rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte! Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen. Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei. Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten. Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an: [email protected] oder schicken Sie uns alles per Post an: Redaktion rbb PRAXIS Masurenallee 8-14, 14057 Berlin rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin am 08.02.2017, 20.15 - 21.15 Uhr Themen: Die unsichtbare Gefahr: Kohlenmonoxid Gesund im Mund Füße im Winter Ausländische Ärzte in Brandenburg Die unsichtbare Gefahr: Kohlenmonoxid Sechs Jugendliche – tot in einer Gartenlaube, gestorben an einer KohlenmonoxidVergiftung. Ein tragischer Unfall, der sich in Deutschland in ähnlicher Weise jedes Jahr hundertfach ereignet. Ob in der Datsche, Wohnung oder Shisha-Bar: Das farb- und geruchlose Gas ist ein stiller Killer. Woran man eine CO-Vergiftung erkennen und wie man sich vor dem hochgiftigen Gas schützen kann, zeigt die rbb Praxis. Die sechs Jugendlichen, die Ende Januar in einem Gartenhaus in Franken tot aufgefunden wurden, sind an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben. Das Gas Kohlenmonoxid (CO) war aus einem benzinbetriebenen Strom-Generator geströmt, der im Gartenhaus betrieben worden war. Ebenso an Kohlenmonoxid erstickt ist am ersten Februarwochenende ein älteres Ehepaar aus Hilden, bei dem offenbar die Gastherme im Keller des Hauses defekt war. Immer wieder werden solche CO-Vergiftungen gemeldet. In Deutschland erleiden jährlich etwa 4.000 Menschen eine Kohlenmonoxid-Vergiftung und müssen im Krankenhaus behandelt werden. Mehrere hundert sterben. Kohlenmonoxid (CO) ist ein farb-, geruch- und geschmacksloses Gas. Es entsteht, wenn Kohlenwasserstoffe etwa aus Kohle, Gas oder Benzin nicht vollständig verbrennen. Potenzielle Gefahrenquellen sind mangelhaft installierte Geräte, unzureichend gewartete Gasthermen oder Heizungsanlagen, zu geringe Frischluftzufuhr, Grillen (auch 1 holzkohlebeheizte Tischgrills) in geschlossenen Räumen (z. B. Garage, Wohnung), das Betreiben von benzinbetriebenen Geräten (z. B. Rasenmäher) innerhalb geschlossener Räume oder schlecht ziehende Kamine oder verstopfte Schornsteine. CO – der stille Killer Bereits geringe Konzentrationen reichen aus, um zu Vergiftungen zu führen. Strömt CO aus einem defekten Ofen aus, nehmen Menschen es nicht wahr. Kohlenmonoxid (CO) wird deshalb auch als „stiller Killer“ bezeichnet. Ein Anteil von nur 1,28 Prozent Kohlenmonoxid in der Luft reicht aus, um innerhalb von wenigen Minuten den Tod herbeizuführen. Über die Lunge erreicht das Kohlenmonoxid schnell den Blutkreislauf. Dort blockiert es an den roten Blutkörperchen die Bindungsstellen für Sauerstoff. Gelangt also mit der Atemluft auch Kohlenmonoxid in die Lungen, verdrängt es den lebensnotwendigen Sauerstoff vom Hämoglobin. Hämoglobin wird der rote Blutfarbstoff genannt, der sich überwiegend in den roten Blutkörperchen befindet. Das Hämoglobin enthält Eisen und ist dadurch fähig, Sauerstoff zu binden und zu transportieren. Die Transportkapazität des Blutes für Sauerstoff wird nahezu ausschließlich durch den Hämoglobingehalt des Blutes bestimmt. Das Atem-Gift Kohlenmonoxid verdrängt Sauerstoff im Blut Kohlenmonoxid bindet 200 bis 300 Mal stärker an Hämoglobin als Sauerstoff. Je mehr man davon einatmet, desto mehr Bindungsstellen werden mit Kohlenmonoxid besetzt, desto weniger Sauerstoff kann an die noch