2017 | Heft 32 münchen Deutsche Filme 2016 Andrzej Wajda Universal Monsters Film und Psychoanalyse Bilder der Überwachung Cate Blanchett Architekturfilmtage Thomas Mauch Helmut Färber Kafka geht ins Kino Danielle Darrieux Georg Stefan Troller Kurt Eisner Sterling Hayden 2. Juni 1967 und danach Miranda Pennell Jazz im Film Eintrittspreise 4 € (3 € für MFZ-Mitglieder). Ab 120 Minuten Filmlänge oder mit Gästen: 1 € Aufschlag. Ab 180 Minuten, mit Live-Musik oder bei 3D: 2 € Aufschlag. Die Kasse öffnet jeweils 60 Minuten vor und schließt 30 Minuten nach Beginn der Vorstellung. Bei allen öffentlichen Veranstaltungen verbleibt ein Kartenkontingent für den freien Verkauf an der Abendkasse. Kartenreservierung Kartenreservierungen sind bis zu vier Wochen im Voraus möglich und können unter der Telefonnummer 089/23396450 auf Band gesprochen werden. Vorbestellte Karten müssen bis 20 Minuten vor Vorstellungsbeginn an der Kasse abgeholt worden sein, ansonsten verfällt die Reservierung. Kartenvorverkauf Karten können bis zu vier Wochen im Voraus gekauft werden. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass unmittelbar vor Vorstellungsbeginn bei starkem Besucherandrang kein Kartenvorverkauf erfolgt. Karten behalten ihre Gültigkeit nur bis Vorstellungsbeginn. An der Abendkasse können vorverkaufte Karten bis 20 Minuten vor Vorstellungsbeginn gegen Kostenerstattung wieder zurückgegeben werden. Programmabonnement Das Kinoprogrammheft und unseren Newsletter können Sie unter www.muenchner-stadtmuseum.de/film kostenlos abbonnieren. Das Programmheft wird an Mitglieder des MFZ auf Wunsch kostenlos versandt. Ansonsten bitten wir um die Zusendung eines adres- sierten und mit 1,45 € frankierten DIN A5-Briefumschlages an die Adresse des Filmmuseums. Den täglich aktualisierten Spielplan finden Sie auch auf Twitter: @filmmuseummuc. Mitgliedschaft Wer sich für die Arbeit des Filmmuseums interessiert, kann Mitglied im Verein der Freunde des Filmmuseums München, dem Münchner Filmzentrum e.V. (MFZ) werden. Mitgliedsanträge sind an der Kinokasse erhältlich. Der Jahresbeitrag beträgt 20 € und berechtigt zum ermäßigten Eintritt ins Filmmuseum sowie zur Teilnahme an den Mitgliederversammlungen des MFZ, in denen die Programmplanungen des Filmmuseums diskutiert und Projekte entwickelt werden. Weitere Informationen erhalten Sie unter Tel. 089 / 2713354 und www.muenchner-filmzentrum.de. Rollstuhlfahrer / Hörgeschädigte Der Kinosaal im Untergeschoss ist über einen Aufzug für Rollstuhlfahrer zugänglich. Die Behindertentoilette befindet sich im Untergeschoss neben dem Kinoeingang. Das Kino ist mit einer Induktionsschleife für Hörgerätebesitzer ausgestattet. Saalmikrofon Das Kino verfügt über ein Saalmikrofon zur Kontrolle des Kinotons durch die Filmvorführer. Verkehrsverbindung Sie erreichen das Filmmuseum in 5 Gehminuten vom U/S-Bahnhof Marienplatz oder in 7 Gehminuten vom U-Bahnhof und der Trambahnhaltestelle Sendlinger Tor. Mitgliederversammlungen des Münchner Filmzentrums e. V. (MFZ) Die für alle Interessierten öffentlichen Mitgliederversammlungen des Fördervereins des Filmmuseums finden einmal im Monat montags um 19 Uhr im Gotischen Zimmer des Ignaz-Günther-Hauses (St.-Jakobs-Platz 20, 80331 München, 1. Stock) statt. Termine: 13. März 2017, 10. April 2017, 15. Mai 2017, 12. Juni 2017 und 10. Juli 2017. Informationen: [email protected]. Open Scene am Donnerstag Die Termine am Donnerstag sind teilweise für aktuelle Veranstaltungen reserviert. Das Programm wird etwa acht Tage vorher festgelegt und in den Schaukästen an der Kinokasse, im E-Mail-Newsletter, unter www.muenchner-stadtmuseum.de/film/open-scene.html, auf Facebook, auf Twitter und durch Ankündigungen in der Tagespresse bekannt gegeben. Impressum Landeshauptstadt München. Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, 80331 München, 089/23320538, E-Mail: [email protected] · Redaktion: Stefan Drößler, Claudia Engelhardt, Christoph Michel, Klaus Volkmer · Gestaltung: KOSCH Werbeagentur, München · Druck: Weber Offset GmbH, München Technikpreis, Wajda, Kafka & Zischler, Willi Johanns & Jazz Am 28. Oktober 2016 wurden Wolfgang Woehl und das Filmmuseum München auf dem 3D Korean International Film Festival in Seoul mit dem »Technical Contribution Award« für »cinematic excellence« ausgezeichnet. Tatsächlich hat Wolfgang Woehl, der im Filmmuseum die Digitaltechnik betreut, ein Untertitelprogramm für 3D-Filme entwickelt, das heute weltweit eingesetzt wird. Wir sind sehr stolz auf diese Anerkennung seiner Arbeit. Das Filmmuseum hat schon früh auch auf digitale Techniken zurückgegriffen. Der Umgang mit digitalen Daten, ihre Archivierung und die Digitalisierung der analogen Bestände sind komplexe Aufgaben. Wir sind froh, dass wir diesen Arbeitsbereich seit Januar mit unserer neuen Mitarbeiterin Larissa Homuth verstärken konnten. Am 8. Oktober 2016 ist Andrzej Wajda überraschend verstorben. Wie kein anderer Regisseur hat er über 60 Jahre lang die politische Entwicklung seines Landes begleitet, mit seinen Filmen polnische Geschichte aufgearbeitet, Diskussionen ausgelöst und ins politische Geschehen eingegriffen. Gleichzeitig hat er über die Jahrzehnte immer wieder neue ästhetische Formen und Wege gesucht, die in die Filmgeschichte eingegangen sind. Wir freuen uns, ihn mit der umfassendsten Retrospektive zu würdigen, die es bisher gegeben hat, und danken dem polnischen Generalkonsulat für die gute Zusammenarbeit. Wajdas letzter Film POWIDOKI (NACHBILDER) wird im Rahmen des Filmfests Münchens seine Deutsche Premiere erleben und im Filmmuseum die Retro spektive abschließen. Am 9. März 2017 erscheint im Verlag Galiani Berlin die erweiterte Neuausgabe des Buchs »Kafka geht ins Kino« von Hanns Zischler, der über 30 Jahre lang die Filme recherchiert hat, die Kafka in seinen Tagebüchern, Briefen und Schriften erwähnt. Alle erhaltenen Titel hat das Filmmuseum in Zusammenarbeit mit internationalen Filmarchiven nun restauriert und wird sie als Dreifach-DVD in der Edition Filmmuseum veröffentlichen. Ermöglicht wurde dieses sehr aufwändige Projekt durch eine finanzielle Förderung der Bundeskulturstiftung. Am 20. April wird Hanns Zischler im Filmmuseum zu Gast sein, in den darauf folgenden Tagen feiern die restaurierten Filme ihre Premieren auf der Kinoleinwand mit Live-Musikbegleitung. Am 2. Juli 2017 findet im Filmmuseum erstmals ein Konzert ohne Film statt (dem sich dann allerdings eine Filmvorführung anschließt). Wir freuen uns, dass Willi Johanns, einer der weltbesten Scat-Sänger und leidenschaftlicher Cineast, mit einer hochkarätig besetzten Band die Reihe »Jazz im Film« eröffnen wird. Die Auswahl der Filme hat er entscheidend mitbestimmt: Alte und neue Klassiker, selten gezeigte Raritäten und spannende Neuentdeckungen, in denen oder an denen die Größen des klassischen Jazz mitwirkten. Alle Filme laufen in originalen 35mm-Kopien oder neuen digitalen Restaurierungen, ein Fernsehfilm ist als 16mm-Kinescope-Filmkopie zu sehen. Das Filmmuseum ist der letzte verbliebene Ort in München, der analog und digital alle Film- und Tonformate vorführen kann. Nur so ist es möglich, vollständige Retrospektiven und Themenprogramme zu organisieren. Wir hoffen, dass Sie unser Angebot nutzen, und freuen uns, wenn wir Sie als Gast bei unseren Veranstaltungen begrüßen können! Ihr Filmmuseum 2 Rückblick 3 Deutsche Filme 2016 8 Andrzej Wajda 19 Universal Monsters 26 Film und Psychoanalyse 28 Bilder der Überwachung 32 Cate Blanchett 37 Architekturfilmtage 42 Thomas Mauch 45 Helmut Färber 47 Kafka geht ins Kino 52 Danielle Darrieux 57 Georg Stefan Troller 58 Kurt Eisner 61 Sterling Hayden 67 2. Juni 1967 und danach 71 Zuschauerkino 72 Miranda Pennell 73 Jazz im Film 83 Kalenderübersicht R = Regie · B = Drehbuch · K = Kamera · M = Musik · S = Schnitt · T = Ton · D = Darsteller · P = Produktion OF = Originalfassung · OmU = Originalfassung mit Untertiteln · OmeU = Originalfassung mit englischen Untertiteln · OmfU = Originalfassung mit französischen Untertiteln · OmÜ = Originalfassung mit deutscher Übersetzung · dtF = deutsche Synchronfassung · \ = Live-Musikbegleitung = Zu Gast 2 = Einführung · Rückblick 22. September 2016: Martina Müller diskutiert mit dem Direktor der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und des Kunstbaus Dr. Matthias Mühling über ihren Film GELD MACHT KUNST. 21. Oktober 2016: Hubert Sauper, Werner Herzog und Paul Simon Lokwang bei der Verleihung des ersten Werner-Herzog-Filmpreises für Saupers Film WE COME AS FRIENDS im Filmmuseum. 7. November 2016: Oberbürgermeister Dieter Reiter überreicht Caroline Link die Urkunde zum Filmpreis der Landeshauptstadt München für ihr herausragendes Gesamtwerk. 24. November 2016: Dragos, Bucur und Marcela Ursu stellen im Filmmuseum den Film CÂINI (HUNDE) von Bogdan Mirica vor, der das Rumänische Filmfestival 2016 eröffnet. 11. Dezember 2016: Isolde Barth berichtet in der Reihe »Film und Psychoanalyse« von ihrer Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder bei der Produktion von IN EINEM JAHR MIT 13 MONDEN. 18. Januar 2017: Klaus Wyborny beantwortet Fragen aus dem Publikum zu seinem Film IM IMAGINÄREN MUSEUM – STUDIEN ZU MONET in der Filmreihe »Kino und Malerei«. Deutsche Filme 2016 Deutsche Filme 2016 Toni Erdmann 3 Wir haben wieder drei Filmkritiker – Margret Köhler aus München sowie Bert Rebhandl und Ralf Schenk aus Berlin – gebeten, ihre persönlichen Bestenlisten der deutschen Filme des Jahres 2016 zu erstellen. Es fällt auf, dass in diesem Jahr Filme von Filmemacherinnen die Listen anführen: Maren Ades TONI ERDMANN, Nicolette Krebitz’ WILD und Anne Zohra Berracheds 24 WOCHEN wurden drei Mal genannt, hinzu kommen mit zwei Nennungen Maria Schraders VOR DER MORGENRÖTE und je einmal Ulrike Ottingers CHAMIS SOS SCHATTEN, Doris Dörries GRÜSSE AUS FUKU SHIMA sowie Sung-Hyung Chos MEINE BRÜDER UND SCHWESTERN IM NORDEN. Bemerkenswerterweise waren die meistgenannten Titel nicht nur auf Filmfestivals erfolgreich, sondern konnten auch bei ihrem Kinoeinsatz ansehnliche Besucherzahlen erzielen und sich in den deutschen Top Ten zwischen den üblichen seichten Komödien wie WILLKOMMEN BEI DEN HARTMANNS, DER GEILSTE TAG oder ICH BIN DANN MAL WEG und Kinderfilmen wie BIBI UND TINA 3, CONNIE & CO oder HILFE, ICH HABE MEINE LEHRERIN GESCHRUMPFT durchaus behaupten. Dennoch ist die Aufführung im Filmmuseum in vielen Fällen auf absehbare Zeit die letzte Gelegenheit, die ausgewählten Filme (noch einmal) auf der großen Kinoleinwand zu sehen. Und damit auch des Deutschen nicht mächtige Zuschauer die Filme sehen können, laufen die meisten mit englischen Untertiteln. Stefan Drößler Margret Köhler Toni Erdmann (Maren Ade) Wild (Nicolette Krebitz) Nebel im August (Kai Wessel) Junges Licht (Adolf Winkelmann) Vor der Morgenröte (Maria Schrader) Grüße aus Fukushima (Doris Dörrie) 24 Wochen (Anne Zohra Berrached) Tschick (Fatih Akin) Paula (Christian Schwochow) Die Hände meiner Mutter (Florian Eichinger) Bert Rebhandl Toni Erdmann (Maren Ade) Chamissos Schatten (Ulrike Ottinger) Austerlitz (Sergei Loznitsa) Dahlienfeuer (Stefan Hayn) Havarie (Philip Scheffner) And-Ek Ghes (Philip Schefner) Tschick (Fatih Akin) Landstück (Volker Koepp) 24 Wochen (Anne Zohra Berrached) Wild (Nicolette Krebitz) Ralf Schenk Vor der Morgenröte (Maria Schrader) Wild (Nicolette Krebitz) Toni Erdmann (Maren Ade) 24 Wochen (Anne Zohra Berrached) Deutsche Filme 2016 4 Landstück (Volker Koepp) Parchim International (Stefan Eberlein) Meine Brüder und Schwestern im Norden (Sung-Hyung Cho) Die Hände meiner Mutter (Florian Eichinger) Akt (Mario Schneider) Havarie (Philip Scheffner) Toni Erdmann | Deutschland 2016 | R+B: Maren Ade | K: Patrick Orth | D: Sandra Hüller, Peter Simonischek, Michael Wittenborn, Thomas Loibl, Trystan Pütter, Ingrid Bisu | 162 min | OmeU | Ines arbeitet für eine Consultingfirma in Rumänien. Sie möchte Karriere machen, und ordnet diesem Ziel vieles unter. Ein unerwarteter Besuch ihres Vaters bringt ihre Pläne durcheinander – er lässt sich nicht abwimmeln, sondern taucht als komische Figur »Toni Erdmann«, mit falschen Zähnen und Perücke, immer wieder in den unmöglichsten Momenten auf. Maren Ade verbindet auf höchst überzeugende Weise Strategien des sozialrealistischen Autorenfilms mit Elementen der populären Komödie. Peinlichkeiten erweisen sich als heilsam, in einem entscheidenden Moment steht Ines buchstäblich ohne die »neuen Kleider« der Beratungsbranche da. Sandra Hüller und Peter Simonischek in einer Sternstunde des deutschen Kinos. (Bert Rebhandl) Donnerstag, 23. Februar 2017, 19.00 Uhr Samstag, 25. Februar 2017, 21.00 Uhr Junges Licht | Deutschland 2016 | R: Adolf Winkelmann | B: Nils & Till Beckmann, Adolf Winkelmann, nach dem Roman von Ralf Rothmann | K: David Slama | M: Tommy Finke | D: Charly Hübner, Oscar Brose, Lina Beckmann, Magdalena Matz, Peter Lohmeyer, Nina Petri | 122 min | Die 1960er Jahre in einer Bergarbeitersiedlung im Ruhrgebiet: Da malochen die Väter unter Tage, streiten mit ihren Frauen, trinken am Feierabend Bier und schauen Mädels hinterher. All das beobachtet der 12-jährige Julian durch seine Kamera. Immer wieder gerät er in die Bredouille, ob mit älteren Nachbarsjungen, seinem aggressiven Vater oder dem dubiosen Vermieter. Und das Kribbeln der ersten Verliebtheit macht ihm auch zu schaffen. Adolf Winkelmann bleibt dem »Pott« nach Filmen wie DIE ABFAHRER oder JEDE MENGE KOHLE treu und zeichnet nach Ralf Rothmanns Titel gebendem Roman aus der Perspektive eines sen- siblen Heranwachsenden liebevoll-kritisch das Leben in der Wirtschaftswunder-Zeit. Das Milieu-Porträt überzeugt durch strengen Realismus und zarte Poesie. (Margret Köhler) Freitag, 24. Februar 2017, 21.00 Uhr Havarie | Deutschland 2016 | R: Philip Scheffner | B: Merle Kröger, Philip Scheffner | K: Terry Diamond, Bernd Meiners | 93 min | OmeU | Das Mittelmeer galt im Römischen Reich als »Mare Nostrum«, als »unser Meer«. Diese alte Bezeichnung hat in den letzten Jahren eine neue Bedeutung bekommen: Seit viele Menschen versuchen, auf dem Seeweg nach Europa zu kommen, ist das Mittelmeer zu einem Ort der Gegensätze geworden – zwischen Legalität und Illegalität, Innen und Außen, Leben und Tod. Philip Scheffner geht in HAVARIE von einem kurzen Videodokument aus. Der Passagier eines Kreuzfahrtschiffs filmt ein Schlauchboot, das im Wasser treibt. Diese Szene wird auf die Dauer des Films verlangsamt. Scheffner dringt förmlich in sie ein, während auf der Tonspur ein Hörspiel zu vernehmen ist, in dem sich das Geschehen auf viele Aspekte hin verzweigt. Ein komplexer, experimenteller Film über ein Jahrhundertthema. (Bert Rebhandl) Sonntag, 26. Februar 2017, 21.00 Uhr 1. März 2017, 19.00 Uhr (Alaska und die Aleutischen Inseln) 8. März 2017, 19.00 Uhr (Tschukotka und die Wrangelinsel 1) 15. März 2017, 19.00 Uhr (Tschukotka und die Wrangelinsel 2) 22. März 2017, 19.00 Uhr (Kamtschatka und die Beringinsel) Nebel im August | Deutschland 2016 | R: Kai Wessel | B: Holger Karsten Schmidt, nach dem Roman von Robert Domes | K: Hagen Bogdanski | M: Martin Todsharow | D: Ivo Pietzcker, Sebastian Koch, Thomas Schubert, Fritzi Haberlandt, Henriette Confurius, David Bennent | 126 min | Er wirkt sympathisch, dieser Dr. Veitshausen, wie er 1943 mit den Kindern in der »Heil- anstalt« scherzt, ihnen Mut macht, eine Art Vaterersatz. Hinter der freundlichen Fassade versteckt sich ein harter Verfechter der Euthanasie. Ein 13-jähriger Junge und eine engagierte Krankenschwester ahnen bald, dass das Ende vieler Insassen durch »Lungenentzündung« nicht zufällig ist und der »süße« Tod auch durch Gift im Himbeersaft verursacht wird. Aber beide sind den Machenschaften des NS-Regimes ausgeliefert. Kai Wessels berührendes Drama beruht lose auf dem authentischen Fall des Ernst Lossa, zeigt am Schicksal eines Einzelnen die Perversität eines menschenverachtenden Systems und einer instrumentalisierten Wissenschaft. Gefühlvoll, aber nie gefühlig und mit Sebastian Koch wie dem jungen Ivo Pietzcker bestens besetzt. (Margret Köhler) Freitag, 3. März 2017, 21.00 Uhr Vor der Morgenröte | Deutschland 2016 | R: Maria Schrader | B: Maria Schrader, Jan Schomburg | K: Wolfgang Thaler | M: Tobias Wagner | D: Josef Hader, Barbara Sukowa, Aenne Schwarz, Matthias Brandt, Charly Hübner | 105 min | OmeU | 1936 bis 1942, sechs Episoden aus den Exiljahren des jüdischen Wiener Schriftstellers Stefan Zweig. Seine Unfähigkeit, auf einem PEN-Kongress Stellung gegen das NS-Regime zu beziehen. Die Bitte seiner geschiedenen ersten Ehefrau in New York, sich für Einreisepapiere von Freunden und Kollegen in die USA einzusetzen. Die Feier des 60. Geburtstags in Brasilien. Sehnsucht nach einem »geistig-seelischen Zuhause in einer kriegerischen Epoche« (Focus). Schließlich Abschiedsbrief und Selbstmord. Ein Kaleidoskop von Triumph und Verfall, Melancholie und Entwurzelung, versuchtem Neubeginn und schlussendlicher Verzweiflungstat. Kein Biopic im herkömmlichen Sinne, sondern ein feinsinniges Puzzle, das den Seelen Deutsche Filme 2016 Chamissos Schatten | Deutschland 2016 | R+B+K: Ulrike Ottinger, unter Verwendung von Texten von Adelbert von Chamisso | Sprecher: Hanns Zischler, Burghart Klaußner, Thomas Thieme | 193 min (Alaska und die Aleutischen Inseln), 192 min (Tschukotka und die Wrangelinsel 1), 156 min (Tschukotka und die Wrangelinsel 2), 177 min (Kamtschatka und die Beringinsel) | Ulrike Ottinger hat immer schon weite Reisen unternommen und davon lange Filme wie TAIGA oder CHINA – DIE KÜNSTE – DER ALLTAG zurückgebracht. Niemals aber hat sie sich weiter hinausgewagt als in CHAMISSOS SCHATTEN, einer Expedition an die Ränder von Sibirien und Amerika, mit der unbewohnten Wrangel insel in der Tschuktschensee als dem abgelegensten Ziel, an dem man nur kurz bleiben kann, weil man sonst die Eisbären stören würde. Ottinger findet eine Naturlandschaft, in die sich gleichwohl die politische Geschichte eingeschrieben hat: Von der Sowjetunion sind vor allem Museen und Ruinen (und Giftmüll) zurückgeblieben, alte Kulturen versuchen, sich in einem extremen Klima zu behaupten. Ein großer Film über die Grenzen der Zivilisation. (Bert Rebhandl) 5 Deutsche Filme 2016 zustand des Helden zu eindringlichen Bildmotiven verdichtet. (Ralf Schenk) 6 Samstag, 4. März 2017, 21.00 Uhr Dienstag, 7. März 2017, 18.30 Uhr Landstück | Deutschland 2016 | R: Volker Koepp | B: Barbara Frankenstein, Volker Koepp | K: Lotta Kilian | M: Ulrike Haage | 122 min | OmeU | Die Uckermark ist eine dünn besiedelte, wald- und wasserreiche Gegend nordöstlich von Berlin, ein Refugium für gestresste Stadtmenschen. Auch der Dokumentarist Volker Koepp hat hier eine Heimat gefunden und lässt in seinem Film die Veränderungen der letzten zwanzig Jahre Revue passieren: die Zerstörungswut der Moderne mit ihren Tiermastanlagen, Biogasanlagen, Windparks und staatlich geförderten Golfplätzen. Zugleich sucht Koepp nach Zeitgenossen, die sich mit Vernunft und Sachverstand bemühen, ein Stück Kulturlandschaft zu retten: Alteingesessene und Zugezogene, Umweltschützer und ökologische Landbauern. Ein polemischer Dokumentarfilm, gerichtet gegen Profitgier und den ihr innewohnenden Vertreibungs- und Vernichtungswahn. Kino, das trotz schöner Landschaftsmotive keine falsche Harmonie beschwört. (Ralf Schenk) Sonntag, 5. März 2017, 21.00 Uhr Die Hände meiner Mutter | Deutschland 2016 | R+B: Florian Eichinger | K: Timo Schwarz | M: André Feldhaus | D: Andreas Döhler, Jessica Schwarz, Katrin Pollitt, Heiko Pinkowski, Katharina Behrens | 106 min | OmeU | Nach BERGFEST (2008) und NORDSTRAND (2013) der dritte Teil einer Trilogie über Gewalt in der Familie, die psychologischen Untiefen einer scheinbar fest gefügten privaten Gemeinschaft. Das Thema: sexueller Missbrauch von Eltern an ihren Kindern, hier die Übergriffe einer Mutter auf ihren Sohn. Das Schweigen der Beteiligten über Jahrzehnte, die im Unterbewusstsein wütenden Traumata, die Folgen für das Verhalten der Opfer gegenüber ihren eigenen Familien, das Weiterwirken des schrecklichen Geschehens bis in die Gegenwart. Ein Film als Symphonie der Blicke, mit sparsamen Dialogen und klugen, ungewöhnlichen inszenatorischen Entscheidungen: Zum Beispiel spielt der Darsteller, der den erwachsenen, einst missbrauchten Sohn verkörpert, auch sich selbst als Kind. Dichtes, reifes Kino. (Ralf Schenk) Freitag, 10. März 2017, 21.00 Uhr 24 Wochen | Deutschland 2016 | R: Anna Zohra Berrached | B: Carl Gerber, Anna Zohra Berrached | K: Friede Clausz | M: Jasmin Reuter | D: Julia Jentsch, Bjarne Mädel, Johanna Gastdorf, Emilia Pieske, Maria-Victoria Dragus | 103 min | OmeU | Der zweite Spielfilm der jungen Erfurter Regisseurin Anna Zohra Berrached. Wie schon ihr Debüt ZWEI MÜTTER (2013) ein ebenso spannender wie emotionaler Diskurs über weibliche Lebensentwürfe – und wie das Schicksal in biografische Planungen eingreift. Hauptfigur ist die Kabarettistin Astrid, erfolgreich auf Bühne und Bildschirm. Ihr zweites Kind ist unterwegs, doch es wird mit dem Down-Syndrom zur Welt kommen, und dazu noch mit einem schweren Herzfehler. Astrid und ihr Mann müssen sich entscheiden, ob das Kind geboren werden soll. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle beginnt. Fiktion und Realität verschmelzen zu einer intensiven existentiellen Studie. Neben Schauspielern treten auch Ärzte und Psychologen auf, die zur Authentizität des Films beitragen. (Ralf Schenk) Samstag, 11. März 2017, 21.00 Uhr Dienstag, 14. März 2017, 18.30 Uhr Freitag, 17. März 2017, 21.00 Uhr Dienstag, 21. März 2017, 18.30 Uhr Tschick | Deutschland 2016 | R: Fatih Akin | B: Lars Hubrich, Hark Bohm, Fatik Akin, nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf | K: Rainer Klausmann | M: Vince Pope | D: Tristan Göbel, Anand Batbileg, Mercedes Müller, Anja Schneider, Uwe Bohm, Udo Samel, Claudia Geisler | 93 min | OmeU | Zu Beginn der Sommerferien klaut Tschick, wie der junge Russe bei seinen Klassenkameraden heißt, einen Lada und überredet seinen Kumpel Maik, heimlich mit ihm los zu düsen, Liebeskummer und Familienärger hinter sich zu lassen. Ein paar Tage Freiheit und Abenteuer genießt das gegensätzliche Duo, der eine schüchtern, der andere draufgängerisch, in der Weite Brandenburgs. Eine Reise ins Nirgendwo, klare Sternennächte und dicke Freundschaft. Fatih Akin inszeniert nach Wolfgang Herrndorfs Bestseller ein spannendes und entspanntes Road-Movie ohne pädagogischen Impetus und ohne große Worte in atmosphärisch dichter Atmosphäre. Die beiden Hauptdarsteller Tristan Göbel und Anand Batbileg beeindrucken in ihrer Natürlichkeit. Coming of Age auf die lässige Tour. (Margret Köhler) Samstag, 18. März 2017, 21.00 Uhr Austerlitz | Deutschland 2016 | R+B: Sergei Loznitsa | K: Sergei Loznitsa, Jesse Mazuch | 94 min | »Arbeit macht frei« – diese zynische Parole stand am Eingang der Konzentrationslager des NS-Regimes. Und sie steht dort noch immer, am Eingang zu Gedenkstätten, in die heute Menschen gehen, um sich einen Eindruck von den Geschehnissen von damals zu verschaffen. Sergej Loznitsa hat diesen Geschichtstourismus auf eine für ihn typische Weise dokumentiert: mit einer Kamera, die nach Möglichkeit so tut, als wäre sie unsichtbar, und mit einem Mikrophon, das höchst empfindlich Töne registriert, die dann in der Mischung zu einem präzise akzentuierten Soundtrack werden. AUSTERLITZ handelt von den Bedingungen der Freiheit: Die Menschen, die im Tourismuslook die ehemaligen Lager besichtigen, treffen auf eine Negation, eine Abwesenheit. Wie lassen sie sich davon betreffen? (Bert Rebhandl) Sonntag, 19. März 2017, 21.00 Uhr Deutsche Filme 2016 Wild | Deutschland 2016 | R+B: Nicolette Krebitz | K: Reinhold Vorschneider | D: Lilith Stangenberg, Georg Friedrich, Silke Bodenbender, Saskia Rosendahl, Pit Bukowski | 93 min | Das Leben plätschert so dahin für die Computerfachfrau Ania (brillant: Lilith Stangenberg), die ihrem autoritären Chef ständig Kaffee kochen muss. Alles ändert sich, als sie zufällig am Park einem Wolf direkt in die Augen schaut. Beginn einer Beziehung zwischen Mensch und Tier, wie sie das deutsche Kino noch nicht gewagt hat. Irgendwann gelingt es ihr, den Wolf mit Fleisch zu locken und betäubt in die Plattenbauwohnung zu bringen, wo sie sich ihm langsam annähert und angleicht, ihre bisherige Existenz wie eine alte Haut abstreift. Ohne psychologische Explikationen führt Schauspielerin und Regisseurin Nicolette Krebitz in diesem verstörenden Fantasy-Märchen in die Welt weiblichen Begehrens und setzt sich über Konventionen und Tabus hinweg. Das Glück der Heldin liegt in einer ungewöhnlichen Befreiung von Zwang und Zivilisation. (Margret Köhler) 7 Andrzej Wajda und Krystyna Janda bei den Dreharbeiten zu DYRYGENT – DER DIRIGENT Andrzej Wajda Retrospektive Andrzej Wajda 8 Als Martin Scorsese 2014 in den USA und in England das auf seine Initiative hin zustande gekommene Filmprogramm »Masterpieces of Polish Cinema« präsentierte, befanden sich unter den 24 Filmen der Jahre 1957 bis 1978 allein vier Filme von Andrzej Wajda. Scorsese verwies auf den starken Eindruck, den die von ihm ausgesuchten Filme während seines Filmstudiums an der New York University in den 1960er Jahren hinterlassen hatten und hob Wajdas ASCHE UND DIAMANT besonders hervor: »When I first saw ASHES AND DIAMONDS, one of the many highlights in this series and arguably one of the greatest films ever made – Polish or otherwise – I was overwhelmed by the film: the masterful direction, the powerful story, the striking visual imagery, and the shocking performance by Zbigniew Cybulski, considered the Polish James Dean, for his electrifying presence. I was so struck by the film, it affected me so deeply, that I paid small homage by giving Charlie (Harvey Keitel) a pair of similar sunglasses in MEAN STREETS.« Es fällt auf, dass Scorsese die politische Dimension des Films nicht anspricht. Dabei hat sich Wajda immer als politscher Filmkünstler verstanden, dessen künstlerisches Selbstverständnis nicht von seinem Selbstverständnis als polnischer Patriot zu trennen ist. In unmissverständlichen Worten hat er das 2002 in der Dankesrede bei der Verleihung des Oscar für sein Lebenswerk zum Ausdruck gebracht: »Ich werde meine Rede auf Polnisch halten, da ich das sagen möchte, was ich denke, und ich denke immer auf Polnisch. Die Themen unserer Filme waren die Brutalität des Faschismus und das Unglück, welches der Kommunismus mit sich brachte ...« In Filmen wie EINE GENERATION, DER KANAL, ASCHE UND DIAMANT, LOTNA oder LANDSCHAFT NACH DER SCHLACHT spürt man die autobiografischen Erfahrungen des 1926 geborenen Wajda, der den deutschen Überfall auf Polen und die Jahre der Besatzung ebenso bewusst miterlebt hatte wie die »stalinistische Lähmung« der Nachkriegsjahre, die er in DER MANN AUS MARMOR zum ersten Mal ohne allegorische Verschlüsselungen ansprechen und im Solidarność-Film DER MANN AUS EISEN vertiefen konnte. Allem liegt ein Gefühl der Trauer über das historische Unglück der polnischen Geschichte zugrunde, Andrzej Wajda HOFFNUNG ein filmisches Denkmal setzte. Wajdas letzter Film NACHBILDER erzählt die erschütternde Lebensgeschichte des konstruktivistischen Künstlers Władysław Strzemiński, der an seiner Kompromiss losigkeit und seinem Andersdenken zugrunde ging. »Ich muss diese Realität zeigen, diese tragischen Ereignisse – einfach zum Gedenken, und um sagen zu können: So war es, passt auf, so war es. NACHBILDER machte ich eigentlich als Film über die Vergangenheit. Sollte er heute aktuell wirken, wäre das ein großer Schlag gegenüber unseren Hoffnungen.« Als Volker Schlöndorff 1958 in Paris ASCHE UND DIAMANT zum ersten Mal sah, war er tief beeindruckt: »Als junger Deutscher und Möchtegern-Regisseur war ich zerschmettert. So etwas würden wir nie schaffen. Wir standen einfach auf der falschen Seite der Geschichte. Wir würden nie so wahr sprechen können. So leise und doch mit solcher Wucht.« Wie in einem Brennglas spiegeln sich in ASCHE UND DIAMANT Wajdas stilistische und thematische Obsessionen, die sich wie ein roter Faden durch sein gesamtes filmisches Werk ziehen: Hier wird zum ersten Mal seine Vorliebe für bildstarke Symbole deutlich, wie der mehrmals gespensterhaft auftauchende Schimmel, dem Wajda dann mit LOTNA einen ganzen Film gewidmet hat. Oder die berühmte Trinkszene an der Theke einer Hotelbar mit brennenden Wodkagläsern, die wie Grablichter wirken, die der Toten des Warschauer Aufstands gedenken. Oder die Polonaise im Morgengrauen mit den sich in zeitlupenartiger Trance bewegenden Tänzern: Gespenster einer neuen Zeit, die nichts Gutes verheißt. In DIE HOCHZEIT, einem der rätselhaftesten Filme Wajdas, begegnen wir der Polonaise wieder: Diesmal entstammen die Gespenster einer polnischen Vergangenheit, die damals, 1973, keine Zukunft zu haben schien. Ganz 9 KATYN – DAS MASSAKER VON KATYN als Nation über Jahrhunderte hinweg, bis auf eine kurze Phase zwischen den Weltkriegen, nicht in einem eigenen Staat leben zu können: Immer war man fremden Mächten ausgeliefert, erst Preußen, Österreich und Russland, später dann dem nationalsozialistischen Deutschland und der Sowjetunion. Die Nachrufe zu Wajdas Tod im Oktober 2016 würdigten ihn als einen der »Großen des Weltkinos«, als »Regielegende« und »iconic film director« – um nur einige Überschriften der Nachrufe zu zitieren. Er gilt als einer der bekanntesten Künstler seines Landes überhaupt, als nationaler Chronist. Volker Schlöndorff schrieb in seinem sehr persönlichen Nachruf in der Süddeutschen Zeitung: »Arbeiter, Adelige, Offiziere, Revolutionäre und immer wieder starke Frauen aus allen Klassen decken das ganze Spektrum der polnischen Gesellschaft und Geschichte ab. Aus der Summe seiner Filme ergibt sich das vielleicht vollständigste, jedenfalls menschlichste Bild, das man sich von Polen machen kann.« Für den Film über DAS MASSAKER VON KATYN, der 2007 als herausgehobenes Ereignis nationaler Gedenkkultur eine prominente Rolle in der polnischen Öffentlichkeit spielte, kam kein anderer polnischer Regisseur als Wajda in Frage. Wajda betonte stets: »Polnische Kinematografie als die Kunst des Kinos wird in polnischer Sprache verfasst und spiegelt eine Wirklichkeit, die nur in dieser Sprache gezeigt werden kann. Das bedeutet, dass wir viele Filme auf Polnisch über polnische Themen brauchen.