Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017 Fokus // AlpineFokus Ski-WM//St. WM Moritz St. Moritz 2017 F FOKUS SKIFEST der grossen Hoffnungen FOTO: Z VG. Bei den WM-Vorgaben halten sich die Swiss-Ski-Leader bedeckt. Doch klar ist: realistische Medaillenchancen bestehen in mehreren Disziplinen. 8 SNOWACTIVE SNOWA SNOW ACTIVE FEBRUAR 2017 FEBRUAR 2017 SNOWACTIVE 9 Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017 M it Statistiken hat noch keine(r) eine Goldmedaille gewonnen – aber auch nicht verloren. Vor den Alpinen Skiweltmeisterschaften in St. Moritz drängt sich ein Blick in die Vergangenheit zwingend auf. Seit fast 70 Jahren wartet man im Engadin vergeblich auf eine Weltmeisterin oder einen Weltmeister. Sowohl 2003 wie 1974 ging Swiss-Ski, der vormalige SSV bzw. Schweizerische Skiverband, leer aus. Die letzten Goldmedaillen bekamen in St. Moritz Schweizer Skirennfahrer 1948 umgehängt, als die Olympischen Winterspiele auch WM-Status hatten. Hedy Schlunegger, die Grossmutter der späteren Olympia-Zweiten Martina Schild, und Edy Reinalter gewannen Abfahrt und Slalom. Die damalige Zeitung «Sport» brachte noch am gleichen Nachmittag eine Sonderausgabe. Immer an den «Tatort» zurück Statistiken können indes auch beflügelnden Effekt haben. «Ich ging», erzählt Vreni Schneider, «immer gerne an Orte zurück, die ich mit positiven Erinnerungen verband. Und meistens lief es erneut gut.» Aus solcher Optik stün- den dem Schweizer Skiteam verheissungsvolle Tage bevor. Denn beim Weltcup-Finale im letzten Winter, das zugleich WM-Hauptprobe war, wuchsen sie über sich hinaus und errangen sechs Podestplätze, so viele wie noch nie. Die optimistische Vreni Schneider, immerhin selber dreifache Weltmeisterin und dreifache Olympiasiegerin, wagt die Prognose: «St. Moritz könnte die grosse WM von Lara Gut werden.» Und sie sagte dies schon vor dem Weltcup-Finale, wo die Tessinerin die grosse Kristallkugel abholte und Vreni national als letzte Schweizer Gesamtsiegerin ablöste. Die «Goldene» fehlt Lara noch Lara Gut hat wiederholt an Titelkämpfen ihre Qualität unter Beweis gestellt. Seit ihrem sensationellen Einstand 2009 in Val d'Isère, wo sie als 17-Jährige zweimal WM-Zweite wurde, errang sie bis auf eine Ausnahme an jedem Titelkampf, an dem sie dabei war, eine Medaille. Und dort, wo sie das Podest verpasste (2011 in Garmisch), belegte sie zweimal den 4. Platz – eine beeindruckende Konstanz. Nur eines fehlt auch ihr – eine Goldmedaille. Eine solche wäre überfällig. Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017 Eigentlich gut aufgestellt Didier Cuche, der einst ebenfalls lange warten und 35 Jahre alt werden musste, bis er einmal Weltmeister war, kennt die Unwägbarkeiten einer WM nur zu gut: «Es kann passieren, dass Schweizer Fahrer ihr Optimum abrufen und trotzdem leer ausgehen, weil an diesem einen Tag ein paar andere besser sind. Aber aufgrund der Ergebnisse beim Weltcup-Finale darf man zuversichtlich sein.» Die Schweizer Mannschaft ist gut aufgestellt und besitzt praktisch in jeder Disziplin Medaillenchancen. Wichtig wäre, wenn es schon zum Auftakt mit einem Medaillengewinn klappen würde. Auch in dieser Beziehung sieht es nicht schlecht aus. Die Super-G-Rennen, mit denen die Titelkämpfe eröffnet werden, zählen zu den stärksten Schweizer Disziplinen, bei den Frauen und Männern. «Heim-WM ist ein schönes Erlebnis» Wenn nicht der vermeintliche Heimvorteil plötzlich zu einem Nachteil wird? Cuche sieht das differenziert: «Eine Heim-WM ist primär für einen Athleten ein schönes Erlebnis. Aber es kann auch mega-viel Druck auslösen. Man Er will nur s spielen! pielen Und feiern feiern… n… darf sich von den hohen Erwartungen nicht verrückt machen lassen. Ich bin überzeugt, jede und jeder freut sich darauf. Und ich mich mit.» Es ist ja nicht so, dass Heim-Weltmeisterschaften generell unter einem schlechten Stern stehen müssen, nur weil es 1974 und 2003 in St. Moritz niemand aufs oberste Podest schaffte. Immerhin ging Crans-Montana 1987 für die Eidgenossen mit 8 Titeln und 15 Medaillen als erfolgreichster Austragungsort alpiner Skiweltmeisterschaften in die Geschichte ein. Übrigens gab es auch in St. Moritz schon mal eine Medaillenflut an alpinen Skiweltmeisterschaften. 1934 bei den ersten Titelkämpfen im Engadin holten die Schweizer dreimal Gold, einmal Silber und fünfmal Bronze. Die FrauenAbfahrt führte wie jene der Männer vom Piz Nair hinunter bis St. Moritz Bad und war mit 4408 Metern so lang wie die Lauberhorn-Abfahrt. Weltmeisterin Anny Rüegg brauchte dafür punktgenau 5,38 Minuten und erreichte ein respektables Stundenmittel von 46,872 km/h. RI C H A RD H E G G L I N DAS SKIFEST IN ST. MORITZ STEHT VOR DER TÜR Der Saisonhöhepunkt nähert sich mit riesigen Schritten, die Januar-Klassiker sind das perfekte Vorspiel, und rechtzeitig meldet sich nach Anna Veith nun auch Lindsey Vonn nach ihrer Verletzung im Weltcup zurück. Die FIS Alpine Ski-WM St. Moritz 2017 wird definitiv zum Spektakel werden, dieses Fest im Oberengadin dürfen Sie nicht verpassen. Für die Ski-Fans gibt es noch die Möglichkeit, Ticket für fast alle Events zu kaufen, doch an manchen Tagen, in manchen Kategorien wird es bereits knapp – besonders attraktiv sind die verschiedenen Kombi-Angebote. Gleich zum Start lockt das WM Opening Special! Erleben Sie dabei drei Highlights an zwei Tagen. Mit diesem Paket können Sie die Eröffnungszeremonie «Magic Snow – Birth of a passion» am 6. Februar geniessen, hochkarätigen Rennsport beim Super-G der Damen oder Herren live verfolgen und am 7. Februar den Abend stimmungsvoll beim Konzert von 77 Bombay Street ausklingen lassen. Mehr Infos zum WM Opening Special und weiteren Angeboten finden Sie hier: www.stmoritz2017.ch/wmopeningspecial Emotionen pur versprechen die tollen Duelle um Hundertstel am Fusse der Corviglia, mit dem atemberaubenden «Free Fall» der Männerabfahrt, dem spektakulären neuen Britannia-Start bei den Frauen, den so wunderbar einsehbaren Pisten. Und natürlich mit dem Zielgelände auf Salastrains, mit seiner einzigartigen Bergkulisse, der grandiosen Stimmung unter den Fans, den Momenten des Triumphes und der Niederlage. Am Ende feiern alle, sind Sie mit dabei und sichern Sie sich ihr Ticket unter www.stmoritz2017.ch – diese gibt es bereits ab 40 Franken, auch für die Eröffnungsfeier am 6. Februar. Die Besucher vor Ort der FIS Alpinen Ski-Weltmeisterschaften kommen aber nicht bloss in den Genuss weltmeisterlicher Sportunterhaltung sondern können sich ebenso neben der Piste auf grosses Entertainment freuen. Alle Informationen zum Rahmenprogramm, den Live Acts und vielen weiteren Attraktionen finden sie hier: https://www.stmoritz2017.ch/entertainment/ rahmenprogramm/ Die Sponsoren und Partner Hauptsponsor Swiss-Ski zum ersten Abfahrtslauf des Winters inklusive Schneegestöber animieren. Er ist ein echter Kuschler, und viel gelenkiger als man ihm das auf den ersten Blick zutraut. Aber Vorsicht: Moritz ist auch für jeden Unfug zu haben, da kennt er nichts. Die Rede ist hier von einem Steinbock, wie es keinen zweiten gibt. Klar, jedes Exemplar dieser stolzen Tierart ist ein Unikum, und wir wollen hier gerade den beiden Bündner Werbeträgern Gian und Giachen nicht zu nahe treten. Aber trotzdem sei die Aussage gewagt: So weit hinunter in die Tiefen des Schweizer Lebens hat sich noch kein anderer Steinbock getraut. Nämlich sogar bis Zürich – und welcher Bündner tut das schon ohne Not? Seine Mission Die Not war es nicht bei Moritz, es war sein Auftrag, ach was – seine Mission! Moritz ist nicht nur das Maskottchen der FIS Alpinen Ski-WM St. Moritz, er ist ein ganz wichtiger Werbeträger des Events. Und so scheute er sich nicht, beim Weltklasse-Meeting im Zürcher Letzigrund gegen seinen dortigen Kollegen (Konkurrenten?) Cooly im Sprint anzutreten. Über das Resultat decken wir lieber höflich den Mantel des Schweigens, nur so viel: Moritz ist mehr als parat für die Revanche gegen Cooly auf der Corviglia. Die Taufe beim Weltcup-Finale Geboren wurde Moritz vor vielen, vielen Jahren am Piz Nair, getauft wurde er im vergangenen März beim Weltcupfinale in St. Moritz. Eine Jury, bestehend aus 10 SNOWACTIVE SNOW FEBRUAR 2017 Schweizer Rennfahrern und Rennfahrerinnen, Medienvertretern sowie Mitgliedern des OK der Ski-WM, wählte den Namen, als Abfahrtsweltmeister Patrick Küng ihn auf der Bühne verkündete, begann Moritz vor lauter Freude und Stolz zu hüpfen, alle zu umarmen, die