rbb Praxis - Das Gesundheitsmagazin

rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte!
Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und
haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu
unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen.
Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde
zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei.
Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio
kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten.
Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an:
[email protected]
oder schicken Sie uns alles per Post an:
Redaktion rbb PRAXIS
Masurenallee 8-14, 14057 Berlin
rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin
am 08.02.2017, 20.15 - 21.15 Uhr
Themen:

Die unsichtbare Gefahr: Kohlenmonoxid

Gesund im Mund
 Füße im Winter
 Ausländische Ärzte in Brandenburg
Die unsichtbare Gefahr: Kohlenmonoxid
Sechs Jugendliche – tot in einer Gartenlaube, gestorben an einer KohlenmonoxidVergiftung. Ein tragischer Unfall, der sich in Deutschland in ähnlicher Weise jedes Jahr
hundertfach ereignet. Ob in der Datsche, Wohnung oder Shisha-Bar: Das farb- und
geruchlose Gas ist ein stiller Killer. Woran man eine CO-Vergiftung erkennen und wie
man sich vor dem hochgiftigen Gas schützen kann, zeigt die rbb Praxis.
Die sechs Jugendlichen, die Ende Januar in einem Gartenhaus in Franken tot
aufgefunden wurden, sind an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben. Das Gas
Kohlenmonoxid (CO) war aus einem benzinbetriebenen Strom-Generator geströmt, der
im Gartenhaus betrieben worden war. Ebenso an Kohlenmonoxid erstickt ist am ersten
Februarwochenende ein älteres Ehepaar aus Hilden, bei dem offenbar die Gastherme im
Keller des Hauses defekt war. Immer wieder werden solche CO-Vergiftungen gemeldet.
In Deutschland erleiden jährlich etwa 4.000 Menschen eine Kohlenmonoxid-Vergiftung
und müssen im Krankenhaus behandelt werden. Mehrere hundert sterben.
Kohlenmonoxid (CO) ist ein farb-, geruch- und geschmacksloses Gas. Es entsteht, wenn
Kohlenwasserstoffe etwa aus Kohle, Gas oder Benzin nicht vollständig verbrennen.
Potenzielle Gefahrenquellen sind mangelhaft installierte Geräte, unzureichend
gewartete Gasthermen oder Heizungsanlagen, zu geringe Frischluftzufuhr, Grillen (auch
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holzkohlebeheizte Tischgrills) in geschlossenen Räumen (z. B. Garage, Wohnung), das
Betreiben von benzinbetriebenen Geräten (z. B. Rasenmäher) innerhalb geschlossener
Räume oder schlecht ziehende Kamine oder verstopfte Schornsteine.
CO – der stille Killer
Bereits geringe Konzentrationen reichen aus, um zu Vergiftungen zu führen. Strömt CO
aus einem defekten Ofen aus, nehmen Menschen es nicht wahr. Kohlenmonoxid (CO)
wird deshalb auch als „stiller Killer“ bezeichnet. Ein Anteil von nur 1,28 Prozent
Kohlenmonoxid in der Luft reicht aus, um innerhalb von wenigen Minuten den Tod
herbeizuführen.
Über die Lunge erreicht das Kohlenmonoxid schnell den Blutkreislauf. Dort blockiert es
an den roten Blutkörperchen die Bindungsstellen für Sauerstoff. Gelangt also mit der
Atemluft auch Kohlenmonoxid in die Lungen, verdrängt es den lebensnotwendigen
Sauerstoff vom Hämoglobin. Hämoglobin wird der rote Blutfarbstoff genannt, der sich
überwiegend in den roten Blutkörperchen befindet. Das Hämoglobin enthält Eisen und
ist dadurch fähig, Sauerstoff zu binden und zu transportieren. Die Transportkapazität
des Blutes für Sauerstoff wird nahezu ausschließlich durch den Hämoglobingehalt des
Blutes bestimmt.
Das Atem-Gift Kohlenmonoxid verdrängt Sauerstoff im Blut
Kohlenmonoxid bindet 200 bis 300 Mal stärker an Hämoglobin als Sauerstoff. Je mehr
man davon einatmet, desto mehr Bindungsstellen werden mit Kohlenmonoxid besetzt,
desto weniger Sauerstoff kann an die noch freien Stellen des Hämoglobins binden.