« Wajda verteidigte die Unabhängigkeit der Kunst und hielt an seinen Prinzipien fest. Dabei machte er sich durchaus angreifbar als streitbarer Demokrat, so zum Beispiel mit seiner durchaus nicht unumstrittenen Verehrung des Solidarność-Führers und späteren Staats präsidenten Lech Wałęsa, dem er 2013 mit MANN AUS Andrzej Wajda anders, viel optimistischer geht es dann 1999 in der opulenten Verfilmung des polnischen Nationalepos PAN TADEUSZ zu, wenn zum Schluss alles in eine glanzvolle Polonaise des polnisch-litauischen Landadels mündet. Die meisten Filme Wajdas zeichnet etwas Ruhe loses, Rastloses aus, ihre Protagonisten sind oft Getriebene, so wie die Filmhochschulstudentin Agnieszka im MANN AUS MARMOR, der Krystyna Janda eine unvergessliche Präsenz verleiht, oder der Textilunternehmer Karol in DAS GELOBTE LAND, verkörpert von Wajdas langjährigem Hauptdarsteller Daniel Olbrychski, der in ALLES ZU VERKAUFEN noch einmal die Erinnerung an den charismatischen Zbigniew Cybulski aus ASCHE UND DIAMANT beschwört. Es gibt in Wajdas Werk aber auch Momente der Ruhe, der Ungezwungenheit jenseits der bedrängenden nationalen Schicksalsfragen wie in DIE UNSCHULDIGEN ZAUBERER und in DIE MÄDCHEN VON WILKO, einem Meisterwerk lyrisch gestimmter Melancholie. Und auch Komödiantisches wie DIE RACHE, die Verfilmung eines in Polen viel gespielten Theaterschwanks im Adelsmilieu von PAN TADEUSZ. Die Hauptrolle des Hofnarren spielt, mit sichtlichem Vergnügen, Roman Polański, der 1955 seine erste kleine Rolle in Wajdas erstem Film EINE GENERATION erhielt. Ernst Schreckenberg 10 In Zusammenarbeit mit dem Generalkonsulat der Republik Polen in München, Cyfrowe Repozytorium Filmowe in Warschau, der Filmoteka Narodowa in Warschau und der Szkoła Filmowa in Łódź. POKOLENIE – EINE GENERATION Zły chłopiec (Der böse Knabe) | Polen 1951 | R+B: Andrzej Wajda, nach der Novelle von Anton Čechov | K: Zdzisław Parylak | D: Jan Łomnicki | 6 min | OF – Ceramika iłżecka (Die Keramik aus Ilza) | Polen 1951 | R+B: Andrzej Wajda | K: Jerzy Lipman | 10 min | OmeU – Kiedy ty śpisz (Während du schläfst) | Polen 1953 | R: Andrzej Wajda | B: Andrzej Wajda, Konrad Nałęcki, Jerzy Lipman, nach Gedichten von Tadeusz Kubiak | K: Jerzy Lipman | 11 min | OF – Erste Filmversuche an der Filmhochschule in Łódź. – Pokolenie (Eine Generation) | Polen 1955 | R: Andrzej Wajda | B: Bohdan Czeszko, nach seinem Roman | K: Jerzy Lipman | M: Andrzej Markowski | D: Tadeusz Łomnicki, Urszula Modrzyńska, Tadeusz Janczar, Roman Polański, Zbigniew Cybulski | 91 min | OmeU | Warschau 1942. Junge Leute im Widerstand gegen die deutschen Besatzer. »Wir wollten einen Film machen, der unsere Sprache spricht« (Wajda), die Sprache einer lost generation. Freitag, 24. Februar 2017, 18.30 Uhr Idę do słońca (Ich gehe zur Sonne) | Polen 1955 | R+B: Andrzej Wajda | K: Stefan Matyjaszkiewicz | M: Andrzej Markowski | Mit Xawery Dunikowski | 13 min | OmeU – Porträt des 80-jährigen Bildhauers Xawery Dunikowski. – Kanał (Der Kanal) | Polen 1957 | R: Andrzej Wajda | B: Jerzy Stefan Stawiński, nach seiner Erzählung | K: Jerzy Lipman | M: Jan Krenz | D: Tadeusz Janczar, Teresa Iżewska, Wieńczysław Gliński, Tadeusz Gwiazdowski, Stanisław Mikulski | 91 min | OmeU | Herbst 1944. Die SS hat den Warschauer Aufstand niedergeschlagen. Eine kleine Widerstandsgruppe versucht sich von einem Vorort ins Zentrum durchzuschlagen. Einziger Fluchtweg ist das Kanalisationssystem. Es geht nur noch ums Überleben, Heldentum oder Pathos sind nicht mehr gefragt. Im verordneten Geschichtsbild der stalinistischen Ära war bis dahin für den »bürgerlichen« Aufstand kein Platz. In Cannes machte Wajdas Film Furore. Samstag, 25. Februar 2017, 18.30 Uhr Popiół i diament (Asche und Diamant) | Polen 1958 | R: Andrzej Wajda | B: Andrzej Wajda, Jerzy Andrzejewski, nach dem Roman von Jerzy Andrzejewski | K: Jerzy Wójcik | M: Filip Nowak | D: Zbigniew Cybulski, Ewa Krzyżewska, Wacław Zastrzeżyński, Adam Pawlikowski, Bogumił Kobiela | 97 min | OmeU | Es ist der 8. Mai 1945. Der Krieg ist zu Ende, aber der Kampf um die Macht im Nachkriegspolen zwischen Kommunisten und Bürgerlichen hat schon begonnen. Der junge Maciek soll auftragsgemäß einen kommunistischen Funktionär liquidieren, doch ihm kommen Bedenken. Maciek ist der eindringlichste aller zerrissenen Helden im Werk von Wajda, vor allem dank der charismatischen schauspielerischen Performance von Zbigniew Cybulski, dem »polnischen James Dean«. Die visuelle Stilisierung und symbolische Aufladung verleiht dem Film auch heute noch eine ungebrochene Faszination. Sonntag, 26. Februar 2017, 18.30 Uhr Andrzej Wajda POPIÓŁ I DIAMENT – ASCHE UND DIAMANT 11 Wajda – Une leçon de cinéma (Großes Kino aus Polen) | Frankreich 2016 | R+B: Andrzej Wolski | Mit Andrzej Wajda | 95 min | dtF | Kurz vor seinem 90. Geburtstag am 6. März 2016 – und einige Monate vor seinem Tod am 9. Oktober – sitzt Wajda in einem Studio vor einem Laptop. Zusammen mit dem Regisseur Andrzej Wolski hat er zehn Ausschnitte aus seinen Filmen ausgesucht, die auf die Wand hinter ihm projiziert werden. Er kommentiert die Ausschnitte, mal analytisch, mal anekdotisch. Es geht um die Art der Inszenierung und den historischen und politischen Kontext. Immer wieder kommt Wajda auf seine Kämpfe mit den Zensoren zu sprechen, dabei blitzt oft Schalk auf. Zum Schluss bleibt als Standfoto die berühmte Einstellung von der mit dem Kopf nach unten gehängten Christus-Figur am Kreuz aus ASCHE UND DIAMANT stehen. Freitag, 3. März 2017, 18.30 Uhr | Zu Gast: Andrzej Wolski Lotna | Polen 1959 | R: Andrzej Wajda | B: Andrzej Wajda, Wojciech Żukrowski, nach der Erzählung von Wojciech Żukrowski | K: Jerzy Lipman | M: Tadeusz Baird | D: Jerzy Pichelski, Adam Pawlikowski, Jerzy Moes, Mieczysław Łoza, Bożena Kurowska | 85 min | OmeU | Polen im September 1939. Ein Trupp polnischer Kavallerie reitet gegen anrollende deutsche Panzer. Ein fast surreales Bild, das die Stimmung eines Films setzt, der die Geschichte der Schimmelstute Lotna und ihrer wechselnden Besitzer als Abgesang auf eine untergegangene Welt erzählt, die Wajda als Sohn eines Kavallerieoffiziers noch in seiner Kindheit kennengelernt hat. Dieser »letzte Fiebertraum des polnischen Ulanen« (Dominik Graf) ist ein Film von morbider Faszination und wirkt wie aus der Zeit gefallen. Es ist Wajdas erster Farbfilm, von seinem langjährigen Kameramann Jerzy Lipman auf Agfacolor gedreht. Samstag, 4. März 2017, 18.30 Uhr Niewinni czarodzieje (Die unschuldigen Zauberer) | Polen 1960 | R: Andrzej Wajda | B: Jerzy Andrzejewski, Jerzy Skolimowski | K: Krzystof Winiewicz | M: Krzysztof Komeda | D: Tadeusz Łomnicki, Krystyna Stypułkowska, Zbigniew Cybulski, Roman Polański, Jerzy Skolimowski | 83 min | OmeU | Wajdas erster Gegenwartsfilm bringt einen neuen Ton ins polnische Kino. Es passiert nichts Spektakuläres: Arzt und Jazzfan trifft eigenwillige Studentin. Politik ist außen vor, dafür schwingt der Film im Rhythmus des Soundtracks von Jazzmusiker Komeda. – Andrzej Wajda Przekładaniec (Organitäten) | Polen 1968 | R: Andrzej Wajda | B: Stanisław Lem | K: Wiesław Zdort | M: Andrzej Markowski | D: Bogumił Kobiela, Ryszard Filipski, Anna Prucnal | 35 min | OmeU | Science-Fiction-Satire: Organtransplationen retten einem verunglückten Rennfahrer das Leben, verändern aber seine Identität. Sonntag, 5. März 2017, 18.30 Uhr Samson | Polen 1961 | R: Andrzej Wajda | B: Andrzej Wajda, Kazimierz Brandys, nach dem Roman von Kazimierz Brandys | K: Jerzy Wójcik | M: Tadeusz Baird | D: Serge Merlin, Alina Janowska, Jan Ciecierski, Elżbieta Kępińska, Beata Tyszkiewicz | 117 min | OmeU | Jakub Gold bekommt es schon an der Universität von Krakau mit massivem Antisemitismus zu tun. Nach dem deutschen Einmarsch in Polen verschlägt es ihn ins Warschauer Ghetto und in wechselnde Verstecke in der Metropole, immer auf tätige Solidarität seiner polnischen Mitbürger angewiesen, von denen einige ihn auch verraten. Der Film schildert eine mit biblischen Anspielungen durchsetzte Odyssee. In den Zeiten des Kommunismus wagt sich Wajda an die Thematik des zwiespältigen Verhältnisses der Polen gegenüber ihren jüdischen Mit bürgern während des deutschen Vernichtungsfeldzugs. POPIOŁY – LEGIONÄRE 12 ums Leben kommt. »Was dem Film Faszination verleiht und worin sich vor allem sein Thema artikuliert, das ist die optische Gewalt seiner Bilder. Wajda offenbart sich hier als ein Bildschöpfer, der mit der Kamera und dem CinemaScope-Format raffiniert zu komponieren weiß. Die furiose Bildsprache gibt dem Film ein opernhaftes Pathos.« (Ulrich Gregor) Freitag, 17. März 2017, 18.30 Uhr L’amour à 20 ans (Liebe mit 20) | Frankreich 1962 | R: François Truffaut, Renzo Rossellini, Shintarô Ishi hara, Marcel Ophüls, Andrzej Wajda | B: François Truffaut, Renzo Rossellini, Shintarô Ishihara, Marcel Ophüls, Jerzy Stefan Stawiński | K: Raoul Coutard, Mario Montuori, Shigeo Murata, Wolf Wirth, Jerzy Lipman | M: Georges Delerue, Tôru Takemitsu, Jerzy Matuszkiewicz | D: Jean-Pierre Léaud, Marie-France Pisier, Geronimo Maynier, Eleonora Rossi Drago, Nami Tamura, Kôji Furuhata, Barbara Frey, Christian Doermer, Zbigniew Cybulski, Barbara Kwiatkowska-Lass | 126 min | OmU | Fünf Episoden, die in Paris, Rom, Tokyo, München und Warschau spielen. Wajda zeigt in seinem Beitrag einen gealterten Zbigniew Cybulski, der sich auf einer Party mit jüngeren Leuten ziemlich verloren vorkommt. Freitag, 10. März 2017, 18.30 Uhr Samstag, 11. März 2017, 18.30 Uhr Sibirska ledi Magbet (Blut der Leidenschaft) | Jugoslawien 1962 | R: Andrzej Wajda | B: Sveta Lukić, nach der Novelle »Lady Macbeth von Mzensk« von Nikolaj Leskov | K: Aleksandar Sekulović, Miomir Denić | M: Dušan Radić | D: Olivera Marković, Ljuba Tadić, Miodrag Lazarević, Bojan Stupica, Kapitalina Erić | 93 min | OmeU | Lady Macbeth als russische Gutsherrin, die wegen einer Affäre mit ihrem Knecht zur Mörderin wird und während ihrer Deportation nach Sibirien Popioły (Legionäre) | Polen 1965 | R: Andrzej Wajda | B: Aleksander Ścibor-Rylski, nach dem Roman von Stefan Żeromski | K: Jerzy Lipman | M: Andrzej Markowski | D: Daniel Olbrychski, Bogusław Kierc, Piotr Wysocki, Beata Tyszkiewicz, Władysław Hańcz | 226 min | OmeU | Ein großes historisches Fresko als aufwändiges, fast dreistündiges Filmepos in CinemaScope voller Schlachtenszenen über die Schicksale dreier polnischer Adliger, die als Legionäre an der Seite Napo- Sonntag, 12. März 2017, 18.30 Uhr Gates to Paradise (Die Pforten des Paradieses) | GB 1968 | R: Andrzej Wajda | B: Donald Kravanth, Jerzy Andrzejewski, nach dem Roman von Jerzy Andrzejewski | K: Mieczyslaw Jahoda | M: Ward Swingle | D: John Fordyce, Lionel Stander, Mathieu Carrière, Pauline Challoner, Ferdy Mayne | 79 min | dtF | Wajdas erster in englischer Sprache gedrehter Film erzählt die Geschichte eines mittelalterlichen Kinderkreuzzugs nach Palästina. Ein Mönch, der die Kinder begleitet, versucht vergeblich, den Zug aufzuhalten, als er die wahren Motive der Teilnehmer erkennt. Mit opulenten Bildern beschwört Wajda eine düstere und unheilvolle Atmosphäre herauf und wendet sich gegen Fanatismus und blinden Glauben an falsche Ideale, dem die Stimme der Vernunft nicht beikommen kann. Nachdem der Film bei der Berlinale 1968 von der Kritik verrissen wurde, kam er nie in die Kinos. Samstag, 18. März 2017, 18.30 Uhr Wszystko na sprzedaż (Alles zu verkaufen) | Polen 1968 | R+B: Andrzej Wajda | K: Witold Sobociński | M: Andrzej Korzyński | D: Andrzej Łapicki, Daniel Olbrychski, Witold Holtz, Małgorzata Potocka, Elżbieta Kępiński | 105 min | OmeU | Als Wajda wieder einen Film mit Zbigniew Cybulski machen will, kommt der kurz vor Drehbeginn unter die Räder eines Zuges. Stattdessen macht Wajda nun einen Film über die Suche nach einem verschwundenen Hauptdarsteller, der dann zum Schluss gefunden wird: Es ist Daniel Olbrychski. ALLES ZU VERKAUFEN ist ein Film über einen Regisseur in der Krise, durchaus vergleichbar mit Fellinis 8½. Ein souveränes Spiel mit Spiegelungen und Verschränkungen: Das Leben spielt in den Film hinein, der Film in das Leben aller am Dreh Beteiligten. Ein sehr persönlicher Film Wajdas. Der Darsteller des Regisseurs, Andrzej Lapicki, sieht Wajda verblüffend ähnlich. Freitag, 24. März 2017, 18.30 Uhr Polowanie na muchy (Fliegenjagd) | Polen 1969 | R: Andrzej Wajda | B: Janusz Glowacki, nach seiner Erzählung | K: Zygmunt Samosiuk | M: Andrzej Korzyński | D: Zygmunt Malanowicz, Małgorzata Braunek, Hanna Skarżanka, Ewa Skarżanka, Daniel Olbrychski | 108 min | OmeU | Eine Satire auf den Warschauer Kultur- und Literaturbetrieb. Die grotesk anmutende Geschichte eines Mannes, der permanent bevormundet wird, von seiner Frau, seiner Schwiegermutter, seiner kurzzeitigen Geliebten. Alle wollen sie aus ihm ein schriftstellerisches Genie machen, um die Privilegien des Schriftstellerverbandes genießen zu können. »Małgorzata Braunek war perfekt in ihrer Rolle. Ihr breites Grinsen und die erschreckenden Augen, die sich hinter überdimensionalen Brillengläsern weiteten, verliehen ihr das Aussehen einer fleischfressenden Fliegenjägerin, so wie es Glowackis Script vorsah.« (Wajda) Samstag, 25. März 2017, 18.30 Uhr Krajobraz po bitwie (Landschaft nach der Schlacht) | Polen 1970 | R: Andrzej Wajda | B: Andrzej Wajda, Andrzej Brzozowski, nach Erzählungen von Tadeusz Borowski | K: Zygmunt Samosiuk | M: Zygmunt Konieczny | D: Daniel Olbrychski, Stanisława Celińska, Jerzy Zelnik, Stefan Friedmann, Małgorzata Braunek | 108 min | OmeU | 1945 von den Amerikanern aus einem deutschen Konzentrationslager befreite Polen finden sich in einem neuen Lager, einem Flüchtlingslager, wieder. Dort klammern sich die meisten an das, was sie für ihre vaterländische Pflicht halten: Tägliche Gebete, sinnlose Militärparaden und feierliche patriotische Spektakel. Nur ein Schriftsteller verweigert sich dem fast zwanghaften kollektiven Mitmachen und wird damit zum Außenseiter. Wajda wurde damals vorgeworfen, er karikiere hier auf Kosten von traumatisierten Lagerinsassen einen für ihn überholten Begriff von Polentum. Sonntag, 26. März 2017, 18.30 Uhr Brzeżina (Das Birkenwäldchen) | Polen 1970 | R: Andrzej Wajda | B: Jarosław Iwaszkiewicz, nach seiner Erzählung | K: Zygmunt Samosiuk | M: Andrzej Korzyński | D: Daniel Olbrychski, Emilia Krakowska, Olgierd Łukaszewicz, Marek Perepeczko, Jan Domański | 99 min | OmeU | Eine neue Seite bei Wajda: Ein Kammerspiel in freier Natur, dem titelgebenden Birkenwäldchen. Im Mittelpunkt zwei ungleiche Brüder (einer von ihnen Olbrychski) – der eine um den Tod seiner Frau trauernd, der andere todkrank, aber das Leben noch auskostend. Zwischen ihnen eine junge Frau, die Verkörperung des blühenden Lebens. Ein elegischer, schwermütiger Film, mit dem Birkenwald als emotionalem Resonanzboden. »Noch weniger als sonst bei Wajda ist in diesem Film die Thematik ablösbar von ihrer filmischen Erscheinungsform, ihrer Artikulation in Farben und Bildern.« (Ulrich Gregor) Freitag, 7. April 2017, 18.30 Uhr Andrzej Wajda leons um die polnische Unabhängigkeit kämpfen. Einer von ihnen kämpft dafür sogar auf spanischem Boden. Am Ende steht die Vergeblichkeit ihres Tuns, die sich in der eindrucksvollen Schluss-Szene des Films in der russischen Schneewüste manifestiert. Es war der Beginn einer lang andauernden Zusammenarbeit mit dem Schauspieler Daniel Olbrychski. 13 Andrzej Wajda 14 Pilatus und andere | BRD 1972 | R+B: Andrzej Wajda, nach Motiven des Romans »Der Meister und Margerita« von Michail Bulgakov | K: Igor Luther | D: Jan Kreczmar, Wojciech Pszoniak, Daniel Olbrychski, Andrzej Łapicki, Marek Perepeczko | 94 min | »Ein Film für Karfreitag« heißt es im Untertitel dieses Fernsehfilms, den Wajda in der Bundesrepublik für das ZDF drehte. Diese Neuerzählung der Passionsgeschichte im zeitgenössischen Setting, in der das Verhör von Jesus auf das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg und die Kreuzigung auf Golgatha auf einen Schuttberg am Wiesbadener Autobahnkreuz verlegt wird, ist eine ziemlich wüste und drastische Collage. »Mich hat eine Bewegung, ein Trend unter westlichen Jugendlichen sehr interessiert: dass sie angefangen haben, sich wie Jesus zu kleiden, Zeichen des Christentums zu tragen und überall das Kreuz zu zeigen.« (Wajda) Freitag, 14. April 2017, 18.30 Uhr Wesele (Die Hochzeit) | Polen 1973 | R: Andrzej Wajda | B: Andrzej Kijowski, nach dem Stück von Stanisław Wyspiański | K: Witold Sobociński | M: Stanisław Radwan | D: Daniel Olbrychski, Ewa Ziętek, Andrzej Łapicki, Wojciech Pszoniak, Franciszek Pieczka | 110 min | OmeU | Stanisław Wyspiańskis Drama von 1901 ist ein Schlüsselwerk der polnischen Literatur, eine allegorisch und symbolisch verschlüsselte Parabel über die Traumata der polnischen Teilung. Aus der Vorlage des Versdramas über die Hochzeit eines Künstlers aus der Krakauer Bohème und einer Bauerntochter macht Wajda in suggestiven und rauschhaften Bildern einen atmosphärisch ungemein dichten Film, der auch ohne Kenntnis des historischen Anspielungshorizonts den Zuschauer mit seinen virtuosen Kamerabewegungen und Montagesequenzen wie in einem hypnotischen Wirbel in seinen Bann zieht. nur in den Film gelangt waren, weil sie »unter großem Arbeitsaufwand gedreht wurden« (Wajda), und veränderte den Anfang des Films. Im Filmmuseum läuft die ungekürzte Originalfassung. Samstag, 15. April 2017, 19.00 Uhr The Shadow Line (Die Schattenlinie) | GB 1976 | R: Andrzej Wajda | B: Andrzej Wajda, Bogusław Sulik, nach der Erzählung von Joseph Conrad | K: Witold Sobociński | M: Wojciech Kilar, Lech Brański | D: Marek Kondrat, Graham Lines, Tom Wilkinson, Berhard Archard, Martin Wyldeck | 100 min | engl. OF | Die Erzählung des polnischstämmigen Autors Joseph Conrad schildert die durch Flaute und Krankheiten geprägte Fahrt eines Segelschiffs in südostasiatischen Gewässern. Meisterhaft beschreibt Conrad die Atmosphäre des Stillstands, der Lethargie an Bord. Wajda verzichtete darauf, eigene Ideen in den Film einzuarbeiten und Daniel Olbrychski für die Hauptrolle auszuwählen. Stattdessen drehte er mit englischen Schauspielern. »Ich bin dem Original treu geblieben. Es war unglaublich, das Material hat die filmischen Lösungen quasi selbst diktiert.« (Wajda) Sonntag, 9. April 2017, 18.30 Uhr Człowiek z marmuru (Der Mann aus Marmor) | Polen 1976 | R: Andrzej Wajda | B: Aleksander ŚciborRylski | K: Edward Kłosiński | M: Andrzej Korzyński | D: Jerzy Radziwiłowicz, Krystyna Janda, Jacek Domański, Leonard Zajączkowski, Tadeusz Łomnicki | 161 min | OmeU | Mehr als zehn Jahre lang lag das Drehbuch auf Eis. Erst 1976 kann der Film in Produktion gehen und stößt auf überragende Resonanz beim polnischen Publikum. Mit der Geschichte der jungen Filmemacherin Agnieszka, die das Schicksal des vergessenen Samstag, 8. April 2017, 18.30 Uhr Ziema obiecana (Das gelobte Land) | Polen 1975 | R+B: Andrzej Wajda | K: Witold Sobociński | M: Wojciech Kilar | D: Daniel Olbrychski, Wojciech Pszoniak, Andrzej Seweryn, Anna Nehrebecka, Franciszek Pieczka | 170 min | OmeU | Łódź um 1880, Zentrum der polnischen Textilindustrie. Was für die Unternehmer das gelobte Land ist, in dem riesige Vermögen angehäuft werden, ist für die Arbeiter die Hölle auf Erden. Mit großer inszenatorischer Geste und in fiebrigem Rhythmus entwirft Wajda ein apokalyptisches Bild. Zwischen protzig zur Schau gestelltem Reichtum und erbärmlichem Massen elend gibt es kaum Abstufungen. 2000 überarbeitete Wajda seinen Film, kürzte ganze Szenen, die seinerzeit Arbeiterhelden Birkut für ihren Film recherchiert und dafür durch ganz Polen reist, hat Wajda offensichtlich einen Nerv getroffen. Sein Film konfrontiert die stalinistische Aufbau-Ära mit der Gegenwart des Films, die Sonntag, 16. April 2017, 19.00 Uhr Bez znieczulenia (Ohne Betäubung) | Polen 1978 | R: Andrzej Wajda | B: Andrzej Wajda, Agnieszka Holland | K: Edward Kłosiński | M: Wojciech Młynarski | D: Zbigniew Zapasiewicz, Ewa Dałkowska, Andrzej Seweryn, Krystyna Janda, Emilia Krakowska | 125 min | OmeU | Ganz analytisch und sachlich erzählt Wajda vom beruflichen, sozialen und privaten Abstieg eines prominenten Auslandskorrespondenten, der im Warschau der 1970er Jahre unter die Räder kommt. Wegen eines kritischen Fernsehkommentars fällt er in Ungnade, und Schritt für Schritt werden seine Privilegien von dem System abgebaut, das ihm seine berufliche Karriere erst ermöglicht hat. So offen systemkritisch kann sich Wajda erst äußern, seit er durch den internationalen Erfolg des MANN AUS MARMOR zu einer internationalen Größe geworden ist, der die politische Führung einen gewissen Spielraum zugestehen muss. dem örtlichen Orchester ein. Hier in Polen hat der von John Gielgud gespielte Stardirigent Jan Lomicki seine Karriere begonnen, und für ein Gastkonzert kehrt er als gefeierter Sohn der Stadt zurück. Mit seiner Liebe zur Musik vermittelt er auch dem Orchester Begeisterung – sehr zum Missfallen des karrierefixierten, aber talentlosen heimischen Dirigenten. Wajdas Botschaft: Ohne wahre Liebe zur Kunst gibt es nur Kunstbetrieb. Freitag, 19. Mai 2017, 18.30 Uhr Człowiek z żelaza (Der Mann aus Eisen) | Polen 1981 | R: Andrzej Wajda | B: Aleksander Ścibor-Rylski | K: Edward Kłosiński | M: Andrzej Korzyński | D: Jerzy Radziwiłowicz, Krystyna Janda, Marian Opania, Irena Byrska, Wiesława Kosmalska | 147 min | OmeU | Der erzählerische Faden aus DER MANN AUS MARMOR Freitag, 28. April 2017, 18.30 Uhr Panny ze Wilka (Die Mädchen von Wilko) | Polen 1979 | R: Andrzej Wajda | B: Zbigniew Kamiński, nach der Erzählung von Jarosław Iwaszkiewicz | K: Edward Kłosiński | M: Karol Szymanowski | D: Daniel Olbrychski, Anna Seniuk, Christine Pascal, Maja Komorowska, Stanisława Celińska | 116 min | OmeU | Wajda kehrt immer wieder in die polnische Vergangenheit zurück, dieses Mal auf ein Landgut im Polen der 1930er Jahre. Fünf Schwestern leben dort, die in ihrer Jugend alle in den Nachbarsjungen verliebt waren. Der kommt nach langen Jahren in der Fremde zu Besuch, und die Vergangenheit meldet sich zurück. Wie im BIRKENWÄLDCHEN liefert der von Wajda so geliebte Jarosław Iwaszkiewicz die literarische Vorlage: Wieder dieselbe elegische, melancholische Stimmung, von der Kamera Edward Kłosińskis meisterhaft in lichtdurchflutete Bilder gefasst. Samstag, 29. April 2017, 18.30 Uhr Dyrygent (Der Dirigent) | Polen 1979 | R: Andrzej Wajda | B: Andrzej Kijowski | K: Sławomir Idziak | M: Ludwig van Beethoven | D: John Gielgud, Krystyna Janda, Andrzej Seweryn, Jan Ciecierski, Tadeusz Czechowski | 102 min | OmeU | Beethovens 5. Symphonie und zwei Dirigenten: Der eine feiert mit ihr Triumphe in der Carnegie Hall in New York, der andere übt sie in einer polnischen Provinzstadt mehr schlecht als recht mit wird wieder aufgenommen: Birkuts Sohn bricht sein Studium ab und schließt sich der Gewerkschaft Solidarność an, genauso wie die Filmstudentin Agnieszka, die mit ihm nach Danzig geht. Sie werden ein Paar und engagieren sich im monatelang andauernden Streik auf der Lenin-Werft, der ganz Polen in Atem hält. Vor Ort von Wajda gedrehtes dokumentarisches Material und echte Personen spielen in den Film hinein, bis hin zu Lech Wałęsa als Trauzeuge der beiden. Das polnische Publikum strömt in die Kinos, und der Auslandsresonanz mit der Goldenen Palme in Cannes und einer Oscar-Nominierung können die Machthaber nur zähneknirschend zusehen. Montag, 17. April 2017, 19.00 Uhr Danton | Frankreich 1983 | R: Andrzej Wajda | B: Jean-Claude Carrière, Andrzej Wajda, Agnieszka Holland, Bolesław Michałek, Jacek Gąsiorowski | K: Igor Luther | M: Jean Prodromides | D: Gérard Depardieu, Wojciech Pszoniak, Patrice Chéreau, Angela Winkler, Bogusław Linda | 136 min | OmU | Wenige Tage vor Ausrufung des Kriegsrechts am 13. Dezember 1981 Andrzej Wajda diese Zeit am liebsten verdrängen möchte. Krystyna Janda als ruhe- und rastlose Rechercheurin ist das emotionale Kraftzentrum des MANN AUS MARMOR. 15 Andrzej Wajda 16 führt Wajda den als Danton verpflichteten Darsteller Gérard Depardieu noch über die Leninwerft. Dann kommt die Filmproduktion in Polen zum Erliegen, so dass die Dreharbeiten komplett nach Paris verlegt werden. Zwei Schlüsselfiguren der Revolution werden gegenübergestellt: Depardieu als Danton, der den Blutrausch stoppen will, und Wojciech Pszoniak als Robespierre, Befürworter des anhaltenden Terrors durch die Guillotine. Unterschwellig steht Danton für Lech Wałęsa und Robespierre für General Jaruzelski. Samstag, 20. Mai 2017, 18.30 Uhr Eine Liebe in Deutschland | BRD 1983 | R: Andrzej Wajda | B: Andrzej Wajda, Agnieszka Holland, Boleslav Michalek, nach dem Roman von Rolf Hochhuth | K: Igor Luther | M: Michel Legrand | D: Hanna Schygulla, Marie-Christine Barrault, Armin Mueller-Stahl, Piotr Łysak, Daniel Olbrychski | 107 min | Ein Fremder kommt mit seinem Sohn in ein süddeutsches Dorf. Gegen den Widerstand der Dorfbewohner recherchiert er die verbotene Liebesgeschichte zwischen einer deutschen Gemüsehändlerin und einem polnischen Zwangs arbeiter, die denunziert werden. Wajdas Film wurde von der deutschen Kritik verrissen. »Ich war nicht in der Lage, das tatsächliche Leben während des Krieges in einer deutschen Kleinstadt zu rekonstruieren. Ich kannte die Wirklichkeit nicht, und musste auf Fiktionen zurückgreifen. Das deutsche Publikum fühlte diese fehlende Realität sofort, was ihm die Möglichkeit bot, die im Film angesprochenen Probleme erleichtert zurückweisen zu können.« (Wajda) Schuld und Sühne | BRD 1987 | R+B: Andrzej Wajda, nach dem Roman von Fëdor Dostoevskij | K: Kurt Oskar Herting, Martin Herden, Horst Thomas, Frank Tilk | M: Zygmunt Konieczny | D: Udo Samel, Jutta Lampe, Dirk Nawrocki, Stephan Bissmeier, Bernd Ludwig | 118 min | Dem leidenschaftlichen Theatermann Wajda, der in Warschau und Krakau die wichtigsten Theater-Klassiker auf die Bühne gebracht hat, ist das Kunststück gelungen, aus Dostoevskijs 800-Seiten-Wälzer »Schuld und Sühne« eine spielbare Bühnenfassung zu machen. Für Peter Stein hat er sie an der Berliner Schaubühne 1986 inszeniert und für das ZDF eine filmische Version hergestellt. In Wajdas Bühnenversion wird die Geschichte um den Doppelmörder Raskolnikov auch heute noch oft gespielt. Sonntag, 28. Mai 2017, 18.30 Uhr Les possédés (Die Dämonen) | Frankreich 1988 | R: Andrzej Wajda | B: Andrzej Wajda, Jean-Claude Carrière, nach dem Roman von Fëdor Dostoevskij | K: Witold Adamek | M: Zygmunt Konieczny | D: Isabelle Huppert, Jutta Lampe, Lambert Wilson, Jerzy Radziwiłowicz, Omar Sharif | 114 min | OmU | Noch einmal Dostoevskij. Es ist das letzte Mal, dass Wajda einen Film im Ausland drehen wird. DIE DÄMONEN ist eine rein französische Produktion. Als einziger Pole spielt Jerzy Radziwiłowicz, der Hauptdarsteller von DER MANN AUS MARMOR und DER MANN AUS EISEN, die Rolle des abtrünnigen Verschwörers Šatov, der einer abgefeimten Intrige seiner Mitverschwörer zum Opfer fällt. Sein Schicksal steht, anders als bei Dostoevskij, im Mittelpunkt: Wajda sieht ihn als Opfer totalitärer Denkstrukturen. Freitag, 26. Mai 2017, 18.30 Uhr Freitag, 2. Juni 2017, 18.30 Uhr Kronika wypadków miłosnych (Eine Chronik von Liebesunfällen) | Polen 1986 | R: Andrzej Wajda | B: Andrzej Wajda, Tadeusz Konwicki, nach dem Roman von Tadeusz Konwicki | K: Edward Kłosiński | M: Wojciech Kilar | D: Paulina Młynarska, Piotr Wawrzyńczak, Magdalena Wójcik, Dariusz Dobkowski, Bernadetta Machała-Krzemiński | 114 min | OmeU | Eine Geschichte aus dem Jahr 1939, als Litauens Hauptstadt Wilna noch zu Polen gehört. Witek lässt sich ziellos treiben, bis er sich Hals über Kopf in die schöne Alina aus besseren Kreisen verliebt. Er fällt zwar durchs Abitur, erlebt aber eine Liebesnacht in freier Natur mit ihr. Am nächsten Morgen kommen die ersten Nachrichten vom deutschen Einmarsch in Polen. Edward Kłosińskis Kamera zaubert betörend schöne Bilder, aber die Ahnung kommenden Unheils liegt wie ein Schatten über dem Geschehen des Films. Korczak | Polen 1990 | R: Andrzej Wajda | B: Agniesz ka Holland | K: Robby Müller | M: Wojciech Kilar | D: Wojciech Pszoniak, Ewa Dałkowska, Teresa BudziszKrzyżanowska, Marzena Trybała, Piotr Kozłowski | 117 min | OmU | Der angesehene Kinderarzt und Pädagoge Janusz Korczak, der 1942 das jüdische Kinderhaus im Warschauer Ghetto geleitet hatte, wurde 1942 zusammen mit 200 Kindern nach Treblinka deportiert und dort ermordet. Seine Person und auch seine Rolle im Ghetto waren von den kommunistischen Machthabern lange totgeschwiegen worden. Wajdas erste polnische Produktion nach der demokratischen Wende 1989, mit einem eindringlichen Wojciech Pszoniak in der Titelrolle. Nach einer umjubelten Premiere in Cannes werfen allerdings große Teile der französischen Presse dem Film die Ausblendung des polnischen Antisemitismus vor. Wajda ist tief getroffen. Samstag, 27. Mai 2017, 18.30 Uhr Samstag, 3. Juni 2017, 18.30 Uhr Sonntag, 4. Juni 2017, 18.30 Uhr Panna Nikt (Fräulein Niemand) | Polen 1996 | R: Andrzej Wajda | B: Radosław Piwowarski, nach dem Roman von Tomasz Tryzna | K: Krzysztof Ptak | M: Andrzej Korzyński | D: Anna Wielgucka, Anna Mucha, Anna Powierza, Stanisława Celińska, Jan Janga-Tomaszewski | 98 min | OmU | Verfilmung eines Schlüsselromans über den Werteverlust der polnischen Gesellschaft im Konsumrausch. Im Mittelpunkt steht die 15-jährige Marysia, die beim Umzug in die Stadt nur ein wenig beachtetes »Fräulein Niemand« ist und durch vermeintliche Freundinnen die materiellen und physischen Freuden entdeckt. »Den Kindern von DIE UNSCHULDIGEN ZAUBERER scheint die verspielte intellektuelle Ironie der jungen Generation aus den 1960er Jahren im hektischen Lebensrhythmus der Gegenwart abhanden gekommen zu sein.« (Helmut Pflügl) Montag, 5. Juni 2017, 18.30 Uhr Andrzej Wajda Pan Tadeusz | Polen 1999 | R: Andrzej Wajda | B: Andrzej Wajda, Jan Nowina Zarzycki, Piotr Wereśniak, nach dem Versepos von Adam Mickiewicz | K: Paweł Edelman | M: Wojciech Kilar, Grzegorz Turnau | D: Michał Żebrowski, Bogusław Linda, Daniel Olbrychski, Alicja Bachleda-Curuś, Grażyna Szapołowska | 125 min | OmU | Das 1834 erschienene romantische Vers epos von Adam Mickiewicz, das vor dem Hintergrund von Napoleons Russlandfeldzug von der Hoffnung auf die nationale Wiedergeburt Polens beseelt ist, gilt als polnisches Nationalheiligtum und zählt zur schulischen Pflichtlektüre. Zwei verfeindete Familien des polnisch-litauischen Landadels versöhnen sich bei der Hochzeit ihrer Kinder, die in einer glanzvollen Polonaise gipfelt, während polnische Truppen sich Napoleons Armee anschließen. Ein opulentes, farbenprächtiges Spektakel mit einer illustren Besetzung. Es läuft die Schnittfassung für den internationalen Markt, die Wajda im Jahr 2000 auf der Berlinale vorstellte. 17 Freitag, 9. Juni 2017, 18.30 Uhr Zemsta (Die Rache) | Polen 2002 | R: Andrzej Wajda | B: Andrzej Wajda, Maciej Karpiński, Jan Prochyra, nach dem Stück von Aleksander Fredro | K: Paweł Edelman | M: Wojciech Kilar | D: Janusz Gajos, Andrzej Seweryn, Roman Polański, Agata Buzek, Cezary Żak, Daniel Olbrychski | 100 min | OmeU | Die Typen- und Charakterkomödie »Die Rache« von Alexander Fredro ist seit mehr als 170 Jahren ein Dauerbrenner auf polnischen Bühnen. Wie in »Pan Tadeusz« geht es um Stärken und Schwächen des polnischen Nationalcharakters, auch hier streiten sich zwei Adelsfamilien, gibt es eine Romeo-und-Julia-Geschichte. Die Attraktion von DIE RACHE ist sicherlich Roman Polański als alternder Höfling, der die Rolle eines Hofnarren kultiviert. Es ist seit ZEMSTA – DIE RACHE Wielki tydzień (Die Karwoche) | Polen 1995 | R+B: Andrzej Wajda | K: Wit Dąbal | D: Wojciech Malajkat, Magdalena Warzecha, Beata Fudalej, Cezary Pazura, Wojciech Pszoniak | 90 min | OmU | Fünf Jahre nach KORCZAK kommt Wajda wie schon in SAMSON noch einmal auf das Thema des polnischen Antisemitismus zurück. DIE KARWOCHE wirkt wie eine Antwort auf die erhobenen Vorwürfe gegen KORCZAK. Für Wajda ist der nicht zu leugnende Antisemitismus nur eine von mehreren Facetten im Verhalten der Polen gegenüber ihren jüdischen Mitbürgern gewesen. Deren sehr unterschiedliche Verhaltensweisen zeigt er am Beispiel einer polnischen Jüdin, die in der Karwoche 1943 während des jüdischen Aufstands im Ghetto von dort fliehen und sich in einem Warschauer Mietshaus bei Bekannten verstecken kann. EINE GENERATION von 1955 das fünfte Mal, dass der Weggefährte aus der Filmhochschule in Łódź eine Rolle bei Wajda übernommen hat. Andrzej Wajda Samstag, 10. Juni 2017, 18.30 Uhr 18 Katyń (Das Massaker von Katyn) | Polen 2007 | R: Andrzej Wajda | B: Andrzej Wajda, Przemysław Nowakowski, Władysław Pasikowski | K: Paweł Edelman | D: Andrzej Chyra, Artur Żmijewski, Maja Ostaszewska, Władysław Kowalski, Maja Komorowska | 122 min | OmU | Es hat eine zwingende Logik, dass Wajda, der filmische Chronist polnischer Geschichte, in hohem Alter eine noch offene Wunde zum Thema macht: das Massaker von Katyn, bei dem im Frühjahr 1940 mehr als 20.000 Angehörige der polnischen Intelligenz, darunter viele Offiziere, auf Stalins Befehl vom sowjetischen Geheimdienst liquidiert wurden. Darunter war auch Wajdas Vater. Mit großem Aufwand produziert, ist DAS MASSAKER VON KATYN wie ASCHE UND DIAMANT ein symbolisch hochgradig aufgeladener Film, ein filmisches Requiem: Das letzte Bild zeigt eine Hand mit Rosenkranz, die aus dem Massengrab ragt. Sonntag, 11. Juni 2017, 18.30 Uhr Tatarak (Der Kalmus) | Polen 2009 | R+B: Andrzej Wajda, nach einer Erzählung von Jarosław Iwaszkiewicz | K: Paweł Edelman | M: Paweł Mykietyn | D: Krystyna Janda, Paweł Szajda, Jakub Mazurek, Jan Englert, Jadwiga Jankowska-Cieślak | 85 min | OmeU | DER KALMUS beginnt mit einem autobiografischen Monolog der Hauptdarstellerin Krystyna Janda, die das Sterben ihres Mannes, des Kameramanns Edward Kłosiński, betrauert. Dann springt der Film um in die fiktive Geschichte einer Frau, die sich leidenschaftlich in einen wesentlich jüngeren Mann verliebt. Als es zu einem Unglück kommt, kippt die Perspektive abermals. »Wenn schließlich die gespielte Erschütterung der Frauenfigur nahtlos zurückführt zu Jandas Trauer in der Realität, sind Leben und Kunst schlichtweg ein und dasselbe geworden.« (Daniel Kothenschulte) Freitag, 16. Juni 2017, 18.30 Uhr Wałęsa – Człowiek z nadziei (Wałęsa – Mann aus Hoffnung) | Polen 2013 | R: Andrzej Wajda | B: Janusz Głowacki | K: Paweł Edelman | D: Robert Więckiewicz, Agnieszka Grochowska, Iwona Bielska, Zbigniew Zama chowski, Mirosław Baka | 127 min | OmeU | Wajda hat aus seiner Bewunderung für Lech Wałęsa und die Solidarność nie einen Hehl gemacht. Dennoch ist sein Film keine Hagiografie geworden, sondern ein lebendiges Porträt, nicht zuletzt auch durch die brillante Verkörperung Wałęsas durch Robert Więckiewicz. Der Film endet 1989 mit Wałęsas berühmter Rede vor dem amerikanischen Kongress. Seine bis heute umstrittene Zeit als polnischer Staatspräsident klammert Wajda aus. Ihm geht es um nationale Anerkennung: »Polen braucht diesen Film. Das Land ist so zerstritten. Dabei gibt es eine Geschichte, auf die alle Polen stolz sein können.« Samstag, 17. Juni 2017, 18.30 Uhr Powidoki (Nachbilder) | Polen 2016 | R: Andrzej Wajda | B: Andrzej Mularczyk | K: Paweł Edelman | M: Andrzej Panufnik | D: Bogusław Linda, Zofia Wichłacz, Bronisława Zamachowska, Andrzej Konopka, Krzysztof Pieczyński | 98 min | OmU | »In seinem letzten Film NACHBILDER erzählt Wajda von dem Maler und Kunsttheoretiker Władysław Strzemiński, der eine Theorie des Sehens schrieb, und den er in dem Moment zeigt, in dem eine riesige rote Stalin-Fahne sein Atelier verfinstert. Ein Mann, der in der Stunde der härtesten Vereinnahmung der Kunst durch eine totalitäre Ideologie mutig sein Wort erhebt, das ist nun das Vermächtnis von Andrzej Wajda. Unter den jungen Leuten, die in NACHBILDER an den Lippen von Strzemiński hängen und die dessen Vorlesungen mit der Schreibmaschine abtippen, um sie zu bewahren, kann man sich gut den angehenden Filmemacher Andrzej Wajda vorstellen.