der grossen Hoffnungen

Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017
Fokus // AlpineFokus
Ski-WM//St.
WM
Moritz
St. Moritz
2017
F
FOKUS
SKIFEST
der grossen Hoffnungen
FOTO: Z VG.
Bei den WM-Vorgaben halten sich die Swiss-Ski-Leader
bedeckt. Doch klar ist: realistische Medaillenchancen
bestehen in mehreren Disziplinen.
8
SNOWACTIVE
SNOWA
SNOW
ACTIVE
FEBRUAR 2017
FEBRUAR 2017
SNOWACTIVE
9
Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017
M
it Statistiken hat noch keine(r)
eine Goldmedaille gewonnen –
aber auch nicht verloren. Vor
den Alpinen Skiweltmeisterschaften in St. Moritz drängt sich ein Blick in
die Vergangenheit zwingend auf. Seit fast 70
Jahren wartet man im Engadin vergeblich auf
eine Weltmeisterin oder einen Weltmeister. Sowohl 2003 wie 1974 ging Swiss-Ski, der vormalige SSV bzw. Schweizerische Skiverband, leer
aus. Die letzten Goldmedaillen bekamen in
St. Moritz Schweizer Skirennfahrer 1948 umgehängt, als die Olympischen Winterspiele
auch WM-Status hatten. Hedy Schlunegger,
die Grossmutter der späteren Olympia-Zweiten Martina Schild, und Edy Reinalter gewannen Abfahrt und Slalom. Die damalige Zeitung
«Sport» brachte noch am gleichen Nachmittag
eine Sonderausgabe.
Immer an den «Tatort» zurück
Statistiken können indes auch beflügelnden
Effekt haben. «Ich ging», erzählt Vreni Schneider, «immer gerne an Orte zurück, die ich mit
positiven Erinnerungen verband. Und meistens lief es erneut gut.» Aus solcher Optik stün-
den dem Schweizer Skiteam verheissungsvolle
Tage bevor. Denn beim Weltcup-Finale im letzten Winter, das zugleich WM-Hauptprobe war,
wuchsen sie über sich hinaus und errangen
sechs Podestplätze, so viele wie noch nie.
Die optimistische Vreni Schneider, immerhin
selber dreifache Weltmeisterin und dreifache
Olympiasiegerin, wagt die Prognose:
«St. Moritz könnte die grosse WM von Lara Gut
werden.» Und sie sagte dies schon vor dem
Weltcup-Finale, wo die Tessinerin die grosse
Kristallkugel abholte und Vreni national als
letzte Schweizer Gesamtsiegerin ablöste.
Die «Goldene» fehlt Lara noch
Lara Gut hat wiederholt an Titelkämpfen ihre
Qualität unter Beweis gestellt. Seit ihrem sensationellen Einstand 2009 in Val d'Isère, wo sie
als 17-Jährige zweimal WM-Zweite wurde, errang sie bis auf eine Ausnahme an jedem Titelkampf, an dem sie dabei war, eine Medaille.
Und dort, wo sie das Podest verpasste (2011 in
Garmisch), belegte sie zweimal den 4. Platz –
eine beeindruckende Konstanz. Nur eines fehlt
auch ihr – eine Goldmedaille. Eine solche wäre
überfällig.
Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017
Eigentlich gut aufgestellt
Didier Cuche, der einst ebenfalls lange warten
und 35 Jahre alt werden musste, bis er einmal
Weltmeister war, kennt die Unwägbarkeiten
einer WM nur zu gut: «Es kann passieren, dass
Schweizer Fahrer ihr Optimum abrufen und
trotzdem leer ausgehen, weil an diesem einen
Tag ein paar andere besser sind. Aber aufgrund
der Ergebnisse beim Weltcup-Finale darf man
zuversichtlich sein.»
Die Schweizer Mannschaft ist gut aufgestellt
und besitzt praktisch in jeder Disziplin Medaillenchancen. Wichtig wäre, wenn es schon zum
Auftakt mit einem Medaillengewinn klappen
würde. Auch in dieser Beziehung sieht es nicht
schlecht aus. Die Super-G-Rennen, mit denen
die Titelkämpfe eröffnet werden, zählen zu
den stärksten Schweizer Disziplinen, bei den
Frauen und Männern.
«Heim-WM ist ein schönes Erlebnis»
Wenn nicht der vermeintliche Heimvorteil
plötzlich zu einem Nachteil wird? Cuche sieht
das differenziert: «Eine Heim-WM ist primär
für einen Athleten ein schönes Erlebnis. Aber
es kann auch mega-viel Druck auslösen. Man
Er will nur s
spielen!
pielen
Und feiern
feiern…
n…
darf sich von den hohen Erwartungen nicht
verrückt machen lassen. Ich bin überzeugt,
jede und jeder freut sich darauf. Und ich mich
mit.»
Es ist ja nicht so, dass Heim-Weltmeisterschaften generell unter einem schlechten Stern stehen müssen, nur weil es 1974 und 2003 in
St. Moritz niemand aufs oberste Podest schaffte. Immerhin ging Crans-Montana 1987 für die
Eidgenossen mit 8 Titeln und 15 Medaillen als
erfolgreichster Austragungsort alpiner Skiweltmeisterschaften in die Geschichte ein.
Übrigens gab es auch in St. Moritz schon mal
eine Medaillenflut an alpinen Skiweltmeisterschaften. 1934 bei den ersten Titelkämpfen im
Engadin holten die Schweizer dreimal Gold,
einmal Silber und fünfmal Bronze. Die FrauenAbfahrt führte wie jene der Männer vom Piz
Nair hinunter bis St. Moritz Bad und war mit
4408 Metern so lang wie die Lauberhorn-Abfahrt. Weltmeisterin Anny Rüegg brauchte dafür punktgenau 5,38 Minuten und erreichte ein
respektables Stundenmittel von 46,872 km/h.
RI C H A RD H E G G L I N
DAS SKIFEST IN ST. MORITZ STEHT VOR DER TÜR
Der Saisonhöhepunkt nähert sich mit riesigen
Schritten, die Januar-Klassiker sind das perfekte
Vorspiel, und rechtzeitig meldet sich nach Anna
Veith nun auch Lindsey Vonn nach ihrer Verletzung
im Weltcup zurück.
Die FIS Alpine Ski-WM St. Moritz 2017 wird definitiv
zum Spektakel werden, dieses Fest im Oberengadin dürfen Sie nicht verpassen. Für die Ski-Fans
gibt es noch die Möglichkeit, Ticket für fast alle
Events zu kaufen, doch an manchen Tagen, in manchen Kategorien wird es bereits knapp – besonders
attraktiv sind die verschiedenen Kombi-Angebote.
Gleich zum Start lockt das WM Opening Special!
Erleben Sie dabei drei Highlights an zwei Tagen.
Mit diesem Paket können Sie die Eröffnungszeremonie «Magic Snow – Birth of a passion» am
6. Februar geniessen, hochkarätigen Rennsport
beim Super-G der Damen oder Herren live verfolgen und am 7. Februar den Abend stimmungsvoll
beim Konzert von 77 Bombay Street ausklingen
lassen.
Mehr Infos zum WM Opening Special und weiteren
Angeboten finden Sie hier:
www.stmoritz2017.ch/wmopeningspecial
Emotionen pur versprechen die tollen Duelle um
Hundertstel am Fusse der Corviglia, mit dem atemberaubenden «Free Fall» der Männerabfahrt, dem
spektakulären neuen Britannia-Start bei den Frauen, den so wunderbar einsehbaren Pisten. Und
natürlich mit dem Zielgelände auf Salastrains, mit
seiner einzigartigen Bergkulisse, der grandiosen
Stimmung unter den Fans, den Momenten des
Triumphes und der Niederlage.
Am Ende feiern alle, sind Sie mit dabei und sichern
Sie sich ihr Ticket unter www.stmoritz2017.ch –
diese gibt es bereits ab 40 Franken, auch für die
Eröffnungsfeier am 6. Februar.
Die Besucher vor Ort der FIS Alpinen Ski-Weltmeisterschaften kommen aber nicht bloss in den
Genuss weltmeisterlicher Sportunterhaltung
sondern können sich ebenso neben der Piste auf
grosses Entertainment freuen.
Alle Informationen zum Rahmenprogramm, den
Live Acts und vielen weiteren Attraktionen finden
sie hier:
https://www.stmoritz2017.ch/entertainment/
rahmenprogramm/
Die Sponsoren und Partner
Hauptsponsor Swiss-Ski
zum ersten Abfahrtslauf des Winters inklusive
Schneegestöber animieren.
Er ist ein echter Kuschler, und viel gelenkiger als
man ihm das auf den ersten Blick zutraut. Aber Vorsicht: Moritz ist auch für jeden Unfug zu haben, da
kennt er nichts.
Die Rede ist hier von einem Steinbock, wie es keinen
zweiten gibt. Klar, jedes Exemplar dieser stolzen Tierart ist ein Unikum, und wir wollen hier gerade den
beiden Bündner Werbeträgern Gian und Giachen nicht
zu nahe treten. Aber trotzdem sei die Aussage gewagt:
So weit hinunter in die Tiefen des Schweizer Lebens
hat sich noch kein anderer Steinbock getraut. Nämlich
sogar bis Zürich – und welcher Bündner tut das schon
ohne Not?
Seine Mission
Die Not war es nicht bei Moritz, es war sein Auftrag,
ach was – seine Mission! Moritz ist nicht nur das Maskottchen der FIS Alpinen Ski-WM St. Moritz, er ist ein
ganz wichtiger Werbeträger des Events. Und so scheute er sich nicht, beim Weltklasse-Meeting im Zürcher
Letzigrund gegen seinen dortigen Kollegen (Konkurrenten?) Cooly im Sprint anzutreten. Über das Resultat
decken wir lieber höflich den Mantel des Schweigens,
nur so viel: Moritz ist mehr als parat für die Revanche
gegen Cooly auf der Corviglia.
Die Taufe beim Weltcup-Finale
Geboren wurde Moritz vor vielen, vielen Jahren am Piz
Nair, getauft wurde er im vergangenen März beim
Weltcupfinale in St. Moritz. Eine Jury, bestehend aus
10
SNOWACTIVE
SNOW
FEBRUAR 2017
Schweizer Rennfahrern und Rennfahrerinnen, Medienvertretern sowie Mitgliedern des OK der Ski-WM,
wählte den Namen, als Abfahrtsweltmeister Patrick
Küng ihn auf der Bühne verkündete, begann Moritz vor
lauter Freude und Stolz zu hüpfen, alle zu umarmen,
die nicht bei drei auf dem ersten Seilbahnmast waren
– und damit hat er bis heute nicht aufgehört.