Folglich gelangt umso weniger Sauerstoff zu den Organen. Bereits bei einer
„Besetzungsrate“ von 25 Prozent treten erste Vergiftungserscheinungen auf.
Außerdem blockiert das Kohlenmonoxid auch Enzyme in den Körperzellen und den
Muskeln und führt dort ebenfalls zu schweren Störungen.
Symptome einer CO-Vergiftung reichen von Kopfschmerzen, grippeähnlichen
Beschwerden über leichten Schwindel bis hin zur Bewusstlosigkeit. Gasvergiftungen
werden meist erst durch eine Blutanalyse diagnostiziert. Rechtzeitig erkannt, lässt sich
eine Kohlenmonoxid-Vergiftung behandeln. Die wichtigste Therapie ist die Gabe von
hochdosiertem Sauerstoff.
Kohlenmonoxid-Melder geben rechtzeitig ein akustisches Signal
Um gefährliche Vergiftungen zu verhindern, ist die regelmäßige Wartung von
Heizanlagen und Feuerstätten wichtig. Für Häuser oder Wohnungen, in denen offene
Feuerstellen (wie Kamine, Kaminöfen oder Gasthermen) vorhanden sind, empfiehlt die
Feuerwehr spezielle Kohlenmonoxid-Melder. Diese Geräte geben bei erhöhter COKonzentration in Innenräumen ein lautes akustisches Signal und kosten im Baumarkt
etwa 20 bis 60 Euro. Geprüfte Geräte tragen das CE-Siegel. Rauchmelder bieten laut
des Bundesamts für Risikobewertungen keinen Schutz. Gasthermen, die jünger sind als
20 Jahre, haben in der Regel einen Sensor, der das Gerät bei erhöhtem CO-Wert
abschaltet.
Experte im Beitrag
Norbert Skrobek
Schornsteinfeger-Innung Berlin
2
Westfälische Straße 87
10709 Berlin
[email protected]
Tel.: 030 / 860 98 20
http://www.schornsteinfeger-berlin.de/
Füße im Winter - gesund und gepflegt
Kalte oder gar schmerzende Füße kennen Viele, besonders in der kalten Jahreszeit.
Doch wann sind die Beschwerden bedenklich? Und wie bekommt man Arthrose- oder
Rheuma-geplagte Füße besser durch den Winter? Die rbb Praxis zeigt Tipps und Hilfen
für gesunde Füße und auch Anregungen für die Pflege von Haut und Nägeln.
Im Winter sinken die Temperaturen. Der Köper muss dafür sorgen, dass die
lebenswichtigen Organe weiterhin gut durchblutet bleiben – und verengt daher zuerst
die peripheren Gefäße in den Gliedmaßen. Mehrere Schichten Socken und warme
Winterschuhe helfen gegen kalte Füße. Doch kalte Füße sind nicht nur unangenehm, sie
fördern reflektorisch auch Erkältungen.
Warmes Socken- und Schuhwerk ist daher wichtig. Winterschuhe sollten aber vor allem
atmungsaktiv, wasserdicht und etwas geräumiger sein, wenn nicht sogar eine Größe
größer als normal. Für den häuslichen Bereich empfehlen Podologen offene Hausschuhe
oder gar das Barfußlaufen, damit die Füße an die Luft kommen.
Sind die Füße zu stark eingepackt, schwitzen sie schneller und Schwitzwasser kann in
dem engen Schuhwerk nicht entweichen. Zudem werden die Füße unzureichend belüftet.
Es entstehen vermehrt unangenehme Druckstellen, Hornhaut und Bakterien sammeln
sich an. Das Risiko für Fußgeruch oder Fußpilz steigt. Erste Hinweise sind Juckreiz und
gerötete Stellen.
Menschen, die zu trockener Haut neigen oder Neurodermitis haben, entwickeln im
Winter hingegen schnell einen „atopischen Winterfuß“. Darunter verstehen Podologen
blutige Risse an den Fußsohlen und Zehenkuppen durch extrem trockene Füße. Sie
entstehen, wenn die Schweißdrüsen durch starke Kälte teilweise oder ganz ihren Dienst
verweigern und die Hautoberfläche am Fuß austrocknet. Häufig sind chronisch kalte
Füße auch die Folge von arteriosklerotischen Ablagerungen und Verengungen in den
Gefäßen. Hinweise sind weißliche oder bläulich verfärbte Zehen. Das Risiko für
Arteriosklerose ist erhöht bei Rauchen, Bewegungsmangel und Übergewicht, zu hohe
Blutfettwerte, Bluthochdruck und Diabetes.
