
den USA?
Gegenfrage: Wenn Sie Ihre
Hosentasche kontrollieren, was ziehen Sie heraus?
Ein Apple Smart-
phone vielleicht. Oder ein Samsung
Galaxy, gut, das kommt aus Südkorea, aber installiert haben Sie Android. Apple, WhatsApp, Instagram,
Pinterest, Skype, Uber, Airbnb.
Alle unsere Lieblingsmarken stammen aus den USA. Aus dem eben
genannten Grund, und weil wir digitale Schlüsseltechnologien in den
letzten 20 Jahren verloren haben,
und zwar auch aufgrund falscher
Managemententscheidungen.
Welche Gefahr birgt diese
Abhängigkeit für die deutsche
Wirtschaft?
Selbst an Industrie 4.0 ist nur das
Wort deutsch – aber die Infrastruktur? Auf welchen Clouds werden
denn die europäischen Daten der
Industrie 4.0 gespeichert? Auf Amazon, AWS, Huawei (China) oder der
Microsoft Cloud. Wer transportiert
die Daten weiter zur Analyse? Dieselben Anbieter, die MiddlewareTools bereitstellen. Und womit
analysieren wir die deutschen Industriedaten? Mit Künstlichen Intelligenzen, die uns
etwa Google als Softwarebibliothek von der
Stange andient.
Was versprechen Sie sich von der
geplanten europäischen Datenschutzverordnung, die 2018 in Kraft treten soll?
Die EU-DSGVO hat sicher Schwächen und
kann nicht alle Probleme regeln, die uns die
Digitalisierung beschert. Aber man muss
auch festhalten: Es gibt nichts Vergleichbares. Der EU-Gesetzgeber hat hier einen weltweit einzigartigen Standard für Datenschutz
gesetzt. Nun kann das klassische, geschriebene Recht aus verschiedenen Gründen die
Digitalisierung nicht mehr wirksam regulieren. Es gilt deshalb, Regulierung, Werte,
Sicherheit schon direkt in die Software einzubauen. Stichworte sind Ethics-by-Design
oder Values-by-Design.
Angestoßen durch die Wahl Donald
Trumps wird aktuell viel über die
Notwendigkeit diskutiert, sich militärisch
von den USA zu emanzipieren. Was wäre
notwendig, um europäische Werte auch in
der digitalen Welt verteidigen zu können?
Was für das Militär gilt, trifft auch auf die
digitale Infrastruktur zu. Ich bin ein großer
Befürworter einer eigenen europäischen
Infrastruktur. Das fängt bei der Software an:
Lassen Sie uns bitte europäische Standards
für den sicheren Datenfluss nutzen und
nicht die Silicon-Valley-Angebote von
der Stange. Oder sorgen wir endlich für die vernünftige Verschlüsselung unserer Daten. Nur wenn Sie Ihren
Schlüssel haben, kommen Sie an Ihre Daten
– Gesundheitsdaten, Daten aus europäischer
Produktionsinfrastruktur usw. Sie werfen
Ihre Daten weg, indem Sie den Schlüssel
wegwerfen – so ähnlich wie beim Bitcoin.
Ein europäischer Schlüssel gegen die
US-amerikanische Hegemonie …
Es wäre fast egal,
dass Sie Ihre Daten
auf einem amerikanischen Server lagern.
Sie können dann auch organisatorisch festlegen, welche Ihrer Daten Sie frei verfügbar
machen wollen, etwa für Forschungszwecke. In der Schweiz geht man weiter und
setzt auch sichere Clouds auf, die Genossenschaften von Bürgern gehören – strategisch
clever gemacht, die Schweiz setzt auch hier
auf ihren Ruf als sicherer Hafen. Im Übrigen ist digitale Infrastruktur, die genossenschaftlich getragen ist, zutiefst demokratisch, weil sie einer Pluralität von Bürgern
gehört und nicht einzelnen Wirtschaftsakteuren, die gezielt monopolistisch auftreten.
Zum Schluss etwas Dramatik: Hat sich
die Utopie, dass das Internet der unbegrenzten Möglichkeiten unser aller Leben
vereinfacht, Ihrer Einschätzung nach in
eine düstere Dystopie gewandelt, in der
längst Datenkraken und Maschinen die
Geschicke der Menschheit lenken?
Ja, sicher. Wer spricht noch von Vereinfachung? Je mehr Vernetzung, desto höher die
Komplexität des Lebens. Je mehr Komplexität, desto näher rückt die Gefahr von Chaos
und Systemumbrüchen. Und wie viel Feedback geben Sie heute? Mit jedem Like, jedem
Kommentar im Forum. Wenn ich heute auf
die Welt blicke, dann kommt es mir vor, als
rutsche sie langsam in einen neuen Zustand.
Er kann wieder zu erneuter Stabilität führen, aber beliebig weit weg sein von der Idee
einer freien, demokratischen Welt.
Lässt sich dies noch abwenden?
Eigentlich nur, wenn wir die Feedback Loop
unterbrechen. Wenn wir nicht alles kommentieren, nicht zu allem unsere Meinung
sagen, nicht sofort auf alles reagieren –
wenn wir die Demokratie erhalten wollen,
brauchen wir Risikopuffer. Und Zeit ist ein
sehr, sehr guter Puffer.
24
IT-SPEZIAL
Bei der Wolfsburger IT-Beratung Weissenberg
hat der junge Syrer Muhannad Fakhouri eine
berufliche Perspektive gefunden
A
VON HOLGER ISERMANN
ls im Sommer letzten Jahres immer
mehr Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen waren, in Deutschland ankamen, mehrten sich in der
öffentlichen Debatte schnell die rationalen
Stimmen. Nicht nur ein Akt der Menschlichkeit sei die Aufnahme der von Krieg und
Hunger Vertriebenen, sondern zugleich ein
Segen für die heimische Wirtschaft. Die leidet schon seit Jahren unter einem zunehmenden Nachwuchs- und Fachkräftemangel. Vor allem in der IT-Branche hat sich die
langwidrige und kräfteraubende Mitarbeitersuche längst zum Wachstumshemmnis
entwickelt.
Dass die persönliche Tragödie einer Flucht
tatsächlich Ausgangspunkt für einen beruflichen Neustart in einem fremden Land sein
kann, zeigt der Fall von Muhannad Fakhouri.
Der 23-Jährige ist kurz vor Kriegsausbruch
aus Aleppo geflohen und kam im März 2015
aus der Türkei nach Deutschland. Aufgrund
eines Studentenvisums fand er schnell einen
Sprachkurs, bestand aber die Prüfung für
die Wiederaufnahme des Informatik-Studiums im ersten Anlauf nicht. „Ich bin zu der
Entscheidung gekommen, dass ich erst einmal Arbeiten sollte und nebenher meine
Sprachkenntnisse verbessern kann“, erklärt
Fakhouri. Im Weg stand ihm dabei zunächst
die fehlende Arbeitserlaubnis.
„Deshalb habe ich um Asyl gebeten und
damit fing mein Wartekampf an.“ Ganze
sechs Monate dauerte die herbeigesehnte
Anerkennung als Flüchtling. Nach dem positiven Bescheid begann er sofort mit der Jobsuche. Auf sein LinkedIn-Profil ist damals
Milad Safar aufmerksam geworden. Der
Geschäftsführer der Wolfsburger IT-Beratung Weissenberg war schnell vom Tatendrang und der fachlichen Expertise des jungen Syrers überzeugt: „Auf seiner Flucht
hat er trotz der schwierigen Bedingungen
eine Fortbildung in der Türkei absolviert
Milad Safar, Geschäftsführer der
IT-Beratung Weissenberg.
und sich während seiner ehrenamtlichen
Tätigkeit bei einer Hilfsorganisation durch
das Programmieren einer Dolmetscher-App
hervorgetan. Herr Fakhouri hebt sich durch
seine Zielstrebigkeit und seinen Ehrgeiz von
der Masse ab.“ Auf die kritischen Zwischentöne angesprochen, wird Safar noch einmal
deutlicher: „Diese Eigenverantwortung lassen viele Flüchtlinge vermissen.“
Bei Weissenberg ist man von den Vorteilen
einer diversifizierten Belegschaft überzeugt:
„Unterschiedliche Mentalitäten und Perspektiven fördern Vielfalt und Innovation,
zeigen andere Wege auf und können sowohl
das Unternehmen als auch die Gesellschaft
nachhaltig voranbringen. Vielfalt im Unternehmen ist hierbei aber kein Selbstzweck,
sondern zielbezogen und funktioniert nur,
wenn alle an einem Strang ziehen, um die
besten Lösungen für den Kunden zu finden.“
Die Einstellung des syrischen IT-Consultant
sei deshalb keine rein soziale Entscheidung.
„Natürlich freut es uns, mit der Einstellung
von Herrn Fakhouri auch einen Beitrag zur
Integration leisten zu können“, betont Safar.
„Trotzdem möchte ich hervorheben, dass die
Entscheidung zur Einstellung unabhängig
von Herrn Fakhouris Herkunft getroffen
wurde.“
Der ist mittlerweile in Wolfsburg angekommen und spricht neben fließendem Englisch
auch sehr gutes Deutsch. Zeitnah möchte er
zudem ein Fernstudium beginnen, um sich
weiterzubilden. Das klingt nach einer Perspektive, oder? „Ja, ich hoffe, dass ich hier in
Deutschland eine gute Zukunft haben kann.“
Fotos: Weissenberg Solutions, www.felixalbertin.de
Ein Neustart
nach der Flucht
KOLUMNE 25
Stolperstein AÜG
SPRUCHREIF
DIE RECHTS-KOLUMNE FÜR ENTSCHEIDER
Liebe Leser,
was wäre der Arbeitsalltag ohne die
teilweise skurrilen Ereignisse, die
sich zutragen während man eigentlich nur seinen Job machen wollte?
Das Arbeitsgericht Braunschweig
beschäftigte jüngst ein Fall des
„Wildpinkelns im Unternehmen“.
Ein Arbeitnehmer wurde vom
Werkschutz entdeckt als er während der Arbeitszeit in der einen
Hand eine Zigarette hatte und mit
der anderen Hand das Urinieren
bewerkstelligte. Der Arbeitgeber
fand weder Lob für das Multitasking noch hatte er Verständnis für
die Notdurft. Er kündigte fristlos
und stellte die Reinigung des Pfostens in Rechnung.
Die Parteien einigten sich auf den
Fortbestand des Arbeitsverhältnisses und die Erteilung einer Abmahnung. Außerdem wird der Arbeitnehmer eine Geldbuße an den
Arbeitgeber i.H. eines halben Bruttomonatsverdienstes zahlen.
Herzlichst
Foto: privat
Ihre Elke Fasterding
RA beim AGV Braunschweig
Das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) wird zum
1. April 2017 geändert. Es wird
eine Überlassungshöchstdauer von 18 Monaten eingeführt, Leiharbeitnehmer
haben künftig spätestens
nach 9 Monaten Anspruch
auf das gleiche Arbeitsentgelt
wie die Stammbelegschaft.
Sie dürfen nicht als Streikbrecher eingesetzt werden
und zählen bei den Schwellenwerten des Entleihers
mit. Ferner wird ausdrücklich klargestellt, dass der Weiterverleih von Leiharbeitnehmern verboten ist und
die verdeckte Arbeitnehmerüberlassung wird der illegalen gleichgestellt.
Die Bedeutung und die rechtlichen Folgen dieses letzten
Punktes beschäftigen zahlreiche Betriebe.
ENDE DER
VORRATSERLAUBNIS
Die richtige Vertragswahl zu
treffen ist auch für Juristen
nicht immer einfach. Deshalb
hatten Unternehmen, die
Dienst- oder Werkverträge
geschlossen haben, häufig zur
Sicherheit noch eine
Verleiherlaubnis in der
Schublade. Erwies sich der
Werkvertrag als Scheinvertrag, so konnte mit der sog.
Vorratserlaubnis zumindest
die gravierende Folge der illegalen Arbeitnehmerüberlassung vermieden werden. Das
ist nicht mehr möglich.
EMPFEHLUNG
Umso wichtiger ist es
zukünftig, die Einsatzformen von Fremdpersonal
kritisch zu prüfen. Insbesondere, wenn man berücksichtigt, dass jede illegale
Arbeitnehmerüberlassung
eine Ordnungswidrigkeit darstellt, die mit einem Bußgeld
bis zu 30.000 Euro sanktioniert wird. Pro Vorfall versteht sich.
CHECKLISTE
WERKVERTRAG
MIT DIESEN 10 FRAGEN
GEWINNEN SIE KLARHEIT:
Ja
Nein
1. Ist die zu erbringende Leistung vollständig,
eindeutig und präzise definiert?
Frage
0
20
2. Wird deine Vergütung nach Zeitaufwand vereinbart, ohne dass nachvollziehbare Gründe
vorliegen, die der Kalkulation eines Festpreises entgegenstehen?
10
0
3. Sind im Vertrag Ansprechpartner bennant?
0
10
4. Ist sichergestellt, dass die Fremdfirma im
Rahmen des Vertrags eigenverantwortlich entscheiden kann, wann und wie sie
die Leistung innerhalb der Terminsetzung
erbringt?
0
20
5. Arbeiten Fremdfirmen-Arbeitnehmer mit
eigenen AN so zusammen, dass die Leistungen der Fremdfirmen-AN nicht von denen
der eigenen AN abgrenzbar sind?
20
0
6. Werden den Fremdfirmen-AN arbeitsrechtliche/disziplinarische Weisungen erteilt?
20
0
7. Werden auftrags- oder projektbezogene
Anweisungen nur gegenüber dem im Vertrag genannten Repräsentanten der Fremdfirma erteilt?
0
10
8a. Erfolgt eine namentliche Eintragung des
Fremdfirmen-AN in firmeninternen Verzeichnissen, internen Protokollen oder sonstigen
DV-Verfahren?
weiter
mit 8b.
und 8c.
0
• zur Ausstellung eines Zertifikats, z.B. zur
Ausstellung eines Geschäftspartner-Ausweises und/oder zur Nutzung von unternehmereigenen IT-Leistungen, wie z.B.
zur Beantragung/Pflege/Löschung eines
E-Mail-Accounts?
5
0
• aus anderen Gründen, z.B. zur Gewärleistung einer besseren Zusammenarbeit mit
eigenen AN?
5
0
8c. Erfolgt die namentliche Nennung des
Fremdfirmen-AN in internen Protokollen?
5
0
9. Werden Fremdfirmen-AN nur dann in Räumen des eigenen Unternehmens tätig, wenn
dies zur Durchführung des Auftrags zwingend erforderlich ist?
0
10
10. Arbeiten die AN des Subunternehmen mit
dem AN des Kunden so zusammen, dass die
Leistungen des Subunternehmers nicht von
denen der AN des Kunden abgrenzbar sind?
20
0
8b. Erfolgt die namentliche Eintragung des
Fremdfirmen-AN ins elektronische Firmenadressbuch, in DV-Verfahren oder in sonstige Telefon-/Mailverzeichnisse
Gesamtpunktzahl
ab 10 Punkte: Sachverhalt enthält AÜG-kritische Punkte;
Fremdvergabe aber noch möglich
ab 20 Punkte: Fremdvergabe unzulässig
Quelle: Prof. Dr. Rainer Sieg. Arbeitsrecht – Leitfaden für alle
Führungskräfte. 10. Auflage. Düsseldorfer Schriftenreihe.
26 ZUKUNFT
„Uns geht es besser
als vor 12 Monaten“
Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky über die Chancen
und Herausforderungen, die das Jahr 2017 bereithält
Wer viel in den sozialen Medien unterwegs
ist, könnte einen anderen Eindruck
bekommen …
Natürlich, mit hoher Wahrscheinlichkeit
wird 2017 die Flüchtlingsfrage auch weiterhin als Schreckgespenst durch die Wahlkampfauftritte der verschiedensten Parteien
ziehen. Aber im Alltagsleben der Menschen
wird sie kaum mehr eine Rolle spielen. Eine
schlechte Nachricht …
Warum?
Denn unser Land hat sich noch immer
nicht mit der Frage befasst, was ohne eine
Zuwanderung mit unserem Arbeitsmarkt
geschieht. Wer nur die Renteneintritte und
die Arbeitsmarkteintritte gegeneinander
aufrechnet, der erkennt schnell, dass wir
im Jahr 2025 etwa 6,5 Millionen arbeitende
Menschen weniger im deutschen Arbeitsmarkt haben werden. Selbst wenn wir die
heutige Arbeitslosigkeit und alle Sonderprogramme von Staat und Unternehmen abziehen, bleiben nach wie vor 3 bis 4 Millionen
nicht besetzte Jobs.
Der viel beschworene Fachkräftemangel …
Die Folgen werden ab dem Jahr 2020 verheerend sein: Unsere Unternehmen haben
zu wenig Personal und werden weniger
produzieren können. Die Konjunktur wird
zurückgehen und damit die Steuern und
Sozialabgaben steigen. Natürlich wird es
Gegenmaßnahmen geben müssen. Zwei
davon sind klar absehbar: Entweder wir werden länger arbeiten und erst mit 75 in Rente
gehen. Oder wir lassen eine große Anzahl
von Flüchtlingen ins Land.