« (Bert Rebhandl) Im Programm des Münchner Filmfests, 23. Juni bis 1. Juli 2017 Universal Monsters Universal Monsters THE BRIDE OF FRANKENSTEIN 19 1931 brachten die Universal Studios mit DRACULA und FRANKENSTEIN zwei Filme heraus, die in einen zentralen Zyklus von Horrorfilmen mündeten und prägend für das amerikanische Horrorkino wurden. Ihre Monster geschichten schockierten die Hüter der öffentlichen Moral und ergötzten das blutrünstige Publikum. Für den Kontext ist es wichtig sich zu vergegenwärtigen, inwiefern das ursprüngliche Kinopublikum die klassischen Monsterfilme der Universal Studios anders erlebte als das heutige. An erster Stelle steht hier die Vertrautheit. Wenige Filme sind in der Kultur so allgemein präsent wie diese. Nach 80 Jahren Hommagen und Parodien ist der Vampir im Abendanzug ein fast allgegenwärtiger Archetyp geworden, der uns von Kinofilmen über Fernsehwerbung bis in die Sesamstraße begegnet – doch stets aus demselben Ursprung: Bela Lugosi in Universals DRACULA. Ebenso die Silhouette mit dem flachen Schädeldach, die ganz selbstverständlich Frankensteins Monster kennzeichnet: Auch die wurde bei der Universal erdacht. Rasende Dörfler mit Fackeln und Heugabeln vor einer Spinnweben-verhangenen Burg: Die Ikonographie des Horrors kommt aus Universal City. Diese Vertrautheit hat freilich ihren Preis. Während zeitgenössische Zuschauer zu zitternden Nervenbündeln wurden, hat sich der Schockwert über die Jahre vermindert und die Filme wirken heutzutage ausgesprochen zahm. Im Kontext des Jahres 1931 dagegen boten sie nie Gesehenes – eine Kreatur, die der Todesruhe entrann, indem sie sich parasitisch vom Blut der Lebenden ernährte; ein Etwas, künstlich zum Leben erweckt, gefertigt aus Kadavern vom Friedhof und vom Galgen … Kein Wunder, dass das Publikum dafür neue Begriffe brauchte: Erst der doppelte Erfolg von DRACULA und FRANKENSTEIN brachte den Terminus »Horror« in den allgemeinen Sprachgebrauch. Um den Kontext zu begreifen, müssen wir weiter zurückgehen, noch vor die Entstehung dieser Filme. Die Universal Studios wurden 1912 gegründet. Bis Ende der 1920er Jahre standen sie unter der Leitung ihres Gründers, des vormaligen Kinobetreibers und Filmverleihers Carl Laemmle, der seit 1909 auch Filme produzierte. Er wurde allerseits »Uncle Carl« genannt, was nicht nur der liebenswürdigen Persönlichkeit des gebürtigen Schwaben Rechnung trug, sondern auch Universal Monsters seinem Hang zum Nepotismus: Sein Unternehmen beschäftigte zahllose Verwandte. Der ganz überwiegende Teil der Produktion der Universal war standardisierte Kinoware – Western, Serials, Komödien. Gelegentlich brachte man Eigenwilligeres heraus. Bei der Universal wurde Lon Chaney ein Star dank masochistisch-grotesker Rollen in THE HUNCHBACK OF NOTRE DAME (1923) und besonders THE PHANTOM OF THE OPERA (1925). Unter allen Studios bewies die Universal die größte Bereitschaft zu solchen Melodramen in der Tradition des Grand Guignol: Hier drehte der Regisseur Paul Leni beispielsweise die Gruselkomödie THE CAT AND THE CANARY (1927). Dass das Studio mit dem stärksten Hang zu grotesken und makaberen Schauergeschichten (wie THE MAN WHO LAUGHS, ein weiterer Paul-Leni-Film von 1928 mit Conrad Veidt als ein entstellter Held) letztlich das amerikanische Horrorkino entwickeln sollte, war dennoch alles andere als unausweichlich. 1928, in der Zeit der Umwälzung der gesamten Filmindustrie durch den Tonfilm, übergab Uncle Carl die Leitung an seinen Sohn Julius, der sich »Carl Laemmle Jr.« nannte und in Hollywood kurz »Junior« hieß. Der Name Universal stand bis dahin nie für Glamour oder Prestige, James Whale und Ernest Thesiger 20 nicht einmal für besondere Kassenerfolge. Junior wollte größere Filme drehen, er produzierte ALL QUIET ON THE WESTERN FRONT (1930) und verdiente sich damit einen der ersten Oscars. Er brachte auch DRACULA zur Universal, gegen den Widerstand seines Vaters: Uncle Carl fand den Stoff entsetzlich und ließ sich nur durch Juniors Begeisterung umstimmen. Zu den größten Stärken dieser Verfilmung zählt die gänzlich un-ironische Verbindung von Pracht und Verfall – das grandiose Production Design (welches düstere Gemäuer war je so spektakulär wie Draculas Schloss?) harmoniert wie von selbst mit den zahlreichen schaurigen Elementen. Besonders die erste Hälfte beschwört eine Atmosphäre, die so dicht ist wie im deutschen Kino der 1920er Jahre. Wohl kein Zufall, da der Kameramann Karl Freund war, der in Deutschland unter anderem DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM (1920) und DER LETZTE MANN (1924) fotografiert hatte. Auch die trägere zweite Hälfte entwickelt Momente albtraumhafter Kraft, wenn um Minas Seele gerungen wird. Wie von Junior prophezeit, wurde der Film ein Hit. Dass das Publikum in der Weltwirtschaftskrise auf Horror nur gewartet hatte, bewies der noch größere Erfolg von als die betont farblosen Helden, und sicher einprägsamer. Das Horrorgenre wurde so zum Zuhause für alle, die sich als Außenseiter empfinden. Oft kann man die Ausgrenzung spezifischer deuten, wenn die Filme schwule Subtexte anbieten. Whale selbst lebte offen schwul, besonders THE BRIDE OF FRANKENSTEIN wird gerne in diesem Licht betrachtet, mit dem einsamen, gejagten, ungeliebten Monster und Ernest Thesigers beispiellos aufgedreht-exaltiertem Spiel als Professor Praetorius, einem unerreichbaren Gipfel des camp. Auch in DRACULA’S DAUGHTER (1936) sind gleichgeschlechtliche Sehnsüchte ganz unverstellt und direkt präsent. Interessant ist, dass diese vermeintlichen Tabubrüche ausgerechnet unter der 1934 verschärften Zensur geschahen, die die Anständigen vor der Verderbtheit Hollywoods schützen sollte. Auch wenn es manchen Filmemachern wie Whale gelang, die Sittenwächter auszumanövrieren, hatte der oberste Zensor Joseph Breen ein besonders scharfes Augenmerk auf Horrorfilme. Universal hatte darunter stark zu leiden, und als 1936 die Falschmeldung kursierte, Großbritannien habe Horrorfilme rundweg verboten, beschloss das Studio, dieses Genre fallenzulassen. Aber dann kamen DRACULA und FRANKENSTEIN 1938 als Doppelprogramm zur Wiederaufführung in die Kinos – frisch gekürzt und nach aktuellen Vorgaben zensiert. Der Erfolg war sensationell und ein neues Anschlussprojekt wurde prompt in Angriff genommen: SON OF FRANKENSTEIN (1939) wurde der längste (99 Minuten) und am großzügigsten ausgestattete Horrorfilm der Universal. Es war kein Laemmle mehr beteiligt (die Familie hatte das Studio 1936 verloren), ebensowenig James Whale (Rowland V. Lee inszenierte mit Stil und Biss), doch Karloff war ein letztes Mal in der Rolle des Monsters dabei. Der erneute Kassenerfolg löste eine zweite Horrorfilmwelle aus, die sich insofern deutlich von der ersten absetzte, als sie keine Prestigeproduktionen mehr umfasste, sondern B-Filme für Doppelprogramme – Qualität, aber günstig, und immer ein besonderes Vergnügen. Bevorzugte Hauptfigur der Filme der zweiten Welle war der Wolfsmensch Larry Talbot (Lon Chaney Jr.). Dieser tragische Held wurde in THE WOLF MAN (1941) eingeführt, an dessen Ende er starb, was aber kein Problem war: Durch Grabräuber versehentlich wiederbelebt, konnte er in weiteren Filmen seine Suche nach einem friedlichen Tod fortsetzen, wobei er einmal sogar auf Heilung hoffen durfte und unterwegs des öfteren auf andere Universal-Monster traf: Bei der Universal gab es ein shared universe Jahrzehnte vor Marvels Superheldenfilmen. Universal Monsters FRANKENSTEIN, den das Studio unverzüglich in Angriff nahm, als sich abzeichnete, dass man mit DRACULA einen Nerv getroffen hatte. Der Franzose Robert Florey, der das Filmprojekt entwickelte und ursprünglich inszenieren sollte, wurde durch den Briten James Whale abgelöst. Die unverwechselbare Gestaltung der Kreatur reklamierte der Make-up-Künstler Jack Pierce später ganz für sich, doch in Wahrheit war das Design in enger Zusammenarbeit mit James Whale entstanden und basierte auf Whales Skizzen von Boris Karloffs Physiognomie. James Whale hielt sich bei FRANKENSTEIN ein wenig zurück; seine Filme sind sonst zumeist deutlich subversiver. Doch sein charakteristischer visueller Einfallsreichtum ist ungebremst, angereichert mit pointierten kunsthistorischen Bezügen (so zu Johann Heinrich Füsslis Gemälde »Nachtmahr«) und direkten Verweisen auf deutsche Stummfilme. »Deutsch« waren auch die Sets des Dorfes, die aus ALL QUIET ON THE WESTERN FRONT stammten. Obwohl das Geschöpf am Ende des Filmes augenscheinlich umkam, dachte man angesichts des phänomenalen Einspiels von FRANKENSTEIN umgehend an eine Fortsetzung. Whale war aber nicht interessiert und verfolgte andere Projekte, darunter THE INVISIBLE MAN (1933), eine meisterliche, hellsichtige Studie in Terrorismus und Massenparanoia, an deren hintergründigem Humor ein ungenannter Autor Anteil hatte: Preston Sturges. Whale gab seinen Widerstand gegen THE BRIDE OF FRANKENSTEIN (1935) erst auf, als ihm das Studio außergewöhnliche Gestaltungsbefugnisse zugestand. Anstatt des vom Studio erhofften Schockers, der das Blut gefrieren ließ, lieferte Whale ›a hoot‹ (einen Heidenspaß), er konterkarierte die schaurigen Elemente mit schwarzem Humor. Das Monster ist die sympathischste Figur, es wird gehetzt und verfolgt, dabei sucht es nur Freundschaft. Das äußerlich Fremde, »Missgestaltete«, verweist auf ein bedeutendes Element im historischen Kontext: die entstellten Kriegsveteranen. In seinem Buch »The Monster Show« führt David J. Skal den Horrorfilm-Boom der 1930er Jahre darauf zurück, dass die physischen Verletzungen des Ersten Weltkriegs unleugbar im Alltag präsent waren. Auf der metaphorischen Ebene erkennt man darin einen entscheidenden Faktor für den anhaltenden Erfolg und die bleibende Relevanz der Monsterfilme der Universal: Die Monster sind Figuren am Rande der Gesellschaft, körperlich-seelisch Versehrte, Unvollkommene und Unfertige, ganz anders als die Sieger, die das US-Kino sonst gerne bevorzugt. Auch wenn sie am Ende sterben, sind die Monster wesentlich anziehender 21 Universal Monsters 22 Dieser zweite Boom hielt während des Zweiten Weltkrieges an und endete 1945 mit HOUSE OF DRACULA, ein zeitliches Zusammentreffen, das einen Zusammenhang zwischen filmischen Trends und Weltereignissen nahelegt. Das wäre zumindest eine mögliche Erklärung für die nächste Monsterfilmwelle unter den atomaren Bedrohungen der 1950er Jahre. Ein Beitrag der Universal war Jack Arnolds poetischer Schocker CREATURE FROM THE BLACK LAGOON (1954), dessen Kiemenmensch mittlerweile zum klassischen Monsterpersonal zählt. Er bildet auch das Bindeglied zu einer späteren Universal-Kreatur: Steven Spielberg klaute etliche Einstellungen von CREATURE FROM THE BLACK LAGOON, als er JAWS (DER WEISSE HAI, 1975) für die Universal drehte. Bei Universal weiß man, was man an seinen Monstern hat: Elf Filme dieser Reihe wurden mit großem Aufwand digital restauriert und liegen nun in brillanter Bild- und Tonqualität wieder komplett unzensiert vor. Das Studio bleibt weiter im Monstergeschäft, derzeit entsteht ein neuer Zyklus zusammenhängender Filme rund um die alten Monster. Alles im neuen Kontext, aktualisierte Blockbuster mit Lizenzgeschäft, die nicht allzu viel mit den Filmen von Junior & Co. gemein haben sollen. Immerhin belegt diese Wiederbelebung die anhaltende Beliebtheit dieser Figuren – sie weigern sich wieder mal, tot zu bleiben. James Oliver / Christoph Michel Universal Horror (Horror ohne Ende) | R: Kevin Brownlow | B: Patrick Stanbury | K: Gerald Saldo, John Ames | M: James Bernard | Mit Ray Bradbury, Carla Laemmle, Gloria Stuart, Fay Wray, David J. Skal | 95 min | OmU | Wie entstand der Horror-Boom und was wurde daraus? Kevin Brownlows facettenreicher Überblick über das »Goldene Zeitalter« der Universal-Horrorfilme beginnt in der Stummfilmzeit und legt dar, wie die Gruselfilme das Studio über die Weltwirtschafts krise retteten. Ungewöhnlich ist dabei, dass er auch die Filme anderer Studios ausführlich behandelt, wie DR. JEKYLL AND MR. HYDE (1931), MYSTERY OF THE WAX MUSEUM (1932) oder KING KONG (1933), und dass auch die Wechselwirkungen mit Filmen jenseits der Genregrenzen wie BEN-HUR (1925) beleuchtet werden. Einflüsse der bildenden Kunst erhalten ebenso Raum wie der Kult um die Universal-Klassiker. Dienstag, 7. März 2017, 21.00 Uhr Dracula | USA 1931 | R: Tod Browning | B: Garret Fort, Dudley Murphy, nach dem Roman von Bram Stoker und den Bühnenbearbeitungen von Hamilton Deane und John L. Balderston | K: Karl Freund | D: Bela Lugosi, Helen Chandler, David Manners, Dwight Frye, Edward Van Sloan | 75 min | OmU | Lon Chaney, ursprünglich für die Titelrolle vorgesehen, starb, und der Bühnenschauspieler Bela Lugosi stürzte sich mit einem Eifer in die Rolle, die an späteres method acting denken lässt. DRACULA war ein überwältigender Kassenerfolg und übt bis heute immensen Einfluss aus, nicht nur als Ideenlieferant zahlloser späterer Filme, sondern auch im vermeintlichen »Volksglauben« in Sachen Vampirismus. DRACULA verwendet Musik noch ausschließlich über den Anfangs- und Schlusstiteln. Da wir heute gruselige Szenen und gruselige Musik zwingend miteinander verbinden, wirkt dieser Verzicht auf Filmmusik sogar besonders unheimlich. Dienstag, 14. März 2017, 21.00 Uhr Drácula | USA 1931 | R: George Melford, Enrique Tovar Ávalos | B: Baltasar Fernández Cué, nach dem Drehbuch der englischen Version von Garrett Fort und Dudley Murphy | K: George Robinson | D: Carlos Villarías, Lupita Tovar, Barry Norton, Pablo Álvarez Rubio, Eduardo Arozamena | 104 min | span. OmU | Ehe sich Nachvertonung und Untertitelung durchsetzten, drehten die Studios wichtige Filme in mehreren Sprachversionen mit unterschiedlicher Besetzung. Der spanischsprachige DRÁCULA wurde jeweils nachts in denselben Dekors gedreht. Da der Regisseur George Melford kein Wort Spanisch sprach, kam dem damals ungenannten Dialogregisseur Ávalos besondere Bedeutung zu. Der Vergleich zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Filmen ist faszinierend, viele Filmhistoriker geben der spanischen Version in Rhythmus und Atmosphäre den Vorzug. Auch das erotische Element ist in der spanischen Version wesentlich expliziter. Dienstag, 21. März 2017, 21.00 Uhr Frankenstein | USA 1931 | R: James Whale | B: Garrett Fort, Francis Edwards Faragoh, nach dem Bühnenstück von Peggy Webling auf der Grundlage von Mary Shelleys Roman | K: Arthur Edeson, Paul Ivano | M: Bernhard Kaun | D: Colin Clive, Mae Clarke, Boris Karloff, Edward Van Sloan, Dwight Frye | 71 min | OmU | Universals zweiter großer Monster-Hit des Jahres 1931 übergeht die metaphysischen Exkurse von Mary Shelleys Roman und verspricht zunächst Sensationalismus, steht aber letztlich ganz auf der Seite des Monsters. Ursprünglich sollte Bela Lugosi das Monster spielen, doch er lehnte die dialoglose Rolle unter schwerem Make-up ab. Carl Laemmle Junior erklärte, weshalb die Wahl auf Boris Karloff fiel: »His eyes mirrored the suffering we The Mummy (Die Mumie) | USA 1932 | R: Karl Freund | B: John L. Balderston | K: Charles Stumar | M: James Dietrich | D: Boris Karloff, Zita Johann, David Manners, Arthur Byron, Edward Van Sloan, Bramwell Fletcher | 74 min | OmU | Universals Beitrag zur damaligen Faszination durch das alte Ägypten hatte einen ganz konkreten, handfesten Hintergrund: Der Drehbuchautor, einmal mehr John L. Balderston, war 1923 als Journalist bei der Öffnung des Grabs von Tutanchamun dabei gewesen. Karl Freund inszeniert mit Stil und Virtuosität eine Geschichte vom Verlangen, das die Jahrtausende überdauert hat. Die Mumie selber ist kaum zu sehen, doch die Szene der »Auferstehung« jagt einem noch heute Schauer über den Rücken, obwohl sie ganz ohne schockierende Bilder auskommt. Dem Forscher, der eine Inschrift murmelte und dadurch die Mumie weckte, bleibt nur noch hysterisches Gelächter: »He … he went for a little walk!« Dienstag, 4. April 2017, 21.00 Uhr Universal Monsters Dienstag, 28. März 2017, 21.00 Uhr The Invisible Man (Der Unsichtbare) | USA 1933 | R: James Whale | B: R.C. Sheriff | K: Arthur Edeson | M: Heinz Roemheld | D: Claude Rains, Gloria Stuart, William Harrigan, Una O‘Connor, Henry Travers | 71 min | OmU | John Fultons Effekteteam entwickelte ein ganzes Bündel unterschiedlicher optischer und realer Tricks mit Drähten, Orthesen, Wandermasken, schwarzem Samt und Animationselementen, um Claude Rains verschwinden zu lassen. Die technische Virtuosität tritt bald in den Hintergrund, und das Thema der Massenhysterie angesichts einer unsichtbaren Bedrohung aus der Mitte der Gesellschaft ist heute aktueller denn je. James Whales Inszenierung macht den zerrissenen Menschen im größenwahnsinnigen Wissenschaftler spürbar. Der britische Bühnenschauspieler Claude Rains ist in seiner ersten richtigen Filmrolle im Grunde in nur einer Szene wirklich zu sehen und verleiht seiner Figur nur mit seiner Stimme eine ungewöhnliche Präsenz. 23 Dienstag, 11. April 2017, 21.00 Uhr The Bride of Frankenstein (Frankensteins Braut) | USA 1935 | R: James Whale | B: William Hurlbut | K: John Mescall | M: Franz Waxman | D: Boris Karloff, THE BRIDE OF FRANKENSTEIN needed«. Karloff fand es nicht schlimm, für alle Zeit mit dem Monster identifiziert zu werden: »The monster was the best friend I ever had.« Universal Monsters 24 Colin Clive, Valerie Hobson, Ernest Thesiger, Elsa Lanchester, O.P. Heggie | 75 min | OmU | Nach den Schocks im ersten FRANKENSTEIN trotzte James Whale dem Studio weitreichende Freiheiten ab, um eine Geschichte mit Augenzwinkern, sarkastischem Witz und etwas genüsslichem Grusel zu erzählen. Sie beginnt mit Mary Shelley, die von Lord Byron im literarischen Wettstreit zur Fortsetzung ihres ursprünglichen Plots herausgefordert wird, und geht flugs in einen doppelten Erzählstrang über, der einerseits die fortgesetzte Anstrengung Frankensteins schildert, Leben zu schaffen (Fortpflanzung ohne Frauen), andererseits die Sehnsucht des Monsters, das nun sprechen kann, nach Zuneigung und Liebe, dem jedoch überall Vorurteile und Ablehnung entgegenschlagen. Dienstag, 18. April 2017, 21.00 Uhr Dracula’s Daughter (Draculas Tochter) | USA 1936 | R: Lambert Hillyer | B: Garret Fort | K: George Robinson | M: Heinz Roemheld | D: Gloria Holden, Otto Kruger, Marguerite Churchill, Edward Van Sloan, Nan Grey, Irving Pichel | 71 min | OF | Als Vorlage für die Fortsetzung des ersten voll entwickelten Horrorfilms der Universal, oder vielmehr als ferne Inspiration, diente »Dracula’s Guest«, ein aus Stokers Romanmanuskript gestrichenes Kapitel, das dessen Witwe separat als Kurzgeschichte veröffentlichte. Draculas Tochter nennt sich Gräfin Zaleska und kommt nach London, um das Treiben ihres Vaters nicht fortzusetzen, sondern dem Vampirismus ein Ende zu bereiten. Sie stiehlt Draculas Leichnam und verbrennt ihn, und sucht professionelle Hilfe. DRACULA’S DAUGHTER ist einer der ersten Hollywoodfilme, die die Psychoanalyse thematisieren: Gräfin Zaleska begibt sich in Behandlung, um ihre schwierige Vaterbeziehung aufzuarbeiten. Dienstag, 25. April 2017, 21.00 Uhr Son of Frankenstein (Frankensteins Sohn) | USA 1939 | R: Rowland V. Lee | B: Willis Cooper | K: George Robinson | M: Frank Skinner | D: Basil Rathbone, Josephine Hutchinson, Boris Karloff, Bela Lugosi, Lionel Atwill | 99 min | OF | Die nominelle Hauptrolle mag Basil Rathbone innehaben, spielt er doch den titelgebenden Sohn, der eigentliche Star ist jedoch Bela Lugosi als Diener Ygor, der schon einmal am Galgen hing, aber überlebte und seither einige Rechnungen mit den Würdenträgern des Ortes offen hat. Er will den heimgekehrten Sohn dazu bewegen, die Arbeit des Vaters fortzusetzen. Unter allen Horrorfilmen der Universal hat SON OF FRANKENSTEIN eine Besetzungsliste, die fast nur aus Stars besteht und die extravagantesten Bauten mit beinahe abstrakt anmutenden Sets. Boris Karloff trägt ein letztes Mal das Monster-Make-up, nach ihm übernahmen wechselnde Darsteller die Figur. Dienstag, 2. Mai 2017, 21.00 Uhr The Invisible Man Returns (Der Unsichtbare kehrt zurück) | USA 1940 | R: Joe May | B: Lester Cole, Curt Siodmak | K: Milton Krasner | M: Hans J. Salter, Frank Skinner | D: Vincent Price, Sir Cedric Hardwicke, Nan Grey, John Sutton, Cecil Kellaway | 81 min | OmU | Die Filme um den Unsichtbaren motivierten ihre Filmemacher stets zu außerordentlichen Arbeiten. THE INVISIBLE MAN RETURNS ist ein Musterbeispiel für eine gelungene Fortsetzung, da er die Prämisse des ursprünglichen Films erweitert, anstatt sie nur wiederzukäuen. Ein zu Unrecht wegen Mordes Verurteilter flieht mithilfe des Unsichtbarkeitsserums; er weiß, dass die Droge wahnsinnig macht, aber er will den wahren Täter um jeden Preis entlarven. An der zweiten Horrorfilmwelle während des Zweiten Weltkrieges waren zahlreiche Emigranten beteiligt, die am eigenen Leibe Ausgrenzung und Verfolgung erlebt hatten. Dienstag, 16. Mai 2017, 21.00 Uhr The Wolf Man (Der Wolfsmensch) | USA 1941 | R: George Waggner | B: Curt Siodmak | K: Joseph Valentine | M: Charles Previn, Hans J. Salter, Frank Skinner | D: Claude Rains, Lon Chaney Jr., Evelyn Ankers, Warren William, Bela Lugosi, Maria Ouspenskaya | 71 nisvoller Graf Alucard aus Budapest besucht ein altes Anwesen auf einer Plantage in den Sümpfen Louisianas – die Besitzerin lud ihn ein, sie hat ein morbides Faible fürs Okkulte. Die bodenständigen Südstaatler glauben nicht an solchen Unfug wie Vampirismus. Die separate Fortsetzung von DRACULA (ohne Bezug zu DRACULA’S DAUGHTER) erweist sich beim näheren Hinsehen als eine kühne Paraphrase des ursprünglichen Romans mit hoch interessanten Aktualisierungen. Die Brüder Siodmak gaben dem Blutsauger eine Ideologie von »Blut und Boden«, die Bildgestaltung überwindet den »Gothic Look« vorheriger Universal-Horrorfilme. Dienstag, 23. Mai 2017, 21.00 Uhr Dienstag, 6. Juni 2017, 21.00 Uhr Frankenstein Meets the Wolf Man (Frankenstein trifft den Wolfsmenschen) | USA 1943 | R: Roy William Neill | B: Curt Siodmak | K: George Robinson | M: Hans J. Salter | D: Bela Lugosi, Lon Chaney Jr., Ilona Massey, Lionel Atwill, Maria Ouspenskaya | 74 min | OF | FRANKENSTEIN MEETS THE WOLF MAN ist eine doppelte Fortsetzung. Larry Talbot wird aus dem Grab geholt, in dem er nach THE WOLF MAN zur ewigen Ruhe gebettet war. Aber auch THE GHOST OF FRANKENSTEIN wird fortgeschrieben, an dessen Ende das Gehirn Ygors (Bela Lugosi) in den Körper von Frankensteins Monster transplantiert worden war. Somit ist es im Grunde nur logisch, dass nun endlich Lugosi das Creature from the Black Lagoon (Der Schrecken vom Amazonas) | USA 1954 | R: Jack Arnold, unter Wasser: James C. Havens | B: Harry Essex, Arthur Ross | K: William E. Snyder | M: Henry Mancini, Hans J. Salter, Herman Stein | D: Richard Carlson, Julia Adams, Richard Denning, Nestor Paiva, Antonio Moreno | 79 min | OF | 3D | Aus der Legende um einen Fischmenschen in Lateinamerika, die dem Produzenten zu Ohren gekommen war, entstand einer der gelungensten, spannendsten und zugleich romantischsten Monsterfilme der 1950er Jahre. Eine amerikanische Expedition entdeckt in einem entlegenen Zufluss des Amazonas ein Wesen aus einer verblüffenden Seitenlinie der Evolution. Jack Arnold bringt 3D in einen neuen Kontext: Der oft beklemmenden und bedrohlichen Dschungel atmosphäre setzen die Unterwassersequenzen eine weitere, traumhafte Dimension entgegen. Dienstag, 13. Juni 2017, 21.00 Uhr Monster spielt. FRANKENSTEIN MEETS THE WOLF MAN brachte Elemente ein, die dem Monsterkino zuvor fehlten: packende, präzise Action, mitreißendes Tempo und einen geradezu apokalyptischen Schluss. Dienstag, 30. Mai 2017, 21.00 Uhr Son of Dracula (Draculas Sohn) | USA 1943 | R: Robert Siodmak | B: Eric Taylor, nach einer Story von Curt Siodmak | K: George Robinson | M: Hans J. Salter | D: Lon Chaney Jr., Louise Albritton, Robert Paige, Evelyn Ankers, J. Edward Bromberg | 81 min | OF | Ein geheim- Young Frankenstein (Frankenstein Junior) | USA 1974 | R: Mel Brooks | B: Mel Brooks, Gene Wilder | K: Gerald Hirschfeld | M: John Morris | D: Gene Wilder, Peter Boyle, Marty Feldman, Madeline Kahn, Cloris Leachman | 106 min | OmU | Der Neurologe Frederick Frankenstein versucht, die Last seines Familiennamens abzuschütteln, doch eine schicksalhafte Erbschaft führt ihn zurück in das Labor seines Großvaters. YOUNG FRANKENSTEIN ist von so tiefer Liebe und Bewunderung für die Universal-Horrorfilme durchdrungen, dass der Film wirkt, als entstammte er selber jener Hochphase, obwohl er gar nicht bei der Universal entstand. Gene Wilder und Mel Brooks haben den Geist dieser Werke so weit destilliert, dass es nicht einmal nötig ist, die einzelnen Filme zu kennen, um die Gags zu genießen (und YOUNG FRANKENSTEIN ist einer der lustigsten amerikanischen Filme der 1970er Jahre). Dienstag, 20. Juni 2017, 21.00 Uhr Universal Monsters min | OmU | Larry Talbot (Lon Chaney Jr.) kehrt aus den USA heim nach England auf den Landsitz seiner Familie, wird von einem Werwolf gebissen und selber zum Werwolf, gegen seinen Willen und bei jedem Vollmond; einzig eine Silberkugel kann ihn töten. All diese angeblich uralte Folklore stammt weder aus europäischen Werwolfmythen, noch aus den totemistischen Legenden Nordamerikas. Es handelt sich gänzlich um Erfindungen des Autors Curt Siodmak. Die Verwandlung führte der Make-up-Künstler Jack Pierce mit Hilfe von John Fultons Tricks durch. Bela Lugosi hat eine schöne Rolle als der Wolfsmensch, der Larry »ansteckt«. 25 26 GRAVITY Film und Psychoanalyse Film und Psychoanalyse – »Räume« In einem Alltagsverständnis haben auch wir Menschen des 21. Jahrhunderts eine naive, »absolute« Raumauffassung, d.h. der Raum ist für uns nur eine unhinterfragte Randbedingung des Inhaltes, den er umfasst. Doch schon die philosophische Phänomenologie analysiert Formen des Erlebens von »Raum«. Was macht dieses Thema für eine Filmbetrachtung interessant? Was zunächst banal erscheint, dass sich im Film meist Personen durch Räume bewegen, sich darin treffen, Umgebungen unterschiedlich erleben und auf sie reagieren, erweist sich in den Filmen dieser Reihe als in besonderer Weise mit Bedeutung aufgeladen. Der vorgeführte Raum ist hier eine Bedingung für die Entwicklungen der Filmfiguren, Ausdruck einer psychischen Verfassung oder Metapher für einen Seelenzustand. Räume können z.B. Geborgenheit vermitteln, versprechen, repräsentieren – oder für Verlorenheit, Vergeblichkeit und Bedrängnis stehen. Die enge Verbindung, das Abbildungsverhältnis und die wechselseitige Beeinflussung zwischen Räumen der Außenwelt, wie sie der Film konstituiert, und den seelischen Innenräumen der Protagonisten wollen wir in dieser Reihe näher untersuchen. Corinna Wernz Gravity | USA 2013 | R: Alfonso Cuarón | B: Alfonso Cuarón, Jonás Cuarón | K: Emmanuel Lubezki | M: Steven Price | D: Sandra Bullock, George Clooney | 90 min | OF | 3D | Wegen der Zerstörung einer Satellitenstation durch Weltraumschrott gerät eine Wissenschaftlerin in eine ausweglos erscheinende »Schiffbruchsituation« im All. Tatkräftig wie auch psychologisch unterstützt vom einzigen überlebenden Astronauten muss sie in die- sem kosmischen Kammerspiel traumatische Erlebnisse überwinden lernen, die sie auf der wie zum Greifen nahen, doch nun so gut wie unerreichbaren Erde hatte zurücklassen wollen. Die mehrfach Oscar-prämierte visuelle Choreografie vermittelt etwa mit Hilfe raffinierter Kamerarotationen in allen Achsen den krisenhaften Orientierungsverlust der Protagonistin und veranschaulicht auch auf verhältnismäßig realistische Weise physikalische Bewegungsgesetze, was so nur in der 3D-Projektion erfahrbar wird. Die Verbindung einer zum Schluss doch konventionellen Heldengeschichte mit einer ungewöhnlich sinnreichen und spektakulären Montage macht nachvollziehbar, wie hier ein Arthouse-Avantgardefilm zum Blockbuster werden konnte. Sonntag, 19. März 2017, 17.30 Uhr | Einführung: Salek Kutschinski, Mathias Lohmer, Corinna Wernz Birdman or The Unexpected Virtue of Ignorance (Birdman oder Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) | USA 2014 | R: Alejandro González Iñárritu | B: Alejandro González Iñárritu, Nicolás Giacobone, Alexander Dilenaris, Armando Bó, nach einem Stück von Raymond Carver | K: Emmanuel Lubezki | M: Antonio Sánchez | D: Michael Keaton, Emma Stone, Kenny Chin, Jamahl Garrison-Lowe, Zach Galifianakis, Edward Norton | 119 min | OmU | Riggan Thomson, Darsteller der Fantasyfigur »Birdman«, will mit einer BroadwayTheaterinszenierung endlich als ernsthafter Schauspieler wahrgenommen werden und raus aus den Fesseln des Starruhms. Wir Zuschauer sehen ihn aber – im Wortsinne – meistens drinnen, er hastet durch die Katakomben des Theaters, im übertragenen Sinn auch Ultimo tango a Parigi (Der letzte Tango in Paris) | Italien 1973 | R: Bernardo Bertolucci | B: Bernardo Bertolucci, Franco Arcalli | K: Vittorio Storaro | M: Gato Barbieri | D: Maria Schneider, Marlon Brando, Jean-Pierre Léaud, Massimo Girotti, Marie-Hélène Breillat, Catherine Breillat | 129 min | engl. OmU | Im Post-1968er-Klima, die Revolution ist passé, stoßen die junge Jeanne und der verbittert und verzweifelt durch Paris streunende Amerikaner Paul aufeinander. Er ist 45, sie 20. Paul ist gerade Witwer geworden, weil seine Frau Rosa sich die Pulsadern aufgeschnitten hat, Jeanne heiratet in zwei Wochen den avantgardistischen Filmregisseur Tom. Ohne auch nur nach ihren Namen zu fragen, beginnen sie einen amour fou in der magischen Zwischenwelt einer leerstehenden Pariser Art-Deco-Wohnung. Die Sexualität ist grob, stark und mit einer verzweifelten Intensität, als ob es um Leben und Tod ginge. Die Bildsprache des Films inszeniert den geschlossenen Raum der Wohnung als Bacon-Gemälde im warmen orangen Sonntag, 21. Mai 2017, 17.30 Uhr | Einführung: Andreas Hamburger, Vivian Pramataroff-Hamburger The Age of Innocence (Zeit der Unschuld) | USA 1993 | R: Martin Scorsese | B: Jay Cocks, Martin Scorsese, nach dem Roman von Edith Wharton | K: Michael Ballhaus | M: Elmer Bernstein | D: Daniel Day-Lewis, Michelle Pfeiffer, Winona Ryder, Richard E. Grant, Geraldine Chaplin, Norman Lloyd | 138 min | OmU | New York in den 1870er Jahren. Der aufstrebende junge Anwalt Newland Archer hat alle Voraussetzungen, ein erfolgreiches Leben zu führen, scheitert aber an den Konventionen seiner unnachgiebig »kultivierten« gesellschaftlichen Klasse, deren Grausamkeit von Scorsese demaskiert wird. Die Melancholie einer großen ungelebten Liebe durchzieht den Film. Fast ausschließlich Innenräume, »ein semiotisches Gefängnis« (Georg Seeßlen) voller Pomp und Plüsch, in denen die Menschen wie eingemauert in das Dekor wirken, reflektieren die Vorgänge im Inneren der Protagonisten. »Mein grausamster Film«: Dieses Zitat von Scorsese macht klar, dass er keinen grundlegenden Unterschied sieht, welchen Zwängen das Individuum ausgeliefert ist, sei es nun in einer Mafiaorganisation oder in der besseren Gesellschaft, am wehrlosesten allerdings durch deren Verinnerlichung. Film und Psychoanalyse Sonntag, 30. April 2017, 17.30 Uhr | Einführung: Eva Friedrich, Matthias Baumgart Halblicht, als regressiven Innenraum. Das Publikum wird verführt zur Teilhabe an einer Flucht in Anonymität, die sich zur reinen Liebe stilisiert und schließlich scheitert. 27 Sonntag, 18. Juni 2017, 17.30 Uhr | Einführung: Ka tharina Leube-Sonnleitner, Irmgard Nagel ULTIMO TANGO A PARIGI – DER LETZTE TANGO IN PARIS durch das Labyrinth seines kaum mehr zu ordnenden beruflichen und privaten Lebens. Die Kamera folgt ihm auf Schritt und Tritt, Schnitte sind durch raffinierte Digitaltechnik nicht wahrnehmbar. Die klaustrophobische Bildwelt der Innenräume wird verstörend auf gelockert durch von Riggan halluzinierte, ausbruchsartige Schwebe- und Flugvisionen, also durch Fragmente seiner Birdman-Rollenidentität. Virtuos kommentiert Iñárritu auf bildlicher Ebene psychische Dilemmata von Begrenztheit und Entgrenzung. Bilder der Überwachung LOW DEFINITION CONTROL – MALFUNCTIONS #0 No secrets! – Bilder der Überwachung 28 Die im Münchner Stadtmuseum und in der ERES-Stiftung ab dem 24. März 2017 stattfindende Ausstellung »No secrets! – Bilder der Überwachung« nimmt sich eines emotional und kontrovers diskutierten und unseren Alltag zunehmend prägenden Themas an. Seien es die unter dem Mantra der »Sicherheit« Daten generierenden Geheimdienste, die KI-Algorithmen neuer »Big-Data«-Technologien oder die simple Datennutzung in unserem virtuellen Alltag – die Grenzenlosigkeit der Möglichkeiten scheint wie die Datenströme selbst kaum mehr fassbar. Gleichzeitig wird jedoch auch die zunehmende Grenzenlosigkeit möglichen Missbrauchs durch Überwachung immer deutlicher. Fokussiert die Ausstellung diese Problematik über zeitgenössische Arbeiten aus den Bereichen Fotografie, Video, Malerei, Plakat und Installation, bietet das Filmmuseum über eine die Ausstellung begleitende Filmreihe eine zusätzliche Option an, sich diesem brisanten Komplex anzunähern. Eine Option, die umso wichtiger ist, als die Beziehung zwischen dem Kino und der Thematik »Überwachung« so alt ist wie das Kino selbst und mit einem historischen Blick auch deutlich wird, dass unsere gegenwartszentrierten Ängste alles andere als originär sind. Von Beginn an war es das Ziel des Kinos Bewegung aufzuzeichnen, beliebig wiederholbar und damit analysierbar zu machen. Die Filme der Brüder Lumière sind dafür exemplarisch. Sie hielten das »Alltägliche« und »Gewöhnliche« fest; das bisher »Unbeachtete« er- langte plötzlich Bedeutung. In LA SORTIE DES USINES LUMIÈRE (1895) beobachtet Louis Lumière durch seine Kamera nicht nur als Filmemacher, sondern auch aus der Position des Fabrikbesitzers Arbeiter beim Verlassen seiner Fabrik. Sein Interesse, über seine Arbeitnehmer Bescheid zu wissen, scheint in unseren mediengeschulten Augen vielleicht banal und alltäglich, kann aber durchaus als frühes Beispiel für Überwachung am Arbeitsplatz interpretiert werden. Mit der Erweiterung narrativer Elemente im Film wird auch bezüglich der Überwachungs-Thematik immer deutlicher, dass Film, wie Alphons Silbermann es betont hat, immer auch »eine Art von Mikrokosmos« ist, in dem sich »das Bild einer Kultur wiederfinden lässt, und zwar derjenigen selbst, deren Produkt er ist.