Eine gute Fußpflege ist das A und O
Zu einer guten Fußpflege gehören lauwarme Fußbäder mit rückfettenden Zusätzen.
Damit die Haut an den Fersen und der Sohle erst gar nicht einreißt, braucht sie nämlich
mehr Feuchtigkeit als Fett. Vaseline, Hirschtalg, Pferdesalbe hingegen sind reine Fette,
welche die Schweißdrüsen in ihrer Produktion eher behindern. Zur Pflege empfehlen
Experten daher besser milde, rückfettende Produkte, am besten solche, die
Feuchthaltefaktoren wie Harnstoff, Ammoniumlactat oder Glycerin enthalten. Wer zur
Bildung von Hornhaut neigt, sollte sich Hilfe beim Podologen holen, statt selbst mit
Schälgeräten oder Hornhauthobeln Hand anzulegen. Denn damit riskiert man
Verletzungen und in der Folge Infektionen.
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Fisch-Spa nur unter besten hygienischen Bedingungen
Wer die Durchblutung seiner Füße anregen will, gönnt sich zudem regelmäßig Fußbäder
mit ätherischen Ölen, Fußmassagen und Fuß-Peelings. Voll im Trend liegen so genannte
„Fisch-Spa“. Dabei taucht man seine Füße in ein warmes Wasserbassin. Sogenannte
Knabberfische wie die Saugbarben (Garra Rufa) knabbern dann unter der Fußsohle, am
Spann, an den Zehen alte Haut ab. Bevor die Füße ins Becken dürfen, werden sie
gründlich gereinigt; Hautcreme und Kosmetika sind schädlich für die Fischchen. Zudem
sollten Menschen, die einen ansteckenden Erreger in sich tragen, vorsorglich auf die
Fischpediküre verzichten. So soll verhindert werden, dass Krankheitserreger übertragen
werden. Zudem wird das Wasser üblicherweise über starke Pumpen und UV-Filter
entkeimt. Als Kunde sollte man zudem darauf achten, dass die Betreiber Zertifikate über
eine Ausbildung zur artgerechten Haltung in ihren Studios zugänglich machen.
Kälte kann bei Rheumapatienten unterschiedlich wirken
Für Menschen mit Arthrose in den Gelenken bringt die feuchte Winterkälte Schmerzen.
Denn die Kälte reduziert die Viskosität der Gelenkflüssigkeit, die Gelenke sind also
weniger gut geschmiert als bei Wärme. Dadurch nimmt der Reibungsschmerz zu. Trotz
Schmerz und Kälte sollten sich Betroffene aber weiter bewegen. Leiden Patienten unter
entzündlichem Rheuma, hilft Kälte paradoxerweise, aber nur, wenn sie aus der
Kältekammer kommt. Eine extreme, aber trockene Kälte aus der Kältekammer kann die
Entzündungsschmerzen sanft lindern.
Experten in den Beiträgen und im Studio:
Amrei Hohenwald
Podologin
Vorsitzende Deutscher Verband für Podologie (ZFD)
Landesverband Berlin und Brandenburg e.V.
Stolper Straße 6
16540 Hohen Neuendorf
Telefon 0 33 03 / 215 626
E-Mail [email protected]
https://www.podo-bb.de/
Dr. med. Petra Sandow
Fachärztin für Allgemeinmedizin
Reichsstraße 81
14052 Berlin
Telefon: 030/ 3042823
Dr. Sabine Reckert, Rheumatologin
Maria Pratel, Ergotherapeutin
Rheumahaus
Friedrich-Ebert-Straße 35
14469 Potsdam
Telefon: 0331/ 2434 2810
E-Mail: [email protected]
http://www.rheumahaus.de
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Peter Siegmann
Großbeerenstraße 2 - 10
12107 Berlin
Gebäude 1.1
Telefon: 030/688 94 180
[email protected]
www.physiofish.de
Ausländische Ärzte in Brandenburg
„Patientin verweigert Behandlung durch ausländischen Arzt“ – solche Schlagzeilen
verwundern und beunruhigen. Gleichzeitig benötigen immer mehr Krankenhäuser in
unserer Region kompetente Ärzte, unabhängig von ihrer Herkunft. Die rbb Praxis zeigt
an einem Beispiel in Treuenbrietzen, wie die Zusammenarbeit gelingen kann.