Was ist mit der Welt um uns herum?
In der Tat wird unsere Wahrnehmung von
einer Reihe von Ereignissen in der Welt
dominiert, die für viele unerwartet waren.
Aber als Chaos kann das nur jemand empfinden, der Veränderungen fürchtet. Mich
hat 2016 eigentlich nichts überrascht. Und
so wird es auch 2017 sein: Alle, die offen für
Veränderungen sind, werden das Jahr 2017
als ein sehr gutes Jahr erleben. Jene, die
den Stillstand lieben, werden das eine oder
andere Mal überrascht sein.
Welcher Trend wird Deutschland 2017 am
stärksten prägen?
Die digitale Spaltung unserer Gesellschaft.
Die jungen Menschen in den Großstädten
stellen sich ihre Zukunft als positives Ergebnis einer rasenden, technologischen Veränderung vor. Sie nutzen intelligente, digitale
Assistenten, leben gesünder und länger, sind
höchstgebildet, gefragte Arbeitskräfte, verdienen viel Geld und leben ihr Leben als
Patchwork – immer neue Möglichkeiten und
Herausforderungen. Dieses Zukunftsbild
entsteht auf Grundlage der exponentiellen
Geschwindigkeit der digitalen Entwicklung.
Sie beschreiben die Gewinner der Entwicklung. Wer sind die Verlierer?
Zugleich gibt es vor allem ältere Menschen
außerhalb der Großstädte, die diese rasante
Entwicklungsgeschwindigkeit nicht erkennen oder nicht erkennen wollen. Sie prognostizieren ihr eigenes Zukunftsbild auf
Basis des Stillstandes und der Vergan-
Foto: Roman Walczyna Photography
VON HOLGER ISERMANN
Viele Menschen haben 2016 als Chaos-Jahr
empfunden: Terror, Brexit, Trump-Wahl …
Ehrlich gesagt, sehe ich das anders. Uns
geht es wirklich besser als vor 12 Monaten.
In Deutschland gibt es weniger Arbeitslose,
der DAX geht von einem Höchststand zum
nächsten, die Unternehmen verdienen sehr
viel Geld, die Menschen konsumieren mehr
und wir haben die Flüchtlingskrise in den
Griff bekommen.
ZUKUNFT 27
genheit. Ihr Motto ist das von
Donald Trump: „Make us great
again!“. Wir haben also in der
Gesellschaft schon heute zwei
Zukunftsbilder, die sich diametral unterscheiden …
… und miteinander
konkurrieren?
Ja, und wir haben eine Situation, dass die Menschen hinter den beiden Zukunftsbildern
nicht mehr miteinander, sondern nur noch in den „filter bubbles“ der sozialen Medien reden.
Bei Abstimmungen und Wahlen prallen dann plötzlich diese
Zukunftsbilder frontal aufeinander. Genau dieses Phänomen hat
zum Brexit geführt, zur TrumpWahl, zum Rücktritt von Renzi
in Italien, zur unversöhnlichen
Kampagne um die Präsidentenwahl in Österreich.
Warum sind Sie trotzdem
zuversichtlich für die
Bundestagswahl?
Weil wir in unserer Mehrparteiendemokratie die Lösung dafür
schon angelegt haben. Natürlich
wird auch hier die AfD auf 10 bis
15 Prozent kommen. Aber unser
pluralistisches System wird ihre
Bedeutung zurechtschrumpfen,
auf das, was sie wirklich ist: Eine
Minderheitsmeinung zwischen
vielen anderen Minderheitsmeinungen. Die westliche Welt wird
gut daran tun, dies zu erkennen
und sich auf die wirklich großen
Entwicklungen in den Technologiebranchen zu konzentrieren.
Können Sie Beispiele nennen?
Die Genetik wird bis zum Jahr
2019 die Kosten für die Komplettanalyse einer individuellen
menschlichen DNA auf unter 100
Dollar senken. Dies kann jeder
Leser dieses Interviews bezahlen.
Das ist die Basis dafür, dass wir in
den Jahren danach die schlimmsten Krankheiten der Welt therapieren können, an denen unsere
Elterngeneration noch gestorben ist. Die Autobranche wird bis
2025 selbstfahrende Autos ohne
Lenkrad und Gaspedal auf den
Markt bringen. Damit wird Mobilität nahezu kostenlos. Menschen
können ihre Fahrzeiten für Sinnvolleres nutzen, als am Lenkrad
zu drehen. Technologie schenkt
den Menschen also einige der
wichtigsten Dinge: Gesundheit,
Zeit und die Lösung der größten
Menschheitsprobleme wie Energie, Hunger und Wasser.
Klingt utopisch …
All diese Entwicklungen sind
möglich, weil wir intelligente
Computer bekommen werden.
Diese werden in etwa 30 bis 40
Jahren sogar die menschliche
Durchschnittsintelligenz erreichen und übertreffen. Die wirklich wichtige Frage ist: Wie werden wir und unsere Kinder in der
zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts als „zweitintelligenteste
Spezies der Welt“ leben? Wer sich
wirklich fürchten will, der sollte
sich davor fürchten.
Gibt es denn einen Grund dazu,
Angst zu haben?
Ja und nein. In der Menschheitsgeschichte hat es bisher noch nie
solch eine riesige Herausforderung wie die Entstehung einer
übermenschlich intelligenten
Spezies gegeben. Wenn wir jetzt
nicht anfangen, die anstehenden
Fragen und entsprechende Regulierungen zu debattieren, dann
wird es irgendwann zu spät sein.
Ich habe Angst, dass die Politik
aus purer Ahnungslosigkeit und
Nichtkenntnis diese größte Verantwortung nicht wahrnimmt.
Wie werden sich unsere Alltagstechnologien in den nächsten
Jahren entwickeln?
Die meisten von uns werden bald
anfangen, mit ihren Telefonen zu
reden. Denn auf den Smartphones werden die Apps langsam
durch intelligente Assistenten
ersetzt. Ein weiterer Trend für
2017 heißt „predictive enterprises“ oder „predictive software“,
also Computertechnik mit Vorhersage-Funktion. Wir werden
2017 erleben, dass Unternehmen
mehr und mehr auf dieser Basis
ihre Produktion und ihren Verkauf gestalten. Das geht übrigens
auch in unser privates Leben
hinein.
Inwiefern?
Dieselbe Technologie kann beispielweise menschliche Emotionen erkennen und analysieren:
Sagt mein Gesprächspartner
gerade die Wahrheit oder verschweigt er mir etwas. Was würden Sie tun, wenn Ihr Handy
Ihnen sagt, dass Ihre Frau gerade
etwas traurig ist und das gleiche
Handy Ihnen empfiehlt, Ihrer
Frau sofort ein bestimmtes Lob
auszusprechen, weil dieses sie
mit hoher Wahrscheinlichkeit
glücklich machen würde? Fänden Sie das nützlich? Und was
würde Ihre Frau denken, wenn
sie weiß, dass Sie vom Handy den
Hinweis bekommen haben, den
Satz aber trotzdem nicht gesagt
haben?
Geld und Gesundheit
WAS SICH 2017 IN DEUTSCHLAND VERÄNDERT
BUS- UND BAHNFAHREN
Für Millionen Bundesbürger wird Bus- und Bahnfahren im neuen
Jahr teurer. Bundesweit steigen im Nahverkehr die Fahrpreise,
teilweise wurden sie schon im Dezember erhöht. Die Verkehrsunternehmen gehen davon aus, dass die Fahrkartenpreise durchschnittlich zwischen 2 und 2,5 Prozent zulegen. Der Grund sind
Tarifsteigerungen für die Beschäftigten und klamme Kassen der
Gemeinden.
FEIERTAGE
Für Millionen Arbeitnehmer gibt es im Herbst 2017 ein besonderes
„Geschenk“: Der Reformationstag am 31. Oktober 2017 ist zum 500.
Jubiläum ausnahmsweise ein bundesweiter gesetzlicher Feiertag.
FERNSEHEN
Im Frühjahr müssen sich etliche Bürger, die ihr Programm noch
über Antenne empfangen, umstellen. In der Nacht zum 29. März
2017 wird das Sendesignal in vielen Regionen vom bisherigen
Standard DVB-T auf den neuen Standard DVB-T2 HD umgestellt.
Wer dafür nicht vorgesorgt und sich etwa eine zusätzliche Set-TopBox besorgt hat, wird dann über das digitale Antennen-Fernsehen
keinen Empfang mehr haben. Mit der Umstellung wird es erstmals
möglich sein, Fernsehen über Antenne in HD-Qualität zu empfangen. Bis Mitte 2019 soll die Umstellung bundesweit abgeschlossen
sein. In ersten Ballungsgebieten sind sechs Programme in DVB-T2
HD bereits seit Mai 2016 im Testbetrieb verfügbar.
GELD
Ein neuer, fälschungssicherer 50-Euro-Schein soll ab dem 4. April
in den Umlauf kommen. Zur Erstausstattung werden insgesamt
5,4 Milliarden Stück gedruckt. Der neue Schein hat wie schon der
neue 20-Euro-Schein unter anderem ein Porträt-Fenster als neues
Sicherheitsmerkmal. Hält man die Note gegen das Licht, wird das
Fenster durchsichtig und man sieht ein Porträt der griechischen
Mythengestalt Europa. Der 50er ist die am häufigsten genutzte
Stückelung der Euro-Banknoten und die am zweithäufigsten
gefälschte Banknote im Eurosystem.
GESUNDHEIT
Die Krankenkassen übernehmen ab dem 1. Juli auch die Kosten
einer Videosprechstunde mit dem Arzt. Mit dem so genannten
E-Health-Gesetz wird dies Angebot Bestandteil der vertragsärztlichen Versorgung. Die Nutzung der Beratung via Internet ist für
Patienten freiwillig.
Lebensversicherungen: Neukunden klassischer Lebensversicherungen müssen sich vom kommenden Jahr an auf einen weiteren
Rückgang der garantierten Verzinsung einstellen. Der sogenannte
Garantiezins sinkt zum 1. Januar 2017 für neuabgeschlossene Verträge auf 0,9 Prozent - von aktuell noch 1,25 Prozent.
STAUBSAUGER
Bei Staubsaugern wird die Leistung noch einmal gekappt. Ab dem
1. September 2017 dürfen Staubsauger nach den Energiespar-Vorgaben aus Brüssel nur noch eine maximale Stromaufnahmeleistung von 900 Watt haben. Bisher sind es 1.600 Watt.
TELEFONGEBÜHREN
Gute Nachricht für Urlauber: Die Roaming-Gebühren für das Telefonieren und Surfen im EU-Ausland sollen nach den Plänen der
EU-Kommission im Juni 2017 abgeschafft werden. Allerdings
haben die Pläne noch nicht alle Hürden genommen.
28 STANDORT BRAUNSCHWEIG
G
Hände weg vom Steuer. Ein Prototyp für
autonomes Fahren ist unterwegs.
Testfeld für
intelligente Mobilität
DAS BUNDESVERKEHRSMINISTERIUM STELLT FÜR
MOBILITÄTSFORSCHUNG 5,8 MILLIONEN EURO BEREIT
ute Nachricht für die Anwendungsplattform Intelligente
Mobilität (AIM) in Braunschweig, die
Autos erforscht, die auch ohne Fahrer unterwegs sein können. Braunschweig wird jetzt auch zum Testfeld
für digitale Lösungen für Kreuzungen mit gemischtem Verkehr. Dabei
geht es nicht nur um das autonome
Fahren, sondern auch um die Integration von herkömmlichen Fahrzeugen,
Radfahrern und Fußgängern in die
intelligente Mobilität. Hierfür stellt
das Bundesverkehrsministerium für
Braunschweig 5,8 Millionen Euro zur
Verfügung. Am AIM sind neben dem
federführenden Deutschen Zentrum
für Luft- und Raumfahrt (DLR) das
Niedersächsische Forschungszent-
rum Fahrzeugtechnik (NFF) der TU,
die Stadt Braunschweig sowie Unternehmen der Region beteiligt.
Neben einem Testfeld auf der Autobahn 9 in Bayern und Braunschweig
ist auch in Kassel ein entsprechendes
Forschungsvorhaben geplant. Dort
soll mit 2,3 Millionen Euro Förderung
getestet werden, bestimmte Fahrzeuge
für einen besseren Verkehrsfluss mit
Ampeln zu vernetzen. Dafür sollen
Busse, Straßenbahnen und Rettungsfahrzeuge mit Bordcomputern ausgerüstet werden.
Insgesamt stellt das Ministerium bis
2020 rund 100 Millionen Euro für digitale Testfelder wie das Erkennen von
Verkehrssituationen und den künftigen Mobilfunkstandard G5 bereit.
NEUE TU-PRÄSIDENTIN
ANKE KAYSSER-PYZALLA FOLGT AUF
PROF. DR. JÜRGEN HESSELBACH
„WEITER MIT DEN
RICHTIGEN MENSCHEN
WACHSEN“
DIE BRAUNSCHWEIGER PRIVATBANK
VERSTÄRKT SICH MIT EXPERTEN
Prof. Lothar Hagebölling, Vorsitzender des
Hochschulrats, Prof. Anke Kaysser-Pyzalla
und TU-Präsident Prof. Jürgen Hesselbach.
und ihr interessantes Umfeld. Mein Ziel ist
es, die Initiativen, die aus der Universität
kommen, zu fördern und Impulse zu setzen“, sagte die designierte Präsidentin und
ehemalige Segelfliegerin.
D
ie Braunschweiger Privatbank
erweitert ihr Kompetenz-Team
von Anlagespezialisten. Michael Feisthauer, der von der Berenberg Bank
kommende Privat-Banking-Experte,
ist seit Anfang Januar neu dabei. Der
renommierte 45-jährige Relationship-Manager ist seit über 20 Jahren
im Privatkundengeschäft und in der
Vermögensanlage tätig. „Die geforderte Mischung aus höchster Kompetenz, Verantwortung, Bodenständigkeit und klarer moralischer Haltung
kann ich in der individuellen Vermögensberatung der Braunschweiger Privatbank bestens einbringen“,
erläutert der dreifache Familienvater, der nebenbei im Verwaltungsrat
des Hochschulbundes tätig ist. Das
erklärte Ziel der Braunschweiger Privatbank ist es laut Sascha Köckeritz, Leiter der vor dreieinhalb Jahren gegründeten Braunschweiger
Privatbank, „weiter mit den richtigen Menschen zu wachsen, um die im
Geschäftsmodell konkret festgelegten Qualitätskriterien gegenüber den
Kunden stets erlebbar zu machen.“
So werden schon in wenigen Wochen
drei weitere Experten das Unternehmen personell verstärken.
Neuer Filialdirektor: Arne Gröne.
NEUAUFTEILUNG DES
GESCHÄFSTGEBIETS
DIE ÖFFENTLICHE VERSICHERUNG HAT
NUN FÜNF BEZIRKSDIREKTIONEN
V
on 2017 an teilt die Öffentliche Versicherung Braunschweig ihr Geschäftsgebiet in fünf Bezirksdirektionen auf:
Braunschweig-Nord, Braunschweig-Süd,
Bad Harzburg-Holzminden, HelmstedtWolfsburg und Wolfenbüttel-Salzgitter.
Dabei wird die Bezirksdirektion Braunschweig-Nord weiterhin von Uwe Czerner geleitet; Arne Gröne ist ab sofort neuer
Filialdirektor der Bezirksdirektion Braunschweig-Süd. Zuvor war Gröne mit großem
Einsatz für die bisherige Bezirksdirektion
Bad Harzburg verantwortlich.
Hat gut lachen: PSD-Vorstand Carsten Graf.
VERTRAGSVERLÄNGERUNG
CARSTEN GRAF BLEIBT VORSTANDSSPRECHER DER PSD BANK BRAUNSCHWEIG EG
Frohe Weihnachten für Carsten Graf. Der
Aufsichtsrat der PSD Bank Braunschweig
eG hat den Dienstvertrag des 46-Jährigen
vorzeitig um fünf Jahre bis zum 30.6.2022
verlängert. Durch diese Kontinuität im
Management der PSD Bank würdigt der
Aufsichtsrat Grafs Anteil an der positiven
Entwicklung der Genossenschaftsbank.
Graf ist seit Mitte 2011 Vorstandssprecher
und verantwortet u.a. die Bereiche Personal, Vertrieb und Marketing. In dieser
Funktion prägte er den Wandel des Instituts, das zurzeit 65 Mitarbeiter beschäftigt und 40.000 Mitglieder und Kunden
betreut, zu einer beratenden Direktbank.
Fotos: DLR, Braunschweiger Privatbank, TU Braunschweig, Öffentliche Versicherung Braunschweig, PSD Bank Braunschweig eG
Michael Feisthauer, Relationship-Manager mit über 20-jähriger Erfahrung.