Immer im Mittelpunkt
Egal, ob bei Dorffesten im Oberengadin, ob beim Eishockey in Lugano – Moritz ist im Mittelpunkt und keiner kann sich seinem Charme widersetzen. Nicht
einmal die sonst doch so coolen Zürcher Zeitungs- und
Radioredaktionen schafften das, Moritz’ Besuche beim
«Blick» oder «20 Minuten» sorgten für ein grosses
Hallo, die Belegschaft von «Radio 24» liess sich sogar
mitten im Zürcher Vorwinter (eher warm, eher grün . . .)
Moritz wird es nie kalt
Moritz redet zwar nicht, aber seine Gesten und seine
Bewegungen drücken mehr als genügend aus, was in
ihm grad vorgeht. Dahinter steckt enorm viel Training
der zwei Artisten, die sich während der WM den Job
unterm Kostüm teilen. Da ging es erst einmal darum,
sich an die spezielle Bekleidung zu gewöhnen, die jede
Bewegung speziell macht, die vor allem mit den klobigen Schuhen eine grosse Herausforderung ist. Die
Prognose sei bereits jetzt gewagt: Egal, in welch tiefen
Regionen sich das Thermometer während der Ski-WM
bewegt, Moritz wird in seiner schweisstreibenden
Umgebung nicht kalt werden . . .
Moritz kuschelt gerne
. . . und er kann damit allen anderen warm geben, vor
allem bei Kindern kommt Moritz hervorragend an.
Klar, einen solchen Kuschler kann man einfach nicht
abweisen. Schon allein deshalb nicht, weil kein Auge
trocken bleibt, wenn sich Moritz mit seinem durchaus
ausladenden Hinterteil Platz verschafft. WM-Besucher seien also gewarnt, es gibt keinen Ort, keinen
Platz in und um St. Moritz, an dem Moritz nicht plötzlich auftauchen kann. Aber was heisst schon «gewarnt»: Nutzen Sie die Chance für eine Umarmung, für
ein «High five», denn eines ist auch klar – Moritz will
nur spielen. Oder feiern. Ach was, am besten beides.
Fahrzeugpartner
Sponsoren Swiss-Ski
Official Broadcaster
Eventpartner
Partner
Swiss-Ski-Pool
Medienpartner
Lieferanten
| Burgerstein | RUAG | Hilti | Ferienverein | TechnoAlpin | Kameha Grand Zürich | Human Tecar | TRILUX AG | FUNKE LETTERSHOP AG |
Gönner
| Crystal Club | Stiftung zur Förderung des Alpinen Sports |
C HR IST IA N A N D IE L
FEBRUAR 2017
SNOWACTIVE
11
Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017
Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017
LIEBLINGSBERG
Kein Berg hat die Karriere von
Lara mehr geprägt als der Piz Nair.
Nirgends fuhr sie öfter, und auf keiner
Piste feierte sie emotionalere Erfolge.
M
an darf den Piz Nair mit Fug und Recht
als Lara Guts Lieblingsberg bezeichnen,
auch wenn sie es mit andern Worten ausdrückt: «Das ist mein Berg, mein Zuhause. Hier
habe ich das Gefühl, noch mehr Energie zu
besitzen als anderswo. Und man spürt, dass
das Publikum hinter einem steht.»
Hier ging einst ihr Stern auf
Da ist einst ihr Stern aufgegangen. Da fuhr oder
vielmehr stürzte sie im Februar 2008 in ihrer
ersten Weltcup-Abfahrt sensationell aufs
Podest und wurde im Dezember des gleichen
Jahres als Siebzehneinhalbjährige jüngste
Super-G-Weltcupsiegerin aller Zeiten. «Obwohl es schon so lange her ist, werde ich immer
a
noch oft darauf angesprochen», staunt Lara
Gut.
Die Liebe zu St. Moritz hat andere Gründe als
jene Erfolge, die sie als Kinderstar abrupt ins
Rampenlicht katapultierten und ihr einen Status verliehen, dem sie im jugendlichen Alter
nicht immer gerecht zu werden vermochte.
«Hier bin ich schon als Kind oft Skifahren gegangen», erzählt sie. «Deshalb verbinden mich
viele Emotionen mit diesem Ort.»
kugel für den Gesamtweltcup. Kein Autor hätte
das Drehbuch besser schreiben können. Lara
Gut weigerte sich, von einem erfüllten Traum
zu sprechen, den ihr einzelne Medien in den
Mund legten. Sie liess erkennen: Das allein, das
für viele das Nonplusultra des Skisports wäre,
ist es noch nicht. «Ich will mich weiter entwickeln», sagt sie. Titel und Siege sind nicht das
Ziel, sondern die logische Konsequenz, wenn
es ihr gelingt, das umzusetzen, was sie sich
vorstellt. Komplizierter Satz, aber einfache
Botschaft.
Hier erlebte sie auch die «andere Seite»
36 Rennen hat Lara Gut auf der Corviglia schon
bestritten. Da fiel sie als 15-Jährige erstmals
auf, als sie in ihrem ersten FIS-Riesenslalom
mit der Nummer 128 den 39. Rang belegte. Und
einen Monat später in ihrer ersten EuropacupAbfahrt mit der Nummer 66 Vierte wurde. In
der nächsten
nä
ächsten
n Europacup-Abfahrt
Europ
paccup
p-A
Abfahrt stan
stand sie bereits a
uf dem
d m Podest,
de
Podesst, wass ihr
ih einen Startplatz
S
auf
Hier gewann sie die «grosse Kugel»
Und im letzten März krönte sie ebenda ihre
Karriere mit dem Gewinn der grossen Kristall-
Obwohl es schon so lange
her ist, werde ich immer
noch oft darauf angesprochen.
FOTO: KESTONE
SNOWACTIVE
FEBRUAR 2017
Und hier ist sie einfach zuhause
Einzelne Journalisten projizierten Erwartungen, die sie (noch) nicht zu erfüllen vermochte.
Es war jene Phase, in der sie mit Starts in sämtlichen Disziplinen experimentierte und feststellen musste, dass ihr Körper dieser enormen
Belastung noch nicht gewachsen war.
2015 nahm sie ihre Piz-Nair-Erfolgsserie wieder auf und gewann die Abfahrt vor Anna Fenninger und Edit Miklos. Im Super-G zappelte
sie «zum ersten Mal», wie sie anmerkte, in
einem Weltcuprennen im Netz. Und auch die
WM-Hauptprobe in der Abfahrt im letzten
März verlief nicht nach Wunsch. Mit der aussichtslosen Startnummer 22 musste sie sich
mit dem 13. Platz begnügen. Die zwei vor ihr
und zwei hinter ihr gestarteten Konkurrentinnen belegten die letzten vier Plätze! Das sagt
alles. Dafür stand sie im Super-G (2.) und im
Riesenslalom (3.) wieder auf dem Podest. Das
sagt auch alles. Lara Gut ist längst wieder auf
dem Piz Nair zuhause.
RICHARD HE GGLIN
LEBENSSCHULE
Silvan Zurbriggen, dessen Stern mit
der Silbermedaille an der WM 2003
in St. Moritz aufging, ist seit fast zwei
Jahren Ex-Skirennfahrer. «Und
daran», wie er sagt, «das Privatleben
zu entdecken – das ist auch schön.»
12
in der Weltcup-Abfahrt eintrug. Bei der sie, wie
erwähnt, spektakulär kopfüber ins Ziel und
aufs Podest stürzte.
Aber Lara Gut erlebte in St. Moritz auch härtere
Zeiten. Als sie sich 2012 in einer Abfahrt mit
einem 19. Platz (übrigens zeitgleich mit Anna
Fenninger) begnügen musste, prasselte herbe
Kritik über sie herein. Einige monierten mangelndes technisches Rüstzeug. Lara Gut wurde
dünnhäutiger, und einmal bat sie – ebenfalls
im Zielgelände auf Salastrains – die Medien
nach einem mittelmässigen Resultat inbrünstig: «Bitte fasst mich nicht zu hart an.»
V
om Podest wechselte er auf die Schulbank.
In der Lauberhornwoche absolvierte er
mündliche Prüfungen, Ende Monat schliesst er
sein 18-monatiges Bankpraktikum ab. Und
nimmt gleich eine neue Ausbildung in Angriff
– als Hörakustiker.
Neue Herausforderung
«Meine Funktion als Botschafter von Raiffeisen
werde ich aber auch in Zukunft ausüben», sagt
Zurbriggen. Aber Banker wird er nicht. «Ich
wechsle nochmals den Bereich komplett und
stürze mich in eine neue Herausforderung. Ich
bin aktiv von einer grossen Firma (Neuroth
Hörgeräte, die Red.) angegangen worden und
werde den eidgenössischen Fachausweis in
Hörakustik machen.»
Seine Frau Nathalie ist bereits in diesem Beruf
tätig. «Dann kann ich sie mal», so Zurbriggen,
«wenn sie kürzer treten wird, bei ihrer Arbeit
unterstützen.»
Vor dem Erfolg der Eklat
Langfristige Planung war schon immer eine
Qualität des Wallisers, der zu den letzten grossen Allroundern im Skisport gehörte und oft
mit Ivica Kostelic auf dem Kombi-Podest
stand. Wie bei der WM 2003 in St. Moritz, als er
im Slalom mit der Silbermedaille hinter dem
Kroaten für einen grossartigen WM-Schlusspunkt sorgte.
Kurz vorher war es in Wengen zu einem Eklat
gekommen. Karl Frehsner hatte sich mit Slalomtrainer Christian Huber überworfen und
diesen Knall auf Fall entlassen. Michi Bont
rückte nach – und keinen Monat später war er
FEBRUAR 2017
SNOWACTIVE
13
Fokus // Alpine
e Ski-WM St. Moritz 201
0 7
Reha, der Weg zurück, das Comeback – und
drei Jahre später gewinne ich auf dieser Piste,
auf der meine Karriere beinahe zu Ende gegangen wäre.» Darüber hält er heute 40-minütige Referate mit dem Thema: «Stürzen, aufstehen, siegen.»
In den letzten Jahren seiner Karriere wendete er
sich fast gezwungenermassen vermehrt der Abfahrt zu, weil im Slalom das Reglement geändert
hatte. Die Torabstände verringerten sich von 15
auf 13 Meter, aber Zurbriggen empfand es so,
dass sie sich von etwa 13 Metern auf achteinhalb bis neun Meter reduziert hatten. «Mit meiner Körpermasse konnte ich nicht mehr mithalten. Die guten Slalomfahrer waren eher
dünn, leicht und athletisch, aber keine 100-kgBrocken mehr wie einst Alberto Tomba. Das
ging gegen meine körperlichen Voraussetzungen, sonst wäre ich dem Slalom treu geblieben.»
