Maidan ruft Mayday: Phantomschmerz in Kiew

Maidan
ruft
Mayday:
Phantomschmerz in Kiew
[Kommentar von Hans-Ulrich Berger] – Unter Poroschenko
zerdeppert Kiew weiterhin Porzellan. Nach einem Interview, in
dem der deutsche Botschafter Reichel ein Szenario von Wahlen
im nicht-demilitarisierten Donbass skizzierte, flippen
ukrainische Politiker auf diversen Kanälen aus. In Deutschland
habe das beim Rückzug der russischen Truppen funktioniert,
erinnerte Reichel – als kleinen Impuls, um den Verlauf des
zähflüssigen Minsker Abkommens zu beleben.
Anscheinend eine Horrorvorstellung für die neuen Machthaber in
Kiew: Botschafter Reichel ins Außenministerium einbestellt,
Rufe nach seiner Auswechslung, Boykott von Empfängen,
medienwirksame Sprühaktion an einem Fragment der Berliner
Mauer, das als Mahnmal im Gelände der Botschaft steht und
Außenminister Klimkin twitterte, Wahlen ’vor russischen
Gewehrläufen’ seien eine Farce.
Die nach dem Maidan an die Macht gespülte Truppe um
Poroschenko brüskiert Berlin. An einer friedlichen Lösung
scheint Kiew nicht interessiert. Erst die heftigen
militärischen Scharmützel zum Jahresbeginn, jetzt die
diplomatische Offensive gegen Lösungsvorschläge aus dem Munde
von Botschafter Reichel. Schon ätzt Tschischow, der russische
Botschafter bei der EU, ‚was Kiew denn noch tun müsse, um
diese Vereinbarungen (Minsk) zum Scheitern zu bringen’.
Noch hat keiner in Kiew so richtig begriffen, dass der Kreml
die Ukraine amputiert hat – die Krim ist weg, um es salopp zu
formulieren. Das schmerzt, aber realpolitisch gesehen schmerzt
ein Phantom. Statt mit dieser Situation kooperativ zu dealen,
schneidet man sich nun auch noch den Donbass raus. Verstehe
das, wer kann.
Ob die im Porzellanladen trampelnden ukrainischen Politiker so
um die Sympathie des neuen Autokraten Trump buhlen? Nach
Russland auch die EU dämonisieren und schnell unter den
amerikanischen ’First’ flüchten?
Amateure sind es, die nicht begreifen, dass die Ukraine durch
Selbstbereicherung und Nationalismus zum Spielball
geopolitischer Interessen mutierte. Weder Putin noch Trump
sind an schnellen Veränderungen in der Ukraine interessiert.
Nur Kiew scheint sich nach weiterem Machtverlust zu sehnen.
[Hans-Ulrich Berger/russland.NEWS]