Polit-Risiken allerorten

Helaba Volkswirtschaft/Research
WOCHENAUSBLICK
10. Februar 2017
Polit-Risiken allerorten
REDAKTION
Dr. Stefan Mitropoulos
Tel.: 0 69/91 32-46 19
[email protected]
HERAUSGEBER
Dr. Gertrud R. Traud
Chefvolkswirt/
Leitung Research
Helaba
Landesbank
Hessen-Thüringen
MAIN TOWER
Neue Mainzer Str. 52-58
60311 Frankfurt am Main
Telefon: 0 69/91 32-20 24
Telefax: 0 69/91 32-22 44
1 Die Woche im Überblick............................................................................................................. 1
1.1 Chart der Woche .................................................................................................................... 1
1.2 Wochen-Quartals-Tangente ................................................................................................... 2
1.3 Finanzmarktkalender KW 07 mit Prognosen .......................................................................... 3
2 Im Fokus...................................................................................................................................... 4
2.1 Renten: Bunds profitieren von Unsicherheit ........................................................................... 4
2.2 Deutscher Bau: Wachstumsgarant in unsicheren Zeiten ....................................................... 5
3 Charttechnik ............................................................................................................................... 6
4 Prognosetabelle ......................................................................................................................... 7
1
Die Woche im Überblick
1.1 Chart der Woche
Patrick Franke
Tel.: 069/91 32-47 38
Fed-Bilanz: „Fälligkeitsklumpen“ 2018 spricht für vorsichtiges Vorgehen
Anleihen im Fed-Portfolio, die im entsprechenden Jahr fällig werden, Mrd. US-Dollar
450
450
400
400
350
350
300
300
250
250
200
200
150
150
100
100
50
50
0
0
2017
2019
2021
2023
2025
2027
2029
2031
2033
2035
2037
2039
2041
2043
2045
Stand 9. Februar 2017. Quellen: Federal Reserve Bank of New York, Helaba Volkswirtschaft/Research.
Die Publikation ist mit größter
Sorgfalt bearbeitet worden.
Sie enthält jedoch lediglich
unverbindliche Analysen und
Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen
Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen,
die wir für zuverlässig halten,
für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir
aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in
dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht
als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.
Janet Yellen wird in der Berichtswoche bei ihren Anhörungen vor den Kongressausschüssen mehr
als genug Themen haben: Vom zukünftigen Leitzinskurs bis zum Verhältnis zwischen Notenbank
und neuer US-Regierung gibt es viel zu besprechen. Dazu zählt auch eine in den vergangenen
Wochen wieder aufgekommene Frage: Wie geht es weiter mit der Notenbankbilanz? In der Krise
und in mehreren Runden „quantitativer Lockerung“ hat die Fed ihre Bilanzsumme von 0,8 Bio. auf
4 Bio. Dollar erhöht. Seit 2014 steigt diese nicht mehr – durch Wiederanlage der Mittel aus fällig
werdenden Anleihen hält die Fed den Wert stabil. Anleiheverkäufe stehen zwar nicht zur Diskussion, aber bereits ein passives Abschmelzen könnte erhebliche Auswirkungen haben. Notenbanker
haben zuletzt davon gesprochen, dass entsprechende Schritte ab einem Leitzinssatz von gut 1 %
möglich wären. Angesichts der massiven Ballung auslaufender Anleihen im kommenden Jahr im
Volumen von über 400 Mrd. Dollar ist ein abruptes Ende der Wiederanlage allerdings unwahrscheinlich. Vermutlich wird die Fed sie sukzessive zurückführen.
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W OCHENAUSBLICK
Christian Apelt, CFA
Tel.: 0 69/91 32-47 26
1.2 Wochen-Quartals-Tangente
Kein Wort über Trump! Leider wird dies auch in dieser Woche nicht der Fall sein. Denn neben
Tweets über Einreisebeschränkungen und Kaufhausketten kündigte der US-Präsident eine „phänomenale Ankündigung“ in Sachen Steuern an und gab damit dem „Trump-Trade“ wieder
Schwung. Die führenden US-Aktienindizes kletterten einmal mehr auf neue Allzeithochs, der USDollar legte zu. Nur die Treasury-Renditen gingen per saldo zurück. Scheinbar hängen die USAnleihen stärker vom europäischen Rentenmarkt ab als umgekehrt. Hier gab es nämlich ein kleines Revival der Euro-Schuldenkrise. Die Bund-Renditen sanken deutlich, die Risikoaufschläge auf
Anleihen aus Italien, Spanien und sogar Frankreich stiegen an (S. 4). In bzw. mit Griechenland
wird fast turnusmäßig darüber gestritten, ob das Land eine weitere Hilfstranche erhält. Der Internationale Währungsfonds sträubt sich noch. Spekulationen über Neuwahlen in Italien bringen Unsicherheiten mit sich, auch wenn das Thema eigentlich keine Neuigkeit ist. Und in Frankreich erhöht
die kriselnde Bewerbung des konservativen Präsidentschaftsanwärters Fillon die Nervosität. Die
Anti-EU-Kandidatin Le Pen mag zwar in den Meinungsumfragen hinten liegen. Jedoch ist seit
Brexit und Trump das Vertrauen darauf ziemlich eingeschränkt. Die Sorgen um die Politik in der
EU werden sich nicht so schnell in Wohlgefallen auflösen und können zumindest zeitweise die
Märkte beeinflussen.