Extreme erlebt
Trotz Tiefschlägen, oder gerade deshalb, bezeichnet Silvan Zurbriggen die anderthalb
Jahrzehnte im Skisport als «unbezahlbare Lebensschule, weil man Extreme erlebt, in der
ganzen Spannweite. Man lehrt mit Niederlagen umzugehen, mit Druck umzugehen – und
beim Siegen auf dem Boden zu bleiben.»
Skifahren auf diesem Niveau sei nur mit Herzblut und Leidenschaft möglich: «Es ist viel
Arbeit dahinter, aber leidenschaftliche Arbeit.
Das Gefühl auf den Brettern, sich frei bewegen
zu können, ist einzigartig. Mir wird heute noch
warm ums Herz, wenn ich ein paar Bögen in
den Schnee ziehen kann.» Inzwischen sei er
aber ein Schönwetterskifahrer geworden.
Skisport ist unbezahlbare Lebensschule,
weil man Extreme erlebt, in der ganzen
Spannweite. Man lehrt mit Niederlagen
umzugehen, mit Druck umzugehen – und
beim Siegen auf dem Boden zu bleiben.
Der Tipp kam von Karl Freshner
Für Zurbriggen sind in der eigenen Wahrnehmung vier Highlights zentral. Die WM-Silbermedaille von St. Moritz, die Bronzemedaille in
der Kombination an den Olympischen Spielen
2010 in Vancouver / Whistler Mountain, der
Kombi-Sieg 2009 in Kitzbühel und der Abfahrtssieg 2010 in Val Gardena. Damit gehört
er zum halben Dutzend Schweizer Skirennfahrern, die im letzten Vierteljahrhundert an
Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften Medaillen gewannen und auch an Weltcuprennen siegten.
Zu allen Ereignissen hat er besonderen Bezug.
St. Moritz bildete die Premiere, wo er von Karl
Frehsner den entscheidenden Tipp bekam. Er
ging vor dem Slalom anderthalb Stunden früher frühstücken, nachdem er im Training immer erst im 5., 6. Lauf so richtig in die Gänge
gekommen war. Und so war er in der Stunde
«X» hellwach, der Körper rechtzeitig auf Wettkampfmodus eingestellt.
14
SNOWACTIVE
FEBRUAR 2017
Jetzt züchtet er Ehringer Kampfkühe
Schon vor dem Ende seiner Karriere hatte er
sich ein nicht alltägliches Hobby zugelegt, die
Zucht von Ehringer Kampfkühen: «Jetzt komme ich nicht mehr so oft dazu, aber ich helfe
dem Schwiegervater immer noch gerne. Es ist
faszinierend, den Kühen zuzuschauen, wie sie
kämpfen, den Stolz, den sie haben, wenn sie
gewinnen, und wie sie mit Niederlagen umgehen. Diese Tiere sind sehr sensibel, wie eben
Spitzenathleten sind.» Ein Duell zwischen Zurbriggens Ehringer Kühen und jenen von Martina Schild, der Olympia-Zweiten von Turin,
die ebenfalls dieses Hobby betreibt, hat sich
allerdings noch nie ergeben.
500. Schweizer Weltcupsieg und keiner
merkts
Beim Kombi-Triumph in Kitzbühel, der für
einen Allrounder als Ritterschlag galt, hätte es
noch ein besonderes Jubiläum zu feiern gegeben. Es war der 500. Schweizer Sieg im Weltcup. Nur hats keiner gemerkt. Erst hinterher
hats einer herausgefunden.
Beim Gewinn der Bronzemedaille in Whistler
Mountain seien die Gefühle intensiver gewesen
als in St. Moritz, verrät der entfernt mit Pirmin
Zurbriggen verwandte Walliser: «Ich gehörte
dort nach einer guten Abfahrt zu den Favoriten.
Es passierte etwas mit mir, das ich vorher in
dieser Art nie erlebt hatte. Ich wusste: bei einem
‹normalen› Slalom liegt eine Medaille drin. Dieses Wissen hat mich mental fast kaputt gemacht und in einen emotionalen Grenzbereich
gebracht. Als ich die Medaille dann hatte, fiel
mir ein Riesenbrocken vom Herzen.»
«Stürzen, aufstehen, siegen»
«Der Sieg in Val Gardena», so Zurbriggen, «war
deshalb speziell, weil ich da einst schwer gestürzt bin. Im Knie war alles kaputt. Dann die
FOTO: KEYSTONE
Teil einer Erfolgsgeschichte, die neben vielen
Hochs auch von einigen Tiefs geprägt war.
Er tippt auf fünf Medaillen
Und noch eine Frage zu den «andern» Athleten,
jenen auf zwei Brettern: Wie viele Medaillen
gibts in St. Moritz? «Vier», sagt Zurbriggen, «je
zwei bei den Frauen und zwei bei den Männern.» Und korrigiert dann: «Nein, fünf Medaillen. Den Teamwettkampf habe ich vergessen. In diesem sind wir sehr stark.» Den gabs
2003 noch nicht. Und deshalb damals «nur»
vier Medaillen.
RI C H A RD H E G G L I N
«Diese
e Emotiionen
möch
hte man unb
bedin
ngt
nochma
a ls erlleben»
FOTO: ZVG.
Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017
«Speziel
iell wird sicherlich schon die Eröffnungsfeier.
r.
Dieses
es Erlebnis geht unter die Haut.» Monika Zw
weiffel
weisss schon ganz genau, wie der perfekte Start in
die
ie FIS Alpine Ski WM St. Moritz 2017 ausssie
si ht. Denn
Monika Zweifel hat eine gewisse Rou
outine: Sie war
2003 als Voluntari dabei, und sie wird es auch 14
200
Jahre später wieder sein. Und
n warum? Sie lacht, so
nd
eine Frage kann nur jema
mand stellen, der es se
ma
selb
lbst
noch nie erlebt hat: «D
«Diese Emotionen, die
e Mö
Möglichkeit, in einem tol
olle
ol
le Team einen derar
len
a tig
tigen Event
mitzugestalten
e die möchte man un
en,
en
unbe
bedingt nochmals erle
ebe
ben.»
1300
0V
Vo
oluntari werden im Fe
ebru
bruar dabei sein. Monika Zweifel aus St. Moritzz is
istt eine
e
Vertreterin dieser
bunten, fröhlichen Grupp
uppe, «das Gesicht der WM»,
wie die OK-Vertretter immer wieder betonen. Und
d
wer mit der 566-Jäh
Jährigen redet, spürt sofort dies
iese
e
Herzlichkeitt un
und
d Offenheit. 2003 war sie no
noch
ch im
Kurverein St. Moritz tätig, da war die Mitwi
wirku
rkung im
Rennbü
büro
ro irgendwie logisch. Mittlerw
weil
eile arbeitet
die
e ge
geb
bürtige Lintthalerin, die leidens
ensch
chaftlich gerne
Ski fährt, nach ihrer Zeit bei Cor
Co vat
vatsch
s Marketing auf
der Gemeinde Samedan. Aber
ber es war für sie keine
Frage, dass sie sich wieder
der me
m ldet als Voluntari, bei
dieser einzigartigen
n Bew
Bewegung, die vor 14 Jahren
ihren Anfang na
ahm.
m. Da
D ss Monika Zweifel diesmal
zwei Wochen ihr
hrer
e Ferien opfern muss, löst bei ihr
nicht ein
nmal ei
ein Schulterzucken aus. Ist doch klar,
ode
er? Dab
Dabe
ei heissen diese beiden Wochen mit dem
ei
Re
Rennbüro
Re
ro vor allem eines: früh aufstehen. «Oja»,
sagt Moni
on ka Zweifel, «um halb sechs Uhr ist die
Nachtt vorbei.» Sie ist dafür zuständig, dass die
e
Ren
nnn- ury bestens versorgt ist und ihre Arbeit tun
n-J
un
kan
nn, und die ist halt in der Regel als einer der erst
sten
st
Player auf dem Hang. Diesmal ist sie bei den MänPl
Pla
nerrennen unterwegs, Chef im Ring ist da FIS
S-Renndirektor Markus Waldner. Der gilt als ange
geneh
ge
enehmer
me
und umgängli
gliche
cher T
Typ. «Das stimmt», sagtt Mon
Monika
ka
Zweifel, die
e ih
ihn im vergangenen März beim
m Wel
Weltcu
upfinal, dem grossen Testevent für die WM,
M ber
ereit
er
e s
erllebt
ebte
e.
Aber wie war das 2003? Damals
Abe
l war Monika
a Zweifel
Z
ebenfalls im Rennbüro tätig, alle
llerdings beii den
d Wettkämpfen der Frauen – und
nd da war noch
ch
h Kurt Hoch
Renndirektor bei der FI
FIS
S. Hoch war na
attürlich kompetent, was sich aber nicht allen im
mmer sofort erschloss, weil der Öst
Ö erreicher de
erart nuschelte,
dass man ihn
n sc
schlichtweg nicht verstand
ve
e
– und zwar
egal, ob er deu
de tsch oder englisc
sch redete, denn das
sc
macchte
te be
b i ihm eigentlich ke
ei
einen
Unterschied. Es
spr
prich
icht schwer für das Renn
nbüro mit Monika Zweifel,
dass sie offenbar trotzdem
das
m immer alles richtig umsetzten, denn es gab ke
keinerlei Probleme. Monika
Zweifel muss lachen, wenn sie sich daran erinnert,
«es hiess immer so etwas
et
wie ‹Madl, hol bitte das›
oder ‹Madl, tu dies›»
s›»
›». Und dann fällt ihr noch etwas
ein: Denn Hoch hat
atte
at
t lange Zeit in Norwegen gelebt,
was sich auf se
eine
ine Frühstückswünsche auswirkte:
«Schon früh am
m Mo
orgen wollte er immer eine Nudelsuppe und eiine
n Bücchse Sardinen.» Man merkt Monika Zweifell heute noch an, dass sie sich nicht nur
unter kei
einen
ei
n Umsttänden vorstellen ko
konnt
nnte,
nnt
e, mitten
in eine
er kalten Fe
Februarnacht,
t, gerade
ge
erst
st dem
de
kusch
hligen Bett enttronnen,
hl
n, ein derartiges Zmorge zu
u
sich
h zu nehmen. Nein
ein
n, es
e war vermutlich schon eine
He
erausforderung
ung, diese Frühstücksgaben überung
haupt zu bri
br ngen.