Die Nachfolgerin von Professor Dr. Jürgen
Hesselbach ist gewählt und der Staffelstab könnte schon im Frühjahr übergeben
werden: Anke Kaysser-Pyzalla wird neue
Präsidentin der TU Braunschweig . Die
Materialwissenschaftlerin und Maschinenbauerin ist Wissenschaftliche Geschäftsführerin des Helmholtz-Zentrums Berlin
für Materialien und Energie mit circa 1.100
Beschäftigten und Professorin an der
Ruhr-Universität Bochum. „Ich freue mich
auf die neuen Aufgaben an der erfolgreichen und leistungsstarken Carolo-Wilhelmina und besonders auf ihre Fächervielfalt
STANDORT BRAUNSCHWEIG 29
Marktführer
bei „Parken“
und „payment“
Volkswagen Financial
Services kauft PayByPhone
Fotos: Braunschweiger Verkehrs-GmbH, Volkswagen Financial Services, Christian Göttner, Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade
E
in schönes Weihnachtsgeschenk machte sich
die Volkswagen Financial Services AG. Kurz vor
Weihnachten 2016 erwarb das Unternehmen den
Dienstleister PayByPhone. Er ist der weltweit führende Anbieter bargeldlosen Bezahlens bei Parkvorgängen. Mit der neuen Investition will man die
Geschäftsfelder „Parken“ und „Payment“ stärken
und das internationale Produktportfolio erweitern. PayByPhone wickelte 2016 circa 60 Mio. Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von rund 240
Mio. Euro ab. Die Firma hat ihren Sitz in Vancouver,
Kanada und ist mit seinen Dienstleistungen darüber hinaus in den USA, Frankreich, Großbritannien,
der Schweiz sowie in Australien aktiv.
„Durch die Akquise sind wir der führende Anbieter beim Abwickeln und mobilen Bezahlen von
Parkvorgängen. Wir bündeln dieses Know-How
zukünftig in einem eigenen Geschäftsfeld rund um
das Thema Parken. PayByPhone ist hoch innovativ mit einer exzellenten Nutzerfreundlichkeit auf
allen mobilen Endgeräten“, konstatiert Dr. Christian Dahlheim, Vorstand für Vertrieb und Marketing bei der Volkswagen Financial Services AG.
Dreh- und Angelpunkt des Angebots ist die App
„paybyphone parking“, die für die mobilen Betriebssysteme iOS, Android und Blackberry zur Verfügung steht. Über diese können Kunden Parkzone
und gewünschte Parkzeit auswählen und direkt
bezahlen. Zusätzlich macht eine Alarmfunktion
den Nutzer auf das Auslaufen seines virtuellen
Tickets aufmerksam und das Ticket kann aus der
Ferne verlängert werden.
An der Schmalbachstraße wird
in die mobile Zukunft investiert.
Busse für die Verkehrs GmbH
2,2 MILLIONEN FÜR FAHRZEUGBESCHAFFUNG VOM LAND NIEDERSACHSEN
Mitte Dezember 2016 erhielt
die Braunschweiger VerkehrsGmbH sechs 18,75 Meter lange
Gelenk- und zwei 12-MeterSolobusse von der MAN Truck
& Bus, um ihren insgesamt
148 Omnibusse umfassenden
Fuhrpark zu modernisieren.
Die Fahrzeuge vom Typ MAN
Lion's City sind alle vollklimatisiert und haben Außenschwenkschiebetüren. Das
Gesamtvolumen der Fahrzeugbeschaffung beträgt ca.
2,2 Millionen und wird mit 40
% vom Land Niedersachsen
gefördert. Die zweite Bestellung über 14 weitere Busse,
davon 8 Gelenkbusse und 6
Solobusse für 2017 ist bereits
erfolgt. Die Auslieferung nach
Braunschweig soll im Spätsommer 2017 erfolgen.
Symbolische Zündschlüsselübergabe:
Thomas Flentge (MAN) an Oberbürgermeister Ulrich Markurth und Verkehrs
GmbH Geschäftsführer Jörg Reincke.
Betriebsleiter Michael Deiters und
Geschäftsleiter Uwe Teleweit.
GROSSE KOCHKUNST
AUF KLEINEM RAUM
„KOCHBOX“ IM METRO-GROSSMARKT BRAUNSCHWEIG
F
rage: Was macht ein weißer Container mit modernen Küchengeräten mitten in der Metro Braunschweig? Antwort: Marvin Böhm,
Sieger des mit 10.000 Euro Preisgeld
dotierten Bocuse d’Or Germany,
bereitete sich hier unter Wettkampfbedingungen für das international besetzte Finale des renommierten Kochwettbewerbs Bocuse
d’Or in Lyon vor. Bei Snacks und
Weinen konnte man nicht nur dem
geschickten Wolfsburger Top-Koch
Böhm aus dem Aqua im Ritz-Carlton auf die Finger gucken, sondern
sich in lockerer Atmosphäre auch
über ATP Challenger „Sparkassen
OPEN 2017“ austauschen.
Koch Marvin Böhm aus dem Aqua.
Detlef Bade freut sich über finanzielle Unterstützung für Fortbildungen.
ZWEI MILLIONEN
HANDWERKSKAMMER ERHÄLT
WICHTIGES FÖRDERGELD
K
urz vor Jahresende gab es
für die Handwerkskammer
Braunschweig-Lüneburg-Stade
noch ein Geldgeschenk vom Land
Niedersachsen. Die Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD)
überreichte zwei Bewilligungsbescheide des Landes über insgesamt rund zwei Millionen Euro
an Handwerkskammer-Präsident
Detlef Bade sowie den Hauptgeschäftsführer Eckhard Sudmeyer.
Mit dem Geld sollen Fortbildungen, Qualifizierungsmaßnahmen
sowie die Lehrgänge der überbetrieblichen Ausbildung 2017
gefördert werden.
Ab dem 1. Januar steigen die Kosten für die Lehrkräfte der überbetrieblichen Ausbildung pro
Unterrichtsstunde von 31 auf 35
Euro. Zuletzt wurde die Personalpauschale 2001 erhöht. Bei ihrem
Besuch schaute sich die Ministerin auch das vollständig modernisierte Technologiezentrum in
Braunschweig an.
E
Roller
Die Trinity-ElectricVehicles GmbH
vertreibt E-Roller
in Europa
N
VON GESA LORMIS
och vor knapp fünf Jahren bastelte
Reinhold Richert mit seinem Bruder
in der Garage an Motorrad-Prototypen mit
Elektroantrieb. Heute vertreibt er europaweit E-Roller und beschäftigt vier Mitarbeiter. Für 2017 hat sich das junge Unternehmen
Trinity-Electric-Vehicles ehrgeizige Ziele
gesteckt: Am Firmenstandort in Meinersen,
der Heimat von Firmengründer Richert, soll
eine neue Halle mit 500 m² gebaut werden.
„Uns fehlen Kundenparkplätze, außerdem
hatten wir immer wieder Schwierigkeiten
mit rangierenden Lkw und Gabelstaplern.
Die neue Halle wird komplett auf unsere
Bedürfnisse zugeschnitten und das Grundstück gibt es her, dass wir die Halle später
auf 1.000 m² erweitern können“, erzählt er.
Dabei hat er sich bewusst für den dörfli-
nen. Gerade dafür sind E-Roller
eine günstige, wartungsarme und
umweltfreundliche Alternative zu
Verbrennungsmotoren.“
Pfiffige Vertriebsidee: „Wir bieten
an, unsere Roller kostenlos für eine
Woche zu testen: So kann sich der
Kunde eine Meinung über die Nutzung im laufenden Betrieb bilden.
Mit engerem Händlernetz verkürzen
wir Anlieferwege und können diesen Testbetrieb intensivieren.“ Doch
die Testphasen kosten Zeit und Geld.
Trotzdem ist Reinhold Richert überzeugt, dass es der richtige Weg ist,
um seine E-Roller auf dem Markt zu
etablieren: „Vom Fahrkomfort können sich die Kunden überzeugen,
wenn sie die Straße auf und ab fahren. Wichtiger ist, dass sie die Vorteile
im Alltag erleben und merken, ob die
Reichweite des gewählten Akkus für
sie passt. Roller sind Kurzstreckenfahrzeuge für die Stadt und im unteren Geschwindigkeitsbereich unterwegs. Unsere kleinen bis mittleren
Akkugrößen sind dafür ausreichend.
Trotzdem gibt es Kunden, die unsePizzaauslieferung mit einem Delivery-Roller.
ren großen 60 V/50 Ah-Akku mit
Mindestreichweite von 107 Kilomechen Standort entschieden, um die Grundtern brauchen, im Vorfeld jedoch aus Koskosten für die Gebäude niedrig zu halten.
tengründen zu einem kleinen, günstigeren
Sein Plan für 2017: Die Stückzahlen der verAkku tendieren.“ In diesem Fall gäbe es Frust
kauften E-Roller in den vierstelligen Bereich
statt Fahrspaß.
und das Unternehmen in die Gewinnzone zu
Theoretisch kann natürlich auch später
bringen. „Im ersten Jahr haben wir 60 Rolauf einen anderen Akku gewechselt werden,
ler verkauft, hauptsächlich über unsere
doch eine ausgiebige Testwoche verhindert
Webseite sowie Internetportale wie eBay
Enttäuschungen. Die günstigsten 25 km/h
und Amazon an Endkunden. 2016 waren
Modelle kosten keine 3.000 €, das Spitzenes fast 500, die meisten im Direktvertrieb.
modell mit 100 km/h 6.000 €
Dadurch hielten sich Kosten und Erlöse die
Die Kundenzufriedenheit steht bei TriWaage, meine eigene Anfangsinvestition
nity an erster Stelle. Nach eigenen Konstvon knapp 300.000 € ist noch nicht getilgt.“
ruktionsversuchen sondierte der Gründer
zusammen mit einem befreundeten ElekIn diesem Jahr soll das Händlernetz ausgebaut werden, erläutert der gelernte Industtroingenieur und dessen Kollegen – einem
Shanghai-Chinesen – den Herstellermarkt
riekaufmann: „Durch ein Förderprogramm
nach elektrischen Zweirädern: „In China
der Stadt München, das Elektromobile für
sind E-Roller alltäglich. So kamen wir auf
Gewerbetreibende bezuschusst, konnten
wir Pizza-Lieferdienste als Kunden gewindie Idee, bewährte Technik zu importieren“,
berichtet Richert.
Nach sorgfältiger Auswahl der
Kriterien, Vorort-Besuchen in chinesischen Werken und Tests blieb
ein Hersteller, der die passende
Qualität liefern konnte und flexibel genug war, auf die Anforderungen für den Deutschen Markt
einzugehen: „Auch wenn wir ein
chinesisches Produkt importieren,
trägt es unseren Firmennamen und
soll unsere Ansprüche erfüllen. Wir
geben zwei Jahre Garantie auf den
Roller und den Akku, vier Jahre auf
den Rahmen. Die Roller sollen fahren, nicht in der Werkstatt stehen.“
Der Markenname ist abgeleitet aus
dem ursprünglichen Gründungstrio,
mittlerweile führt Reinhold Richert
Firmengründer Reinhold
Richert hat sich auf E-Roller für
die Firma allein. Jetzt steht Trinity
den privaten Gebrauch und als
für den hohen Wirkungsgrad, niedLiefer- und Transportroller in
rige Betriebskosten und die UmweltFirmenflotten spezialisiert.
freundlichkeit der Roller.
Fotos: Trinity-Electric-Vehicles
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Kundenwünsche künftig schneller und besser zu
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profitieren, auch die über 250 Mitarbeiter der
Gruppe. Für die werden die Wege kürzer, die Abläufe schlanker. Denn die Gruppe will wachsen.
Bereits in den vergangenen Jahren hat die Gruppe zugelegt und investiert. Unter anderem in das
Zukunftsprojekt „Future Retail“. „Wenn wir in fünf
Jahren unser 125-jähriges Jubiläum feiern, dann
ist Block am Ring ein Autohaus mit umfangreichen digitalen Strukturen und ermöglicht so eine
innovative Customer-Journey in der Welt einer
globalen, automobilen Marke“, so Block am Ring
Prokurist Frank Pollak.
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STANDORT GOSLAR 35
Globale Kooperation
im Rohstoffbereich
DIE TU CLAUSTHAL FORSCHT WELTWEIT IM BEREICH RECYCLING
H
VON GESA LORMIS
nationale Kooperation im Bereich der Rohstoffpolitik entwickeln und Strukturen für
Entscheidungsprozesse schaffen. Dies ist
von erheblicher Bedeutung für eine langfristige globale Sicherung von Rohstoffversorgung und Ressourceneffizienz geworden. Ein
Expertennetzwerk aus allen Rohstoffsektoren soll in den nächsten Monaten die Grundlagen hierfür legen.
Die TU Clausthal wird ihre Kompetenzen
und Netzwerke einbringen – und das sind
schon eine ganze Menge. Insbesondere die
des Forschungsschwerpunkts Rohstoffsicherung und Ressourceneffizienz der TU,
des regionalen Cluster REWIMET und Recyclingregion Harz, des gemeinsamen deutschen Netzwerkes GERRI (German Resource
Research Institute) und der Europäischen
Initiative KIC EIT Raw Materials.
Zink-Recycling an der TU Clausthal.
Die Profis für Raum & Farbe
Fotos: Ernst, Sonnenhotels
orizon 2020 – was klingt wie eine Spaceshuttle-Mission, ist ein Programm der
EU für Forschung und Innovation. Aus diesen Mitteln wird in den nächsten zwei Jahren der Aufbau einer globalen Kooperation im Rohstoffbereich unterstützt. Die
TU Clausthal ist eine von drei deutschen
Partnern im Kernkonsortium der „FORAM“
genannten Initiative und wird sich weltweit
um den Bereich Recycling kümmern. Vertreten wird sie durch den Lehrstuhl für Rohstoffaufbereitung und Recycling des Instituts für Aufbereitung, Deponietechnik und
Geomechanik.
FORAM – Forum on raw materials – will
in der bislang weltweit größten Allianz
von Partnern aus allen Kontinenten sowie
UN-Organisationen eine intensive inter-
Entwurf für die exklusiven
Baumhäuser in Bad Harzburg.
Sonnenhotels
investieren
in den Harz
NEUER FIRMENSITZ IN GOSLAR
FÜR 1,6 MILLIONEN EURO
I
m Goslarer Gewerbegebiet Baßgeige
entsteht ein neues Verwaltungsgebäude der Sonnenhotels und Resorts.
Die Kosten für das Bauprojekt werden
mit 1,6 Millionen Euro beziffert, es soll
im Herbst 2017 bezugsfertig sein.
Geplant sind 750 Quadratmeter Baufläche, die 14 weiteren Mitarbeitern
Platz bieten. Derzeit sind 16 Mitarbeiter
in der Verwaltung der Hotelbetreiber
beschäftigt. Ab Sommer 2017 betreibt
die Sonnenhotels Deutschland GmbH
& Co. KG in Bad Harzburg das Resort
Ettershaus, das zurzeit durch das
Braunschweiger Architektenbüro Thomas Funke GbR gebaut wird. Neben
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in unsere Hände geben wollen: Ohne Wenn und Aber
stellen wir uns auf Ihre Wünsche ein! Das fängt bei einer
kompetenten Beratung vor Ort an und hört bei maßgeschneiderten Leistungen noch lange nicht auf. Sämtliche
Arbeiten werden von uns auf höchstem Qualitätsniveau
realisiert.
Unser Leistungsspektrum:
n Industrie- und Gewerbebauten
n Produktionsstätten und Lagerhallen
n Wohnungs- und Verwaltungsbau
n Schulen und Kindergärten
n Krankenhäuser, Praxisräume
und Altenheime
n Geschäftsräume
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36
STANDORT HELMSTEDT
Drive-in
AUTOHAUS THIEDE MIT DREI STANDORTEN IN SCHÖNINGEN
A
VON GESA LORMIS
us dem Auto heraus Gebrauchtwagen-Angebote betrachten – und nur
dann aussteigen, wenn etwas interessiert: Jens und Henning Thiede haben
sich auf die Such-Taktik potenzieller
Kunden eingestellt und einen befahrbaren Rundweg um das Schaugelände
ihres Autohauses Am Galgenberg in
Schöningen bauen lassen – inklusive
Blick auf den Brocken. „Nun können
Kunden die Gebrauchtwagen erfahren, ohne auch nur einmal in den Rückwärtsgang schalten zu müssen“, erklärt
Geschäftsführer Jens Thiede. Am 21.
Januar wurde der mittlerweile dritte
Standort ihres Autohauses eröffnet.
Insgesamt umfasst das neue Verkaufs- und Auslieferungszentrum 5000
Quadratmeter; allein die Fahrzeughalle überspannt 450 Quadratmeter.
Neben der Kernmarke (von Opel zertifizierte Gebrauchtwagen) können die
Kunden auch unter anderen Automarken wählen. 1950 startete die Familie
Thiede ihren Betrieb, als sie eine Tankstelle pachtete – aus diesen Anfängen
entwickelte sich das Geschäft mit Neuund Gebrauchtwagen. Mittlerweile
beschäftigt das Unternehmen 50 Mitarbeiter an drei Standorten, 11 davon sind
Auszubildende.