In der Berichtswoche stehen vor allem US-Indikatoren auf der Agenda. So werden u.a. die Einzelhandelsumsätze, die Industrieproduktion und die Inflationszahlen veröffentlicht. Höhere Wachstums- und Preiserwartungen müssen durch diese Daten nicht unbedingt gestützt werden. FedPräsidentin Yellen wird sich bei ihrer Anhörung vor dem Kongress nicht aus der Deckung wagen –
auch vor dem Hintergrund der Unsicherheit über die künftige US-Wirtschaftspolitik. In Deutschland
wird die erste Schätzung zum Bruttoinlandsprodukt des Schlussquartals 2016 publiziert. Zuletzt
gab es widersprüchliche Daten aus der solide prosperierenden Wirtschaft (S. 5). Die Finanzmärkte
könnten einmal mehr von der Politik abhängen. Das kann zwischen Vorfreude auf US-Steuersenkungen bis hin zu Sorgen vor Handelskriegen bzw. Wahlausgängen schwanken. Das makroökonomische Umfeld zeigte sich in den letzten Monaten eher freundlicher. Allerdings haben vor allem
die Aktienmärkte dies bereits goutiert, so dass weitere Anstiege schwerer fallen werden. Der EuroDollar-Kurs hat sowohl die wirtschaftliche Entwicklung als auch die politischen Risiken vornehmlich
zu Gunsten der US-Währung interpretiert. Dies wird sich wohl nicht dauerhaft fortsetzen.
Finanzmarktrückblick und -prognosen
Veränderung seit...
31.12.2016 02.02.2017
aktueller
Stand*
jeweils gg. Euro, %
jeweils gg. Euro
Q1/2017
Q2/2017
Q3/2017
US-Dollar
-1,3
1,0
1,07
1,15
1,15
1,15
Japanischer Yen
1,9
0,6
121
115
115
121
Britisches Pfund
0,1
0,7
0,85
0,90
0,90
0,90
Schweizer Franken
0,5
0,1
1,07
1,08
1,08
1,10
in Bp
3M Euribor
-1
%
0
-0,33
-0,30
-0,30
-0,30
3M USD Libor
4
0
1,03
0,90
0,90
0,90
10 jähr. Bundesanleihen
10
-12
0,31
0,25
0,35
0,35
10 jähr. Swapsatz
8
-6
0,74
0,70
0,80
0,80
10 jähr. US-Treasuries
-5
-8
2,39
2,10
2,30
2,30
11.300
11.600
11.800
50
52
50
1.400
1.450
1.500
%
DAX
1,4
Index
0,1
11.643
%
Brentöl $/B
-2,1
-1,6
56
Gold $/U
6,6
1,0
1.228
*Schlusskurse vom 09.02.2017
Bei Prognoseänderungen sind die vorherigen Werte in Klammern gesetzt
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
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W OCHENAUSBLICK
1.3 Finanzmarktkalender KW 07 mit Prognosen
Zeit
Land
Periode
Indikator
HelabaBloom berg
Vorperiode
Prognose Consensus
Montag, 13.02.2017
Dienstag, 14.02.2017
08:00
DE
Q4
BIP 1. Schätzung
% q/q, s.a., kalenderbereinigt
% y/y, s.a., kalenderbereinigt
0,4
1,7
0,5
1,8
0,2
1,7
11:00
DE
Feb
ZEW-Indikator
13,0
15,0
16,6
-1,3
1,9
-1,5
k.A.
1,5
3,0
0,5
1,8
0,5
1,8
0,4
1,8
0,2
0,3
0,3
0,2
0,2
0,2
11:00
EZ
Dez
Industrieproduktion
% m/m, s.a.