Waldne
dne
nerr ist Südtiroler. Die essen anders. Und Monik Zwe
ka
Zweife
ifel hofft
o , dass sie diesmal als Nur-Voluntari
etwas meh
hr zum Fei
e ern kommt, mit anderen Kontakte «auf der Gas
Gasse»
e» kn
k üpfen kann. Denn eines
weiss sie auch: Die Chan
hance,
ce, nochmals bei einer WM
so hautnah mit dabei zu seiin, die ist doch eher klein.
CHR I STIAN AN D IEL
FEBRUAR 2017
SNOWACTIVE
VE
5
15
Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017
Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017
Freiwillige Helfer
140 000
10
0%
1400
Neigung
beim Starthang
der Herren
32
Radio- und TV-Kommentatoren-Positionen, 22 MixedZonen, 5 TV-Plattformen und
3 TV-Studios im Zielraum
Zuschauer werden erwartet
150
SRG-Mitarbeitende
produzieren das
Weltsignal aus
St. Moritz
15
TV- und
Radio-Stationen
live vor Ort
1974
2003
2017
10 900
600
Athleten
38 km
Akkreditierte Personen
23 000
aus 80 Nationen
B-Netze entlang der Piste
Die SRG ist bereits zum dritten Mal Host
Broadcaster von Ski-Weltmeisterschaften
in St. Moritz. Zudem produzierte sie die
alpinen Rennen der Olympischen Winterspiele in Turin, Vancouver und Sotschi.
40 000
Liter heisse Getränke
35 000
Liter kalte Getränke
25 000
Liter Bier
16
SNOWACTIVE
FEBRUAR 2017
38
eingesetzte Kameras. Darunter HyperMotion-, Super-Motion-, Helikopter- und
Seilbahnkameras inklusive 37 km verlegte
Kabel am Berg und im Zielraum
QUELLE: SRF / OK ALPINE SKI-WM 2017
Meter Glasfaserkabel
in über 50
Containern wurde das
internationale Radio- und Fernsehzentrum
untergebracht
FEBRUAR 2017
SNOWACTIVE
17
Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017
Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017
1974
2003
«BOUBOU» MOREROD VERHINDERT NULLNUMMER
GLÜCKLOSE TITELVERTEIDIGER
Die Meinungen der Auguren über
die Titelkämpfe 2003 sind geteilt: eine
erfolgreiche WM oder ein Ach-undKrach-Event? Sicher nicht in bester
Erinnerung haben St. Moritz '03 Sonja
Nef und Michael von Grünigen, die
als Titelverteidiger ins Engadin reisten
– und als entthronte Weltmeister
heimkehrten. Aber mit vier Medaillen
darf sich die Bilanz gleichwohl sehen
lassen.
Die 17-jährige Lise-Marie Morerod gewinnt Bronze im Slalom
und bewahrt die Schweiz vor einer Nullnummer.
D
ie 17-jährige Waadtländerin, die für Sapporo noch zu jung war, errang völlig überraschend im Slalom mit der Startnummer 39
Bronze. Dabei galt der Riesenslalom als ihre
Paradedisziplin. In diesem schied sie aus. Dafür glückte ihr im Slalom der grosse Coup,
nachdem sie sonst den ganzen Winter nie ins
Ziel gekommen war.
Drei Jahre danach errang sie als erste Schweizerin den Gesamtweltcup. Bevor wenig später
ein tragischer Schicksalsschlag ihre Karriere
beendete. Bei einem Autounfall erlitt sie zwei
Halswirbelbrüche, einen 14-fachen Beckenbruch sowie Kopfverletzungen und lag während sechs Monaten im Spital. Sie versuchte
zwar noch ein Comeback, schaffte aber den
Anschluss nicht mehr.
Sonst schauten für das hochdotierte Schweizer
Team in St. Moritz nur drei 5. Plätze heraus, für
die Doppel-Olympiasiegerin Marie-Theres
Nadig in der Abfahrt, den Kombi-Silbermedail18
SNOWACTIVE
SNOW
FEBRUAR 2017
lengewinner Walter Tresch im Slalom sowie
Engelhart Pargätzi im Riesenslalom.
«Es nützte alles nichts»
Ein eigentliches Debakel setzte es in der Abfahrt ab. Das Speed-Team kriselte zwar schon
die gesamte Saison, ausgenommen Roland
Collombin, der in seiner gewohnten JanuarHausse die letzten vier Rennen vor der WM
gewann. Aber der damalige Ski-Chef Adolf Ogi
traute der Sache nicht und engagierte temporär den damaligen Wachs-Guru Paul Berlinger,
der 1970 mit seiner legendären WachsabkratzAktion Bernhard Russi zum Weltmeister gemacht hatte.
Doch diesmal stach «Notnagel» Berlinger
nicht, den Ogi bei dessen neuem Arbeitgeber
Rossignol ausleihen musste. Collombin lag
schon nach 40 Sekunden im Schnee, die andern Rossignol-Piloten Bernhard Russi und
Philippe Roux wurden 12. und 13., und einzig
Fischer-Fahrer Walter Vesti (9.) reichte es
knapp zu einem Top-Ten-Platz. Dabei hatte
Ogi vor dem Rennen noch zwei Geheimwaffen
ausgepackt: Die Schuhe und Bindung liess er
mit aerodynamischen Kunststoffhüllen überziehen, und die Stöcke hatten keine Teller
mehr, sondern Kugeln.
«Es nützte alles nichts, das Problem lag in
n
einem andern Bereich», blickt Ogi auf jenes
es
Debakel zurück. Rossignol-Mitarbeiter Paul
ul
Berlinger hatte mit bemerkenswerter Offennheit das Problem angesprochen: «Es lag nicht
ht
am Wachs, sondern an den Ski.» «Seinen» Rosssignol. Die mutige Selbstkritik nahm ihm nieemand in der Firma übel, im Gegenteil: Berlinnger wurde befördert, machte Karriere und war
ar
am Schluss Geschäftsführer. Ehrlichkeit währt
rt
am längsten.
esonders MvG hatte sich für seinen letzten Auftritt an einer WM viel vorgenommen. Ende Saison, das stand schon fest, würde
er seine Karriere beschliessen. St. Moritz sollte
nach den Goldmedaillen 1997 in Sestriere und
2001 in Saalbach nochmals ein Highlight werden. Nach dem 1. Lauf war alles im grünen
Bereich: Der Berner lag mit einem Rückstand
von 0,58 Sekunden hinter Hansi Knauss und
Benjamin Raich an dritter Stelle.
Aber dann unterlief MvG in der Reprise im
Flachstück ein folgenschwerer Fehler, der ihn
auf den 7. Schlussrang zurückwarf. «Das ist die
bitterste Niederlage in meiner Karriere», würgte er im Ziel heraus. Tränen kullerten aus den
Augenwinkeln. Ein Trost: Beim Weltcup-Finale
in Norwegen stand er dafür in seinem allerletzten Rennen nochmals auf dem Podest. Und
zur Abschlussfete erwies ihm sogar der Grösste aller Zeiten, Ingemar Stenmark, die Ehre.
Sonja Nef war schon nach dem 1. Lauf geschlagen. «Ich bin fast nur gekrochen», beschrieb sie
ihre Fahrt. Mit 1,50 Sekunden Rückstand fand
sie sich auf dem 12. Platz. Dabei hatte ihr Trainer Sepp Brunner den Kurs ausgeflaggt. Dank
der viertbesten Zeit im 2. Durchgang, bei der
Isolation als Schwachpunkt
Bei der Analyse des WM-Debakels gingen die
Verantwortlichen auch mit sich selber hart ins
Gericht und machten die selbstgewählte Isolation als Schwachpunkt aus. Die Schweizer
wohnten auf Salastrains unmittelbar neben
der Piste, aber weit weg vom pulsierenden
Leben in St. Moritz. Da war es unvermeidlich,
dass Frohnaturen wie Collombin und Busenfreund Roux hin und wieder ausbüxten. Zumal
die Abfahrt wegen der hartnäckigen MalojaSchlange (für Meteo-Laien: dichte Nebelschwaden) um rund eine Woche verschoben
werden musste. Die Fachzeitung «Sport»
schrieb nach Collombins Sturz von einer Kerze, die an beiden Seiten brannte.
So ging die erhoffte Sapporo-Reprise völlig in
die Hosen. Als grosse Gewinner liessen sich
dafür die Vertreter vom kleinen Liechtenstein
feiern. Mit Medaillen von Hanni Wenzel (Gold
im Slalom und Silber in der Kombination) und
Willi Frommelt (Bronze in der Abfahrt) liefen
sie den Gastgebern und Trainingspartnern den
Rang ab. Zu zwei WM-Titeln kam die Schweiz
erst mit beträchtlicher Verspätung. Peter Lüscher heiratete die Doppelweltmeisterin Fabienne Serrat. In der Statistik bleiben die zwei
Goldmedaillen aber in Frankreich.
R I CHA
CH
H AR
AR
RD
D HEGGLIN
FOTOS: KEYSTON E
Wie sich die Zeiten ändern. Vor zwei
Jahren noch die grossen OlympiaHelden, die während der goldenen
Tage von Sapporo ein ganzes Land in
Euphorie versetzten, gehörten sie an
der WM 1974 in St. Moritz zu den
Losern der Nation. Die ersten alpinen
WM in der Schweiz nach dem Krieg –
jene 1948 waren ja Olympische
Spiele mit gleichzeitiger Vergabe von
WM-Medaillen – gerieten zum Fiasko.
Am drittletzten Tag rettet Lise-Marie
«Boubou» Morerod die abgestürzte
Sapporo-Truppe.
B
FEBRUAR 2017
SNOWACTIVE
19
Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017
sie mit der Hand an einem Tor hängen blieb,
reichte es wenigstens noch für eine Verbesserung auf Platz 8.
Überschäumende WM-Stimmung wollte nicht
aufkommen. Der Boulevard schoss aus vollen
Rohren gegen Männer-Chef Karl Frehsner.
Dieser hatte nach den Olympischen Spielen in
Salt Lake City Dieter Bartsch ersetzt, der nach
einer Nullnummer zurücktrat. Die einzige
Frauen-Medaille holte dort übrigens Sonja
Nef.