freien Stellen des Hämoglobins binden. Folglich gelangt umso weniger Sauerstoff zu den Organen. Bereits bei einer „Besetzungsrate“ von 25 Prozent treten erste Vergiftungserscheinungen auf. Außerdem blockiert das Kohlenmonoxid auch Enzyme in den Körperzellen und den Muskeln und führt dort ebenfalls zu schweren Störungen. Symptome einer CO-Vergiftung reichen von Kopfschmerzen, grippeähnlichen Beschwerden über leichten Schwindel bis hin zur Bewusstlosigkeit. Gasvergiftungen werden meist erst durch eine Blutanalyse diagnostiziert. Rechtzeitig erkannt, lässt sich eine Kohlenmonoxid-Vergiftung behandeln. Die wichtigste Therapie ist die Gabe von hochdosiertem Sauerstoff. Kohlenmonoxid-Melder geben rechtzeitig ein akustisches Signal Um gefährliche Vergiftungen zu verhindern, ist die regelmäßige Wartung von Heizanlagen und Feuerstätten wichtig. Für Häuser oder Wohnungen, in denen offene Feuerstellen (wie Kamine, Kaminöfen oder Gasthermen) vorhanden sind, empfiehlt die Feuerwehr spezielle Kohlenmonoxid-Melder. Diese Geräte geben bei erhöhter COKonzentration in Innenräumen ein lautes akustisches Signal und kosten im Baumarkt etwa 20 bis 60 Euro. Geprüfte Geräte tragen das CE-Siegel. Rauchmelder bieten laut des Bundesamts für Risikobewertungen keinen Schutz. Gasthermen, die jünger sind als 20 Jahre, haben in der Regel einen Sensor, der das Gerät bei erhöhtem CO-Wert abschaltet. Experte im Beitrag Norbert Skrobek Schornsteinfeger-Innung Berlin 2 Westfälische Straße 87 10709 Berlin [email protected] Tel.: 030 / 860 98 20 http://www.schornsteinfeger-berlin.de/ Füße im Winter - gesund und gepflegt Kalte oder gar schmerzende Füße kennen Viele, besonders in der kalten Jahreszeit. Doch wann sind die Beschwerden bedenklich? Und wie bekommt man Arthrose- oder Rheuma-geplagte Füße besser durch den Winter? Die rbb Praxis zeigt Tipps und Hilfen für gesunde Füße und auch Anregungen für die Pflege von Haut und Nägeln. Im Winter sinken die Temperaturen. Der Köper muss dafür sorgen, dass die lebenswichtigen Organe weiterhin gut durchblutet bleiben – und verengt daher zuerst die peripheren Gefäße in den Gliedmaßen. Mehrere Schichten Socken und warme Winterschuhe helfen gegen kalte Füße. Doch kalte Füße sind nicht nur unangenehm, sie fördern reflektorisch auch Erkältungen. Warmes Socken- und Schuhwerk ist daher wichtig. Winterschuhe sollten aber vor allem atmungsaktiv, wasserdicht und etwas geräumiger sein, wenn nicht sogar eine Größe größer als normal. Für den häuslichen Bereich empfehlen Podologen offene Hausschuhe oder gar das Barfußlaufen, damit die Füße an die Luft kommen. Sind die Füße zu stark eingepackt, schwitzen sie schneller und Schwitzwasser kann in dem engen Schuhwerk nicht entweichen. Zudem werden die Füße unzureichend belüftet. Es entstehen vermehrt unangenehme Druckstellen, Hornhaut und Bakterien sammeln sich an. Das Risiko für Fußgeruch oder Fußpilz steigt. Erste Hinweise sind Juckreiz und gerötete Stellen. Menschen, die zu trockener Haut neigen oder Neurodermitis haben, entwickeln im Winter hingegen schnell einen „atopischen Winterfuß“. Darunter verstehen Podologen blutige Risse an den Fußsohlen und Zehenkuppen durch extrem trockene Füße. Sie entstehen, wenn die Schweißdrüsen durch starke Kälte teilweise oder ganz ihren Dienst verweigern und die Hautoberfläche am Fuß austrocknet. Häufig sind chronisch kalte Füße auch die Folge von arteriosklerotischen Ablagerungen und Verengungen in den Gefäßen. Hinweise sind weißliche oder bläulich