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Hongkongs Außenhandel hängt an südchinesischer Produktion
10.02.2017
Hafenumschlag leidet unter Chinas schwachem Außenhandel / Von Achim Haug (Dezember 2016)
Hongkong (GTAI) - Hongkong ist eines der wichtigsten globalen Drehkreuze für den Außenhandel. Die Abhän­
gigkeit von der VR China hat in den vergangenen Jahren weiter zugenommen, nachdem das "Reich der Mitte"
2009 Exportweltmeister wurde. Der Hafenmetropole macht daher die enttäuschende Entwicklung weltweit
und vor allem Chinas schwächere Exportperformance zu schaffen. Der Umschlag mit einfachen Fertigerzeugnis­
sen sinkt, während hochwertige IT-Erzeugnisse zulegen, zunehmend auch mit Luftfracht.
Der Hafen hat Hongkong groß gemacht: Keine Volkswirtschaft weltweit ist abhängiger vom Außenhandel. Imund Exporte zusammen belaufen sich auf knapp 350% des Bruttoinlandsprodukts (BIP), Deutschland kommt ge­
rade mal auf gut 70%. Nur ein geringer Anteil der Waren verbleibt allerdings in der Sonderverwaltungsregion
(SVR), das Gros entfällt auf den Handel mit dem "Reich der Mitte". Dies hat Hongkong zum achtgrößten Expor­
teur der Welt gemacht. Rund ein Viertel der Wirtschaftsleistung wird mit Handel und Logistik erbracht.
Nur 10% der Waren verbleiben in der Stadt, der Rest geht als Re-Export weiter. Die Hafenmetropole hat selbst
keine verarbeitende Industrie mehr, daher wird ein gewisses Defizit im Außenhandel eingefahren. Hongkong ist
zwar eigenständiges Mitglied der WTO, dennoch wurden kaum regionale Freihandelsabkommen (FTA) abge­
schlossen. Seit 2010 besteht ein FTA mit Neuseeland, seit 2012 Abkommen mit den EFTA-Mitgliedern und mit
Chile. Derzeit wird über ein FTA mit dem südostasiatischen Staatenbund ASEAN verhandelt.
Außenhandel Hongkongs (in Mrd. US$; Veränderung 2016 im Vergleich zu 2011 in %)
2011
2016
Veränd.
Importe
511
514
0,6
Exporte
456
460
0,9
Handelsbilanzsaldo
-55
-54
-1,0
Quellen: UN Comtrade; HKTDC
Außenhandel nach Handelspartnern
China ist mit 48% der Importe und 54% der Exporte mit Abstand Hongkongs bedeutendster Handelspartner. Di­
rekt nördlich der ehemaligen Kolonie beginnen die endlosen Produktionszentren des Perlflussdeltas. Für diese
werden über die Hafenmetropole Materialien, Vorprodukte und Technologie importiert. Über den Freihafen
werden im Gegenzug Konsumgüter in alle Welt verschifft. Doch dieses Geschäftsmodell steht unter Druck. Zum
einen wird China für die exportorientierte Lohnveredelung zu teuer und Betriebe wandern ab. Zum anderen
werden Häfen in Festlandchina immer wettbewerbsfähiger und der Umschlag über Hongkong nimmt ab.
WAREN "MADE IN GERMANY" IN HONGKONG BELIEBT
Die EU steht nach der VR China beim Außenhandel auf Rang zwei. Für die EU kommt Hongkong auf Rang 15. Da­
nach folgen Taiwan, Japan und Korea (Rep.). Von wachsender Bedeutung sind Indien und die ASEAN-Mitglieder,
die in die globalen Lieferketten integriert werden.
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HONGKONGS AUSSENHANDEL HÄNGT AN SÜDCHINESISCHER PRODUKTION
Deutschlands Anteil an den Auslandslieferungen sinkt. Lag er 2010 noch bei 1,7%, so ist er bis 2015 auf 1,3% ge­
schrumpft, mit weiter fallender Tendenz. Grund ist nicht die mangelnde Nachfrage in Hongkong. Dort erfreuen
sich Pkw, Medizintechnik und Bauzulieferungen guter Nachfrage. Ferner werden Konsumgüter und Nahrungs­
mittel "made in Germany" zunehmend eingeführt. Der wesentliche Effekt beruht auf geringeren Lieferungen
von Investitionsgütern nach China über den Freihafen.
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Außenhandel nach Warengruppen
Hongkong versorgt Südchina mit Komponenten und Technologie für die Produktion. Dies spiegelt sich in den
Handelsströmen, die den Freihafen durchlaufen. Nicht selten sind Fabriken mit Hongkonger Eigentümern die
Abnehmer. Die größten Warengruppen stammen daher aus der Elektronik sowie der Bekleidungs- und Schuhin­
dustrie. Ferner werden traditionell verschiedene Konsumgüter wie Spielzeug, Haushaltsgegenstände, Möbel und
Uhren produziert. Die Materialen für diese Industrien inklusive chemischer Produkte müssen zum Teil immer
noch importiert werden.