« In den ersten Mikrodramen der Überwachung setzen sich diese Bilder hauptsächlich aus Geschichten um unschuldig Verdächtigte (FALSELY ACCUSED, 1908) und unfreiwillige Enthüllungen von vertraulichen und peinlichen Momenten (THE EVIDENCE OF FILM, 1913) zusammen. Das Kino spielt hier mit der Angst, bei etwas nicht für die Öffentlichkeit Bestimmtem nicht nur entdeckt, sondern »abgebildet« worden zu sein. Eine durchaus reale Angst, denn die ersten kompakten »Geheimkameras« existierten tatsächlich bereits. Mit der zunehmenden Konfrontation zwischen Besitzenden und Besitzlosen und der legalen Politisierung des Alltags erhalten auch die visuellen Umsetzungen dieser Verhältnisse neue Nahrung. Der vielleicht erste des Action-, Thriller- und Spionage-Franchises THE BOURNE IDENTITY (2004-2016). Gleichzeitig und gewissermaßen auf die Anfänge der symbiotischen Beziehung zwischen Kino und Über- wachung rekurrierend nehmen Dokumentarfilme verstärkt Coppolas und Kliers Ansatz der strukturellen Überwachung an, ohne dabei die Bedeutung biografischer Elemente zu vergessen: Es werden Mikrokosmen der Überwachung wie Mailands Flughafen Malpensa (IL CASTELLO, 2011) gezeigt, die zunehmende Überwachung durch das Sammeln von Daten im öffentlichen Raum und in der Medizin verfolgt (LOW DEFINITION CONTROL – MALFUNCTIONS # 0, 2011), aber auch Lebenslinien durchleuchtet – Blogger und Kryptologen (ALLES UNTER KONTROLLE, 2015), langjährige Geheimdienstmitarbeiter (THE GOOD AMERICAN, 2015) oder ein Whistleblower wie Edward Snowden (CITIZENFOUR, 2014). Axel Timo Purr Ucho (Das Ohr) | ČSSR 1970 | R: Karel Kachyňa | B: Jan Procházka, Karel Kachyňa | K: Josef Illík | M: Svatopluk Havelka | D: Jirina Bohdalová, Radoslav Brzobohaty, Gustav Opocensky, Miloslav Holub, Lubor Tokos | 94 min | OmeU | Prag 1952: Ein hoher Beamter und seine Frau haben den Verdacht, dass ihr Haus durchsucht worden ist und sie abgehört werden – vom staatlichen »Ohr«. Der Minister war in letzter Zeit scharfen Angriffen durch die Partei ausgesetzt und glaubt nun, dass seine Verhaftung bevorsteht. Die aufkommende Panik lässt auch die zwischen dem Ehepaar schwelenden Gegensätze losbrechen. Verbale Angriffe, versuchte Verletzungen und ausschweifender Alkoholkonsum erinnern an das Paar aus »Wer hat Angst vor Virginia Woolf?«, doch schwebt hier über allem noch eine diffuse Angst und Beklemmung. Der Film wurde im »Prager Frühling« begonnen und nach Fertigstellung verboten. Freitag, 24. März 2017, 21.00 Uhr Nineteen Eighty-Four (1984) | GB 1984 | R+B: Michael Radford, nach dem Roman von George Orwell | K: Roger Deakins | M: Dominic Muldowney | D: John Hurt, Suzanna Hamilton, Richard Burton, Cyril Cusack, Phyllis Logan | 108 min | OF | Werkgetreue Adaption des dystopischen Romans von George Orwell aus dem Jahr 1948. Im Land Ozeanien werden alle Bürger auf ihre Treue zum System überwacht, beherrscht wird das Reich von der »Partei«, geleitet vom »Big Brother«. Winston Smith, der für das »Ministerium für Wahrheit« arbeitet, begeht eines Tages ein Gedankenverbrechen, Bilder der Überwachung Spielfilm, in dem visuelle Überwachung Thema ist, entsteht. Jakov Protasanovs AELITA (1924) erzählt von einer Apparatur, die Leben auf anderen Planeten ausspionieren soll. Dann geht es Schlag auf Schlag. Fritz Lang stellt in METROPOLIS (1926) ein visuelles Interface vor, mit dem die Arbeiter kontrolliert werden können. Charlie Chaplin zitiert und erweitert diese Apparatur in MODERN TIMES (1936) noch einmal. Den dystopischen Charakter von Überwachung darzustellen erlaubt sich – zumindest anfänglich – sogar noch die Filmproduktion im »Dritten Reich«: In Harry Piels DIE WELT OHNE MASKE (1934) gelingt es gerade noch so, eine eben erfundene »Allsicht-Apparatur« auch wieder zu vernichten. Mit den 1950ern taucht erstmals der voyeuristische Blick der Überwachung im Film auf, der gleichzeitig zur Obsession wird. In Filmen wie Alfred Hitchcocks REAR WINDOW (1954) oder Michael Powells PEEPING TOM (1960) findet darüber hinaus jedoch auch eine Hinwendung zu komplexen Erzählstrukturen und ein verunsicherndes Reflektieren über das Medium und den Moment der Überwachung an sich statt. Diese »privatistische« Phase der Überwachung im Film wird jedoch schon bald von der zunehmenden Politisierung der Überwachung im öffentlichen Leben verdrängt. Versucht Karel Kachyňa in UCHO (1970) die Auswirkungen stalinistischen Überwachungsterrors bis ins intimste Privatleben zu verdeutlichen, reflektiert Francis Ford Coppola in THE CONVERSATION (1974) die staatlichen Abhörmaßnahmen und deren Missbrauch, die durch die Watergate-Affäre publik geworden sind. Coppola gelingt zudem ein echter Paradigmenwechsel – »Die Überwachung ist«, wie es Thomas Y. Levin 2004 formulierte, »zur Bedingung der Narration selbst geworden«; während etwa bei PEEPING TOM noch eindeutige Merkmale wie eingeblendete Sucherrahmen den »überwachenden Blick« innerhalb der Erzählung von der erzählenden Instanz trennen, findet bei Coppola »ein Übergang von einer ›thematischen‹ zu einer ›strukturellen‹ Indienstnahme der Überwachung statt«. Michael Klier führt diesen Ansatz in seinem völlig aus Videoaufnahmen von Überwachungskameras montierten Film DER RIESE (1983) ins theoretische Extrem. Dystopische und narrative Verortungen dieser neuen Realität folgen in den nächsten Jahrzehnten mit immer wieder erweiterten Arsenalen von technologischen Mitteln. Dezent eingebettet in Michael Radfords Orwell-Umsetzung von NINETEEN EIGHTY-FOUR (1984) oder Peter Weirs THE TRUMAN SHOW (1998), dann wieder aggressiv betont in den inzwischen fast schon ikonografisch für die Thematik geltenden Einstellungen 29 als er beginnt am System zu zweifeln, was der Staat mit Gehirnwäsche zu bekämpfen weiß. Die Vision eines totalitären Überwachungsstaates zeigt sich in ausgebleichten Farben und grobkörnigen Bildern, die sich nur in der originalen 35mm-Kopie wiederfinden, die zur Vorführung gelangt. Samstag, 25. März 2017, 21.00 Uhr Bilder der Überwachung The Conversation (Der Dialog) | USA 1974 | R+B: Francis Ford Coppola | K: Bill Butler | M: David Shire | D: Gene Hackman, John Cazale, Allen Garfield, Frederic Forrest, Cindy Williams | 109 min | OmU | Ein erfahrener Abhörspezialist in San Francisco hört das Gespräch eines jungen Paares mit an und gerät mit seinem Gewissen in Konflikt. Die Geschichte ist allein aus der Sicht dieses Abhörtechnikers erzählt. »Da das Publikum aber nur weiß, was er weiß, erfährt es nie, was wirklich passiert ist. Man hat bloß Vermutungen. Und weil er ein Tontechniker ist, fängt das Publikum natürlich an, die Welt so zu hören, wie er sie hört. In dem Handwerk liegt so viel Genugtuung – das spürt man in der Szene, wo Harrys vier Kollegen nach der Konferenz zu elektronischer Überwachungstechnik über ihr Handwerk und über Harry als einen der großen Meister ihres Fachs reden. Es ist das Porträt eines Künstlerclans.« (Walter Murch) 30 Sonntag, 26. März 2017, 21.00 Uhr THE CONVERSATION Alles unter Kontrolle | Österreich 2015 | R+B: Werner Boote | K: Dominik Spritzendorfer, Mario Hötschl | M: Marcus Nigsch | 93 min | Aus Taten werden Da- ten. Facebook, Amazon und Google liefern uns rund um die Uhr den Zugang zur bequemen digitalen Welt. Überwachungskameras auf der Straße sorgen für unsere Sicherheit. Aber wer sammelt eigentlich unsere Fingerprints, Iris-Scans, unsere Vorlieben beim Online-Shopping und was wir in den sozialen Netzwerken teilen? Was ist mit unserem Recht auf Privatsphäre? Der Filmemacher Werner Boote macht sich mit gespielter Naivität auf den Weg rund um den Globus, um die »schöne neue Welt« der totalen Kontrolle zu erkunden. »Wir haben die Entscheidungsmacht über unsere Daten abgegeben. Das sollte uns Sorgen machen«, sagt Internet-Aktivist Jacob Applebaum. Selbst Banken, Regierungen und ein iranisches Atomkraftwerk wurden schon gehackt. Dienstag, 28. März 2017, 18.30 Uhr Der Riese | BRD 1983 | R+B+K: Michael Klier | 82 min | »Ein unkonventionell montiertes Essayvideo über die Videoüberwachung im öffentlichen Raum. Das Video verwendet dokumentarisches Material aus ferngesteuerten Überwachungskameras von öffentlichen Straßen, Plätzen, Einkaufspassagen und Transiträumen wie Flughäfen und Bahnhöfen sowie Aufnahmen aus Banken, Kaufhäusern, Supermärkten und privaten Geländen und Gebäuden. Durch die Verknüpfung verschiedener Aufnahmen im realistischen Stil entsteht der Eindruck eines zentralen Überwachungsapparates als anonymes, mächtiges Subjekt, das allgegenwärtig alles sieht, aber selbst nicht gesehen werden kann.« (Reinhard Wolf) »Eine unheimliche Sinfonie der gegen- Mittwoch, 29. März 2017, 18.30 Uhr Citizenfour | USA 2014 | R+B: Laura Poitras | K: Kirsten Johnson, Trevor Paglen, Laura Poitras, Katy Scoggin | 114 min | OmU | Im Juni 2013 treffen sich die Filme- auch von Abweichungen, Auffälligkeiten und verborgenen Risiken. Im Zeichen von Terrorangst, Risikoprävention und umfassenden Kontrollphantasmen lenken diese Bilder den Blick auf eine mögliche Zukunft. Man könnte LOW DEFINITION CONTROL auch einen dokumentarischen Science Fiction-Film nennen. In einer Gesellschaft, die Öffentlichkeit primär als Ort von Risiken denkt, hängt von der ständigen Beobachtung nahezu alles ab. Sind wir vom eugenischen, technisch abgespeicherten, verhaltensnormierten Menschen nur mehr einen Schritt entfernt? Sind wir auf dem Weg in einen Polizeistaat? Mittwoch, 5. April 2017, 18.30 Uhr macherin Laura Poitras und der Journalist Glenn Greenwald in Hongkong mit Edward Snowden, dem Whistle blower des US-Geheimdienstes, der ihnen Beweise für die Massenüberwachung und Massenausspähung normaler Bürger durch die NSA in Aussicht gestellt hat. Poitras dokumentierte die Treffen mit der Kamera. »Von pseudo-demokratischen Beteuerungen amerikanischer Politiker und den ersten Whistleblowern über die Pano ramen riesiger Geheimdienstzentralen führt der Film in die klaustrophobische Enge des Hotelzimmers in Hongkong, wo Snowden auf den Moment der Enttarnung wartet. CITIZENFOUR macht geradezu physisch erfahrbar, was ein autoritärer Überwachungsstaat ist, und dass auch wir mittendrin sitzen.« (Grit Lemke) Dienstag, 4. April 2017, 18.30 Uhr Low Definition Control – Malfunctions # 0 | Österreich 2011 | R+B+K: Michael Palm | 95 min | Überwachungskameras, medizinische Ultraschalldetektoren und Computertomographen produzieren Vorstellungen von konformem Verhalten und gesunden Körpern, aber A Good American | Österreich 2015 | R+B+K: Friedrich Moser | M: Christopher Slaski, Guy Farley | 104 min | OmU | Das mathematische Genie Bill Binney nimmt nach Ende des Kalten Krieges die Herausforderungen des digitalen Zeitalters an und entwickelt ein Überwachungstool, das jedes elektronische Signal auf der ganzen Welt erfassen, es nach Zielobjekten filtern, Ergebnisse in Echtzeit liefern kann und dabei auch noch die Privatsphäre der BürgerInnen schützt, wie von der US-Verfassung verlangt. Doch sein algorithmenbasiertes Observierungsprogramm ThinThread, das aus dem Wust selbst anonymisierter Daten Bewegungs- und Gefährdungsprofile von Terroristen zu extrahieren wusste, scheiterte an Eigeninteressen und Cliquenwirtschaft innerhalb der NSA. Die investigative Analyse fördert erstaunliche Fakten zutage, welche die NSA als ein von Korruption geleitetes Unternehmen zeigen. Dienstag, 11. April 2017, 18.30 Uhr Il Castello (Die Festung) | Italien 2011 | R+B: Massimo D’Anolfi & Martina Parenti | 90 min | OmeU | Eine Langzeitbeobachtung auf dem Flughafen von Mailand. »Wir entschlossen uns, einen Film auf einem internationalen Flughafen zu drehen, weil sich heutzutage nirgendwo sonst unsere Besessenheit mit Sicherheit, unsere Furcht vor allem Fremdem und unser Wille nach totaler Kontrolle besser festmachen lässt. Zwei Personengruppen bewegen sich auf jedem Airport: Einerseits die Reisenden, die hin und her hasten, andererseits das Flughafenpersonal, das seine Arbeit versieht. Unsere Kamera blickt in Räume, die man sonst nicht zu sehen bekommt, registriert das ewige Wechselspiel zwischen Kontrolleuren und Kontrollierten, zwischen geplanten Aktionen und zufälligen Ereignissen. Wir haben die Sicherheitskräfte bei ihrer Arbeit beobachtet, nicht aber deren Blick zu unserem gemacht.« (D’Anolfi & Parenti) Mittwoch, 12. April 2017, 18.30 Uhr Bilder der Überwachung wärtigen Großstadt, überwacht vom unsichtbaren Auge einer allumfassenden Kontrollinstanz, die der Filmtitel suggerierte.« (Die Presse) 31 Cate Blanchett Die Vieldeutige – Porträt Cate Blanchett MANIFESTO © (Julian Rosefeldt) VG Bild-Kunst Bonn, 2017 32 Am Ende war ihr Aufenthalt in Berlin also doch für etwas gut. Zwar spielt Cate Blanchett in MONUMENTS MEN eine der ganz wenigen undankbaren Rollen ihrer Karriere. Aber die Drehpausen nutzte sie fabelhaft: Sie nahm das Angebot des Berliner Künstlers Julian Rosefeldt an, in seiner Installation MANIFESTO mitzuwirken. Blanchett leiht darin ihre darstellerische Intensität an ein einzigartig ambitioniertes Projekt aus: Sie zitiert aus zentralen revolutionären künstlerischen Manifesten des 20. Jahrhunderts. Zwölf unterschiedliche Rollen erweckt sie dabei zu filmischem Leben und zeigt ebenso viele Facetten ihrer Schauspielkunst. Blanchetts Gesicht ist keine Projektionsfläche, sondern ein Spielfeld von Aufruhr und Widerspruch. Nicht immer trägt sie ein weibliches Antlitz. Sie verkörpert eine Immobilienma- klerin, eine Managerin, eine russische Choreografin, auch einen Obdachlosen. Zweifellos hat sich Rosefeldt daran erinnert, wie bravourös sie sich bereits in Todd Haynes’ I’M NOT THERE in eine männliche Figur eingefühlt hat: Dort ist sie eine der sechs Inkarnationen von Bob Dylan. Die Installation profitiert nicht nur von der Wandlungsfähigkeit der australischen Schauspielerin, sondern auch von der Bereitschaft, sich von ihrer außerordentlichen, leuch tenden Schönheit nicht auf bestimmte Rollen festlegen zu lassen. Die Neugierde und Empfindsamkeit dieser Künstlerin, die ursprünglich Wirtschaft und Kunst studierte und zeitweilig gern Architektin geworden wäre, will sich nicht beschränken. Gemeinsam mit ihrem Mann nahm sie die Herausforderung an, in Sydney ein Ein glaubwürdiger Anachronismus Das gilt bereits für ihre erste große Kinorolle in OSCAR AND LUCINDA, der Chronik einer sanften Liebesverrücktheit, einer wunderlichen Anziehung. In Gillian Armstrongs leichtfüßiger Romanadaption, die im 19. Jahrhundert spielt, bildet Blanchett das robuste Gegenbild zu Ralph Fiennes als englischem Pastorensohn Oscar, dem der religiöse Eifer des Vaters Schuldgefühle eingeflößt hat, an denen er sein Leben lang zu tragen hat. Ihr Körperspiel, entschlossener Gang und wacher Blick wirken ungemein modern: Lucinda ist eine Vorbotin weiblicher Selbstbestimmung. Durch den Tod ihrer Mutter erbt sie ein Vermögen. Ihre erste Liebe gilt dem Glasspielzeug, weshalb sie kurzerhand eine marode Glashütte in Sydney aufkauft und zu einer mutigen und geschäftstüchtigen Unternehmerin wird. Auch im Privatleben entwickelt sie sich zu einer Hasardeurin, die sich arglos über die moralischen Verschnürungen ihrer Zeit hinwegsetzt. Gemeinsam mit Oscar entdeckt sie die Begeisterung fürs Glücksspiel, was für eine Dame der Gesellschaft ein höchst anrüchiger Zeitvertreib ist. Blanchett deutet ihn nicht als selbstzerstörerische Passion, sondern als Spielfeld der Komplizenschaft. Auch Queen Elizabeth I. legt sie als eine Frau an, deren Eigensinn in ihrer Epoche Anstoß erregt. Die Thronfolgerin ist sprunghaft und launisch. Der Tanz ist ein Leitmotiv, das Shekhar Kapur in seinem Biopic regelmäßig anklingen lässt, um ihren spielerischen Zugriff aufs Leben vor Augen zu führen. Elizabeth fühlt sich nicht an die Moralvorstellungen ihrer Zeit gebunden, unterhält eine skandalöse Liebschaft zu einem verheirateten Adligen und schlägt jede Eheschließung aus, die ihrem Land dringend nötige Bündnispartner bescheren könnte. Blanchetts sinnliche Darstellung bricht mit dem Bild der jungfräulichen Königin, das im Kino zuvorderst Bette Davis und Jean Simmons prägten. Jedoch wird ihr die Zweideutigkeit ihres Körpers bewusst, der ihr nun nicht mehr allein, sondern dem Staat gehört. Das Geschäft des Regierens muss sie wie eine Rolle einstudieren, die Selbstbewusstsein und Souveränität verlangt. Blanchett spielt dies als eine Tragödie des Verlustes; nicht nur an Spontaneität und Freiheit. Ihre Figuren müssen stets einen Preis dafür zahlen, so zu sein, wie sie sind. Die Härte und Grausamkeit, mit der sie sich gegen ihre zahlreiche Widersacher zur Wehr setzen muss, lassen ihr Gesicht zu einer bleichen Maske versteinern. Noble Herausforderungen Blanchetts natürliche Anmutung von Adel kommt einer amerikanischen Sehnsucht nach Aristokratie entgegen. In THE AVIATOR verkörpert sie Katharine Hepburn, Hollywoods Inbegriff der höheren Tochter. Ihre Eigenständigkeit stellt eine verlockende Herausforderung für Howard Hughes dar, die Titelfigur von Scorseses Film. Sie ist die einzige ebenbürtige, ernsthafte Gefährtin, die der Industrielle während seiner Eskapade nach Hollywood findet. In THE CURIOUS CASE OF BENJAMIN BUTTON verleiht sie einer anderen amerikanischen Vorstellung von Adel Gestalt: Sie variiert die Figur der unerreichbaren Südstaaten-Prinzessin, die zumal das Frühwerk von F. Scott Fitzgerald heimsucht. In dessen Vorlage gibt es kein wirkliches Vorbild für Daisy, die indes im Film als archetypische Fitzgerald-Heldin gezeichnet ist: Sie lebt den Traum von dessen Ehefrau Zelda aus, eine gefeierte Balletttänzerin zu werden und trägt den Vornamen der verlorenen Liebe Jay Gatsbys aus dessen berühmtestem Roman. Dass Daisy für Benjamin durchaus erreichbar ist, entzaubert sie letztlich nicht. Die Protagonistin von Woody Allens Tragikomödie BLUE JASMINE wiederum muss eingangs ihre Träume von der Zugehörigkeit zur besseren Gesellschaft begraben. Nachdem die dubiosen Geschäfte ihres Ehemannes aufgeflogen sind und dieser in der Haft Selbstmord begangen hat, versucht die egozentrische, verwöhnte Jasmine an der Seite ihrer ungleichen Schwester einen Neuanfang. Es fällt ihr schwer, sich vom Luxusleben zu verabschieden; ihr ungebrochen mondänes Auftreten jedoch könnte ihr womöglich erneut Zutritt zur High Society verschaffen. Jasmine erscheint arglos, bis eine böse Schlusspointe dies entlarvt. Auch Sheba, die idealistische, überforderte Lehrerin in NOTES ON A SCANDAL, zeichnet Blanchett als eine Figur, die man auf den ersten Blick unterschätzt. Ihre ältere Kollegin Barbara, die ihr mit abschätzigem, begehrlichem Blick nachstellt, rätselt anfangs, ob sie nun eine Sphinx ist oder einfach nur dumm. Erneut wird eine innige Beziehung zum Spielfeld sozialer Gegensätze: Barbara stammt aus einfachen Verhältnissen, Sheba hingegen gehört der Mittelklasse an. Blanchett gelingt es, einer oberflächlichen Figur unerwartete Tiefe zu verleihen. Sheba verliebt sich in einen minderjährigen Schüler und wird dadurch erpressbar. Es fehlt ihr an Willensstärke, sie ist ihren Gefühlen hilflos ausgeliefert. Blanchett weckt eine Ahnung davon, wie unerfüllt ihre bürgerliche Existenz bis dahin war, spürt aber zugleich plausibel der Möglichkeit ihrer moralischen Genesung nach. Cate Blanchett Theater zu leiten, das weltweit gefeierte Gastspiele gibt. Cate Blanchett traut man den gleichen Mut zu, sich auf verwegene Abenteuer einzulassen, der auch ihre Figuren auszeichnet. 33 Cate Blanchett 34 Preis und Mehrwert Richard Eyre, der NOTES ON A SCANDAL inszeniert hat, rühmte ihre methodische Vorbereitung auf die Rolle, hob aber auch hervor, dass sie und ihre Regisseure sich unbedingt auf ihren Instinkt verlassen können. So bereichert sie ihre Rollen um ungekannte Nuancen. Beispielsweise bestand sie darauf, dass Sheba ihr Hobby, das Töpfern, mit großer Begabung ausübt. Sie bereichert ihre Rollen um kleine, kaum merkliche Details. Die Aufmerksamkeit, die sie Requisiten schenkt, ist enorm. Man achte nur einmal darauf, wie sie als TV-Produzentin Mary Mapes in TRUTH beim Telefonieren mit einem Baseball spielt oder in entscheidenden Momenten ihre Brille aufsetzt. In der ersten Szene überrascht sie einen Anwalt, der sie für eine reinrassige Feministin hält, damit, dass sie strickt. Blanchett befreit ihre Charaktere aus Kategorien, die ihnen in Hollywood traditionell zugeschrieben werden. Zwar muss sich Mary Mapes in TRUTH insgeheim dafür rechtfertigen, eine abwesende Mutter und Ehefrau zu sein. Aber dieser Vorbehalt schmälert nicht das gesellschaftliche Mandat, das sie hier als Enthüllungsjournalistin mit Professionalität und Überzeugungskraft ausübt. Blanchett ist auch neugierig auf Charaktere, die von den Filmen nicht in traditionelle romantische Verhältnisse verstrickt werden. Ihre Weiblichkeit ist vielschichtiger, als dass sie sich nur in Liebesbeziehungen erweisen müsste. In HEAVEN, den Tom Tykwer nach einem nachgelassenen Drehbuch Krzysztof Kiesłowskis gedreht hat, gelingt ihr ein erstaunlicher Spagat. Sie spielt die englische Lehrerin Philippa, die ein Attentat auf einen Geschäftsmann verüben will, der den Heroinhandel in Turin kontrolliert; weniger aus Rache für den Tod ihres Mannes, sondern vielmehr, um ihre Schüler zu schützen. Beim Verhör erfährt sie dann jedoch, dass die Bombe statt des Dealers vier Unschuldige getötet hat. Ein junger Carabiniere, der für sie dolmetscht, verliebt sich in die tugendhafte Mörderin, verhilft ihr zur Flucht. In Tykwers Film schiebt sich vor die ethischen Konflikte zwar langsam das Melodram eines ungleichen Paares, das sich gegen die Welt verschwören muss. Aber ihre Gefährtenschaft ist eine moralische, keine rein erotische. Gefühle will diese Schauspielerin stets in ihrer Mehrdeutigkeit kenntlich werden lassen. Sie weiß, dass sie es ihrer Kunst schuldig ist, so facettenreich und rätselhaft wie das Leben zu sein. Gerhard Midding Das Filmprogramm ist eine Kooperation mit dem Museum Villa Stuck und der Sammlung Goetz und begleitet die Ausstellung »Manifesto. Julian Rosefeldt«, die bis zum 21. Mai 2017 im Museum Villa Stuck zu sehen ist. Oscar and Lucinda (Oscar und Lucinda) | Australien 1997 | R: Gillian Armstrong | B: Laura Jones, nach dem Roman von Peter Carey | K: Geoffrey Simpson | M: Thomas Newman | D: Cate Blanchett, Ralph Fiennes, Ciarán Hinds, Tom Wilkinson, Richard Roxburgh | 132 min | OF | Mitte des 19. Jahrhunderts lässt sich der junge englische Theologiestudent Oscar Hopkins als Missionar nach Australien entsenden, um so seiner Leidenschaft fürs Glücksspiel zu entfliehen. Während der Überfahrt verliebt er sich in eine nicht minder passionierte Spielerin, was fatale Folgen für beide hat. Jahre später soll eine Wette um den Bau einer Kirche aus Glas mitten im australischen Urwald die Erlösung bringen. Das opulente epische Melodram bedeutete den internationalen Durchbruch für Cate Blanchett. Schon hier spielt sie eine Frau jenseits der Konventionen, die ihr Glück im Risiko sucht und das Schicksal in die eigene Hand nimmt. Mittwoch, 29. März 2017, 21.00 Uhr Elizabeth | GB 1998 | R: Shekhar Kapur | B: Michael Hirst | K: Remi Adefarasin | M: David Hirschfelder | D: Cate Blanchett, Geoffrey Rush, Christopher Eccleston, Joseph Fiennes, Richard Attenborough, Fanny Ardant | 124 min | OmU | Als Elizabeth I., die illegitime Tochter Heinrichs VIII., 1559 als junge Frau den englischen Königsthron besteigt, beendet sie die blutige »Rekatholisierung« ihrer Vorgängerin Mary I. und setzt die protestantische Konfession wieder ein. Einer immer wieder beschworenen Verheiratung entkommt sie, indem sie weiß geschminkt dem versammelten Hofstaat erklärt: »Ich bin mit England verheiratet.« Sie ist intelligent, entschieden, unnahbar – und faszinierend. Cate Blanchett definierte ihre Rolle als die Geschichte einer Frau, »die in Zeiten, als die Frauen nichts zählten, zwischen Liebe und Pflicht segeln musste, und die Heirat verweigerte, um niemandem verpflichtet zu sein und allein regieren zu können.« Mittwoch, 5. April 2017, 21.00 Uhr Heaven | Deutschland 2002 | R: Tom Tykwer | B: Krzysztof Kiesłowski, Krzysztof Piesiewicz | K: Frank Griebe | D: Cate Blanchett, Giovanni Ribisi, Remo Girone, Stefania Rocca, Alessandro Sperduti | 97 min | OmU | Der junge Carabiniere Filippo verliebt sich in eine Attentäterin, die den Boss des Turiner Drogensyndikats ermorden wollte und durch eine Verkettung unglücklicher Umstände vier unschuldige Menschen tötete. Er verhilft ihr zur Flucht. Tom Tykwer schafft aus der Vor lage ein eindringliches Drama über Schuld und Kraft der Liebe in einer für Kieslowski typischen Mischung The Aviator | USA 2004 | R: Martin Scorsese | B: John Logan | K: Robert Richardson | M: Howard Shore | D: Leonardo DiCaprio, Cate Blanchett, Kate Beckinsale, John C. Reilly, Alec Baldwin, Alan Alda, Jude Law | 178 min | OmU | Das Leben des amerikanischen Tycoons Howard Hughes (1905–1976) als Monumentalfilm. »Man kann in den Massenszenen ›baden‹ und an der keimfreien Heroisierung des jungen Exzentrikers Howard Hughes das Staunen neu lernen. Doch den Gipfel seiner Kunst erklimmt Scorsese nur in einer Nebenhandlung, die Cate Blanchett als Katharine Hepburn einführt. Was als ironisch überdrehte Karikatur beginnt, mit der Gestus, Stimme und Diktion der eigenwilligen Komödiendarstellerin bereits zu einer wunderschönen Hommage zugefeilt werden, verdichtet sich alsbald zu einem intimen Drama, das die Dimension eines so opernhaften Films wie THE AVIATOR sprengt.« (Franz Everschor) Cate Blanchett gewann für ihre Darstellung von Katharine Hepburn 2005 den Oscar als beste Nebendarstellerin. Mittwoch, 19. April 2017, 19.00 Uhr The Life Aquatic with Steve Zissou (Die Tiefsee taucher) | USA 2004 | R: Wes Anderson | B: Wes Anderson, Noah Baumbach | K: Robert D. Yeoman | M: Mark Mothersbaugh | D: Bill Murray, Owen Wilson, Cate Blanchett, Angelica Huston, Willem Dafoe, Jeff Mittwoch, 3. Mai 2017, 21.00 Uhr Cate Blanchett Mittwoch, 12. April 2017, 21.00 Uhr Goldblum | 119 min | OF | Eine artifizielle Abenteuerkomödie über den in die Jahre gekommenen Meeresforscher und Dokumentarfilmer Steve Zissou, der aus Rache einen Hai töten will, weil dieser seinen langjährigen Partner gefressen hat. So beginnt ein seltsames Meeresabenteuer an Deck eines uralten Forschungsschiffes, das von einigen sehr ungewöhnlichen und exzentrischen Charakteren bevölkert wird. Cate Blanchetts Rolle der hochschwangeren Reporterin Jane Winslett-Richardson, die ihrem ungeborenen Kind laut aus »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« von Marcel Proust vorliest, wurde der Primatenforscherin und Anthropologin Jane Goodall nachempfunden. Notes on a Scandal (Tagebuch eines Skandals) | GB 2006 | R: Richard Eyre | B: Patrick Marber | K: Chris Menges | M: Philip Glass | D: Judi Dench, Cate Blanchett, Bill Nighy, Andrew Simpson, Philip Davis | 92 min | OmU | Die junge Lehrerin Sheba Hart lässt sich auf ein Verhältnis mit einem minderjährigen Schüler ein und wird erpressbar für die ältere Kollegin Barbara. »Diese ist die eigentliche Hauptfigur in Richard Eyres beklemmendem Psycho-Drama, die Agierende und Intrigierende, während sich die schöne, ätherische Sheba mit ihrer unbestimmten Traurigkeit und ihrem Lebenshunger zum Spielball fremder Sehnsüchte machen lässt. Es ist Barbara, deren Perspektive der Zuschauer teilt – durch die Kamera, die zärtlich Cate Blanchetts Körper und Gesicht abtastet und damit das lesbische, nie ausgesprochene Begehren Barbaras für die jüngere Kollegin vermittelt: Sheba erscheint als Lichtgestalt, die Farbe und Schönheit in eine triste Lebenswelt bringt.« (Felicitas Kleiner) 35 Mittwoch, 17. Mai 2017, 21.00 Uhr THE AVIATOR aus Thriller, Melodram und Psychogramm. »Blanchett bestätigt wieder einmal ihr Können. Sie sucht weder den Effekt noch hält sie sich zurück, sie spielt ganz direkt und überzeugend eine Frau, die durch Trauer und Wut unbesonnen handelt und dann mit den Konsequenzen leben muss.« (Roger Ebert) Cate Blanchett 36 I’m Not There | USA 2007 | R: Todd Haynes | B: Todd Haynes, Oren Moverman | K: Ed Lachman | D: Christian Bale, Cate Blanchett, Marcus Carl Franklin, Richard Gere, Heath Ledger, Ben Whishaw | 130 min | OmU | Ohne dass dessen Name auch nur einmal fällt, kreiert Todd Haynes eine Art filmische Biografie des künstlerischen Multitalents Bob Dylan. Der Film nähert sich mit gleich sechs verschiedenen Darstellern dieser enigmatischen Persönlichkeit an – eine davon ist Cate Blanchett in der Rolle des Jude Quinn. »Der Film führt über biografische Sprünge und inszenatorische Klippen hinweg von einer Figur zur anderen, von Jack Rollins zu Cate Blanchetts elektrifiziertem Superstar, der mit der Maschinenpistole symbolisch auf das entsetzte Folk-Publikum anlegt und zur Strafe dafür von einem snobistischen BBC-Reporter mit Fragen zur gesellschaftlichen Verpflichtung des Künstlergenies verfolgt wird.« (Michael Kohler) Mittwoch, 26. April 2017, 21.00 Uhr | Zu Gast: Ed Lachman The Curious Case of Benjamin Button (Der seltsame Fall des Benjamin Button) | USA 2008 | R: David Fincher | B: Eric Roth, nach der Kurzgeschichte von F. Scott Fitzgerald | K: Claudio Miranda | M: Alexandre Desplat | D: Brad Pitt, Cate Blanchett, Taraji P. Henson, Julia Ormond, Jason Flemyng | 166 min | OmU | Ein Kind wird geboren, das alle Merkmale eines alten Mannes trägt und fortan immer jünger wird, während seine Umgebung langsam dem Tod entgegengeht. Ein melancholisch gefärbtes Epos über Sterblichkeit, Liebe und die Zufälligkeiten des Lebens, anekdotisch verknüpft mit wichtigen US-Ereignissen des 20. Jahrhunderts. Cate Blanchett spielt Daisy, die große Liebe des Protagonisten. Sie mimt eine knapp 20-Jährige und altert dann zur Sterbenden. Brad Pitt leiht seine Züge einem greisenhaften Gnom und verjüngt sich, bis seine Rolle in den letzten Minuten von Kinderdarstellern übernommen wird. Mittwoch, 24. Mai 2017, 19.00 Uhr Blue Jasmine | USA 2013 | R+B: Woody Allen | K: Javier Aguirresarobe | D: Cate Blanchett, Alec Baldwin, Sally Hawkins, Peter Sarsgaard, Louis C.K., Bobby Cannavale | 98 min | OmU | Nachdem ihr Mann wegen windiger Finanzgeschäfte verhaftet wurde und im Gefängnis Selbstmord beging, sucht Jasmine, eine Frau aus der New Yorker High Society, Zuflucht bei ihrer Schwester im Arbeitermilieu von San Francisco. Alte Konflikte um Werte und Ansprüche brechen wieder auf. Woody Allen zeichnet in seinem visuell eleganten und in Rückblenden erzählten Film nicht nur ein erbarmungsloses Porträt einer Frau, die der Finanzcrash weder von ihrer Oberflächlichkeit noch von übersteigerten Ansprüchen kurieren konnte, sondern offenbart eine Abrechnung mit einer ganzen Gesellschaftsschicht. Die Kunst von Cate Blanchetts Oscar-prämierter Darstellung lag darin, Jasmines Unfähigkeit zu zeigen, ihren tiefen Fall überhaupt zu begreifen. Mittwoch, 31. Mai 2017, 21.00 Uhr Truth (Der Moment der Wahrheit) | USA 2015 | R+B: James Vanderbilt, nach dem Buch »Truth and Duty« von Mary Mapes | K: Mandy Walker | M: Brian Tyler | D: Cate Blanchett, Robert Redford, Topher Grace, Dennis Quaid, Stacy Keach | 126 min | OmU | Ein Fernsehsender gerät unter Druck nach einer Enthüllungsgeschichte über George W. Bush. »Alles, was wir im Kino haben, ist die Evidenz eines Gesichts, einer Stimme, eines Körpers, eines Blicks, deren Spiel die Asche der Fakten zur Flamme erweckt. Und deshalb liegt die entscheidende Qualität des Films TRUTH nicht darin, dass er einen Fernsehskandal von 2004 mit der dramaturgischen Präzision und berechenbaren Mechanik einer mittleren Hollywoodproduktion nacherzählt, sondern dass er die Hauptrolle, die Rolle der Mary Mapes, mit Cate Blanchett besetzt hat. Dies ist Cate Blanchetts Film, und wenn es darin einen Moment der Wahrheit gibt, dann liegt er in ihrem Spiel.