Das Bayer Kultur-Magazin
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Sebastian Kirsch | Theater zwischen Glauben und Wissen
-16+x | Fußball auf der Bühne
KUNST | Kunsthochschule Kassel mit ANTE UP
MUSIK | Porträt Bernhard Steiner
SCHAUSPIEL | Dominique Horwitz
Mitmachen! | Rückblick
MUSIK | Bruckner mal anders
Editorial
Engagement. Die Jury ist stolz darauf, der Bayer AG, die
in mehr als einer Hinsicht nachhaltig wirkt, den Award
für Kultursponsoring zu verleihen.“ Diese Ehrung belegt
erneut den wichtigen Stellenwert der Arbeit von Bayer
Kultur im Kontext der CSR-Aktivitäten des Unternehmens. Mein Dank gilt allen Kolleginnen und Kollegen.
Dominique Horwitz brillierte im Bayer Kulturhaus zuletzt
in dem Ein-Personen-Stück Ich mach ja doch was ich will.
Neben seinen vielen Verpflichtungen an den führenden
Bühnen der Republik und bei Film und Fernsehen ist er
auch regelmäßig auf der Suche nach neuen und besonderen Herausforderungen. Für Bayer Kultur erarbeitet er nun
zusammen mit dem Signum Quartett einen Kafka-Abend
unter dem Titel Horwitz goes Kafka, in dem Texte dieses
exemplarischen Schriftstellers eine spannende und atemberaubende Synthese mit Streichquartett-Kompositionen aus
der gleichen Zeit eingehen.
Liebe Freunde von Bayer Kultur!
Wie schon berichtet, wurde die Bayer AG im Oktober des
vergangenen Jahres in Berlin zum „Kulturinvestor des
Jahres 2011“ gekürt. Am 22. März konnten mein Team
und ich uns schon wieder freuen: In der alt-ehrwürdigen
Handelskammer Hamburg fand der „Sponsoring Summit
2012“ statt, in dessen Rahmen schon zum 19. Mal einer
der renommiertesten internationalen Sponsoring-Awards
(u. a. für die Bereiche Innovation sowie Medien-, Sportund Public-Sponsoring) vergeben wurde. Auch hier war die
Bayer AG erfolgreich. Der 19. Internationale Sponsoring
Award in der Kategorie Kultur ging nach Leverkusen.
In der Laudatio hieß es u. a.: „Es ist ein äußerst lebendiges,
mehrdimensionales Programm, mit dem Bayer Kultur in
der Region, in Deutschland wie auch im internationalem
Rahmen brilliert. Mit eigenen Produktionen ebenso wie
mit hervorragenden Gast-Ensembles. Bayer Kultur ist ein
herausragendes Beispiel für kulturelles gesellschaftliches
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In Aus der Traum! – einer Koproduktion des Leipziger
Theaters der Jungen Welt und Bayer Kultur – setzt sich der
Autor Holger Schober mit den Kehrseiten des FußballprofiDaseins auseinander. Am Vorabend diskutiere ich in einer
Spezialausgabe der Literatur-Kulisse mit Jürgen Gelsdorf,
dem Leiter des Leistungszentrums von Bayer 04, Jürgen
Zielinski, dem Intendanten des Theaters der Jungen Welt,
Martin Klemm, dem Hauptdarsteller von Aus der Traum!
sowie dem Sportjournalisten Christoph Biermann über dieses Thema und das Stück.
Hierzu und zu allen anderen Veranstaltungen lade ich Sie
sehr herzlich ein!
Ihr
Dr. Volker Mattern
Leiter Bayer Kultur
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Mai/Juni 12
Essay
Sebastian Kirsch über Glauben und Wissen auf den
Brettern, die die Welt bedeuten
Seite 4
Aus der Traum!
Das Stück des Theaters der jungen Welt Leipzig thematisiert auch die problematischen Seiten des Fußballerberufs.
Seite 8
KUNST
In der Reihe Kunsthochschulen zu Gast stellt die Klasse
von Friederike Feldmann aus Kassel ihre Arbeiten vor.
Seite 10
MUSIK
Bernhard Steiner – der neue Chefdirigent der BayerPhilharmoniker im Porträt
Seite 12
Pasticcio
Dominique Horwitz mit Kafka-Texten und dem Signum
Quartett auf der Bühne des Bayer Kulturhauses
Seite 14
Mitmachen!
Eine erfolgreiche Saison des education-Programms von
Bayer Kultur geht zu Ende. Ein Rückblick.
Seite 16
MUSIK
Hans Winking hat die Fassung für Kammerensemble von
Bruckners 7. Sinfonie entdeckt – und gespielt!
Seite 18
Das Bayer Kultur-Magazin
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Sebastian Kirsch, geb. 1980, studierte 2000-2005 Theaterwis-senschaft, Germanistik und Geschichte in Bochum. Währenddessen u. a. Arbeit an den Theatern Moers und Oberhausen. Seit 2007 Autor und Redaktionsmitglied von Theater der
Zeit. 2008-2011 Lehrkraft für besondere Aufgaben am Institut
für Theaterwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum, 2011
Abschluss der Dissertation: Das Realae der Perspektive. Der
Barock, die Lacan’sche Psychoanalyse und das ‚Untote‘ in der
Kultur bei Prof. Ulrike Haß
4 Szenenfoto aus dem Fluxus-Oratorium Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir von Christoph Schlingensief (2008)
Glauben und Wissen
auf der Bühne
Text: Sebastian Kirsch · David Baltzer/bildbuehne.de, Claudia Esch-Kenkel/360-berlin
Es ist schon über zehn Jahre her, dass an der Berliner
Volksbühne in großen Lettern das Spielzeitmotto Ohne
Glauben leben! prangte, die Aufforderung also, sich den
Unbequemlichkeiten eines Lebens ohne (Ersatz-)Religion zu stellen. Seitdem scheint jedoch einiges geschehen
zu sein, das nicht nur Beobachter von Politik und Gesellschaft dazu geführt hat, eine tendenzielle „Rückkehr
der Religion“ zu diagnostizieren (bisweilen sogar gutzuheißen), sondern auch die Beobachter des Theaters
des Öfteren von einer „neuen Annäherung von Religion
und Theater“ sprechen lässt. Es werden etwa Schlingensiefs Krebsgottesdienste angeführt, die Einladung diverser Theatermacher zur katholischen Bischofskonferenz
2010, oder auch die exerzitienähnlichen Choreographien
so unterschiedlicher Tanzregisseure wie Alain Platel oder
Laurent Chétouane. Aber was, wenn man mehr daraus
machen will als eine feuilletonistische blague, hat es mit
dieser angeblich neuen Annäherung auf sich? Taugt sie
zu mehr als zu Witzeleien (etwa der Art, dass der letzte
Papst ursprünglich Theaterwissenschaftler war, was ihm
bei der Ausübung seines Amtes sicher zugute kam)? Handelt es sich um eine gegenaufklärerische Reaktion auf die
Zumutungen eines säkularen Lebens? Oder könnte sie im
Gegenteil paradoxerweise gerade der adäquate Ausdruck
eines „Theaters des wissenschaftlichen Zeitalters“ sein? –
um eine Formulierung Bertolt Brechts aufzunehmen, der
gleichzeitig ja immerhin so weit ging, sein Lehrstück als
„Gottesdienst ohne Gott“ zu entwerfen.