Schützender Schirm
E
e
ntiert
norie
Kunde
n,
e
g
n
u
n!
Lös
zeuge
in ehemaliger Kooperationspartner
aus Belgien macht dem Helmstedter
Saatzucht-Unternehmen Strube derzeit
das Leben schwer. Per Schiedsspruch
hat er in seinem Heimatland eine hohe
Zahlungsverpflichtung erwirkt. Diese
ist jedoch rechtlich umstritten. Die
Strube-Geschäftsführung hat daher
ein Schutzschirmverfahren in Eigen-
e über
die Si
Ihr regionaler Hersteller für
Neuanlagen, Modernisierung,
Service & Wartung (auch Fremdanlagen) aus einer Hand.
An den Wiesen 10 • 38159 Vechelde • Tel.: 05302 805 3810-0
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Die Geschäftsführung der Strube Gruppe:
Dr. Christian Putensen-Strube, Sina Isabel
Strube, Dr. Christoph Hauser.
verwaltung gerichtlich eröffnen lassen.
Die Geschäftsführer von Strube bleiben
in voller Verantwortung für das operative Geschäft. Strube reichte zudem
bereits 2015 in Belgien eine Aufhebungsklage ein. Dieses Klageverfahren läuft
noch. Dennoch drohte mit dem Schiedsspruch aus Belgien aktuell eine Vollstreckung in Deutschland. „Obwohl das
operative Geschäft von Strube gesund
ist und die Produkte nicht zuletzt aufgrund der sehr guten Entwicklungs- und
Zuchtaktivitäten qualitativ gefragt sind,
wäre die Strube GmbH & Co. KG durch
eine mögliche Vollstreckung insolvenzreif“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Das soll der Schutzschirm aber abwenden. Damit ist Strube vor den Ansprüchen des Ex-Kooperationspartners
geschützt. Vollstreckungsbescheide können nicht vollzogen werden. Dieses Verfahren habe keine Auswirkungen auf
das operative Geschäft der Firma. Der
Geschäftsbetrieb läuft ohne Einschränkungen weiter.
Fotos: Autohaus Thiede, Strube GmbH & Co. KG
EX-PARTNER STELLT STRITTIGE ANSPRÜCHE AN SAATGUTHERSTELLER STRUBE
STANDORT HELMSTEDT 37
D
Foto: Adamski GmbH
Ausstellungsraum der Tischlerei Adamski.
Seit 60 Jahren
auf dem Parkett
Die Tischlerei Adamski geht ins nächste Jahrzehnt
VON GESA LORMIS
ie Tischlerei Adasmki aus Süpplingen ist der
Name für die Verlegung und Erneuerung von
Massivholz- und Mehrschichtparkett sowie Dielung
in Wolfsburg. Zu den Kunden gehören Unternehmen wie die Wohnungsgesellschaft Neuland, Autostadt und VW Immobilien. Seit 2002 gibt es eine
Filiale mit Ausstellungsraum am „Steimker Berg“.
Angefangen hat alles vor 60 Jahren – im Januar
1957, ein Jahr nachdem Unternehmensgründer Werner Adamski seinen Meistertitel erwarb. Er fertigte Treppen, Türen und Holzfenster, während sich
seine Frau um das zur Tischlerei gehörende Sarglager und Bestattungen kümmerte. 33 Jahre nach der
Eröffnung, 1990, übernahm Sohn Harald das Unternehmen. Als gelernter Kaufmann und Tischlermeister überführte den Familienbetrieb 1992 in eine
GmbH. Wenige Jahre später stellten die Süpplinger den Bau von Holzfenstern und Türen ein, seitdem gibt es auf diesem Gebiet Kooperationen mit
Partnerbetrieben und Zulieferern. „Wir haben uns
von einem Produktionsbetrieb zu einem erfolgreichen Dienstleister für Einbau und Renovierung
entwickelt“, erklärt Harald Adamski die Idee der
Umstrukturierung. Trotz namhafter Kunden hält
er an der dörflichen Tradition fest, dass Tischlerei
und Bestattungen miteinander verknüpft sind. Wie
schon seine Eltern ist er in Süpplingen Ansprechpartner nach einem Sterbefall.
Neben Harald Adamski arbeiten drei Mitarbeiter
sowie ein Lehrling im Jubiläumsbetrieb, der neben
Fenstern, Türen und Holzfußböden auch den Einund Umbau von Treppen, Terrassen und Wintergärten anbietet.
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38 STANDORT PEINE
DREI FRAGEN AN KATJA PREUSS VON
PREUSS IMMOBILIEN IN PEINE.
Frau Preuß, der Immobilienmarkt
wird durch Internetportale und
Banken stark umworben. Wie
behaupten Sie sich als Peiner Maklerin
gegen die große Konkurrenz?
Mit Menschlichkeit, Verlässlichkeit und Energie. Es macht
mir unglaublich Spaß,
meine Kunden
kennenzulernen und sie zu
begleiten. Ich
muss sowohl
Einfühlungsvermögen zeigen
als auch sachlich und fachlich beraten, die
Objekte und
ihren Wert neutral betrachten und schätzen. Dass mein
Gegenüber das
Gefühl hat, gut aufgehoben zu sein, ist
Teil meines Erfolges. Mein Geschäft ist
es, mich voll und ganz auf die Bedürfnisse meiner Kunden und ihrer Suche
nach einer geeigneten Immobilie oder
passenden Käufern zu machen, die
nötigen Kontakte zu Notaren und Banken herzustellen. Da ich dies übernehme – und das gerne – können sich
meine Kunden zurücklehnen.
Wer verkauft und wer kauft über Sie?
Meine Kunden sind Menschen aus
allen Schichten und mit individuellen Geschichten. Oft sind sie in einer
Umbruchstimmung, etwa nach einer
Trennung oder dem Verlust des Partners. Auf der anderen Seite gibt es diejenigen, die gerade einen Lebensabschnitt starten, durch Familienzuwachs
oder einen neuen Job. An dieser Stelle
bin ich mehr als nur Maklerin, sondern
auch Begleiterin und Gesprächspartnerin. Kunden können sich jederzeit und
mit jeder Frage an mich wenden, ich
bin direkt ansprechbar, gebe Antworten und vermittle bei Bedarf weitere
Kontakte.
Wie bringen Sie unentschlossene
Kunden zu einer Entscheidung?
Gerade für diejenigen, die alles sehr
emotional sehen, bin ich der Gegenpol.
Meine Erfahrung lässt mich Objekte
neutral bewerten. Ich kann sachlich für
oder gegen einen Kauf oder Preis argumentieren, ohne die persönliche Situation aus den Augen zu verlieren.
Gemeinde macht Schulden
für die Wirtschaftsförderung
DIE ACHAT ENGINEERING GMBH IN
LENGEDE WÄCHST WEITER
A
VON BASTIAN LÜPKE
chat5 gehört zu den absoluten Vorzeige-Firmen der Gemeinde Lengede
im Landkreis Peine. Das Unternehmen
beliefert vom kleinen Broistedt aus den
Weltmarkt mit Produktionsstraßen zur
Leiterplatten-Bestückung. Der Betrieb
entwickelt und produziert die Geräte, die
Kommunikation zwischen den einzelnen
Maschinen inklusive des Transportsystems und einer automatisierten Prozessunterstützung zur optischen Qualitätskontrolle. Für die Gemeinde ist das Grund
genug, die innovative Firma zu fördern.
Die Verwaltung hat einen Kredit über
800.000 Euro aufgenommen, um für
Achat5 zusätzliche Büro- und Produktionsflächen zu schaffen. Bis Ende März soll
das neue Bürogebäude fertig sein. Die Fläche hat sich dann von 150 auf 300 Quadratmeter verdoppelt. Anschließend folgt
der Bau einer neuen Produktionshalle.
Auch hier verdoppelt sich die Fläche, auf
1.000 Quadratmeter. Für die Verwaltung
rechnet sich diese Förderung: Sie vermietet die Räume an die Firma und erhält entsprechende Einnahmen. Außerdem entstehen neue Arbeitsplätze in Broistedt. Viele
davon bei Achat5: „Nachdem wir im Zuge
der Wirtschaftskrise 2009 unseren Tiefpunkt erreicht hatten, ging es stetig bergauf“, sagt Achat5-Geschäftsführer Jürgen
Schaffhausen. In den vergangenen drei
Jahren habe der Betrieb seine Mitarbeiterzahl auf 20 verdoppelt. Weitere Facharbeiter – etwa Mechatroniker – sollen in diesem Jahr eingestellt werden. Daher waren
die Erweiterungen notwendig. „Wir stehen
uns derzeit gegenseitig auf den Füßen“.
„Ein echter
Glücksfall“
STEFAN HONRATH, NEUER
LEITER DER DIREKTION PEINE
Der 52-jährige Diplom-Volkswirt
Honrath lebt seit 18 Jahren in Peine.
Hat viele Krisen gemeistert:
Achat5-Geschäftsführer
Jürgen Schaffhausen.
Der Lengeder ist ein echter HerzblutUnternehmer. Um Achat5 zum Erfolg zu
führen, musste er aber Umwege gehen.
Vor 2002 war Schaffhausen für ein Unternehmen aus Bad Pyrmont als Projektleiter tätig und gründete eine Außenstelle in Broistedt. Doch die Pyrmonter
Firma wurde übernommen – es drohte
ein Ausverkauf der Betriebsbestandteile.
Schaffhausen entschloss sich mit seinem
Know-How und einigen Kunden die Firmengründung zu wagen – damals unter
der Firmierung ASW. Eine italienische
Holding kaufte 2008 Anteile an der Firma,
woraufhin sie unter dem Marken-Namen
e-cube am Markt unterwegs war. Mit dieser Holding jedoch ging es in der Weltwirtschaftskrise bergab. Schaffhausen kaufte
seine Anteile zurück und firmierte fortan
unter Achat Engineering – kurz Achat5.
Seitdem geht es aufwärts: Mitarbeiterzahl, Unternehmenssitz, Umsatz – überall
steigen die Zahlen. Der Jahresumsatz liegt
bei etwa zwei Millionen Euro.
D
er neue Leiter der Peiner Direktion
der Volksbank Braunschweig-Wolfsburg eG heißt Stefan Honrath. „Ich freue
mich über die neue und schöne Herausforderung“, konstatierte der 52-Jährige.
Der Diplom-Volkswirt stammt ursprünglich aus dem Rheinland und wohnt seit
18 Jahren in Peine. Honrath war viele
Jahre bei der Kreissparkasse/Sparkasse
Peine als Sprecher tätig und bekleidet da
das Amt als Unternehmensbereichsleiter
Privatkunden und Multikanal-Vertrieb.
Honrath ist der erste Leiter der Direktion Peine, die nach der Fusion mit der
Volksbank Peine zu Beginn des vergangenen Jahres neu geschaffen wurde. „Stefan
Honrath ist ein Glücksfall für die Volksbank BraWo“, sagte Jürgen Brinkmann,
Vorstandsvorsitzender der Volksbank
BraWo, kürzlich bei der Vorstellung des
neuen Leiters in der Peiner Hauptstelle
am alten Marktplatz.
Fotos: Privat, Bernd Stobäus, Volksbank Braunschweig-Wolfsburg eG
„Individuelle
Geschichten“
STANDORT SALZGITTER 39
Keine Nachfolger in Sicht
Werbegemeinschaft Salzgitter-Bad steht vor dem Aus
T
VON GESA LORMIS
eam ist, wenn es ein
anderer macht. Dieses Gefühl hat auch
die scheidende Vorsitzende der Werbegemeinschaft Salzgitter-Bad e.V.,
Sabine Kaiser. Die Inhaberin eines Spielwarengeschäfts in der Innenstadt
von SZ-Bad tritt in diesem
Jahr nicht mehr zur Wahl
als Vorsitzende an, auch
ihre Stellvertreterinnen
Anette Leichtmann und
Carola Kohring kehren
der Vorstandsarbeit den
Rücken.
„Wir haben diese Entscheidung im Herbst 2016
bekanntgegeben. Am 21.
Februar findet die Mitgliederversammlung statt.
Soweit wir wissen, hat niemand von den 135 Mitgliedern Interesse an unse-
rer Nachfolge gezeigt. Ich
sehe für meine Arbeit in
der Werbegemeinschaft
keine Perspektive mehr“,
sagt Kaiser, die den Vorsitz seit sechs Jahren
inne hat. Allzu oft seien
und Anstrengungen ins
Leere gelaufen oder blockiert worden. „Salzgit-
SMAG-Vorstand Sebastian H. Brandes.
Greifer bringen
keinen Umsatz
SMAG REAGIERT MIT EINSCHNITTEN
AUF DIE SCHIFFFAHRTSKRISE
Fotos: WIS Salzgitter GmbH, SMAG
F
ür Greifer schrumpft der Markt. Die
Krise in der weltweiten Schifffahrtsindustrie erreicht somit auch die Salzgitter Maschinenbau AG (SMAG). Deren
renommierte Marke „Peiner Greifer“ leidet derzeit massiv. Bislang trugen die
Schifffahrtsgreifer mehr als 50 Prozent
zum Gesamtumsatz bei, jetzt sei der
Markt praktisch zum Erliegen gekommen, heißt es aus dem Unternehmen.
Dem dadurch ausgelösten Umsatzund Arbeitsausfall will die SMAG durch
mehrere Maßnahmen begegnen – darunter Einführung von Kurzarbeit sowie
Frühverrentung von Mitarbeitern. Dabei
ter-Bad hat sich von einer
Einkaufs- zu einer reinen
Versorgungsstadt entwickelt. Doch unsere Vorschläge, sich auf das geänderte Einkaufsverhalten
der Bürger einzustellen,
wurden ignoriert oder
ausgeschlagen“, erklärt
sie enttäuscht.
stehen der SMAG-Vertreter des Arbeitgeberverbandes und der IG Metall sowie
ein Experte für Logistik- und Produktionstechnik beratend zur Seite.
Zudem seien weitere umfangreiche
Restrukturierungsmaßnahmen vereinbart, die das Unternehmen effizienter
machen sollen. „Einschnitte sind immer
schmerzlich für die Mitarbeiter“, sagt der
Vorstandsvorsitzende Sebastian Brandes. Sie seien jedoch „der einzig richtige Weg, um in diesem hart umkämpften Markt auf Dauer zu bestehen“. Der
Betriebsrat äußerte sich in einer Erklärung positiv zu den Maßnahmen: „Wir
haben konstruktive Verhandlungen
mit der Geschäftsleitung geführt, um
aus der aktuellen schwierigen Situation des Unternehmens und den damit
verbundenen Herausforderungen optimale Ergebnisse für den Betrieb und
die Belegschaft zu erzielen.“ Vertriebsvorstand Jürgen Bialek ergänzt: „Derzeit ist die wirtschaftliche Entwicklung
in der Schifffahrtsindustrie völlig offen.
Wir arbeiten intensiv an der Erschließung neuer Geschäftsfelder für die
Peiner Greifer.“ Sollte es in den nächsten Monaten keine Erholung im Greiferumsatz geben, müsse man „sich der
Situation erneut stellen.“ Vorstand und
Betriebsrat wollen auch künftig gemeinsam Alternativen und Handlungsoptionen erarbeiten, um den schwankenden
Marktanforderungen besser begegnen
zu können.
Man soll
die Feste feiern,
wie sie fallen...
oder
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40
STANDORT WOLFENBÜTTEL
Brau-Boom
Andre Volke und Andreas Stebner betreiben eine
Brauerei mit Bar, Biergarten und Brasserie.
Drei junge Unternehmen haben sich in Wolfenbüttel
dem alten Brauhandwerk zugewandt
M
VON GESA LORMIS
ichael Stier ist in Wolfenbüttel als
OkerPirat bekannt. Der Betreiber eines
Bootsverleihs und Anbieter von Bootstouren
hält seit zwei Jahren für seine Gäste Bier
vom Fass aus eigener Produktion bereit. Die
Idee dazu hatte er schon vor der Jahrtausendwende. „Aber zu dem Zeitpunkt sah die
Handwerks-Ordnung noch einen Braumeistertitel vor, um Bier brauen zu dürfen.“
2004 änderte sich diese Einschränkung
durch EU-Vorgaben, der Markt öffnete sich
für kleinere Brauereien und Hobbybrauer.
Vor drei Jahren lernte Michael Stier einen
Braumeister kennen, der ihm das Kochen
des Biersuds beibrachte und seitdem mit
Zutaten versorgt. Für ihn stehen dabei das
Handwerkliche, die Freude an der Zubereitung des Suds und der Geschmack seines
Pils im Vordergrund: „Experimente gibt es
bei mir nur im Rahmen des Reinheitsgebots.“
Marcel Hotopp, Patrice Theuring und Christian Thönebe sind das Trio hinter der Mad
Dukes Brewery. Sie schöpfen die Möglichkeiten der neuen Freizügigkeit in Sachen Bier
und der Kreativität der Craft-Beer-Szene
voll aus. Neben Hopfen und Malz gelangen
Zutaten wie Kaffee und Kürbis in ihren Sud,
der bisher mit selbst gebautem Equipment
in Privaträumen entsteht. Um professioneller arbeiten zu können, haben sie kürzlich im
Internet über die Crowdfunding-Plattform
Startnext gesammelt. Aus dem so gewonnenen Startkapital steht im Frühjahr der Auf-
bau einer Klein-Brauerei an.