verfärbte Zehen. Das Risiko für Arteriosklerose ist erhöht bei Rauchen, Bewegungsmangel und Übergewicht, zu hohe Blutfettwerte, Bluthochdruck und Diabetes. Eine gute Fußpflege ist das A und O Zu einer guten Fußpflege gehören lauwarme Fußbäder mit rückfettenden Zusätzen. Damit die Haut an den Fersen und der Sohle erst gar nicht einreißt, braucht sie nämlich mehr Feuchtigkeit als Fett. Vaseline, Hirschtalg, Pferdesalbe hingegen sind reine Fette, welche die Schweißdrüsen in ihrer Produktion eher behindern. Zur Pflege empfehlen Experten daher besser milde, rückfettende Produkte, am besten solche, die Feuchthaltefaktoren wie Harnstoff, Ammoniumlactat oder Glycerin enthalten. Wer zur Bildung von Hornhaut neigt, sollte sich Hilfe beim Podologen holen, statt selbst mit Schälgeräten oder Hornhauthobeln Hand anzulegen. Denn damit riskiert man Verletzungen und in der Folge Infektionen. 3 Fisch-Spa nur unter besten hygienischen Bedingungen Wer die Durchblutung seiner Füße anregen will, gönnt sich zudem regelmäßig Fußbäder mit ätherischen Ölen, Fußmassagen und Fuß-Peelings. Voll im Trend liegen so genannte „Fisch-Spa“. Dabei taucht man seine Füße in ein warmes Wasserbassin. Sogenannte Knabberfische wie die Saugbarben (Garra Rufa) knabbern dann unter der Fußsohle, am Spann, an den Zehen alte Haut ab. Bevor die Füße ins Becken dürfen, werden sie gründlich gereinigt; Hautcreme und Kosmetika sind schädlich für die Fischchen. Zudem sollten Menschen, die einen ansteckenden Erreger in sich tragen, vorsorglich auf die Fischpediküre verzichten. So soll verhindert werden, dass Krankheitserreger übertragen werden. Zudem wird das Wasser üblicherweise über starke Pumpen und UV-Filter entkeimt. Als Kunde sollte man zudem darauf achten, dass die Betreiber Zertifikate über eine Ausbildung zur artgerechten Haltung in ihren Studios zugänglich machen. Kälte kann bei Rheumapatienten unterschiedlich wirken Für Menschen mit Arthrose in den Gelenken bringt die feuchte Winterkälte Schmerzen. Denn die Kälte reduziert die Viskosität der Gelenkflüssigkeit, die Gelenke sind also weniger gut geschmiert als bei Wärme. Dadurch nimmt der Reibungsschmerz zu. Trotz Schmerz und Kälte sollten sich Betroffene aber weiter bewegen. Leiden Patienten unter entzündlichem Rheuma, hilft Kälte paradoxerweise, aber nur, wenn sie aus der Kältekammer kommt. Eine extreme, aber trockene Kälte aus der Kältekammer kann die Entzündungsschmerzen sanft lindern. Experten in den Beiträgen und im Studio: Amrei Hohenwald Podologin Vorsitzende Deutscher Verband für Podologie (ZFD) Landesverband Berlin und Brandenburg e.V. Stolper Straße 6 16540 Hohen Neuendorf Telefon 0 33 03 / 215 626 E-Mail [email protected] https://www.podo-bb.de/ Dr. med. Petra Sandow Fachärztin für Allgemeinmedizin Reichsstraße 81 14052 Berlin Telefon: 030/ 3042823 Dr. Sabine Reckert, Rheumatologin Maria Pratel, Ergotherapeutin Rheumahaus Friedrich-Ebert-Straße 35 14469 Potsdam Telefon: 0331/ 2434 2810 E-Mail: [email protected] http://www.rheumahaus.de 4 Peter Siegmann Großbeerenstraße 2 - 10 12107 Berlin Gebäude 1.1 Telefon: 030/688 94 180 [email protected] www.physiofish.de Ausländische Ärzte in Brandenburg „Patientin verweigert Behandlung durch ausländischen Arzt“ – solche Schlagzeilen verwundern und beunruhigen. Gleichzeitig benötigen immer mehr Krankenhäuser in unserer Region kompetente Ärzte, unabhängig von ihrer Herkunft. Die rbb Praxis zeigt an einem Beispiel in Treuenbrietzen, wie die Zusammenarbeit gelingen kann. Ob