Tatsächlich zeigt schon ein oberflächlicher Blick, wie verzwickt diese Fragen sind. Es beginnt bei der Unmöglichkeit zu sagen, wer eigentlich glaubt und wer nicht. So geht
auch die Volksbühne mit ihrem Appell, ohne Glauben zu
leben (sofern er nicht als Schlingensief’sche „Selbstprovokation“ gemeint ist), in die bekannte Aporie des postmodernen Zynikers, der von sich behauptet, an nichts zu
glauben: Damit seine Behauptung überhaupt einen Sinn
hat, ist er angewiesen auf andere, die wirklich glauben
– er lagert seinen Glauben aus und bleibt dessen Bezugsrahmen dabei umso sicherer verhaftet. Wir würden zum
Beispiel blasphemisch-zynische Witze über Thor sofort als
Relikt und integralen Bestandteil einer untergegangenen
Religionsgemeinschaft identifizieren. Und jemanden, der
heute allen Ernstes die Forderung aufstellen würde, ohne
Glauben an Thor zu leben, würden wir für einen Paranoiker halten, der glaubt, dass seine Umwelt an Thor glaubt.
Noch komplizierter wird es, wenn man diese Paradoxie
in das historische Verhältnis von Glauben und säkularem
Wissen übersetzt. Denn wir sind gewohnt, Säkularisierung als Einbahnstraße anzusehen. Walter Benjamins Titel Kapitalismus als Religion etwa wird des Öfteren in
dem Sinn zitiert, dass die Formen moderner Ökonomie
der christlichen Theologie entsprungen seien (Glaube und
Kredit, Schuld und Schulden, Hostie und Münze, Gottes
Vorsehung und die „unsichtbare Hand des Marktes“ etc.).
Dabei geht freilich verloren, dass auch umgekehrt Religion schon immer Kapitalismus gewesen sein dürfte und als
System vielleicht umso besser funktioniert (hat), je weniger man „wirklich“ daran glaubte.
Nun lässt sich aber auch für das Theater und selbst für
jene Medien, die wir für den Gipfel technischer Entwicklung halten, behaupten, dass sie bei genauerem Hinsehen
älteste religiöse, vorzugsweise katholische Praxis transportieren. Ein besonders plastisches Beispiel (das ich dem
Kunsthistoriker Holger Kuhn verdanke) sind die „Schreinmadonnen“ des Spätmittelalters: aufklappbare Marienskulpturen, in deren „Bauch“ eine Jesusdarstellung angebracht war. Platzierte man in diesem Marienschrank seine
Fürbitten und klappte die Madonna zu, dann begann das
Innere für einen zu arbeiten (die Vermittlungsarbeit Mariae zwischen dem Fürbitter und ihrem Sohn). Was aber
sind unsere homepages und facebook-Profile anderes als
säkularisierte Fürbitten, die gerade dann besonders gut
für uns arbeiten, wenn wir Laptops und Notebooks, diese Schreinmadonnen des 21. Jahrhunderts, zugeklappt
haben? Aber noch mehr: Man kann die Schreinmadonna
gleichermaßen als Ahnin der wissenschaftlichen Empirie
wie des Theaterguckkastens betrachten, die sich beide
während des 17. Jahrhunderts installierten. Schließlich
handelt es sich bei dem Marienschrank um einen dunklen Innenraum, in dem ein von der Außenwelt scheinbar
unabhängiger Prozess abläuft. Im späten Mittelalter wäre
vermutlich niemand darauf gekommen, ein Loch in den
Das Bayer Kultur-Magazin
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Marienleib zu bohren und diesem Vorgang quasi voyeuristisch zuzuschauen. Im 17. Jahrhundert jedoch passierte,
unter einer veränderten Auffassung des Optischen de facto genau das: Die rationalistische Wissenschaft definierte einen vermeintlich objektiven Blick auf eingerahmte,
empirisch zu erforschende Abläufe, und das Theater zog
von den öffentlichen Marktplätzen in eigens eingerichtete
Bühnenkästen, in denen sich die Zuschauer zunehmend
im Dunkel verbargen und das sichtbare Geschehen sich
scheinbar unabhängig von ihnen abspielte. Insofern ist
es nicht übertrieben zu sagen: Die Theaterhäuser, die in
den zunehmend verwaisten Zentren unserer Innenstädte
stehen, sind letztlich riesige Marienleiber – und, seltsamerweise gleichzeitig, Überreste eines fatalen Wissenschaftsrationalismus. Das bedeutet aber auch, dass jeder,
der heute in diesen Architektur gewordenen Marienbäuchen arbeitet, zunächst einmal aufgerufen ist, sich mit
deren unausgesprochenen theologischen Voraussetzungen
auseinanderzusetzen, um diese nicht einfach stumm/bewusstlos weiterzutragen. Bereits Brechts Attacken gegen
ein sorgloses Illusionstheater können in diesem Sinn verstanden werden: Wer zugunsten einer möglichst perfekten
Guckkastenfiktion das plötzliche Eindringen räumlicher
(oder anderer) Gegebenheiten lediglich als unerwünschte Störung verbucht, glaubt letztlich an das Dogma der
unbefleckten Empfängnis. Und wer z.B. an einer Inszenierung wie Peter Steins Wallenstein lobt, dass es darin
nichts gibt, was so nicht auch vor 100 oder 200 Jahren
hätte vorkommen können, ist ein Papist. Doch sage keiner,
dass er, zumindest manchmal, nicht gerne Papist wäre – es
ist leicht, sich über die „unbefleckte Empfängnis“ lustig zu
machen, aber sobald der mediale „Empfang“, gleich ob in
Theater, Film, Fernsehen oder Computer, auch nur kurz
durch Bildflecken gestört ist, reagieren die meisten stolzen
Atheisten gar nicht mehr belustigt.
Das alles ist allerdings nur die eine Seite der theologischen
Medaille (oder Hostie). Auf ihrer Rückseite stößt man
nämlich auf die Frage, ob in religiösen Traditionen nicht
auch ein „theologischer Glutkern“ (Walter Benjamin)
verborgen liegt, ein emanzipatives Potential, das von der
Theologie falsch, nämlich metaphysisch artikuliert wurde. Diese hätte demnach in vor- und antimoderner Weise
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versprochen, auf Probleme zu antworten, die später „wissenschaftlich“, besser: materialistisch reformuliert wurden (zum Beispiel von der Psychoanalyse). Genau darin
dürfte aber auch einer der Gründe liegen, dass, bei allen
ästhetischen Differenzen, die wütendsten Theateratheisten der letzten hundert Jahre – Brecht, Artaud, Schleef
und Schlingensief sind gute Beispiele, im Film wären es
vielleicht Buñuel oder Lars von Trier – sich so hartnäckig
an theologischen Formaten abgearbeitet haben. Doch worin könnte besagtes emanzipative Potential liegen?
Vielleicht lässt es sich wieder mit einer Perspektivumkehrung à la „Religion als Kapitalismus“ beantworten: Wenn
das Theater des „wissenschaftlichen Zeitalters“ religiöse
Formen bearbeitet, dann muss man in religiösen Ritualen
eben auch die, wie auch immer verstellten, Spuren dieses
Theaters finden können. Man denke etwa an ein Herzstück kirchlichen Brauchtums: die katholische Priesterweihe. Im Zentrum dieses „grausamen“ Rituals müssen
die Weihekandidaten sich vor den Augen der Gemeinde
bäuchlings auf den Boden pressen, nachdem sie feierlich
erklärt haben, „alles hinter sich zu lassen“, insbesondere die Bande zur eigenen Familie durchzuschneiden. Es
handelt sich also um eine radikale (Selbst)Enteignung, die
erstaunliche Parallelen zur „Sterbelehre“ der Brecht’schen
Lehrstücke aufweist, dem Versuch, die „kleinste Größe“
zu erlangen, die zugleich aber auch an Artaud erinnert.