Einen Mittelweg gehen Andreas Stebner und Andre Volke von der Stebner Privatbrauerei. Vor einigen Jahren eröffnete
Stebner einen kleinen Laden für Paleo-Saucen, dieses Jahr steht der Umzug in größere
Geschäftsräume und die offizielle Erweiterung des Sortiments an.
Seinen ersten Biersud kochte er Mitte 2016
nach einem alten Familienrezept; fand mit
Andre Volke einen Geschäftspartner und
begann zum Altstadtfest Wolfenbüttel mit
der Vermarktung.
Kürzlich folgten ein Glühbier auf dem
Weihnachtsmarkt, überregionale Fernsehberichte und die Suche nach neuen Räumlichkeiten. „Alle anfallenden Kosten strecken
die Geschäftspartner aus ihrem Privatvermögen vor, bis sich der neue Laden selbst
trägt“, erklärt Volke. Dieses neue Geschäft
soll demnach nicht nur die Geschäftsräume
mit Bier- und Saucensortiment umfassen,
sondern auch eine Bar und eine Brauküche
samt Seminarraum für künftige Brauer, die
hier das Handwerk lernen sollen. Es könnte
also bald weitere Brauer geben in Wolfenbüttel und Umgebung.
Bootstouren und Bier:
Okerpirat Michael Stier.
Fotos: Henning Kramewr, Privat, Mad Dukes Brewery
Bier durch Crowdfounding: die kreativen
Kerle von der Mad Dukes Brewery.
STANDORT WOLFSBURG 41
Unterstützung
für Europa
WECHSEL IN DER CHEF-ETAGE DER
AUTOVISION GMBH IN WOLFSBURG
I
VON GESA LORMIS
ch freue mich sehr über diese neue Aufgabe und darauf, nicht nur wie bisher als
Personaler, sondern jetzt in der Gesamtverantwortung daran zu arbeiten, dass die
AutoVision GmbH sich weiterentwickelt
und ein starkes Unternehmen im Volkswagen Konzern bleibt“, sagte Krapoth zum
Antritt der Stelle. Zuvor war er bereits zwei
Jahre lang Personalleiter des Dienstleisters,
der als Tochter des Volkswagen-Konzerns
unter anderem als Automotive-Dienstleister agiert. „Auch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit meinem Kollegen Jürgen Klöpffer kann ich in neuer Funktion fortsetzen“,
ergänzt der 46-Jährige.
Sein Zwischenfazit nach einem Quartal in
der Verantwortung fällt positiv aus. Demnach habe das Unternehmen den fachlichen
Fokus mehr und mehr auf die Themen Engi-
Dienstleister dem VWKonzern und dessen
Marken und Tochtergesellschaften in ganz
Europa unterstützen.
Als Herausforderung
für das neue Jahr
sieht der Geschäftsführer insbesondere
den Bekanntheitsgrad – offenbar gibt
es da Steigerungspotenzial. „So wollen wir
in Projekten mit unseren Bestandskunden
wachsen, neue Kunden und innovative
Projekte akquirieren. Ich sehe hier sehr
viele Chancen für die
Sebastian Krapoth (rechts) ist neuer Sprecher der Geschäftsführung.
AutoVision GmbH
Er leitet das Dienstleistungs-Unternehmen mit Jürgen Klöpffer.
und auch für interessierte Fachkräfte
neering, Fertigung, Logistik, IT und kaufund Job-Suchende, die bei uns auch künftig
vielfältige Stellenangebote finden werden“,
männische Dienstleistungen gelegt. Interne
Umstrukturierungen waren die Folge.
erläutert Krapoth.
Der neue Geschäftsführer ist Diplom-Psy„Alle beteiligten Fachbereiche haben engachologe, seine Laufbahn im Volkswagen
giert mitgeholfen, so dass wir für die komKonzern begann er 2001 im Bereich Managemenden Jahre als Automotive-Dienstleister
ment Coaching bei der Volkswagen Coafür den gesamten Volkswagen Konzern sehr
ching Gesellschaft in Wolfsburg.
gut aufgestellt sind“, so Krapoth. So will der
Dr. Christine Hohmann-Dennhardt, Mitglied
des Vorstands der Volkswagen AG.
Ausgezeichnete
VW-Managerin
DR. CHRISTINE HOHMANN-DENNHARDT
WURDE ZU EINER DER WICHTIGSTEN UNTERNEHMENSVORSTÄNDE GEKÜRT
Fotos: Autovision, Volkswagen AG
D
as Manager Magazin kürt nicht nur
die besten und schnittigsten Yachten des Jahres, sondern auch die wichtigsten Frauen der deutschen Wirtschaft.
In diesem Zusammenhang ernannte
die Zeitschrift auch Dr. Christine Hohmann-Dennhardt, Mitglied des Vorstands
der Volkswagen AG, Geschäftsbereich „Integrität und Recht“. Von 1999 bis zu ihrem
Wechsel zu Daimler war die 66-jährige Richterin des Ersten Senats des Bundesverfassungsgerichts und hessische Justizministerin für die SPD. Zum 1. Januar 2016 bestellte
sie der Aufsichtsratvon VW zum Mitglied
des Konzernvorstands der Volkswagen AG
für das Ressort „Integrität und Recht“.
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42 UNTERNEHMEN
bildet der Generalunternehmer, der die
schlüsselfertigen Gewerbe- und Industriebauten herstellt. Stahlbau und Innenausbau gesellen sich hinzu und komplettieren
unser Angebot. Vom ersten Strich, dem Entwurf, über die Ausführung aller Gewerke
samt Haustechnik inklusive der Beantragung und aller Architekten- und Ingenieurleistungen bis zur Bauausführung und
die Übergabe – das ist unser Geschäft. Der
Innenausbau einer Halle, die Büros enthält,
unterscheidet sich übrigens nicht vom konventionellen Innenausbau. Auch die Gestaltung der Außenanlagen mit Begrünung und
Einfriedung gehört zu unseren Leistungen –
ganz nach Kundenwunsch.
Wie steht es um den Wettbewerb?
… haben wir. Wir laufen uns auch mal über
den Weg und beißen uns, aber glücklicherweise ist das Auftragsvolumen in der Region
in den letzten Jahren so angestiegen, dass
für alle genug da ist.
Jens Hohmann,
gelernter Bauingenieur, Gesellschafter
und Geschäftsführer
von Die Hallenprofis
Gewerbe- und Industriebau GmbH aus
Halberstadt über die
Genese der Halle, die
schönsten Momente
während einer Projektphase und die diffizile
Suche nach erfahrenen
Mitarbeitern
VON KRISTINA KÜNNEMEYER
Herr Hohmann, 26 Jahre Firmengeschichte
– eine lange Zeit. Wie haben sich Ihr
Unternehmen und die Branche gewandelt?
Also für 26 Jahre kann ich nicht sprechen
(lacht) – ich bin erst seit 2001 in der Firma,
aber die Zahlen seit 1990 zeigen, dass wir
uns stetig weiterentwickelt haben. Nach
der Wiedervereinigung ging es sprunghaft
los, seitdem wachsen wir solide weiter. Aktuell könnten wir deutlich schneller wachsen,
aber es scheitert an Personal.
In welcher Ausgangslage befand sich das
Unternehmen damals?
Angefangen hat alles in Halberstadt mit
drei Gesellschaftern, einem Bauleiter und
einer Architektin. Doch bei dieser Besetzung blieb es nicht lange. Heute sind
wir fünfzehn Mitarbeiter im Bereich des
Generalunternehmens.
Wie gliedern sich Ihre Geschäftsbereiche?
Wir splitten uns in drei Teile. Das Zentrum
Früher assoziierte man mit Hallen oft
kalte, metallene Abstellräumlichkeiten.
Hat sich die Halle weiterentwickelt?
Man muss sagen, der Name Hallenprofis
stimmt, aber ist gewachsen. Wir bauen etwa
fünfzig Prozent Hallen, ansonsten Bürogebäude, ergänzende Verwaltungstrakte, Autohäuser, Fitnessstudios und vieles mehr. Aber
um Ihre Frage zu beantworten: Klar haben
sich die Hallen gewandelt – betrachtet man
beispielsweise allein die energetischen
Anforderungen. Mittlerweile muss in beheizten Gebäuden alles – bis zu den Bodenplatten – gedämmt werden.
Planen Sie auch noch klassisch oder
ausschließlich digital?
Als ich um die Jahrtausendwende in die
Firma kam, stand in jedem zweiten Büro
noch ein Reißbrett – jedoch dienten die
meisten bereits als Abstellfläche. Seitdem
arbeiten wir nur noch mit CAD. Ich kam
zwar gerade aus meinem Bauingenieurstu-
Fotos: Kristina Künnemeyer, Hallenprofis
„Vom ersten
Strich bis zur
Übergabe“
Was machen Sie anders und besser als die
anderen?
Ich glaube, unser Alleinstellungsmerkmal
besteht darin, dass wir eigene Architekten, Ingenieure und einen Statiker haben.
Oftmals geben Generalunternehmen die
Planung in externe Büros ab. Das erzeugt
Reibungsverluste lange Kommunikationswege mit entsprechenden Schwierigkeiten.
Lässt man einen externen Architekten sich
verwirklichen, auf dem Papier entstehen
schnell mal Paläste … Aber wenn es dann
um die Angebotslegung geht, will der Bauherr häufig nicht so viel bezahlen, weil es
übers Ziel hinausgeht. Über Kostenschätzung und unsere Erfahrungswerte können
wir die zu erwartenden Investitionen vorher sehr genau abbilden und unseren Architekten das Budget präzise vorgeben. Unser
Statiker stellt zudem sicher, dass nichts entworfen wird, was zwar machbar ist, aber das
Budget des Kunden sprengt. Bei uns gibt
es eine enge Abstimmung – wir sitzen alle
zusammen in einem Gebäude.
UNTERNEHMEN 43
dium von der TU und musste neben CAD
auch noch lernen, von Hand zu zeichnen,
aber schon damals war das überholt. Mittlerweile hat sich der Wechsel vom 2D-Autocad zur 3D-Modellage vollzogen. Diese
Modelle lassen sich auch besser dem Kunden präsentieren.
Was war Ihr außergewöhnlichstes
Projekt?
Wenngleich jedes Projekt einzigartig ist, individuelle Anforderungen und seinen eigenen
Reiz besitzt, hat mir besonders der Hangar
für die Polizeihubschrauberstaffel in Magdeburg gefallen. Dadurch, dass die Längsseite komplett ohne Stütze aufzuschieben
sein muss, war die Statik eine interessante
Herausforderung.
Wie lange arbeiten Sie durchschnittlich an
den Projekten?
Den Weg von der ersten Idee über die vielen
Vorentwürfe bis zur Entscheidung des Bauherrn kann man nicht so genau als Zeitangabe beziffern … Sobald Klarheit über den
Entwurf herrscht, dauert es etwa einen
Monat bis zur Erstellung der Genehmigungsplanung. Das Bauamt benötigt dann
etwa drei Monate bis zur Erteilung der Baugenehmigung. Der Zeitraum vom ersten Spatenstich bis zur Fertigstellung umfasst fünf
bis acht Monate, je nach Komplexität des
Vorhabens.
Was sind die schönsten Momente während
einer Projektphase?
Für mich persönlich, wenn man die Menschen mit ihrer ersten Idee berät, ihnen
zuhört und daraufhin Entwürfe erstellt.
Aber auch das Ende ist schön, die Projektfertigstellung ist angenehm, wenn man alles
übergibt und der Kunde zufrieden ist. Die
Zwischenzeit ist arbeitsreich und dient der
Lösung von Aufgaben und Problemen vielfältiger Art, das macht unsere Arbeit eben so
interessant und abwechslungsreich.
Betriebsneubau der RWG Frankenjura –
Industrie Flugwerklager GmbH.
Außergewöhnliches Projekt: Der Hangar für
die Polizeihubschrauberstaffel in Magdeburg.
Woher stammen Ihre meisten Kunden?
Aus Braunschweig könnten es noch mehr
sein (lacht). In Wolfsburg machen wir viel;
auch in Salzgitter waren wir schon tätig.
Unsere Heimatregion bilden die Städte am
Nordharzrand – Wernigerode, Halberstadt,
Goslar, Bad Harzburg. Weitere Projekte hatten wir in Berlin und Köln; die anderen Aufträge verstreuen sich bundesweit. Im Büro
verbringe ich wenig Zeit. Wenn ein Projekt
läuft, hat der Bauherr bei uns neben dem
Bauleiter auch immer meinen Geschäftsführerkollegen Herrn Opfermann oder mich als
Projektleiter zur Verfügung.
Wie sieht Ihr Umsatzziel 2017 aus?
Unser Umsatzziel ist im Schnitt, die zehn
Millionen zu erreichen. Die haben wir 2016
deutlich überschritten. Ich hoffe, dass es 2017
so weiterläuft. Gerne würden wir noch mehr
wachsen, aber unsere tatsächliche Beschränkung liegt in den Fachkräften. Beispielsweise
suchen wir seit geraumer Zeit einen Bauleiter, um mehr Projekte annehmen zu können,
der muss sich jedoch mit allen Gewerken
auskennen – vom Tiefbau bis zur Haustechnik. Es fehlt an ausgebildetem und erfahrenem Personal.
Ihr Wünsche für die Zukunft?
Wirtschaftlich darf es so bleiben; personell
würden wir gerne wachsen – auch, um noch
mal den ein oder anderen Auftrag mehr
annehmen zu können.
Gebäude in Signalrot: Das V8 Fitnessstudio
im Gewerbegebiet Heinenkamp in Wolfsburg.
44 WISSENSCHAFT
Von Systemzwängen
zu gelebter Kooperation
Das Institut für Wirtschaftsinformatik an der TU Braunschweig
E
VON KRISTINA KÜNNEMEYER
in riesiger Schreibtisch, der an die
Farbpalette eines Künstlern erinnert, zahlreiche Erinnerungen an den
Wänden und ein farbenfrohes Kunstwerk – inmitten dieser ersten Eindrücke sitzt
Prof. Dr. Susanne Robra-Bissantz. 2017 feiert
ihr Lehrstuhl für Informationsmanagement
am Institut für Wirtschaftsinformatik sein
zehnjähriges Bestehen. „Ich wollte kein typisches Professorenzimmer. So sitzt man zwar
immer in einem gewissen Durcheinander,
aber kommunikativ und auf Augenhöhe“,
verrät die gebürtige Darmstädterin, die
lange in Nürnberg lebte. Die Geburtsstunde
der Abteilung, die heute vierzehn Mitarbeiter beschäftigt, fällt mit dem Einzug der Professorin an der TU Braunschweig zusammen, die zugleich Leiterin des Instituts ist.
Etwas älter ist der dem Institut ebenfalls
zugehörige Lehrstuhl für Decision Support;
Leiter ist Prof. Dr. Dirk C. Mattfeld, der rund
zehn Mitarbeiter beschäftigt. Das Hauptaugenmerk seines Teams liegt auf Informationssystemen in den Bereichen Logistik,
Transport und Verkehr. Dabei forscht man
auch an Systemen, Modellen und Methoden
zur Entscheidungsunterstützung. Die von
Susanne Robra-Bissantz geführte Abteilung
Informationsmanagement hingegen fokussiert die überbetriebliche Kommunikation,
Koordination und Kooperation von Unternehmen mit deren Partnern innerhalb elek-
Im Bereich Virtual Reality wird untersucht,
ob virtuelle Gedankenpaläste dazu genutzt
werden können, um besser zu lernen bzw.
sich Inhalte besser merken zu können.
tronischer Netze, beispielsweise bei VW,
der Volkswagen Financial Services AG, der
Braunschweiger Zeitung, dem AAI, dem
Einzelhandelsverband, der Allianz für die
Region, aber auch kleineren Unternehmen.
Der vor langem etablierte Bereich E-Services, also elektronische Dienstleistungen, bildet nach wie vor das Herzstück des
Lehrstuhls. „Wir haben schon immer all das
betrachtet, was Kunden über eine elektronische Plattform als Dienstleistung angeboten
wird. Wenn man auch interne Systeme wie
SAP als E-Service begreift, dann heißt das
eigentlich, dass der Mitarbeiter freiwillig
damit arbeiten wollen muss. Dadurch, dass
wir immer mehr Durchdringung von Privatem und Beruflichem haben, wird es immer
weniger möglich sein, Menschen in Systeme
zu zwingen.“ Früher hat man sich allem
voran mit Dienstleistungen von Institutionen wie Banken und Friseuren beschäftigt,
zu denen der Kunde sich hinbewegt. Heute
werden auch die Orte der gelebten Kooperation betrachtet; beispielsweise Supermärkte,
in denen der Kunde selbst das Scannen übernimmt. „Jeder Mensch empfindet es anders,
wie sehr er sich selbst einbringen möchte.“
Einen besonderen Fokus legt das Institut
auf Kooperationsplattformen, auch, weil
Robra-Bissantz vom Innovationspotenzial
der Gruppe überzeugt ist. „Wenn man kreativ schöpfen will, muss man einerseits stur
an seiner Idee festhalten, aber auch die Möglichkeit offenhalten, total divergent zu denken. Nur wenige vereinen beides, also ist es
besser, zusammenzuarbeiten.“
Fotos: TU Braunschweig
Beim Forschungsbereich „Kontextorientierte Musikeinspielung“
soll sich die Musik im Fahrzeug an die Fahrsituation anpassen.