« (Andreas Kilb) Mittwoch, 7. Juni 2017, 21.00 Uhr Manifesto | Deutschland 2015 | R: Julian Rosefeldt | B: Julian Rosefeldt, Cate Blanchett, unter Verwendung von Texten von Filippo Tommaso Marinetti, Tristan Tzara, Kazimir Malevich, André Breton, Claes Oldenburg, Yvonne Rainer, Sturtevant, Adrian Piper, Sol LeWitt, Jim Jarmusch | K: Christoph Krauss | D: Cate Blanchett | 90 min | OF | Julian Rosefeldts Installation »Manifesto« besteht aus 13 miteinander in Beziehung stehenden Einzelfilmen, in denen Cate Blanchett in verschiedenen Masken als Grundschullehrerin, Fernsehmoderatorin, Witwe, Mutter, Bänkerin, Choreografin, Fabrikarbeiterin, Kunsthistorikerin, Puppenspielerin, Wissenschaftlerin, Obdachloser und Punk kulturelle und politische Manifeste des 20. und 21. Jahrhunderts vorträgt. Die lineare Variante vereint die poetischen Monologe, die »voller Lebensfreude, Energie und absoluter Überzeugung (...) nicht nur die Kunst sondern die ganze Welt verändern« wollen. (Julian Rosefeldt) Mittwoch, 14. Juni 2017, 21.00 Uhr Let’s meet in St. Louis ... Lasst uns zusammenkommen am Mississippi, beim Gateway Arch, jener freischwingenden Stahlfigur, die ein Glücksmoment menschlichen Bauens und Konstruierens ist. Entworfen Ende der Vierziger vom genialen Eero Saarinen, 1961 war Baubeginn, 1968 die Einweihung. Der Arch ist, wie auch die anderen Bauten von Saarinen, Inbegriff dessen, wie Architektur eine Vorstellung von Freiheit geben kann, in ihm ist ein weites, offenes, zukunftsorientiertes Amerika zu spüren, das der Fünfziger, zu dem in tristem Kontrast das Heute mit seiner Parole America first steht. Der Arch ist Pioniergeist pur, ein Impetus, der an der Küste nicht endete, sondern immer weiter zielte in die Welt und über die Welt hinaus. Er meint Aufbruch und Expansion und Eroberung des Raumes, aber ohne jeden Beiklang von Herrschaft und Unterdrückung. Der Parabelbogen schwingt sich empor und dann wieder zurück, er scheint in immerwährender Bewegung. Er steht für den Aufschwung der Postmoderne. Der Architekt Eero Saarinen, das ist finnische Lässig keit, die mit amerikanischer Unternehmungslust zur Exaltation kommt. Seine Flughafenbauten sollen erleb bar machen, sagt Saarinen, was Fliegen, Schweben, Schwerelosigkeit ist. Dass Fliegen mehr als ein Transport- und Verkehrsmittel ist – ein American dream. Der Film EERO SAARINEN – THE ARCHITECT WHO SAW THE FUTURE erzählt vom Werden dieses Traums, dieses Werks. Es ist ein Architekturfilm, aber auch ein Liebesfilm – eine Liebe von Mann und Frau, Sohn und Vater, Architektur und Kino. Eric Saarinen, der Sohn des Architekten, hat die Bauten seines Vaters als Kameramann gefilmt, im Off hören wir Dialoge von Eero und Aline Saarinen. Es ist diese Liebe, die diesen Bauten ihre bescheidene Dynamik gibt, ihre Menschenfreundlichkeit. Der Architekt kennt das Chanson Stärker als in den vergangenen Jahren schauen die Architekturfilmtage diesmal auf seltsame Häuser und ihre Bewohner, auf die Menschen, für die konzipiert und konstruiert, gedacht und gebaut wird. Es geht um Wohnen, Leben, Existieren. Die performativen Momente überwiegen, die spielerischen. Manchmal spielt eine ganze Stadt mit. »Die Architektur«, sagt Mehdi Zannad, »ist eine Praxis, die Demut erfordert, gegenüber den Kunden, den Bewohnern, den Geldgebern, den Vorschriften, und vor allem der Natur.« Mehdi Zannad ist DER ARCHITEKT VON SAINT-GAUDENS im Film von Julie Desprairies & Serge Bozon, der die Plätze und Häuser aneinanderhängt, die er im Ort errichtet hat. Menschen spielen und singen vor und in diesen Bauten und bringen sie zum Schweben wie in den Filmen von Jacques Demy und Alain Resnais, und der Architekt Mehdi Zannad hat auch die Musik geschrieben. »Gewöhnlich ist es die Erzählung, die einem Film die Einheit gibt«, sagt der Filmemacher Serge Bozon. »Vielleicht gibt hier die Einfachheit, die Architekturfilmtage EERO SAARINEN – THE ARCHITECT WHO SAW THE FUTURE 17. Architekturfilmtage 37 Architekturfilmtage 38 Nacktheit der mise en scène, dem Film eine Einheit ... Die süßesten Träume, sind das nicht, definitionsgemäß, die unspektakulärsten?« Allen Klischees zum Trotz ist auch die Postmoderne alles andere als spektkulär. Die einfachste Sache der Welt, in der Architektur zumal. Man muss nur mitspielen. Ende der Achtziger, ein paar Jahre vor der Wende, ist die Postmoderne sogar in der DDR angekommen. 1987 wurde der Bowlingtreff in Leipzig eröffnet, ein stilistisch kühnes und kompaktes Sportcenter mit 14 Bowlingbahnen, Billard, Fitnessstudio. Viel Glas und Marmor und Parkett, mehr Fitness als Leibesertüchtigung, ein bisschen Luxus und absolut mondän. Dieser Bau war nicht bilanziert, heißt es, ein Schwarzbau also. Ein Moment der Verführung – haben die Baumeister von Las Vegas gelernt? Denise Scott Brown, die große amerikanische Architektin der Postmoderne, äußert sich beeindruckt in dem Film von Thomas Beyer & Adrian Dorschner. Die mit der Liebe spielen Eine andere Liebe, fern von Amerika, in Italien, Monica Vitti und Michelangelo Antonioni. Vier Filme hatten der Filmemacher und sein Star in den Sechzigern gemacht, darunter L’AVVENTURA und L’ECLISSE. Und eine Liebe hatte sich gestaltet während der Dreharbeiten, eine geheime, die dann einen eigenen Bau bekam, an der Nordwestküste Sardiniens, eine kuppelige Betonschale, in die Erde hineingebaut. Eine sogenannte Binishell, patentiert vom Architekten Dante Bini. Ein Haus, in dem die verschiedenen Wohn- und Lebens- und Liebesbereiche ineinander übergingen, das roh und kultiviert zugleich wirkt. Volker Sattel stellt in dem Film LA CUPOLA den inzwischen heruntergekommenen Liebes-Bau vor; er widmet sich gern Bauten, die außer Funktion gesetzt sind – in UNTER KONTROLLE hatte er die Aura stillgelegter Atomkraftwerke dokumentiert. Der Architekturkritiker Niklas Maak hat die Cupola entdeckt und erzählt von einem Gespräch mit Bini, der sich an das Paar erinnert: »Sie sagten, sie wollten kein Haus, sondern einen Raum, sie wollten im Raum leben, nicht zwischen Wänden. Antonioni sagte mir, er hasse gerade Wände und glatte Böden, er wolle mitten im Stein leben. Architektur sei nicht nur Licht, Schatten, sondern auch Geruch. Sein Haus solle nach der Natur riechen, die es umgibt.« Das Kernstück ist eine gewundene grobe Treppe aus Felsplatten, Monica sollte sie vor Antonionis Augen immer wieder auf- und absteigen. Ein vertikaler Laufsteg, ein Defilée der Lust, bei dem die Architektur zum Schauplatz wird. In seinem Film interessiert sich Volker Sattel mehr als für die Formen und ihre möglichen Bedeutungen – für die Geschichte des Paares Vitti/Antonioni – für die Materie, das Material, im Zustand seiner Zersetzung. Noch eine Liebe, vielfach verschränkt, unerklärlich, DIE MUTTER, DER SOHN UND DER ARCHITEKT von Petra Noordkamp. Am Rande, aber direkt ins Zentrum weisend, eine Kirche, die Chiesa Madre in Gibellina auf Sizilien, gebaut von Ludovico Quaroni, deren freischwebende Formen den Glauben atmen lassen, in Gelassenheit und Transzendenz. Quaronis Sohn Emilio war einst der Geliebte der Filmemacherin und hat 2001 seine Mutter umgebracht. Diese verstörende Geschichte hat auch die Filmemacherin erschüttert, ihre Reaktion auf die und ihre Beziehung zu der Kirche verändert, sie zum Spiel mit der Identität verleitet: »In Rom zögerte ich nicht, mich zu verhalten wie eine Frau in Antonionis L’AVVENTURA, ich war ich selbst, aber ich war auch Claudia, ich war auch Anna. Ich konnte sein, wer ich wollte. Es war als sähe ich mich in verschiedenen Kameraperspektiven. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich mich verloren hätte, jemand anderes trat aus mir hervor.« Funktionalismus heute Wie wohnen Architekten? Haben sie etwas, das sie Heim nennen? Gibt es ein Haus, eine Wohnung, die ihnen entspricht? Die ihnen passt, ihr Wesen zum Ausdruck bringt? Haben sie diese Wohnungen selbst gebaut und eingerichtet? Haben die Wohnungen Stil? Und was ist ein Stil? Architekten arbeiten nicht in der Ich-, sondern in der Möglichkeitsform, auf der Suche nach neuen Formen, in der Schleife zwischen Sinn und Zweck. Ihre Arbeit ist mehr Adaption als freie Schöpfung. Sie kommen ohne Inhalt aus, darin ist die Architektur anders als die übrigen Künste. »In produktivem Raumgefühl«, merkt Adorno an, »wird in weitem Maß der Zweck, gegenüber den Formkonstituenten, die der Architekt aus dem Raum schöpft, die Rolle des Inhalts übernehmen.« Die Architektur, besonders die Neusachlichkeit, war ihm sehr recht in seinem Bemühen, der Kunst jeden Inhalt, jede Message auszutreiben. Der Film WHERE ARCHITECTS LIVE von Francesca Molteni zeigt acht Architekten in ihren Wohnungen, und er zeigt darin die Schwierigkeit, dieses Wohnen zu beschreiben und zu erklären. Da ist viel Selbstdarstellung im Spiel, und Prestige. Einen angenehmen Ton setzt gleich zu Beginn Shigeru Ban, der sich zeigt wie der Anti-Architekt: Ein einfaches Apartment, viel Weiß, helles Holz. Ein Handwerker. Ich Architekturfilmtage Eine feste Burg baut unser Herr Das Gegenstück zum eleganten, geschwungenen Gate- way Arch ist BATUSHAS HAUS. Batushas Haus ist Bauen nach Bedarf. Es ist illegal, also ein Konglomerat. Kadri Batusha hat es zunächst für sich gebaut, in Priština im Kosovo, wo die Wohnungsnot extrem groß war, dann kamen Leute zu ihm, und Batusha hat für sie weitergebaut, so ist das Haus gewachsen, ist unübersehbar geworden und schaut nun aus wie der Turm von Babel auf den klassischen Gemälden oder wie Kafkas Schloss. Stein für Stein wurde zusammengetragen, es gab keine großen Baumaschinen, illegal wurden die Wohnungen ans städtische Wasser- und Elektrizitätsnetz angeschlossen. Wenn Leute vom Amt kamen, hat Batusha schon mal zu seiner Kalaschnikow gegriffen. Meine Burg, sagt er. Der Film ist auch eine kleine Studie in feudalem Bauen. Man kann dieses Projekt nicht unter einem einzigen Gesichtspunkt sehen. Das Haus ist ganz und gar bodenständig, es hat eine wilde Schönheit und eine unglaubliche Dynamik, die den Film von Tino Glimmann & Jan Gollob wunderbar inspiriert. »Die Stadt im Film ist nie Kulisse«, schreibt Frieda Grafe, »Reflex, Spiegelung und Bühne, das ist die Ästhetik des neunzehnten Jahrhunderts, und das ist nicht Kino. Die Multiplikation der Blickwinkel, die das Verständnis der Stadt herausfordern, ist überhaupt erst da, seitdem man mit der Kamera alle Seiten eines Objekts aufnimmt.« Was besonders stimulierend ist an Batushas Haus – dass in einer Zeit, da die avancierte Computertechnik mit ihrem Alleskönnertum totalitär Kino und Architektur beherrscht, das Handgreifliche im Häuserbau immer noch existiert. Da gäb’s dann doch einen Bezug zum luftig kühnen Saarinen – der all seine Entwürfe immer erst als Modelle fertigte. Eero Saarinen bin ein Zimmermann, sagt er, ich liebe es, mit Holz zu arbeiten. Sein Haus ist zwischen und um Bäume herum gebaut. Marco Bellini hat sich die Wände mit Büchern zutapeziert. Marcio Kogan hat einen Flügel mitten im Raum stehen, der mit griffbereiten Erinnerungs- und Inspirationsstücken belegt ist. In kleinen, spielerischen Filmen hat er einige seiner Bauten zum Spielen und Erzählen gebracht. Und zum Erinnern, wie es auch in Elizabeth Lennards Film TALKING HOUSE passiert, in der legendären Villa E.1027 von Eileen Gray & Jean Badovici. Mit Bildern und Dialogen durchquert das Haus die Zeiten. »Ich glaube, ›zukunftssicher‹ gibt es nicht, sagt Marcio Kogan, »und es ist vielleicht nicht nötig für ein gutes Projekt. Wenn ich mir Filme anschaue, denke ich, alle enden damit, dass sie eine gewisse Zeit repräsentieren, und das gleiche passiert mit Mode, Kunst, Literatur und Architektur. Ich mag diese Identifikation mit einer Zeit. Wenn ich Brasilia besuche, fühle ich mich, als wäre ich zurück in den Sechzigern. Und ich liebe dieses Gefühl.« Jeder Bau ist in diesen Filmen auch Modell. Modell für ein Wohnen und Leben, einen Glauben an die Zukunft, in der man, peu à peu, sich zurechtfinden muss. Ein Gespenst geht um in der modernen Architektur, ein fröhliches: »Ich kann mich nicht freimachen«, sagt Marcio Kogan zu den Filmen über seine eigenen Bauten, »von dem Phantom von Jacques Tati – das erklärt alles.« Fritz Göttler Ein Programm der Bayerischen Architektenkammer in Zusammenarbeit mit dem Filmmuseum München. Konzeption: Stephanie Hausmann, Klaus Volkmer. Where Architects Live | Italien 2014 | R+B: Francesca Molteni | K: Mario Flandoli, Massimo Pozzoli, Alvise Tedesco, Nicola Tranquillino | 78 min | OmeU | Acht Interpretationen des Wohnraums »für sich« – Einblicke in das persönliche Lebens- und Arbeitsumfeld von Shigeru Ban (Tokyo), Mario Bellini (Milano) David Chipperfield (Berlin), Massimiliano & Doriana Fuksas (Paris), Zaha Hadid (London), Marcio Kogan (São Paulo), Daniel Libeskind (New York) Bijoy Jain (Mumbai). Reflexionen über mannigfaltige Lebensformen: persönliche, intime Erzählungen, Geschichten von Räumen und Objekten, neuen Bildern und versteckten Schlüsseln. – Peep | Cat | Modern Living | Casa Cubo | This Was Not My Dream (Casa Redux) | Brasilien 2012-14 | R+B: Marcio Kogan u.a. | K: Cleisson Vidal | 20 min | engl. OF 39 BATUSHAS HAUS Architekturfilmtage 40 | Marcio Kogan baut monumentale postmoderne Villen für die Superreichen. In diesen filmischen Miniaturen porträtiert er einige davon – mal monumental, mal liebevoll-spöttisch und selbstironisch. Freitag, 31. März 2017, 18.30 Uhr | Einführung: Mathieu Wellner Atlas der seltsamen Häuser und ihrer Bewohner | Buchvorstellung und Einführungsvortrag von Niklas Maak | Plötzlich steht da ein Haus: Eine gigantische Burg aus weißem Holz, errichtet von einem New Yorker Kunstspekulanten. Eine Halbkugel aus Beton, die ein Filmregisseur für sich und seine Geliebte auf einer Steilküste in Sardinien aufgestellt hat. Eine Hütte in Mexiko, in die sich ein amerikanischer Ex-Banker zurückgezogen hat. Exzentrische Bauherren gönnen sich bisweilen eigentümliche Häuser, denen Niklas Maak, Architekturkritiker der FAZ, auf der Spur war. – La Cupola | Deutschland 2016 | B+R: Volker Sattel | K: Volker Sattel, Thilo Schmidt | 40 min | OmU | Porträt eines Hauses ohne tragende Wände. Eine kühne Kuppel aus Beton, ein Open Space – inmitten bizarrer Fels formationen einer schroffen Küste. Das Haus gehörte der Schauspielerin Monica Vitti und dem Regisseur Michelangelo Antonioni. Die Leere der Cupola und die Verlassenheit des Ortes werden zum Ausgangspunkt für Spekulationen. Über der Kuppel schwebt noch heute die Utopie eines alternativen Wohn- und Lebenskonzepts. Freitag, 31. März 2017, 21.00 Uhr | Zu Gast: Niklas Maak, Volker Sattel Für den Schwung sind Sie zuständig | Deutschland 2003 | R+B: Margarete Fuchs | K: Andreas Faigle | 58 min | Ulrich Müthers Häuser wirken, als kämen sie aus der Zukunft in unsere Gegenwart geflogen. In Wirklichkeit kommen sie aus der DDR. Der Ingenieur aus Binz/ Rügen zauberte Gebäude aus Beton, die sich zwischen den Einheitsplattenbauten ausnahmen wie Schmetterlinge. Sein Credo: »Der rechte Winkel ist böse«. – Bowlingtreff | Deutschland 2016 | R+B: Thomas Beyer & Adrian Dorschner | K: Simone Friedel, Anna Baranowski, Adrian Dorschner | 60 min | Leipzig Ende der 1980er Jahre. Die Altbauten der Innenstadt verfallen, die Plattenbausiedlungen am Stadtrand wachsen nicht schnell genug, um dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Kurz vor dem Ende der DDR gibt es für öffentliche Bauten keine Mittel mehr. Doch dann wird 1987 überraschend ein luxuriöses Bowling-Center eröffnet: der Bowlingtreff – ein außergewöhnliches Zeichen postmoderner Architektur, das mit der üblichen DDR-Formsprache nichts mehr zu tun hat. Samstag, 1. April 2017, 18.30 Uhr | Zu Gast: Margarete Fuchs, Thomas Beyer & Adrian Dorschner Mies van der Rohe | BRD 1968 | R+B: Georgia van der Rohe & Sam Ventura | K: Gus Papajohn | 40 min | Porträt Mies van der Rohes (1886–1969) von seiner Tochter, mit ausführlichen Interview-Passagen zur Theorie der Architektur und einem kursorischen Überblick über die Hauptwerke – vom Barcelona-Pavillon bis zur Neuen Nationalgalerie in Berlin. – Eero Saarinen – The Architect Who Saw the Future | USA 2016 | Il Girasole - Una casa vicino a Verona (Ein Haus in der Nähe von Verona) | Schweiz 1995 | R+B: Christoph Schaub & Marcel Meili | K: Matthias Kälin | 15 min | OmU | Ein Haus, das sich nach der Sonne richten kann: Die Villa Girasole, 1935 erbaut, kann sich mittels eines Motors 360 Grad um ihre eigene Achse drehen. Der Film evoziert die Zeit, in der dieser Bau entstanden ist. Man spürt die Faszination an der Technik und eine Verklärung der Neuen Welt, den Optimismus des späten italienischen Futurismus. – Batushas Haus | Schweiz 2016 | R+B: Tino Glimmann & Jan Gollob | K: Royald Elezaj | 70 min | OmeU | Seit fünfzehn Jahren baut Kadri Batusha an einem wuchernden schlossartigen Haus in den Hügeln von Priština im Kosovo. Über 300 Menschen leben in den bisher fertiggestellten Wohnungen. Mit all den Türmen, Treppen und Gängen bildet die ewige Baustelle die Komplexität des Zusammenlebens Sonntag, 2. April 2017, 18.30 Uhr | Zu Gast: Tino Glimmann & Jan Gollob La madre, il figlio e l’architetto (Die Mutter, der Sohn und der Architekt | Niederlande 2012 | R+K: Petra Noordkamp | B: Maria Barnas | 16 min | engl. OF | Eine Untersuchung der Verbindungen zwischen metaphysischem Raum und der Alchemie einer Liebesbeziehung. – L’architecte de Saint-Gaudens (Der Architekt von Saint-Gaudens) | Frankreich 2015 | R: Julie Desprairies & Serge Bozon | B: Julie Desprairies | K: Céline Bozon | M+D: Mehdi Zannad | 28 min | OmeU | Ein Architektur-Musical. – A Man in Space No. 1 – Days of Zucco | Frankreich 2016 | R+B: Lucas Bacle, nach dem Stück »Roberto Zucco« von Bernard-Marie Koltès | K: Vincent Toujas | D: Thomas Barraud | 6 min | OmeU | Ein neuartiger Versuch der filmischen Visualisierung eines Gebäudes. Das Vertou Kulturzentrum, ein Beton-Massiv in einem dörflichen Vorort von Nantes. – Talking House | Frankreich 2016 | R+B: Elizabeth Lennard, nach dem Dialog »Maison en bord de mer« in »L’architecture vivante« von Eileen Gray & Jean Badovici | K: Christophe Espenan | 42 min | engl. OF | Die Kamera führt uns durch die Villa E.1027, erbaut 1926/29 an der Côte d’Azur von Eileen Gray & Jean Badovici. Architekturfilmtage Samstag, 1. April 2017, 21.00 Uhr ab, aber auch Batushas Biografie – geprägt von Unabhängigkeitskampf, Gefängnis, Exil in der Schweiz und dem Krieg im Kosovo. 41 Sonntag, 2. April 2017, 21.00 Uhr A MAN IN SPACE NO. 1 – DAYS OF ZUCCO R+B: Peter Rosen | K: Eric Saarinen | 54 min | OF | Eero Saarinen (1910–1961) war einer der berühmtesten Architekten im Amerika der 1950er Jahre. Er orientierte sich zunächst stark an den streng kubischen Formen von Mies van der Rohe, ehe er im Lauf der Zeit zu einer ganz eigenen, expressiven Formsprache fand, zu einem »funktionalen Expressionismus«, der die Funktion eines Bauwerks durch seine Konstruktion zum Ausdruck bringen sollte. Saarinen modellierte seine Bauten wie Skulpturen. Saarinens Sohn, der Kameramann Eric Saarinen, porträtiert sie in atemberaubenden Bildern. Thomas Mauch, Edgar Reitz Thomas Mauch Thomas Mauch zum 80. Geburtstag 42 Ein Pferd und ein Pflug und ein weites Feld, Bauernhäuser mit alten Balken, Stühle, aufgeschichtet im Innenraum eines Klosters, Treppenhaus eines Klosters, darin ein verschüchterter alter Mann und eine Frau, die vor der Kamera in eine Ecke flüchten, während die Kamera sie gar nicht mehr beachtet, eine Stiege hinaufsteigt, weiter, dann der Innenraum eines barocken Gotteshauses, Prunk, gemalter Himmel, der sich öffnet, schließlich ein Flughafen, von dem gerade ein Jet aufsteigt, frontal in die Kamera hinein und über sie hinweg, und eine Rollbahn übrig lässt, von der man erfährt, dass auf ihr aufständische Bauern gestraft und getötet wurden, Untertanen des Klosters Roggenburg, vor 450 Jahren. Was ich da beschreibe, ist aber nur die Hälfte der Bilder, die obere, denn die untere wird eingenommen von der Akte, die die Strafung und Tötung jener Bauern beschreibt, rechtfertigt, ihre Namen nennt, den ihrer Anführer, immer wieder darauf hinweist, dass sie Verbrecher waren, Aufrührerische, Kirchenschänder, Gotteslästerliche, schlechte Untertanen. STRAFPROTOKOLL ALLER UND JEDER UNTERTANEN DES ALLHIESIGEN REICHSGOTTESHAUSES ROGGENBURG – der Titel ist noch länger, aber so habe ich ihn noch gerade behalten können – ist ein Film von 10 Minuten Länge, den Thomas Mauch jetzt fertiggestellt hat. Schwarzweiß, 35mm. Thomas Mauch ist, wie manch einer weiß, der Kameramann von UNTER DEM PFLASTER IST DER STRAND und SHIRINS HOCHZEIT. Seit ich mit ihm zusammenarbeite, bin ich, sind meine Filme erfolgreicher. Der erste Spielfilm von Werner Herzog, LEBENSZEICHEN, ist von Thomas Mauch gedreht worden, und auch der erste große internationale Erfolg von Werner Herzog, AGUIRRE, DER ZORN GOTTES, Kluges ARTISTEN IN DER ZIRKUSKUPPEL, seine GELEGENHEITSARBEIT und sein STARKER FERDINAND. Thomas Mauch ist, zumindest für Herzog, Kluge und mich, ein Kameramann, dem wir einen Teil unserer Identität als Filmmacher verdanken. Er macht so viele Filme für andere, und er macht sie mit so viel Einfühlung und Intensität, dass er gar nicht oder nur selten dazu kommt, selbst und sozusagen für sich einen Film zu machen. Und wenn er dann mal einen macht, hastig zwischen zwei Produktionen von Leuten, die mit Recht annehmen, dass sie ohne ihn nicht zurecht kommen, und man sieht dann als einer seiner Regisseure diesen Film eines Kameramannes, der jeden Film eines anderen mit gleicher Leidenschaftlichkeit, Sensibilität und mitunter auch Angst betreibt wie einen eigenen – dann Thomas Mauch ist in dieser Gegend geboren. Und in dem Dialekt dieser Gegend, der auch die Sprache jenes vierhundertfünfzig Jahre alten Strafprotokolls ist, liest er selbst, zum Teil mit leidenschaftlicher Anteilnahme, dieses beständig ins Bild hineinragende Protokoll vor. Aber es ist zu spüren, dass seine Anteilnahme nicht den Anklagen des Klosters, sondern den Angeklagten gehört: Mitgefühl, Empörung, Aufsässigkeit bestimmen den Klang und den Rhythmus des Sprechens. Es ist aus diesem Film zu lernen, wie man in einer sehr kurzen Form ein großes Geschehnis darstellen kann, ohne eine seiner vielen Facetten außer Acht zu lassen. Es ist auch technisch etwas zu lernen: Vordergrund und Hintergrund haben die gleiche Schärfe, also sowohl die Akte als auch der Acker weit hinten, ein Verfahren, wie es sich Schüfftan, der große Kameramann der deutschen Stummfilmzeit, hätte ausgeknobelt haben können. Helma Sanders-Brahms (1976) Die Lebenszeit des Kameramannes und Filmemachers Thomas Mauch deckt zwei Drittel der Filmgeschichte ab: So jung ist der Film. Thomas Mauch war Kameramann von Werner Herzog, Edgar Reitz, Werner Schroeter und vielen anderen Regisseuren des Jungen Deutschen Films. Seine eigenen Arbeiten bilden ein unverwechselbares Werk. Kameramänner wie Michael Ballhaus und Thomas Mauch sind für die Filme ihrer Ära genauso wichtig wie die Regisseure, die üblicherweise in Zusammenhang mit berühmten Filmen genannt werden. Das Auge der Kamera ist unbestechlich und korrigiert immer wieder das menschliche Auge, das keine Brennweiten kennt und je nach Phantasie die Bilder, die es sieht, verändert. Noch unbestechlicher als die zahlreichen Optiken der elektronischen und der traditionellen Kameras ist aber das Auge jener Künstler, die die Kamera beherrschen. Wie Goya sagen sie: »Io lo vi«, »das habe ich gesehen«. Alexander Kluge (2017) Strafprotokoll aller und jeder Untertanen des all hiesigen Reichsgotteshauses Roggenburg | BRD 1976 | R+B+K: Thomas Mauch | 11 min | Preisgekrönter Kurzfilm über die Geschichte eines Bauernaufstands, der 1525 von den Truppen des schwäbischen Bundes niedergeschlagen wurde. – Die Macht der Gefühle | BRD 1983 | R+B: Alexander Kluge | K: Thomas Mauch | D: Hannelore Hoger, Alexandra Kluge, Edgar M. Böhlke, Klaus Wennemann, Beate Holle, Paulus Manker, Barbara Auer | 115 min | »In DIE MACHT DER GEFÜHLE geht es um die subjektive Seite: den Antirealismus des Gefühls. Dies ist die Schatzkiste, aus der Menschen ihre Waffen holen, wenn sie sich wehren. Wenn eine Thomas Mauch möchte man ihn eigentlich bitten, nicht mehr so viel für die andern und mehr für sich selbst zu arbeiten. (Den Film, den man selbst gerade demnächst vorhat, möchte man da natürlich ausschließen, den müsste er doch noch machen!) Denn Thomas Mauchs Film STRAFPROTOKOLL ALLER UND JEDER UNTERTANEN… ist, je öfter man ihn sieht, je länger man über ihn nachdenkt, ein Meisterwerk an Konzentration und Genauigkeit, und obendrein spielerisch. Was sich anfänglich ansieht wie ästhetisierende Effekthascherei, nämlich die Bilder von Landschaft, Höfen, Kloster mit der flatternden Akte im Vordergrund, erweist sich immer mehr als äußerste Verknappung dessen, was geschehen ist, an welchem Ort, unter welchen Bedingungen und mit welchen Folgen, mit einem gleichzeitigen Bezug auf die jetzige Situation des Ortes. Da sind keine Menschen außer diesen beiden flüchtenden Alten im Klostergang und der Silhouette des pflügenden Bauern auf dem weiten Feld zu Beginn, aber da sind Namen, die Namen des Strafprotokolls, und da ist der Ort des Geschehens, wie er heute da ist: also das, was uns von der Geschichte, deren Kinder wir sind, zurückbleibt. Gerade das Fehlen aber von Gesichtern zu den Namen lässt den Betrachter nach Gesichtern in seiner Phantasie suchen, während diese Namen verlesen werden: längst Gestorbene, die ersten Revolutionäre in Deutschland, Untertanen des Klosters Roggenburg, das dann von dem, was sie zahlen mussten an Geld und beweglichen Gütern und auch an Blut, sich satt fraß und ein schönes Gotteshaus davon baute. Da wird, in dieser äußerst kurzen Form, unendlich viel klar: ein Acker, der bebaut wird, und vor den eine Akte gehalten wird mit Namen derer, die diesen Acker bebaut haben, und dann das Kloster, dem sie sich widersetzten und das sie bestrafte und sich an ihrer Bestrafung bereicherte, und der Beton des Flughafens, der heute die Stelle überzieht, wo ihr Anführer getötet wurde, und immer davor die im Wind bewegte, sich entrollende Akte, Namen, Beschimpfungen der Aufrührer, Zeugnis der gefräßigen Verwaltung und Beherrschung von Menschen, die danach sich nie wieder aufgelehnt haben, die gerade hier, in der Gegend des Ulmer Horns, verdämmert sind bis heute, unfähig, einen zweiten Versuch der Gerechtigkeit zu machen. Einmal flattert Wäsche auf der Leine wie die Akte, die den ganzen Film über den Vordergrund des Bildes flatternd bedeckt: Spiel mit den Bildelementen, die so für Sekunden ihre Bedeutsamkeit aufheben, zu denen der Autor einen Augenblick lächelnde Distanz einnimmt und so den Vorwurf der Ästhetisierung ad absurdum führt. 43 Thomas Mauch 44 Wirklichkeit mich als Menschen nicht achtet, wehre ich mich, indem ich sie leugne. Die Geschichten dieses Films, die ich besonders liebe, verbinden u.a. die Oper des 19. Jahrhunderts und das Kino, das man die Oper des 20. Jahrhunderts nennen kann.« (Alexander Kluge) Mit keinem anderen Filmemacher hat Thomas Mauch über die Jahrzehnte seines Schaffens als Kameramann so oft zusammengearbeitet wie mit Alexander Kluge, dessen Kino- und Kurzfilme er nahezu allesamt stilistisch entscheidend geprägt hat. Film ist aggressiv. Seine geholperten Dialoge, keine glatten Wortwechsel, erzwingen Zeit zum Nachdenken; das originale Türkisch, in Untertiteln übersetzt, macht die Sprachbarrieren auch sichtbar. Der Film ist aber auch weich. In seinem altmodischen Schwarzweiß, das die Kontraste, erstaunlich genug, mehr mildert als schärft, in seiner kargen Kameraführung ohne die Mätzchen der Routiniers, mit seinen vielen in der Türkei aufgenommenen Standfotos beansprucht und erfüllt er die Schmucklosigkeit eines Dokumentarberichts.« (Klaus Umbach) Donnerstag, 6. April 2017, 19.00 Uhr | Zu Gast: Thomas Mauch, Alexander Kluge Samstag, 8. April 2017, 21.00 Uhr | Zu Gast: Thomas Mauch Nel regno di Napoli (Neapolitanische Geschwister) | BRD 1978 | R: Werner Schroeter | B: Werner Schroeter, Wolf Wondratschek | K: Thomas Mauch | M: Roberto Predagio | D: Romeo Giro, Tiziana Ambretti, Antonio Orlando, Maria Antonietta Riegel, Cristina Donaldio, Dino Melé, Renata Zamengo | 136 min | ital. OmU | »Über dreißig Jahre, von Kriegsende 1944 bis in die unmittelbare Gegenwart, verfolgt Schroeter in NEL REGNO DI NAPOLI die verschiedenen Schicksale einer Hausgemeinschaft aus dem Armenviertel Neapels. Wie selbstverständlich rundet sich da die Beschreibung dieser seltsamen, faszinierenden Stadt zu einem großen, sehr präzisen, ganz eigentümlichen und doch allgemeingültigen Lebensbogen. Ganz mühelos werden hier Geburt und Tod, Überlebenskampf und der Verlust von Liebe und Würde, Politik und Privatleben miteinander verknüpft zu einer Geschichte von großem Atem. Das Herrlichste aber an diesem Film, der sich gewiss nicht um die Schattenseiten herumdrückt, ist die ungeheuerliche, fast einmalige Zärtlichkeit der Bilder.« (Peter Buchka) Thomas Mauch erhielt für seine Kameraarbeit 1979 den Bundesfilmpreis. Letzte Worte | BRD 1968 | R+B: Werner Herzog | K: Thomas Mauch | 13 min | griech. OmU | Zwei Polizeibeamte erzählen von einem alten Mann, der jahrelang auf einer einsamen griechischen Insel gelebt hat und schweigt: »Ich rede nicht, das ist mein letztes Wort!« – Die Achse | BRD 1985 | R+B+K: Thomas Mauch | D: Michael Weber | 32 min | Ein Erlass des Reichspropagandaministeriums schreibt vor, deutsche Truppen bewegungen nur von links nach rechts zu filmen, damit eine Vorwärtsbewegung suggeriert wird. Thomas Mauchs Satire zeigt die Probleme eines PK-Kamera- Freitag, 7. April 2017, 21.00 Uhr | Zu Gast: Thomas Mauch Shirins Hochzeit | BRD 1976 | R+B: Helma Sanders-Brahms | K: Thomas Mauch | M: Zülfü Livaneli | D: Ayten Erten, Jürgen Prochnow, Aras Ören, Aliki Georgoulis, Jannis Kyriakidis | 120 min | Shirin, eine junge Türkin aus Anatolien, flieht vor einer Zwangs heirat ins unbekannte Deutschland, nach Köln. »Verbündete findet die Verlorene im gelobten, verlogenen Land nur bei ihresgleichen: Die Türkinnen im Heim erklären ihr Fließwasser und Lippenstift, eine schwangere Griechin streichelt sie, ihre einzige Vertraute ist Helma Sanders. Denn die Autorin spricht leitmotivisch durch den ganzen Film mit ihrer Heldin und spricht ihr zu – Berichterstatter, Seelsorger, Ankläger in einem. Der manns, der in der endlosen russischen Landschaft vergeblich den richtigen Standpunkt für seine Kamera sucht, um einen Großangriff zu filmen. – Tod eines Vaters | BRD 1978 | R+B: Thomas Mauch | K: Wolfgang Knigge | D: Marianne Hoppe, Miguel Herz-Kestranek | 47 min | An Heiligabend besucht der erwachsene Sohn, ein Fotograf, seine Mutter in ihrem großbürgerlichen Heim. Der kürzlich verstorbene Vater ist omnipräsent, es kommt zu Vorwürfen und gegenseitigen Verletzungen. Von dem beklemmenden, in Schwarzweiß gefilmten Mutter-Sohn-Kammerspiel hat nur eine Arbeits kopie überlebt, die für die Vorführung digitalisiert wird. Samstag, 9. April 2017, 21.00 Uhr | Zu Gast: Thomas Mauch Aufmerksamkeit Es gibt heutzutage sicherlich keinen Autor bei uns, dem es wie Helmut Färber gelingt, beim Schreiben über Kino einen unverwechselbaren eigenen Blick und eine ebensolche Sprache zu kreieren. »Es ist eigentlich maßlos erstaunlich«, schrieb Färber im Jahre 1965, »dass die deutsche Filmkritik es noch immer für ihre wichtigste Aufgabe hält, die jeweils neuesten Filme zu beurteilen. Denn: sofern sie sich mehr zutraut und abverlangt, als den Betrieb mit einer wirren Folge von Seufzern und Juchzern zu begleiten, Sonderform der Reklame, die gegenwärtig noch beliebte kulturelle Note – sofern sie anderes sein will als ihre Parodie, ist dies Verfahren völlig ungenügend.