WALD, JAGD UND NATUR Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben Sorge um Bienenwachsqualität „Apisticus-Tag“ in Münster zum Thema „Biene und Mensch“ / Streckmittel verunreinigen Wachs für Mittelwände / Dr. Werner Mühlen, Leiter der Bienenkunde bei der Landwirtschaftskammer, wird mit Landesmedaille geehrt D Verfälschtes Bienenwachs Der Prüfung von Honig und Wachs auf Wirkstoffe aus dem Bereich Umweltverschmutzung, Landwirtschaft und Imkerei wird künftig größte Bedeutung zukommen. Dies verdeutlichten die Fachvorträge von Dr. Klaus Wallner, Universität Hohenheim, und Dr. Ingo Scholz, Ceralyse Labor, Celle. Letzterer erklärte, die gestiegene Nachfrage von Bienenwachs in der Pharma-, Kosmetik- und Kerzenindustrie führe offenbar verstärkt dazu, dass Wachs mit billigen Zusatzstoffen wie Paraffin, Stearin, Fett und synthetischen Estern gestreckt werde. Im Herbst 2016 bemerkten dies Imker durch in sich zusammensackende Waben (Paraffin hat einen niedrigen Schmelzpunkt) sowie durch zerspringende Mittelwände (Stearin macht das Wachs hart). Das Analyselabor in Celle wurde auf das Problem durch vermehrte Aufträge von Imkern, Mittelwandproduzenten und die Polizei aufmerksam. Während es für die Industrie verbindliche Kennzahlen für Bienenwachs gebe – dem durchaus Stoffe beigemischt werden dürften – fehle dies für Bienenwachs, das für die Mittelwandproduktion vorgesehen sei, erklärte Scholz. Verfälschte Mittelwände stehen im Verdacht, zu vielfältigen Problemen zu führen, die sich unter anderem auf die Bienengesundheit und die Honigqualität auswirken könnten. „Sie können nicht erkennen, ob Mittelwände aus reinem Bienenwachs oder gestrecktem Wachs bestehen“, erklärte Scholz und riet daher: „Achten Sie auf das Zertifikat eines unabhängigen Labors auf jeder Charge.“ Fotos: Sommer Fast die gesamte deutschsprachige Imkerliteratur lag zum Schmökern aus (links). Und auch das Lehrmaterial für Imkerkurse stieß auf Interesse. Foto: blickwinkel/F. Sommariva wicklung ihrer Klienten auswirkt. Ebenfalls zum ersten Mal stellte sich ein Labor für Lebensmittelanalytik vor, um seine Dienste in Sachen Honiganalytik anzubieten. vergangenen Wochener 26. Apisticusende wieder einige TauTag am vergangesend Imker und Bienennen Wochenende fachleute aus dem Inin Münster war für Dr. Werner Mühlen der letzte, und Ausland an. Ihnen den er als Leiter der Biebot sich ein abwechsnenkunde bei der Landlungsreiches Fortbilwirtschaftskammer NRW dungsforum mit mehr organisiert und eröffnet als 20 Referaten, Workhat. Ende Mai wird Mühshops und Seminaranlen sein langjähriges Wirgeboten. Dazu lieferte ken beenden und in Dr. Werner Mühlen die Messe eine große Produktvielfalt aus dem den Ruhestand eintreten. NRW-Umweltminister JoBereich Imkerei, Biehannes Remmel zeichnete ihn am nenkunde, Natur- und Wildbievergangenen Samstag für seine nenschutz, während die SchlemLeistungen in der Bienenkunde als mermeile „Via Mièle“ mit leckeren Bindeglied zwischen Praxis und Kostproben lockte. Durchgehend Wissenschaft mit der Goldenen gut besucht war der neu eingeMedaille des Landes NRW aus. richtete Bücherraum, in dem mit Als Mühlen seine Stelle 1991 anmehr als 200 Titeln die deutschtrat, plante er den ersten Apistisprachige Imkerliteratur fast vollcus-Tag, der seit 1992 eine Erfolgsständig zur Ansicht und zum Kauf geschichte hinlegte und heute zu bereitlag. den größten bienenkundlichen Veranstaltungen in Deutschland Neue Messe-Aussteller zählt. Derzeit läuft die BewerberLangjährigen Besuchern fielen auf wahl für Mühlens Nachfolge. Aus finanziellen Gründen auf ungewisder 3500 m2 großen Imkermesse direkt einige neue Stände auf, wie se Zeit verschoben wurde hingeder Anbieter von Lehrmaterial für gen der geplante Umzug der Bienenkunde zur Lehr- und VersuchsImkerkurse und diverse Imker mit anstalt Haus Düsse nach Bad ihren Spezialitäten. Ein Anbieter Sassendorf-Ostinghausen im Kreis von Überwachungskameras freute sich über das Interesse von diebSoest. stahl- und vandalismusgebeutelten Imkern. Einrichtungen wie die Großes Besucherinteresse Alexianer Werkstätten in Münster oder die Justizvollzugsanstalt LinDer Apisticus-Tag, die alljährlich gen vermittelten, wie sich die Arzweitägige Veranstaltung in der beit mit Bienen positiv auf die EntSpeicherstadt Münster, zog am Schadstoffe eliminieren Dr. Klaus Wallner von der Universität Hohenheim gab den Praktikern Ratschläge mit auf den Weg, um Schadstoffe aus dem Wachskreislauf herauszuleiten: „Verwenden Sie Entdeckelungs- und Bau- Honigbiene an Weidenkätzchen: Die fleißigen Insekten stehen im Mittelpunkt des „Apisticus-Tages“. Apisticus 2017 Mit der Auszeichnung „Apisticus des Jahres“ werden alljährlich im Rahmen des „Apisticus-Tages“ in Münster besondere Verdienste einer Persönlichkeit im Bereich Imkerei oder Bienenkunde herausgestellt und gewürdigt. Dieser Titel ging in diesem Jahr an den Leiter des 2016 neu gegründeten Instituts für Bienenschutz am Jens Pistorius Braunschweiger Julius Kühn-Institut, Jens Pistorius. Die Laudatio auf den 41-jährigen Agrarbiologen hielt NRW-Umweltminister Johannes Remmel. Schwerpunkte des Instituts für Bienenschutz sind die Risikobewertung der Bienengefährlichkeit von Pflanzenschutzmitteln, die Untersuchung von Bienenvergiftungen und die Forschung zum Bienenschutz. rahmenwachs als Mittelwandwachs und geben Sie das mit Wirkstoffen angereicherte Altwachs in die Kerzenproduktion.“ Imker müssten aber auch vor der eigenen Haustür kehren. Denn laut Wallner sind auch Wirkstoffe, die Imker in die Völker einbringen oder vor Jahren eingebracht haben, zum Beispiel durch Varroabehandlungsmittel, Beutenfarben oder Rauch, in Wachs und Honig nachzuweisen. Gerburgis Sommer 7 / 2017 41
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