Das neue Nachrichtenportal für die Region.
Wissen, was passiert: Jetzt im Newsstream!
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Auch als App
und bei Facebook.
aktuell. regional. informiert.
46 WISSENSCHAFT
men wie Uber oder Airbnb
plötzlich Erfolg haben, finde
ich faszinierend; ebenso, wie
sich ein regionaler Einzelhändler retten kann.
Dann ergeben sich die Führungsprinzipien
von selbst. Ganz wichtig ist es, als Chef nicht
immer alle Verantwortung an sich zu reißen
und über den Kopf der Mitarbeiter hinweg
zu delegieren. Inzwischen läuft es hier wie
von selbst. Meine Mitarbeiter machen mich
total glücklich.
Was zeichnet gute Lehre
aus?
Ob man Webseiten gestaltet,
soziale Medien bespielt oder
kooperiert – man muss sich
immer überlegen: „Warum
sollte jemand etwas tun?“
Wir reflektieren, warum der
Studierende unsere Vorlesung besuchen sollte. Wir
wollen ein gutes und aktuelles Angebot bieten, probieren moderne statt frontaler Lehre,
machen Planspiele und versuchen, zu motivieren. Mir ist es letztlich egal, ob jemand
kommt – wir machen ein Angebot, und wer
es für gut hält, ist da, für alle anderen zeichnen wir die Vorlesung auch auf.
Was begeistert Sie an
Wirtschaftsinformatik?
Wir – oder besser Sie – sind die digitale
Generation. Die Möglichkeiten werden
immer genialer und wir haben ständig Teil
an irgendwelchen Märkten. Unser ganzes
Leben ist Nutzen und Geben, Tauschen und
Teilen. Wir sind Kunden; machen aber auch
gerne einiges selbst. Alles ist Partizipation
und dezentralisiert. Aber das klappt nur,
weil wir vernetzt sind. Die Digitalisierung
mit ihren sozialen Medien ist Teil einer größeren gesellschaftlichen Transformation.
Darüber nachzudenken, warum Unterneh-
Inwiefern ist Ihre Forschung regional?
Im Rahmen eines Bachelorprojektes, bei dem
wir mit dem Arbeitsausschuss Innenstadt
Braunschweig (AAI) und dem Einzelhandelsverband kooperieren, sind gerade einige meiner Studierenden in der Innenstadt unterwegs. Mit den Händlern überlegen sie, wie
diese den Weg online schaffen können. Ich
erzähle den Studierenden in meiner Lehrveranstaltung zu E-Commerce, worauf es
ankommt, welche Möglichkeiten es gibt und
sie entwickeln Konzepte und wenden diese
in der Praxis an. Wir machen viel mit lokalen
Organisationen – vor allem B2C.
Prof. Dr. Susanne Robra-Bissantz,
Leiterin des Instituts für Wirtschaftsinformatik
VON KRISTINA KÜNNEMEYER
Frau Robra-Bissantz, wie viele Versionen
Ihres Namens haben Sie schon zu hören
bekommen?
Na, das ist natürlich eine endlose Liste! Aber
die lustigste Variation ergibt sich immer
dann, wenn Menschen aufgeregt sind. Wenn
etwas eilt, rutscht einigen gerne mal „RobraBrisant“ heraus.
Was für eine Chefin sind Sie?
Ich leite den Lehrstuhl ähnlich, wie ich meinen Sohn erzogen habe. Ich bin ein großer
Freund von Kooperation und Kollaborationen. Mir ist wichtig, dass sich jeder verantwortlich für das Ganze fühlt. Kollaborationen fruchten dann, wenn man dieselben
Ziele verfolgt und jeder weiterkommen
möchte.
Braucht es dann heute überhaupt noch
Führung?
Foto: Kristina Künnemeyer
„Unser ganzes Leben
ist Nutzen und Geben,
Tauschen und Teilen“
Hört man von Ihnen auch
kritische Töne?
Also ich bin nicht so sehr
dafür, dass in zu viele
Lebensbereiche eingegriffen
wird. In ganz vielen Bereichen, vor allem in den sozialen Medien, entscheidet der
Einzelne, ob er mitmachen
will. Wir betrachten soziale
Medien kritisch, jedoch weniger aus einer Steuerungsperspektive, denn davon haben
die jungen Menschen bereits
zu viel. Es ist ja auch nicht
kritisch, wenn man jegliche
neue Erfindung blöd findet.
Es ist eben vor allem eine
gesellschaftliche Transformation, die digitale begleitet sie nur. Was Arbeitgeber
mit Arbeitnehmern machen,
liegt nicht am Netz. Das
Medium bildet die Gesellschaft nur ab. Wir bieten Vorschläge, wie eine kooperative Arbeit, ein kooperatives
Anbieter-Kunden-Verhältnis aussehen kann. Prozesse,
in die wir uns hineinpressen, die irgendwann einmal
einer vorgegeben hat – das
ist doch überholt.
WISSENSCHAFT 47
Was macht die Digitalisierung mit den
Menschen und der Arbeitswelt?
Wahrscheinlich ist es in der Arbeitswelt wie
überall: Die Möglichkeiten der Technologie
treiben das Lebensumfeld voran. Es gibt keinen Grund mehr, nicht von Zuhause aus zu
arbeiten – außer, dass man mal seine Kollegen oder Mitarbeiter sehen möchte. Nach
der ersten Angst muss man nun überlegen, wie man mit den neuen Möglichkeiten
umgeht.
Jetzt sind wir gespannt …
Das klappt nur, wenn ich meinen Mitarbeitern vertraue und sie auch mal in Ruhe
lasse. Man sollte Arbeit so gestalten, dass
sie die Mitarbeiter gerne erledigen. Es geht
um Kooperation, Sinnhaftigkeit und Selbstwirksamkeit. Wenn man selbst nicht weiß,
was man beiträgt, wie wichtig es ist, hat man
keine Lust mehr.
Sie leiten ein anwendungsbezogenes
Institut. Sind Sie auch abhängiger von
Drittmitteln als andere?
Vom Staat bekommt man ja nur eine gewisse
Anzahl von Stellen, in meinem Fall zwei.
Mit Unternehmen wie Volkswagen haben
wir bereits tolle Projekte gemacht. Einer
meiner Mitarbeiter promovierte dort und
forschte daran, wie man automatisieren
kann, dass im Auto die zur Situation pas-
sende Lieblingsmusik gespielt wird. Ich
sehe es andersherum: Wenn man an etwas
forscht, das auch angewendet werden kann,
dann hat man auch die Chance, Drittmittel
zu bekommen.
Ist die Informatik noch immer eine
Männerdomäne?
Von den Fächern, die mathematik- oder techniklastig sind, wächst der Frauenanteil bei
der Wirtschaftsinformatik wohl am meisten. Vielleicht auch dadurch, dass sie immer
mehr sozialwissenschaftliche Theorien integriert; überlegt, wie Menschen funktionieren. Wir sind ein kreatives Fach und vereinen Gesellschaft mit Mathematik.
Sie sind als Vizepräsidentin der TU Teil
einer männlich dominierten Führungsriege. Macht das etwas mit Ihnen?
Ich finde, es gibt nichts Schlimmeres, als
wenn Frauen Emanzipation so verstehen,
dass sie immer männlicher werden oder
Machtspielchen spielen. Die Männernetzwerke sind natürlich da, was soll man da
machen. Also ich lehne es ab, härter zu werden. Und ich werde auch nicht müde, mich
zu beschweren, dass hierarchische Steuerung total out ist.
Spätestens durch Ihre Verbindung zum
Braunschweiger Galeristen Olaf Jaeschke
Seit 1981 Ihr Spezialist für
Gabelstapler und Lagertechnik
dürften Sie in der Stadt angekommen sein.
Wie wichtig sind regionale Netzwerke?
Ich war in Braunschweig tatsächlich bereits
gut vernetzt, bevor ich Olaf kennenlernte.
Ich war schon vorher im Rotary, habe vorher
die Kaufmännische Union gekannt und auch
den Marketingclub. Überall hielt ich damals
schon Social-Media-Vorträge. Aber natürlich
bin ich durch ihn noch einmal mehr städtisch eingebunden.
Jodeln Sie?
Jodeln tun meine Studierenden aus meinen Vorlesungen heraus – besonders gerne,
wenn ich etwas mit süddeutschem Dialekt
ausspreche. (lacht) In den sozialen Medien
sucht man ja auch wieder seinen eigenen
Wert. Ich laufe nicht allem Neuen hinterher,
aber will natürlich im Bilde sein, wenn ich
darüber rede.
Stichwort profs@turntables – muss
ein Lehrender heute mehr sein als
Lehrperson?
Das Verhältnis zwischen Professoren und
Studierenden ändert sich. Der Studierende
ist mein Partner, nicht mein Kunde. Ich
nehme ihn ernst. Soziale Nähe ist in meinen
Augen die Basis für Kooperation und sinnhafte Lehre.
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48 ENGAGEMENT
Viel Hilfe und Spenden
Die Braunschweiger Wirtschaftsjunioren
sammeln für eine Laser-Behandlung in den
USA für Vorstandsmitglied Steffen Rhode.
Thomas Paliga, Miriam Malorny (Triology
GmbH), Miriam Herzberg (Eintracht Stiftung),
Sara Nitsche (Triology GmbH), Murat Korkmaz (Willkommen im Fußball).
Mit einer Hommage an "die erste Boygroup
der Welt" wurde Geld für die Not leidende
Bevölkerung im Norden Syriens eingespielt.
80.000 Euro
Fußballtraining
Hilfe für Aleppo
FÜR ERKRANKTES VORSTANDSMITGLIED
FÜR FLÜCHTLINGE
VOM STAATSTHEATER BRAUNSCHWEIG
Dass die Braunschweiger Wirtschaftsjunioren sich für einander einsetzen, wurde
bei der Mitgliederversammlung deutlich.
Dort wurde auf das Schicksal von Steffen
Rhode, Vorstandsmitglied und Past President der Wirtschaftsjunioren, eingegangen.
Der Braunschweiger hat einen hochgradig
aggressiven Gehirntumor, der so ungünstig
gelegen ist, dass sich in Deutschland niemand traut, diesen zu operieren. An dem
Spendenaufruf über Leetchi beteiligten
sich in nur wenigen Tagen über 1.300 Personen, die 80.000 Euro für die benötgte LaserBehandlung in den USA spendeten.
Eintracht Braunschweig sorgt nicht nur
auf dem Fußballplatz, sondern auch bei der
Stiftungsarbeit für positive Nachrichten.
Letztere unterstützt auch das Softwareunternehmen Triology GmbH, das 3.000 Euro
an die Eintracht Braunschweig Stiftung
spendete. Eingesetzt wird das Geld für das
Projekt „Willkommen im Fußball“, bei dem
die Stiftung seit Herbst 2015 ein regelmäßiges Fußballtraining für erwachsene und
jugendliche Geflüchtete anbietet und das
inzwischen auf Sprachlernklassen und
somit auf Jugendliche mit Migrations-, aber
ohne Fluchthintergrund erweitert wurde.
Mitarbeiter des Staatstheaters Braunschweig unterstützten in Zusammenarbeit mit dem Verein Hilfe für Aleppo e. V.
die Not leidende Bevölkerung in Aleppo.
An zwei Abenden konnten die Zuschauer
im Anschluss an die Vorstellungen „In dulci
jubilo“ und bei den „Comedian Harmonists
in Concert“ (Foto) Ende Dezember 2016
spenden. Insgesamt wurden 10.479,76 Euro
für die zerstörte Stadt im Norden Syriens
gesammelt, mit denen unter anderem dringend benötigte Dinge wie Decken, Lebensmittel und Unterkünfte für die Menschen
vor Ort beschafft werden.
Karin Heidemann-Thien und Dr. Bettina
Rothärmel (Rotary-Club BS), Heidrun Möbius
(Verkehrswacht BS e. V.), Doris Bonkowski
(Stadt BS) und Michael Schlutow (Polizei BS).
Paul Kunze (Undercover), Johannes Klute (LC
BS Löwenherz), Marion Steinmeier (LC BS Eulenspiegel), Mario Felderhoff (music4all), Michael Schwarze (Lions Club Braunschweig),
Arne Kirchmann (music4all).
Carsten Graf (PSD Bank), Miriam Herzberg
(Eintracht Stiftung), Paul-Uwe Hartmann
(PSD Bank), Rainer Cech (Eintracht).
Starthilfe
No Silent Night
Bewegungsprojekte
FÜR EIN MOBILERES LEBEN
FÜR EINE REGION FÜR KINDER
IN BRAUNSCHWEIGER SCHULEN
Der Braunschweiger Rotary Club Heinrich der Löwe spendete zehn Fahrräder und
Helme für die Fahrradausbildung von Migrantinnen. Dr. Bettina Rothärmel, Präsidentin des Clubs, erklärte: „Es war uns ein
Herzenswunsch, jungen wie älteren ausländische Frauen dabei zu helfen, mobiler zu
werden und so mehr am gesellschaftlichen
Leben in unserer Stadt teilhaben zu können“. Besonders in den arabischen Ländern
ist es nicht üblich, dass Frauen radfahren.
Weitere Projektbeteiligte sind das Büro für
Migrationsfragen der Stadt Braunschweig
und die Verkehrswacht Braunschweig e. V.
Musik in klingende Münze umzuwandeln,
ist für jeden Musiker ein genauso erstrebenswertes Ziel, wie Glücksgefühle beim
Publikum zu erzeugen. Der engagierte Verein music4all e.V. möchte das Interesse an
musikalisch-künstlerischen Veranstaltungen wecken und fördern. Mit Unterstützung der Braunschweiger Konzertagentur
Undercover spielte music4all ein Benefizkonzert mit dem Programm „No Silent
Night“ im Spiegelzelt an der Martinikirche
– und das Publikum honorierte das Vorhaben. 7.296,34 Euro kamen am Ende für „Eine
Region für Kinder“ zusammen.
Die PSD Bank Braunschweig eG überreichte in der Halbzeit des Heimspiels der
Blau-Gelben gegen 1860 München (Endstand 2:1) einen Scheck über 10.000 Euro an
die Eintracht Braunschweig Stiftung. Von
dem Geld sollen Bewegungsprojekte in verschiedenen Braunschweiger Schulen realisiert werden. Carsten Graf, Vorstandssprecher PSD Bank, sagte: „Bereits beim
Parcours im Rahmen des
Trendsporterlebnisses konnten wir uns eindrucksvoll davon überzeugen, dass Kinder
sich bei einem entsprechenden Angebot
sehr gerne sportlich betätigen.“
Foto: Braunschweiger Wirtschaftsjunioren, Eintracht Braunschweig Stiftung, Volker Beinhorn, Rotary Club Heinrich der Löwe, Daniel Schroeder Photography, Eintracht Braunschweig/Agentur Hübner
Einsatz für Bildung und Soziales
ENGAGEMENT 49
„Rückenwind“ für
Engagement im Ehrenamt
Aufruf und Auslobung für den „Rückenwind“-Preis
Foto: Peter Sierigk
M
VON NADINE ZIMMER
it dem Gemeinsam-Preis – dem
großen Ehrenamtspreis in der
Region – werden am 30. Mai wieder Menschen ausgezeichnet, die
sich in vorbildlicher Weise freiwillig engagieren. Bereits zum 14. Mal suchen die Braunschweiger Zeitung und ihre lokalen Titel
in der Region zusammen mit dem Braunschweiger Dom die Helden des Ehrenamts,
um das Bürgerengagement zu würdigen.
Bei der Preisverleihung 2016 gab es
eine Premiere: Erstmals wurde mit dem
„Rückenwind“-Preis eine Ehrung für Arbeitgeber ausgelobt, die das ehrenamtliche Engagement ihrer Mitarbeiter fördern. Mit der
Auslobung dieses Spezialpreises gaben die
Braunschweiger Zeitung und ihre lokalen
Titel ein Preisgeld weiter, mit dem „Gemeinsam“ als Konzept beim Journalistenpreis
„Pro Ehrenamt – Hermann-Wilhelm-Thywissen-Preis“ ausgezeichnet wurde. „Engagement braucht Unterstützung. Wir wissen von den ehrenamtlich Aktiven, dass
ein Chef, dass ein Arbeitgeber eine wesentliche Rolle spielt. Schätzt er ehrenamtliche
Arbeit, kann er beflügelnd wirken, tut er es
nicht, wird das Engagement sehr schwer.