Und natürlich auch an das Ende einer Psychoanalyse, das
einen zumindest für einen Moment sämtliche Verbindungen nach draußen kappen lässt, ein schrecklicher, sogar
selbstmörderischer Moment totaler Freiheit – kein Wunder, dass dieser Augenblick der Priesterweihe im allgemeinen jener Moment ist, den die Familien der Kandidaten
am wenigsten ertragen. Aber noch mehr: Nachdem die
Weihekandidaten sämtliche Bande zerschnitten haben,
greift der Chor ein. Die Gemeinde ruft für die am Boden
Liegenden minutenlang alle möglichen Heiligen an. Auch
das hat seine Logik: Schon in der Antike taucht, wie Einar Schleef plastisch beschrieben hat, der Chor immer da
auf, wo die Familie endet (oder kaputt ist); und es gehört
für Schleef zu den katastrophalen Fehlentwicklungen der
Moderne, dass diese das Jenseits der Familie nicht mehr
als Zone eines in sich zerkämpften Chores begreift, son-
Szene aus Peter Steins legendärer Wallenstein-Inszenierung mit Klaus Maria Brandauer und Jürgen Holtz
dern als Reich der Einzelkämpfer und Ich-AGs. (Mit der
Folge, dass die ortlos gewordenen Chöre regelmäßig in
degenerierter Gestalt wieder auftauchen, z.B. in Form von
Drogengemeinschaften, deren Droge auch der Blutrausch
sein kann.)
Das Problem mit Formaten wie der Priesterweihe ist nun
natürlich, dass in ihnen die Selbstentleerung und das Eingreifen des Chores im Auftrag einer Institution erfolgen,
die behauptet, einen direkten Draht „nach oben“ zu haben.
(In säkularer Form können diese Rolle selbstverständlich
auch Parteien, Unternehmen etc. spielen.) Dagegen besteht die „Grausamkeit“ Artauds, der Psychoanalyse und,
entgegen dem ersten Anschein, auch der Brecht’schen
Lehrstücke gerade darin, darauf zu beharren, dass es
niemanden und auch kein letztes Prinzip gibt, in dessen
Auftrag man sich enteignen und entleeren (lassen) könnte.
Sie fordern darum etwas ungleich Schwierigeres: die eigene Endlichkeit zu zelebrieren und die damit implizierten
ethischen Momente (etwa die Selbstbegrenzung) auf sich
zu nehmen, nicht weil es einen allmächtigen Gott gibt,
sondern weil es ihn nicht gibt. So lässt sich übrigens auch
Die Kirche der Angst vor dem Fremden in mir charakterisieren, mit der Christoph Schlingensief nach Bekanntwerden seiner Krebserkrankung sich selbst als „zukünftig
Verstorbenen“ feierte.
Allerdings: Trotz allem stellt sich die Frage, ob paradoxerweise nicht gerade die atheistische Feier der Endlichkeit,
der Schlingensief-Brecht’sche „Gottesdienst ohne Gott“,
in Wahrheit originär christlich ist, die Katze sich also
letztlich selbst in den Schwanz beißt. Denn eine entscheidende Pointe des Christentums ist, zumindest wenn man
hier Slavoj Žižek glauben will, dass Jesus höchstpersönlich bei seiner Kreuzigung einem kurzen atheistischen Impuls nachgegeben hat: „Mein Vater, warum hast du mich
verlassen?“ Hätte Christus das nicht getan, dann wäre
sein Tod nur ein gewöhnliches Opfer gewesen, schmerzhaft zwar, aber letztlich ein abgekartetes Spiel mit sicherem Ausgang. Ein wahrer Liebestod hingegen kann nur
ohne Garantie stattfinden, unter leerem Himmel... Bizarrerweise könnte insofern im Herzen des Christentums
schon immer, als sein geheimer Motor, ein atheistisches
Moment wohnen, das Kirche und Theologie später, mit
fatalen Folgen, verraten haben. Und vielleicht ist ja der
Atheismus Jesu sogar der Grund dafür, dass Schlingensief speziell vor seinem Tod bisweilen Christuszüge bescheinigt wurden? Jedenfalls dürfte es sich so gesehen bei
Brechts Großem Dankchoral keinesfalls um eine einfache
Parodie auf einen der „Gassenhauer“ der katholischen
Kirche handeln, sondern um ein echtes christliches Lied:
„Lobet die Kälte, die Finsternis und das Verderben! / Blicket hinan: / Es kommet nicht auf euch an / Und ihr könnt
unbesorgt sterben.“
Das Bayer Kultur-Magazin
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Im Abseits?!
Aus der Traum!, eine Koproduktion des Leipziger Theater der Jungen Welt und Bayer Kultur, ist ein Stück
über Fußballträume, spielerische Höhenflüge und harte Kollisionen mit der Wirklichkeit.
Text: Steffen Georgi · Fotos: Tom Schulze
Aus der Traum!
Das waren für ihn die großen Momente: Das eins werden
mit dem Spiel. Aufgehen in dessen komplexer Dynamik,
innerer Logik, Schönheit auch. Spielmacher des Spiels,
sein Gestalter werden. Auf die gleiche Art, so formulierte er das mal in einem Interview, „wie ein Künstler seine
Kunst gestaltet.“
Nein, es geht hier gerade noch nicht um Theater. Es geht
um Sport. Um Fußball. Genauer: um einen Fußballspieler,
der nie etwas anderes wollte, als eben Fußball spielen. Und
der es darin zu einer Kunstfertigkeit brachte, ob der er zu
Recht als „Jahrhunderttalent des deutschen Fußballs“ tituliert wurde. Und der doch zugleich und bis heute den
Schatten eines Menetekels gerade eben auf diesen „deutschen Fußball“ wirft.
Dessen Hoffnungsträger war Sebastian Deisler. Für die
kurze Zeit eines rasanten Aufstiegs – dem ein ebensolcher
Absturz folgte. 2007, im Alter von 27 Jahren, hing Deisler
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seine Fußballkarriere an den Nagel. Seelisch kaputt. Ausgebrannt. Gefangen in Depressionen. Das Spiel, es war
längst vorbei. Der Traum war aus.
Jürgen Zielinski ist ein erklärter Fußballfan und der Verein, für den er sich seit je gern heiser brüllt, ist einer im
Ruhrpott: Borussia Dortmund. Aber das nur nebenher.
Außerdem ist Zielinski Intendant am Leipziger Theater
der Jungen Welt; einer jener Kinder- und Jugendbühnen,
die oft und gern mal die Grenzen ausweiten, in die man
eben Kinder- und Jugendbühnen auch heute formal und
inhaltlich immer noch gern zwängt. Womit sich drei Aspekte verfügen: der Fußballfan, der selbstredend Deislers
Geschichte verfolgte, der Theatermacher, der deren dramatisches Potenzial erkannte, und der Intendant, der sich
nicht scheut, auf den Brettern, die ja immer noch die Welt
bedeuten sollen, jenen Rasensport zu thematisieren, der
für manche ja das Höchste in der Welt ist.
Aus der Traum! heißt das Stück, das der Autor Holger
Schober im Auftrag des Theater der Jungen Welt verfasste. Eine Imagination – aber eine, deren Resonanzboden
eben Deislers Aufstieg und Fall bildet. Ein Dramentext –
aber einer, in dem motivische Einsprengsel aus Michael
Rosentritts Buch Sebastian Deisler – Zurück ins Leben
aufscheinen.
Insgesamt macht das das Stück zu einem über zerronnene
Träume und Sehnsüchte. Über die große Leere nach der
großen Illusion. Über die fatale Mechanik des sich-selbstverloren-gehen. Malte Kreuzfeld heißt hier der Kicker, der
aufbrach, der neue Star am Fußballhimmel zu werden. An
dem leuchtete Malte durchaus für eine ruhmreiche Zeit.