nicht bei drei auf dem ersten Seilbahnmast waren – und damit hat er bis heute nicht aufgehört. Immer im Mittelpunkt Egal, ob bei Dorffesten im Oberengadin, ob beim Eishockey in Lugano – Moritz ist im Mittelpunkt und keiner kann sich seinem Charme widersetzen. Nicht einmal die sonst doch so coolen Zürcher Zeitungs- und Radioredaktionen schafften das, Moritz’ Besuche beim «Blick» oder «20 Minuten» sorgten für ein grosses Hallo, die Belegschaft von «Radio 24» liess sich sogar mitten im Zürcher Vorwinter (eher warm, eher grün . . .) Moritz wird es nie kalt Moritz redet zwar nicht, aber seine Gesten und seine Bewegungen drücken mehr als genügend aus, was in ihm grad vorgeht. Dahinter steckt enorm viel Training der zwei Artisten, die sich während der WM den Job unterm Kostüm teilen. Da ging es erst einmal darum, sich an die spezielle Bekleidung zu gewöhnen, die jede Bewegung speziell macht, die vor allem mit den klobigen Schuhen eine grosse Herausforderung ist. Die Prognose sei bereits jetzt gewagt: Egal, in welch tiefen Regionen sich das Thermometer während der Ski-WM bewegt, Moritz wird in seiner schweisstreibenden Umgebung nicht kalt werden . . . Moritz kuschelt gerne . . . und er kann damit allen anderen warm geben, vor allem bei Kindern kommt Moritz hervorragend an. Klar, einen solchen Kuschler kann man einfach nicht abweisen. Schon allein deshalb nicht, weil kein Auge trocken bleibt, wenn sich Moritz mit seinem durchaus ausladenden Hinterteil Platz verschafft. WM-Besucher seien also gewarnt, es gibt keinen Ort, keinen Platz in und um St. Moritz, an dem Moritz nicht plötzlich auftauchen kann. Aber was heisst schon «gewarnt»: Nutzen Sie die Chance für eine Umarmung, für ein «High five», denn eines ist auch klar – Moritz will nur spielen. Oder feiern. Ach was, am besten beides. Fahrzeugpartner Sponsoren Swiss-Ski Official Broadcaster Eventpartner Partner Swiss-Ski-Pool Medienpartner Lieferanten | Burgerstein | RUAG | Hilti | Ferienverein | TechnoAlpin | Kameha Grand Zürich | Human Tecar | TRILUX AG | FUNKE LETTERSHOP AG | Gönner | Crystal Club | Stiftung zur Förderung des Alpinen Sports | C HR IST IA N A N D IE L FEBRUAR 2017 SNOWACTIVE 11 Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017 Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017 LIEBLINGSBERG Kein Berg hat die Karriere von Lara mehr geprägt als der Piz Nair. Nirgends fuhr sie öfter, und auf keiner Piste feierte sie emotionalere Erfolge. M an darf den Piz Nair mit Fug und Recht als Lara Guts Lieblingsberg bezeichnen, auch wenn sie es mit andern Worten ausdrückt: «Das ist mein Berg, mein Zuhause. Hier habe ich das Gefühl, noch mehr Energie zu besitzen als anderswo. Und man spürt, dass das Publikum hinter einem steht.» Hier ging einst ihr Stern auf Da ist einst ihr Stern aufgegangen. Da fuhr oder vielmehr stürzte sie im Februar 2008 in ihrer ersten Weltcup-Abfahrt sensationell aufs Podest und wurde im Dezember des gleichen Jahres als Siebzehneinhalbjährige jüngste Super-G-Weltcupsiegerin aller Zeiten. «Obwohl es schon so lange her ist, werde ich immer a noch oft darauf angesprochen», staunt Lara Gut. Die Liebe zu St. Moritz hat andere Gründe als jene Erfolge, die sie als Kinderstar abrupt ins Rampenlicht katapultierten und ihr einen Status verliehen, dem sie im jugendlichen Alter nicht immer gerecht zu werden vermochte. «Hier bin ich schon als Kind oft Skifahren gegangen», erzählt sie. «Deshalb verbinden mich viele Emotionen mit diesem Ort.» kugel für den Gesamtweltcup. Kein Autor hätte das Drehbuch besser schreiben können. Lara Gut weigerte sich, von einem erfüllten Traum zu sprechen, den ihr einzelne Medien in den Mund legten. Sie liess erkennen: Das allein, das für viele das Nonplusultra des Skisports wäre, ist es noch nicht. «Ich will mich weiter entwickeln», sagt sie. Titel und Siege sind nicht das Ziel, sondern die logische Konsequenz, wenn es ihr gelingt, das umzusetzen, was sie sich vorstellt. Komplizierter Satz, aber einfache Botschaft. Hier erlebte sie auch die «andere Seite» 36 Rennen hat Lara Gut auf der Corviglia schon bestritten. Da fiel sie als 15-Jährige erstmals auf, als sie in ihrem ersten FIS-Riesenslalom mit der Nummer 128 den 39. Rang belegte. Und einen Monat später in ihrer ersten EuropacupAbfahrt mit der Nummer 66 Vierte wurde. In der nächsten nä ächsten n Europacup-Abfahrt Europ paccup p-A Abfahrt stan stand sie bereits a uf dem d m Podest, de Podesst, wass ihr ih einen Startplatz S auf Hier gewann sie die «grosse Kugel» Und im letzten März krönte sie ebenda ihre Karriere mit dem Gewinn der grossen Kristall- Obwohl es schon so lange her ist, werde ich immer noch oft darauf angesprochen. FOTO: KESTONE SNOWACTIVE FEBRUAR 2017 Und hier ist sie einfach zuhause Einzelne Journalisten projizierten Erwartungen, die sie (noch) nicht zu erfüllen vermochte. Es war jene Phase, in der sie mit Starts in sämtlichen Disziplinen experimentierte und feststellen musste, dass ihr Körper dieser enormen Belastung noch nicht gewachsen war. 2015 nahm sie ihre Piz-Nair-Erfolgsserie wieder auf und gewann die Abfahrt vor Anna Fenninger und Edit Miklos. Im Super-G zappelte sie «zum ersten Mal», wie sie anmerkte, in einem Weltcuprennen im Netz. Und auch die WM-Hauptprobe in der Abfahrt im letzten März verlief nicht nach Wunsch. Mit der aussichtslosen Startnummer 22 musste sie sich mit dem 13. Platz begnügen. Die zwei vor ihr und zwei hinter ihr gestarteten Konkurrentinnen belegten die letzten vier Plätze! Das sagt alles. Dafür stand sie im Super-G (2.) und im Riesenslalom (3.) wieder auf dem Podest. Das sagt auch alles. Lara Gut ist längst wieder auf dem Piz Nair zuhause. RICHARD HE GGLIN LEBENSSCHULE Silvan Zurbriggen, dessen Stern mit der Silbermedaille an der WM 2003 in St. Moritz aufging, ist seit fast zwei Jahren Ex-Skirennfahrer. «Und daran», wie er sagt, «das Privatleben zu entdecken – das ist auch schön.» 12 in der Weltcup-Abfahrt eintrug. Bei der sie, wie erwähnt, spektakulär kopfüber ins Ziel und aufs Podest stürzte. Aber Lara Gut erlebte in St. Moritz auch härtere Zeiten. Als sie sich 2012 in einer Abfahrt mit einem 19. Platz (übrigens zeitgleich mit Anna Fenninger) begnügen musste, prasselte herbe Kritik über sie herein. Einige monierten mangelndes technisches Rüstzeug. Lara Gut wurde dünnhäutiger, und einmal bat sie – ebenfalls im Zielgelände auf Salastrains – die Medien nach einem mittelmässigen Resultat inbrünstig: «Bitte fasst mich nicht zu hart an.» V om Podest wechselte er auf die Schulbank. In der Lauberhornwoche absolvierte er mündliche Prüfungen, Ende Monat schliesst er sein 18-monatiges Bankpraktikum ab. Und nimmt gleich eine neue Ausbildung in Angriff – als Hörakustiker. Neue Herausforderung «Meine Funktion als Botschafter von Raiffeisen werde ich aber auch in Zukunft ausüben», sagt Zurbriggen. Aber Banker wird er nicht. «Ich wechsle nochmals den Bereich komplett und stürze mich in eine neue Herausforderung. Ich bin aktiv von einer grossen Firma (Neuroth Hörgeräte, die Red.) angegangen worden und werde den eidgenössischen Fachausweis in Hörakustik machen.» Seine Frau Nathalie ist bereits in diesem Beruf tätig. «Dann kann ich sie mal», so Zurbriggen, «wenn sie kürzer treten wird, bei ihrer Arbeit unterstützen.» Vor dem Erfolg der Eklat Langfristige Planung war schon immer eine Qualität des Wallisers, der zu den letzten grossen Allroundern im Skisport gehörte und oft mit Ivica Kostelic auf dem Kombi-Podest stand. Wie bei der WM 2003 in St. Moritz, als er im Slalom mit der Silbermedaille hinter dem Kroaten für einen grossartigen WM-Schlusspunkt sorgte. Kurz vorher war es in Wengen zu einem Eklat gekommen. Karl Frehsner hatte sich mit Slalomtrainer Christian Huber überworfen und diesen Knall auf Fall entlassen. Michi Bont rückte nach – und keinen Monat später war er FEBRUAR 2017 SNOWACTIVE 13 Fokus // Alpine e Ski-WM St. Moritz 201 0 7 Reha, der Weg zurück, das Comeback – und drei Jahre später gewinne ich auf dieser Piste, auf der meine Karriere beinahe zu Ende gegangen wäre.» Darüber hält er heute 40-minütige Referate mit dem Thema: «Stürzen, aufstehen, siegen.» In den letzten Jahren seiner Karriere wendete er sich fast gezwungenermassen vermehrt der Abfahrt zu, weil im Slalom das Reglement geändert hatte. Die Torabstände verringerten sich von 15 auf 13 Meter, aber Zurbriggen empfand es so, dass sie sich von etwa 13 Metern auf achteinhalb bis neun Meter reduziert hatten. «Mit