Erfolg nach zähem Start
Der Start in St. Moritz verlief zäh. Aber dann
erkämpften die Schweizer nach drei medaillenlosen Rennen drei Medaillen hintereinander. Zuerst holte Bruno Kernen Bronze in der
Abfahrt, dann Corinne Rey-Bellet Silber ebenfalls in der Abfahrt und Marlies Oester Bronze
in der Kombination. Bemerkung am Rande:
Oesters Medaille ist die letzte einer Schweizerin an einer WM, die nicht von Lara Gut
stammt. Corinne Rey-Bellet schrammte, hinter
Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017
der kanadischen Überraschungssiegerin Melanie Turgeon, nur elf Hundertstel an Gold
vorbei. Drei Jahre später verlor Corinne bei
einer Familientragödie ihr Leben.
Am Schlusstag krönte Silvan Zurbriggen (siehe
Beitrag Nostalski) die WM mit einer völlig unerwarteten Silbermedaille im Slalom hinter
Ivica Kostelic. Zweimal mussten sich Schweizer mit der «Ledermedaille» begnügen: Ambrosi Hoffmann im Super-G, vier Hundertstel
hinter den zeitgleichen Hermann Maier und
Bode Miller, und Didier Cuche in der Abfahrt,
16 Hundertstel hinter seinem Teamkollegen
Bruno Kernen. Dieser hatte zuvor das Lauberhorn gewonnen.
Eine Zeitlang zeichnete sich gar ein Doppelsieg
ab. «Nach 30 Fahrern», blickt Didier Cuche
zurück, «lagen Bruno und ich an der Spitze.
Aber oben warteten noch Michael Walchhofer
und Kjetil Andre Aamodt, die so weit hinten
starteten, weil sie im Abschlusstraining ein Tor
ausgelassen hatten. Damals wurde die Start-
reihenfolge noch erstellt durch Umkehrung
des Klassements im Abschlusstraining. In diesem musste ich Gas geben, weil ich gegen Didier Défago um den letzten Startplatz kämpfte.» Prompt verdrängten Walchhofer und
Aamodt die beiden Schweizer noch auf die
Plätze drei und vier.
International ragten Bode Miller (Gold im Riesenslalom und der Kombination) und Janica
Kostelic (Slalom und Kombination) heraus.
Janica und Ivica Kostelic wurden als erstes Ge-
schwisterpaar gemeinsam Weltmeister. Und
mit Aksel Svindal, Hannes Reichelt, Felix Neureuther, Erik Guay, Peter Fill oder Fabienne
Suter standen schon damals einige im Einsatz,
die heute noch im Skisport den Ton angeben.
Von diesen schafften aber nur Svindal (5. im
Riesenslalom) und Guay (6. in der Abfahrt)
Spitzenklassierungen.
RICHARD HE GGLIN
1
2
3
Eine besondere Retrospektive
30 Jahre zwischen Erinnerungen und Zielen
Ein Königsmacher
Heute noch erzählt der langjährige Trainer jedem, der
es hören will, dass der Erfolg der Athleten praktisch
nur auf Teamarbeit beruht. Der Sportguru, stets im
Zielbereich anwesend, predigte unaufhörlich, dass
noch nichts geschrieben und alles noch möglich sei.
Immerhin hat er es damals geschafft, seine eigene
Vision durchzusetzen und so den Zürcher Peter Müller
derart anzutreiben, dass dieser in der WM-Abfahrt in
Crans-Montana zuoberst auf dem Treppchen landete.
Der neu erkorene Abfahrtsweltmeister hatte einen
noch dickköpfigeren Meister gefunden und schliesslich die Anweisungen seines Trainers befolgt. Er
musste ja auch zehn Jahre auf die Erfüllung seines
Traums warten. Müller platzierte sich vor seinen
Teamkollegen Pirmin Zurbriggen und Karl Alpiger. Als
Viertplatzierter vervollständigte Franz Heinzer den
«Run» der Schweizer auf die vordersten Plätze. Was
für Erinnerungen!
Vier Frauen und drei Männer
Hartes Training, Talent und vor allem ein zusätzlicher
Funke erlaubten es den Schweizern, ein Mythos aufzubauen. Die Skihelden der «Eighties» wurden in den
Medien mit Superlativen überhäuft. Vor dreissig Jahren erlebte der Schweizer Skisport eine goldene Zeit.
Wir erinnern uns an Erika Hess, Maria Walliser, Michela Figini und Vreni Schneider. Und bei den Männern
machten Karl Alpiger, Peter Müller und Pirmin Zurbriggen ihren Job hervorragend. Währenddem Joël
Gaspoz aus Morgin für einen unvergesslichen Zwischenfall sorgte, als er drei Tore vor dem Ziel nach
einer spektakulären Kapriole ausschied. Dies zur
grossen Enttäuschung seiner Walliser Fans. Unter
ihnen auch Philippe Roux, der sich einen Kommentar
nicht verkneifen konnte: «Unglaublich, einen solchen
Fehler macht man in der dritten Skischul-Klasse nicht
mehr.» Keine Glanzleistung, Joël! Mit seinem Ausscheiden ebnete Gaspoz den Weg für Pirmin Zurbriggen, der sich die Goldmedaille sicherte, seine zweite
nach jener im Super-G.
Der lässige Jean-Pierre Fournier
Dreissig Jahre später hat sich Jean-Pierre Fournier
kaum verändert. Er ist immer noch gleich sympathisch und aktiv. Er gibt zu, dass es ihm immer noch
warm ums Herz wird, wenn er an die im Wallis geschriebene Geschichtsseite des Schweizer Skisports
denkt. Der sympathische Mann aus Nendaz stellt klar,
dass der Höhenflug der Frauen auf einer intensiven
kollektiven Arbeit beruhte, die von langer Dauer war.
Als er seinen Posten annahm, drängten viele junge
talentierte Frauen nach, und die arrivierten Skirennfahrerinnen sahen sich in Not.
Ähnlich wie Frehsner bei den Männern, gelang es
Fournier die Qualitäten und die Schwächen der gestandenen und zukünftigen Skistars so zu lenken,
dass daraus eine gesunde Gruppendynamik entstand.
Seinem Speedteam gehörten, unter anderen, erfolgshungrige Fahrerinnen wie Maria Walliser und Michela
Figini an.
Und bei den Technikerinnen schwang die erfolgreiche
Erika Hess obenauf. Sie verliess das Walliser Hochtal
mit zwei Goldmedaillen um den Hals und ihrem
zukünftigen Ehemann Jacques Reymond, Techniker-
Trainer, am Arm. Und die Entdeckung dieser WM, die
noch junge Vreni Schneider, begann mit Gold im
Riesenslalom ihre unglaubliche Siegesserie.
Weitere, im Weltcup eingesetzte Fahrerinnen wie Brigitte Oertli, Zoé Haas oder Corinne Schmidhauser,
Gewinnerin der Slalom-Gesamtwertung (1987), sowie
Chantal Bournissen, die sich die kleine Kristallkugel in
der Abfahrt sicherte (1991), liessen unauslöschliche
Spuren hinter sich.
Langatmige Arbeit
Jean-Pierre Fournier führte mit eiserner Hand im
Samthandschuh und mit Hans Schweingruber und
Rolf Hefti an seiner Seite. Er setzte einen Plan in Kraft,
der auf zwei bis drei Jahrzehnte ausgelegt war. Dies
war noch vor der heroischen Periode von Crans-Montana. Als Pädagoge geht der Mann aus Nendaz nicht
auf die Spannungen zwischen Maria und Michela ein.
Für ihn bleiben nur die positiven Momente und die mit
einer Handvoll talentierter Athletinnen erreichten Resultate. Die Messlatte wurde damals so hoch gesetzt,
dass später – nach dem Rückzug der 1987er-Stars –
der Faden wieder aufgenommen werden musste, um
weiterhin zu bestehen.
Warten auf St. Moritz
Der Vergleich mit Crans-Montana wäre fehl am Platz.
Bei den bevorstehenden Wettkämpfen in St. Moritz hat
die Schweiz nur einen Titel zu verteidigen, jener von
Patrick Küng in der Abfahrt, den er auf der Piste «Birds
of Prey» in Beaver Creek errang! Und mit der Bronzemedaille von Beat Feuz wurde auch 2015 Schweizer
Skigeschichte geschrieben.
Zur Erinnerung: Man muss bis 1991 in Saalbach zurückblättern, um zwei Schweizer auf einem WMPodest in der Königsdisziplin zu finden. Damit gemeint
sind Franz Heinzer und Daniel Mahrer. Bei den Frauen
verhinderte Lara Gut mit ihrer Bronzemedaille in der
Abfahrt eine Nullnummer. Zwei Jahre später, nach
erfolgreichem Saisonbeginn, scheint die Tessinerin
nun in der Lage, in St. Moritz den einen oder anderen
Coup zu landen. Vorausgesetzt, alle Parameter stimmen. Aber dafür wird ihr Staff schon sorgen! Generell
ist eine Vorhersage äusserst gewagt. Vergessen wir
aber nicht die jungen Nachwuchstalente, die auf ihre
Chance lauern. Sie müssen nur noch dem Druck einer
Heim-WM und ihrer steigenden Popularität standhalten.
ALDO H. RUSTICHELLI, ÜBERSETZT VON THIERRY WITTWER
4
6
1 Mit Müller, Zurbriggen und Alpiger konnte Karl
Frehsner im Wallis gleich einen dreifachen
Triumph in der Königsdisziplin feiern.
2 Erika Hess, die Schneekönigin, wird von zwei
Ski-Prinzen in die Höhe gestemmt, mit ihren
Medaillen um den Hals.
3 Sieben Schweizerinnen und Schweizer für
14 Medaillen und acht Titel in Crans-Montana:
Michela Figini, Karl Alpiger, Maria Walliser,
Pirmin Zurbriggen, Erika Hess und Vreni
Schneider. Was für ein Triumph!
4 Peter Müller musste zehn Jahre auf den erhofften WM-Sieg in der Königsdisziplin warten.
5 Pirmin Zurbriggen holte sich Gold im Super-G,
eine Weltpremiere, sowie Silber in der Abfahrt
und Gold im Riesenslalom.
6 Jean-Pierre Fournier verhalf seinen Athletinnen
in Crans-Montana zu Titeln und Medaillen.
FOTOS: ZVG.
Die Ski-WM in St. Moritz steht unmittelbar bevor – 30
Jahre nach Crans-Montana. Was aber bleibt von der
denkwürdigen Weltmeisterschaft 1987 im Wallis übrig? Erinnerungen und Emotionen, die mit dem Beginn
eines glorreichen Kapitels der Schweizer Skigeschichte assoziiert werden. Heute noch profitiert das
Hochtal von dem damaligen Ereignis, das der Schweiz
einen wahren Medaillensegen bescherte.