% y/y, s.a.
11:00
EZ
Q4
BIP 2. Schätzung
% q/q
% y/y
14:30
US
Jan
14:30
US
Jan
14:50
US
16:00
US
19:00
US
PPI Erzeugerpreise, % m/m
PPI ohne Energie und
Nahrungsmittel, % m/m
Richmond Fed Präsident Lacker
Halbjährliche Anhörung von Janet
Yellen vor dem Bankenausschuss
des Senats
Dallas Fed Präsident Kaplan
Mittw och, 15.02.2017
14:30
US
Feb
Empire State Umfrage; Index
8,0
7,0
6,5
14:30
US
Jan
Einzelhandelsumsätze, % m/m
0,0
0,1
0,6
0,3
0,4
0,2
14:30
US
Jan
Einzelhandelsumsätze ohne Pkw s,
% m/m
14:30
US
Jan
CPI Konsumentenpreise
% m/m
% y/y
0,2
2,2
0,3
2,4
0,3
2,1
14:30
US
Jan
CPI ohne Energie & Nahrungsmittel
% m/m
% y/y
0,2
2,1
0,2
2,2
0,2
2,2
15:15
US
Jan
Industrieproduktion, % m/m
0,2
0,0
0,8
15:15
US
Jan
Kapazitätsauslastung; %
75,6
75,5
75,5
16:00
US
Feb
NAHB Housing Index
68
68
67
16:00
US
Dez
Lageraufbau; % m/m
0,4
0,4
0,7
16:00
US
Halbjährliche Anhörung von Janet
Yellen vor dem Financial Services
Committee des Repräsentantenhauses
18:00
US
Boston Fed Präsident Rosengren
18:45
US
Philadelphia Fed Präsident Harker
Donnerstag, 16.02.2017
14:30
US
Jan
Baubeginne
% m/m
Tsd (JR)
-0,1
1225
0,3
1230
11,3
1226
14:30
US
Jan
Baugenehmigungen
% m/m
Tsd (JR)
-0,2
1225
0,2
1230
1,3
1228
14:30
US
Feb
Philadelphia Fed; Index
15,0
17,5
23,6
Erstanträge auf
Arbeitslosenunterstützung, Tsd
245
k.A.
234
Frühindikatoren, % m/m
0,5
0,4
0,5
14:30
US
11. Feb
Freitag, 17.02.2017
16:00
US
Jan
Quellen: B lo o mberg, Helaba Vo lkswirtschaft/Research
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W OCHENAUSBLICK
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Ulf Krauss
Tel.: 0 69/91 32-47 28
Im Fokus
2.1 Renten: Bunds profitieren von Unsicherheit
Deutsche Renten zeigten sich nach einem schwächeren Januar zuletzt wieder erholt. Rückenwind
kam vom US-Rentenmarkt, wo die Renditen zeitweilig deutlich sanken. Sowohl abflauende Zinserhöhungserwartungen als auch der altbekannte Safe Haven-Effekt sorgten für Kursgewinne. Die
Platzierung neuer 10-jähriger Bundanleihen mit einem Kupon von 0,25 % fand großen Zuspruch.
Währungsunion
unter Druck
Die Unsicherheit bezüglich der Währungsunion ist deutlich gestiegen. Dabei kommen mehrere
Dinge zusammen: Nachdem sich der IWF erneut quer stellt, gibt es Sorgen um ein Scheitern des
Hilfspakets für Griechenland. Noch größere Ängste bestehen bezüglich eines Rechtsrucks in
Frankreich bei den Präsidentschaftswahlen im April/Mai. So plant die rechtspopulistische Kandidatin Le Pen im Fall eines Wahlsieges ein Referendum über den Verbleib Frankreichs in der EU noch
in diesem Jahr. Der überraschende Absturz des konservativen Hoffnungsträgers Fillon hat die
Risikowahrnehmung der Investoren nochmals geschärft. In der sentix-Umfrage ist die Wahrscheinlichkeit eines Austritt Frankreichs aus dem Euro auf rund 6 % angestiegen. Dies ist zwar immer
noch ein vergleichsweise niedriger Wert. Die negativen Auswirkungen des sogenannten „Frexit“
auf die Finanzmärkte wären jedoch ungleich größer als der Austritt Großbritanniens aus der EU.