meiner Körpermasse konnte ich nicht mehr mithalten. Die guten Slalomfahrer waren eher dünn, leicht und athletisch, aber keine 100-kgBrocken mehr wie einst Alberto Tomba. Das ging gegen meine körperlichen Voraussetzungen, sonst wäre ich dem Slalom treu geblieben.» Extreme erlebt Trotz Tiefschlägen, oder gerade deshalb, bezeichnet Silvan Zurbriggen die anderthalb Jahrzehnte im Skisport als «unbezahlbare Lebensschule, weil man Extreme erlebt, in der ganzen Spannweite. Man lehrt mit Niederlagen umzugehen, mit Druck umzugehen – und beim Siegen auf dem Boden zu bleiben.» Skifahren auf diesem Niveau sei nur mit Herzblut und Leidenschaft möglich: «Es ist viel Arbeit dahinter, aber leidenschaftliche Arbeit. Das Gefühl auf den Brettern, sich frei bewegen zu können, ist einzigartig. Mir wird heute noch warm ums Herz, wenn ich ein paar Bögen in den Schnee ziehen kann.» Inzwischen sei er aber ein Schönwetterskifahrer geworden. Skisport ist unbezahlbare Lebensschule, weil man Extreme erlebt, in der ganzen Spannweite. Man lehrt mit Niederlagen umzugehen, mit Druck umzugehen – und beim Siegen auf dem Boden zu bleiben. Der Tipp kam von Karl Freshner Für Zurbriggen sind in der eigenen Wahrnehmung vier Highlights zentral. Die WM-Silbermedaille von St. Moritz, die Bronzemedaille in der Kombination an den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver / Whistler Mountain, der Kombi-Sieg 2009 in Kitzbühel und der Abfahrtssieg 2010 in Val Gardena. Damit gehört er zum halben Dutzend Schweizer Skirennfahrern, die im letzten Vierteljahrhundert an Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften Medaillen gewannen und auch an Weltcuprennen siegten. Zu allen Ereignissen hat er besonderen Bezug. St. Moritz bildete die Premiere, wo er von Karl Frehsner den entscheidenden Tipp bekam. Er ging vor dem Slalom anderthalb Stunden früher frühstücken, nachdem er im Training immer erst im 5., 6. Lauf so richtig in die Gänge gekommen war. Und so war er in der Stunde «X» hellwach, der Körper rechtzeitig auf Wettkampfmodus eingestellt. 14 SNOWACTIVE FEBRUAR 2017 Jetzt züchtet er Ehringer Kampfkühe Schon vor dem Ende seiner Karriere hatte er sich ein nicht alltägliches Hobby zugelegt, die Zucht von Ehringer Kampfkühen: «Jetzt komme ich nicht mehr so oft dazu, aber ich helfe dem Schwiegervater immer noch gerne. Es ist faszinierend, den Kühen zuzuschauen, wie sie kämpfen, den Stolz, den sie haben, wenn sie gewinnen, und wie sie mit Niederlagen umgehen. Diese Tiere sind sehr sensibel, wie eben Spitzenathleten sind.» Ein Duell zwischen Zurbriggens Ehringer Kühen und jenen von Martina Schild, der Olympia-Zweiten von Turin, die ebenfalls dieses Hobby betreibt, hat sich allerdings noch nie ergeben. 500. Schweizer Weltcupsieg und keiner merkts Beim Kombi-Triumph in Kitzbühel, der für einen Allrounder als Ritterschlag galt, hätte es noch ein besonderes Jubiläum zu feiern gegeben. Es war der 500. Schweizer Sieg im Weltcup. Nur hats keiner gemerkt. Erst hinterher hats einer herausgefunden. Beim Gewinn der Bronzemedaille in Whistler Mountain seien die Gefühle intensiver gewesen als in St. Moritz, verrät der entfernt mit Pirmin Zurbriggen verwandte Walliser: «Ich gehörte dort nach einer guten Abfahrt zu den Favoriten. Es passierte etwas mit mir, das ich vorher in dieser Art nie erlebt hatte. Ich wusste: bei einem ‹normalen› Slalom liegt eine Medaille drin. Dieses Wissen hat mich mental fast kaputt gemacht und in einen emotionalen Grenzbereich gebracht. Als ich die Medaille dann hatte, fiel mir ein Riesenbrocken vom Herzen.» «Stürzen, aufstehen, siegen» «Der Sieg in Val Gardena», so Zurbriggen, «war deshalb speziell, weil ich da einst schwer gestürzt bin. Im Knie war alles kaputt. Dann die FOTO: KEYSTONE Teil einer Erfolgsgeschichte, die neben vielen Hochs auch von einigen Tiefs geprägt war. Er tippt auf fünf Medaillen Und noch eine Frage zu den «andern» Athleten, jenen auf zwei Brettern: Wie viele Medaillen gibts in St. Moritz? «Vier», sagt Zurbriggen, «je zwei bei den Frauen und zwei bei den Männern.» Und korrigiert dann: «Nein, fünf Medaillen. Den Teamwettkampf habe ich vergessen. In diesem sind wir sehr stark.» Den gabs 2003 noch nicht. Und deshalb damals «nur» vier Medaillen. RI C H A RD H E G G L I N «Diese e Emotiionen möch hte man unb bedin ngt nochma a ls erlleben» FOTO: ZVG. Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017 «Speziel iell wird sicherlich schon die Eröffnungsfeier. r. Dieses es Erlebnis geht unter die Haut.» Monika Zw weiffel weisss schon ganz genau, wie der perfekte Start in die ie FIS Alpine Ski WM St. Moritz 2017 ausssie si ht. Denn Monika Zweifel hat eine gewisse Rou outine: Sie war 2003 als Voluntari dabei, und sie wird es auch 14 200 Jahre später wieder sein. Und n warum? Sie lacht, so nd eine Frage kann nur jema mand stellen, der es se ma selb lbst noch nie erlebt hat: «D «Diese Emotionen, die e Mö Möglichkeit, in einem tol olle ol le Team einen derar len a tig tigen Event mitzugestalten e die möchte man un en, en unbe bedingt nochmals erle ebe ben.» 1300 0V Vo oluntari werden im Fe ebru bruar dabei sein. Monika Zweifel aus St. Moritzz is istt eine e Vertreterin dieser bunten, fröhlichen Grupp uppe, «das Gesicht der WM», wie die OK-Vertretter immer wieder betonen. Und d wer mit der 566-Jäh Jährigen redet, spürt sofort dies iese e Herzlichkeitt un und d Offenheit. 2003 war sie no noch ch im Kurverein St. Moritz tätig, da war die Mitwi wirku rkung im Rennbü büro ro irgendwie logisch. Mittlerw weil eile arbeitet die e ge geb bürtige Lintthalerin, die leidens ensch chaftlich gerne Ski fährt, nach ihrer Zeit bei Cor Co vat vatsch s Marketing auf der Gemeinde Samedan. Aber ber es war für sie keine Frage, dass sie sich wieder der me m ldet als Voluntari, bei dieser einzigartigen n Bew Bewegung, die vor 14 Jahren ihren Anfang na ahm. m. Da D ss Monika Zweifel diesmal zwei Wochen ihr hrer e Ferien opfern muss, löst bei ihr nicht ein nmal ei ein Schulterzucken aus. Ist doch klar, ode er? Dab Dabe ei heissen diese beiden Wochen mit dem ei Re Rennbüro Re ro vor allem eines: früh aufstehen. «Oja», sagt Moni on ka Zweifel, «um halb sechs Uhr ist die Nachtt vorbei.» Sie ist dafür zuständig, dass die e Ren nnn- ury bestens versorgt ist und ihre Arbeit tun n-J un kan nn, und die ist halt in der Regel als einer der erst sten st Player auf dem Hang. Diesmal ist sie bei den MänPl Pla nerrennen unterwegs, Chef im Ring ist da FIS S-Renndirektor Markus Waldner. Der gilt als ange geneh ge enehmer me und umgängli gliche cher T Typ. «Das stimmt», sagtt Mon Monika ka Zweifel, die e ih ihn im vergangenen März beim m Wel Weltcu upfinal, dem grossen Testevent für die WM, M ber ereit er e s erllebt ebte e. Aber wie war das 2003? Damals Abe l war Monika a Zweifel Z ebenfalls im Rennbüro tätig, alle llerdings beii den d Wettkämpfen der Frauen – und nd da war noch ch h Kurt Hoch Renndirektor bei der FI FIS S. Hoch war na attürlich kompetent, was sich aber nicht allen im mmer sofort erschloss, weil der Öst Ö erreicher de erart nuschelte, dass man ihn n sc schlichtweg nicht verstand ve e – und zwar egal, ob er deu de tsch oder englisc sch redete, denn das sc macchte te be b i ihm eigentlich ke ei einen Unterschied. Es spr prich icht schwer für das Renn nbüro mit Monika Zweifel, dass sie offenbar trotzdem das m immer alles richtig umsetzten, denn es gab ke keinerlei Probleme. Monika Zweifel muss lachen, wenn sie sich daran erinnert, «es hiess immer so etwas et wie ‹Madl, hol bitte das› oder ‹Madl, tu dies›» s›» ›». Und dann fällt ihr noch etwas ein: Denn Hoch hat atte at t lange Zeit in Norwegen gelebt, was sich auf se eine ine Frühstückswünsche auswirkte: «Schon früh am m Mo orgen wollte er immer eine Nudelsuppe und eiine n Bücchse Sardinen.» Man merkt Monika Zweifell heute noch an, dass sie sich nicht nur unter kei einen ei n Umsttänden vorstellen ko konnt nnte, nnt e, mitten in eine er kalten Fe Februarnacht, t, gerade ge erst st dem de kusch hligen Bett enttronnen, hl n, ein derartiges Zmorge zu u sich h zu nehmen. Nein ein n, es e war vermutlich schon eine He erausforderung ung, diese Frühstücksgaben überung haupt zu bri br ngen. Waldne dne nerr ist Südtiroler. Die essen anders. Und Monik Zwe ka Zweife ifel hofft o , dass sie diesmal als Nur-Voluntari etwas meh hr zum Fei e ern kommt, mit anderen Kontakte «auf der Gas Gasse» e» kn k üpfen kann. Denn eines weiss sie auch: Die Chan hance, ce, nochmals bei einer WM so hautnah mit dabei zu seiin, die ist doch eher klein. CHR I STIAN AN D IEL FEBRUAR 2017 SNOWACTIVE VE 5 15 Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017 Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017 Freiwillige Helfer 140 000 10 0% 1400 Neigung beim Starthang der Herren 32 Radio- und TV-Kommentatoren-Positionen, 22 MixedZonen, 5 TV-Plattformen und 3 TV-Studios im Zielraum Zuschauer werden erwartet 150 SRG-Mitarbeitende produzieren das Weltsignal aus St. Moritz 15 TV- und Radio-Stationen live vor Ort 1974 2003 2017 10 900 600 Athleten 38 km Akkreditierte Personen 23 000 aus 80 Nationen B-Netze entlang der Piste Die SRG ist bereits zum dritten Mal Host Broadcaster von Ski-Weltmeisterschaften in St. Moritz. Zudem produzierte sie die alpinen Rennen der Olympischen Winterspiele in Turin, Vancouver und Sotschi. 