Das Wallis als Austragungsort der Ski-Weltmeisterschaften hat damals die Skifans in Scharen angelockt
und eine kollektive Begeisterung ausgelöst. Am Ende
errangen die Schweizer Skirennfahrerinnen und
-rennfahrer acht von zehn möglichen Titeln. Und von
dreissig vergebenen Medaillen gingen vierzehn an die
Schweiz! Die bevorstehende Ski-WM in St. Moritz steht
in einem anderen Kontext als vor dreissig Jahren in
Crans-Montana. Die Erwartungen sind gemischt.
Als Speerspitze einer erfolgreichen Generation konnten die Cracks der achtziger Jahre ihren Qualitäten
freien Lauf lassen. Grund dafür war enorm viel Talent
und vor allem eine fördernde Gruppendynamik. JeanPierre Fournier und Karl Frehsner, Trainer der Frauen,
respektive der Männer, verstanden es, die Athletinnen
und Athleten zu begeistern und in ihnen die Siegeslust
zu wecken. Die Teams waren extrem schlagkräftig.
Beide Chefs setzten auf den Mix verschiedener Stile.
Der Walliser und der Österreicher schafften Synergien, die ihre Schützlinge zu unglaublichen Leistungen verhalfen. Karl Frehsner, seit über einem halben
Jahrhundert «Schweizer», hatte kein Problem mit
seinem Image als eigensinniger Trainer mit ausgeprägtem Wettkampfgeist.
5
20
SNOWACTIVE
SNOW
FEBRUAR 2017
FEBRUAR 2017
SNOWACTIVE
SNOWACTI
CTIVE
VE
21
Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017
Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017
HEIMSPIEL
1903
gründeten rund 20 Mitglieder
den Skiclub Alpina St. Moritz
und organisierten in der Folge Wettkämpfe in
den Disziplinen Skifahren, Skispringen und
Langlaufen. Später gab es sogar ein attraktives
Frauenskispringen am Corvatsch! Das Clubabzeichen, das Malermeister Scheunig einst
entwarf, trägt der Verein noch heute mit viel
Stolz.
Die St. Moritzer prägten auch die nationalen
Verbände. Sie waren bei der Gründung des
Schweizerischen Ski-Verbands 1904 in Olten
aktiv dabei. Auch die ersten vier Rettungsstationen der Schweiz wurden in St. Moritz eingerichtet, unter anderem im Turm der refor-
Ausser einigen JugendSkirennen, die ich bestritten
habe, hatte ich keine grossen
Ambitionen im Skirennsport.
mierten Kirche oder auf der Alp Giop, wo im
Februar die Abfahrtspiste der Ski-WM vorbeiführt. Der St. Moritzer Skiclub brachte auch
viele Talente hervor, die Skigeschichte geschrieben haben, die Guardia Grischa beispielsweise. Eine Truppe, die nur so strotzte
von bekannten Skigrössen. Darunter waren
etwa Weltmeister Rudolf Rominger oder die
Gebrüder Rabbi und Edy Reinalter, die in den
dreissiger und vierziger Jahren die nationale
Skiszene dominiert haben. Übrigens gab es
auch schon damals schneearme Winter. 1921
beispielsweise blieb der Schneefall während
Weihnachten und Neujahr aus.
Schnell gewachsen
1928 zählte der Skiclub Alpina St. Moritz bereits 600 Mitglieder und engagierte eine vollamtliche Sekretärin, die mit einem Monatslohn von 200 Franken auf der Gehaltsliste
stand. Das alles erzählt uns Marco Pool, der
den traditionsreichen Verein seit 2002 präsidiert. Er trat damals die Nachfolge von Gian
Gilli an. Die Ablösung fand kurz vor der letzten
Ski-WM 2003 statt. Gian Gilli wurde Sportdi-
rektor der Weltmeisterschaften. Beide Ämter
wurden zu viel für eine Person und so kam
Marco Pool zum Handkuss, der damals bereits
seit 1994 als Vizepräsident engagiert war.
Auch seine Frau Marianne ist stark mit dem
Skisport verbunden. Als «Technische Delegierte FIS» ist sie an diversen Volkslanglaufveranstaltungen im Einsatz. Übrigens: Einige
OK-Mitglieder der Ski-WM, angeführt von Präsident Hugo Wetzel, sind Mitglied im Skiclub
Alpina. Seine fünf Vorstandskolleginnen und
-kollegen, die von einer fünfköpfigen «Technischen Kommission» unterstützt werden, erledigen die anfallenden Arbeiten ehrenamtlich.
Dieses Jahr sind im Kalender über 30 Veranstaltungen geplant, darunter die 14-tägige alpine Ski-Weltmeisterschaft.
Anziehungspunkt St. Moritz
Der Name Pool stammt übrigens nicht, wie
man vielleicht meinen könnte, aus dem englischen Sprachgebiet. Marco Pool ist im italienischsprachigen Bergell «ennet» dem Malojapass aufgewachsen, in Vicosoprano. «Dort gab
es keine Skilifte», erzählt Marco Pool, «als
Schüler durften wir aber hie und da nach Maloja gehen. Da gab es einen ziemlich steilen
Skilift.»
Später war natürlich vor allem St. Moritz, als
renommierter Wintersportort und Austragungsort verschiedenster Grossanlässe, Anziehungspunkt für den jungen Juristen Marco
Pool. «Ausser einigen Jugend-Skirennen, die
ich bestritten habe, hatte ich keine grossen
Ambitionen im Skirennsport.» Marco Pool
liess sich aber in seiner Studienzeit in der Skischule Suvretta engagieren. «Die Kundschaft
war sehr exklusiv und meine Sprachkenntnisse
waren gefragt», erzählt der Bündner.
Karrierestart bei Sprungschanze
Seit 1987 führt Marco Pool in St. Moritz ein
Anwaltsbüro. Er hat in Genf Jus studiert. Dank
guten Kontakten von Verwandten konnte er
während der Ausbildung in der Nähe der Calvinstadt am Ende des Genfersees bei einer
Bauernfamilie wohnen, die im Ackerbau tätig
war. «In dieser Zeit trat ich dem SAS bei, dem
Schweizerischen Akademischen Ski Club, und
beteiligte mich an verschiedenen Studentenrennen.» Und er fährt fort. «Meine Karriere im
Skiclub Alpina begann später an der Sprungschanze. Ich wurde als Weitenmesser eingesetzt.» St. Moritz hat nämlich auch eine lange
Tradition im Skispringen. 1907 wurde die «Julier Schanze» gebaut, 1928 erfolgte die Eröffnung der Olympia-Schanze. Diese sind zwar
nicht mehr in Betrieb aber ein Neubau wäre
geplant.
22
SNOWACTIVE
FEBRUAR 2017
Der St. Moritzer Skiclub brachte viele Talente hervor, die Skigeschichte geschrieben haben.
Präsidiert wird der über 100-jährige Verein von Marco Pool.
FOTO: ERIK VOGELSANG, B&S
Marco Pool ist Präsident des Skiclubs
Alpina, dessen Heimat St. Moritz
dieses Jahr bereits zum fünften Mal
Schauplatz einer WM wird. Für diese
wird sich auch der Präsident des über
100-jährigen Skiclubs als Voluntari
engagieren.
Clubhütte als Glücksfall
Ein Glücksfall für den Skiclub ist die im Jahre
1913 erstellte Clubhütte Alpina auf Corviglia.
Sie befindet sich oberhalb der Corviglia-Bergstation und ist heute ein bekanntes Bergrestaurant mitten im Skigebiet. Seit den sechziger
Jahren wird das Berghaus in zweiter Generation von der Familie Rota geführt. Auch wir
trafen den sympathischen Bündner in diesem
gemütlichen Haus. In den verschiedenen «Stuben» sind Fotos und Requisiten des Skiclubs
ausgestellt. Die Skihütte wird gerne für verschiedene Events gemietet und das bringt dem
Verein jährlich einen beachtlichen Beitrag ein.
Die Skihütte wird in der offiziellen Jubiläumsschrift zum 100-jährigen Bestehen des Skiclubs sogar als Goldesel bezeichnet. «Dieser
‹Geldsegen› dient im Wesentlichen zur Förderung der Jugend», betont der Skiclubpräsident.
Den gemütlichen Stunden in der «Clubhütte»
folgen auch weniger dankbare Aufgaben. So
mussten die Engadiner Clubs im vergangenen
Jahr zum Beispiel eine neue Struktur zur
Durchführung des Skimarathons bestellen, die
den Oberengadiner Skiklubs und Gemeinden
mehr Einfluss auf den grössten Wintersport-
anlass der Schweiz sichern sollte. «Das gab
Anlass zu vielen Diskussionen», so Marco Pool.
Der Engadiner Skimarathon ist für das Tal ein
Premium-Anlass.
Zurück auf die Ski
Trotz der unmittelbaren Nähe zu den Pisten
muss auch der St. Moritzer Skiclub den Schneesport unter den Kindern fördern. «Deshalb
haben wir die Aktion ‹Kinder zurück auf die
Alpin-Ski› initiiert», so Marco Pool. «Während
fünf Wochen lernen Kinder im KindergartenAlter spielerisch Ski zu fahren. Sie werden
unter kundiger Leitung der St. Moritzer Skilehrer, die vom Skiclub bezahlt werden, betreut. Alle Kinder werden abgeholt. Sie fahren
gemeinsam nach Salastrains zum Mittagessen
und profitieren von der innovativen Idee der
Skiclubverantwortlichen.» Zur Förderung der
Talente werden fünf verschiedene Trainingsgruppen Alpin, Freeski, Snowboard, Langlauf
und Skisprung unterhalten.
re sorgten über viele Jahre die Langläufer mit
Albert Giger, Evi Kratzer, Christina Gilli-Brügger, Giachem Guidon, Jürg Capol, Andrea Huber und vor allem Andy Grünenfelder. Auch die
Skispringer und Nordischkombinierer Zarucchi, die Gebrüder Schödler, Parpan, Hartmann
oder Grigoli machten dem Engadin alle Ehre.
Etwas harziger verlief es bei den Alpinen: Hier
haben vor allem Pascale und Marc Berthod
oder Tamara Wolf Akzente gesetzt. Heute sind
acht Mitglieder des Skiclubs in einem nationalen Kader vertreten, unter anderem Vanessa
Kasper im alpinen B-Kader.