« Und in der Tat hat Färber diesen seinen Einwand gegen die Aktualitätsfokussierung und deren Kurzatmigkeit stets berücksichtigt. Im Gegensatz dazu ist sein Filmschreiben immer auch Erinnerungsarbeit gewesen, Bewusstmachung des Gespräches, das Filme und Menschen über Zeiten hinweg miteinander führen. Einer größeren Öffentlichkeit dürfte Färber erstmals als Autor der Filmkritik aufgefallen sein. Diese Zeitschrift, Ende der 1950er Jahre von einem Kreis junger Intellektueller gegründet, war wichtig in jener Zeit, als Westdeutschland von der in jeglicher Hinsicht miefig provinziellen Kulturpolitik unter dem Bundeskanzler Konrad Adenauer und seinen Nachfolgern geprägt wurde. Dagegen schrieb die Filmkritik an, war widerständig, horizonterweiternd, Vorreiter bei der Vermittlung des internationalen Kinos der Autoren. So etwa stellte man sich früh und entschieden auf die Seite der damals noch heftig umstrittenen französischen Nouvelle vague – und setzte sich somit auch für ein Kino ein, das seine Geschichte und seine Mittel reflektierte. Sorgfalt Die Filmkritik musste ihr Erscheinen im Jahre 1984 einstellen. Als geraume Zeit später ein Essay Färbers in der Frankfurter Rundschau erschien, hieß es in dem von einem ihrer Redakteure verfassten Vorspann, Färber lebe im Verborgenen und schwiege. Was ganz falsch war und ist, denn Färber hat bis heute stetig und vernehmlich weitergewirkt in Sachen Film. Zu seinen Gebieten gehören: Das Edieren von Büchern (wunderbar erhellend etwa der 1977 erschienene Band über den Zusammenhang zwischen der jahrhundertealten Baukunst und dem noch jungen Film – immer aufs neue unsere Kinowahrnehmung erweiternd seine Bücher über einzelne Werke – oder auch einzelne Sequenzen – von Regisseuren wie D.W. Griffith, Mizoguchi Kenji, Ozu Yasujirō). Unbedingt erwähnt werden muss Helmut Färbers zuletzt erschienenes Buch über Jean Renoirs UNE PARTIE DE CAMPAGNE (1937), worin sein schauendes Eindringen in das Herz von Filmen zur vollen Entfaltung kommt. Das beginnt damit, dass im ersten Kapitel Renoirs Film Einstellung für Einstellung, Dialogsatz für Dialogsatz nacherzählt wird (dazu sind zahlreiche Einstellungen abgebildet). So lässt Färber einen Film für sich selbst sprechen, und erzeugt beim Leser jene Aufmerksamkeit, die hilft, die Künste des Regisseurs, aber eben auch die der Schauspieler, des Kameramanns, des Drehbuchschreibers, ja sogar der Beleuchter, besser in den Blick zu bekommen. Ferner sind Färbers Sätze präzise, aber niemals pedantisch. Stets lässt er einen Frei- und Denkraum, wissend, dass selbst die allergrößte Wortkunst nicht vollends zu fassen vermag, was das Faszinierende eines visuellen Werkes ausmacht (bzw. sogar in Gefahr ist, das Eigene des Visuellen zuzuschütten). Oftmals vergehen zwischen den Erscheinungsdaten dieser Bücher etliche Jahre. Wesentlicher Grund dafür: Färber verwendet derart viel Sorgfalt sowohl auf textliche als auch gestalterische Details, dass die Verlage abwinken und der Filmforscher sie selbst zur Erscheinung bringen muss. Freundschaft Färbers zweites Gebiet: das Lehren an den Filmhochschulen von Berlin, München und Wien (in einem seiner Bücher dankt er explizit allen Teilnehmern seiner Seminare, mehr noch: Er macht das Buch als Resultat der Erfahrungen gemeinsamen Sehens, Entdeckens, Lebens mit den Filmen kenntlich). Und schließlich ist da die Literatur. Als man Färber 1994 den Petrarca-Preis, eine literarische Auszeichnung, verlieh, bemerkte der Laudator Peter Handke: »Färbers Sprache handelt vor allem in Paris, in einer ganz neuartigen Gemeinsamkeit von Innen- und Außenräumen, Erde und Unterirdischem, Jetzt und den Jahrtausenden.« Was Handke mit diesen Worten lobte, sind Skizzen, die ab 1988 fortlaufend unter dem Titel »Das Grau und das Jetzt« in Akzente und anderen Zeitschriften erschienen waren. Darin hielt Färber, inspiriert wohl von schreibenden Flaneuren wie Walter Benjamin, Franz Hessel, Siegfried Kracauer, seine Erkundungen der Stadtlandschaften von Berlin, Paris, München oder Rom fest. Texte, die weit über das Gebiet des Films Helmut Färber Carte blanche à Helmut Färber 45 Helmut Färber TOUTE RÉVOLUTION EST UN COUP DE DÉS hinausdrängen, in denen dieser aber dennoch stets präsent ist. Einmal in der Art, wie Färber die Oberflächenerscheinungen der Dinge gleichsam wie mit einem Kameraauge ertastet. Zum anderen ist seine Sprache von Cuts durchsetzt, macht auf diese Weise beständig ungesehene, unvermutete Zusammenhänge sichtbar. 46 te die Dreharbeiten, das Filmteam und Szenen aus dem dörflichen Alltag ins Spiel. »Die Passion ist hier unmittelbare Repräsentanz. Es ist eine Welt, in der Biblisches unverstellte Wirklichkeit ist. Der leidende Mensch ist tatsächlich Christus und das Brot, das gebrochen wird, sein Leib, denn er hat ihn aufgezehrt bei der Mühsal seiner Gewinnung. Der Film ist ein Lehrstück über Religion. Und auch ein ethnographischer Film, von dem alle etwas lernen können. Auch diese Armen-Passion zehrt vom Matthäus-Evangelium. Jahrhunderte der Elendserfahrung sind in die weltliche Seite der Passion eingeflossen. Vom Krieg ist gleich zu Anfang die Rede. Geld und die Ränke der Mächtigen, von weltlicher und geistlicher Macht, geben dieser Passion eine Sprengkraft, die Oliveira genau erfasst, wenn er den Film mit Guernica und Hiroshima enden lässt: Krieg und Zerstörung als ultima ratio der Macht.« (Thomas Brandlmeier) Freitag, 14. April 2017, 21.00 Uhr | Einführung: Thomas Brandlmeier Für Helmut Färber gibt es eine kleine Riege Filme macher, die in jeder Hinsicht unzweifelhaft sind, an die man sich halten kann. Ozu Yasujirō gehört dazu, Danièle Huillet & Jean-Marie Straub, Jean Renoir. Und auch die in der von ihm nun erstellten kleinen Reihe: Erich von Stroheim, Manoel de Oliveira und Gerhard Benedikt Friedl. Doch Färber findet kein Genügen darin, irgendwelche Meister, Stars oder gar Ruhm anzu beten. Worum es ihm geht, hat er einmal in die folgenden Worte gekleidet: mehrere Filme von Jean Renoir kurz hintereinander zu sehen, sei gleichbedeutend mit einem Besuch bei ihm und seinen Freunden; man sitze in einem weiten, hellen Raum zusammen, wo der Regisseur bei Rotwein, frischem Brot und Trauben erzähle. Filme als Freunde, die uns auf unserem Weg begleiten, uns im Miteinander beseelen, klüger machen, die Sinne erfreuen. Es mag noch viele andere Auffassungen der Wesenszüge des Kinos geben, eine schönere als bei Helmut Färber findet man indes nicht. Michael Girke Acto da Primavera (Der Leidensweg Jesu in Curalha) | Portugal 1963 | R+B: Manoel de Oliveira, nach dem Passionsstück »Auto da Paixão« von Francisco Vaz de Guimarães | K: Manoel de Oliveira | D: Nicolau Nunes da Silva, Ermelinda Pires, Maria Madalena, Amélia Chaves, Luís de Sousa | 94 min | OmeU | Jedes Jahr führen die Bauern aus dem Dorf Curalha in der Region Trás-os-Montes in der Karwoche den Leidensweg Jesu auf. Oliveira stellte die Aufführung der Passionsgeschichte für seinen Film nach und integrier- Queen Kelly | USA 1928 | R+B: Erich von Stroheim, nach seiner Erzählung »The Swamp« | K: Gordon Pollock, Paul Ivano | M: Adolf Tandler | D: Gloria Swanson, Walter Byron, Seena Owen, Wilhelm von Brincken, Wildon Benge | 96 min | OF | »Ein geniales Fragment von 100 Minuten, ein Drittel des geplanten Ganzen. Auf Betreiben Gloria Swansons, des schockierten Stars, der den zweiten Teil des Films im afrikanischen Bordell als ›widerwärtige, apokalyptische Vision der Hölle auf Erden‹ befindet, werden die Dreharbeiten abgebrochen. Was verbleibt, ist Akt eins. Der kranke Kosmos des europäischen Adels, dessen sexuelle Dekadenz und perversen Luxus Stroheim mit rücksichtslos kaltem Auge gleichsam durchs Vergrößerungsglas betrachtet: exakt, isoliert, grotesk und funkelnd im Glanz eines phantastischen Hyperrealismus.« (Harry Tomicek) – Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen? | Deutschland 2004 | R+B+K: Gerhard Benedikt Friedl | 73 min | »Ein hypnotisches Vexierspiel an der Schnittstelle von Dokument, Essay und pulp fiction facts. Auf der Tonspur: eine in gnadenlos ›objektivem‹ Duktus vorgetragene Erzählung von den labyrinthischen Genealogien, verbrecherischen Verstrickungen und Gebrechen deutscher Wirtschaftsdynastien im 20. Jahrhundert. Im Bild: bestechend kadrierte Aufnahmen, meist Schwenks und Fahrten durch europäische Finanzzentren, Produktionsstätten und Landschaften. Manchmal kommen Bild und Ton zur Deckung, manchmal verfehlen sie sich knapp. Stets legen sie Zusammenhänge nahe.« (Christoph Huber) Donnerstag, 27. April 2017, 19.00 Uhr Kafka geht ins Kino DEN HVIDE SLAVEHANDELS SIDSTE OFFER – DIE WEISSE SKLAVIN Mit Kafka im Kino Über Geschichtsbilder und Bildergeschichten Es gibt viele Wege, sich Kafkas Welt zu nähern. Es ist die Welt eines niedergehenden Kaiserreichs und der Entstehung neuer Nationalstaaten in Mitteleuropa, die Welt folgenschwerer mechanischer und chemischer Ingenieursleistungen – produktiver wie destruktiver Art (Maschinenbau, Baukultur, Vernichtungswaffen) – und zahlloser Patente, die Welt der elektrischen Jahrzehnte und der mit ihnen verschwisterten Massenmedien (Telefonie, Telegrafie, Audiografie, Kinematografie), die Welt wachsender Unfallrisiken und neuer Unfalltypen im zivilen und von Massenvernichtungen im militärischen Bereich – in einem Ausmaß, dass der Grundgedanke gegenseitiger Hilfe, also von Versicherung und Rückversicherung zum ersten Mal prekär ins Wanken gerät. In dieser Welt zählte Franz Kafka zu den führenden Versicherungsjuristen seiner Zeit. Wer auf diese Welt unter dem Gesichtspunkt einer potentiellen Gefahrenquelle blickt, in der Menschen mit Menschen und zunehmend mit Maschinen kollidieren, wird das Kino, das traumwandlerisch aus dieser Sphäre nicht nur seine Stoffe holt, sondern selbst ein Spektakel von (mechanischen wie psychischen) Kollisionen ist, mit ganz anderen Augen sehen als ein weniger mit Versehrungen, Unfällen und irreparablen Schäden befasster Beobachter. Das Bild oder die Bilder aber, die uns diese gewesene Welt hereinspiegeln und nach denen unsere Phantasie geformt ist, verdanken wir neben amtlichen, literarischen, diaristischen und brieflichen Quellen vor allem der Fotografie und nicht zuletzt dem Film. Das Kino besitzt die schwer zu beschreibende, aber unabweisbare Macht eines Orakels. Meist erkennen wir die Tiefenwirkung seiner Bilder nur bruchstückhaft; wir überlassen uns ihnen, werden von ihnen, ganz individuell, mitgenommen und ergriffen: wie in Trance. Doch wenn man auf eine ganze Epoche, wie den frühen Stummfilm der späten Zehnerjahre zurückblickt – oder auf das, was wir davon noch mittel- oder unmittelbar davon besitzen –, taucht die Physiognomie eines Zeitalters auf, das sich hinter unserem Rücken zu einem Geschichtsbild geformt hat. »Filmlückengeschichte« Es kann nicht schaden, daran zu erinnern, wie wenig 47 Kafka geht ins Kino 48 vom historischen Filmbestand überliefert und erhalten ist, weil dessen Wahrung und Sicherung gerade in Deutschland ganz offenbar keine kulturpolitische Priorität besitzt – wie dies beispielsweise in Frankreich seit langem der Fall ist. Das Fehlen einer umfassenden und finanziell gesicherten Perspektive – das Zelluloid wartet nicht auf Rettung, es zerfällt einfach nach einer gewissen Zeit – ist umso paradoxer, als die technischen Möglichkeiten der digitalen Erfassung und Konservierung in den letzten Jahrzehnten sprunghaft angewachsen sind, während eine entsprechende Entschließung, die dringlich gebotene Rettung umfassend in Angriff zu nehmen, weit hinterher hinkt. Klaus Kreimeier bringt es auf den Punkt: »Über Werke der Literatur oder der bildenden Kunst lässt sich, wenn auch mit Verlusten, kontextfrei reden, über Filme nicht. Wie und warum Filme entstehen, warum sie bejubelt oder geschmäht werden – all dies ist subtil vernetzt mit dem gesellschaftlichen Nervensystem. Kommerz und Profitgier sind der Treibstoff, der die faszinierende Maschine in Gang hält, und nicht selten sind es Skandale, die das Selbstbild und die Verfassung des Kollektivs grell beleuchten... Es gibt nichts wegzuwerfen. Eine Selektion darf nicht stattfinden, von unserer frühen Filmgeschichte ist ohnehin nur ein kleiner Bruchteil erhalten.« Wenn Fritz Güttinger in den siebziger Jahren von einer »Filmlückengeschichte« gesprochen hat, so ist diese resignative Feststellung – vor allem im Hinblick auf den Stummfilm – heute mehr denn je als eine Aufforderung zu verstehen, diese Lücke nicht noch größer werden zu lassen, indem man beispielsweise aufgrund sehr zweifelhafter Bewertungen zwischen erhaltenswerten und weniger erhaltenswerten Filmen unterscheidet. Die ›Schundfilms‹ von 1913 sind nicht minder aufschlussreich als vermeintlich höher zu bewertenden ›Kunstfilme‹. Und warum sollte man Peter Altenberg und Franz Kafka, deren Literatur bis heute geschätzt werden, auf einmal der Naivität zeihen, wenn es ums Kino geht? »Ich ruhe mich vor den Plakaten aus« Die alltägliche Wahrnehmung vordem vertrauter Räume veränderte sich vor allem in den Städten mit der Mechanisierung des Verkehrs rapide. Die Stadt verwandelt sich zum Resonanzkörper vielfältiger Synästhesien. »Die Pneumatiks rauschen auf dem nassen Asphalt wie der Apparat im Kinematographen«, notieren die Reisenden Franz Kafka und Max Brod. Der Wechsel von dem anthropologischen Medium des Gehens in das motorisch-mechanische des Transports (der ja auch einer vom Land in die Stadt ist) zeitigt eine ganz eigene, neue Form wahrnehmungsaktiver Passivität, für die es kein Vorbild gab. Mit der Mechanisierung ist auch die Typographie in den Stadtkörper eingedrungen, sie oszilliert zwischen Litfaßsäule, riesiger Plakatwand und Mauerinschrift und schiebt ihre lettristische Fläche wie eine Großprojektion vor die historischen Attraktionen. Franz Kafka, der für maschinengesteuerte Prozesse ein sehr aufmerksames Sensorium und über eine ungemein austarierte Sprache gebot, beschreibt – in einem Brief an seine Berliner Verlobte Felice Bauer – die Fahrt mit der Tram durch seine Stadt als einen Flug. Er blättert förmlich durch das Buch der an ihm vorübergleitenden Stadt: »Meine Zerstreutheit, mein Vergnügungsbedürfnis sättigt sich an den Plakaten von meinem gewöhnlichsten innerlichsten Unbehagen, von diesem ewigen Gefühl des Provisorischen ruhe ich mich vor den Plakaten aus, wenn ich von den Sommerfrischen, die ja schließlich doch unbefriedigend ausgegangen sind, in die Stadt zurückkam, hatte ich eine Gier nach Plakaten und von der Elektrischen, mit der ich nachhause fuhr, las ich im Fluge, bruchstückweise, angestrengt die Plakate ab, an denen wir vorüberfuhren.« Ein erstaunliches Stück unverhüllten Genusses (der auf die habituelle Enttäuschung des Wochenendurlaubs folgt!) wird hier entfaltet. Dieser im Zustand angestrengter Passivität erreichte Genuss ist doppelt, und diese Verdoppelung kann nur durch den »Flug« der Tram erreicht werden. Die Elektrische, wie sie genannt wurde, erfüllt die Funktion eines traveling Der erstarrte Zuschauer Vieles an Kafkas verstreuten Notizen zum Kino(gehn) ist ein heftiger Abdruck, ein Echo des meist unmittelbar Erlebten und Gesehenen. In ihrer elliptischen Knappheit sind sie Traumresten vergleichbar. Die einzige ausführlichere und zusammenhängende Betrachtung – ein Wort, das auch seinem ersten Prosaband vorangestellt ist – gilt weniger dem Kino als dem Kaiserpanorama. Kafka schätzt dieses schon aus der Mode gekommene Medium der plastischen Fotografie, weil hier die Bilder »lebendiger als im Kinematographen« seien, hingegen herrsche bei diesem »die Unruhe der Bewegung«; schließlich phantasiert er – wie schon vor ihm Peter Rosegger und auch aus rein kommerziellen Gründen der Erfinder des Kaiserpanoramas selbst – eine »Vereinigung von Kinema und Stereoskop«, mithin eine noch sehr viel weiter gehende Entrückung ins noktambule Abenteuer. Kafka registriert sehr genau die paradoxe Macht des Kinos: Ungeachtet des unbestreitbar trivialen Realismus, der leicht durchschaubaren Machart des Ganzen – Kafka spricht einmal von »alten Filmerfindungen« –, gelingt dem Kino mithilfe der überlebensgroßen Projektion im künstlich verdunkelten Raum eine bis dahin ungeahnte Überwältigung; diese ist so stark, dass sie, wie Kafka schreibt, die Zuschauer erstarren lässt. Die Ähnlichkeit mit Traumgesichten ist naheliegend und gleichzeitig irreführend, naheliegend weil das onirische Moment, der Tagtraum, sich ähnlich schwer resümieren und ›festhalten‹ lässt wie der Film, irreführend, weil der Tagtraum ein extrem individualisiertes, inneres Erlebnis ist, das ich mit anderen, im Gegensatz zum Film, nie werde teilen können. Ähnlich wie eine plötzlich hereinbrechende Naturerscheinung ist das Kino imstande, zu rühren, zu verwirren und zu überwältigen. Eine erste Demonstration dieser Überwältigungsmacht hat in Prag Rabbi Löw geliefert, als er Kaiser Rudolf II. und seinen Hof mit einer machtvollen Projektion der Laterna magica in Angst und Schrecken versetzte. Gegen diese flüchtigen Bilder, die ähnlich wie die Tageszeitungen eine rasch vergängliche Ware waren, mobilisiert Kafka den Depeschen- und des Telegrammstil, eine Rhetorik, die versierten Briefstellern im letzten Jahrhundert durchaus geläufig, ja gewissermaßen zur zweiten Sprachnatur geworden war. Mit stenografischer Ökonomie und mit einem untrüglichen Gespür für die Pointe – »Street full of water. Please Advise«, so das Telegramm von Robert Benchley bei seinem ersten Venedigbesuch – werden das flüchtige, das fliehende Bild und dessen unmittelbare affektive Wirkung »festgehalten«: »Im Kino gewesen. Geweint. Lolotte. Der gute Pfarrer. Das kleine Fahrrad. Die Versöhnung der Eltern. Maßlose Unterhaltung.« Das Wechselbad der Gefühle setzt sich sogleich fort: »Vorher trauriger Film DAS UNGLÜCK IM DOCK, nachher lustiger ENDLICH ALLEIN.« Das Gelobte Land – aus der Ferne Doch der Film hört mit beendeter Projektion nicht auf und so wird auch noch das unfreiwillige und mitunter schmerzhafte Erwachen aus einem Tagtraum beim Verlassen des Kinos festgehalten: Bin ganz leer und sinnlos, die vorüberfahrende Elektrische hat mehr lebendigen Sinn. (Roland Barthes hat diesem langen Kafka geht ins Kino im Film: Wie eine Kamerafahrt auf Schienen mutet das Wiedereintauchen in die Stadt an. Diese Plakate sind potenzierte Schaufenster, sie senden ebenso triviale wie verheißungsvolle Signale aus, heißen sie nun DER ANDERE oder TREFF-BUBE oder SKLAVEN DES GOLDES oder KATASTROPHE IM DOCK. Sie sind plakative und extrem attraktive, zu Titeln komprimierte Verdichtungen von faits divers, – dem Stoff, aus dem das Kino gemacht ist und die von süchtigen »Zeitungsfressern« wie Kafka und Joyce besonders geschätzt werden. Diese Appelle aufzuschnappen, auswendig zu lernen und für sich weiter zu spinnen, entschädigt für die Enttäuschung der Sommerfrische. Es war nicht Kafka allein, der die Fahrt mit der Elektrischen oder mit dem nächtlichen Taxi in den besonderen Rang einer potenzierten Wahrnehmung erhoben hat. In seiner ersten erhaltenen Notiz zum Kino und zum Kinogehn – Kino hieß und heißt (?) immer Kinogehn, das sollte nicht vergessen werden –, einer Rohrpost-Karte an Max Brod vom Oktober 1908, ist diese rasante Fahrt gewissermaßen kinematografisch objektiviert. Er beschwört den Freund, dass wir lang und oft den Kinema, die Maschinenhalle und die Geishas zusammen ansehen müssen. Die Rede ist von der Prager Ausstellung für Gewerbe und Industrie anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Thronbesteigung von Kaiser Franz Joseph. Der tschechische Filmpionier Jan Kříženecký zeigte dort unter anderem in einem eigenen Messe-Palast die Fahrt einer Tram, die über die Czech-Brücke nach Prag hineinfährt. Und noch heute kann man sich der unmittelbar einsetzenden Trance, welche dieser kurze Film »im Fluge« auslöst, nicht entziehen. Man könnte von Kafkas brieflicher Erwähnung der »Elektrischen« (1913) auf eine fünf Jahre zurückliegende Erinnerung zu dem Film Kříženeckýs schließen – als sei er durch dessen unbeschwertes, gleitendes traveling zur Formulierung seiner eigenen Wahrnehmung inspiriert worden. 49 Kafka geht ins Kino 50 Augenblick der Trance ein schönes Denkbild gesetzt.) Was einmal dem enttäuschten Sommerfrischler »im Fluge« gelungen war, mit Hilfe der »Elektrischen« die Zeichen der Stadt wie eine Kamera (in sich) aufzunehmen und diese Fahrt als ein euphorisches Kino und einen spontan entstehenden und vergehenden Film zu erleben oder im bloßen Geräusch der Autoreifen zu halluzinieren, schlägt in tiefe Niedergeschlagenheit um. Kafka verharrt und resigniert vor der vorüberfahrenden Elektrischen – so wie Jahre zuvor die Zuschauer angesichts des vorbeifahrenden Zugs erstarrt sind. Oder er steigert diese Verknappung zu einem Dramolett, nicht unähnlich den Nachrichten zu drei Zeilen des Kunstkritikers und Journalisten Félix Fénéon. Kafka: »Heute abend mich vom Schreiben weggerissen. Kinematograf im Landestheater. Loge. Frl. Oplatka, welche einmal ein Geistlicher verfolgte. Sie kam ganz naß von Angstschweiß nachhause. Danzig. Körners Leben. Die Pferde. Das weiße Pferd. Der Pulverrauch. Lützows wilde Jagd.« Dicht gedrängt hasten die Nomina hintereinander her und werden allein durch die Interpunktion arretiert – und beschleunigt, ganz im Stil expressionistischen Staccatos. Kafka parodiert diese Rhetorik. Es liest sich wie ein Gedächtnisprotokoll von Zwischentiteln. Zu äußerster Knappheit verdichtet und ex negativo als Kommentar zu lesen, ist eine der letzten Erwähnungen eines Kinobesuchs: »Nachmittags Palästinafilm« schreibt er am 23. Oktober 1921. Bezeichnenderweise notiert er nicht den eigentlichen Titel dieses zionistischen Propagandafilms – SHIWAT ZION – der auf Betreiben der Zeitschrift Selbstwehr – aus berechtigter Angst vor antisemitischen Störern – nur in geschlossenen Vorführungen gezeigt wurde. Er blickt auf diesen Film wie Moses auf das Gelobte Land. Er wird es nicht betreten, sondern in ›sein‹ Jerusalem, nach Berlin zu seiner Verlobten Dora Diamant ziehen. Und von dort schreibt er an sein früheres Hausmädchen nach Prag, das zur Zeit einzige Sehenswerte in Berlin sei THE KID von Chaplin. Hanns Zischler In Zusammenarbeit mit dem Tschechischen Zentrum in München und dem Galiani-Verlag in Berlin. Ermöglicht durch die Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes. Kafka | USA 1991 | R: Steven Soderbergh | B: Lem Dobbs | K: Walt Lloyd | M: Cliff Martinez | D: Jeremy Irons, Theresa Russell, Joel Grey, Ian Holm, Jeroen Krabbé, Armin Mueller-Stahl, Alec Guiness | 98 min | OmU | »Die expressionistische Ästhetik des Stummfilms wird Material, mit dessen Hilfe Soderbergh eine Geschichte erzählt, die Kafka hätte erfunden haben können. Denn Soderberghs Film ist zunächst ein ganz simpler Krimi. Menschen verschwinden und werden ermordet. Und Kafka, alles andere als ein Detektiv, findet in unschuldiger Anteilnahme ein Terrorsystem, dessen Herren im Schloss sitzen, im Hradschin, der sich wie ein ferner Gott über den Gassen erhebt. Soderberghs Collage aus Historie, Realfiktion und Kafkas Personal dient dazu, diesem Krimi eine Bühne zu verschaffen, wie sie artifizieller wohl kaum ein Krimi je gehabt hat. Alec Guinness als Abteilungsdirektor und Armin Mueller-Stahl als Inspektor: Selbst in den Nebenrollen ist Soderberghs Film perfekt.« (Ulrich Greiner) Dienstag, 18. April 2017, 18.30 Uhr Sonntag, 23. April 2017, 21.00 Uhr Kafka geht ins Kino | 120 min | Hanns Zischler spricht anlässlich der erweiterten Neuauflage seines Buches »Kafka geht ins Kino« (Verlag Galiani Berlin, 2017) und der in Zusammenarbeit mit dem Filmmuseum München entwickelten DVD-Edition »Kafka geht ins Kino« (Edition Filmmuseum 95) über Franz Kafkas Beziehungen zum Medium Film und den Einfluss des Kinos auf sein Schreiben. Er liest Passagen aus den Texten von Kafka, Stefan Drößler zeigt und kommentiert dazu Filmausschnitte aus den neu restaurierten Filmen und Bilddokumente aus dem Buch. Ralph Eue schrieb über die Erstausgabe von Zischlers Buch: »So legt ›Kafka geht ins Kino‹ verschiedene Spuren frei, ›wildert‹ zwischen biografischer Forschung, Wahrnehmungspsychologie, Kulturgeschichtsschreibung, Filmarchäologie und Literaturwissenschaft. Angereichert ist das Buch mit wunderbaren Abbildungen, die den Text, gleichsam nach musikalischen Gesichtspunkten ausgewählt, wie Obertonfrequenzen umspielen.« Donnerstag, 20. April 2017, 19.00 Uhr | Zu Gast: Hanns Zischler Primo Circuito Aereo Internazionale di Aeroplane in Brescia (Erster Internationaler Wettbewerb für Luftschiffe und Flugmaschinen, Brescia) | Italien 1909 | P: Adolfo Croce | 13 min | OmU | Kafka schrieb einen langen Artikel über genau den Tag der Flugschau, den der Film dokumentiert. – Nick Winter et le vol de la Joconde (Nick Winter und der Diebstahl der Mona Lisa) | Frankreich 1911 | R: Paul Garbagni | D: Paul Viner | 10 min | OmU | Detektivfilmkomödie, die Franz Kafka und Max Brod in einem Pariser Kino sahen. – Den hvide slavehandels sidste offer (Die weiße Sklavin) | Dänemark 1911 | R: August Blom | B: Peter Christensen | K: Axel Grattjær | D: Clara Wieth, Lauritz Olsen, Thora Meincke, Otto Langoni, Frederik Jacobsen | 55 min | dtF | Ein Sensationsfilm, angeblich initiiert vom »Verein zur Bekämpfung des Menschenhandels«, auf den sich Kafka in seinen Briefen mehrfach bezieht. Freitag, 21. April 2017, 18.30 Uhr | Live-Musik: Richard Siedhoff | Einführung: Hanns Zischler zu reden als gerade nur von diesem herrlichen Film.« »DADDY-LONG-LEGS war der archetypische MaryPickford-Film, der alle Erwartungen des Publikums erfüllte: Ein ausgesetztes Baby wird gerettet, ein Waisenhaus wie eine Strafanstalt, komische und berührende Szenen, viel Pathos, und ein Liebhaber, der wartet, bis die Protagonistin erwachsen wird.« (Kevin Brownlow) Theodor Körner | Deutschland 1912 | R+B: Gerhard Dammann, Franz Porten | K: Werner Brandes | D: Friedrich Feher, Hermann Seldeneck, Thea Sandten | 41 min | Den »vaterländischen Großfilm« zum 100. Geburtstag des »Freiheitsdichters« Theodor Körner (1791–1813) sah Kafka in Prag zusammen mit Fräulein Oplatka, die sich von dem Film mitreißen ließ. – Peschiera / Lago Maggiore et Lago di Como / Liguria (Italienische Reisebilder) | IT 1907-1913 | Anonima Ambrosia, Cines | 12 min, viragiert | engl.Titel | Aufnahmen von Städten und Landschaften, durch die Kafka reiste. – La broyeuse de coeurs (Die Herzensbrecherin) | Frankreich 1913 | R+B: Camille de Morlhon | D: Léontine Massart, Pierre Magnier, Camille Licenay, Jenne Brindeau | 47 min | OmU | Kafkas Schwester sah das zum Teil in Spanien aufgenommene, »herrlich kolorierte« Melodram und berichtete ihrem Bruder, der darüber an seine Freundin Felice schrieb. Freitag, 21. April 2017, 21.00 Uhr | Live-Musik: Richard Siedhoff | Einführung: Hanns Zischler Daddy-Long-Legs (Vater Langbein) | USA 1919 | R: Marshall Neilan | B: Agnes Johnson, nach dem Briefroman von Jean Webster | K: Charles Rosher | D: Mary Pickford, Milla Davenport, Percy Haswell, Fay Lemport, Marshall Neilan | 97 min | OF | Max Brod schreibt in seiner Autobiografie über Kafka: »Besonders entzückte ihn ein Film, der tschechisch TÁTA DLOUHÁN hieß, was wohl mit VATER LANGBEIN zu übersetzen wäre. Er schleppte seine Schwestern zu diesem Film, später mich, immer mit großer Begeisterung, und war stundenlang nicht dazu zu bringen, von etwas anderem Prazdnovanie 300-letija Doma Romanovych (300 Jahrfeier des Hauses Romanoff) | Russland 1913 | 16 min | OmU | »Der Zar, die Prinzessinnen verdrießlich in der Sonne stehend, nur eine zart, ältlich, schlaff, auf den Sonnenschirm gestützt, blickt vor sich hin. Der Thronfolger auf dem Arm des ungeheueren barhäuptigen Kosaken.« (Kafka) – Der Andere | Deutschland 1913 | R: Max Mack | B: Paul Lindau, nach seinem Theaterstück | K: Hermann Böttger | D: Albert Bassermann, Emmerich Hanus, Nelly Ridou, Hanni Weisse, Léon Resemann, Otto Collet | 75 min | Der erste deutsche »Künstlerfilm«, für den ein bekannter Schriftsteller eines seiner Werke selber adaptierte und in dem Theaterstar Albert Bassermann die Hauptrolle des Rechtsanwalts übernahm, der unbewusst ein Doppelleben führt. Kafka schrieb an Felice: »Von Bassermann könnte ich Dir sehr viel erzählen, so elend das Stück ist, und so sehr Bassermann darin mißbraucht wird und sich selbst mißbraucht.« Samstag, 22. April 2017, 21.00 Uhr | Live-Musik: Richard Siedhoff | Einführung: Stefan Drößler Jízda Prahou otevřenou tramvají (Straßenbahnfahrt durch Prag) | Tschechien 1908 | R+B+K: Jan Kříženecký | 2 min | Filmdokument, das im Kinematografentheater der großen Jubiläumsausstellung 1908 in Prag zu sehen war. Franz Kafka und Max Brod besuchten die Ausstellung und die Filmvorführungen gemeinsam. Kafka war von dem neuen Medium fasziniert. – Shiwat Zion (Rückkehr nach Zion) | Palästina 1921 | R+B+K: Ya’akov Ben-Dov | 74 min | OmU | Ein zionistischer Dokumentarfilm über den Aufbau eines »jüdischen Palästina«, der um Unterstützung warb und im Oktober 1921 in Prag gezeigt wurde. Kafka räsonierte einige Wochen später in einem Brief an Robert Klopstock: »Hauptsächlich gilt es ja nur für die Durchschnittsmasse der Juristen, daß sie erst zu Staub zerrieben werden müssen, ehe sie nach Palästina dürfen, denn Erde braucht Palästina, aber Juristen nicht.« Sonntag, 23. April 2017, 18.30 Uhr | Live-Musik: Günter A. Buchwald | Einführung: Stewart Tryster Kafka geht ins Kino Samstag, 22. April 2017, 18.30 Uhr | Live-Musik: Richard Siedhoff | Einführung: Stefan Drößler 51 52 MADAME DE … Danielle Darrieux Danielle Darrieux zum 100. Geburtstag Madame de ... Danielle Darrieux François Truffaut wusste, dass Film eine Frauen-, eine Schauspielerinnenkunst ist, die Kunst, hübsche Frauen hübsche Dinge machen zu lassen. Filme ohne Frauen sind unendlich langweilig. Paul Vecchiali, der Kriegsfilme hasst – es sei denn ein Soldat zieht das Foto einer Frau aus seiner Uniform –, war ein Kind, als er Danielle Darrieux zum ersten Mal sah: 1936 in einer Zeitschrift und dann im Kino. Der 6-jährige Vecchiali wollte sofort Filmregisseur werden, um ihr zu begegnen. Das hat geklappt, 1961 bei seinem ersten Film. Paul Vecchiali, Jacques Demy, später François Ozon, sie bewundern die Grande Dame des französischen Kinos, die mit 14 loslegte und es mit 17 geschafft hatte. Entdeckt wurde sie von Wilhelm Thiele: Er brauchte eine Schauspielerin für die französische Fassung seines deutschen Films DER BALL. Das war 1931. Die 14-jährige Darrieux singt und sie tanzt, nicht nur so nebenbei. Singen und tanzen wird ihre Art des Spiels vor der Kamera. Auch wenn sie spricht, geht, sich bewegt. Ihr Sprechen ist Melodie, ihre Bewegungen sind eine unverwechselbare Choreografie. In acht Jahrzehnten in über 100 Filmen. Internationalen Erfolg hat sie 1936 mit dem Film MAYERLING von Anatole Litvak. Danielle Darrieux und Charles Boyer: Er ist österreichischer Thronfolger, sie seine verbotene Geliebte. Sie tanzen Walzer, dann gehen sie zusammen in den Tod. Der Film wird ein Kassenerfolg und für beide die Fahrkarte nach Hollywood. Das amerikanische Debüt der Darrieux: THE RAGE OF PARIS (DIE FLOTTE PARISERIN) von Henry Koster. Eine Französin in New York, die am Ende nur noch einen Wunsch hat: zurück nach Frankreich. 1950. Max Ophüls und Danielle Darrieux. Beide sind seit den 1930er Jahren im Filmgeschäft, haben in Deutschland, in Frankreich, in den USA gearbeitet. Die Darrieux mit Billy Wilder, Henri Decoin, Robert Siodmak. Die erste Zusammenarbeit mit Ophüls: LA RONDE (DER REIGEN). Die gesamte Besetzung des Films: ein Starpaket. Lauter Nebenrollen, und die Darrieux ist mit das Teuerste, was das französische Kino zu bieten hat. Bei Ophüls’ nächstem Film macht sie wieder mit, wieder ist es ein Film ohne Hauptrolle: LE PLAISIR (PLÄSIER), drei Episoden nach Erzählungen von Maupassant. Darrieux hilft nach, mit einem kleinen Schwächeanfall. Allein Charles Boyer, in der Rolle ihres Gatten, lässt sich von ihren Unpässlichkeiten nicht beeindrucken und ermahnt sie, drei Minuten nicht zu überschreiten. Strenge, Sarkasmus, auch Hilflosigkeit eines Gatten, dessen Frau tatsächlich einen Anderen liebt. Je ne vous aime pas, je ne vous aime pas, flüstert die Darrieux zwischen Tür und Angel und weiß es besser. Beim ersten Walzer warnt sie lachend vor ihrer Koketterie. Immer wieder treffen sie sich, tanzen einen endlosen Walzer, die Leichtigkeit schwindet – von frivoler Konversation zum sprachlosen Ende. Sie, die Generalsgattin, flüchtet, weiß keinen Ausweg mehr und betrügt schließlich beide, den Liebhaber und den Ehemann, mit immer neuen Lügen, die sie seit dem Verkauf der Ohrringe begleiten. Sie habe die Ohrringe in der Oper verloren, lässt die Darrieux ihren Gatten wissen, der umgehend nach dem Hochzeitsgeschenk fahndet, um es dann beim Juwelier zu finden und erneut zu kaufen – ein Abschiedsgeschenk für seine Maitresse, die den Schmuck im Ausland zu Bargeld macht. Aus dem Ausland taucht er auf, Vittorio De Sica, Diplomat auf Reisen und im Gepäck die Ohrringe, die er als Liebesgabe der Darrieux reicht. Um sie öffentlich tragen zu können, erfindet sie neue Geschichten: eine für den geliebten Diplomaten, eine andere für ihren Gatten. Während De Sica an ihren Lügen verzweifelt, lässt sich Boyer nicht beirren. Er nimmt der Darrieux die Juwelen ab, gibt sie seinem Rivalen De Sica mit der Auflage zurück, sie zum Juwelier zu bringen, bei dem Boyer die Ohrringe zum dritten Mal kauft. Die Darrieux ergreift die Schmuckstücke wie eine Süchtige, küsst die Diamanten – nicht ihren Mann. Der zwingt sie nun, das von ihr so Begehrte einer verarmten Nichte zu schenken, die den Schmuck beim Juwelier versetzt, der diesmal nicht mit Boyer ins Geschäft kommt, aber mit Madame: Sie kauft die Ohrringe und stiftet sie der Kirche, als das Duell zwischen Gatte und Liebhaber bevorsteht. Ein von Geld und Lügen dirigierter Kreislauf endet in einem menschenleeren Kirchenraum, die Kamera gleitet über Säulen hin zum Altar und zu den unter Glas verschlossenen Juwelen der Madame de ... . Ophüls dachte an die Konstruktion des »Bolero« von Maurice Ravel: »Auch da dreht und entwickelt und kompliziert sich eine Aktion – oder genauer: das harmonische Material – ständig um eine winzige melodische Achse.