40 000 Liter heisse Getränke 35 000 Liter kalte Getränke 25 000 Liter Bier 16 SNOWACTIVE FEBRUAR 2017 38 eingesetzte Kameras. Darunter HyperMotion-, Super-Motion-, Helikopter- und Seilbahnkameras inklusive 37 km verlegte Kabel am Berg und im Zielraum QUELLE: SRF / OK ALPINE SKI-WM 2017 Meter Glasfaserkabel in über 50 Containern wurde das internationale Radio- und Fernsehzentrum untergebracht FEBRUAR 2017 SNOWACTIVE 17 Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017 Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017 1974 2003 «BOUBOU» MOREROD VERHINDERT NULLNUMMER GLÜCKLOSE TITELVERTEIDIGER Die Meinungen der Auguren über die Titelkämpfe 2003 sind geteilt: eine erfolgreiche WM oder ein Ach-undKrach-Event? Sicher nicht in bester Erinnerung haben St. Moritz '03 Sonja Nef und Michael von Grünigen, die als Titelverteidiger ins Engadin reisten – und als entthronte Weltmeister heimkehrten. Aber mit vier Medaillen darf sich die Bilanz gleichwohl sehen lassen. Die 17-jährige Lise-Marie Morerod gewinnt Bronze im Slalom und bewahrt die Schweiz vor einer Nullnummer. D ie 17-jährige Waadtländerin, die für Sapporo noch zu jung war, errang völlig überraschend im Slalom mit der Startnummer 39 Bronze. Dabei galt der Riesenslalom als ihre Paradedisziplin. In diesem schied sie aus. Dafür glückte ihr im Slalom der grosse Coup, nachdem sie sonst den ganzen Winter nie ins Ziel gekommen war. Drei Jahre danach errang sie als erste Schweizerin den Gesamtweltcup. Bevor wenig später ein tragischer Schicksalsschlag ihre Karriere beendete. Bei einem Autounfall erlitt sie zwei Halswirbelbrüche, einen 14-fachen Beckenbruch sowie Kopfverletzungen und lag während sechs Monaten im Spital. Sie versuchte zwar noch ein Comeback, schaffte aber den Anschluss nicht mehr. Sonst schauten für das hochdotierte Schweizer Team in St. Moritz nur drei 5. Plätze heraus, für die Doppel-Olympiasiegerin Marie-Theres Nadig in der Abfahrt, den Kombi-Silbermedail18 SNOWACTIVE SNOW FEBRUAR 2017 lengewinner Walter Tresch im Slalom sowie Engelhart Pargätzi im Riesenslalom. «Es nützte alles nichts» Ein eigentliches Debakel setzte es in der Abfahrt ab. Das Speed-Team kriselte zwar schon die gesamte Saison, ausgenommen Roland Collombin, der in seiner gewohnten JanuarHausse die letzten vier Rennen vor der WM gewann. Aber der damalige Ski-Chef Adolf Ogi traute der Sache nicht und engagierte temporär den damaligen Wachs-Guru Paul Berlinger, der 1970 mit seiner legendären WachsabkratzAktion Bernhard Russi zum Weltmeister gemacht hatte. Doch diesmal stach «Notnagel» Berlinger nicht, den Ogi bei dessen neuem Arbeitgeber Rossignol ausleihen musste. Collombin lag schon nach 40 Sekunden im Schnee, die andern Rossignol-Piloten Bernhard Russi und Philippe Roux wurden 12. und 13., und einzig Fischer-Fahrer Walter Vesti (9.) reichte es knapp zu einem Top-Ten-Platz. Dabei hatte Ogi vor dem Rennen noch zwei Geheimwaffen ausgepackt: Die Schuhe und Bindung liess er mit aerodynamischen Kunststoffhüllen überziehen, und die Stöcke hatten keine Teller mehr, sondern Kugeln. «Es nützte alles nichts, das Problem lag in n einem andern Bereich», blickt Ogi auf jenes es Debakel zurück. Rossignol-Mitarbeiter Paul ul Berlinger hatte mit bemerkenswerter Offennheit das Problem angesprochen: «Es lag nicht ht am Wachs, sondern an den Ski.» «Seinen» Rosssignol. Die mutige Selbstkritik nahm ihm nieemand in der Firma übel, im Gegenteil: Berlinnger wurde befördert, machte Karriere und war ar am Schluss Geschäftsführer. Ehrlichkeit währt rt am längsten. esonders MvG hatte sich für seinen letzten Auftritt an einer WM viel vorgenommen. Ende Saison, das stand schon fest, würde er seine Karriere beschliessen. St. Moritz sollte nach den Goldmedaillen 1997 in Sestriere und 2001 in Saalbach nochmals ein Highlight werden. Nach dem 1. Lauf war alles im grünen Bereich: Der Berner lag mit einem Rückstand von 0,58 Sekunden hinter Hansi Knauss und Benjamin Raich an dritter Stelle. Aber dann unterlief MvG in der Reprise im Flachstück ein folgenschwerer Fehler, der ihn auf den 7. Schlussrang zurückwarf. «Das ist die bitterste Niederlage in meiner Karriere», würgte er im Ziel heraus. Tränen kullerten aus den Augenwinkeln. Ein Trost: Beim Weltcup-Finale in Norwegen stand er dafür in seinem allerletzten Rennen nochmals auf dem Podest. Und zur Abschlussfete erwies ihm sogar der Grösste aller Zeiten, Ingemar Stenmark, die Ehre. Sonja Nef war schon nach dem 1. Lauf geschlagen. «Ich bin fast nur gekrochen», beschrieb sie ihre Fahrt. Mit 1,50 Sekunden Rückstand fand sie sich auf dem 12. Platz. Dabei hatte ihr Trainer Sepp Brunner den Kurs ausgeflaggt. Dank der viertbesten Zeit im 2. Durchgang, bei der Isolation als Schwachpunkt Bei der Analyse des WM-Debakels gingen die Verantwortlichen auch mit sich selber hart ins Gericht und machten die selbstgewählte Isolation als Schwachpunkt aus. Die Schweizer wohnten auf Salastrains unmittelbar neben der Piste, aber weit weg vom pulsierenden Leben in St. Moritz. Da war es unvermeidlich, dass Frohnaturen wie Collombin und Busenfreund Roux hin und wieder ausbüxten. Zumal die Abfahrt wegen der hartnäckigen MalojaSchlange (für Meteo-Laien: dichte Nebelschwaden) um rund eine Woche verschoben werden musste. Die Fachzeitung «Sport» schrieb nach Collombins Sturz von einer Kerze, die an beiden Seiten brannte. So ging die erhoffte Sapporo-Reprise völlig in die Hosen. Als grosse Gewinner liessen sich dafür die Vertreter vom kleinen Liechtenstein feiern. Mit Medaillen von Hanni Wenzel (Gold im Slalom und Silber in der Kombination) und Willi Frommelt (Bronze in der Abfahrt) liefen sie den Gastgebern und Trainingspartnern den Rang ab. Zu zwei WM-Titeln kam die Schweiz erst mit beträchtlicher Verspätung. Peter Lüscher heiratete die Doppelweltmeisterin Fabienne Serrat. In der Statistik bleiben die zwei Goldmedaillen aber in Frankreich. R I CHA CH H AR AR RD D HEGGLIN FOTOS: KEYSTON E Wie sich die Zeiten ändern. Vor zwei Jahren noch die grossen OlympiaHelden, die während der goldenen Tage von Sapporo ein ganzes Land in Euphorie versetzten, gehörten sie an der WM 1974 in St. Moritz zu den Losern der Nation. Die ersten alpinen WM in der Schweiz nach dem Krieg – jene 1948 waren ja Olympische Spiele mit gleichzeitiger Vergabe von WM-Medaillen – gerieten zum Fiasko. Am drittletzten Tag rettet Lise-Marie «Boubou» Morerod die abgestürzte Sapporo-Truppe. B FEBRUAR 2017 SNOWACTIVE 19 Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017 sie mit der Hand an einem Tor hängen blieb, reichte es wenigstens noch für eine Verbesserung auf Platz 8. Überschäumende WM-Stimmung wollte nicht aufkommen. Der Boulevard schoss aus vollen Rohren gegen Männer-Chef Karl Frehsner. Dieser hatte nach den Olympischen Spielen in Salt Lake City Dieter Bartsch ersetzt, der nach einer Nullnummer zurücktrat. Die einzige Frauen-Medaille holte dort übrigens Sonja Nef. Erfolg nach zähem Start Der Start in St. Moritz verlief zäh. Aber dann erkämpften die Schweizer nach drei medaillenlosen Rennen drei Medaillen hintereinander. Zuerst holte Bruno Kernen Bronze in der Abfahrt, dann Corinne Rey-Bellet Silber ebenfalls in der Abfahrt und Marlies Oester Bronze in der Kombination. Bemerkung am Rande: Oesters Medaille ist die letzte einer Schweizerin an einer WM, die nicht von Lara Gut stammt. Corinne Rey-Bellet schrammte, hinter Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017 der kanadischen Überraschungssiegerin Melanie Turgeon, nur elf Hundertstel an Gold vorbei. Drei Jahre später verlor Corinne bei einer Familientragödie ihr Leben. Am