2 | SCHIFFFAHRT Freitag, 17. Februar 2017 THB | Deutsche Schiffahrts-Zeitung + POLITIK „Scholz-Rede brachte keine Erkenntnisse“ Umstrittene Elbvertiefung kommt frühestens in zwei Jahren – Gemischte Reaktionen auf „Regierungsverklärung“ Auch die FDP-Fraktionsvorsitzende Katja Suding forderte eine Überprüfung des Verbandsklagerechts – was der Grünen-Fraktionschef Tjarks wiederum ablehnte: „Die Natur kann sich vor Gericht gegen Eingriffe ihrer selbst nicht wehren. Deshalb ist das Verbandsklagerecht richtig.“ Die Linken als Gegner einer Elbvertiefung forderten einen neuen Hafenentwicklungsplan und eine norddeutsche Hafenkooperation, die AfD warf RotGrün Versagen vor. FBi Leser- und Abonnenten-Service: Tel: 0 40 - 2 37 14 - 2 60 Fax 0 40 - 2 37 14 - 2 43 [email protected] www.thb.info Impressum on warnend an die dortige rot-grüne Regierung. „Wir setzen darauf, dass Niedersachsen (...) sein Wort hält.“ Schließlich habe der Nachbar 2012 sein Einvernehmen zur Elbvertiefung erklärt. CDU-Fraktionschef Trepoll nannte das Urteil eine bittere Enttäuschung für die maritime Wirtschaft. „Das hätte nicht passieren dürfen, Herr Scholz.“ Gleichzeitig erneuerte er Forderungen nach einem Aktionsplan, der etwa einen Verzicht auf Gebührenerhöhungen im Hafen und eine rasche Verlängerung von Miet- und Pachtverträgen zu gleichen Konditionen enthält. Zudem müsse das Verbandsklagerecht reformiert werden, um derartige Verfahren künftig zu verhindern. „Wenn heutzutage die wirtschaftlich notwendige Vertiefung eines Flusses um einen Meter an einigen Stellen länger dauert als der Bau von Millionenstädten in anderen Teilen der Welt, dann Suding stimmt doch etwas nicht in diesem Land“, sagte Trepoll mit Blick auf das inzwischen 15 Jahre dauernde Planungsverfahren. Foto: FDP Foto: SPD Zusammenarbeit der norddeutschen Länder gerecht. Die Verbände seien weiter zu Gesprächen bereit. Allerdings müssten diese auch den Umfang des Eingriffs und die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit der norddeutschen Häfen umfassen. Für SPDFraktionschef Andreas Dressel – er hatte zusammen mit seinem GrüDressel nen-Kollegen Anjes Tjarks Gespräche überhaupt erst angeregt – kommt das jedoch nicht infrage: „Hinterfragen sie ihre eigene Fundamentalopposition“, sagte Tjarks er in Richtung von BUND, Nabu und WWF. Senat und Regierungsfraktionen seien zu Gesprächen bereit, allerdings nur zu den vom Gericht monierten Punkten. Gleichzeitig wandte er sich nach Vorschlägen des niedersächsischen Wirtschaftsministers Olaf Lies (SPD) zu einer norddeutschen HafenkooperatiFoto: Die Grünen sein, der sich für Reformen der maßgeblichen europäischen Umweltnormen und des nationalen Planungsrechts einsetzt. Wir fordern ihn auf, einen entsprechenden Antrag im Bundesrat zu stellen“, so Harders. Nach der Verkündigung des Urteils zur Elbvertiefung vor rund einer Woche wird immer klarer: Vor Ablauf von zwei Jahren wird das wohl nichts mit einem erneut ausgebaggerten Fluss. Bürgermeister Scholz lässt aber bereits Ausschreibungen für 2019 prüfen (THB 16. Februar 2017). Die Opposition warf dem Regierungschef eine Verkennung der Realitäten vor, CDUFraktionschef André Trepoll etwa sprach von DurchhalteTrepoll parolen und einer „Regierungsverklärung“. Die Umweltverbände BUND, Nabu und WWF kritisierten: „Obwohl Hamburg mit den Vertiefungsplänen vor Gericht gescheitert ist, versucht es der Erste Bürgermeister weiter mit dem Kopf durch die Wand.“ Das werde weder dem Naturschutz noch den Interessen des Hafens oder denen an gedeihlicher Foto: CDU Foto: Wirtschaftsrat Landesgeschäftsführer Hauke Harders erklärte: „Zunächst einmal ist begrüßenswert, dass der Regierungschef sich eindeutig zum Hafen und seiner herausragenden Bedeutung für Hamburg bekannt hat. Es ist zu hoffen, dass der grüne Koalitionspartner das genauso sieht. Davon abgesehen, hat die Erklärung aber keine neuen Erkenntnisse gebracht. Der Bürgermeister hat sich hinter die vermeintliche Rechtssicherheit des Urteils zurückgezogen und dabei die eklatanten Fehler der Planungsbehörden einfach ausgeblendet. Den richterlichen Vorwurf des ‚Etikettenschwindels‘ hat er wohl vergessen. Wenn seit 2011 ,insgesamt viel geschafft‘ Harders wurde und das Projekt ,so viel Akzeptanz‘ gefunden hat, wie Scholz behauptet, muss man sich fragen, warum nicht seit einer Woche gebaggert wird.“ Der Wirtschaftsrat Hamburg betont noch einmal, dass angesichts schier unendlicher Genehmigungs- und Planungsverfahren und angesichts des weitgreifenden Verbandsklagerechts dringender Reformbedarf geboten sei: „Olaf Scholz hat an den Mut der Politiker für künftige Großprojekte appelliert und wünscht sich von den Bürgern ,einen souveränen Umgang mit Großvorhaben‘. Mit Hoffen und Wünschen allein werden wir in Deutschland kein einziges Großprojekt mehr in der erforderlichen Zeit umsetzen können. Nach allem, was Hamburg mit der Elbvertiefung erlebt hat, muss der Bürgermeister der Erste Grafik: DVZ; Daten: HSH Nordbank Der Wirtschaftsrat Hamburg erkennt in der Regierungserklärung von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zur umstrittenen Elbvertiefung keinen Neuig keitswert. THB Deutsche Schiffahrts-Zeitung DVV Media Group GmbH Postfach 10 16 09, D-20010 Hamburg Heidenkampsweg 73-79, D-20097 Hamburg Tel.: +49 40 23714-0 Geschäftsführer: Martin Weber Verlagsleiter: Oliver Detje Redaktion: Tel.: +49 40 23714-121 Fax: +49 40 23714-145 · [email protected] Chefredakteur: Frank Binder (FBi) Stellvertretender Chefredakteur: EckhardHerbert Arndt (EHA) Redakteure: Wolfhart Fabarius (fab), Peter Kleinort (pk) THB-Ticker: Stefan Braun Layout/Assistenz: Laura-Lou Hoffmann Gesamtanzeigenleitung: Tilman Kummer Tel.: + 49 40 23714-175 · tilman.kummer@ dvvmedia.com Anzeigenleitung: Nadine Fliß Tel.: + 49 40 23714-295 · nadine.fliss@ dvvmedia.com Anzeigenverkauf: John-Christoph Pernitt Tel.: + 49 40 23714-248 · john-christoph. [email protected] Anzeigentechnik: Nadja Sogl Tel.: +49 40 23714-126 · nadja.sogl@ dvvmedia.com Gültig ist die Anzeigenpreisliste Nr. 54 vom 1. Januar 2017. 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