Konferenz zum Safer Internet Day 2017 „Smart Home – Wie digital

Berlin, 14. Februar 2017
Konferenz zum Safer Internet Day 2017
„Smart Home – Wie digital wollen wir wohnen?“
Fakten und Empfehlungen aus verbraucherpolitischer Sicht
I.
Fakten
Definition
 Smart Home (auch Connected Home, Intelligentes Wohnen, Home of the Future,
Smart Living oder Heimvernetzung) ist ein Oberbegriff für Systeme und Anwendungen im Wohnbereich, die meist miteinander vernetzt, teilweise fernsteuerbar oder automatisierbar sind.
Anwendungsbereiche und Produkte
 Smart Home-Sicherheits- und Kontrollsysteme: z.B. Überwachungssysteme, elektronische Schlösser und automatische Schadensmeldungssysteme
 Smarte Heimtechnik: z.B. vernetzte oder fernsteuerbare Haushaltsgeräte
 Smarte Unterhaltungselektronik: z.B. Smart TV sowie die Synchronisierung von
Musik, Videos oder Fotos
 Smartes Energiemanagement: z.B. Beleuchtung, Heizung, Kühlung und Lüftung sowie Anwendungen zur Messung und Optimierung des Energieverbrauchs
 Smarte häusliche Pflegeunterstützung: z.B. medizinische Assistenzsysteme, Vitalfunktionsmessung sowie Sturzerkennung
Kenntnisse der Verbraucher und Verbreitung von Smart Home-Geräten/Anwendungen
 Vielen Verbrauchern ist Smart Home noch unbekannt; je nach Umfrage hatten im
Jahr 2015 zwischen einem Drittel und über zwei Dritteln noch nichts davon gehört.
98% zeigen jedoch Interesse an dem Konzept, wenn sie es erklärt bekommen.
 26% bis 29% der befragten Deutschen geben an, bereits Nutzer von Smart HomeAnwendungen zu sein (2015). 44% zeigen sich interessiert, während 20% Smart
Home-Anwendungen generell ablehnen.
 Vernetzte Unterhaltungselektronik ist bereits recht weit verbreitet (Smart TV in über
40% aller Haushalte, nur 22% nutzen aber Internetverbindung des TV). Dagegen besitzen nur knapp 3% der Haushalte eine smarte Heizungssteuerung und nur jeweils
etwa 2% eine smarte Steuerung der Beleuchtung oder der Waschmaschine.
Chancen und Nutzungspotenziale aus Sicht der Verbraucher
 47% begründen ihr Interesse an Smart Home-Anwendungen mit der Steigerung des
persönlichen Komforts, 43% mit der Erhöhung der Wohnsicherheit.
 31% der Befragten erhoffen sich von Smart Home-Anwendungen eine Reduktion der
Energiekosten, 16% eine Verbesserung des Umweltschutzes allgemein.
 Für 23% bzw. 21% steht der Spaß bei der Nutzung bzw. das Entertainment im Vordergrund.
Hindernisse und Risiken aus Sicht der Verbraucher
 Datenschutz
 61% der Smart Home-Nutzer geben an, sich um ihre Privatsphäre zu sorgen.
 Für 22% aller Befragten ist die Sorge um Datenschutz/Datensicherheit sogar
der Grund dafür, dass sie ihr Zuhause noch nicht bzw. nicht umfangreicher
vernetzt haben.
 14% vernetzen ihr Haus bzw. ihre Wohnung nicht, da sie den Verlust der Entscheidungsfreiheit über ihren Wohnraum befürchten.
 Datensicherheit
 31% der Smart Home-Nutzer befürchten Hacker-Angriffe; für 19% sind sie sogar der Grund dafür, sich gegen Smart Home-Anwendungen zu entscheiden.
 Die steigende Automatisierung des Zuhauses ist 29% der Smart HomeNutzern „unheimlich“. Sie befürchten z.B., dass es durch einen Ausfall des
Systems oder durch Software- oder Systemfehler zu ungewollten Aktionen
oder Schadereignissen kommen kann.
 Weitere Gründe
 Für 42% der Befragten sind die Smart Home-Anwendungen zu teuer.
 Viele Verbraucher geben an, sich nicht genügend mit den Anwendungen auszukennen (30%) oder sehen keinen Bedarf für Smart Home-Anwendungen
(26%).
 Nutzer monieren Inkompatibilitäten zwischen verschiedenen Komponenten
oder empfinden die Technik noch als unausgereift. Viele Verbraucher
schreckt auch eine komplizierte Installation oder Bedienung ab.
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II.
Verbraucherpolitische Empfehlungen zu Datenschutz und Datensicherheit
 Kontroll- und Steuerungsmöglichkeit des Verbrauchers über die Geräte und die
einzelnen Nutzungen muss jederzeit erhalten bleiben (digitale Souveränität; Mensch
darf nicht zum „bloßen Objekt“ der vernetzten Geräte werden).