Schlusstag krönte Silvan Zurbriggen (siehe Beitrag Nostalski) die WM mit einer völlig unerwarteten Silbermedaille im Slalom hinter Ivica Kostelic. Zweimal mussten sich Schweizer mit der «Ledermedaille» begnügen: Ambrosi Hoffmann im Super-G, vier Hundertstel hinter den zeitgleichen Hermann Maier und Bode Miller, und Didier Cuche in der Abfahrt, 16 Hundertstel hinter seinem Teamkollegen Bruno Kernen. Dieser hatte zuvor das Lauberhorn gewonnen. Eine Zeitlang zeichnete sich gar ein Doppelsieg ab. «Nach 30 Fahrern», blickt Didier Cuche zurück, «lagen Bruno und ich an der Spitze. Aber oben warteten noch Michael Walchhofer und Kjetil Andre Aamodt, die so weit hinten starteten, weil sie im Abschlusstraining ein Tor ausgelassen hatten. Damals wurde die Start- reihenfolge noch erstellt durch Umkehrung des Klassements im Abschlusstraining. In diesem musste ich Gas geben, weil ich gegen Didier Défago um den letzten Startplatz kämpfte.» Prompt verdrängten Walchhofer und Aamodt die beiden Schweizer noch auf die Plätze drei und vier. International ragten Bode Miller (Gold im Riesenslalom und der Kombination) und Janica Kostelic (Slalom und Kombination) heraus. Janica und Ivica Kostelic wurden als erstes Ge- schwisterpaar gemeinsam Weltmeister. Und mit Aksel Svindal, Hannes Reichelt, Felix Neureuther, Erik Guay, Peter Fill oder Fabienne Suter standen schon damals einige im Einsatz, die heute noch im Skisport den Ton angeben. Von diesen schafften aber nur Svindal (5. im Riesenslalom) und Guay (6. in der Abfahrt) Spitzenklassierungen. RICHARD HE GGLIN 1 2 3 Eine besondere Retrospektive 30 Jahre zwischen Erinnerungen und Zielen Ein Königsmacher Heute noch erzählt der langjährige Trainer jedem, der es hören will, dass der Erfolg der Athleten praktisch nur auf Teamarbeit beruht. Der Sportguru, stets im Zielbereich anwesend, predigte unaufhörlich, dass noch nichts geschrieben und alles noch möglich sei. Immerhin hat er es damals geschafft, seine eigene Vision durchzusetzen und so den Zürcher Peter Müller derart anzutreiben, dass dieser in der WM-Abfahrt in Crans-Montana zuoberst auf dem Treppchen landete. Der neu erkorene Abfahrtsweltmeister hatte einen noch dickköpfigeren Meister gefunden und schliesslich die Anweisungen seines Trainers befolgt. Er musste ja auch zehn Jahre auf die Erfüllung seines Traums warten. Müller platzierte sich vor seinen Teamkollegen Pirmin Zurbriggen und Karl Alpiger. Als Viertplatzierter vervollständigte Franz Heinzer den «Run» der Schweizer auf die vordersten Plätze. Was für Erinnerungen! Vier Frauen und drei Männer Hartes Training, Talent und vor allem ein zusätzlicher Funke erlaubten es den Schweizern, ein Mythos aufzubauen. Die Skihelden der «Eighties» wurden in den Medien mit Superlativen überhäuft. Vor dreissig Jahren erlebte der Schweizer Skisport eine goldene Zeit. Wir erinnern uns an Erika Hess, Maria Walliser, Michela Figini und Vreni Schneider. Und bei den Männern machten Karl Alpiger, Peter Müller und Pirmin Zurbriggen ihren Job hervorragend. Währenddem Joël Gaspoz aus Morgin für einen unvergesslichen Zwischenfall sorgte, als er drei Tore vor dem Ziel nach einer spektakulären Kapriole ausschied. Dies zur grossen Enttäuschung seiner Walliser Fans. Unter ihnen auch Philippe Roux, der sich einen Kommentar nicht verkneifen konnte: «Unglaublich, einen solchen Fehler macht man in der dritten Skischul-Klasse nicht mehr.» Keine Glanzleistung, Joël! Mit seinem Ausscheiden ebnete Gaspoz den Weg für Pirmin Zurbriggen, der sich die Goldmedaille sicherte, seine zweite nach jener im Super-G. Der lässige Jean-Pierre Fournier Dreissig Jahre später hat sich Jean-Pierre Fournier kaum verändert. Er ist immer noch gleich sympathisch und aktiv. Er gibt zu, dass es ihm immer noch warm ums Herz wird, wenn er an die im Wallis geschriebene Geschichtsseite des Schweizer Skisports denkt. Der sympathische Mann aus Nendaz stellt klar, dass der Höhenflug der Frauen auf einer intensiven kollektiven Arbeit beruhte, die von langer Dauer war. Als er seinen Posten annahm, drängten viele junge talentierte Frauen nach, und die arrivierten Skirennfahrerinnen sahen sich in Not. Ähnlich wie Frehsner bei den Männern, gelang es Fournier die Qualitäten und die Schwächen der gestandenen und zukünftigen Skistars so zu lenken, dass daraus eine gesunde Gruppendynamik entstand. Seinem Speedteam gehörten, unter anderen, erfolgshungrige Fahrerinnen wie Maria Walliser und Michela Figini an. Und bei den Technikerinnen schwang die erfolgreiche Erika Hess obenauf. Sie verliess das Walliser Hochtal mit zwei Goldmedaillen um den Hals und ihrem zukünftigen Ehemann Jacques Reymond, Techniker- Trainer, am Arm. Und die Entdeckung dieser WM, die noch junge Vreni Schneider, begann mit Gold im Riesenslalom ihre unglaubliche Siegesserie. Weitere, im Weltcup eingesetzte Fahrerinnen wie Brigitte Oertli, Zoé Haas oder Corinne Schmidhauser, Gewinnerin der Slalom-Gesamtwertung (1987), sowie Chantal Bournissen, die sich die kleine Kristallkugel in der Abfahrt sicherte (1991), liessen unauslöschliche Spuren hinter sich. Langatmige Arbeit Jean-Pierre Fournier führte mit eiserner Hand im Samthandschuh und mit Hans Schweingruber und Rolf Hefti an seiner Seite. Er setzte einen Plan in Kraft, der auf zwei bis drei Jahrzehnte ausgelegt war. Dies war noch vor der heroischen Periode von Crans-Montana. Als Pädagoge geht der Mann aus Nendaz nicht auf die Spannungen zwischen Maria und Michela ein. Für ihn bleiben nur die positiven Momente und die mit einer Handvoll talentierter Athletinnen erreichten Resultate. Die Messlatte wurde damals so hoch gesetzt, dass später – nach dem Rückzug der 1987er-Stars – der Faden wieder aufgenommen werden musste, um weiterhin zu bestehen. Warten auf St. Moritz Der Vergleich mit Crans-Montana wäre fehl am Platz. Bei den bevorstehenden Wettkämpfen in St. Moritz hat die Schweiz nur einen Titel zu verteidigen, jener von Patrick Küng in der Abfahrt, den er auf der Piste «Birds of Prey» in Beaver Creek errang! Und mit der Bronzemedaille von Beat Feuz wurde auch 2015 Schweizer Skigeschichte geschrieben. Zur Erinnerung: Man muss bis 1991 in Saalbach zurückblättern, um zwei Schweizer auf einem WMPodest in der Königsdisziplin zu finden. Damit gemeint sind Franz Heinzer und Daniel Mahrer. Bei den Frauen verhinderte Lara Gut mit ihrer Bronzemedaille in der Abfahrt eine Nullnummer. Zwei Jahre später, nach erfolgreichem Saisonbeginn, scheint die Tessinerin nun in der Lage, in St. Moritz den einen oder anderen Coup zu landen. Vorausgesetzt, alle Parameter stimmen. Aber dafür wird ihr Staff schon sorgen! Generell ist eine Vorhersage äusserst gewagt. Vergessen wir aber nicht die jungen Nachwuchstalente, die auf ihre Chance lauern. Sie müssen nur noch dem Druck einer Heim-WM und ihrer steigenden Popularität standhalten. ALDO H. RUSTICHELLI, ÜBERSETZT VON THIERRY WITTWER 4 6 1 Mit Müller, Zurbriggen und Alpiger konnte Karl Frehsner im Wallis gleich einen dreifachen Triumph in der Königsdisziplin feiern. 2 Erika Hess, die Schneekönigin, wird von zwei Ski-Prinzen in die Höhe gestemmt, mit ihren Medaillen um den Hals. 3 Sieben Schweizerinnen und Schweizer für 14 Medaillen und acht Titel in Crans-Montana: Michela Figini, Karl Alpiger, Maria Walliser, Pirmin Zurbriggen, Erika Hess und Vreni Schneider. Was für ein Triumph! 4 Peter Müller musste zehn Jahre auf den erhofften WM-Sieg in der Königsdisziplin warten. 5 Pirmin Zurbriggen holte sich Gold im Super-G, eine Weltpremiere, sowie Silber in der Abfahrt und Gold im Riesenslalom. 6 Jean-Pierre Fournier verhalf seinen Athletinnen in Crans-Montana zu Titeln und Medaillen. FOTOS: ZVG. Die Ski-WM in St. Moritz steht unmittelbar bevor – 30 Jahre nach Crans-Montana. Was aber bleibt von der denkwürdigen Weltmeisterschaft 1987 im Wallis übrig? Erinnerungen und Emotionen, die mit dem Beginn eines glorreichen Kapitels der Schweizer Skigeschichte assoziiert werden. Heute noch profitiert das Hochtal von dem damaligen Ereignis, das der Schweiz einen wahren Medaillensegen bescherte. Das Wallis als Austragungsort der Ski-Weltmeisterschaften hat damals die Skifans in Scharen angelockt und eine kollektive Begeisterung ausgelöst. Am Ende errangen die Schweizer Skirennfahrerinnen und -rennfahrer acht von zehn möglichen Titeln. Und von dreissig vergebenen Medaillen gingen vierzehn an die Schweiz! Die bevorstehende Ski-WM in St. Moritz steht in einem anderen Kontext als vor dreissig Jahren in Crans-Montana. Die Erwartungen sind gemischt. Als Speerspitze einer erfolgreichen Generation konnten die Cracks der achtziger Jahre ihren Qualitäten freien Lauf lassen. Grund dafür war enorm viel Talent und vor allem eine fördernde Gruppendynamik. JeanPierre Fournier und Karl Frehsner, Trainer der Frauen, respektive der Männer, verstanden es, die Athletinnen und Athleten zu begeistern und in ihnen die Siegeslust zu wecken. Die Teams waren extrem schlagkräftig. Beide Chefs setzten auf den Mix verschiedener Stile. Der Walliser und der Österreicher schafften Synergien, die ihre Schützlinge zu unglaublichen Leistungen verhalfen. Karl Frehsner, seit über einem halben Jahrhundert «Schweizer», hatte kein Problem mit seinem Image als eigensinniger Trainer mit ausgeprägtem Wettkampfgeist. 