Und schon bald hat St. Moritz die grosse Ehre
die Ski-WM 2017 durchzuführen. Es ist eine
Selbstverständlichkeit, das auch er als Präsident, wie viele andere Skiclubmitglieder, seinen «Voluntari-Einsatz» leisten wird. Martin
Berthod aus dem WM-OK hat ihm den Job als
Gästebetreuer anvertraut. Das ist wohl auch
ein Zeichen der Wertschätzung für die über
20-jährige ehrenamtliche Tätigkeit im Vorstand des Skiclubs Alpina St. Moritz.
Erfolgreiche Athleten
Der Skiclub Alpina St. Moritz war fast in allen
Schneesportdisziplinen erfolgreich. Für Furo-
HANS BIGLER
FEBRUAR 2017
SNOWACTIVE
23
Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017
Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017
PARADISO AUF 2100 METERN
Gut, wir sind mit Ski oben, haben den Apéro in der
Quattro Bar hinter uns – und wollen den Hunger stillen. Ski deshalb anschnallen und hinübergleiten ins El
Paradiso. Dieser Ort ist weit davon entfernt ein Geheimtipp zu sein, ein freier Platz ist deshalb nicht
garantiert. Aber wer dort eintrifft, der weiss sofort,
warum das so ist: die Sonnenterrasse bietet einen
wunderbaren Ausblick, die Speisen lassen nichts zu
wünschen übrig. Abgesehen von speziellen Events
richtet sich der Rhythmus des El Paradiso nach der
Sonne, geht sie unter, geht der Arbeitstag hier oben
auf über 2100 Meter zu Ende. Und apropos Champagner-Klima: Geworben wird vom El Paradiso mit einem
exklusiven Nass, nämlich dem Mineralwasser aus der
eigenen Quelle, 150 Meter neben dem Haus gelegen.
SPITZENTAFEL ODER TAFELSPITZ?
Wir müssen nicht bis zum Sonnenuntergang warten,
ehe im Dorf das Leben pulsiert. Zumal nicht bei der
Ski-WM. Da sollte man auf jeden Fall House of Switzerland im Hotel Schweizerhof vorbeischauen. Oder
im House of Fans direkt daneben. Wobei der Schweizerhof natürlich eh einen Besuch wert ist. Und da
wollen wir nun einmal die heimische Küche nicht ganz
vergessen, aber darauf hinweisen: ein Wiener Schnitzel und einen Tafelspitz wie im Restaurant Acla, also
das ist unbedingt einen Versuch wert. Und man sieht:
die Engadiner Küche lässt sich auch von Österreich
inspirieren . . .
NIGHT FEVER
IM MULO’S MIT SEEBLICK
Medaillenfeier im grandios gestalteten Kulm Park, ein
Besuch am Lichtspektakel des schiefen Turms – und
nun gehts hinunter. Und zwar Richtung St. Moritz Bad.
Das Ziel ist das ganz spezielle Hotel Laudinella, doch
ohne Zwischenhalt muss nicht sein. Wir wählen das
Mulo’s an der Via dal Bagn 20. Was uns hier am besten
gefällt, neben feinen Weinen und ebenso feiner Küche?
Ein Ausblick über den St. Moritzer See, der wirklich
umwerfend ist, und der uns gerne ein zweites Glas
nehmen lässt.
ZWEI, DREI, QUAT TRO
Doch wollen wir auch ein paar gastronomische Tipps
ausserhalb der WM nicht verschweigen. Beginnen wir
auf dem Berg. Kaum ist man der Chantarella-Bahn auf
der Corviglia entstiegen, sticht bereits die Architektur
ins Auge. Die Quattro-Bar kommt modern und leicht
daher, viel Glas sorgt für eine sehr offene Atmosphäre.
Die spiegelt sich in der Stimmung der Gäste wider, die
hier Cocktails und das Panorama geniessen.
HOCH MIT DER CHANTARELLA
Und nicht zu vergessen: Schon die Fahrt hier hoch mit
der Chantarella-Standseilbahn ist ein besonderes Erlebnis. 1913 wurde die erste Sektion erbaut, ursprünglich als Zubringer zur Kuranstalt Chantarella.
Weil aber Schlittler und Skifahrer schnell den Nutzen
ABCHILL EN AN DER WHISKY-BAR
Noch immer nicht genug? Und auch mal ausserhalb
des Dorfzentrums von St. Moritz unterwegs? Ok, kein
Thema: Im Waldhaus am See findet man die grösste
Whisky-Bar der Welt, offeriert von Fachleuten, die alles rund um dieses spezielle Getränk wissen. La Piruetta, etwas versteckt direkt an der Eisbahn in Celerina
gelegen, bietet eine wunderbar heimelige Atmosphäre. Im Hotel Palü in Pontresina macht der junge Küchenchef Fabio Tempini mit seiner Interpretation auch
der heimischen Küche glücklich (Hirsch-Capuns!). Und
wenn wir schon in Pontresina sind: Das Gianotti verströmt mit seinem offenen Grill Lagerfeueratmosphäre und hält zugleich die klassische Engadiner Tradition
der Zuckerbäcker am Leben, die in schlechten Zeiten
als junge Einheimische dieses süsse Handwerk in der
Fremde lernten. Etwas zuviel des Guten gehabt? Kein
Problem, in Pontresina lockt die Pitschna Scena zum
geschmeidigen Bar-Talk, aber auch immer wieder mit
starken (heimischen) Bands zum Abtanzen.
für ihr Treiben erkannten, gilt der Bau der ChantarellaBahn als Grundstein für den modernen Skitourismus
in St. Moritz. Der endgültige Durchbruch erfolgte 15
Jahre später, als anlässlich der Olympischen Winterspiele von 1928 die zweite Teilstrecke hoch zur Corviglia eröffnet wurde.
CHR ISTIAN AND IEL
Advertorial // BKW
UM 3 UHR MORGENS PIZZA
Weiter ins Laudinella. Und das ist nun deshalb so
speziell, weil man sich vorher gar nicht gross überlegen muss: Will ich heute lieber Italienisch, Französisch, Japanisch, Thailändisch oder doch nochmal die
gute Schweizer Küche? Im Laudinella findet sich jede
dieser grossartigen Küchen. Und als Zusatz-Tipp für
Nachtschwärmer: Im Caruso wird bis ein Uhr nachts
gekocht, die klassische Pizza gibts gar bis drei Uhr
morgens.
24
SNOWACTIVE
FEBRUAR 2017
WO MAN ISST UND TRINKT
Gut, kommen wir zum konkreten Punkt, nämlich ein
paar Orten, an denen man immer gut isst und trinkt.
Während der WM ist das natürlich so einfach wie nie.
Mehr als ein Dutzend Caterer verwöhnen während des
Events die Gäste im Zielgelände und Dorfzentrum.
«Gut und gesund, und das vorwiegend mit lokalen
Produkten», lautet das Motto, das sich dem NIV-Konzept der gesamten WM verschrieben hat – NIV heisst,
aus Nachhaltigkeit und Innovation ergibt sich ein positives Vermächtnis. Die Kulinarik nimmt dabei einen
ganz zentralen Stellenwert ein, wer sich also der En-
SO VIEL ZUM CHAMPAGNER-KLIMA
So, der Weg war weit, aber er hat sich rentiert. So
viele Eindrücke und kulinarische Erlebnisse, so viele
gute Gespräche mit netten Menschen – und wenn Sie
richtig Glück haben, lernten Sie bei Ihrer Tour de
St. Moritz ein Mitglied des exklusiven Dracula Club
kennen. Das hat tatsächlich geklappt? Dann viel Spass
in diesem legendären Club, den in den siebziger Jah-
gadiner und Bündner Küche annähern will, findet hier
eine wahre Fundgrube – und interessante Locations:
das House of St. Moritz zeigt sich mitten im Dorfzentrum, und zwar erhöht auf dem Dach des Parkhausrondells. Speziell spannend dürfte auch ein sogenanntes Pop-up-Konzept sein, also eine quasi spontane
Beiz, die es ebenfalls nur während der WM gibt und die
an der Plazza dal Mulin überrascht: Cucina Faoro
heisst das Projekt, das sich aus dem deutlich tiefer
gelegenen, meist nebligen Zürcher Kreis 5 in luftige,
sonnige St. Moritzer Höhen wagt.
ren Gunter Sachs im Kulm Hotel eröffnet hat, heute
lenkt dessen Sohn Rolf Sachs die Geschicke. Aber
eben: rein kommen nur Clubmitglieder und deren
Freunde. Es lohnt sich also, in anderen Restaurants
und an diversen Bars den Mann oder die Frau neben
sich dezent anzufragen. Das noch zum abschliessend
zum Thema Champagner-Klima . . .
Die
Unabhängigkeit
gibt mir ein
gutes Gefühl
»
Der ehemalige Skirennfahrer
Daniel Albrecht plant sein
neues Haus in Fiesch (VS)
mit der BKW-Home-Energy
Lösung. Der Walliser erzählt,
warum er sich für BKW entschieden hat und woraus er
seine persönliche Energie
zieht.
F OTO: Z VG.
ZUR SPEISE: CAPUNS
Nicht-Engadinern fallen in der Regel zuerst Capuns
ein, wenn es um typische Gerichte geht. Es gibt aber
Engadiner Köchinnen, denen Capuns auf gar keinen
Fall auf die Speisekarte kommen, weil diese Mangoldwickel aus der Surselva kommen. Und wer nun auf
Plain in pigna kommt als Ur-Engadiner Speise, dem
sei gesagt, dass die Kartoffel erst am Ende des 18.
Jahrhunderts hier heimisch wurde. So lange ist die
Tradition also auch noch nicht.
nalen Engadiner Küche ist gar nicht
so einfach. Der Grund ist klar, und wir
haben ihn auch schon erwähnt: die
Höhe. In alpinen Regionen wächst
«
weniger als anderswo, das Angebot an
Nahrungsmitteln ist beschränkt. Die
alpine Küche selbst ist deshalb eher
karg, aber dennoch sättigend. Und
die Engadiner haben immer schon
Einflüsse von aussen aufgenommen,
sie haben sich inspirieren lassen, vor
allem das nahe Veltlin und Südtirol
haben ihre Spuren hinterlassen.
FOTO: F ILI P ZUAN , COPYRIGHT: ST. M ORIT Z TOURISMUS
Ausgehen in St. Moritz. Welch grosses
Thema. Der weltbekannte Begriff vom
Champagner-Klima führt natürlich
schon in eine bestimmte Richtung,
aber davon sollte man sich nicht in die
Irre leiten lassen. Und noch ein Wort
zur Einleitung. Wenns ums Essen geht,
wird es hier schnell einmal philosophisch. Denn die Suche nach der origi-
Mit der Energielösung der
BKW wirst du deinen eigenen
Strom produzieren, speichern
und nutzen. Was bedeutet dir
diese Unabhängigkeit?