« In LA RONDE dreht sich alles: das Karussell, die Musik, die Darsteller, die Dialoge – ein delirierender Kreislauf von Paarungen und Paarwechseln. Dirne, Soldat, Stubenmädchen, Dichter, Schauspielerin und Danielle Darrieux 1953 MADAME DE ..., für Andrew Sarris »the great est film of all time«, in der Hauptrolle die Darrieux. »Wegen ihr habe ich den Film gemacht. Nach REIGEN und PLÄSIER suchte ich für sie eine Rolle. Es war mir dabei klar, dass, wenn ich eine fände, es automatisch ein Thema für mich sein würde. Denn um die Darrieux herum liegen Leichtsinn und Glaube, Frivolität und Ernsthaftigkeit, Grazie und Grausamkeit, Lebensfreude und Tod. Alles das reflektiert aus ihr heraus in ihr Spiel, das zur Wahrheit wird, ehe man sich umdreht – und sicher, sobald man dreht.« Die Vorlage zu MADAME DE ..., eine Erzählung von Louise de Vilmorin, findet Ophüls »un peu maigre ... Madame de ... bien vide ... Die einzige Sache, die mich an diesem eigentlich schmalen Roman berührt, ist seine Konstruktion. Es ist immer die gleiche Achse: ein Paar Ohrringe. Aber dieses Detail der weiblichen Toilette vergrößert sich, erscheint in Großaufnahme, drängt sich auf, beherrscht das Schicksal der Helden des Buches und führt sie schließlich in die Tragödie. Wenn ich ›Madame de ...‹ nicht für einen großen Roman halte, so sehe ich ihn doch als eine schöne literarische Verschlagenheit an. Und diese Verschlagenheit ist die Form.« Ophüls plant, den Film so zu drehen, dass die Schauspieler nie direkt zu sehen sind. Die Kamera soll die Figuren umkreisen, sie nur in Spiegeln oder eng begrenzten Ausschnitten zeigen. Mit dieser tollkühnen Idee beginnt MADAME DE ...: ein Schmuckkasten voller Juwelen und ruhelos suchende Hände. Wir hören nur die Stimme der Darrieux, ein trällernder Singsang, hingetupfte Worte: Je ne tirerai pas vingt mille francs de tous ça, ah, ah ... 20.000 Francs muss Madame auftreiben, um heimliche Schulden zu begleichen. Was könnte sie versetzen? Ihre Hand streift Spiegeltüren, öffnet Schränke, streichelt Kleider und Pelze – soll sie sich davon trennen? Auf keinen Fall. Nicht aus Sentimentalität, sondern aus Liebe zu den Dingen selbst. Ein einziges Objekt ist mit privaten Erinnerungen verbunden: ein Paar Ohrringe, herzförmige Diamanten, das Hochzeitsgeschenk ihres Mannes – davon kann sie sich trennen. Und jetzt sehen wir sie: Danielle Darrieux im kleinen Oval des pompös gerahmten Spiegels, ihr vanity table, wo Eitelkeit und Vergänglichkeit zusammenfinden. Die Darrieux als Baronin und Generalsgattin, Gefangene und Handelnde in einem überquellenden Boudoir. Sie ist die elegante Französin par excellence mit dem Talent, dann und wann mühelos leicht in Ohnmacht zu fallen. Wenn der Darrieux die Sinne schwinden, weiß niemand, wie ernst es ist, oder ob Madame nur ihren Wünschen ein wenig Nachdruck verleiht. Beim Verkauf der Ohrringe zögert der Juwelier ... die 53 Danielle Darrieux Graf, sie alle begegnen und trennen sich, das Ehepaar trennt sich nicht. Auf dem Kamin das Gleichmaß des Uhrpendels und im Schlafzimmer getrennte Betten. Die Darrieux liest Stendhal, ihr Gatte die Rechnungsbücher. Er vergnügt sich mit einem hübschen Mädel im Séparée, sie verführt einen Jungen: Daniel Gélin, der beim Liebesakt versagt. »Die Szene im Bett, in der ich etwas beschämt bin, mich entschuldige, haben Danielle und ich in ihrer Garderobe mit französischem Humor geprobt: ein bisschen Feydeau, ein bisschen Sacha Guitry mit der Absicht, lustig zu sein, und so haben wir es Ophüls vorgespielt. Aber diese Komik à la française wollte er überhaupt nicht, und ich erinnere mich noch, wie er mit seinem deutschen Akzent sagte: ›Zeigt die Melancholie der Impotenz‹.« (Gélin) Die einzige Großaufnahme des Films: das erstaunte Gesicht Simone Signorets, für einen Moment von den Schultern Gérard Philipes verdeckt, der in der Rolle des Grafen die Dirne zum Abschied auf die Augen küsst – in Erinnerung an eine andere. LE PLAISIR, 2. Episode: LA MAISON TELLIER. Hat je ein Film in einem Bordell gespielt, das die Kamera nicht betritt? Ophüls’ Kommentar: »Pardon, mais c’est une LE PLAISIR 54 ›maison close‹!« Wie ein Fassadenkletterer turnt die Kamera an Erkern, Mansarden und Fenstern entlang, beobachtet zwischen den Lamellen der Jalousie die Damen und die Gäste im Haus Tellier. Danielle Darrieux ist Rosa, zuständig für die Honoratioren der Stadt – den Reeder, den Fischhändler, den Holzhändler, den Handelsgerichtsrat. Wenn Rosa mal nicht trinkt oder singt, dann träumt sie, erzählt von ihrem Ehemann, dem Vicomte de ..., von den Kleidern, vom Schmuck, von den Blumen, die er ihr schenkt; sie schwärmt von Berührungen, von Champagner und all den Dingen, die der Vicomte ihr zuflüstert; langsam nähert sich die Kamera, verweilt in Großaufnahme auf dem Gesicht der Darrieux: ein Augenblick voller Lügen und wahrer Träume: merveilleuse, haucht Rosa. Jean Gabin, Madame Telliers Bruder und trunkener Schreiner, versteht seinen Versuch, sich gewaltsam und gratis bei Rosa zu bedienen als Familienangelegenheit. Er wolle sich ja nur bedanken. Das geht schief. Beschämt sitzt er neben der Darrieux auf der Wiese, sie pflückt Blumen und macht, was sie immer macht: Sie trällert vor sich hin: Combien je regrette mon bras si dodu, ma jambe bien faite et le temps perdu ... monde, cela ne veut pas dire que nous ne puissions pas être amis ... Guilbaud wechselt das Hemd, und Madame genießt es, einen Mann im Haus zu haben. Die Schroffheit des selbstbewussten Arbeiters und die Darrieux in Rot und Schwarz, perfekt frisiert, Baronin einer untergegangenen Epoche, dem Weißwein sehr zugetan, gleichwohl Contenance bewahrend. Vor die Tür geht sie nie, beschwert sich über Einsamkeit und zieht alle in ihre Wohnung – die Lebenden und die Toten. Die Darrieux war ein Geschenk, erzählt Demy, sie habe mal etwas Wunderbares zu ihm gesagt: »Ich bin ein Instrument, man muss mit mir spielen können, man kann es oder man kann es nicht.« Die Darrieux eine Stradivari, bereit für alles und ein Wunder an Ausgeglichenheit, Gesundheit und guter Laune. À votre santé, Madame! Martina Müller Mayerling | Frankreich 1936 | R: Anatole Litvak | B: Irma von Cube, Joseph Kessel, nach dem Roman von Claude Anet | K: Jean Isnard, Armand Thirard | M: Arthur Honegger | D: Charles Boyer, Danielle Darrieux, Marthe Régnier, Yolande Laffon, Suzy Prim | 92 min | OmU | Die tragische Liebesgeschichte zwischen Rudolf von Österreich-Ungarn und der 17-jährigen Mary Danielle Darrieux Wenn Danielle Darrieux gar nicht mehr spricht und alles, was sie zu sagen hat, einfach singt, dann ist das den Filmen von Jacques Demy zu verdanken. Da hört sie nur auf zu singen, wenn sie raucht oder trinkt, und sie trinkt und raucht, um weiter zu singen. Dafür brauchte Demy keine Synchronstimme: »Sie hat ein nahezu absolutes Gehör. Sie hatte das feinste Ohr des gesamten Teams, sie hört sogar Vierteltöne, das können die wenigsten.« Mit acht sah Jacques Demy die Darrieux auf der Leinwand, mit vierzehn malte er sie, mit fünfzehn hingen ihre Fotos in seinem Zimmer. 1963 sollte sein Idol, der Kino- und Theaterstar, die Rolle der Mutter in LES PARAPLUIES DE CHERBOURG (DIE REGENSCHIRME VON CHERBOURG) spielen und singen, aber ihr Marktwert und sein Produktionsbudget waren meilenweit voneinander entfernt. Drei Jahre später LES DEMOISELLES DE ROCHEFORT (DIE MÄDCHEN VON ROCHEFORT), ein Pop-Musical mit Gene Kelly, Catherine Deneuve und Françoise Dorléac. Sie singen, tanzen, träumen von der großen Liebe; ein Reigen voller Sehnsucht, Hoffnungen und Begegnungen. Alle Glückssuchenden kommen in das Bistro von Danielle Darrieux, sie ist die Anlaufstelle für gesungene Wünsche und Träume – die Paare selbst treffen sich nicht. Lauter verpasste Gelegenheiten, auch für die Darrieux. Sie weiß nicht, dass der Mann, den sie vor zehn Jahren abgewiesen hat, wieder in der Stadt ist: Michel Piccoli, der Musikalienhändler Simon Dame, musste auf seine große Liebe verzichten – Madame wollte einfach nicht Dame heißen. Vouloir le bonheur, c‘est déjà un peu le bonheur, heißt es in LOLA, Jacques Demys Debütfilm, dem er Pleure qui peut, rit qui veut vorangestellt hat und eine Widmung: »à Max Ophüls«, dazu die Musik aus LE PLAISIR. In den 1950er Jahren schreibt Demy die Geschichte zu UNE CHAMBRE EN VILLE (EIN ZIMMER IN DER STADT), 1982 kann er den Film drehen, alle Dialoge werden gesungen – ein Film für die Darrieux. Dreißig Jahre nach MADAME DE ... ist sie Baronin ohne Besitz und Titel. J‘ai perdu ma particule et mes illusions en épousant le colonel Langlois. Der Gatte ist tot, das Geld reicht nicht, Madame Langlois hat einen Untermieter: Guilbaud, Werftarbeiter. Er knallt die Türen, trinkt nicht mal ein Glas mit ihr, streikt und demonstriert, stellt sich gegen die Polizei. Das geht zu weit – einen Anarchisten möchte sie nicht beherbergen. Guilbaud droht mit Auszug, die Darrieux bittet um eine Zigarette in seinem Zimmer, raucht auf seinem Bett sitzend. Sie traue sich nicht auf die Straße, der Menschenauflauf mache sie nervös. Voyez-vous, nous ne sommes pas du même 55 Vetsera im kaiserlichen Wien von 1888/1889 als großes Melodram, das seinerzeit in Amerika zum besten französischen Film aller Zeiten gewählt wurde. Dienstag, 25. April 2017, 18.30 Uhr 8 femmes (8 Frauen) | Frankreich 2002 | R: François Ozon | B: Marina de Van, François Ozon, nach dem Stück von Robert Thomas | K: Jeanne Lapoirie | M: Krishna Levy | D: Danielle Darrieux, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Emmanuelle Béart, Fanny Ardant, Virginie Ledoyen, Ludivine Sagnier | 111 min | OmU | Originelle bonbonfarbene Kriminalkomödie mit Gesangs einlagen, die den Diven des französischen Kinos große Auftritte bietet und zahlreiche Anspielungen auf die Filmgeschichte aufweist. Mittwoch, 26. April 2017, 18.30 Uhr La ronde (Der Reigen) | Frankreich 1950 | R: Max Ophüls | B: Max Ophüls, Jacques Natanson, nach dem Stück von Arthur Schnitzler | K: Christian Matras | M: Oscar Straus | D: Anton Walbrook, Simone Signoret, Serge Reggiani, Danielle Darrieux, Jean-Louis Barrault, Gérard Philipe | 109 min | OmU | Wie eine Nummernrevue, aber kunstvoll miteinander verknüpft, rollen die Liebesgeschichten und Affären im Wien der Jahrhundertwende ab, bei denen immer einer der jeweiligen Partner sozusagen »von Hand zu Hand« geht. Freitag, 28. April 2017, 21.00 Uhr Danielle Darrieux Le plaisir (Pläsier) | Frankreich 1952 | R: Max Ophüls | B: Max Ophüls, Jacques Natanson, nach Geschichten von Guy de Maupassant | K: Christian Matras, Philippe Agostini | M: Joe Hayos | D: Danielle Darrieux, Pierre Brasseur, Jean Gabin, Claude Dauphin, Gaby Morlay, Daniel Gélin, Simone Simon | 97 min | OmeU | Drei Geschichten von Guy de Maupassant: »Französischer Impressionismus im Spiegel Wiens.« (Jean-Luc Godard). In der englisch untertitelten Version des Films spricht Peter Ustinov den Text von Maupassant. Samstag, 29. April 2017, 21.00 Uhr Madame de … | Frankreich 1953 | R: Max Ophüls | B: Max Ophüls, Marcel Archard, Annette Wademant, nach dem Roman von Louise de Vilmorin | K: Chris- 8 FEMMES 56 tian Matras | M: Oscar Straus, Georges Van Parys | D: Charles Boyer, Danielle Darrieux, Vittorio De Sica, Jean Debucourt, Jean Galland, Mireille Perrey | 99 min | OmU | Zwei Ohrringe bilden die Achse, um die sich Liebesbeziehungen, Komplikationen, Versteckspiele und Eifersucht drehen, in deren Mittelpunkt die Gattin eines unflexiblen, hartherzigen Offiziers steht. Sonntag, 30. April 2017, 21.00 Uhr Les demoiselles de Rochefort (Die Mädchen von Rochefort) | Frankreich 1967 | R+B: Jacques Demy | K: Ghislain Cloquet | M: Michel Legrand | D: Catherine Deneuve, Françoise Dorléac, Georges Chakiris, Michel Piccoli, Danielle Darrieux, Gene Kelly | 122 min | OmeU | Bonbonfarbenes Musical über zwei Zwillingsschwestern, die bei der 300-Jahr-Feier der Hafenstadt Rochefort den Männern ihres Lebens begegnen. Mit Ausnahme von Danielle Darrieux wurden alle Darsteller in den Gesangsszenen synchronisiert. Dienstag, 2. Mai 2017, 18.30 Uhr Une chambre en ville (Ein Zimmer in der Stadt) | Frankreich 1982 | R+B: Jacques Demy | K: Jean Penzer | M: Michel Colombier | D: Dominique Sanda, Danielle Darrieux, Richard Berry, Michel Piccoli, Fabienne Guyon, Jean-François Stévenin | 90 min | OmeU | Eine »musikalische Tragikomödie«: Während des Werft arbeiterstreik in Nantes 1955 verlieben sich ein junger Arbeiter und die verheiratete Tochter einer von Danielle Darrieux gespielten mittellosen Baronin ineinander. Mittwoch, 3. Mai 2017, 18.30 Uhr Der Interviewer als Menschenfresser Erst spät richtet Georg Stefan Troller, der für das Fernsehen unzählige Menschen vor die Kamera holte, den Blick auf seine eigene – von ironischen Zufällen durchzogene – Geschichte. In Österreich als Kind jüdischer Eltern geboren, entgeht er mit 17 Jahren nur knapp der Deportation. Kurz vor Kriegsende kehrt er als Soldat aus Amerika zurück und erhält die erste Gelegenheit, seine Menschenkenntnis zu schulen – bei der Vernehmung deutscher Kriegsgefangener, die in ihm den Besatzer sehen. Ab den 1960er Jahren berichtet Troller im PARISER JOURNAL aus der »einzigen Metropole« und bringt im Anschluss für das ZDF über zwanzig Jahre lang die berühmten PERSONENBESCHREIBUNGEN heraus. Sein radikal subjektiver Interviewstil und ein Interesse an widersprüchlichen Charakteren sind erst umstritten, dann stilprägend für das junge Medium Fernsehen. Im Mittelpunkt der Porträts und Reportagen steht dabei bis zuletzt: das Individuum als Selbstdarsteller, Masken träger, leidvoll Verstrickter und Glücksuchender. Mit messerscharfen Fragen seziert der Interviewer seine Protagonisten und schält Schicht um Schicht ihre Wahrheit heraus, ohne jemals das innerste Geheimnis der Person, ihre Würde, preiszugeben. Dabei ist dem Beobachter bewusst: Es ist das eigene Gesicht, das das Gegenüber vor der Kamera zurückspiegelt. In seinen besten Momenten verwandelt sich das Frage-Antwort-Spiel zum tiefempfundenen »Beichtgespräch« und zur »Selbsttherapie«. Als »Menschenfresser« hat sich Troller selbst einmal bezeichnet und damit doch immer auch den Liebenden gemeint. Unter seinen Protagonisten finden sich radikale Einzelkämpfer (MUHAMMAD ALI – DER LANGE WEG ZURÜCK), Menschen, die von der Gesellschaft zu Außenseitern gemacht wurden (RON KOVIC – WARUM VERSCHWINDEST DU NICHT?) oder solche, die sich selbst ins Abseits katapultiert haben (AMOK!). Der Hunger nach Geschichten führt den Journalisten auf die Straßen seiner Pariser Wahlheimat (TAGE UND NÄCHTE IN PARIS) und zu den Mördern und Schwererziehbaren ins Gefängnis (MORD AUS LIEBE, BEGEGNUNGEN IM KNAST). Erst im Jahr 2001 konfrontiert sich der knapp 80-Jährige in seinem Film SELBSTBESCHREIBUNG vor der Kamera mit der eigenen Vergangenheit, der Kindheit in Wien und dem Trauma der Migration. Troller legt dem Zuschauer das eigene Schicksal so offen, dass der vor dem Bildschirm nicht umhin kommt, auszurufen: »Das bin ja ich!« Anne Thomé / Daniel Sponsel www.dokfest-muenchen.de Donnerstag, 4. Mai bis Sonntag, 14. Mai 2017 | Zu Gast: Georg Stefan Troller Georg Stefan Troller © Norbert Schmidt, Gießen/Wettenberg DOK.fest: Georg Stefan Troller 57 Kurt Eisner Kurt-Eisner-Ausstellung im Stadtmuseum 58 Revolutionär und Ministerpräsident Vor 150 Jahren, am 14. Mai 1867 in Berlin geboren, wächst Kurt Eisner in einer bürgerlich-jüdischen Familie auf. Sein Studium muss er aus finanziellen Gründen aufgeben und beginnt eine journalistische Laufbahn beim Depeschenbüro Herold in der Hauptstadt des Deutschen Kaiserreichs. Über Frankfurt gelangt er nach Marburg und wird Redakteur der Hessischen Landeszeitung. Als Verfasser von Zeitschriftenbeiträgen kommentiert er mit spitzer Feder die gesellschaftlichen und politischen Kämpfe unter dem »Neuen Kurs« der Regierung Kaiser Wilhelm II. Das bringt ihm einen Gefängnisaufenthalt in Plötzensee wegen Majestätsbeleidigung ein. Danach – zum 1. Dezember 1898 – tritt Eisner in die Sozialdemokratische Partei ein und geht nach Berlin in die Vorwärts-Redaktion. Der radikalliberale, an Kant geschulte »Gefühls-Sozialist« Eisner erarbeitet sich schrittweise eine sozialistische Welt anschauung, die sich sowohl von dem an Marx orientierten, als auch vom sogenannten revisionistischen Parteiflügel unterscheidet: Ersteren hält er ihre »Politik des demonstrativen Nichtstuns vor«, weil sie auf die Revolution warten, die ihrer Auffassung nach auf Grund der sich zuspitzenden Klassengegensätze zwangsläufig kommen wird; letzteren wirft er vor, nicht konsequent mit dem herrschenden System brechen zu wollen. Schon früh schrieb er: »Wir müssen uns zur Socialdemokratie flüchten, selbst wenn wir ihre wirtschaftlichen und taktischen Grundanschauungen nicht teilen. Sie ist die einzige Zuflucht aller Idealisten, um sie kreisen die Sympathien der Gesund-Gebliebenen...Und wenn sie selbst kein anderes Verdienst hätten, diese Socialdemokraten, als daß sie die Massen organisieren, sie zu bestimmten Gedanken erziehen und dergestalt aus dem dunklen Chaos mit seinen unberechenbaren Explosionen eine in gesetzlichen Bahnen sich bewegende geordnete Welt schaffen, deren Ideen man kennt und mit deren Handlungen daher die Cultur rechnen kann, wenn sie nichts besäßen als dieses Glück rücksichtsloser Ansprache und diesen opferwilligen Mut der Ueberzeugung, es genügte, mit ihnen zu sympathisieren, selbst wenn man ihre Grundanschauungen nicht teilte. Man wird nie das Bedürfnis haben, sie zu bekämpfen, höchsten sie zu reformieren.« 1910 gelangt Kurt Eisner über ein zirka dreijähriges Engagement bei der Fränkischen Tagespost nach München an das dortige SPD-Blatt Münchner Post. Kurz vor Ausbruch des Krieges 1914 ändert der Internationalist Eisner seine Überzeugung: Bis zur Balkankrise hatte er unermüdlich die Expansionsgelüste und Kriegstreiberei des deutschen Kaiserreichs angeprangert, jetzt, Ende Juli 1914, warnt er eindringlich: »Der Zarismus muss gebändigt werden durch die Einmütigkeit der Kulturvölker Europas, dann ist der Frieden für immer gesichert.« Er hat offiziösen Informationen seiner Münchner SPD-Genossen vertraut, die bereits 1912 kolportieren, der Angriff des zaristischen Russland stünde bevor. Doch für Kurt Eisner dürfen und können die Kriegsziele der deutschen Reichsregierung nicht die der Sozialdemokratischen Partei sein. Die Parteiführung, die Mehrheit der Reichstagsabgeordneten in Berlin und der Landtagsabgeordneten in München, sehen das anders. Schon zum Ende des Jahres 1914 wird er zum erklärten Kriegsgegner und sucht Kontakt zur Antikriegsopposition innerhalb und außerhalb der SPD. Im April 1917 wird er Mitglied der neu gegründeten Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), die sich für den sofortigen Frieden ohne Annexionen einsetzt. In München wirkt er bereits seit 1916 als Integrationsfigur an die Seite junger Sozialisten und Sozialistinnen. Die jungen Arbeiterinnen und Arbeiter, darunter viele verwundete junge Kriegsheimkehrer, lehnen sich gegen die Bevormundung der sozialdemokratischen Mutter-Partei auf. Sie wollten diesen Krieg nicht. So Die Münchner Räterepublik | BRD 1971 | R: Helmuth Ashley | B: Hellmut Andics | K: Manfred Ensinger, Jürgen Schoenemann | D: Charles Regnier, Peter Pasetti, Carl Lange, Christoph Bantzer, Günther Ungeheuer, Werner Kreindl, Dieter Eppler | 90 min (1. Teil), 87 min (2. Teil) | »Die Anarchie, die abzuwehren die staats erhaltenden Figuren in Hellmut Andics’ Dokumentarspiel trachteten, ist, ins Apolitische und Theatermäßige gewendet, selber ein Ingredienz dieser Reihe, das jeden mal an die Rampe kommen lässt, wo er eine Bravournummer abliefern darf, das alles vorher Gezeigte desa vouiert, und damit keinem recht gibt und allem. Politisches und Historisches ist diesem dramaturgischen Anarchismus schnuppe und höchstens als Vorwand für Schnauf- und Dröhn-Arien willkommen, wie man sie so burgtheaterhaft sonst nirgends mehr im Fernsehen Kurt Eisner gewinnt Kurt Eisner diese keimende Jugendbewegung für eine wichtige Protestaktion auf dem Weg zur Revolution: den Januarstreik 1918. Der Hunger treibt die Leute auf die Straße, in Münchner Rüstungsbetrieben erwacht die Bereitschaft zum Widerstand. Eisner wird als einer der Streikführer verhaftet und kommt erst kurz vor Ausbruch der Revolution im Oktober 1918 als nominierter Spitzenkandidat der Münchner USPD aus der Untersuchungshaft. Die Tage vor der Bayerischen Revolution sind geprägt von Parteiversammlungen und öffentlichen Kundgebungen, auf denen der begnadete Redner Kurt Eisner für Frieden und Revolution spricht. Am 7. November folgen die auf der Theresienwiese versammelten Arbeiter und Soldaten der sich Bahn brechenden Bereitschaft zum Umsturz. Noch in der gleichen Nacht proklamiert Kurt Eisner die Gründung der bayerischen Republik. Er wird der erste Ministerpräsident des Volksstaates Bayern und regiert mit seinem Kabinett in Kooperation mit den in Selbstverwaltung tagenden Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte. Kurt Eisners unabhängige Sozialdemokraten sind im Kabinett zur Zusammenarbeit mit der Mehrheitssozialdemokratischen Partei (MSPD) gezwungen, die die politischen Ziele Eisners nur sehr bedingt toleriert und auf Neuwahlen zum bayerischen Landtag drängt. Gleichzeitig bringt Eisner mit seinen außen- und friedenspolitischen Vorstellungen und Aktivitäten bürgerlichkonservative und politisch stark rechts formierende Kreise gegen sich auf. Als sich Kurt Eisner am 21. Fe bruar 1919 auf den Weg zum Bayerischen Landtag begibt, um seinen Rücktritt zu erklären, wird er von Anton Graf von Arco auf Valley erschossen. Arco gehörte zum Umfeld der rechtsnationalistischen antisemitischen Thule-Gesellschaft. Vom 11. Mai bis 8. Oktober 2017 präsentiert das Münchner Stadtmuseum die Ausstellung »Revolutionär und erster bayerischer Ministerpräsident – Kurt Eisner (1867–1919) zum 150. Geburtstag«. Sie will von ihrer Aufgabenstellung her endlich diesen homme de lettres, den politischen Journalisten, der konsequent seinen ganz eigenen Weg vom sozial demokratischen zum sozialistischen Politiker vollzog, umfassend darstellen. Das begleitende Filmprogramm zeigt die sehr unterschiedliche Art von drei Fernseh sendern (ZDF, WDR und BR), sich in den Jahren 1969 bis 1971 mit der Geschichte der Räterepublik auseinanderzusetzen. Ingrid Scherf 59 zu sehen kriegt.« (Melchior Schedler) »Wichtigstes fällt fort im Fernsehspiel; Belanglosigkeiten werden naturalistisch wiedergegeben; ganze Komplexe bleiben außer Betracht; phantasievolle Ergänzungen verfälschen den Duktus der Dokumente; Perspektiven und Tendenzen treten nicht zutag; alles Faktische ist dem Range nach gleich, rot gilt so viel wie weiß, das Mittel so viel wie das Ziel. Die Politik: ein schmutziges Geschäft. Die Geschichte: eine Mischung aus Genre-Szenen und unbegreifbarer Fatalität, im einzelnen scheinbar vertraut, im ganzen unerklärlich, irrational und von fremden Gesetzen bestimmt.« (Walter Jens) Dienstag, 16. Mai 2017, 18.30 Uhr (1. Teil: Kurt Eisner – Zwischen Demokratie und Diktatur) | Einführung: Ingrid Scherf Mittwoch, 17. Mai 2017, 18.30 Uhr (2. Teil: Ende mit Schrecken) Kurt Eisner Rotmord | BRD 1969 | R: Peter Zadek | B: Tankred Dorst, Wilfried Minks, Peter Zadek, nach dem Stück »Toller. Szenen aus einer deutschen Revolution« von Tankred Dorst | K: Bruno Hoffmann | D: Gert Baltus, Helmuth Hinzelmann, Werner Dahms, Siegfried Wischnewski, Wolfgang Neuss, Hans Schweikart, Gernot Duda, Rudolf Forster | 85 min | Experimenteller Fernsehfilm nach Tankred Dorsts Theaterrevue. »Peter Zadek hatte 60 für seine Fernsehfassung Negativfilm und Positivfilm so gemischt, übereinander kopiert, dass der flimmernd-unscharf-scharfe Eindruck historischer Filmdokumente entstand. Diese ›Verfremdung‹ war nicht die einzige, die Zadek seinem Fernsehspiel zufügte, dabei mit Recht von der Überlegung ausgehend, die meisten Fernsehspiele nutzten das Medium nicht aus, sondern seien entweder Tagesschau oder abfotografiertes Theater. Zadek blendete immer wieder distanzierende Hinweise ein, etwa wer wen spielt, drehte die Aktionen aus ungewöhnlichen Perspektiven oder ließ Toller und Leviné durch das München von 1968 spazieren, während sie die Probleme von 1919 besprachen. Das war ein geschicktes Distanzierungsmittel: den Zuschauer nicht zum Schlüssellochgucker der Geschichte zu machen, sondern ihm gleichzeitig den Eindruck zu vermitteln, wie die Wirklichkeit die Episode Räterepublik auch in München hinter modernen Kaufhausfassaden scheinbar spurlos hinter sich gelassen hat.« (Hellmuth Karasek) Dienstag, 23. Mai 2017, 18.30 Uhr Revoluzzer, Räte, Reaktionäre | BRD 1969 | R+B: Wolfgang Kahle, Georg Walschus | K: Manfred Feichtner, Dieter L’Arronge | Mit Helmut Neubauer, Friedrich Burschell, Joseph Breitenbach, Wilhelm Hoegner, Maurus Graf, Pilar von Bayern, Josef Müller, Erich Wollenberg, Karl Retzlaw, Heinrich Klüglein, Rosa MeyerLeviné, Anton Wolf | 93 min | Spannende Dokumentation des Bayerischen Fernsehens über die Entwicklung des bayerischen Freistaats vom Beginn der revolutionären Demonstrationen am 7. November 1918 auf der Theresienwiese bis zur Eroberung Münchens durch Freikorps-Truppen. Neben Historikern kommen prominente Zeitzeugen zu Wort, deren Berichte von Fotos und Filmaufnahmen illustriert werden: der erste bayerischen Ministerpräsident nach dem Zweiten Weltkrieg, der Sozialdemokrat Wilhelm Högner, der Bruder von Oskar Maria Graf, Maurus Graf, der deutschstämmige amerikanische Porträtfotograf Josef Breitenbach, der Journalist Erich Wollenberg, der Verleger Karl Retzlaw und die Ehefrau von Eugen Leviné. – Es geht durch die Welt ein Geflüster. München 7.11.1918– 2.5.1919 | Deutschland 1989 | R+B: Ulrike Bez | K: Petra Gerschner, Thomas Willke | 42 min | Menschen, die als junge Arbeiter und Arbeiterinnen auf der Seite der Revolution standen, erzählen in diesem Videofilm, was für sie die Revolution bedeutet und wie sie die blutige Niederschlagung durch die Freikorps miterlebt haben. Donnerstag, 25. Mai 2017, 19.00 Uhr | Zu Gast: Ulrike Bez | Einführung: Ingrid Scherf Ein Mann im Kampf mit sich selbst Paul Thomas Anderson (INHERENT VICE, THE MASTER) würde nur zu gerne eine Zeitmaschine haben, um mit ihm drehen zu können. Stanley Kubrick holte ihn zweimal vor die Kamera. Auch John Huston, Henry Hathaway, Nicholas Ray, Robert Altman, Francis Ford Coppola und Bernardo Bertolucci haben mit ihm gearbeitet. Sterling Hayden (1916–1986) ist als Schauspieler ebenso hoch geachtet wie seltsam. Nicht in allen seiner über 60 Filme war er gefordert. Seltsam schlafwandlerisch geht er oft durch seine Filme, cooler noch und distanzierter als Robert Mitchum. Die Augen, ohnehin für einen Mann seiner Größe zu klein, sind oft in unerreichbare Ferne gerichtet. Eine tiefe Heimatlosigkeit zeichnet ihn, seine Körperlichkeit und Kraft stehen dazu in eigentümlichem Kontrast. Er ist präsent auf der Leinwand, keine Frage, und mit seinen 1,95 m oft der Größte am Set. »Das ist eine Menge Mann, die du in diesen Stiefeln herumträgst, Fremder« sagt John Carradine zu ihm in JOHNNY GUITAR. Und dennoch ist dieser Mann tief verletzlich und verwundbar. Kim Morgan hat Hayden einmal in Sight & Sound gar mit Jesus verglichen. Wenn Robert Mitchum eine Karriere daraus gemacht hat, sich um nichts zu scheren (»Baby, I don’t care«), gibt es bei Hayden nicht einmal das Nichts. Wenn er die Nase rümpft, dann tut er das auch über sich selbst. Wenn am Ende von Kubricks THE KILLING das geraubte Geld in alle Winde zerstiebt, dreht er sich weg. Kunst? Ambition? Größenwahn? Hayden steht stattdessen der Fatalismus im Gesicht. Er hat echte Schiffbrüche erlitten, er war auch im wahren Leben DER HAVARIST – wie der ihm gewidmete Brecht’sche Spielfilm heißt. Kinogänger kennen Sterling Hayden als JOHNNY GUITAR, den nur noch mit einer Gitarre bewehrten, des Kämpfens müden Cowboy zwischen zwei Frauen aus jenem TruColor-Western von Nicholas Ray, der von der Surrealistischen Bewegung inszeniert zu sein scheint. (Wen sonst als Hayden könnte man sich in dieser Rolle vorstellen?) Kennen ihn als General Jack D. Ripper, der in Stanley Kubricks DR. STRANGELOVE OR HOW I LEARNED TO STOP WORRYING AND LOVE THE BOMB den Dritten Weltkrieg anfängt, oder als den baumlangen Gangster Dix Handley, der in John Hustons THE ASPHALT JUNGLE auf einer Pferdeweide in Kentucky ins Gras Sterling Hayden JOHNNY GUITAR Hommage à Sterling Hayden 61 62 Arbeiten hatte Hayden auf die harte Art gelernt, als Schiffsjunge, beim Rudern in den Beifang-Dorys im sturmgepeitschten Nordatlantik, bei den Fischern von Neuengland, den Gloucestermen aus Massachusetts, die auf den Grand Banks mit den kanadischen Bluenoses um die besten Kabeljaufänge konkurrierten. Es galt, als erster mit dem Fang zurück am Pier zu sein. Hayden lernte so auch von Kapitalismus und Produktionsverhältnissen: Zwei Cent erhielt die Crew pro Pfund Fisch; bis mittags, wenn seine Mutter zum Einkauf kam, stieg der Preis auf elf. Zeitlebens liebte er es, in rauester See zu segeln, er war ein Windjammermann, ein Natural. Das Fieber der Schiffe ergriff ihn schon jung. Im Alter von 20 Jahren ging er als Erster Offizier mit dem Schoner »Yankee« auf eine Weltumsegelung. Im Jahr darauf gehörte er als Navigator zum Siegerteam des Fishermen’s Cup, des Stanley Kubrick und Sterling Hayden bei den Dreharbeiten zu THE KILLING Sterling Hayden sinkt und stirbt. Vielleicht auch als Walfänger, der in einer Westernstadt mit der Harpune zum Duell schreitet (TERROR IN A TEXAS TOWN), als trunksüchtigen Schriftsteller in Altmans THE LONG GOODBYE oder als Landarbeiter-Patriarch in Bertoluccis NOVECENTO. Nur auf wenige Rollen war Hayden stolz. Dix Handley gehört dazu. »Ich glaube nicht, dass es viele andere Beschäftigungen gibt, bei denen du so gutes Geld bekommst und nicht genau weißt, was du da eigentlich machst«, sagte er einmal. Die Schauspielerei blieb ihm recht fremd. Rüdiger Vogler muss man erlebt haben, wenn er, von bodenloser Nachdenklichkeit erfüllt, als einer der drei Hayden-Darsteller in Wolf-Eckart Bühlers DER HAVARIST sagt: »Aber was, wenn der Schauspieler den größten Teil seiner Schauspielerei gar nicht vor der Kamera verrichtet – wenn er vor der Kamera noch am allerwenigsten Schauspieler ist?« seine bitter bereute Tat. »Shirley« nannte er sich in den Phasen der Selbstbezichtigung. Über viele Jahre lag er mit sich selbst im Krieg. Auch das steht in seinen Augen. Dreimal hat er die Welt umsegelt, 18 Schiffe hat er im Lauf seines Lebens besessen, vom Dreimastschoner bis zur Flussbarkasse, eines davon am Tag seines Eintritts in die KPUSA gekauft und »Quest« (Suche) getauft. »Nicht viele können von sich sagen, diese zwei Dinge an einem Tag gemacht zu haben«, kommentierte er das lakonisch. Seine 1964 erschienene Biografie »Wanderer« ist ein schonungsloses Buch der Abrechnung mit sich selbst, literarisch hochrangig, der Beat Generation ebenso zuzurechnen wie den großen Autoren der Ozeane. Bis heute hat sich dafür kein deutscher Verlag gefunden. Ebenso wenig wie für »Voyage. A Novel of 1896«, seine »great American novel« über zwei Schiffspassagen, die eine durch die Südsee nach Japan, die andere um Kap Hoorn, zugleich eine Klassengeschichte Amerikas und der Arbeiterbewegung. 700 gewaltige Seiten, das beste Seefahrerbuch seit »Moby Dick«. Hayden blieb ein Suchender, ein Nonkonformist. Marie Windsor, die mit ihm in THE KILLING spielte, sagt: »Ich habe Sterling Hayden ziemlich gut gekannt. Er war ein stiller Mann, der im Lauf der Jahre immer komplizierter und vielschichtiger wurde.« Seine Karriere hatte Brüche. Filme 1941 und 1942, dann ab in den Krieg, 1949 Rückkehr im JohnWayne-Western EL PASO und dem Film noir MANHANDLED. 1950 John Hustons THE ASPHALT JUNGLE, dann die HUAC-Katastrophe mit dem Verrat an sich selbst, von Hollywood belohnt mit einem Rausch von Filmen, in vielen von ihnen neben sich stehend, seltsamerweise nur ein einziger Piratenfilm dabei (THE GOLDEN HAWK), 1956 in Kubricks THE KILLING, 1958 Flucht auf die See und Bruch mit Hollywood, 1963 seine Autobiografie »Wanderer«, 1964 wieder Kubrick mit DR. STRANGELOVE, und ab da nur noch selten Filme. Die letzte Arbeit in der TV-Bürgerkriegsserie THE BLUE AND THE GRAY als der Revolutionär John Brown – »Raising Holy Hell«. Alf Mayer The Asphalt Jungle (Asphalt-Dschungel) | USA 1950 | R: John Huston | B: Ben Maddow, John Huston, nach dem Roman von W.R. Burnett | K: Harold Rosson | M: Miklós Rózsa | D: Sterling Hayden, Jean Hagen, James Whitmore, Louis Calhern, Sam Jaffe, Marilyn Monroe | 112 min | OF | Alles, was man sich nur wünschen kann, ein Edelstein. Hustons bester Film noir – und Haydens Lieblingsrolle. Ein Klassiker des Gangsterfilms nach einem Roman von W.R. Burnett, allen Moralins entkleidet. Sterling Hayden »Rennens für wirkliche Seeleute«, bei dem nur Crews und Schoner aus dem tatsächlichen Fischeralltag teilnahmeberechtigt waren. »Sailor Like Movie Idol« stand unter dem Zeitungsfoto. Es wurde der Grundstein für Haydens Hollywoodkarriere. Zuvor aber segelte er noch einen Dreimaster nach Tahiti, ging erst nach Hollywood, als eine gerade erworbene frühere Kaiser-Yacht (die »Meteor III«) havarierte. Paramount Pictures nahm ihn als »den schönen blonden Wikinger-Gott« und »The Most Beautiful Man in Movies« unter Vertrag. In seinem ersten Film, dem Drama VIRGINIA, fand er sich neben Fred MacMurray und dem englischen Star Madeleine Carroll. Die Arbeit fand er lächerlich überbezahlt und belanglos, weil sie nicht zu spüren war und sich niemand richtig scherte. Aber sie brachte Geld für ein neues Schiff, und aus der Affäre mit Miss Carroll wurde eine Ehe (die erste von vieren). Beide unterbrachen wegen des Zweiten Weltkriegs ihre Karrieren. Er meldete sich zu den Marines, machte eine Geheimdienstkarriere, tat das, was er von der Pike auf gelernt hatte: nämlich mit Schiffen umzugehen. Als OSS-Agent dirigierte er von Bari aus eine Nachschubflotte von 400 Booten für Titos jugoslawische Partisanen in der Adria, sprang auch hinter den Linien mit dem Fallschirm ab. Vom Kampfesgeist der Balkankämpfer und ihrem Glauben an eine Sache stark beeindruckt, wurde er, zurück in L.A., Mitglied der Kommunistischen Partei Amerikas – für ein halbes Jahr. Die Theoriediskussionen langweilten ihn schnell, aber er geriet dennoch zwischen die Fronten. Der hochdekorierte Marineoffizier, als einziger US-Soldat des Zweiten Weltkriegs von den USA wie von den Kommunisten (Tito) ausgezeichnet, ließ sich zu einer »patriotischen Aktion« überreden und sagte am 10. April 1951 als freundlicher Zeuge vor dem Kongressausschuss zur Untersuchung unamerikanischer Umtriebe (HUAC) aus. Im Klima der Kommunistenhatz, in der die Hollywood-Kolumnistin Hedda Hopper »Konzentrationslager für die Roten« forderte, »ehe es zu spät ist«, fürchtete er, das Sorgerecht für seine Kinder zu verlieren. Also nannte er Namen. Ronald Reagan, damals (erst) Präsident der Schauspielergilde, schickte ihm ein Telegramm: »Sterling, ich bin stolz auf dich!