Ob aus Kenia, Polen oder dem arabischen Raum: Immer häufiger kommen Ärzte aus
anderen Ländern in deutsche Kliniken. Ein Grund ist sicherlich die steigende
Zuwanderung generell in den letzten Jahren. Es kommen mehr Menschen ins Land, die
bereits Ärzte sind oder die hier zu solchen ausgebildet werden. Gerade auf dem Land
wie in Brandenburg herrscht aber auch Ärztemangel. Ausländische Ärzte sind für viele
Klinikchefs daher ein Segen. Experten zufolge sei Deutschland in Bezug auf die ärztliche
Besetzung geradezu ein Einwanderungsland geworden.
Mehr als 1000 ausländische Ärzte in Brandenburg
So arbeiten zum Beispiel derzeit im flämischen Treuenbrietzen von insgesamt 75
angestellten Ärzten acht mit ausländischer Herkunft. Die meisten kommen aus den
nordafrikanischen Staaten, aber auch aus Indien und dem Iran. Flüchtlinge sind keine
darunter. Insgesamt waren dem Jahresbericht der Landesärztekammer zufolge im Jahr
2015 in Brandenburger Kliniken 1094 ausländische Ärzte gemeldet, 915 davon im
Krankenhaus, 106 in Niederlassungen und sieben Ärzte in Behörden. 109 Ärzte haben
im Jahr 2016 bereits einen Antrag auf Approbation gestellt.
Für ausländische Ärzte, die in Brandenburg arbeiten möchten, ist zunächst das
Wichtigste, dass sie die deutsche Sprache erlernen. Das ist für Mediziner eine
Grundvoraussetzung, um Patienten behandeln zu können. Vor der Zulassung als Arzt
werden die Sprachkenntnisse von der Landesärztekammer in Potsdam geprüft. Im
Einzelfall wird zudem geklärt, ob nach Erlernen der deutschen Sprache zunächst eine
Hospitation, ein Praktikum oder auch die Teilnahme an einer beruflichen
Anpassungsmaßnahme möglich bzw. erforderlich ist oder wie die Vorbereitung auf eine
gegebenenfalls erforderliche Kenntnisprüfung erfolgen könnte.
Dabei prüfen die Behörden, wie zum Beispiel das Landesamt für Umwelt, Gesundheit und
Verbraucherschutz auch, welche beruflichen Voraussetzungen die Kandidaten
mitbringen. Es ist sehr unterschiedlich, welche Unterlagen Flüchtlinge mitbringen oder
bei Bedarf beschaffen können. Sofern ausländische Ärzte ihre Ausbildung in einem
Drittland, zum Beispiel Syrien, absolviert haben, ist eine Voraussetzung für die Erteilung
der Approbation als Arzt in Deutschland, dass die im Ausland erworbene Ausbildung
abgeschlossen und gleichwertig zu der in Deutschland geregelten Ausbildung ist. Wenn
die ausländische Ausbildung nicht gleichwertig zu der deutschen Ausbildung ist oder ein
Vergleich der Ausbildungen zum Beispiel auf Grund des fehlenden Studienplans nicht
vorgenommen werden kann, ist von den Betreffenden eine Kenntnisprüfung abzulegen.
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Vorbereitungslehrgänge gibt es in Brandenburg keine
In Brandenburg werden landesweit dafür keine speziellen Integrationskurse angeboten.
„Brandenburger“ Ärzte besuchen die Vorbereitungslehrgänge auf die Kenntnisprüfung
daher in anderen Bundesländern, wobei die in diese Lehrgänge integrierten Praktika
dann in Brandenburger Kliniken absolviert werden. Zu diesem Zweck kann eine
entsprechende Berufserlaubnis beantragt werden und wird in der Regel auch erteilt. Die
Kliniken bieten teilweise auch selbst in Eigeninitiative bestimmte
Schulungen/Maßnahmen an.
Insbesondere für Flüchtlinge gibt es zudem verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten.
Die Klinik hilft bei der Organisation der Termine. Das Problem ist jedoch häufig, dass der
Bleibestatus als Voraussetzung für die Arbeitserlaubnis oft ungeklärt ist. Bei den
Bewerbern, die in der EU oder Deutschland studiert haben, gibt es keine Probleme.