Doch die scheint vorbei, der Stern ist verglüht. Für ein Benefizspiel seines Jugendvereins kehrt Malte nach Jahren
in seinen kleinen Heimatort zurück. Trifft dort Jugend-
sondern beobachtet. Nichts besser weiß, sich aber kritische Distanz leistet. Und gerade dadurch, ganz spielerisch,
ganz unaufdringlich aufzeigt, dass hier nicht die Krankheitsgeschichte eines Individuums, eines Sportlers in der
seelischen Krise, sondern die eines ganzen Systems und
seiner Auswüchse verhandelt wird. Dass es, ganz profan,
um Geld geht. Um Menschen als Kapitalanlage. Um Talent als Marktwerk. Um reibungsloses Funktionieren und
das seelische Verschleißen daran.
Aus der Traum! zeigt das nicht als Kritik einfältiger Empörung, sondern einfach an Hand eines privaten Dramas,
eines Einzelschicksals. Der Leistungssport frisst seine Kinder und die, die sich nicht zu Funktionstüchtigen verdauen
lassen, spuckt er aus. Was zugegeben polemischer klingt,
als das Stück je ist. Das pflegt einen anderen Ton: „Zu
mir sind schon so viele Menschen auf Distanz gegangen,
freund und Jugendliebe wieder. Wird belagert von einer
ehrgeizigen Sportjournalistin, von einem zynischen Fußballmanager verhöhnt und von dessen Geliebter bedrängt.
Und er wird dem nächsten großem Fußballtalent begegnen – jung, motiviert und angetrieben von jenen Träumen,
die Malte nur zu gut kennt.
Zielinski selbst hat dieses Stück inszeniert, als Koproduktion mit Bayer Kultur. Und widerstanden sei an dieser Stelle mal der Verlockung, die Inszenierung mit einschlägigen
Fußballmetaphern zu beschreiben. Nur so viel: Aus der
Traum! offeriert sich als Ensemble-, als Mannschaftsspiel
eines knappen, prägnant dynamischen Szenenflusses.
Was Aus der Traum! vor allem reizvoll macht, liegt in
einem substanzielleren Aspekt. Darin, wie gut die Welt
(hier die des Profifußballs) doch immer noch auf die Bühne passt. Weil dieses Stück nicht wertet, sondern erzählt.
Nicht postuliert, sondern hinterfragt. Nicht moralisiert,
dass ich mir wünsche, Distanz ist die Basis für Nähe“, ist
einer dieser ironischen, bitteren und schönen Sätze, die da
fallen. Ironisch, bitter – und ja, schön: „Es gab für mich
Momente, in denen sich Fußballspielen anfühlte wie Tanzen“, sagte einmal Sebastian Deisler. Und tatsächlich gibt
es in Aus der Traum! einen Slow-Motion-Tanz. Eine Choreographie stummer Theaterbeschwörung. Eine Theaterbeschwörung, die ihn zugleich noch einmal träumt: Den
Traum vom Fußball in aller Schönheit und Unschuld.
Aus der Traum!
DO 03.05 | 20:00 | Bayer Kulturhaus, Leverkusen
Das Bayer Kultur-Magazin
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ante up
['ænti p]!
– was soviel heißt wie: „Gib alles!“ So lautet der Titel der Ausstellung, die 19 Studenten der Klasse
Feldmann von der Kunsthochschule Kassel konzipiert haben. Im Rahmen der Reihe Kunsthochschulen zu
Gast im Bayer Kulturhaus stellen sie ihr Können vor. Im Interview: Professorin Friederike Feldmann.
Interview: Rike Zoebelein · Fotos: Krystian Kolbe (Portrait), Florian Bode (Ateliers)
nischen. Es stammt ursprünglich aus dem Glücksspiel in
der Bedeutung: das Risiko vergrößern, den Einsatz erhöhen. Inzwischen wird es im Alltag als Aufforderung oder
Anfeuerung gebraucht: „Gib alles! Steigere dich!“ Damit
war die Diskussion um den Titel beendet und ein herausforderndes Motto für die Ausstellung gefunden!
Wodurch zeichnen sich Ihre Klasse und die Kunsthochschule Kassel besonders aus?
Die Kunsthochschule Kassel zeichnet sich vor allem durch
Interdisziplinarität aus, die im Hochschulalltag ganz
selbstverständlich praktiziert wird. In meiner Klasse, die
offiziell eine Klasse für Malerei ist, wird mit unterschiedlichen Medien gearbeitet. Es gibt Studierende, die malen,
genauso wie es auch Studierende gibt, die Rauminstallationen machen, Skulpturen bauen oder mit Fotografie,
Film, Multimedia oder Klang arbeiten. Eine künstlerische
Haltung wird weniger am Gebrauch eines bestimmten
Mediums als an einer spezifischen Art, die Welt zu sehen
und darzustellen, deutlich. Ich ermutige die Studierenden,
mit unterschiedlichen Medien zu arbeiten. Für Jemanden,
der am allerliebsten malt, ist die Malerei nicht zwingend
das geeignetste Medium, um sein Anliegen zum Ausdruck
zu bringen. Ich kenne mich auf dem Gebiet der Malerei
besonders gut aus, traue mir aber durchaus zu, auch zu
Arbeiten in anderen Medien etwas zu sagen. Wenn ich
aber denke, dass ein/e Student/in, die gerade mit Fotografie arbeitet, Fragen hat, die ein Fotograf besser beantworten kann als ich, dann schicke ich sie zu meinem Kollegen
Bernhard Prinz.
F. Feldmann
Liebe Frau Feldmann, eine Frage vorweg: wie kam es zu
dem „schrägen“ Titel?
Einen Titel zu finden, mit dem sich alle Beteiligten identifizieren können, war nicht so einfach, zumal es keine thematische Ausstellung ist, sondern wir zeigen woran wir
arbeiten – mit mir 20 unterschiedliche Positionen. Es gab
eine lange Diskussion und viele Ideen, aber wir waren mit
keiner richtig glücklich – bis Aimo Gräven dann ante up
vorschlug. [’ænti p]! ist ein Slangword aus dem Amerika10
Wie gehen Ihre Schüler an die Organisation einer gemeinsamen Ausstellung?
Am Beginn jeder Planung steht eine Auseinandersetzung
mit dem Kontext der Ausstellung. Da geht es um die Beschaffenheit des Ausstellungsraumes, seine Maße und
Proportionen, seine Ausstattung etc., ebenso wie um Fragen nach der Geschichte des Ortes, seiner früheren und
gegenwärtigen Nutzung, und es geht natürlich auch darum, was der Anlass der jeweiligen Ausstellung ist. Im Folgenden wird dann ein gemeinsames Ausstellungskonzept
erarbeitet.
Wie wählen Sie Ihre Studenten aus und was muss man
mitbringen, um in ihrer Klasse aufgenommen zu werden?
In Kassel besuchen alle Studienanfänger in den ersten beiden Semestern die Basisklasse. Gegen Ende der Basisklasse wählen sich die Studierenden und die Professoren der
Fachklassen gegenseitig aus. Ich stelle dort meine Arbeit
vor und daraufhin zeigen und erläutern mir die Studierenden, woran sie arbeiten. Es liegt dann aber letztlich
bei mir, zu entscheiden, wen ich in die Klasse aufnehme.