aus Kenia, Polen oder dem arabischen Raum: Immer häufiger kommen Ärzte aus anderen Ländern in deutsche Kliniken. Ein Grund ist sicherlich die steigende Zuwanderung generell in den letzten Jahren. Es kommen mehr Menschen ins Land, die bereits Ärzte sind oder die hier zu solchen ausgebildet werden. Gerade auf dem Land wie in Brandenburg herrscht aber auch Ärztemangel. Ausländische Ärzte sind für viele Klinikchefs daher ein Segen. Experten zufolge sei Deutschland in Bezug auf die ärztliche Besetzung geradezu ein Einwanderungsland geworden. Mehr als 1000 ausländische Ärzte in Brandenburg So arbeiten zum Beispiel derzeit im flämischen Treuenbrietzen von insgesamt 75 angestellten Ärzten acht mit ausländischer Herkunft. Die meisten kommen aus den nordafrikanischen Staaten, aber auch aus Indien und dem Iran. Flüchtlinge sind keine darunter. Insgesamt waren dem Jahresbericht der Landesärztekammer zufolge im Jahr 2015 in Brandenburger Kliniken 1094 ausländische Ärzte gemeldet, 915 davon im Krankenhaus, 106 in Niederlassungen und sieben Ärzte in Behörden. 109 Ärzte haben im Jahr 2016 bereits einen Antrag auf Approbation gestellt. Für ausländische Ärzte, die in Brandenburg arbeiten möchten, ist zunächst das Wichtigste, dass sie die deutsche Sprache erlernen. Das ist für Mediziner eine Grundvoraussetzung, um Patienten behandeln zu können. Vor der Zulassung als Arzt werden die Sprachkenntnisse von der Landesärztekammer in Potsdam geprüft. Im Einzelfall wird zudem geklärt, ob nach Erlernen der deutschen Sprache zunächst eine Hospitation, ein Praktikum oder auch die Teilnahme an einer beruflichen Anpassungsmaßnahme möglich bzw. erforderlich ist oder wie die Vorbereitung auf eine gegebenenfalls erforderliche Kenntnisprüfung erfolgen könnte. Dabei prüfen die Behörden, wie zum Beispiel das Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz auch, welche beruflichen Voraussetzungen die Kandidaten mitbringen. Es ist sehr unterschiedlich, welche Unterlagen Flüchtlinge mitbringen oder bei Bedarf beschaffen können. Sofern ausländische Ärzte ihre Ausbildung in einem Drittland, zum Beispiel Syrien, absolviert haben, ist eine Voraussetzung für die Erteilung der Approbation als Arzt in Deutschland, dass die im Ausland erworbene Ausbildung abgeschlossen und gleichwertig zu der in Deutschland geregelten Ausbildung ist. Wenn die ausländische Ausbildung nicht gleichwertig zu der deutschen Ausbildung ist oder ein Vergleich der Ausbildungen zum Beispiel auf Grund des fehlenden Studienplans nicht vorgenommen werden kann, ist von den Betreffenden eine Kenntnisprüfung abzulegen. 5 Vorbereitungslehrgänge gibt es in Brandenburg keine In Brandenburg werden landesweit dafür keine speziellen Integrationskurse angeboten. „Brandenburger“ Ärzte besuchen die Vorbereitungslehrgänge auf die Kenntnisprüfung daher in anderen Bundesländern, wobei die in diese Lehrgänge integrierten Praktika dann in Brandenburger Kliniken absolviert werden. Zu diesem Zweck kann eine entsprechende Berufserlaubnis beantragt werden und wird in der Regel auch erteilt. Die Kliniken bieten teilweise auch selbst in Eigeninitiative bestimmte Schulungen/Maßnahmen an. Insbesondere für Flüchtlinge gibt es zudem verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten. Die Klinik hilft bei der Organisation der Termine. Das Problem ist jedoch häufig, dass der Bleibestatus als Voraussetzung für die Arbeitserlaubnis oft ungeklärt ist. Bei den Bewerbern, die in der EU oder Deutschland studiert