Entsprechend vorsichtiger dürften die Anleger bei jeder neuen negativen Nachricht aus Paris werden. Dass die neue US-Administration mehr oder weniger bereits auf einen Zerfall des Euroraums
setzt, sorgt ebenfalls für Unruhe und politischen Unmut. Gleichzeitig hat sich mit dem Anstieg der
Inflation im Euroraum der Eindruck verfestigt, dass der Spielraum für geldpolitische Lockerungen
kleiner geworden ist. Es wird für die EZB in Zukunft schwieriger sein, die Risikoaufschläge im Euroraum unter Kontrolle zu halten. In Frankreich ist der Spread gegenüber 10-jährigen Bunds zuletzt
auf über 70 Basispunkte angestiegen. Dies ist der höchste Stand seit 2012. Italien notiert bei über
200, Portugal bei mehr als 400 Basispunkten.
Frankreich rückt in den Fokus
EZB hat in letzten Jahren viel Pulver verschossen
%
%
1,0
0,9
0,8
0,7
0,6
0,5
sentix Euro Break-up Index
Frankreich* (rechte Skala)
0.60
3
0,3
2
0,2
0
2016
2017
* Wahrscheinlichkeit eines Austritts aus dem Euro innerhalb von 12 Monaten
Quellen: sentix, Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Neue Konzepte
im Laborstadium
2.80
2.50
Spread Eurorendite - Bunds (rechte Skala)
0.40
2.00
0.20
1.50
0
EZB-Einlagensatz
-0.20
1.00
1
0,1
0,0
2015
6
4
0,4
10-jährige Staatsanleihen, Prozentpunkte
0.80
5
Spread 10j.-Staatsanleihen
Frankreich minus Deutschland
(linke Skala)
%
7
-0.40
-0.50
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
0.50
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Ob die Idee von Euro-Superanleihen einen wesentlichen Beitrag zu Verbesserung der Lage darstellt, darf indessen bezweifelt werden. Durch eine privatwirtschaftlich organisierte Bündelung von
Staatsanleihen aus dem Euroraum unter dem Namen „ESBis“ (European Safe Bonds) bzw. nachrangiger riskanterer EJBis (European Junior Bonds) würden neue Wertpapiere entstehen. Diese
Konstruktion soll die Eurozone krisenfester machen, indem die Verbindung zwischen Banken und
ihren jeweiligen Heimatstaaten reduziert wird. Im Krisenfall soll es wenige Anreize für prozyklische
Kapitalumschichtungen aus einem Land geben. Eine Gemeinschaftshaftung wie bei Eurobonds ist
zwar nicht vorgesehen. Allerdings sind diese Papiere aus Sicht Deutschlands anfällig für politische
Einflussnahme und möglicherweise ein Türöffner für echte Gemeinschaftsanleihen. Zudem dürften
sich die Anleger aufgrund der geringeren Transparenz eher zögerlich zeigen. Ob diese Idee letztendlich eine Chance bekommt, wird sich ohnehin erst nach den Wahlen in Frankreich und
Deutschland entscheiden.
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W OCHENAUSBLICK
Dr. Stefan Mütze
Tel.: 0 69/91 32-38 50
2.2 Deutscher Bau: Wachstumsgarant in unsicheren Zeiten
Der Produktionseinbruch im Dezember dürfte das Wachstum im vierten Quartal etwas gebremst
haben. Trotzdem setzt sich der Aufschwung des Verarbeitenden Gewerbes vorerst fort. Verstärkte protektionistische Tendenzen würden dies in Deutschland und anderswo allerdings ändern.
Produktionsrückgang im
Dezember nicht
überbewerten
Das Verarbeitende Gewerbe hat zuletzt deutlich Fahrt aufgenommen. Zwar ist die Industrieproduktion im Dezember stark gesunken, die Auftragseingänge lagen aber im vierten Quartal 2016 preisbereinigt 4,3 % höher als in den vorangegangenen drei Monaten. Die Produktion wird diesem Pfad
im neuen Jahr folgen. Allerdings dürfte der jüngste Rückgang dazu führen, dass das Wirtschaftswachstum in Q4 mit 0,4 % im Quartalsvergleich schwächer ausfällt als bislang angenommen. Das
erste Quartal sollte dann allerdings stärker positiv von der Industrie geprägt werden. An unserer
BIP-Prognose für das Gesamtjahr 2017 von kalenderbereinigt 1,5 % ändert dies nichts. Neben
dem Konsum dürften im Schlussquartal auch die Bauinvestitionen gestiegen sein. Die Rolle des
Wachstumstreibers wird die Branche auch 2017 einnehmen und damit die deutsche Konjunktur ein
Stück weit vor politischen Turbulenzen und eventuell protektionistischen Tendenzen abschirmen.