Diese Entscheidung treffe ich nicht nur aufgrund der gezeigten Arbeiten, sondern ich versuche mir auch ein Bild
zu machen, wie motiviert die Studierenden sind, was sie
veranlasst hat, ausgerechnet Kunst zu studieren und weshalb sie in meiner Klasse arbeiten wollen.
Blick ins Atelier – Stefan Geyer
Welche Fähig- und Fertigkeiten muss ein junger Künstler
besitzen, um auf dem Kunstmarkt erfolgreich zu werden?
Ich glaube, es ist gar nicht so schwierig, auf dem Kunstmarkt schon bald nach dem Studium erfolgreich zu sein.
Viele junge Künstler machen interessante und innovative
Arbeiten, wenn man zudem das nötige Selbstbewusstsein
hat und sich um ein gutes Netzwerk bemüht, dann kann
man früh Erfolg haben. Der Markt ist ganz verrückt nach
junger Kunst. Das Problem ist aus meiner Sicht weniger,
erfolgreich zu sein, als es auch zu bleiben. Früher Erfolg
hat leider oft die Kehrseite, dass junge Künstler Arbeiten,
mit denen sie einmal Erfolg hatten, ständig wiederholen,
einfach weil ihnen durch die Anforderungen des Marktes,
sprich: die Notwenigkeit, ständig zu produzieren, die Zeit
und Ruhe fehlt, Neues zu entwickeln.
Was ist der wichtigste Teil eines Kunststudiums?
Mir ist es am wichtigsten, dass die Studierenden lernen,
selbständig zu arbeiten. Einerseits, weil das sowieso
Grundvoraussetzung der künstlerischen Arbeit ist, und
andererseits, weil die Kunsthochschulen zu den wenigen
Hochschulen gehören, an denen die Studierenden im Wesentlichen wirklich selbst bestimmen können, wie ihr Studium verläuft. Diese Chance sollte man als Studierende/r
unbedingt nutzen. Ich sehe die Kunsthochschule nicht als
Vorbereitung auf eine Arbeit, die irgendwann später, im
„echten Künstlerleben“ beginnt. Die alte Schülerweisheit:
non scholae sed vitam discimus impliziert ja, dass Schule
und Leben getrennte Bereiche sind. Das sehe ich in Bezug auf die Kunsthochschule ganz anders: die künstlerische Arbeit beginnt mit dem ersten Tag des Studiums. Je
eher die Studierenden begreifen, dass sie für ihre Arbeit
wirklich selbstverantwortlich sind, desto besser. Deshalb
gebe ich den Studierenden weder Inhalte noch Struktur
ihres Studiums vor. Sie entscheiden selbst, woran, wo,
wann und wie viel sie arbeiten. Das klingt toll, ist auch
toll, ist aber für viele Studierende anfänglich sehr schwer.
Wenn man „frisch“ aus der Schule kommt, dann kennt
man Stundenpläne und ist gewohnt, einen bestimmten
Lehrstoff in der und der Zeit zu pauken. Das ist zwar lästig, aber vergleichsweise übersichtlich im Gegensatz zu
der Aufgabe, völlig eigenverantwortlich über Thema und
Struktur der Arbeit zu entscheiden.
Blick ins Atelier – Björn Wetzmüller
Kunsthochschulen zu Gast:
ante up [’ænti p]!:
to increase the risk or raise the stakes of the game
Kunsthochschule Kassel, Klasse Friederike Feldmann
13.05 – 30.06
SO 13.05 | 11:00 | Vernissage
Die Künstler der Ausstellung sind:
Janosch Becker, Wieland Birckner, Florian Bode,
Vanessa Braun, Meike Brinkmann, Andreas Eichinger,
Matthias Esch, Friederike Feldmann, Stefan Geyer, Marven Graf,
Jana Graetschel, Aimo Gräven, Zora Juraschitz, Manuel Kirsch,
Sung-Hern Lee, Mirjam Link, Greta Mattulat, Azar Pajuhandeh,
Claudia Ritter, Björn Wetzmüller
Es sprechen:
Prof. Christian Philipp Müller, Rektor Kunsthochschule Kassel
Bernhard Balkenhol, Vorsitzender des Kasseler Kunstvereins/
Kunstdidaktiker an der Kunsthochschule Kassel
Musikalische Umrahmung:
Pre-College Cologne
Das Bayer Kultur-Magazin
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Die Kunst der
Feinjustierung
Bernhard Steiner ist seit Anfang Januar neuer Dirigent der Bayer-Philharmoniker.
Mit einem anspruchsvollen Programm stellt er sich in der Sinfoniekonzert-Reihe dem Publikum vor.
Text: Christoph Vratz
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B. Steiner
Musik ist kein Schreckenskabinett. Das hat Bernhard
Steiner früh erfahren dürfen. Daheim herrschten Musizierlust, Experimentierfreude, Klangneugierde. Daheim,
das war natürlich sein Elternhaus – der Vater war Sänger; daheim, das war aber auch seine Geburtsstadt Wien.
Hier, so scheint es, ist die ganze musikalische Potenz der
Welt wie ein Meteor aufgeschlagen: Mozart, Schubert,
Beethoven, Brahms, Mahler, Bruckner, Wolf, Schönberg.
Trotzdem birgt jeder Zauber auch Gefahren: „Ich bin
nicht ungern von Wien weg gegangen“, gesteht Bernhard
Steiner heute, auch weil in Deutschland die Zahl der Theater größer ist. Der Kulturschock blieb also aus, Steiner
bekam gleich eine erste feste Stelle, er durfte als Assistent
des Chor-Direktors ins Wagner-Eldorado nach Bayreuth:
„sehr prägend“ nennt er rückblickend diese Zeit, zumal
sein damaliger Lehrmeister Norbert Balatsch – ebenfalls
Wiener – für seinen unerschütterlichen Einsatz und seine
Genauigkeit in allen Probenfragen bekannt ist.
Die Arbeit mit Stimmen ist Steiner bis heute geblieben.
Seit rund vier Jahren arbeitet er als Erster Kapellmeister
und stellvertretender Generalmusikdirektor am Theater
in Hagen. Wenn er nun als neuer Chefdirigent der BayerPhilharmoniker Sinfoniekonzerte leitet, reizt ihn daran
der „unmittelbarere Einfluss auf den Ablauf von Aufführungen“. Soll heißen: „In einem Opernhaus wird der
Aktionsradius eines Dirigenten von außen teilweise mitbestimmt, etwa von der Regie; im Konzertbereich hingegen
dominiert eine stärkere Reduktion auf das Wesentliche:
die Musik.“ Er ist Musiker genug, um nicht das Eine gegen das Andere ausspielen wollen, vielmehr sucht er nach
Möglichkeiten, das weite Feld der Musik auf unterschiedliche Weisen zu erkunden, etwa als künstlerischer Leiter
der alljährlichen „Koblenzer Mendelssohntage“ oder als
Dirigent des Kölner Männer-Gesang-Vereins.
Einer der wichtigsten Punkte, warum er sich ins Bewerberrennen um den Posten als Leiter der Bayer-Philharmoniker eingliederte, war für Steiner die Tatsache, dass
dieses Orchester „mehr als nur ein Klangkörper aus Amateuren“ ist. Anspruch und Möglichkeiten sind größer,
außerdem haben „viele Musiker ihr Instrument studiert,
sogar Berufserfahrung in diesem Bereich gesammelt“.