 Einfache, klare und verständliche Informationen über alle Funktionalitäten der Geräte.
 Einfache, klare, verständliche und jederzeit leicht zugängliche Informationen über
die Datenverarbeitung und die Datenflüsse.
 Einfache, klare und verständliche Mechanismen, um die Funktionalitäten zu steuern
und die Datenverarbeitung und Datenübertragung an Dritte zu erlauben oder zu versagen, d.h. Anzeige des Vernetzungsstatus und einfache Möglichkeit der Abschaltung.
 Bei allen Geräten datenschutzfreundliche Voreinstellungen (privacy by default);
nur Erhebung der Daten, die für die Funktionalität des Geräts erforderlich sind; frühestmögliche Anonymisierung, Pseudonymisierung und Löschung von Daten.
 Funktionen oder Support eines Gerätes dürfen nicht von einer Datenverarbeitung abhängig gemacht werden, die dafür nicht erforderlich ist (Kopplungsverbot).
 Für Verbraucher muss auch künftig Wahlfreiheit bestehen, d.h. eine Vernetzung
bzw. die Teilnahme am Internet der Dinge muss eine frei wählbare Option bleiben
(„Recht auf analoge Welt“; kein entwicklungstechnischer Zwang zur Vernetzung).
Wenn technisch möglich, soll bei vernetzten Alltagsgeräten eine Nutzung auch ohne
Vernetzung möglich sein.
 Mit der Nicht-Nutzung von Smart Home-Anwendungen dürfen keine ungerechtfertigten Benachteiligungen (kein „mittelbarer Zwang zur Nutzung“) verbunden sein.
 Größtmögliche Datensicherheit (Verschlüsselung, Einhaltung anerkannter Standards).
 Größtmögliche Produktsicherheit, insbesondere vor unbefugten Zugriffen und „Verselbständigung“ der Geräte („loyales Produkt“). Es sollten internationale Standards
für Produktsicherheit aufgestellt werden.
 Um Wahlfreiheit und Wettbewerb zu garantieren, darf es keine geschlossenen
Systeme geben. Zu fordern sind daher insb. Interoperabilität, Datenportabilität, offene Schnittstellen und keine Bindung an Werkstätten oder Serviceeinrichtungen des
Herstellers.
 Stärkung der behördlichen Rechtsdurchsetzung durch Einbeziehung der relevanten Regelungssachverhalte des Smart Home in bestehende Aufsichtsstrukturen.
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III.
Quellen zu I.
Die Fakten wurden von ConPolicy, Institut für Verbraucherpolitik, zusammengestellt
und basieren auf folgenden Quellen:
•
ASEW (2016): Wettbewerbsanalyse Smart Home-Produkte in Deutschland. Arbeitsgemeinschaft für sparsame Energie-und Wasserverwendung (ASEW).
•
Bitkom & DCTI (2015), DCTI Green Guide – Smart Home 2015. Deutsche CleanTech Institut
und Bitkom.
•
Bitkom Research (2015). Haben Sie schon einmal von den Begriffen Smart Home, Connected
Home oder Heimvernetzung gehört? Zugang unter
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/459128/umfrage/kenntnis-der-begriffe-smarthome-connectedhome-oder-heimvernetzung-in-deutschland/, Zugriff am 12.01.2017.
•
Deloitte (2015). Smart Home Survey 2015.
•
Deloitte & Technische Universität München (2015). Ready for Takeoff? – Smart Home aus
Konsumentensicht.
•
GfK (2015): Smart Homes Studie in Deutschland,
http://www.gfk.com/de/insights/infographic/smarthome-in-deutschland/, Zugriff am 12.01.2017.
•
GfK (2016). Aktuelle Daten zum Smart-TV Markt. http://www.gfk.com/de/insights/pressrelease/wiesmart-sind-deutsche-tv-nutzer/, Zugriff am 12.01.2017.
•
Gfu (2016). Smart Home: Sicherheit, Komfort und Energieeffizienz – aber auch Befürchtungen, http://www.gfu.de/presseraum/uebersicht/neue-gfustudie/, Zugriff am 12.01.2017.
•
Dr. Grieger & Cie Marktforschung (2015). Online-Umfrage zur Verteilung der Deutschen in
Bezug auf Smart Home Anwendungen nach Nutzergruppen im Jahr 2015.
Dr. Grieger & Cie. Marktforschung (2015). Smart Home-Nutzer: Stimmen Sie folgenden Aussagen zu? Smart Home Monitor 2016. Zugang unter
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/578458/umfrage/einschaetzung-zum-themasmart-home-von-nutzern-indeutschland/, Zugriff am 12.01.2017.
•
Statista (2016). Statista Umfrage August 2016. Zugang unter
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/164411/umfrage/bedenken-gegenheimvernetzung/, Zugriff am 12.01.2017.
•
Telekom & Qivicon (2015). Marktanalyse- Wachstumschancen für Unternehmen im Smart
Home Markt.
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