Industrieaufschwung gewinnt an Stärke
2017: Anstieg der Fertigstellungen auf 330.000
Index: 2010 = 100
Wohnungen in Tausend inkl. Baumaßnahmen
800
800
700
700
600
600
500
400
Genehmigungen
500
400
300
300
200
200
100
Fertigstellungen
0
100
0
2017
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Wohnungs- und öffentlicher Bau dynamisch
Quellen: Statistisches Bundesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research
Die Bauwirtschaft dürfte in diesem Jahr zwar durch den zeitweise strengen Winter behindert worden sein. Für das Gesamtjahr 2017 zeichnet sich jedoch ab, dass die Bauinvestitionen mit 2,5 %
nach 3,1 % im Vorjahr nur wenig schwächer zulegen. Damit ist das Plus immer noch fast doppelt
so hoch wie die Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts von 1,3 % in nicht kalenderbereinigter
Rechenweise. Getragen wird das Wachstum mit 3 % weiterhin vom Wohnungsbau, der mit einem
Anteil von mehr als 60 % die wichtigste Sparte darstellt. So sind die Wohnungsbaugenehmigungen
und die nominalen Aufträge 2016 um rund 18 % gestiegen. Die Wohnungsknappheit dürfte vorerst
andauern, da jahrelang zu wenig gebaut worden ist. Sowohl die Binnenwanderung hin zu den
Städten und deren Umland als auch die zuletzt starke Zuwanderung erhöhen den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum. Steigende Realeinkommen und Beschäftigung bei gleichzeitig historisch
niedrigen Hypothekenzinsen verbessern die Rahmenbedingungen. Neben starken Impulsen für
den Neubau ist ein moderateres Wachstum durch die Notwendigkeit der Bestandserhaltung und
dem Wunsch, den Wohnkomfort zu erhöhen, zu erwarten.
Erfreulich ist, dass die Investitionswende im öffentlichen Bau eingeleitet wurde. Bereits 2016 legte
diese Sparte um 2,4 % zu, eine Größenordnung, die auch für dieses Jahr zu erwarten ist. Dies
erscheint auch dringend erforderlich. Die Nettoinvestitionen des Staates im Bereich Nichtwohnungsbau sind schon seit 2003 negativ, d.h. die Abschreibungen waren jeweils größer als die
Bruttobauinvestitionen. Hierdurch kam es zu einem Verschleiß bei Gebäuden und Infrastruktur in
Höhe von 69 Mrd. Euro. Der Wirtschaftsbau erholt sich 2017 mit einem Plus von 1,5 % nur zögerlich. Politische Unsicherheiten und insbesondere der drohende Protektionismus bremsen die In1
vestitionstätigkeit.
1
Vgl. ausführlich: Helaba Branchenfokus vom 7. Februar 2017 „Mehr Dynamik jetzt auch im öffentlichen Bau“.
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W OCHENAUSBLICK
3
Charttechnik
Bund-Future: Wichtige Hürden voraus
Widerstände:
164,45
164,94
166,36
MACD
Unterstützungen:
163,38
162,97
161,31
Bund-Future (daily)
Der Future hat im Wochenverlauf Kursgewinne erzielt und
den September-Abwärtstrend überwunden. Zuletzt scheiterte er aber daran, die 200-Tagelinie bei 164,31 sowie das
Hoch von Mitte Januar bei 164,45 nachhaltig zu überwinden. Dies mahnt zu Vorsicht. Die technischen Indikatoren
im Tages- und Wochenchart zeichnen hingegen ein positives Bild. Intakte Kaufsignale und ein positives Kursmomentum sprechen für einen erneuten Anstieg. Sollten der Widerstand 164,45 und das Jahreshoch 164,94 überwunden
werden, würde sich das Bild weiter aufhellen.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research
Ulrich Wortberg (Tel.: 069/9132-1891)
Euro: Aufwärtstrend unterschritten
Widerstände:
Unterstützungen:
MACD
EUR-USD (daily)
1,0762
1,0617
1,0828
1,0587
1,0872
1,0452
Der Euro hat sich abgeschwächt und den seit Anfang Januar bestehenden Aufwärtstrendkanal unterschritten. Hinweise auf eine Rückkehr in den Aufwärtstrend gibt es nicht.