Nun beginnt Steiner seine neue Aufgabe ausgerechnet
zu einer Zeit, in der sich das Orchester strukturell neu
aufstellt. Zwar weht auch künftig in allen symphonischen
Gewässern die Bayer-Flagge, doch sind die Philharmoniker inzwischen ein „e.V.“ – ein eingetragener Verein. Was
das für den Dirigenten bedeutet? Organisatorisch mehr
Selbstverantwortung. „Das Orchester gewinnt an Flexibilität, weil es stärker eigenverantwortlich handeln kann“,
so Steiner. Doch er weiß auch, dass eine der Hauptaufgaben darin liegen wird, künftig verstärkt „um unser Publikum zu werben“. Zielgruppe ist vor allem das so genannte ‚jüngere Publikum‘. „Dafür muss man gelegentlich
die klassischen Kernzonen verlassen, indem man einzelne
Formen wie Familien- und Kinderkonzerte stärker in den
Blick nimmt.“
„Ein Musiker definiert sich über seine Programme“, bekennt er. Einerseits möchte Steiner künftig auf dem aufbauen, was ihm sein Vorgänger Rainer Koch als verlässli-
ches Fundament hinterlassen hat; andererseits wünscht er
sich, „das Orchester stilistisch weiter zu entwickeln und
die epochalen Randbezirke dessen, was bisher gespielt
wurde, stärker einzubinden“. Konkret: Romantik ja,
aber zugleich ein bisschen mehr Wiener Klassik und etwas mehr an Mut mit Blick auf die Musik des 20. und 21.
Jahrhunderts. Wenn Steiner bereits im Mai Gustav Mahlers erste Sinfonie aufs Programm setzt, wirkt das wie ein
erster Fingerzeig, denn dieses Werk gilt als Scharnierstück
zwischen dem Erbe der Romantik und den Prophezeiungen einer neuen Epoche.
Für solch’ sinfonische Klötze braucht es ausreichend
Probenzeit. In der eigenen Vorbereitung neuer Stücke
macht Steiner keinen Unterschied, ob sein Orchester ausschließlich aus Profis oder aus heißhungrigen, überdurchschnittlich befähigten Laien besteht. Die Kärrnerarbeit
im Studierzimmer sei nahezu immer gleich; und auch die
anschließende Arbeit mit dem Orchester sei weitgehend
identisch. „Unterschiede gibt es allenfalls im Bereich der
Feinjustierung. Jeder Musiker, egal in welchem Orchester, möchte ernst genommen und gefordert werden. Man
braucht allenfalls einen moderateren Probenplan, ein
gestreckteres Verständnis von Zeit“. Die Häutung sinfonischer Großwerke erfolgt bei Teils-Profi-teils-AmateurOrchestern in leicht angepassten Dosen, schließlich sollen
Erfolg und Spaß einander bedingen und nicht gefährden.
Steiner sieht darin zugleich die Chance, „Stücke und ihre
Eigenheiten noch besser kennen zu lernen“. Schon nach
kurzer Zeit weiß er um die Möglichkeiten seines neuen
Orchesters, und die schätzt er. Auch fernab der Musikstadt Wien lässt sich musikalisches Glück finden…
Bernhard Steiner
studierte in seiner Geburtsstadt Wien und leitete ab 1989
rund 200 Konzerte der Wiener Sängerknaben. Mit dem
1989 gegründeten Wiener Streichorchester spezialisierte
er sich auf die Aufführung zeitgenössischer Musik. Nach
einer Assistenten-Tätigkeit in Bayreuth war er Kapellmeister und Chordirektor am Stadttheater Gießen, anschließend am Theater der Stadt Koblenz, bevor er – nach einer
Lehrtätigkeit an der Folkwang Musikhochschule Essen –
als 1. Kapellmeister und stellvertretender des Generalmusikdirektors ans Theater Hagen wechselte.
Bayer-Philharmoniker
DI 22.05 | 20:00 | Forum, Leverkusen
Das Bayer Kultur-Magazin
13
Kafkas Drama
Unter dem Titel Horwitz goes Kafka erarbeitet Dominique Horwitz gemeinsam mit dem Signum Quartett
einen musikalisch-literarischen Abend der Extraklasse. Ein Porträt.
Text: Reiner Ernst Ohle · Foto: Barbara Braun
Wer sich mit ihm telefonisch verabreden will, braucht
viel Geduld, wer ihn treffen will, muss sich schon etwas
Außergewöhnliches einfallen lassen. Dominique Horwitz gehört nicht nur zu den herausragenden Künstlern
des deutschsprachigen Theaters – er ist ein Getriebener,
den seine Rastlosigkeit in ständiger Bewegung hält und
ihn zu einem Vielbeschäftigten macht – immer auf dem
Sprung, sich einer Idee, einem guten Projekt, einem außergewöhnlichen Vorhaben auf der Bühne oder im Film
ganz hinzugeben. Das Leverkusener Publikum hat ihn zuletzt in der deutschsprachigen Erstaufführung von Doug
Wrights Ich mach ja doch, was ich will (I am my own
wife) auf der Bühne (Regie: Torsten Fischer) erlebt, dem
Stück , in dem er seit 2007 im Renaissance-Theater Berlin
als Charlotte von Mahlsdorf auf der Bühne steht. Für diese Rolle wurde er 2008 mit dem Goldenen Vorhang des
Berliner Theaterclubs ausgezeichnet. Ob als Schauspieler,
Regisseur, Hörbuchsprecher oder Chansonnier – seine
verschiedenen Bühnen-und Theaterberufe sind der Ausdruck einer Passion, die sich nie mit dem Durchschnitt
zufrieden gibt.
Horwitz wird am 23. April 1957 in Paris geboren. 1971
zieht die Familie aus der französischen Hauptstadt an die
Spree, wo er das Deutsch-Französische Gymnasium in
Berlin besucht. Er wird von seinem Schulfreund Christian
Berkel für die TV-Produktion Eine Jugendliebe (Regie:
Rainer Wolfhardt) empfohlen – da ist er 19 Jahre und steht
zum ersten Mal vor einer Fernsehkamera. Ein Jahr später,
1978, hat er sein Debüt im Kino mit Peter Lilienthals David. In diesem Jahr schließt er sich einer Kabarettbühne
an – dem Berliner Cabaret des Westens. Ab 1979 nimmt
er Theaterengagements im Tübinger Zimmertheater, in
München und Hamburg an. 1989 folgt das Fernsehen –
Dieter Wedel überträgt ihm die Rolle des Charly Wiesner
in dem vierteiligen Fernsehfilm Der große Bellheim. Mit
der Hauptrolle, die er 1992 in Josef Vilsmaiers Stalingrad
übernimmt, wird er einem internationalen Kinopublikum bekannt. Seitdem folgten große Produktionen wie
Stammheim (Regie: Reinhard Hauff), Nachtgestalten
(Regie: Andreas Dresen) oder Straik – Die Heldin von
Danzig (Regie: Volker Schlöndorff). Für seine Rolle in
Oliver Hirschbiegels Trickser erhielt Dominique Horwitz
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1998 den Goldenen Löwen. Im Jahr 2000 wurde er mit
dem Internationalen Fernsehpreis für seine Arbeit in Michael Verhoevens Enthüllung einer Ehe verliehen, in der
er einen transsexuellen Familienvater spielt. Seine Bühnenprojekte sind unvollständig ohne seine wegweisenden
Brecht- und Brel-Interpretationen. Als Sängerschauspieler
investiert er seine Kraft und seine Phantasie in diese zwei
„Großbaustellen“ – in die Dreigroschenoper nach Brecht
und Weill und die Chansons von Jacques Brel. 1983 holt
ihn Frank Baumbauer an das Münchner Residenztheater,
wo er 1984 seinen ersten Jacques Brel-Abend auf die Bühne bringt und 1993 wird The Best of Dreigroschenoper
in den Hamburger Kammerspielen zurzeit der Intendanz
von Ursula Lingen in einer ersten Fassung uraufgeführt.