5 20 SNOWACTIVE SNOW FEBRUAR 2017 FEBRUAR 2017 SNOWACTIVE SNOWACTI CTIVE VE 21 Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017 Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017 HEIMSPIEL 1903 gründeten rund 20 Mitglieder den Skiclub Alpina St. Moritz und organisierten in der Folge Wettkämpfe in den Disziplinen Skifahren, Skispringen und Langlaufen. Später gab es sogar ein attraktives Frauenskispringen am Corvatsch! Das Clubabzeichen, das Malermeister Scheunig einst entwarf, trägt der Verein noch heute mit viel Stolz. Die St. Moritzer prägten auch die nationalen Verbände. Sie waren bei der Gründung des Schweizerischen Ski-Verbands 1904 in Olten aktiv dabei. Auch die ersten vier Rettungsstationen der Schweiz wurden in St. Moritz eingerichtet, unter anderem im Turm der refor- Ausser einigen JugendSkirennen, die ich bestritten habe, hatte ich keine grossen Ambitionen im Skirennsport. mierten Kirche oder auf der Alp Giop, wo im Februar die Abfahrtspiste der Ski-WM vorbeiführt. Der St. Moritzer Skiclub brachte auch viele Talente hervor, die Skigeschichte geschrieben haben, die Guardia Grischa beispielsweise. Eine Truppe, die nur so strotzte von bekannten Skigrössen. Darunter waren etwa Weltmeister Rudolf Rominger oder die Gebrüder Rabbi und Edy Reinalter, die in den dreissiger und vierziger Jahren die nationale Skiszene dominiert haben. Übrigens gab es auch schon damals schneearme Winter. 1921 beispielsweise blieb der Schneefall während Weihnachten und Neujahr aus. Schnell gewachsen 1928 zählte der Skiclub Alpina St. Moritz bereits 600 Mitglieder und engagierte eine vollamtliche Sekretärin, die mit einem Monatslohn von 200 Franken auf der Gehaltsliste stand. Das alles erzählt uns Marco Pool, der den traditionsreichen Verein seit 2002 präsidiert. Er trat damals die Nachfolge von Gian Gilli an. Die Ablösung fand kurz vor der letzten Ski-WM 2003 statt. Gian Gilli wurde Sportdi- rektor der Weltmeisterschaften. Beide Ämter wurden zu viel für eine Person und so kam Marco Pool zum Handkuss, der damals bereits seit 1994 als Vizepräsident engagiert war. Auch seine Frau Marianne ist stark mit dem Skisport verbunden. Als «Technische Delegierte FIS» ist sie an diversen Volkslanglaufveranstaltungen im Einsatz. Übrigens: Einige OK-Mitglieder der Ski-WM, angeführt von Präsident Hugo Wetzel, sind Mitglied im Skiclub Alpina. Seine fünf Vorstandskolleginnen und -kollegen, die von einer fünfköpfigen «Technischen Kommission» unterstützt werden, erledigen die anfallenden Arbeiten ehrenamtlich. Dieses Jahr sind im Kalender über 30 Veranstaltungen geplant, darunter die 14-tägige alpine Ski-Weltmeisterschaft. Anziehungspunkt St. Moritz Der Name Pool stammt übrigens nicht, wie man vielleicht meinen könnte, aus dem englischen Sprachgebiet. Marco Pool ist im italienischsprachigen Bergell «ennet» dem Malojapass aufgewachsen, in Vicosoprano. «Dort gab es keine Skilifte», erzählt Marco Pool, «als Schüler durften wir aber hie und da nach Maloja gehen. Da gab es einen ziemlich steilen Skilift.» Später war natürlich vor allem St. Moritz, als renommierter Wintersportort und Austragungsort verschiedenster Grossanlässe, Anziehungspunkt für den jungen Juristen Marco Pool. «Ausser einigen Jugend-Skirennen, die ich bestritten habe, hatte ich keine grossen Ambitionen im Skirennsport.» Marco Pool liess sich aber in seiner Studienzeit in der Skischule Suvretta engagieren. «Die Kundschaft war sehr exklusiv und meine Sprachkenntnisse waren gefragt», erzählt der Bündner. Karrierestart bei Sprungschanze Seit 1987 führt Marco Pool in St. Moritz ein Anwaltsbüro. Er hat in Genf Jus studiert. Dank guten Kontakten von Verwandten konnte er während der Ausbildung in der Nähe der Calvinstadt am Ende des Genfersees bei einer Bauernfamilie wohnen, die im Ackerbau tätig war. «In dieser Zeit trat ich dem SAS bei, dem Schweizerischen Akademischen Ski Club, und beteiligte mich an verschiedenen Studentenrennen.» Und er fährt fort. «Meine Karriere im Skiclub Alpina begann später an der Sprungschanze. Ich wurde als Weitenmesser eingesetzt.» St. Moritz hat nämlich auch eine lange Tradition im Skispringen. 1907 wurde die «Julier Schanze» gebaut, 1928 erfolgte die Eröffnung der Olympia-Schanze. Diese sind zwar nicht mehr in Betrieb aber ein Neubau wäre geplant. 22 SNOWACTIVE FEBRUAR 2017 Der St. Moritzer Skiclub brachte viele Talente hervor, die Skigeschichte geschrieben haben. Präsidiert wird der über 100-jährige Verein von Marco Pool. FOTO: ERIK VOGELSANG, B&S Marco Pool ist Präsident des Skiclubs Alpina, dessen Heimat St. Moritz dieses Jahr bereits zum fünften Mal Schauplatz einer WM wird. Für diese wird sich auch der Präsident des über 100-jährigen Skiclubs als Voluntari engagieren. Clubhütte als Glücksfall Ein Glücksfall für den Skiclub ist die im Jahre 1913 erstellte Clubhütte Alpina auf Corviglia. Sie befindet sich oberhalb der Corviglia-Bergstation und ist heute ein bekanntes Bergrestaurant mitten im Skigebiet. Seit den sechziger Jahren wird das Berghaus in zweiter Generation von der Familie Rota geführt. Auch wir trafen den sympathischen Bündner in diesem gemütlichen Haus. In den verschiedenen «Stuben» sind Fotos und Requisiten des Skiclubs ausgestellt. Die Skihütte wird gerne für verschiedene Events gemietet und das bringt dem Verein jährlich einen beachtlichen Beitrag ein. Die Skihütte wird in der offiziellen Jubiläumsschrift zum 100-jährigen Bestehen des Skiclubs sogar als Goldesel bezeichnet. «Dieser ‹Geldsegen› dient im Wesentlichen zur Förderung der Jugend», betont der Skiclubpräsident. Den gemütlichen Stunden in der «Clubhütte» folgen auch weniger dankbare Aufgaben. So mussten die Engadiner Clubs im vergangenen Jahr zum Beispiel eine neue Struktur zur Durchführung des Skimarathons bestellen, die den Oberengadiner Skiklubs und Gemeinden mehr Einfluss auf den grössten Wintersport- anlass der Schweiz sichern sollte. «Das gab Anlass zu vielen Diskussionen», so Marco Pool. Der Engadiner Skimarathon ist für das Tal ein Premium-Anlass. Zurück auf die Ski Trotz der unmittelbaren Nähe zu den Pisten muss auch der St. Moritzer Skiclub den Schneesport unter den Kindern fördern. «Deshalb haben wir die Aktion ‹Kinder zurück auf die Alpin-Ski› initiiert», so Marco Pool. «Während fünf Wochen lernen Kinder im KindergartenAlter spielerisch Ski zu fahren. Sie werden unter kundiger Leitung der St. Moritzer Skilehrer, die vom Skiclub bezahlt werden, betreut. Alle Kinder werden abgeholt. Sie fahren gemeinsam nach Salastrains zum Mittagessen und profitieren von der innovativen Idee der Skiclubverantwortlichen.» Zur Förderung der Talente werden fünf verschiedene Trainingsgruppen Alpin, Freeski, Snowboard, Langlauf und Skisprung unterhalten. re sorgten über viele Jahre die Langläufer mit Albert Giger, Evi Kratzer, Christina Gilli-Brügger, Giachem Guidon, Jürg Capol, Andrea Huber und vor allem Andy Grünenfelder. Auch die Skispringer und Nordischkombinierer Zarucchi, die Gebrüder Schödler, Parpan, Hartmann oder Grigoli machten dem Engadin alle Ehre. Etwas harziger verlief es bei den Alpinen: Hier haben vor allem Pascale und Marc Berthod oder Tamara Wolf Akzente gesetzt. Heute sind acht Mitglieder des Skiclubs in einem nationalen Kader vertreten, unter anderem Vanessa Kasper im alpinen B-Kader. Und schon bald hat St. Moritz die grosse Ehre die Ski-WM 2017 durchzuführen. Es ist eine Selbstverständlichkeit, das auch er als Präsident, wie viele andere Skiclubmitglieder, seinen «Voluntari-Einsatz» leisten wird. Martin Berthod aus dem WM-OK hat ihm den Job als Gästebetreuer anvertraut. Das ist wohl auch ein Zeichen der Wertschätzung für die über 