Thüringer Landtag 6. Wahlperiode Antrag der Fraktion der CDU Drogenabhängige Schwangere und Mütter in Thüringen I. Die Landesregierung wird aufgefordert, dem Landtag zu berichten: 1. wie viele Kinder jährlich in Thüringen mit Gesundheitsschäden, durch den Drogenkonsum ihrer Mütter verursacht, zur Welt kommen; 2. auf welche Drogen diese Gesundheitsschäden zurückzuführen sind und wie sich deren Konsum in den letzten Jahren entwickelt hat; 3. wie sie dem wachsenden Konsum von Crystal Meth gerade bei jungen Frauen entgegentritt und welche präventiven Informationsund Betreuungsangebote für diese Personengruppe in Thüringen existieren; 4. welche Therapie- und Hilfeangebote in Thüringen für Betroffene vorhanden sind; 5. wie die Landesregierung diese Problematik im nächsten Landeshaushalt 2018/2019 berücksichtigen will. II. Die Landesregierung wird aufgefordert: 1. Studien zu unterstützen beziehungsweise zu initiieren, die auf Grundlage einer erhobenen Datenbasis die Auswirkungen des Konsums von Drogen in der Schwangerschaft und die Auswir kungen auf die Kindesentwicklung in den ersten Lebensjahren vertiefend untersuchen; 2. ein umfassendes Konzept vorzulegen, welches durch Maßnahmen der Prävention und Aufklärung die Zahl der Frauen, die in der Schwangerschaft Drogen (insbesondere Methamphetamine) konsumieren, senken. Folgende Aspekte sollen beachtet werden: a) Die bestehenden Programme in Thüringen für betroffene Eltern und Kinder müssen evaluiert werden, um daraus standardisierte, geprüfte Hilfeangebote ableiten zu können. b) Das Konzept soll suchtgefährdete Frauen sicher erreichen und beratend und unterstützend zur Seite stehen. c) Um zielgerichtete Hilfe und Unterstützungsmaßnahmen für Kinder, Mütter und Eltern anbieten zu können, muss die Öffentlichkeit stärker für das Thema sensibilisiert werden. Alle beteiligten Hilfesysteme (Suchthilfe, Jugendhilfe, Hebammen, Kinderärzte, Gynäkologen) müssen auf regionaler Ebene kooperativ und partnerschaftlich zusammenarbeiten. Druck: Thüringer Landtag, 14. Februar 2017 3413 Drucksache 6/ 09.02.2017 Drucksache 6/ 3413 Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode 3. Einrichtungen wie das "Suchthilfezentrum für Mutter und Kind Wendepunkt Wolfersdorf" als Modellprojekt im Freistaat Thüringen anzuerkennen und zu fördern. Der Ansatz der stationären Betreuung drogenabhängiger Mütter mit ihren Kindern ist ein ein zigartiges Konzept in Mitteldeutschland und muss solide finanziert werden. Begründung: Methamphetamin (bekannt als Crystal Meth) hat in Thüringen als billiges Rauschmittel einen rasanten Zuwachs an Konsumierenden. Laut der Antwort zur Großen Anfrage der Fraktion der CDU "Illegale Drogen in Thüringen - Konsum, Missbrauch und Prävention" (Drucksache 6/1560) bestätigen Suchtberatungsstellen und Suchtfachkliniken in Thüringen eine vermehrte Abhängigkeit von der Droge Crystal Meth. Verstärkt durch den steigenden Konsum von illegalen Drogen nimmt die Zahl besonders von jungen (schwangeren) Frauen zu, die durch ihre seelische Behinderung beziehungsweise psychische Krankheit einen entsprechenden Hilfebedarf aufweisen. Durch ihre Suchtproblematik in Kumulation mit Schwangerschaft und Entbindung, Partnerschaftsproblemen oder den Anforderungen der Kinderversorgung ist für die Betreffenden ihre Lebenslage eskaliert. Auch die psychische und soziale Entwicklung von Kindern Drogen konsumierender Eltern ist durch die ungünstigen Lebensbedingungen im Umfeld der Drogen, die negativen Verhaltensweisen der Eltern und die soziale Marginalisierung von Kindern und ihren Eltern beziehungsweise ihrer alleinerziehenden Mütter oft erheblich gefährdet. Deshalb brauchen sie ein besonderes fachspezifisches Hilfsangebot, das ein entsprechend komplexes und zugleich individuelles Angebot darstellt und eine Antwort auf die konkrete Situation geben kann. Die Problematik lässt erkennen, dass die Erprobung neuer Modelle, die zum einen das gesamte System der Familie berücksichtigen und zum anderen das Kindeswohl beziehungsweise die Kindeswohlgefährdung fest im Blick haben, unverzichtbar ist. Es ist notwendig, spezielle Angebote von Prävention, aufsuchender Sozialarbeit, Beratung, Betreuung, Therapie und Nachsorge zu entwickeln, die die systembedingten Trennungen zwischen Eingliederungshilfe, Kinder- und Jugendhilfe und Suchthilfe überwinden und das Familiensystem insgesamt im Blick haben. Die Mutter-Kind-Einrichtung des Wendepunkt e. V. in Wolfersdorf beispielsweise, bietet seit dem Jahr 2011 drogenabhängigen Müttern aus ganz Deutschland die Möglichkeit, sich mit ihrer Suchtproblematik auseinanderzusetzen und eine für das Kindeswohl förderliche, tragfähige und zukunftsorientierte Beziehung aufzubauen. Der Aufbau einer vertrauensvollen Mutter-Kind-Beziehung, das Lösen von Alltagsproblemen ohne Drogenkonsum und das Heranwachsen und Entwickeln der Kinder in ihrem sozialen Kontext, ohne später selbst abhängig zu sein oder psychisch zu erkranken, sind Kennzeichen einer gelungenen Suchtprävention. Für die Fraktion: Mohring 2
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