Wir in der Jury glauben, dass gute Beispiele
auf der Unterstützerseite gewürdigt werden sollten – damit ehrenamtliche Arbeit
Rückenwind erhält“, begründet Armin Maus,
Chefredakteur der Braunschweiger Zeitung,
die Entscheidung, den „Rückenwind“-Preis
als neue Auszeichnung bei „Gemeinsam“
aufzunehmen.
2016 war es der Energieversorger BS
Energy, der in dieser Kategorie überzeugte
und für sein Mitarbeiter-Programm „50 mal
500 für Ehrenämter“ ausgezeichnet wurde.
Das Programm läuft wie folgt: Mitarbeiter,
die im zurückliegenden Jahr mindestens
100 Stunden ehrenamtlich für einen Verein
oder eine Non-Profit-Organisation gearbeitet haben, können sich um eine Förderung
für ihren guten Zweck bewerben. „Das Feedback war und ist überwältigend. Die Mitarbeiter freuen sich über die Wertschätzung,
die der Vorstand zeigt, indem er jedes Jahr
die Gewinner von ‚50 mal 500 für Ehrenämter‘ zu einer Feierstunde einlädt. Und die
gemeinnützigen Institutionen, denen die
Spenden ja zu Gute kommen, bedanken sich
auch regelmäßig“, sagt Annette Schütz, Leiterin der Unternehmenskommunikation
von BS Energy.
Die Nachfrage ist groß, so dass mittlerweile
gelost werden muss. 50 Mitarbeiter erhalten dann je 500 Euro für ihren Verein, ihren
Club, ihre Gruppe. Seit 2008 hat BS Energy
Den ersten „Rückenwind“-Preis der Gemeinsam-Aktion gewann 2016 der Energieversorger BS
Energy mit seinem Programm „50 mal 500 für Ehrenämter“. Annette Schütz, Leiterin der
Unternehmenskommunikation, und der Vorstandsvorsitzende Kai Uwe Krauel nahmen im Dom
den Preis entgegen. BS Energy sorgt dafür, dass der Preis jetzt jedes Jahr vergeben werden kann.
die ehrenamtlichen Wirkungsstätten der
Mitarbeiter auf diese Weise mit insgesamt
225.000 Euro unterstützt.
„Wir wollten vor allem kleine Vereine und
gemeinnützige Initiativen fördern und
gleichzeitig die vielen ehrenamtlich engagierten Mitarbeiter in unserem Unternehmen in ihrem Engagement bestärken. Ihnen
wollten wir signalisieren: Es ist gut, was ihr
macht. Das Unternehmen steht hinter euch“,
erklärt Schütz. Diese bestärkende Botschaft
war es auch, die die Jury des GemeinsamPreises überzeugte und dem Energieversorger 2016 den „Rückenwind“-Preis einbrachte.
SO MACHEN SIE MIT!
Gesucht werden Unternehmen, öffentliche
Einrichtungen, Institutionen, die ihren Mitarbeitern Freiräume verschaffen oder sie
mit einem besonderen Modell beim Ausüben eines Ehrenamts unterstützen. Ihr
Unternehmen unterstützt Mitarbeiter, die
sich ehrenamtlich engagieren? Sie haben
Modelle entwickelt, die das ehrenamtliche Engagement ihrer Mitarbeiter fördern
oder honorieren? Bewerben Sie sich für
den „Rückenwind“-Preis. Auch Vorschläge
von Mitarbeitern, die ihren Arbeitgeber
auf die Kandidatenliste setzen wollen, sind
BS-Energy-Vorstand Kai Uwe Krauel sieht
in der Auszeichnung eine wichtige Bestätigung: „Wir haben uns sehr über diese öffentliche Anerkennung gefreut. Wer arbeitet
nicht gerne in einem Betrieb, der wegen seines Eintretens für das Gemeinwohl ausgezeichnet wurde.“
Um diesen Ansporn weiterzugeben,
hat sich BS Energy entschieden, den
„Rückenwind“-Preis erneut auszuloben. „Wir
stiften einen Wanderpokal und 1.000 Euro
Preisgeld, damit der Rückenwind weiter
weht. Wir alle profitieren von einer Gesellschaft, in der sich Menschen engagieren.“
erwünscht. Sie können Ihren KandidatenVorschlag für den Gemeinsam-Spezialpreis „Rückenwind“ direkt online eingeben
unter www.braunschweiger-zeitung.de/
gemeinsam
Oder Sie senden Ihren Vorschlag bis zum
22. Februar 2017 per Post, Fax oder E-Mail
mit ausführlicher Begründung, Adresse
und Telefonnummer des Kandidaten sowie
Ihren Kontaktdaten an: Braunschweiger
Zeitung, Chefredaktion, Stichwort:
Gemeinsam 2017 – „Rückenwind“-Preis,
Hintern Brüdern 23, 38100 Braunschweig,
Fax: (0531) 3900304,
E-Mail: [email protected]
WEITERE FOTOS AUF
www.standort38.de
„Schlanker, agiler
und effizienter“
NEUJAHRSEMPFANG DER BRAUNSCHWEIGER VOLKSWAGEN FINANCIAL SERVICES AG
„Haben Sie auch Appetit auf 2017?“, lautete die Frage auf der Einladung zum Neujahrsempfang der Braunschweiger VW Financial
Services AG. 350 Gäste aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Medien,
unter anderem die drei Oberbürgermeister von Braunschweig,
Salzgitter und Wolfsburg mit ihren Ehefrauen, hatten Lust auf
kulinarische Genüsse und inspirierende Gespräche im Betriebsrestaurant des Unternehmens. Bevor die „Küchenparty“ mit vietnamesischen Reispapierrollen und Wok-Gemüse, Entrecôte aus dem
Rauch, Kabeljau unter Senfkruste, Hamburgern, Marzipan zum
selbstgestalten, Torte und bunten Süßigkeiten aus einer Candybar, richtig losging, informierten Vorstandschef Lars-Henner Santelmann und sein Vorstandsteam über vergangene und zukünftige
Entwicklungen: „Das Jahr 2016 startete unter keinen guten Vorzeichen, aber wir haben das beste Ergebnis aller Zeiten erzielt. Der
operative Gewinn überstieg erstmals die Marke von zwei Milliarden Euro“, berichtete Santelmann erfreut. Sparmaßnahmen, das
Erschließen neuer Geschäftsfelder und die Stärkung des Standorts
Braunschweig trugen dazu bei. Man will schlanker, agiler, effizienter werden. Weitere Veränderungen stehen nun mit der Ausgliederung der VW-Bank an, die Bestandteil der VW AG wird. Zudem
wird die Volkswagen Financial Services AG ihr Engagement im
Bereich Mobilitäts-Dienstleistungen ausbauen: Online-Bezahldienste, Tank- und Lade-Karten sowie das bargeldlose Bezahlen in
Parkhäusern sollen unseren Alltag in Zukunft erleichtern. Wegweisende Entscheidungen. Dazu passt auch das zweite Rechenzentrum, das am Standort in Braunschweig entstehen soll. „Unser
Herz schlägt hier. Wir werden mit diesem super Team auch weitere Rekorde einheimsen“, betonten Santelmann & Co. Denn „das
Wichtigste ist nicht unser Geld, sondern unsere Mitarbeiter.“
Fotos: Volkswagen Financial Services AG
50 RÜCKBLICK
RÜCKBLICK 51
52
RÜCKBLICK
WEITERE FOTOS AUF
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Miteinander in Europa
NEUJAHRSEMPFANG DER STADT BRAUNSCHWEIG IM STÄDTISCHEN MUSEUM
Europa und die große Weltbühne stand beim Neujahrsempfang der Stadt Braunschweig im Vordergrund. Rund 350 Gäste
aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien, u. a. Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajic, Landtagsvizepräsident
Klaus-Peter Bachmann, Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz
Trümper und der ehemalige Ministerpräsident Gerhard Glogowski, kamen auf Einladung von Oberbürgermeister Ulrich
Markurth ins Städtische Museum. Dieser appellierte in seiner Begrüßungsrede daran, die Demokratie stärker zu verteidigen: „Wir brauchen einen wehrhaften Rechtsstaat und eine
wehrhafte Zivilgesellschaft. Und wir brauchen ein Europa der
Regionen, der Heimaten. Wir wollen eine weltoffene Heimat
sein." Auch Festredner Rolf-Dieter Krause, ehemaliger Leiter
des ARD-Studios in Brüssel, betonte, dass in dieser unsicherer
gewordenen Welt, in der Machthaber wie Trump und Putin,
das Weltgeschehen bestimmen, Europa noch wichtiger werde.
RÜCKBLICK 53
„Klare Kante zeigen“
NEUJAHRSEMPFANG DES FDPBEZIRKSVERBANDS BRAUNSCHWEIG
Fotos: Philipp Ziebart, FDP-Bezirksverband Braunschweig, Christian Göttner, Robin Koppelmann
Die Liberalen sehen sich im Aufwind – da sind sich der
Vorsitzende des FDP-Bezirksverbands Braunschweig,
Björn Försterling aus Wolfenbüttel und Dietmar Busold
aus Wolfsburg, einig. „Es hat im vorigen Jahr einen Mitgliederzuwachs gegeben, jetzt haben wir die 500erMarke überschritten“, freute sich der Landtagsabgeordnete Försterling. Die FDP hatte ihre
Mitglieder aus dem Harz, aus Braunschweig, Salzgitter, Gifhorn, Helmstedt, Peine und Wolfsburg sowie aus
den Landkreisen zum Neujahrsempfang ins Tryp-Hotel in Wolfsburg eingeladen. Die Partei „steht in diesem
Jahr vor großen Herausforderungen.“
Försterling appellierte an die anwesenden Parteimitglieder: „Wir müssen
klare Kante zeigen, diese aber auch
durchhalten.“
„Motor der lokalen Wirtschaft“
MIT-NEUJAHRSEMPFANG IM KOMM IN WOLFENBÜTTEL
Launig, herzlich, gesellig und informativ verlief der Jahresempfang der Mittelstands- und
Wirtschaftsvereinigung (MIT) Wolfenbüttel im Veranstaltungszentrums Komm. Holger
Bormann, Vorsitzender und zudem Geschäftsführer der Autohaus Gebrüder Bormann
GmbH, begrüßte rund 170 Vertreter aus der regionalen Wirtschaft mit den Worten: „Wir
sind wichtig für die Region. Wir sind der Mittelstand. Der Motor der lokalen Wirtschaft.“
Knut Foraita, Wolfenbüttels Erster Stadtrat, lobte anschließend in
seiner Rede die positive Entwicklung der Stadt, die geringe ProKopf-Verschuldung und Arbeitslosenquote, bezeichnete den MIT „als
versammelte regionale Wirtschaftskompetenz". Auch Florian Bernschneider, Hauptgeschäftsführer
des Arbeitgeber-Verbandes Region
Braunschweig, bestätigte in seiner
Festrede, wie gut unsere Region in
vielen Bereichen aufgestellt ist.
Die Nähe zum
Menschen
SPD-NEUJAHRSEMPFANG
Nein, zur Frage einer möglichen Kanzlerkandidatur ließ sich der SPD-Vorsitzende
und derzeitige Vizekanzler Sigmar Gabriel
beim Neujahrsempfang der SPD Braunschweig im Congresssaal der Stadthalle
kein Wort entlocken. Dennoch fand seine
Rede, in der er die groben Linien der Partei
für den Bundestagswahlkampf 2017 umriss,
Zustimmung bei den etwa 400 Genossen
und Vertretern aus Wirtschaft und Gesellschaft. „Die Menschen müssen wieder das
Gefühl bekommen, die Kontrolle über ihr
Leben zu besitzen“, forderte Gabriel und
meinte damit eine Stärkung der Arbeitnehmerrechte, den Lohnausgleich und
das allgegenwertige Thema Innere Sicherheit: „Reiche Menschen brauchen keinen
starken Staat. Den brauchen Menschen,
die sich selbst keinen Wachdienst leisten
können.“ Es könne nicht sein, dass Senioren in der U-Bahn Angst haben müssten,
sagte der Bundeswirtschaftsminister, der
seinen Auftritt in Braunschweig sichtlich
genoss: „Ich habe gehört, dass die Stadthalle saniert werden soll. Der Congresssaal müsste dabei eigentlich unter Denkmalschutz gestellt werden“, freute sich
der gut gelaunte Gabriel über die Rückkehr in seine politische Heimat: Bereits vor
Jahrzehnten hatte er hier für die Jugendorganisation Falken Kongresse organisiert. Entsprechend lobende Worte fand er
schließlich auch für die nach den jüngsten
Kommunalwahlen gestärkte Braunschweiger SPD und Oberbürgermeister Ulrich
Markurth: „Euer Erfolgsrezept ist die Nähe
zum Menschen. Das wird honoriert.“
54
RÜCKBLICK
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Ein Plädoyer für
die Industrie der
Region
Hoffnungsvoll und bodenständig blickten die Entscheider beim Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer
(IHK) Braunschweig in der stimmungsvoll illuminierten Kaiserpfalz Goslar in die Zukunft. Traditionell wurde
der Empfang für 600 Gäste von zahlreichen Förderern finanziert; Hauptsponsoren waren diesmal die Unternehmen
Tessner Gruppe, Stöbich und Sympatec. Für Helmut Streiff war es eine Premiere, denn er hieß zum ersten Mal die
Gäste aus Wirtschaft und Politik willkommen. Seit dem vergangenen Jahr ist der
Braunschweiger Unternehmer IHK-Präsident. Sein Fazit für das vergangene Jahr:
„2016 brachte Überraschungen und Chancen.“ Dabei motivierte er vorsichtig mit
den Worten: „Lassen Sie uns konstruktiv
auf unsere Chancen hoffen, ich bin etwas
optimistisch.“
Kritisch betrachtete er Entwicklungen wie den Austritt Großbritanniens
aus der EU und betonte, dass doch gerade
das Zusammenwachsen Europas eine der
wesentlichen Errungenschaften des vergangenen Jahrhunderts sei. Ebenso kritisch steht er den Hochschulabschlüssen
Bachelor und Master gegenüber, nicht
zuletzt wegen des massiven Zeitdrucks,
dem die Studierenden ausgesetzt seien.
Politik, Wirtschaft und Hochschulen sollten sich für die Wiedereinführung des Diplom-Ingenieurs als Hochschulabschluss
einsetzen, forderte er. Positiv betrachtete
Streiff, dass die Region eine Vorreiterrolle
beim autonomen Fahren einnehmen soll
und Volkswagen die Entwicklung der Batterietechnik in den Werken Braunschweig
und Salzgitter forciert. „Wir leben in der
Region von der Industrie, das macht uns
aus. Deshalb müssen wir sie erhalten.“
Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil betrachtete in seiner
Rede ausgiebig den Volkswagen-Konzern.
So seien die Vergleiche des Autobauers
mit den USA ein großer Fortschritt bei
der Betrugsaufarbeitung. „Es werden aber
auch zukunftsfähige Strukturen aufgebaut", betonte der Ministerpräsident und
nannte: „Wolfsburg und Braunschweig
werden das Zentrum der IT-Aktivitäten.“
Im nächsten Jahr stelle eine zentrale Aufgabe die Integration der Flüchtlinge in
den Arbeitsmarkt sowie die Digitalisierung dar. So gebe es laut Weil allen voran
beim Ausbau des schnellen Internets
noch viel zu tun. „Wir wollen, dass Niedersachsen bei der Digitalisierung im Bundesvergleich an der Spitze steht.“
Fotos: Philipp Ziebart
NEUJAHRSEMPFANG DER
IHK BRAUNSCHWEIG IN DER
KAISERPFALZ GOSLAR
RÜCKBLICK 55
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„Gemeinsam
tierisch gut“
NEUJAHRSEMPFANG
DER BLSK UND
SALZGITTER ZEITUNG
Mit dem Tiger im Tank und viel
Schweineglück feierten die Braunschweigische Landessparkasse und die
Salzgitter Zeitung mit rund 160 Gästen
ihren Neujahrsempfang in SalzgitterLebenstedt. Unter dem Motto „Gemeinsam tierisch gut“ kamen Vertreter aus
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft,
unter anderemFinanzminister PeterJürgen Schneider, Bundestagsmitglied
Uwe Lagosky und Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel, in
der S-Welt der Braunschweigischen
Landessparkasse – trotz oder gerade
wegen der beengten Räumlichkeiten – hervorragend miteinander aus.
Bankdirektorin Christiane Voss und
SZ-Redaktionsleiter Jürgen Stricker,
keck kostümiert als Huhn und Hahn,
stimmten die Gäste mit einer humorvoll-augenzwinkernden Ansprache ein.
Bei vielfältigen Häppchen und kühlen
Cocktails kommunizierten die Gäste
in ungezwungener und entspannter
Atmosphäre.
Fotos:Christian Göttner
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58 RÜCKBLICK
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Erster sein!