20-jährige ehrenamtliche Tätigkeit im Vorstand des Skiclubs Alpina St. Moritz. Erfolgreiche Athleten Der Skiclub Alpina St. Moritz war fast in allen Schneesportdisziplinen erfolgreich. Für Furo- HANS BIGLER FEBRUAR 2017 SNOWACTIVE 23 Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017 Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017 PARADISO AUF 2100 METERN Gut, wir sind mit Ski oben, haben den Apéro in der Quattro Bar hinter uns – und wollen den Hunger stillen. Ski deshalb anschnallen und hinübergleiten ins El Paradiso. Dieser Ort ist weit davon entfernt ein Geheimtipp zu sein, ein freier Platz ist deshalb nicht garantiert. Aber wer dort eintrifft, der weiss sofort, warum das so ist: die Sonnenterrasse bietet einen wunderbaren Ausblick, die Speisen lassen nichts zu wünschen übrig. Abgesehen von speziellen Events richtet sich der Rhythmus des El Paradiso nach der Sonne, geht sie unter, geht der Arbeitstag hier oben auf über 2100 Meter zu Ende. Und apropos Champagner-Klima: Geworben wird vom El Paradiso mit einem exklusiven Nass, nämlich dem Mineralwasser aus der eigenen Quelle, 150 Meter neben dem Haus gelegen. SPITZENTAFEL ODER TAFELSPITZ? Wir müssen nicht bis zum Sonnenuntergang warten, ehe im Dorf das Leben pulsiert. Zumal nicht bei der Ski-WM. Da sollte man auf jeden Fall House of Switzerland im Hotel Schweizerhof vorbeischauen. Oder im House of Fans direkt daneben. Wobei der Schweizerhof natürlich eh einen Besuch wert ist. Und da wollen wir nun einmal die heimische Küche nicht ganz vergessen, aber darauf hinweisen: ein Wiener Schnitzel und einen Tafelspitz wie im Restaurant Acla, also das ist unbedingt einen Versuch wert. Und man sieht: die Engadiner Küche lässt sich auch von Österreich inspirieren . . . NIGHT FEVER IM MULO’S MIT SEEBLICK Medaillenfeier im grandios gestalteten Kulm Park, ein Besuch am Lichtspektakel des schiefen Turms – und nun gehts hinunter. Und zwar Richtung St. Moritz Bad. Das Ziel ist das ganz spezielle Hotel Laudinella, doch ohne Zwischenhalt muss nicht sein. Wir wählen das Mulo’s an der Via dal Bagn 20. Was uns hier am besten gefällt, neben feinen Weinen und ebenso feiner Küche? Ein Ausblick über den St. Moritzer See, der wirklich umwerfend ist, und der uns gerne ein zweites Glas nehmen lässt. ZWEI, DREI, QUAT TRO Doch wollen wir auch ein paar gastronomische Tipps ausserhalb der WM nicht verschweigen. Beginnen wir auf dem Berg. Kaum ist man der Chantarella-Bahn auf der Corviglia entstiegen, sticht bereits die Architektur ins Auge. Die Quattro-Bar kommt modern und leicht daher, viel Glas sorgt für eine sehr offene Atmosphäre. Die spiegelt sich in der Stimmung der Gäste wider, die hier Cocktails und das Panorama geniessen. HOCH MIT DER CHANTARELLA Und nicht zu vergessen: Schon die Fahrt hier hoch mit der Chantarella-Standseilbahn ist ein besonderes Erlebnis. 1913 wurde die erste Sektion erbaut, ursprünglich als Zubringer zur Kuranstalt Chantarella. Weil aber Schlittler und Skifahrer schnell den Nutzen ABCHILL EN AN DER WHISKY-BAR Noch immer nicht genug? Und auch mal ausserhalb des Dorfzentrums von St. Moritz unterwegs? Ok, kein Thema: Im Waldhaus am See findet man die grösste Whisky-Bar der Welt, offeriert von Fachleuten, die alles rund um dieses spezielle Getränk wissen. La Piruetta, etwas versteckt direkt an der Eisbahn in Celerina gelegen, bietet eine wunderbar heimelige Atmosphäre. Im Hotel Palü in Pontresina macht der junge Küchenchef Fabio Tempini mit seiner Interpretation auch der heimischen Küche glücklich (Hirsch-Capuns!). Und wenn wir schon in Pontresina sind: Das Gianotti verströmt mit seinem offenen Grill Lagerfeueratmosphäre und hält zugleich die klassische Engadiner Tradition der Zuckerbäcker am Leben, die in schlechten Zeiten als junge Einheimische dieses süsse Handwerk in der Fremde lernten. Etwas zuviel des Guten gehabt? Kein Problem, in Pontresina lockt die Pitschna Scena zum geschmeidigen Bar-Talk, aber auch immer wieder mit starken (heimischen) Bands zum Abtanzen. für ihr Treiben erkannten, gilt der Bau der ChantarellaBahn als Grundstein für den modernen Skitourismus in St. Moritz. Der endgültige Durchbruch erfolgte 15 Jahre später, als anlässlich der Olympischen Winterspiele von 1928 die zweite Teilstrecke hoch zur Corviglia eröffnet wurde. CHR ISTIAN AND IEL Advertorial // BKW UM 3 UHR MORGENS PIZZA Weiter ins Laudinella. Und das ist nun deshalb so speziell, weil man sich vorher gar nicht gross überlegen muss: Will ich heute lieber Italienisch, Französisch, Japanisch, Thailändisch oder doch nochmal die gute Schweizer Küche? Im Laudinella findet sich jede dieser grossartigen Küchen. Und als Zusatz-Tipp für Nachtschwärmer: Im Caruso wird bis ein Uhr nachts gekocht, die klassische Pizza gibts gar bis drei Uhr morgens. 24 SNOWACTIVE FEBRUAR 2017 WO MAN ISST UND TRINKT Gut, kommen wir zum konkreten Punkt, nämlich ein paar Orten, an denen man immer gut isst und trinkt. Während der WM ist das natürlich so einfach wie nie. Mehr als ein Dutzend Caterer verwöhnen während des Events die Gäste im Zielgelände und Dorfzentrum. «Gut und gesund, und das vorwiegend mit lokalen Produkten», lautet das Motto, das sich dem NIV-Konzept der gesamten WM verschrieben hat – NIV heisst, aus Nachhaltigkeit und Innovation ergibt sich ein positives Vermächtnis. Die Kulinarik nimmt dabei einen ganz zentralen Stellenwert ein, wer sich also der En- SO VIEL ZUM CHAMPAGNER-KLIMA So, der Weg war weit, aber er hat sich rentiert. So viele Eindrücke und kulinarische Erlebnisse, so viele gute Gespräche mit netten Menschen – und wenn Sie richtig Glück haben, lernten Sie bei Ihrer Tour de St. Moritz ein Mitglied des exklusiven Dracula Club kennen. Das hat tatsächlich geklappt? Dann viel Spass in diesem legendären Club, den in den siebziger Jah- gadiner und Bündner Küche annähern will, findet hier eine wahre Fundgrube – und interessante Locations: das House of St. Moritz zeigt sich mitten im Dorfzentrum, und zwar erhöht auf dem Dach des Parkhausrondells. Speziell spannend dürfte auch ein sogenanntes Pop-up-Konzept sein, also eine quasi spontane Beiz, die es ebenfalls nur während der WM gibt und die an der Plazza dal Mulin überrascht: Cucina Faoro heisst das Projekt, das sich aus dem deutlich tiefer gelegenen, meist nebligen Zürcher Kreis 5 in luftige, sonnige St. Moritzer Höhen wagt. ren Gunter Sachs im Kulm Hotel eröffnet hat, heute lenkt dessen Sohn Rolf Sachs die Geschicke. Aber eben: rein kommen nur Clubmitglieder und deren Freunde. Es lohnt sich also, in anderen Restaurants und an diversen Bars den Mann oder die Frau neben sich dezent anzufragen. Das noch zum abschliessend zum Thema Champagner-Klima . . . Die Unabhängigkeit gibt mir ein gutes Gefühl » Der ehemalige Skirennfahrer Daniel Albrecht plant sein neues Haus in Fiesch (VS) mit der BKW-Home-Energy Lösung. Der Walliser erzählt, warum er sich für BKW entschieden hat und woraus er seine persönliche Energie zieht. F OTO: Z VG. ZUR SPEISE: CAPUNS Nicht-Engadinern fallen in der Regel zuerst Capuns ein, wenn es um typische Gerichte geht. Es gibt aber Engadiner Köchinnen, denen Capuns auf gar keinen Fall auf die Speisekarte kommen, weil diese Mangoldwickel aus der Surselva kommen. Und wer nun auf Plain in pigna kommt als Ur-Engadiner Speise, dem sei gesagt, dass die Kartoffel erst am Ende des 18. Jahrhunderts hier heimisch wurde. So lange ist die Tradition also auch noch nicht. nalen Engadiner Küche ist gar nicht so einfach. Der Grund ist klar, und wir haben ihn auch schon erwähnt: die Höhe. In alpinen Regionen wächst « weniger als anderswo, das Angebot an Nahrungsmitteln ist beschränkt. Die alpine Küche selbst ist deshalb eher karg, aber dennoch sättigend. Und die Engadiner haben immer schon Einflüsse von aussen aufgenommen, sie haben sich inspirieren lassen, vor allem das nahe Veltlin und Südtirol haben ihre Spuren hinterlassen. FOTO: F ILI P ZUAN , COPYRIGHT: ST. M ORIT Z TOURISMUS Ausgehen in St. Moritz. Welch grosses Thema. Der weltbekannte Begriff vom Champagner-Klima führt natürlich schon in eine bestimmte Richtung, aber davon sollte man sich nicht in die Irre leiten lassen. Und noch ein Wort zur Einleitung. Wenns ums Essen geht, wird es hier schnell einmal philosophisch. Denn die Suche nach der origi- Mit der Energielösung der BKW wirst du deinen eigenen Strom produzieren, speichern und nutzen. Was bedeutet dir diese Unabhängigkeit? Sie beruhigt mich, denn so bin ich nicht auf