Hat ein Arzt aus einem anderen Land hier eine Stelle angetreten, muss er regelmäßig
seine Aufenthaltsgenehmigung verlängern lassen. Hat er aber erst einen Arbeitsplatz,
geht das meist problemlos. Zumal es ja einen Mangel an Ärzten auf dem Lande gibt.
Experte im Beitrag:
Dr. Martin Spielhagen
Chefarzt Anästhesie und Intensivmedizin und Ärztlicher Direktor
Johanniter-Krankenhaus im Fläming Treuenbrietzen GmbH
Johanniterstraße 1
14929 Treuenbrietzen
Tel.: 033748 8/ 2100
http://www.johanniter.de/einrichtungen/krankenhaus/treuenbrietzen/
Arzt im Beitrag
Alwyn Kombaka
Johanniter-Krankenhaus im Fläming Treuenbrietzen GmbH
Johanniterstraße 1
14929 Treuenbrietzen
Mit regelmäßiger Mundgesundheit Parodontitis vorbeugen
Gesunde Zähne sind Ausdruck für einen gesunden Organismus, stehen für Vitalität. Eine
optimale Mundhygiene und Zahnzwischenraumreinigungen garantieren anhaltende
Freude an den Zähnen. Doch kariesfreie Zähne, ein vitales Zahnfleisch und möglichst
wenig Bakterienansiedlungen sind vor allem auch eine Garantie für die Gesundheit des
ganzen Körpers.
Volkskrankheit Parodontitis
Die Parodontitis ist eine unterschätzte Volkskrankheit, die bedrohliche Folgen haben
kann. Eigentlich muss die chronische Entzündung im Mund früh diagnostiziert,
systematisch behandelt und lebenslang kontrolliert werden. Doch all das passiert nur
selten. Oft wird die Parodontitis erst behandelt, wenn die chronische Entzündung den
Zahnhalteapparat bereits zerstört hat. Hierzulande gibt es etwa acht Millionen
Betroffene. In der Altersgruppe über vierzig Jahren gehen mehr Zähne durch
Parodontitis verloren als durch Karies.
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Zusätzlich zu den Beschwerden Zahnfleischbluten, entzündeten Zahnfleischtaschen,
Mundgeruch und lockeren Zähnen laufen die Betroffenen Gefahr, Folgeerkrankungen zu
bekommen. Denn, soviel weiß die Wissenschaft heute: Irgendwann finden sich
Parodontalkeime in vielen Organen. Sie bilden Giftstoffe und stacheln das Immunsystem
auf. Infolge der Dauerinfektion schüttet der Körper Fresszellen und
entzündungsfördernde Botenstoffe aus. Betroffene haben ein deutlich erhöhtes Risiko
für Herzkreislaufentzündungen, Diabetes, Schlaganfall. Ja sogar Rheuma, Alzheimer,
Krebs und Impotenz sollen mit der Parodontitis zusammenhängen. Die Entzündung löst
diese Erkrankungen meist nicht direkt aus, sondern begünstigt sie als wichtiger
Risikofaktor, ähnlich wie Rauchen oder Übergewicht.
Durch eine chronische Entzündung bilden sich Zahnfleischtaschen
Die Entzündung des Zahnhalteapparates entsteht schleichend und unbemerkt. Zunächst
bilden sich durch schlechte Mundhygiene Zahnbeläge. Darauf vermehren sich Bakterien
aus Speichel und Nahrungsresten und bilden einen Biofilm, der sich vom
Zahnfleischrand entlang der Zahnwurzeloberfläche ausbreitet. Die Bakterien scheiden
Säuren und Gifte ab, das Zahnfleisch entzündet sich. Löst sich nun das Zahnfleisch von
der Zahnoberfläche, entsteht eine Zahnfleischtasche. Siedeln sich hier über Jahre
Bakterien an, bauen sich der Zahn tragende Faserapparat und der umgebende Knochen
ab. Ist die Zahnfleischtasche bis zu 3,5 Millimeter tief, besteht noch kein Grund zur
Sorge. Alles, was tiefer geht, muss behandelt werden. Ab sechs Millimeter Tiefe
sprechen Experten von einer schweren Parodontitis. Entdeckt und behandelt wird das
Malheur, wenn überhaupt, meist erst in der zweiten Lebenshälfte.