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Allerdings neigen sich die Zeiten der "low-tech"-Produktion in Südchina dem Ende zu. Die Löhne sind extrem
gestiegen, und Umwelt- sowie Sozialstandards werden stärker überwacht. Viele Fabriken sind nach Südost- und
Südasien abgewandert, zum Teil auch nach Westchina. Daher sinken zum Beispiel Chinas Textilexporte, dafür
steigt der Anteil der High-Tech-Produkte. Eine zweite Strategie der Fabrikanten besteht in Investitionen in Au­
tomatisierungstechnik und höherwertige Maschinen, um Lohnkosten zu sparen und eine höhere Qualität zu er­
zeugen.
HONGKONG BLEIBT SPRUNGBRETT NACH GREATER CHINA FÜR KONSUMGÜ­
TERANBIETER
Ferner wandelt sich China dank steigender Einkommen zu einer Konsumgesellschaft. Die urbane Mittelschicht
kauft neben Pkw "made in Germany" auch importierte Konsumgüter und Luxusartikel, Körperpflege, Nahrungs­
mittel sowie Spielzeug und Babyprodukte. Diese wurden gerne in Hongkong eingekauft, denn die Preise waren
niedriger als auf dem Festland. Dies änderte sich aufgrund eines starken Hongkong-Dollars und großer Reise­
freude chinesischer Touristen. Der Hongkonger Einzelhandel musste daher kräftige Rückschläge einstecken.
Doch das Vertrauen in Produkte in Hongkong bleibt groß und die Stadt ist ein wichtiger Testmarkt für den Ein­
stieg in Greater China.
Einfuhr nach Warengruppen (in Mio. US$;)
Warengruppe
SITC-Pos.
Gesamt
2010
2015
431.390
518.772
Elektronik
75, 76, 776
180.735
255.623
.Halbleiter
776
80.740
114.094
Fertigerzeugnisse
8
75.750
79.922
.Fotographische Apparate
88
11.979
13.554
.Mess- u. Regeltechnik
87
8.710
10.204
Vorerzeugnisse
6
48.880
49.270
Elektrotechnik
77 minus 776
41.923
47.336
Nahrungsmittel
0
15.085
20.990
Chemische Erzeugnisse
5
23.118
20.241
Maschinen
71-74
19.139
18.904
Mineralische Brennstoffe
3
15.291
12.028
Straßenfahrzeuge
78
3.657
4.755
Getränke/Tabak
1
2.608
3.853
Rohstoffe
2
3.643
2.969
Schienen-, Wasser-, Luftfahrzeuge
79
1.153
2.455
*) das Internationale Warenverzeichnis für den Außenhandel (Standard International Trade Classification) kön­
nen Sie auf der Seite des Statistischen Bundesamtes herunterladen: https://www.destatis.de/DE/Methoden/
Klassifikationen/Aussenhandel/InternationalesWarenverzeichnis.html 
Quelle: UN Comtrade
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BEDEUTUNG DER LUFTFRACHT FÜR EXPORTE STEIGT
Durchliefen früher vor allem Container mit T-Shirt und Plastikspielzeug Hongkongs Hafen, so werden heute
Haushaltsgeräte, Laptops und Maschinen verschifft. Der Trend zur Produktion von kleineren, teuren Geräten
wie Smartphones und Tablets in Südchina hat ferner die Bedeutung der Luftfracht erhöht. Während der Contai­
nerumschlag seit Jahren sinkt, steigt die Luftfracht von Produkten mit hohem Wert-Gewicht-Verhältnis. Die im­
mer besser ausgebauten Wertschöpfungsketten in China haben dagegen dazu geführt, dass dort weniger Kom­
ponenten und Vorprodukte benötigt werden. Diese werden jetzt aus China nach Südostasien geliefert.
Ausfuhr nach Warengruppen (in Mio. US$)
Warengruppe
SITC-Pos.
Gesamt
2010
2015
388.592
462.215
Elektronik
75, 76, 776
171.904
243.296
Fertigerzeugnisse
8
85.075
78.820
Elektrotechnik
77 minus 776
44.383
49.792
Vorerzeugnisse
6
41.134
43.220
Chemische Erzeugnisse
5
18.353
16.317
Maschinen
71-74
15.543
15.967
Nahrungsmittel
0
4.521
6.539
Getränke/Tabak
1
1.517
2.492
Rohstoffe
2
3.064
2.382
Straßenfahrzeuge
78
1.596
1.402
Quelle: UN Comtrade
(H.G.)
"Weitere Informationen zu Wirtschaftslage, Branchen, Geschäftspraxis, Recht, Zoll, Ausschreibungen und Ent­
wicklungsprojekten in Hongkong finden Sie unter http://www.gtai.de/hongkong.  Einen Überblick zu verschie­
denen Themen in der Region Asien-Pazifik finden Sie unter http://www.gtai.de/asien-pazifik". 
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