Negativ zu beurteilen ist, dass die 100-Tagelinie und das
markante Dezemberhoch bei 1,0872 nicht überwunden
werden konnten. Darüber hinaus trübt sich die Indikatorenlage im Tageschart ein. MACD und Stochastic stehen auf
Verkauf, während der weiter sinkende ADX auf eine trendlose Marktverfassung hinweist. Die nächsten wichtigen
Haltemarken sind bei 1,0617 und 1,0587 zu finden.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research
Ulrich Wortberg (Tel.: 069/9132-1891)
DAX: Richtungsentscheidung?
Widerstände:
11.733
11.827
11.893
Unterstützungen:
11.480
11.425
11.405
MACD
DAX (daily)
Der DAX steht vor einer Richtungsentscheidung. Auf der
Unterseite sind im Bereich von 11.405/11.425 Zählern wichtige Unterstützungen zu finden. Auf der Oberseite trifft der
DAX bei 11.790 und 11.893 auf großen Widerstand. Der
übergeordnete Trend ist aufwärts gerichtet, die Dynamik hat
zuletzt aber nachgelassen – abzulesen unter anderem
daran, dass lediglich zehn DAX-Werte oberhalb der mittleren 52-Wochen-Range notieren. Vor diesem Hintergrund
und in Anbetracht negativer Divergenzen bei verschiedenen
Oszillatoren ist Vorsicht angebracht.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research
Ulrich Wortberg (Tel.: 069/9132-2388)
Bitte beachten Sie: Die Ausführungen auf dieser Seite basieren ausschließlich auf der Technischen Analyse und sind kurzfristig orientiert. Die fundamentalen Analysen mit einer mittel- und
langfristigen, strategischen Ausrichtung gehen nicht in diese Betrachtungen ein.
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Prognosetabelle
Bruttoinlandsprodukt
Verbraucherpreise
reale Veränderung gg. Vorjahr, %
Veränderung gg. Vorjahr, %
2015
2016
2017p
2018p
2015
2016
2017p
2018p
1,9
1,7
1,4
1,4
0,0
0,2
1,2
1,4
Deutschland
1,5
1,8
1,5
1,4
0,3
0,5
1,4
1,5
Frankreich
1,2
1,1
1,2
1,3
0,1
0,3
1,2
1,4
Italien
0,6
0,8
1,1
1,2
0,1
-0,1
1,1
1,2
Spanien
3,2
3,2
2,5
2,1
-0,6
-0,3
1,1
1,3
Niederlande
2,0
2,1
1,9
1,5
0,2
0,1
1,2
1,5
Euroland
Österreich
1,0
1,5
1,6
1,5
0,9
0,9
1,7
2,0
Griechenland
-0,2
-0,7
1,3
1,7
-1,1
0,0
1,0
1,5
Portugal
1,6
0,9
1,1
1,4
0,5
0,7
1,1
1,4
Irland
26,3
4,5
3,0
3,2
0,0
-0,2
0,7
1,5
Großbritannien
2,2
2,0
0,8
1,0
0,1
0,6
2,5
2,2
Schw eiz
0,8
1,3
1,3
1,3
-1,1
-0,4
0,0
0,5
Schw eden
4,1
3,1
2,4
2,4
0,0
1,0
1,4
1,4
Norw egen
1,6
1,0
1,5
1,7
2,1
3,6
2,1
2,2
Polen
3,9
2,8
2,7
3,2
-0,9
-0,6
1,7
1,8
Ungarn
3,1
2,0
2,5
2,5
-0,1
0,4
1,6
2,4
Tschechien
4,5
2,5
2,4
2,3
0,3
0,7
1,6
2,0
Russland
-3,0
-0,5
0,8
1,3
15,5
7,1
5,5
4,7
USA
2,6
1,6
2,2
2,0
0,1
1,3
2,2
2,5
Japan
1,2
0,9
0,4
0,3
0,8
-0,1
0,1
0,3
Asien ohne Japan
5,4
5,1
4,8
4,5
2,5
2,8
2,8
2,8
China
7,2
6,7
5,8
5,5
1,5
2,1
1,8
2,0
Indien
7,5
7,0
6,9
6,9
4,9
5,5
5,1
5,0
Lateinamerika
Brasilien
Welt
0,1
-0,5
1,6
2,5
12,6
17,0
14,0
12,5
-3,8
-3,0
0,8
1,5
9,0
8,5
5,5
5,0
3,1
2,8
3,0
2,9
3,0
3,4
3,5
3,4
p = Prognose; BIP-Wachstum soweit verfügbar kalenderbereinigt
Quellen: EIU, Macrobond, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
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