In seinem festen Engagement am Hamburger Thalia-Theater zwischen 1985 bis 1988 schreibt er als Stelzfuß in der
Uraufführung von Robert Wilsons Musical Black Rider
Theatergeschichte. 1997 hat dann die Produktion Dominique Horwitz singt Jacques Brel in den Hamburger
Kammerspielen unter den Intendanten Ulrich Waller und
Ulrich Tukur Premiere. Der belgische Chansonnier Brel
hat in Dominique Horwitz einen kongenialen Interpreten. Horwitz’ Bühnenauftritte speisen sich aus dem gleichen Geist, der gleichen Emphase, dem gleichem Pathos
wie die des großen Jaques. Darüber hinaus teilt er mit
dem Chansonnier die Liebe zur kleinen Schauspieleinlage, zur Grimasse, zur Frivolität und zur Groteske – und
verausgabt sich auf der Bühne regelmäßig. Seine expressiven, dramatischen Vorträge sind dabei immer offen für
spontane Improvisationen. Dominique Horwitz gehört
zur kleinen Schar der Brecht-Interpreten, die – ganz im
Sinne des ewigen Theatererneuerers Brecht, den Klassiker
aus einer gewissen musealen Erstarrung erlösen. Mit seiner Band um den Pianisten und Arrangeur Jan-Christof
Scheibe gibt er den weltbekannten Gassenhauern ihren
innovativen und experimentellen Charakter zurück.
Ausgangspunkt dafür sind hellwache und blitzgescheite
Arrangements auf der Höhe der Zeit, die Elemente aus
dem Jazz, Rock, Heavy Metall, Rap und Funk lustvoll
verquirlen. Wer Literatur heute einer neuen Generation
unverbraucht vermitteln will, hat in Dominique Horwitz
einen verlässlichen Partner.
Dominique Horwitz als Charlotte von Mahlsdorff in Ich mach ja doch, was ich will
Im Mai widmet sich Dominique Horwitz im Bayer Kulturhaus in Leverkusen Franz Kafka. Dieses Projekt ist –
eine Initiative von Bayer Kultur – im Garten seines Hauses in Weimar entstanden. Mit von der Partie das Signum
Quartett – die stART-Künstler der ersten Stunde sind
in ihrer unbedingten Hingabe und ihrem Streben nach
Perfektion Brüder und Schwestern im Geiste und haben
ihr künstlerisches Potenzial in Leverkusen u. a. in die
Uraufführung Die weiße Fürstin investiert. In den Konzeptionsgesprächen mit den Musikern und Dominique
Horwitz ist gemeinsam beschlossen worden, sich nicht
nur einem großen Kafka-Text zu widmen, sondern sich
auf unbekanntere, kleine Geschichten zu verlegen, die
u. a. zeigen können, dass Kafka nicht nur die Abgründe
menschlicher Existenz zum Beginn der Moderne vermessen hat, sondern auch Humor hatte.
Dominique Horwitz | Signum Quartett
SO 13.05 | 18:00 | Bayer Kulturhaus, Leverkusen
Das Bayer Kultur-Magazin
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So spannend
ist Kultur!
Mitmachen!, das education-Programm von Bayer Kultur für Kinder und Jugendliche, ist auf Erfolgskurs.
Text: Volker Mattern · Zitate: 4. Klasse der KGS Eikamp, Odenthal
In den Proben zu unserer Kinderoperette Das Gift im Lift
besuchten uns ab und an Schulklassen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern – wie die 4. Klasse der KGS
Eikamp aus Odenthal : eines der vielen Angebote
von Mitmachen!. Unsere Überzeugung ist – und
da sind wir weiß Gott nicht allein! – , dass man
heute mehr denn je zusätzliche Anreize bieten
muss, um Kinder und Jugendliche mit Musik und
Theater, Tanz und Kunst vertraut zu machen bzw. sie
überhaupt erst einmal an diese „unbekannte Welt“ heranzuführen.
Die Bayer Kultur-Eigenproduktionen (bei Das Gift im Lift
sogar eine Uraufführung) haben in diesem Kontext einen
unschätzbaren Nebeneffekt: der Probenzyklus findet im
Bayer Kulturhaus statt und schafft somit erst die Voraussetzungen, die Kinder an dem aufregenden Entstehungsprozess teilhaben zu lassen, ihnen die vielen interessanten
und geheimnisvollen Tricks und Kniffe des Theaters nicht
nur theoretisch, sondern in der Praxis – sozusagen auf der
Bühne – nahezubringen.
Die Klassen, die uns bei den Proben besucht haben (und
die von ihren Lehrerinnen ganz ausgezeichnet vorbereitet waren), besuchten dann natürlich auch unsere Premiere. Sie gehörten quasi dazu, es war „ihre“ Produktion,
16
sie zitterten mit, drückten die Daumen
und sind jetzt vielleicht ein für alle Mal
mit dem Theatervirus infiziert. Die Begeisterung und die strahlenden Gesichter danach haben
uns jedenfalls gezeigt, wie wichtig diese Vorbereitung
war. Angesichts eines auf einem Skateboard hereindüsenden „Merkur“ merken die jungen Theaterbesucher ganz
schnell, wie „cool“ Musiktheater sein kann.
Aber dies ist ja bei weitem nicht unser einziges Angebot
bei Mitmachen!. Es gibt themenbezogen KUNST-Ateliers
für Kinder und Jugendliche, TANZ-Workshops wie der
Break-Dance-Workshop vor unserer HipHop-Version
von Romeo und Julia (auch hier saßen die Kinder bei der
Vorstellung mit strahlenden Augen in der ersten Reihe!),
Fecht-Kurse mit den jungen Schauspielern der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin oder den
Schreibworkshop mit dem in Leverkusen ansässigen Au-
tor Thorsten Nesch. Mit einer Gruppe von acht hochmotivierten Jugendlichen hat Nesch in dieser Spielzeit einen
Schreibworkshop zum Thema Glauben und Wissen organisiert, der als Episodenroman mit dem Ziel erarbeitet
wurde, ihn in der nächsten Saison auf die Bühne zu bringen. Partner dabei ist das Junge Theater Leverkusen.
Unsere Theaterpädagogin
Christine Hellweg erweitert
und intensiviert die Kontakte zu Lehrerinnen und Lehrern
aus der Region, stellt vorbereitende Materialien zusammen, veranstaltet Lehrerworkshops, organisiert die Probenbesuche und vieles mehr.
So betreut sie z. B. auch die Video-Drehs von Schülerinnen
und Schülern zu einem ganz besonderen Konzert im Mai:
Jazz steht als Musikrichtung auf der Beliebtheitsskala der
Jugendlichen ganz sicherlich nicht an erster Stelle. Wenn
aber Stephan König am 24. Mai mit seinem hinreißenden
LeipJAZZig-Orkester in dem Programm Michael Jazzson
ausschließlich Michael Jackson-Titel spielt, sieht die Sache
schon wieder ganz anders aus: Einzelne Schüler-Arbeitsgruppen produzieren nämlich Video-Drehs zu dem großen
Pop-Musiker und Entertainer, die während des Konzerts
gezeigt werden.
Vieles ist in Bewegung geraten in den vergangen beiden Jahren, aber vieles ist auch
noch zu tun! Dass wir ab der kommenden Spielzeit mit
dem Jungen DT – der Jugendsparte des Deutschen Theaters Berlin – einen hochkompetenten Partner im Kontext
der Kulturachse mit der Bundeshauptstadt gefunden haben, zeigt, dass Bayer Kultur auch im education-Bereich
zukünftig noch viele neue Wege ausloten wird.