haben, gibt es keine Probleme. Hat ein Arzt aus einem anderen Land hier eine Stelle angetreten, muss er regelmäßig seine Aufenthaltsgenehmigung verlängern lassen. Hat er aber erst einen Arbeitsplatz, geht das meist problemlos. Zumal es ja einen Mangel an Ärzten auf dem Lande gibt. Experte im Beitrag: Dr. Martin Spielhagen Chefarzt Anästhesie und Intensivmedizin und Ärztlicher Direktor Johanniter-Krankenhaus im Fläming Treuenbrietzen GmbH Johanniterstraße 1 14929 Treuenbrietzen Tel.: 033748 8/ 2100 http://www.johanniter.de/einrichtungen/krankenhaus/treuenbrietzen/ Arzt im Beitrag Alwyn Kombaka Johanniter-Krankenhaus im Fläming Treuenbrietzen GmbH Johanniterstraße 1 14929 Treuenbrietzen Mit regelmäßiger Mundgesundheit Parodontitis vorbeugen Gesunde Zähne sind Ausdruck für einen gesunden Organismus, stehen für Vitalität. Eine optimale Mundhygiene und Zahnzwischenraumreinigungen garantieren anhaltende Freude an den Zähnen. Doch kariesfreie Zähne, ein vitales Zahnfleisch und möglichst wenig Bakterienansiedlungen sind vor allem auch eine Garantie für die Gesundheit des ganzen Körpers. Volkskrankheit Parodontitis Die Parodontitis ist eine unterschätzte Volkskrankheit, die bedrohliche Folgen haben kann. Eigentlich muss die chronische Entzündung im Mund früh diagnostiziert, systematisch behandelt und lebenslang kontrolliert werden. Doch all das passiert nur selten. Oft wird die Parodontitis erst behandelt, wenn die chronische Entzündung den Zahnhalteapparat bereits zerstört hat. Hierzulande gibt es etwa acht Millionen Betroffene. In der Altersgruppe über vierzig Jahren gehen mehr Zähne durch Parodontitis verloren als durch Karies. 6 Zusätzlich zu den Beschwerden Zahnfleischbluten, entzündeten Zahnfleischtaschen, Mundgeruch und lockeren Zähnen laufen die Betroffenen Gefahr, Folgeerkrankungen zu bekommen. Denn, soviel weiß die Wissenschaft heute: Irgendwann finden sich Parodontalkeime in vielen Organen. Sie bilden Giftstoffe und stacheln das Immunsystem auf. Infolge der Dauerinfektion schüttet der Körper Fresszellen und entzündungsfördernde Botenstoffe aus. Betroffene haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Herzkreislaufentzündungen, Diabetes, Schlaganfall. Ja sogar Rheuma, Alzheimer, Krebs und Impotenz sollen mit der Parodontitis zusammenhängen. Die Entzündung löst diese Erkrankungen meist nicht direkt aus, sondern begünstigt sie als wichtiger Risikofaktor, ähnlich wie Rauchen oder Übergewicht. Durch eine chronische Entzündung bilden sich Zahnfleischtaschen Die Entzündung des Zahnhalteapparates entsteht schleichend und unbemerkt. Zunächst bilden sich durch schlechte Mundhygiene Zahnbeläge. Darauf vermehren sich Bakterien aus Speichel und Nahrungsresten und bilden einen Biofilm, der sich vom Zahnfleischrand entlang der Zahnwurzeloberfläche ausbreitet. Die Bakterien scheiden Säuren und Gifte ab, das Zahnfleisch entzündet sich. Löst sich nun das Zahnfleisch von der Zahnoberfläche, entsteht eine Zahnfleischtasche. Siedeln sich hier über Jahre Bakterien an, bauen sich der Zahn tragende Faserapparat und der umgebende Knochen ab. Ist die Zahnfleischtasche bis zu 3,5 Millimeter tief, besteht noch kein Grund zur Sorge. Alles, was tiefer geht, muss behandelt werden. Ab sechs Millimeter Tiefe sprechen Experten von einer schweren Parodontitis. Entdeckt und behandelt wird das Malheur, wenn überhaupt, meist erst in der zweiten Lebenshälfte. Die Diagnose Parodontitis ist schnell gestellt Die Diagnose kann jeder niedergelassene Zahnarzt