äussere Faktoren wie den Ölpreis angewiesen. Dieser wiederum ist von vielen geopolitischen Faktoren abhängig. Weil ich die eigene Energie produzieren werde, bin ich davon entkoppelt. Möchtest du mit dem Holzhaus und der Produktion des eigenen Solarstroms ein Vorbild sein? Ich werde ein spezielles Haus haben. Ich bin durchaus stolz auf den Mehrwert, den ich so für mich und andere generiere und stehe auch gerne dafür ein. Was war dir persönlich beim Hausbau wichtig? Durch meinen Unfall wurde mir immer wieder deutlich gemacht, wie wichtig Erholung für mich ist. Erholung ist für mich auch ein Aufladen meiner Batterien. Da stellt sich die Frage: Woraus ziehe ich meine Energie? Für mich ist da Unabhängigkeit ein sehr wichtiger Wert. Es gibt mir ein gutes Gefühl, für mich selber entscheiden zu können. Das bedeutet eben auch, so weit wie möglich energetische Unabhängigkeit. aufmerksam. Das war genau im Zeitraum, als ich an der Planung des Hausbaus war. Ich hatte eine ziemlich klare Vorstellung, dass FotovoltaikModule auf das Dach sollen und eine Heizungswärmepumpe installiert werden soll. Als mir klar wurde, dass die BKW mit ihrem Produkt Home Energy genau mein Bedürfnis abdeckt, habe ich mich an die BKW gewandt. Wie bist du auf die BKW als Anbieterin der intelligenten Energielösung gekommen? Auf die BKW wurde ich dank dem Swiss-Ski-Sponsoring Quelle: http://blog.bkw.ch/daniel-albrecht-setztauf-energieloesung-der-bkw/ FEBRUAR 2017 SNOWACTIVE 25 Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017 Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017 Nachgefragt: Karin Nussbaumer, Projektleiterin Host Broadcasting Schweizer Know-How sorgt für TV-Bilder in alle Welt Andererseits war das Festlegen der Kamerapositionen unter diesen Voraussetzungen sehr schwierig. Die SRG SSR ist nach 1974 und 2003 heuer zum dritten Mal an Alpinen Skiweltmeisterschaften in St. Moritz Host Broadcaster und somit verantwortlich für die TV-Bilder in alle Welt. Wir haben bei Karin Nussbaumer, Projektleiterin Host Broadcasting von SRG SSR nachgefragt. Was sind die hauptsächlichen Herausforderungen für Sie als Host Broadcaster in St. Moritz? In der Vorbereitung zählten die knappen Platzverhältnisse beim Produktionsstandort im Zielbereich in Salastrains zu den grössten Herausforderungen. Dank der guten Zusammenarbeit mit dem lokalen Organisationskomitee ist es der SRG gelungen, 35 Studio- und Kommentarpositionen, 22 Mixed-Zonen, fünf TV-Plattformen, einen sogenannten TV-Compound mit rund 30 Produktions- und Regiefahrzeugen sowie ein internationales Radio- und Fernsehzentrum auf engstem Raum unterzubringen. Ausserdem fehlen auf der sehr breiten Corviglia-Piste markante Orientierungspunkte. Dies ermöglicht einerseits eine grosse Flexibilität bei der Gestaltung der Rennstrecken. Weshalb ist die SRG Host Broadcaster der Ski-WM? Das Weltsignal der Ski-WM 2017 in St. Moritz produziert die SRG im Auftrag der European Broadcasting Union (EBU) und der Fédération Internationale de Ski (FIS). Der Produktionsauftrag ist Ausdruck für die Wertschätzung des über Jahrzehnte aufgebauten Produktions-Know-hows und der Kompetenz der SRG. Er steht in einer Reihe mit den bisherigen Grossaufträgen an den Weltmeisterschaften 1974 und 2003 in St. Moritz sowie an den Olympischen Winterspielen in Turin, Vancouver und Sotschi. Darüber hinaus erhält die SRG mit dem Auftrag einmal mehr die Gelegenheit, ihr Produktions-Know-how in der Weltsportart Ski Alpin unter Beweis zu stellen – und in Zukunft erneut den Zuschlag für derartige Grossproduktionen zu erhalten. SRF-Regisseur Beni Giger führt beim Weltsignal Regie. e. PERFEKT INSZENIERT D ie SRG SSR hat die erste Goldmedaille bereits auf sicher. Sie ist gastgebende Fernsehproduzentin der «Ski-WM St. Moritz 2017» und berichtet umfassend über den Grossanlass – via TV, Radio und Onlinemedien sowie massgeschneidert für alle Sprachregionen. Weltsignal im Auftrag der EBU und der FIS Das Weltsignal ist die Basis für weltweite Liveübertragungen der Ski-WM. Sowohl die sprachregionalen Sender der SRG als auch zahlreiche Fernsehstationen rund um den Globus übernehmen die aufwändig produzierten Bilder der Winter- und Ski-Destination «St. Moritz Engadin» – und tragen diese Bilder in die ganze Welt hinaus. Die SRG ist seit vielen Jahren Host Broadcaster von Grossevents und 26 SNOWACTIVE FEBRUAR 2017 verfügt über ein ausgezeichnetes Know-how in deren Produktion. Nach 1974 und 2003 ist die SRG 2017 bereits zum dritten Mal Host Broadcaster von Ski-Weltmeisterschaften in St. Moritz. Zudem produzierte sie die alpinen Rennen der Olympischen Winterspiele in Turin, Vancouver und Sotschi. Das Weltsignal der «Ski-WM St. Moritz 2017» produziert die SRG im Auftrag der European Broadcasting Union (EBU) und der Fédération Internationale de Ski (FIS). Dank grossem Produktions-Know-how Roland Mägerle, Leiter der Business Unit Sport (BUS): «Der Host-Broadcasting-Auftrag ist Ausdruck für die Wertschätzung des über Jahrzehnte aufgebauten Produktions-Know-hows der SRG. Unsere vielfältige Erfahrung wird uns dabei helfen, die einmalige Atmosphäre der Engadiner Bergwelt und die grossen Emotionen des Skisports authentisch zu transportieren, wenn die ganze Skiwelt auf St. Moritz blickt.» FOTOS: SRF/MARCUS GYGER Zum dritten Mal an Alpinen Skiweltmeisterschaften in St. Moritz produziert die SRG das Weltsignal. Die Bilder sind die Basis für Liveübertragungen rund um den Globus. Eigenproduktionen in vier Landessprachen In der Schweiz bietet die SRG mit ihren sprachregionalen Sendern und Plattformen einem Millionenpublikum vor den Fernsehern, Radios und Mobilgeräten attraktiven Livesport – und das massgeschneidert für alle Landesteile. SRF, RTS, RSI und RTR sind in St. Moritz vor Ort und produzieren je ein eigenes Sportprogramm. Die Sender und Plattformen der SRG berichten in allen vier Landessprachen umfassend über die Ski-WM. Dabei rücken sie die Schweizer Athletinnen und Athleten ins Zentrum. Diese sind nicht nur live zu sehen, sondern auch in Interviews zu hören. Über die Liveberichterstattung hinaus berichten SRF, RTS, RSI und RTR zudem über Hintergrundgeschichten mit Schweizer Bezug. Und schliesslich beleuchten sie den sportlichen Anlass in zahlreichen TV-, Radio- und Onlinebeiträgen aus verschiedenen gesellschaftlichen Blickwinkeln. Die Ski-Weltmeisterschaften bilden im Februar 2017 insgesamt einen programmlichen Schwerpunkt auf den Sendern und Plattformen der SRG. DAS PROGRAMM AUF SRF ZWEI SRF zwei überträgt vom 6. bis 19. Februar alle Rennen, die Abschlusstrainings zu den WM-Abfahrten und sämtliche Siegerehrungen sowie die Eröffnungsfeier live. Pro Renntag sind in «St. Moritz live» drei bis vier Stunden Livesport zu sehen. Rund um die Siegerehrungen liefert das tägliche Magazin «St. Moritz aktuell» neben der Direktübertragung aller Medaillenübergaben auch Analysen und Interviews. Und am späten Abend begrüsst Steffi Buchli im Late-Night-Talk «Champiuns» nationale und internationale Skilegenden sowie weitere prominente Gäste. Im Iglustudio in St. Moritz diskutiert die illustre Runde von Montag bis Samstag das Geschehen auf und neben der Piste. Insgesamt dürfen sich die Ski-Fans auf rund 72 Stunden Livesport, Hintergründe und Gespräche sowie Unterhaltung aus St. Moritz freuen. FEBRUAR 2017 SNOWACTIVE 27 FOTO: SRF/OSCAR ALESSIO Die SRG SSR ist Host Broadcaster der Alpinen Skiweltmeisterschaften in St. Moritz und ist verantwortlich für die Produktion des Weltsignals. Wie lässt sich dieses sogenannte Weltsignal auf einfache Art erklären bzw. was muss man sich darunter vorstellen? Karin Nussbaumer: In technischer Hinsicht meint das Weltsignal die Bild- und Tonsignale, welche die TV- und Radiostationen rund um den Globus als Basis für ihre Liveübertragungen verwenden. Die SRG produziert die internationalen Bild- und Tonsignale aller Rennen und der Abschlusstrainings, der Eröffnungszeremonie sowie aller Siegerehrungen der Ski-WM. TV- und Radiostationen wie SRF, RTS, RSI und RTR in der Schweiz oder NBC in den USA übernehmen diese Signale und strahlen sie im eigenen Land aus – angereichert mit eigenen Kommentaren in der jeweiligen Landessprache. Wie viele Mitarbeitende der SRG sind in St. Moritz für das Host Broadcasting im Einsatz? Für das Host Broadcasting sind rund 150 Mitarbeitende aus allen SRG-Unternehmenseinheiten und der Tochtergesellschaft tpc im Einsatz.
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