Michael Jazzson
DO 24.05 | 20:00 | Bayer Kulturhaus, Leverkusen
Das Bayer Kultur-Magazin
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Großes im Kleinen
Von Anton Bruckners Siebter Sinfonie existiert eine Fassung für Kammerensemble.
Hans Winking ist Mitglied des ThomasChristianEnsemble, das diese erstaufgeführt hat und auch
in Leverkusen und Krefeld spielen wird. Ein Erfahrungsbericht.
Text: Hans Winking · Abbildung: Beginn des 1. Satzes der Kammerfassung in der Originalhandschrift von Hanns Eisler
Als ich 1999 im neu eingerichteten Schönberg Center in
Wien saß – in dem der gesamte Nachlass Arnold Schönbergs nach einer Odyssee gelandet war und seitdem wissenschaftlich aufbereitet wird –, um für eine Konzertreihe
des Westdeutschen Rundfunks mit Bearbeitungen von
Werken für den von Schönberg 1920 gegründeten „Verein
für musikalische Privataufführungen“ zu recherchieren,
wies mich die Archivarin des Centers auf eine Partitur
hin, von deren Existenz bislang nur wenige wussten. Denn
diese Bearbeitung einer großen romantischen Sinfonie für
9 Instrumente und 10 Spieler war damals nicht mehr in
Wien aufgeführt worden, da der Verein aufgrund der galoppierenden Inflation sich schon bald wieder auflöste. So
landeten diese handgeschriebene Partitur und die notwendigen Einzelstimmen unbenutzt im Nachlass Schönbergs,
aus dem ich sie wieder ans Licht ziehen durfte. Die Partitur wies drei Handschriften auf: Hanns Eisler, kurzzeitig
Schönberg-Schüler (1. und 3. Satz), Erwin Stein, Schönberg-Schüler, Dirigent und Verleger (2. Satz), Karl Rankl,
Schönberg-Schüler und Sekretär des Vereins (4. Satz). Die
Besetzung: Klarinette, Horn, 2 Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass, Harmonium, Klavier (teilweise zu 3-4
Händen). Wie sollte so was klanglich funktionieren? Ein
hochromantisches Orchester, u.a. mit 4 Hörnen, 4 Tuben
und Posaunen auf 9 Instrumente runter buchstabiert?
18
Die Antwort gab eindeutig die Österreichische Erstaufführung im Linzer Brucknerhaus 2003 durch das Thomas
ChristianEnsemble. Als nach dem nicht enden wollenden
Schlussbeifall der Primarius sich ans Publikum wandte
mit dem Angebot, es so wie in Schönbergs Vereins-Konzerten zu machen, dass die Zuhörer sich selbst den Satz
aussuchen könnten, den sie noch einmal hören wollten,
fiel die Wahl ausgerechnet auf den Satz, den ich als Bearbeitung am problematischsten empfunden habe: das Wagner-getränkte Adagio, den 2. Satz mit der für eine Zugabe
opulenten Spielzeit von gut 20 Minuten! Und der MusikKenner und Kabarettist Gerhard Bronner meinte einmal
nach einer Aufführung, es sei faszinierend zu erleben, wie
sehr bei aller Wandlung der Klangestalt die Substanz der
Musik erhalten bliebe, ja: noch stärker hervortrete, da von
klanglicher Einkleidung entschlackt; der Verlust des Klanges werde durch das Hervortreten des Inhaltes mehr als
nur kompensiert – es entstände eine neue siebente Sinfonie
von Anton Bruckner.
ThomasChristianEnsemble
DO 31.05 | 20:00 | Bayer Kulturhaus, Leverkusen
FR 01.06 | 20:00 | Burg Linn, Krefeld
Impressum
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Mai/Juni 12
Kulturkalender
MAI.12
MI 02.05 20:00 Christoph Biermann Talk BK
DO 03.05 20:00 Aus der Traum! UA
-16+x
BK
DO 03.05 19:30 Caos Calmo – Stilles Chaos
FILM
FO
SA 05.05 20:00 Die Perle Anna
BB
BK
SO 06.05 15:00 Anita Kupsch
Talk
BK
SO 06.05 18:00 Die Perle Anna
BB
BK
DO 10.05 19:30 Habemus Papam – Ein Papst büxt aus
FILM
FO
FR 11.05 20:00 Coup de Cœur Bayer 2012
Mplus
Zo
SO 13.05 11:00 Vernissage: KH Kassel
KUNST BK
SO 13.05 18:00 Horwitz | Signum Quartett Pas
BK
SO 20.05 11:00 Vitaliy Zolotov Vitime Band
Jazz
Kul
DI 22.05 20:00 Bayer Philharmoniker
SK
FO
DO 24.05 20:00 Michael Jazzson
-16+x
BK
SA 26.05 20:00 Fundament Entfällt
SCHh
BK
SO 27.05 11:00 Fundament Entfällt
SCHh
BK
DO 31.05 20:00ThomasChristianEnsemble
KM
BK
DO 31.05 19:30 10 Questions for the Dalai Lama FILM
FO
FR 01.06 20:00ThomasChristianEnsemble
KM
Kr
SA 02.06 20:00 Glaube Liebe Hoffnung
SCHk
BK
SA 02.06 22:00 Benjamin Schaefer Trio
JAM BK
MO 04.06 20:00 Isabelle Moretti
KM
BK
MI 06.06 20:00Liebe in dunklen Zeiten
Studio
BK
SO 10.06 15:00 Max und das Monster
-8+x
BK
MO 11.06 20:00 Igor Levit
KL
BK
DI 12.06 20:00 Igor Levit
KL
Wu
DO 14.06 19:30 Centochiodi – 100 Nägel
FILM
FO
SO 24.06 11:00 Sommerwind aus dem Maghreb
KLM
BayK
JUNI.12
Änderungen vorbehalten!
Herausgeber: Bayer AG Communications | Bayer Kultur
Verantwortlich: Dr. Volker Mattern
Redaktion: Silke Schenk
Texte: Sebastian Kirsch Glauben und Wissen auf der Bühne (Originalbeitrag); Steffen Georgi Im Abseits?! (Originalbeitrag); Christoph Vratz
Die Kunst der Feinjustierung (Originalbeitrag); Hans Winking Großes
im Kleinen (Originalbeitrag)
Weitere Texte: Volker Mattern, Reiner Ernst Ohle, Rike Zoebelein
Redaktionelle Mitarbeit: Regina Bernt, Carolin Sturm
Designkonzept: Büro Kubitza, Leverkusen
Layout und Realisation: wedeldesign, Bochum
Titelbild: Dominique Horwitz
Bildnachweis S. 2: Pedro Malinowski
Druck: Ollig-Druck, Köln
Auflage: 3.000
© Bayer AG Communications | Bayer Kultur 2012
Redaktion KUNSTstoff
c/o Bayer Kultur
Kaiser-Wilhelm-Allee
Gebäude Q 26 | 51368 Leverkusen
Telefon 0214.30-41277 | Telefax 0214.30-41282
Karten
Karten-/Abonnementbüro im Bayer Kulturhaus, Leverkusen
Öffnungszeiten: MO-DO 9:00-16:00 | FR 9:00-13:00
Telefon 0214.30-41283/84 | Telefax 0214.30-41285
Kurzparkmöglichkeit (15 Min.) für Kunden des Kartenbüros vor der Kulisse.
Abendkassen je 1 Std. vor Veranstaltungsbeginn
Bayer Kulturhaus, Nobelstraße 37, 51373 Leverkusen | Telefon 0214.30-65973
Forum, Am Büchelter Hof, 51373 Leverkusen | Telefon 0214.406-4157
kultur.bayer.de