mit dem sogenannten Parodontalen Screening Index (PSI) stellen. Bei dem PSI piekt der Zahnarzt in das Zahnfleisch und zählt die Blutungspunkte. Mit einer speziellen Sonde misst er die Taschentiefe an jedem Zahn. Die Leistungen bezahlt alle zwei Jahre die gesetzliche Krankenkasse. Basis der Parodontitisbehandlung ist die professionelle Zahnreinigung. Dabei werden Keime und Beläge zunächst von der Zahnoberfläche gekratzt. Je nach Befall reinigt der Zahnarzt dann die Zahnfleischtaschen und entfernt mit Spachtel oder Ultraschall Zahnstein. Der Zahnstein bildet sich aus Plaque und Mineralien des Speichels und setzt sich unterhalb des Zahnfleischsaumes ab – zu tief, als dass er sich beim Zähneputzen entfernen ließe. Wenn nötig werden Wurzelränder und Kronenkränze daher sogar operativ geglättet oder Zahnfleisch weggeschnitten, damit die Bakterien keinen Halt finden. Sind die Taschen überall entkeimt, kann auch die Entzündung zur Ruhe kommen. Schwangere und Herzkranke sollten regelmäßig zum Zahnarzt Damit es erst gar nicht so weit kommt, sollten Schwangere und Herzkranke, die beispielsweise eine neue Herzklappe bekommen sollen, vorsorglich den Zahnstatus und die Schleimhäute auf eine mögliche Parodontitis prüfen lassen. Ist das Zahnfleisch angegriffen, empfehlen Experten vor einer Herzoperation auf jeden Fall eine antibiotische Prophylaxe, so dass im Blut keine Bakterien vermehrt auftreten können. Doch nicht nur bei Herz-Kreislauferkrankungen und Schwangerschaften ist eine regelmäßige Mundhygiene sinnvoll. Auch Parodontitis und Diabetes beeinflussen sich gegenseitig negativ. Betroffene sollten neben der gründlichen Mundhygiene daher vor 7 allem auf ihre Blutzuckerwerte achten. Denn Experten wissen: Ist der Zuckerwert gut eingestellt, ist auch das Zahnfleisch weniger entzündet und blutet seltener. Diabetes und Parodontitis beeinflussen sich gegenseitig Auch umgekehrt beeinflusst eine nicht oder unzureichend behandelte Parodontitis den Diabetes. Die Stoffwechselstörung verschlimmert sich durch einen entzündeten Zahnhalteapparat. Ausschlaggebend für oft massive Parodontitis bei Diabetikern ist vor allem die geschwächte Abwehrlage bei Diabetikern. Je schwächer also die Abwehr ist, desto mehr tritt die Entzündung in den Vordergrund. Antientzündliche Mechanismen und Reparationsprozesse werden vom Körper ausgebremst, die Parodontitis nimmt ihren Lauf. Damit diese Prozesse gar nicht erst in Gang kommen, sollten Diabetiker von Beginn der Diagnose an regelmäßig zum Zahnarzt. Demnächst soll auch der Zahnarzt in den Diabetes-Pass aufgenommen werden, als wichtiger zu konsultierender Arzt. Hat sich die Parodontitis bereits entwickelt, empfehlen Fachleute umgehend eine gründliche Gebisssanierung. Denn Meta-Analysen konnten zeigen, dass durch eine effektive Parodontitistherapie der Langzeitblutzucker HbA1C von Diabetikern so stark gesenkt werden kann, wie es der Wirkung eines zweiten Medikamentes entspricht. Experte im Beitrag und im Studio: Univ.-Prof. Dr. Henrik Dommisch Leiter der Abteilung für Parodontologie Charité Centrum 3 für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Aßmannshauser Straße 4 - 6 14197 Berlin Tel.: 030 / 450 56 23 22 https://paro.charite.de/abteilung/leitung/ RBB „rbb Praxis“ Masurenallee 8 –14 14057 Berlin www.rbb-praxis.de Redaktion: Redaktionsassistenz: Moderation: Infotext: Stand der Information: Susanne Faß Manuela Grimm Raiko Thal Beate Wagner 08.02.2017 8
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