Sie beruhigt mich, denn so bin
ich nicht auf äussere Faktoren
wie den Ölpreis angewiesen.
Dieser wiederum ist von vielen
geopolitischen Faktoren
abhängig. Weil ich die eigene
Energie produzieren werde,
bin ich davon entkoppelt.
Möchtest du mit dem Holzhaus
und der Produktion des eigenen Solarstroms ein Vorbild
sein?
Ich werde ein spezielles Haus
haben. Ich bin durchaus stolz
auf den Mehrwert, den ich so
für mich und andere generiere
und stehe auch gerne dafür ein.
Was war dir persönlich beim
Hausbau wichtig?
Durch meinen Unfall wurde
mir immer wieder deutlich
gemacht, wie wichtig Erholung
für mich ist. Erholung ist für
mich auch ein Aufladen meiner
Batterien. Da stellt sich die
Frage: Woraus ziehe ich meine
Energie? Für mich ist da Unabhängigkeit ein sehr wichtiger
Wert. Es gibt mir ein gutes
Gefühl, für mich selber entscheiden zu können. Das
bedeutet eben auch, so weit
wie möglich energetische
Unabhängigkeit.
aufmerksam. Das war genau
im Zeitraum, als ich an der
Planung des Hausbaus war.
Ich hatte eine ziemlich klare
Vorstellung, dass FotovoltaikModule auf das Dach sollen
und eine Heizungswärmepumpe installiert werden soll.
Als mir klar wurde, dass die
BKW mit ihrem Produkt Home
Energy genau mein Bedürfnis
abdeckt, habe ich mich an die
BKW gewandt.
Wie bist du auf die BKW als
Anbieterin der intelligenten
Energielösung gekommen?
Auf die BKW wurde ich dank
dem Swiss-Ski-Sponsoring
Quelle:
http://blog.bkw.ch/daniel-albrecht-setztauf-energieloesung-der-bkw/
FEBRUAR 2017
SNOWACTIVE
25
Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017
Fokus // Alpine Ski-WM St. Moritz 2017
Nachgefragt:
Karin Nussbaumer, Projektleiterin Host Broadcasting
Schweizer Know-How sorgt für TV-Bilder in alle Welt
Andererseits war das Festlegen der Kamerapositionen unter diesen Voraussetzungen sehr schwierig.
Die SRG SSR ist nach 1974 und 2003 heuer zum
dritten Mal an Alpinen Skiweltmeisterschaften in
St. Moritz Host Broadcaster und somit verantwortlich
für die TV-Bilder in alle Welt. Wir haben bei Karin
Nussbaumer, Projektleiterin Host Broadcasting von
SRG SSR nachgefragt.
Was sind die hauptsächlichen Herausforderungen
für Sie als Host Broadcaster in St. Moritz?
In der Vorbereitung zählten die knappen Platzverhältnisse beim Produktionsstandort im Zielbereich
in Salastrains zu den grössten Herausforderungen.
Dank der guten Zusammenarbeit mit dem lokalen
Organisationskomitee ist es der SRG gelungen, 35
Studio- und Kommentarpositionen, 22 Mixed-Zonen,
fünf TV-Plattformen, einen sogenannten TV-Compound mit rund 30 Produktions- und Regiefahrzeugen
sowie ein internationales Radio- und Fernsehzentrum
auf engstem Raum unterzubringen. Ausserdem fehlen
auf der sehr breiten Corviglia-Piste markante Orientierungspunkte. Dies ermöglicht einerseits eine grosse Flexibilität bei der Gestaltung der Rennstrecken.
Weshalb ist die SRG Host Broadcaster der Ski-WM?
Das Weltsignal der Ski-WM 2017 in St. Moritz produziert die SRG im Auftrag der European Broadcasting
Union (EBU) und der Fédération Internationale de Ski
(FIS). Der Produktionsauftrag ist Ausdruck für die
Wertschätzung des über Jahrzehnte aufgebauten Produktions-Know-hows und der Kompetenz der SRG. Er
steht in einer Reihe mit den bisherigen Grossaufträgen an den Weltmeisterschaften 1974 und 2003 in St.
Moritz sowie an den Olympischen Winterspielen in
Turin, Vancouver und Sotschi. Darüber hinaus erhält
die SRG mit dem Auftrag einmal mehr die Gelegenheit,
ihr Produktions-Know-how in der Weltsportart Ski
Alpin unter Beweis zu stellen – und in Zukunft erneut
den Zuschlag für derartige Grossproduktionen zu erhalten.
SRF-Regisseur Beni Giger
führt beim Weltsignal Regie.
e.
PERFEKT INSZENIERT
D
ie SRG SSR hat die erste Goldmedaille
bereits auf sicher. Sie ist gastgebende
Fernsehproduzentin der «Ski-WM St. Moritz
2017» und berichtet umfassend über den Grossanlass – via TV, Radio und Onlinemedien sowie massgeschneidert für alle Sprachregionen.
Weltsignal im Auftrag der EBU und der FIS
Das Weltsignal ist die Basis für weltweite
Liveübertragungen der Ski-WM. Sowohl die
sprachregionalen Sender der SRG als auch
zahlreiche Fernsehstationen rund um den
Globus übernehmen die aufwändig produzierten Bilder der Winter- und Ski-Destination
«St. Moritz Engadin» – und tragen diese Bilder
in die ganze Welt hinaus. Die SRG ist seit vielen
Jahren Host Broadcaster von Grossevents und
26
SNOWACTIVE
FEBRUAR 2017
verfügt über ein ausgezeichnetes Know-how
in deren Produktion. Nach 1974 und 2003 ist
die SRG 2017 bereits zum dritten Mal Host
Broadcaster von Ski-Weltmeisterschaften in
St. Moritz. Zudem produzierte sie die alpinen
Rennen der Olympischen Winterspiele in Turin, Vancouver und Sotschi. Das Weltsignal der
«Ski-WM St. Moritz 2017» produziert die SRG
im Auftrag der European Broadcasting Union
(EBU) und der Fédération Internationale de Ski
(FIS).
Dank grossem Produktions-Know-how
Roland Mägerle, Leiter der Business Unit Sport
(BUS): «Der Host-Broadcasting-Auftrag ist
Ausdruck für die Wertschätzung des über Jahrzehnte aufgebauten Produktions-Know-hows
der SRG. Unsere vielfältige Erfahrung wird uns
dabei helfen, die einmalige Atmosphäre der
Engadiner Bergwelt und die grossen Emotionen des Skisports authentisch zu transportieren, wenn die ganze Skiwelt auf St. Moritz
blickt.»
FOTOS: SRF/MARCUS GYGER
Zum dritten Mal an Alpinen
Skiweltmeisterschaften in St. Moritz
produziert die SRG das Weltsignal.
Die Bilder sind die Basis für
Liveübertragungen rund um den
Globus.
Eigenproduktionen
in vier Landessprachen
In der Schweiz bietet die SRG mit ihren sprachregionalen Sendern und Plattformen einem
Millionenpublikum vor den Fernsehern, Radios und Mobilgeräten attraktiven Livesport –
und das massgeschneidert für alle Landesteile.
SRF, RTS, RSI und RTR sind in St. Moritz vor Ort
und produzieren je ein eigenes Sportprogramm.
Die Sender und Plattformen der SRG berichten
in allen vier Landessprachen umfassend über
die Ski-WM.
Dabei rücken sie die Schweizer Athletinnen
und Athleten ins Zentrum. Diese sind nicht nur
live zu sehen, sondern auch in Interviews zu
hören. Über die Liveberichterstattung hinaus
berichten SRF, RTS, RSI und RTR zudem über
Hintergrundgeschichten mit Schweizer Bezug.
Und schliesslich beleuchten sie den sportlichen Anlass in zahlreichen TV-, Radio- und
Onlinebeiträgen aus verschiedenen gesellschaftlichen Blickwinkeln.
Die Ski-Weltmeisterschaften bilden im Februar 2017 insgesamt einen programmlichen
Schwerpunkt auf den Sendern und Plattformen der SRG.
DAS PROGRAMM AUF SRF ZWEI
SRF zwei überträgt vom 6. bis 19. Februar alle Rennen, die Abschlusstrainings zu den WM-Abfahrten
und sämtliche Siegerehrungen sowie die Eröffnungsfeier live. Pro Renntag sind in «St. Moritz live»
drei bis vier Stunden Livesport zu sehen. Rund um
die Siegerehrungen liefert das tägliche Magazin
«St. Moritz aktuell» neben der Direktübertragung
aller Medaillenübergaben auch Analysen und Interviews. Und am späten Abend begrüsst Steffi Buchli
im Late-Night-Talk «Champiuns» nationale und
internationale Skilegenden sowie weitere prominente Gäste. Im Iglustudio in St. Moritz diskutiert die
illustre Runde von Montag bis Samstag das Geschehen auf und neben der Piste. Insgesamt dürfen sich
die Ski-Fans auf rund 72 Stunden Livesport, Hintergründe und Gespräche sowie Unterhaltung aus
St. Moritz freuen.
FEBRUAR 2017
SNOWACTIVE
27
FOTO: SRF/OSCAR ALESSIO
Die SRG SSR ist Host Broadcaster der Alpinen
Skiweltmeisterschaften in St. Moritz und ist verantwortlich für die Produktion des Weltsignals. Wie
lässt sich dieses sogenannte Weltsignal auf einfache Art erklären bzw. was muss man sich darunter
vorstellen?
Karin Nussbaumer: In technischer Hinsicht meint das
Weltsignal die Bild- und Tonsignale, welche die TV- und
Radiostationen rund um den Globus als Basis für ihre
Liveübertragungen verwenden. Die SRG produziert
die internationalen Bild- und Tonsignale aller Rennen
und der Abschlusstrainings, der Eröffnungszeremonie sowie aller Siegerehrungen der Ski-WM. TV- und
Radiostationen wie SRF, RTS, RSI und RTR in der
Schweiz oder NBC in den USA übernehmen diese Signale und strahlen sie im eigenen Land aus – angereichert mit eigenen Kommentaren in der jeweiligen
Landessprache.
Wie viele Mitarbeitende der SRG sind in St. Moritz
für das Host Broadcasting im Einsatz?
Für das Host Broadcasting sind rund 150 Mitarbeitende aus allen SRG-Unternehmenseinheiten und der
Tochtergesellschaft tpc im Einsatz.