Die Diagnose Parodontitis ist schnell gestellt
Die Diagnose kann jeder niedergelassene Zahnarzt mit dem sogenannten Parodontalen
Screening Index (PSI) stellen. Bei dem PSI piekt der Zahnarzt in das Zahnfleisch und
zählt die Blutungspunkte. Mit einer speziellen Sonde misst er die Taschentiefe an jedem
Zahn. Die Leistungen bezahlt alle zwei Jahre die gesetzliche Krankenkasse.
Basis der Parodontitisbehandlung ist die professionelle Zahnreinigung. Dabei werden
Keime und Beläge zunächst von der Zahnoberfläche gekratzt. Je nach Befall reinigt der
Zahnarzt dann die Zahnfleischtaschen und entfernt mit Spachtel oder Ultraschall
Zahnstein. Der Zahnstein bildet sich aus Plaque und Mineralien des Speichels und setzt
sich unterhalb des Zahnfleischsaumes ab – zu tief, als dass er sich beim Zähneputzen
entfernen ließe. Wenn nötig werden Wurzelränder und Kronenkränze daher sogar
operativ geglättet oder Zahnfleisch weggeschnitten, damit die Bakterien keinen Halt
finden. Sind die Taschen überall entkeimt, kann auch die Entzündung zur Ruhe kommen.
Schwangere und Herzkranke sollten regelmäßig zum Zahnarzt
Damit es erst gar nicht so weit kommt, sollten Schwangere und Herzkranke, die
beispielsweise eine neue Herzklappe bekommen sollen, vorsorglich den Zahnstatus und
die Schleimhäute auf eine mögliche Parodontitis prüfen lassen. Ist das Zahnfleisch
angegriffen, empfehlen Experten vor einer Herzoperation auf jeden Fall eine
antibiotische Prophylaxe, so dass im Blut keine Bakterien vermehrt auftreten können.
Doch nicht nur bei Herz-Kreislauferkrankungen und Schwangerschaften ist eine
regelmäßige Mundhygiene sinnvoll. Auch Parodontitis und Diabetes beeinflussen sich
gegenseitig negativ. Betroffene sollten neben der gründlichen Mundhygiene daher vor
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allem auf ihre Blutzuckerwerte achten. Denn Experten wissen: Ist der Zuckerwert gut
eingestellt, ist auch das Zahnfleisch weniger entzündet und blutet seltener.
Diabetes und Parodontitis beeinflussen sich gegenseitig
Auch umgekehrt beeinflusst eine nicht oder unzureichend behandelte Parodontitis den
Diabetes. Die Stoffwechselstörung verschlimmert sich durch einen entzündeten
Zahnhalteapparat. Ausschlaggebend für oft massive Parodontitis bei Diabetikern ist vor
allem die geschwächte Abwehrlage bei Diabetikern. Je schwächer also die Abwehr ist,
desto mehr tritt die Entzündung in den Vordergrund. Antientzündliche Mechanismen
und Reparationsprozesse werden vom Körper ausgebremst, die Parodontitis nimmt
ihren Lauf. Damit diese Prozesse gar nicht erst in Gang kommen, sollten Diabetiker von
Beginn der Diagnose an regelmäßig zum Zahnarzt. Demnächst soll auch der Zahnarzt in
den Diabetes-Pass aufgenommen werden, als wichtiger zu konsultierender Arzt.
Hat sich die Parodontitis bereits entwickelt, empfehlen Fachleute umgehend eine
gründliche Gebisssanierung. Denn Meta-Analysen konnten zeigen, dass durch eine
effektive Parodontitistherapie der Langzeitblutzucker HbA1C von Diabetikern so stark
gesenkt werden kann, wie es der Wirkung eines zweiten Medikamentes entspricht.
Experte im Beitrag und im Studio:
Univ.-Prof. Dr. Henrik Dommisch
Leiter der Abteilung für Parodontologie
Charité Centrum 3 für Zahn-, Mund- und
Kieferheilkunde
Aßmannshauser Straße 4 - 6
14197 Berlin
Tel.: 030 / 450 56 23 22
https://paro.charite.de/abteilung/leitung/
RBB
„rbb Praxis“
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14057 Berlin
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Stand der Information:
Susanne Faß
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Raiko Thal
Beate Wagner
08.02.2017
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