In der Einladung hatten sie sich
und ihre Idee mit einem Augenzwinkern als dreist bezeichnet: Erster im Neuen Jahr wollte das Team
von Magni&Friends mit seinem Neujahrsempfang in Braunschweig sein.
Annette Schütz (Leiterin Unternehmenskommunikation BS Energy), Sozialdezernentin Andrea Hanke, GingcoGeschäftsführer Martin Bretschneider
und Martin Burghartz (Geschäftsführer PR Nord) fanden beim IHK-Neujahrsempfang 2016 zusammen – an
einem Stehtisch in der Stadthalle entstand die Idee zu dem Event im Magniviertel. Das Ergebnis konnten die
Gäste kürzlich erleben. Eine illustre Runde aus Wirtschaft, Politik und
Wissenschaft war der Einladung in
die stimmungsvoll rot illuminierten
Räumlichkeiten der Agentur Gingco.
net in der Karrenführerstraße gefolgt.
Startschuss für einen gelungenen
Abend mit Livemusik von Just4 und
allerlei kulinarischen Highlights war
die auffallend humorvolle Ansprache
der vier Organisatoren. Annette Schütz
betonte: „Wir haben nur interessante
Menschen eingeladen!“
Fotos: Philipp Ziebart, Christian Göttner
MAGNI&FRIENDS’
NEUJAHRSEMPFANG
RÜCKBLICK 59
Gut gebrüllt!
DER MARKETING CLUB
BRAUNSCHWEIG HAT DREI
MARKETINGLÖWEN
VERLIEHEN
Am Montag, den 23. Januar, war es wieder soweit und der Marketing Club Braunschweig ehrte in der Dornse im Altstadtrathaus herausragende Marketingleistungen
mit den begehrten Marketinglöwen. Der
diesjährige Hauptpreis geht an das Herzog
Anton Ulrich-Museum. Der diesjährige Marketing-Löwe in der Kategorie StartUp wird
an justcookit.de verliehen. Erstmals wurde
auch eine herausragende Marketingpersönlichkeit der Region prämiert: Der Persönlichkeitspreis geht an Ehme de Riese, laut Marketing Club wegen dessen Rolle als „Freigeist
und Querdenker unserer Zeit“. Herzlichen
Glückwunsch an alle Preisträger!
„Bodenständig bleiben“
STIMMUNGSVOLLER NEUJAHRSEMPFANG
FLIESEN-DEHM IN WOLFSBURG
2.000 Teelichte erleuchteten die Geschäftsräume von Fliesen-Dehm
im Heinenkamp Wolfsburg beim Neujahrsempfang und sorgten für
Wohlfühlatmosphäre. Zum 13. Mal empfing das Unternehmer-Ehepaar Dehm unter dem Motto „Zurück zu den Wurzeln!“ rund 230
Gäste in der mit Moos und Wurzeln stilvoll dekorierten Fliesen- und
Sanitärausstellung. „Wir wollen in der heutigen Zeit, in der alles
schneller, besser und höher werden muss, daran erinnern, sich auf
das Wesentliche im Leben zu besinnen“, erklärten Ulla und Gerhard
Dehm. „Es kann nicht nur nach oben gehen – man muss auch auf
seine Wurzeln schauen. Bodenständig bleiben“. Dazu gehört für die
beiden auch das soziale Engagement. Die Gäste, u.a. VW-Aufsichtsratschef Hans-Dieter Pötsch und seine Frau Elisabeth, der ehemalige
Oberbürgermeister Rolf Schnellecke und Frau Ilona, VfL-Fußballgeschäftsführer Wolfgang Hotze und Sportdirektor Olaf Rebbe spendeten auf Wunsch des Ehepaars für die Antonius-Holling-Stiftung.
60 NEW WORK
HABEN SIE AUCH DAS GEFÜHL …
…
NEW WORK
dass immer weniger berufliche
mit anderen Worten: Wir haben oder
EINE KOLUMNE VON
Momente in Ihrer Erinnerung haften
nehmen uns für die Beziehungsarbeit
NADINE NOBILE & SVEN FRANKE
keine Zeit mehr.
bleiben?
Der zweite Aspekt ist die steigende
Das neue Jahr ist nun gut einen Monat
Anzahl der Rationalisierungsrunden und die Reorganisationen, um
alt. Die ersten guten Vorsätze sind über Bord geworfen oder im
den vermeintlichen Anforderungen der Arbeitswelt und der KunAlltagsstress untergegangen. Und dennoch möchten wir ein Blick
zurückwerfen.
den gerecht zu werden. In manchen Organisationen spürt man
Was ist aus dem letzten Jahr hängen geblieben? Was war für Sie
regelrechtes organisationales Kammerflimmern mit Blick auf die
im beruflichen Umfeld bedeutsam? Schließen Sie doch einfach
Digitalisierung und steigende Komplexität.
kurz die Augen und überlegen Sie.
Wo das hinführen kann, zeigt das erschreckende Beispiel France
Wie viele Aspekte sind Ihnen eingefallen? Und warum haben Sie
Telekom. Vor einigen Jahren haben sie das Motto „Time to Move“
sich an diese Momente erinnert?
zum Prinzip erhoben. Für die Führungskräfte bedeutete das, dass
Sie werden merken, dass es Momente sind, die Sie emotional
sie spätestens nach 36 Monaten ihre Position wechseln mussten.
bewegt haben. Diese Momente sind im Berufsleben selten geworMan befürchtete ein Sinken der Effizienz, wenn leitende Mitarbeiden. Einer der Hauptgründe ist für viele Arbeitnehmer die fehlende
ter zu viele persönliche Beziehungen aufbauten und sich gewisseremotionale Bindung und das Gefühl das etwas zurückkommt.
maßen heimisch fühlten. Gefragt war Flexibilität. Die Folgen dieManchmal ist es nur ein Dankeschön oder ein ehrlich gemeintes
ser permanenten Veränderung waren enorm hohe Burnout-Raten,
Lob. Wann haben Sie Ihre Mitarbeiter oder Kollegen das letzte Mal
Depressionen und eine Welle von Selbstmorden. Und dennoch erlegelobt? Und wir sprechen hier nicht vom strategischen Loben, welben wir immer mehr Organisationen, die etwas Ähnliches planen
und dabei den Faktor Menschen vergessen.
ches möglicherweise zum Wertebild Ihrer Organisation gehört.
Was tun Sie, um die Beziehung zu
Warum verlieren wir die emotionale Bindung zu unseren Kollegen? Jeder zweite Arbeitnehmer klagt über Zeit- und LeistungsIhren Mitarbeitern und Kollegen zu pflegen?
druck und dass sich die Arbeitstage immer mehr verdichten. Oder
NADINE NOBILE ist
Führungskraft in einer bundesweit tätigen Stiftung.
Die Wirtschaftspädagogin
begleitete das Projekt
„AUGENHÖHE“ von Anfang
an. Hier baute sie vor allem
die Social-Media-Kanäle
mit auf.
Foto: Holger Isermann
SVEN FRANKE führt
seit Jahren Prozesse der
Mitarbeiterbeteiligung in
Unternehmen ein. 2013
hat der Change Manager
und Gründer das Projekt
„AUGENHÖHE“ mitinitiiert.
Er ist außerdem als Dozent
an der TU Berlin tätig.
AUSBLICK 61
Eislauf, Oper und Helau!
Veranstaltungstipps für Februar 2017
Fotos: Morris Mac Matzen, Veranstalter, Marc Rehbeck, Jutta Hasshoff, Braunschweig Stadtmarketing GmbH / Bormann / Gerald Grote
HOLIDAY ON ICE
Die weltweit beliebteste Eisshow präsentiert Eiskunstlauf auf höchstem Niveau.
Die neue Holiday-on- Ice-Show „Believe“
zeigt eine moderne Romeo- und Julia-Inszenierung über Sehnsucht, Verlangen, Eifersucht und die einzig wahre Liebe. Erstmalig
in einer Show wird eine Geschichte erzählt,
deren Inhalt von Anfang bis Ende auf dem
Eis umgesetzt wird. Anders als in William
Shakespeares berühmter Tragödie findet
der Zuschauer in dieser Version aber sein
Happy End.
TERMIN: 3. Februar bis 5. Februar
ORT: Volkswagen Halle Braunschweig
INTERNET: www.holidayonice.de
DIETER NUHR
Nur Nuhr. Selten gab ein Programmtitel
so exakt wieder, was es auf der Bühne zu
sehen gibt: Ein Mann, ein Mikrofon. Nur
mit Worten bringt der Meister der entspannten Pointe sein Publikum an die
Scherzgrenze und von dort aus in heitere
Ekstase. Seine Gedanken bewegen sich
dabei immer knapp neben der Spur. Mit
großer Freude verlässt der Maestro des
tiefsinnigen Brüllers die Pfade des Alltäglichen: Seine Weltsicht ist eigenwillig, überraschend und immer abseits der Normalität, aber immer auf den Punkt.
TERMIN: 18. Februar, 20 Uhr
ORT: Stadthalle Braunschweig
INTERNET: nuhr.de
OPERN-MEISTERWERKE
Keine Zeit die Metropolitan Opera New
York, das Bolschoi-Theater Moskau oder die
Royal Opera London zu besuchen? Glanzpunkte der Opern-Saison mit Stars wie
Anna Netrebko kann man entspannt auf
großer Kino-Leinwand und in bester Bildund Tonqualität im C1 Cinema genießen.
TERMINE: 25. Februar, 19Uhr Dvořák
„Rusalka“, 11. März, 19 Uhr, Verdi „La Traviata“, 25. März, 19 Uhr, Mozart „Idomeneo“, 22. April, 19 Uhr, Tschaikowsky „Eugen
Onegin“, 13. Mai, 18.30 Uhr, Strauß „Der
Rosenkavalier“.
ORT: C1 Cinema Braunschweig
INTERNET: www.c1-cinema.de
BASISSEMINAR FÜR NEUE
FÜHRUNGSKRÄFTE
Das Fachwissen ist stark, das Führungswissen dagegen noch ausbaufähig und auch
der Dialog mit den Kollegen – wer in seinem Unternehmen Führungskraft werden
will, braucht einen Überblick über die Aufgaben und möglichen Risiken. Im Seminar mit Unternehmensberater Ulf Handelsmann wird solides Handwerkszeug für
motivierende Führungsarbeit in der Praxis erarbeitet. Behandelt werden u. a. Themen wie Stilrichtung und Kommunikation
sowie Kritik, Motivation und Teamkultur.
TERMIN: 22. und 23. Februar, 9-17 Uhr
ORT: IHK Braunschweig
INTERNET: www.braunschweig.ihk.de
MARTIN RÜTTER
Der Dogfather der Hundeerziehung öffnet im Live-Programm „nachSITZen“ die
Tür zum bellenden Klassenzimmer. Noch
gibt es viele Fragen: Kann es sein, dass mein
Hund Burn-Out hat? Oder ist ihm einfach
nur langweilig? Leidet er an ADHS oder
ist er vielleicht hochbegabt? Martin Rütter liefert die Antworten, durchschaut die
Spielchen der Vierbeiner und erkennt die
Schwächen der Zweibeiner. Eine Exkursion
durch die Hundehütten dieser Nation – tiefenpsychologisch und ehrlich.
TERMIN: 10. Februar, 20 Uhr
ORT: Volkswagen Halle Braunschweig
INTERNET: www.martin-ruetter-live.de
39. BRAUNSCHWEIGER
SCHODUVEL
Brunswick Helau! Am 26. Februar startet um 12:40 Uhr der 39. Braunschweiger Schoduvel am Europaplatz. In bunter
Verkleidung und mit viel Radau werden
dann wieder die bösen Geister vertrieben.
Auch dieses Jahr werden an Norddeutschlands längstem Karnevalsumzug wieder
über 5.000 Personen, 40 Musikzüge und
110 Motivwagen teilnehmen. Dabei dürfen
natürlich auch die traditionsreichen Symbolfiguren „Scheuchteufel“, „Erbsenbär“
und „Frühling“ nicht fehlen.
TERMIN: 26. Februar, 12.40 Uhr
ORT: Innenstadt Braunschweig
INTERNET: www.braunschweiger-karneval.de
PERSÖNLICH
DER SCHREIBTISCH VON …
Achim Friedrichs
Geschäftsführer der Friedrichs
Garten- und Landschaftsbau, Tiefbau GmbH
I
VON KRISTINA KÜNNEMEYER
m Kritisieren war ich schon immer ganz
gut, daraus erwuchs die Idee, etwas Eigenes zu machen“, erläutert Achim Friedrichs amüsiert seine Entscheidung
zum grünen Startup vor zwanzig Jahren
– der Friedrichs Garten- und Landschaftsbau, Tiefbau GmbH. Mit zwei Garagen und
einem Arbeitsplatz im Schlafzimmer fing
alles an. Die schnell anwachsende Auftragslage ließ auch die Belegschaft rasant wachsen. Längst verlegt der Betrieb nicht mehr
nur Terrassen; er hat sich zum Komplettanbieter entwickelt und das Angebot reicht
vom klassischen Garten- und Landschaftsbau, Baumpflege und hochwertigem Privatgartenneubau über Wasseranlagen und
-technik bis hin zu W-lan-gesteuerten Beregnungsanlagen, Mäh-Robotern und Gartensowie Poolbeleuchtung. Auch das Installieren von Outdoorküchen und Sonnensegeln
sowie das Bauen von Schwimmteichen und
Naturpools gehört zum Repertoire. Bereits
ein Jahr nach der Existenzgründung erhielt
das Unternehmen einen Großauftrag bei
Toshiba in Braunschweig. Vom Startup
wandelte es sich bis heute zum Traditionsunternehmen: „Viele Mitarbeiter sind mittlerweile 15 Jahre dabei und kennen mich
noch als Landschaftsgärtner auf der Baustelle.“ Täglich sind 48 Mitarbeiter, davon 26
Seit über 20 Jahren Spezialist für Baumpflege,
hochwertigem Privatgartenneubau und mehr.
gewerbliche auf den Baustellen,
neun Auszubildende und drei
Bauleiter sowie eineinhalb Planer
für Friedrichs unterwegs. Arbeitet das Unternehmen ansonsten
über die Grenzen Braunschweigs
hinweg, beispielsweise in Wolfsburg, Salzgitter oder Gifhorn,
konzentriert sich der Winterdienst auf die Löwenstadt. Zwischen sieben und 22 Uhr müssen
die Straßen verkehrssicher sein;
„Momentan betreuen wir etwa
500 Objekte. Wir fangen nächtens
gegen halb drei Uhr an. Unser
Kundenspektrum reicht vom
kleinen Fußweg über große Parkplätze bis zu den Gehwegen der
Stadt Braunschweig. Das bedeutet: Der eine fährt mit einem
Besen los; der andere mit Radlader und Streuer. Da sind schnell
mal 22 Mitarbeiter aus dem Garten- und Landschaftsbau auf den
Beinen. Bei uns werden alle das
ganze Jahr durch beschäftigt.“
Aufgewachsen in Braunschweig
und „sozusagen auf Besuch in
Göttingen geboren“, hatte Gründer Achim Friedrichs ursprünglich angefangen, Maschinenbau
an der TU Braunschweig zu studieren. Das Studium war ihm jedoch nicht
praktisch genug; auch der Wechsel zum
Bauingenieurwesen brachte keine Erfüllung: „Ich wollte abends sehen, was ich tagsüber kreativ erschaffen habe. Da entschloss
ich mich spontan für eine Ausbildung zum
Landschaftsgärtner.“ Besonders reizen ihn
komplexe Gärten, die eine organisatorische
Herausforderung darstellen. „Auf der Baustelle ist man sein eigener Her, das schätzen
auch die Kolonnenführer – das sind eigentlich einzelne Chefs, sage ich immer.“ Heute
befasst sich Friedrichs allem voran mit Qualitäts-, Organisations- und Personalfragen.
Das praktische Arbeiten konzentriert sich
auf den heimischen Garten. „Neben unseren
hauseigenen Fähigkeiten liegt uns besonders
das Koordinieren anderer Gewerke, zudem
haben wir gute Reaktionszeiten und sind
zuverlässig.“
Seit 2009 ist das Unternehmen Mitglied
im Galanet – ein weiterer Beweis für qualitativ hochwertige Arbeit und Innovationslust. Denn bei Friedrichs legt man Wert auf
innerbetriebliche Fortbildung und Workshops mit den bundesweiten Galabau-Partnern. „Seit Jahren geht es in der Branche
bergauf; in der Region prägt zudem Volkwagen die Klientel, die hochwertige und exklusive Gärten wünscht. Wir sind ein Dienstleister im Luxussegment und nach Sportwagen
und Küche ist es häufig das eigene Grün, das
verschönert wird.“
Fernab der Arbeit nimmt sich Achim Friedrichs am liebsten Zeit für seine Frau und
seine zwei Kinder. Auch Bootsurlaube und
Motorradreisen gehören zum Freizeitprogramm. Wie sein Unternehmen, geht auch
er mit der Jahreszeit: „Mein Winterhobby
ist Gitarrespielen.“
Fotos: Kristina Künnemeyer
62
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