« Über 2000 Presseausschnitte feierten ihn als Helden: »Hayden Strips Bare His Commie Past.« Hollywood belohnte ihn mit einer schnellen Folge von Filmen. Doch Hayden zerbrach fast an seinem Verrat. »Es kommt wohl selten vor, dass ein Mann mit Lobeshymnen überschüttet wird für etwas, wofür er sich zutiefst verachtet«, meinte er später. Verlorenheit lernte er nicht auf den Weltmeeren, sondern in Hollywood kennen. Zeit seines Lebens verachtete Hayden sich für 63 Taffe Dialoge und harte Charaktere auf beiden Seiten des Gesetzes, eine junge Marilyn Monroe und Jean Hagen als Haydens Gegenüber, deren Filmname »Doll« nichts Lächerliches hat. Alles überschattet von der aufziehenden Kommunistenhatz in Hollywood, die Hauptdarsteller, Drehbuchautor und viele andere traf. Huston zog 1952 nach Irland, Hayden litt lebenslang. Freitag, 19. Mai 2017, 21.00 Uhr Sterling Hayden Denver & Rio Grande (Terror am Rio Grande) | USA 1952 | R: Byron Haskin | B: Frank Gruber | K: Ray Rennahan | M: Paul Sawtell | D: Edmond O’Brien, Sterling Hayden, Dean Jagger, Lyle Bettger, ZaSu Pitts | 89 min | OF | Ein Eisenbahnfilm über zwei konkurrierende Eisenbahngesellschaften von einem Regisseur, der weiß, wie man Landschaft dreht. Ray Rennahan, einer der ganz großen Technicolor-Kameraleute, setzt die über 60 historischen Fahrzeuge aus dem 19. Jahrhundert ins Bild, die für diesen Film reaktiviert wurden, darunter sechs Dampflokomotiven. Mit einer schönen Schurkenrolle für Hayden und mit zwei Zügen, die (von fünf Kamerateams gefilmt) aufeinander krachen. Edmond O’Brien als Haydens Widersacher, baumstammdicke Klischees und tolle Nebendarsteller, nicht nur das Drehbuch von Pulpautor Frank Gruber lässt die Funken stieben. 64 Bond | 110 min | OF | Der seltsamste aller Western. Und einer der größten. »Ich habe bis heute keine Ahnung, worum es in diesem Film geht. Es war auch eine extrem schwere Zeit für mich. Am Abend lag ich mit meiner Frau im Krieg und tagsüber mit Joan Crawford. Joan machte allen das Leben zur Hölle. Und ich versuchte, Johnny Guitar zu spielen, aber ich kann weder Gitarre spielen, noch kann ich singen. In ganz Hollywood gäbe es nicht genug Geld, um mich je wieder in einen Film mit Joan zu locken. Und ich liebe Geld. An die Popularität des Films habe ich mich einigermaßen gewöhnt, in Frankreich ist es ein Kultfilm, in den USA hat niemand davon gehört.« (Sterling Hayden) Freitag, 26. Mai 2017, 21.00 Uhr Samstag, 20. Mai 2017, 21.00 Uhr Suddenly (Der Attentäter) | USA 1954 | R: Lewis Allen | B: Richard Sale | K: Charles G. Clarke | M: David Raksin | D: Frank Sinatra, Sterling Hayden, Nancy Gates, Kim Charney, James Gleason | 75 min | OF | Ein Film noir wie ein Uhrwerk mit einem jazzigen, kantigen, komplex rhythmischen Score von David Raksin. Eine Perle des B-Films, nach dem Kennedy-Attentat von Hauptdarsteller Frank Sinatra aus dem Verkehr gezogen. Hayden als Kleinstadt-Cop in einem Nervenkrieg mit dem Auftragskiller John Baron, der den US-Präsidenten bei einem Zwischenstopp in der Kleinstadt erschießen will. Prince Valiant (Prinz Eisenherz) | USA 1954 | R: Henry Hathaway | B: Dudley Nichols, nach dem Comic Strip von Hal Foster | K: Lucien Ballard | M: Franz Waxman | D: Robert Wagner, Janet Leigh, James Mason, Debra Paget, Sterling Hayden | 100 min | OmU | Ein Ritterfilm von hohen Graden, heute wohl camp pur. Robert J. Wagner, der sich in seiner Autobiografie immer noch über seine Perücke als Knappe von Haydens Sir Gawain geniert: »Dieser Film hat mir einige lebenslange Freunde eingebracht, Janet Leigh etwa und Lucien Ballard. Und ich lernte auch Sterling Hayden kennen, einen Mann, der – bis auf einige Ausnahmen – als Mensch sehr viel interessanter war als seine Rollen. Er war ein Purist mit interessanten politischen Ansichten, ziemlich weit links. Und er war ohne Frage einer der erfahrensten Seeleute, die ich je getroffen habe. Auf dem Schiff war er der Künstler, der er immer sein wollte.« Hier treffen auch zwei Schauspielkonzepte aufeinander. Hayden, ganz und gar minimalistisch, gewinnt. Nebenbei erfahren wir, wozu ein kaputter Fernseher gut ist, und lernen, wie wichtig es sei, dass Knaben mit Waffen aufwachsen, damit sie nicht zu Weicheiern werden. Sonntag, 21. Mai 2017, 21.00 Uhr Samstag, 27. Mai 2017, 21.00 Uhr Johnny Guitar (Wenn Frauen hassen) | USA 1954 | R: Nicholas Ray | B: Philip Yordan, Ben Maddow, Nicholas Ray, nach dem Roman von Roy Chanslor | K: Harry Stradling | M: Victor Young | D: Joan Crawford, Sterling Hayden, Mercedes McCambridge, Scott Brady, Ward The Killing (Die Rechnung ging nicht auf) | USA 1956 | R: Stanley Kubrick | B: Stanley Kubrick, Jim Thompson, nach dem Roman »Clean Break« von Lionel White | K: Lucien Ballard | M: Gerald Fried | D: Sterling Hayden, Coleen Gray, Vince Edwards, Marie Windsor, Elisha Cook Jr. | 85 min | OF | Voll gepackt mit Schauspielveteranen und dem Geist des Film noir, in nur 20 Tagen gedreht – der Schnitt brauchte mehr – wird lange vor Tarantino nonlinear erzählt. »Schon in Kubricks erstem von ihm selbst ernst genommenen Film muss Sterling Hayden, nachdem der Millionenraub geklappt hat, ohnmächtig zusehen, wie der Geldkoffer auf dem Weg zum Flugzeug vom Transporter fällt und die Scheine im Propellersog über das Flughafengelände wirbeln. Man sieht daran, dass Kubrick sich von Anfang an für Geschichten interessierte, in denen das Leben allen Visionen von der Berechenbarkeit des Menschen einen Strich durch die Rechnung macht.« (Michael Althen) Leuchtturm des Chaos | BRD 1982 | R+B: Wolf-Eckart Bühler, Manfred Blank | K: Bernd Fiedler | mit Sterling Hayden | 118 min | engl. OmU | Die New York Times sah hier »documentary film making […] at its most laissez faire« am Werk. Tatsächlich entstand der Film spontan und aus der hohlen Hand, allerdings mit einem in der Sache höchst vorbereiteten Filmemacher. Wolf-Eckart Bühler hatte Hayden auf einer Barkasse in Frankreich ausfindig gemacht, um sich die Film- Crime of Passion (Das war Mord, Mr. Doyle) | USA 1958 | R: Gerd Oswald | B: Jo Eisinger | K: Joseph La Shelle | M: Paul Dunlap | D: Barbara Stanwyck, Sterling Hayden, Raymond Burr, Fay Wray, Virginia Grey | 84 min | OF | Aus Spaß wird Ernst, eine schlagfertige Zeitungskolumnistin lernt einen harten Polizisten kennen. Natürlich ist es undenkbar, dass sie in der Ehe weiter arbeitet. Sie erträgt die Untätigkeit nicht und leidet darunter, dass ihr Mann keinerlei Ehrgeiz hat. Also nimmt sie seine Karriere in die Hand, befreundet sich mit der Frau seines Vorgesetzten und flirtet mit ihm. Stanwyck war 50 und Hayden 41, als sie hier aufeinander trafen und außer Kraft setzten, was sie eingangs so postulierte: »Ehe, das ist Propaganda – nicht für mich!« Ein Film auf dem Höhepunkt des Schaffens von Gerd Oswald, dem Sohn von Richard Oswald, angesiedelt an der Grenzlinie von Film noir und Screwball Comedy. rechte für dessen Autobiografie »Wanderer« zu holen, hatte das darauf beruhende Drehbuch dabei, was den ehemaligen Hollywoodstar dazu brachte, ihn zu einer schnellen Dokumentation einzuladen. So entstand ein schonungsloses Porträt, das sich meilenweit von anderen unterscheidet. Ein ziemlich einzigartiges, heftiges Dokument der Filmgeschichte. Sonntag, 4. Juni 2017, 21.00 Uhr | Zu Gast: WolfEckart Bühler Terror in a Texas Town (Sturm über Texas) | USA 1962 | R: Joseph H. Lewis | B: Dalton Trumbo | K: Ray Rennahan | M: Gerald Fried | D: Sterling Hayden, Sebastian Cabot, Ned Young, Carol Kelly, Eugene Martin | 80 min | OF | Kameramann Ray Rennahan war schon für die Farbsequenzen in der 1923er Version der TEN COMMANDMENTS verantwortlich gewesen, hatte Oscars für GONE WITH THE WIND und BLOOD AND SAND gewonnen. Hayden (mit schwedischem Akzent) kommt als Walfänger in seinen Heimatort zurück, wo sein Vater von einem raffgierigen Ölbaron ermordet worden ist. Zum finalen Duell kommt er mit einer Harpune. Der Soundtrack klingt wie aus einem Beatnik-Nachtclub. Das Drehbuch stammte vom blackgelisteten Dalton Trumbo, vor der Kamera traf Hayden auf Nedrick Young, der vor dem HUAC-Komitee die Aussage verweigert hatte. Dr. Strangelove, or How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb (Dr. Seltsam oder Wie ich lernte, die Bombe zu lieben) | USA 1964 | R: Stanley Kubrick | B: Stanley Kubrick, Terry Southern, Peter George, nach dem Roman »Red Alert« von Peter George | K: Gilbert Taylor | M: Laurie Johnson | D: Peter Sellers, George C. Scott, Sterling Hayden, Keenan Wynn, Peter Bull, James Earl Jones | 95 min | OmU | Hayden hatte einen schrecklichen ersten Tag vor der Kamera: 48 Takes mit einer Zigarre im Mund, jeder Dialogsatz schlimmer als der andere. Als er sich bei Kubrick entschuldigte, sagte der: »Gräm dich nicht. Der Terror in deinem Gesicht könnte uns gerade die Qualität geben, die wir brauchen.« Haydens Rolle in der – wieder äußerst aktuellen – pechschwarzen Weltuntergangskomödie ist dramatisch. Er löst den Dritten Weltkrieg aus und liefert dabei eines der akkuratesten Porträts von Militarismus. Samstag, 3. Juni 2017, 21.00 Uhr Montag, 5. Juni 2017, 21.00 Uhr Freitag, 2. Juni 2017, 21.00 Uhr Sterling Hayden Sonntag, 28. Mai 2017, 21.00 Uhr 65 Der Havarist | BRD 1983 | R: Wolf-Eckart Bühler | B: Wolf-Eckart Bühler, nach der Autobiografie »Wanderer« von Sterling Hayden | K: Peter Gauhe | M: Konstantin Wecker | D: Burkhard Driest, Rüdiger Vogler, Hannes Wader, Nicolas Brieger, Hans Michael Rehberg | 100 min | Die selbstkritische Autobiografie des Seefahrers, Partisanenkämpfers, Hollywood-Stars, Kommunisten und FBI-Kollaborateurs Sterling Hayden als Literaturverfilmung, Tiefenanalyse, politisches Lehrstück, Exkurs in den Film noir, im Geiste von Straub & Huillet, von Brecht, Peter Weiss und Kellers »Der grüne Heinrich«. Ein geradezu symphonisch gefügtes Werk, die Titelrolle auf drei Schauspieler aufgespalten, die Musik von Konstantin Wecker komponiert, das heftige Klavierstück zu Beginn eine Deklination des wilden Ritts, der die Zuschauer erwartet. Ein politischer Film – heute sogar mehr denn je. Anpassung und Selbstverrat sind überall. Sterling Hayden Freitag, 9. Juni 2017, 21.00 Uhr | Zu Gast: WolfEckart Bühler 66 The Godfather (Der Pate) | USA 1972 | R: Francis Ford Coppola | B: Mario Puzo, Francis Ford Coppola, nach dem Roman von Mario Puzo | K: Gordon Willis | M: Nino Rota | D: Marlon Brando, Al Pacino, James Caan, Robert Duvall, Sterling Hayden | 175 min | OmU | »Einer der amerikanischen Klassiker, die das Wiedersehen immer wieder lohnen« (David Thomson). Zum Beispiel für Al Pacinos vielleicht wichtigste Szene. Als er in Gefahr stand, vom Projekt gefeuert zu werden, wurde sie der Wendepunkt seiner ganzen Schauspielerkarriere. Hayden als Kollege gab ihm Schub und das Gegenüber für die Szene, in der Michael Corleone sich aufrafft, stählt und zum ersten Mal tötet, indem er mitten in einem Lokal den korrupten, eisenharten Polizei-Captain McCluskey (Sterling Hayden) und den Mafiaboss Sollozzo (Al Lettieri) erschießt. Dies war auch jenseits der Leinwand Pacinos Durchbruch zum badass, eine Befreiung. Ab da war ihm alles zuzutrauen. Samstag, 10. Juni 2017, 21.00 Uhr The Long Goodbye (Der Tod kennt keine Wiederkehr) | USA 1973 | R: Robert Altman | B: Leigh Brackett, nach dem Roman von Raymond Chandler | K: Vilmos Zsigmond | M: John Williams | D: Elliott Gould, Nina van Pallandt, Sterling Hayden, Mark Rydell, Henry Gibson, Arnold Schwarzenegger | 112 min | OF | Das Drehbuch dieser Chandler-Verfilmung stammt von Leigh Brackett, 1946 schon bei THE BIG SLEEP von Howard Hawks mit Humphrey Bogart dabei. Elliott Gould ist ein cooler Philip Marlowe, Hayden als der manisch-depressive, ruhm- und trunksüchtige Schriftsteller Roger Wade wirkt eigentümlich peripher und bildet doch das Zentrum. Wenn er sagt, »Ich bin ein Mann, der es nicht aushält, eingesperrt zu sein«, sagt er das auch über sich selbst. Robert Altman: »Hayden spielte dieselbe Szene zwei Mal, einmal war er betrunken, einmal bekifft, beide Male war er großartig.« Sonntag, 11. Juni 2017, 21.00 Uhr Novecento (1900) | Italien 1976 | R: Bernardo Bertolucci | B: Franco Arcalli, Giuseppe Bertolucci, Bernardo Bertolucci | K: Vittorio Storaro | M: Ennio Morricone | D: Robert de Niro, Gérard Depardieu, Dominique Sanda, Sterling Hayden, Stefania Sandrelli, Burt Lancaster, Donald Sutherland, Alida Valli | 162 min (Teil 1), 154 min (Teil 2) | engl. OmU | Der epische Klassenkampf, gesehen durch die Augen zweier Kindheitsfreunde am Anfang des 20. Jahrhunderts in Italien. Auf Augenhöhe sind hier auch Burt Lancaster und Sterling Hayden, dieser sogar viriler. Sie sind die Patriarchen. Hayden als bäuerlicher Großvater Leo Dalco in einer großen proletarischen Rolle: »Zuerst waren die Bauern in der Welt, erst dann kamen die Patrone.« Bertolucci traf Hayden in Beverly Hills und verpflichtete ihn als italienischen Bauern. »Warum mich?«, fragte ihn Hayden. Bertolucci antwortete: »Als ich jung war, hat mich THE ASPHALT JUNGLE auf immer beeindruckt. Deshalb.« Freitag, 16. Juni 2017, 21.00 Uhr (Teil 1: Gewalt, Macht, Leidenschaft) Samstag, 17. Juni 2017, 21.00 Uhr (Teil 2: Kampf, Liebe, Hoffnung) The Outsider (Verrat in Belfast) | USA 1979 | R+B: Tony Luraschi, nach dem Roman von Colin Leinster | K: Ricardo Aronovich | M: Ken Thorne | D: Craig Wasson, Sterling Hayden, Patricia Quinn, Niall O‘Brien, T.P. McKenna | 122 min | OF | Einer der unbekanntesten und einer der besten Filme über die »Troubles« in Irland. Man kann Schlechteres über einen Film sagen, als dass er an Melvilles L’ARMÉE DES OMBRES anknüpft und dessen Direktheit hat. Luraschi war Regieassistent bei Stanley Kramer und Roger Vadim, versank nach diesem wenig erfolgreichen Erstling wieder in die Obskurität. Craig Wasson spielt einen amerikanischen VietnamVeteranen, der sich für seinen Großvater (Sterling Hayden) der IRA anschließt. Die eine Szene zwischen ihnen trägt den Film. Dass britische Offiziere folterten und sich beide Seiten des Konfliktes in zynischen Propa gandaspielchen ergingen, weckte in den USA unliebsame Erinnerungen an Vietnam. Mittwoch, 21. Juni 2017, 21.00 Uhr Was man ihnen, den Filmen und den Protagonisten damals, am allerwenigsten nachsagen könnte, wäre Gelassenheit. Kämpferisch, eifernd, sendungsbewusst und aufgebracht sieht man sie in den Dokumentarfilmen der späten 1960er und frühen 1970er Jahre; in den Spielfilmen spürt man die Aufregung und Unruhe kaum weniger. Die Bereitschaft zur Diskussion schien groß zu sein, aber sie diente zu oft nur der Darstellung des eigenen Standpunkts, und die linken Proteste unterschieden sich in ihrer Wut kaum von der rechten Gegenseite, wenngleich deren Sprache die Parolen der Demonstranten auf der Straße an geistigem Niveau noch unterbot. Franz-Josef Strauß neigte zu Vergleichen mit wilden Tieren; Franz-Xaver Unertl, ein CSU-MdB, der damals auch gerne die Todesstrafe wieder eingeführt hätte, nannte Rudi Dutschke »eine ungewaschene, verlauste, verdreckte Kreatur« – so überliefert es Helga Reidemeister in ihrem Rückblick AUFRECHT GEHEN. RUDI DUTSCHKE – SPUREN (1988). Der zeitliche Abstand zu den 1968er Jahren tut nicht nur diesem Film gut und bewahrt das Ergebnis, bei aller Sympathie, vor hagiographischen Momenten. Archivmaterial ist reichlich vorhanden und eher den kämpferischen Filmstudenten der DFFB in Berlin zu verdanken als irgendeiner bewussten Aufmerksamkeit der TV-Redakteure. Die Wochenschauen lieferten vorzugsweise die Dokumente der politischen Gegner; sie erscheinen heute eher noch hasserfüllter als die gewachsene Gewaltbereitschaft der Studenten auf der Straße. Wer heute das Vokabular von Pegida und AfD beklagt, wird sich wundern, wenn er an die Sprache und an das Gedankengut der damaligen Großen Koalition erinnert wird. Im Nachhinein überrascht auch die unendliche Diskrepanz zwischen den vielen voller Leidenschaft geführten Diskussionen und einer tragfähigen Diskussionsbereitschaft. Ideologische Selbstgewissheiten dominierten, damals waren, auch in den Filmen, erstaunlich viele Verkünder von Heilslehren unterwegs, wie Fassbinders Hirte Hans Böhm, der in DIE NIKLASHAUSER FART (1970) den Aufstand der Armen predigt oder Lemkes Studentin Anka in BRANDSTIFTER, die nicht länger diskutieren, sondern endlich bomben will. Aber auch Ikonen des Protests, wie Fritz Teufel und noch mehr Dieter Kunzelmann (in Georg Hafners MÜNCHEN 1970 und in AUFRECHT GEHEN) befremden aus heutiger Sicht durch ihre offenkundige Unfähigkeit, eigene Meinungen zu überdenken oder zur Diskussion zu stellen. Die Zeit der APO waren auch Jahre der apodiktischen Verkünder. Bei aller erkennbaren Radikalität erscheint allein Rudi Dutschke dazu bereit, auch einmal eingenommene Positionen zu überdenken oder Zweifel zuzulassen. Besonders dem suchenden Fassbinder – auch darin war er bis zu seinem Beitrag zu DEUTSCHLAND IM HERBST eine Ausnahme – bedeuten die gestellten Fragen weit mehr als die gegebenen Antworten. Merkwürdigerweise erweisen sich auch viele prominente Bildende Künstler von damals als etwas selbstverliebt, auch in die eigenen Parolen, manchmal bis zur Eifersucht, wie es zwischen Wolf Vostell und Joseph Beuys in Helmut Herbsts enzyklopädisch großer und leidenschaftlicher Bestandsaufnahme HAPPENING. KUNST UND PROTEST 1968 zu beobachten ist. Von der Ikone zur Heroisierung ist es nur ein kleiner Schritt. Die Sehnsucht der protestierenden Studenten nach Harmonie mit den Arbeitern war nicht nur vergeblich, sondern verkannte auch die Wirklichkeit. In den Filmen kommt das kaum noch vor, allein Dutschke schien den Widerspruch klar erkannt zu haben – im Gegensatz zu manchen Filmemachern. Ich erinnere mich an die Kurzfilmtage in Oberhausen, es war wohl 1969. Da lief eine ganze Reihe von Dokus über diskutierende Arbeiter, die allesamt wie von angehenden Filmemachern zur Meinungsäußerung genötigt erschienen. Das Peinliche daran war, dass man sie kaum verstehen konnte, weil einfach der Ton zu schlampig aufgenommen wurde 2. Juni 1967 LIEBE UND SO WEITER 2. Juni 1967 und danach 67 2. Juni 1967 68 LIEBE UND SO WEITER und die Kamera einen chancenlosen Kampf gegen Unschärfen und Wackler führen musste. Meine Fragen, ob man damit den Arbeitern einen Dienst erweisen würde, wenn sie weder im Focus zu sehen noch akustisch zu verstehen sind, wurden in den folgenden Diskussionen abgeschmettert: Sie seien Ausdruck einer »bürgerlichen Scheiß-Ästhetik«. Manches Opus hatte damals seine Aufnahme ins Festivalprogramm allein dem Umstand zu verdanken, dass darin, wie auch immer, Arbeiter vorkamen. Im Rückblick ist es erstaunlich und nur mit einem heute kaum noch vorstellbaren politischen Engagement von Filmemachern und Produzenten zu erklären, wie viele Dokumentarfilme damals entstanden, die schon wegen ihrer Länge so gut wie keine Chancen auf eine Aufführung im Kino hatten und deren Herstellung auf 16mm-Filmmaterial weit kostspieliger war als die heutige digitale Technik. Aber es gab weit mehr alternative Spielstätten als heute, und die TV-Redaktionen, vor allem in den dritten Programmen, waren in einem ganz anderen Ausmaß für Abweichungen zu gewinnen; die Länge der Filme war nicht so streng genormt, die Redakteure zeigten sich offener und mutiger, egal ob in ästhetischer oder politischer Hinsicht, oder auch nur in den Sendelängen einzelner Arbeiten. Unvorstellbar wäre heute, dass eine Spielfilmredaktion wie die des BR Filme des experimentierfreudigen, anarchischen Vlado Kristl (zum Beispiel seine SEKUNDENFILME) produzierte. Ebenso würde sich heute schwerlich ein Sender an dem durchaus riskanten ersten Kinofilm Peter Zadeks beteiligen, an ICH BIN EIN ELEFANT, MADAME!, bei dem der WDR 1968 als Koproduzent firmierte. Hier erreicht der Protest von Abiturienten seinen Höhepunkt, als der Schüler Rull ein Hakenkreuz auf die Fassade des Gymnasiums pinselt – eine Provokation, die heute sicher als Gegenteil des Beabsichtigten verstanden würde. Zadek lässt in einem genialen Moment des Films die Wirklichkeit einbrechen, er verlässt die Fiktion, schickt den populären TV-Moderator Guido Baumann mit einem Kamerateam auf die Straße und dokumentiert die wütenden realen Reaktionen der Bürger. Als Zuschauer hat man das Gefühl, dass es gewiss nicht die Linken sind, die sich gegen die Darstellung des NS-Symbols ereifern – eher ist das Gegenteil zu spüren. Wenn das Wiedersehen nicht eine radikale Neueinschätzung gerade der Spielfilme von damals erzwingt, dann war in ihnen häufig schon die Kompromissbereitschaft angelegt, der einige Regisseure wenig später zum Opfer fielen. Wie zum Beispiel George Moorse, der in LIEBE UND SO WEITER (1968) neue Lebensentwürfe und Utopien zu karikieren, zu parodieren und damit auch zu entschärfen beginnt. Was ihn aber mit vielen anderen Arbeiten des einstigen Neuen Deutschen Films verbindet, ist die Auflösung einer traditionellen Dramaturgie zu Gunsten erzählerischer Collagen; das mag manchmal anarchisch aussehen, dient aber oft nur als Hilfsmittel beim Versuch, Geschichten voranzubringen. Notfalls durchbricht man einfach das Erzählte und weicht aus auf dokumentarisches Material, das dramaturgisch kaum mehr als die Funktion von Zwischenschnitten erfüllt. So sehr haben sich die Zeiten geändert: Wer aus der nächsten und übernächsten Generation würde heute noch die Abkürzung »APO« verstehen? Für die Jungen sei sie entschlüsselt: »Außerparlamentarische Opposition«. So gut wie nichts ist davon geblieben, und die Filme von oder über damals evozieren heute meist das Gefühl einer unendlichen Ferne – eben auch in Zeiten, in denen die militanteren Proteste auf den Straßen und Plätzen der deutschen Städte von rechts kommen. Pegida als außerparlamentarische Opposition? Was für eine traurige Entwicklung! »Geh doch nach drüben!« Nicht nur in Zadeks Schulklasse, sondern auch auf den Straßen, vor allem in Westberlin, wird damit Kritik runtergebügelt. Leider sind auch die Filme von drüben mit den Protesten im Westen nicht so umgegangen, als hätte man vielleicht lieber »drüben« gelebt. Ein ebenso perfides wie lächerliches Stück Propaganda war Harry Hornigs OSTERN 68: heute eher ein Kuriosum, damals auch deshalb ärgerlich, weil man die Tonart dieses vom DEFA-Studio für Wochenschau produzierten Dokumentarfilms (vielleicht sollte man hier für den Begriff besser Anführungszeichen verwenden!) sonst eher von den Pamphleten des Armeefilm-Studios der DDR zu erwarten hatte. Zu den ersten Studentendemos gegen Axel Springer lässt Hornig anmerken: »Die Einheitsfront gegen den geplanten Staatsstreich beginnt sich zu formieren!« Mit »Staatsstreich« sind die umstrittenen deutschen eindreschen durften, ohne dass die Polizei eingegriffen hätte. Im Gegenteil: Die Polizei stellte sich mit Wasser werfern und Knüppeln auf die Seite der Schläger aus Persien. So hatte ein Staatsbesuch, der trotz aller Proteste hätte marginal bleiben können, kaum absehbare Folgen. Von ihnen erzählt auch Georg M. Hafner in MÜNCHEN 1970 – ALS DER TERROR ZU UNS KAM. Die Bundesregierung hatte nichts gegen den Rechtsbruch der Schah-Agenten unternommen, hatte gekuscht, wie 1972 nach den Terror-Anschlägen der PLO und anderen Gelegenheiten, als die Täter einfach nur abgeschoben wurden, aus Angst vor weiteren, möglicherweise noch brutaleren Anschlägen. Geholfen hat das, wie man heute weiß: nichts. Die zentrale Frage, wie man Gewalt begegnen oder bewerten, begründen oder bekämpfen soll, bleibt in all diesen Filmen ungelöst. Am beeindruckendsten stellen sie Helmut Gollwitzer und Karola Bloch in AUFRECHT GEHEN. Karola Bloch, die streitbare alte Dame, gesteht zunächst ihre Freude über Tomaten, die auf reaktionäre Professoren geworfen werden. Wenig später plädiert sie für Gewalt gegen »Menschen, die dem Fortschritt schaden«! Ohne zu erläutern, was Fortschritt denn sei. Heute würde man fragen, ob zum Beispiel Gentechnik ein Fortschritt sei. Damals hielt ihr Gollwitzer, der Theologe, der sich auch für das Engagement von Christen in revolutionären Bewegungen engagierte, entgegen: »Es hat keinen Sinn, auch nur einen Stein zu werfen! Gewalt ist Selbstbefriedigung!« Sinn, so Gollwitzer, macht allein Aufklärung. Auch deshalb lohnt sich der Blick auf diese Filme. Hans Günther Pflaum Une jeunesse allemande (Eine deutsche Jugend) | Frankreich 2015 | R+B: Jean-Gabriel Périot | M: Alan Mumenthaler | 93 min | OmU | Ein Kompilationsfilm, der mit Bildern und Szenen aus Nachrichten, Filmen und Fernsehsendungen eine Geschichte der Studentenrevolte von Mitte der 1960er Jahre und der Radikalisierung einiger ihrer Protagonisten entwickelt, die 1978 mit den Selbstmorden in Stammheim endet. Erstaunlich ist die Fülle wenig bekannter Filmaufnahmen aus den Archiven von Fernsehsendern und der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin. Dienstag, 30. Mai 2017, 18.30 Uhr Ich bin ein Elefant, Madame! | BRD 1969 | R: Peter Zadek | B: Wolfgang Menge, Robert Muller, Peter Zadek, frei nach dem Roman »Die Unberatenen« von Thomas Valentin | K: Gérard Vandenberg | D: Wolfgang Schneider, Heinz Baumann, Margot Trooger, Günther Lüders, Tankred Dorst, Peter Palitzsch | 100 min | Bremen im 2. Juni 1967 Notstandsgesetze (1968) gemeint. »Die Koalition ist sich einig«, behauptet der Film, »gegen Demokraten helfen nur Soldaten!« Als hätte jemals Militär in die militanten Auseinandersetzungen auf den Straßen eingegriffen – und als hätte die Bundesrepublik in Westberlin Soldaten stationiert. Auch von Mordkommandos ist die Rede – viele Jahre bevor der Polizist, der den Studenten Benno Ohnesorg erschoss, als Mitarbeiter des MfS (Ministerium für Staatssicherheit) enttarnt wurde. Der Attentäter, der auf Rudi Dutschke schoss, wird als »regierungstreuer Faschist« bezeichnet. Weil der Film den Terminus »Deutschland« vermeiden will, heißt zum Beispiel die SPD hier nur »SP«; wenn es um Demonstranten geht, dann sind es hier vor allem die wackeren Genossen von der KP – sichtbar vor allem in den gezeigten Transparenten und Plakaten. Vielleicht aber hat kein anderer Film den ideologischen Irrsinn beider Seiten – wenngleich eher unfreiwillig – treffender und gleichzeitig unwahrhaftiger abgebildet als OSTERN 68. Besonders ärgerlich ist dabei, dass der DEFA-Regisseur auch noch versucht, die Bürger seines eigenen Landes für dumm zu verkaufen. Erstaunlich wenig ist – in fast allen Filmen der Zeit – von den Einflüssen der Proteste in Frankreich die Rede; schon früh ist der Blick beschränkt auf die eigene nationale Auseinandersetzung. Allenfalls übernahmen die Spielfilmregisseure neue Formen, wie sie vor allem von Jean-Luc Godard entwickelt wurden. Mit Anspielungen auf und Anleihen bei Godard schienen sich viele deutsche Filmemacher gleichsam selbst zu adeln und legitimieren zu wollen. Vielleicht ist es am Ende ausgerechnet ein Franzose, Jean-Gabriel Périot, dem die genaueste und umfassendste Beobachtung der 1968er Generation gelungen ist. In UNE JEUNESSE ALLEMANDE, realisiert allerdings erst 2014/15, blickt er kritisch und analytisch zurück auf die Bundesrepublik der sechziger und siebziger Jahre und auf die Entwicklung der RAF und ihre pervertierte Spätphase, in der Ulrike Meinhof erklärt hatte, Polizisten seien keine Menschen, sondern Schweine. Und auf sie könne geschossen werden. Der Kompilationsfilm, mit Ausschnitten aus Arbeiten von Hellmuth Costard, Thomas Mitscherlich, Holger Meins, Helke Sander, Rainer Werner Fassbinder und anderen, auch mit zeitgeschichtlichen TV-Dokumenten und Zitaten aus Talkshows und Politmagazinen, protokolliert er mit den filmischen Entwicklungslinien die einflussreiche Geschichte der Berliner Film- und Fernsehakademie; ebenso genau berichtet er von einem Schlüsselereignis der APO, vom Besuch des Schahs und seiner begleitenden Agenten, die auf protestierende Demonstranten 69 Jahr 1968: Der Schüler Rull revoltiert gegen Eltern und Lehrer. Zadek nutzt alle Stilmittel und Formen des Kinos, der hämmernde Sound von The Velvet Under ground trifft auf Freddy Quinns Skandal-Lied »Wir« und Martin Böttchers Winnetou-Melodie. Mittwoch, 31. Mai 2017, 18.30 Uhr 1968: Kunst, Protest, Happening | BRD 1981 (2010) | R: Helmut Herbst | B: Helmut Herbst, Friedrich Heubach | K: Helmut Herbst, Irina Hoppe | Mit Wolf Vostell, Allan Kaprow, Jean-Jacques Lebel, Al Hansen, Joseph Beuys, Nam June Paik, Ben Vautier, Peter O. Chotjewitz | 76 min | Ein spannender Dokumentarfilm über die Happening-Kunstszene Ende der 1960er Jahre und die Aktionen der Studentenrevolte, die ihre eigene Form des Happening entwickelten. Wolf Vostell zeigt sich enttäuscht, dass die Künstler »von den gesellschaftsverändernden Kräften« nicht in Anspruch genommen wurden. 2. Juni 1967 Dienstag, 6. Juni 2017, 18.30 Uhr | Zu Gast: Helmut Herbst 70 Polizeifilm | BRD 1969 | R+ K: Wim Wenders | B: Albrecht Göschel, Wim Wenders | D: Jimmy Vogler, Kasimir Esser, Peter Frötschel | 12 min – Brandstifter | BRD 1969 | R+B: Klaus Lemke | K: Robert van Ackeren | D: Margarethe von Trotta, Iris Berben, Veith von Fürstenberg, Christian Friedel, Dieter Noss, Marquard Bohm | 65 min | Die in der außerparlamentarischen Opposition aktive Studentin Anka hat von folgenlosen Diskussionen die Nase voll. Da sie mit Worten allein die Welt nicht verändern kann, plant sie eine militante Aktion und deponiert in einem Kölner Kaufhaus eine Bombe. na, Claudia Bremer, Rolf Zacher, David Llewellyn, Willy Semmelrogge, Wim Wenders | 84 min | Alltageleben und Liebesbeziehungen in einer Münchner Wohngemeinschaft als Pop-Collage mit Zwischentiteln, Leuchtschriften und bunt gefärbten Wochenschauaufnahmen von prügelnden Polizisten. Moorse stellt Hochkultur neben Subkultur, Konzertsaal neben Maoisten-Café, Jugendstilreminiszenzen neben Pissoir-Parolen. Mittwoch, 14. Juni 2017, 18.30 Uhr München 1970. Als der Terror zu uns kam | Deutschland 2012 | R+B: Georg M. Hafner | K: Svea Anderson, Detlev Dinges, Virginie Jolivet, Colin Rosen | 90 min | Georg M. Hafner schaut zurück auf seine Zeit als Student in München, als er mit der Studentenbewegung sympathisierte. Als unmittelbarer und unbeteiligter Zeuge erlebt er antisemitische Terroranschläge, die er in seinem preisgekrönten Film nach mehr als vierzig Jahren mit Hilfe von Experten und Familienangehörigen der Opfer, mit Archivmaterial und aufgrund eigener Recherchen rekonstruiert – und bewertet. Dienstag, 20. Juni 2017, 18.30 Uhr | Zu Gast: Georg M. Hafner Die Niklashauser Fart | BRD 1970 | R+B: Rainer Werner Fassbinder, Michael Fengler | K: Dietrich Lohmann | M: Peer Raben | D: Michael König, Hanna Schygulla, Rainer Werner Fassbinder, Margit Carstensen, Günther Kaufmann, Walter Sedlmayr, Kurt Raab | 86 min | »In einer zeitlosen Epoche, deren äußere Merkmale meist dem heutigen Europa, zum Teil aber auch der Dritten Mittwoch, 7. Juni 2017, 18.30 Uhr Ostern 68 | DDR 1968 | R+B: Harry Hornig | K: Werner Heydn, Artur Kilius | 14 min | Polemischer Blick auf die Studentenunruhen in West-Berlin. – Aufrecht gehen. Rudi Dutschke – Spuren | BRD 1988 | R+B: Helga Reidemeister | K: Lars Barthel, Judith Kaufmann, Hartmut Lange, Fritz Poppenberg | Mit Erich Fried, Karola Bloch, Helmut Gollwitzer, Alfred Dutschke, Hosea-Ché Dutschke, Bernd Rabehl, Dieter Kunzelmann, Klaus Wagenbach | 92 min | Dutschkes Lebensgeschichte als Ausgangspunkt für Fragen über gesellschaftliche Fragen, Widersprüche, Konflikte und Entwicklungen. Dienstag, 13. Juni 2017, 18.30 Uhr Liebe und so weiter | BRD 1968 | R: George Moorse | B: George Moorse, Klaus Lea | K: Gérard Vandenberg | M: David Llewellyn | D: Vera Tschechowa, Vadim Glow- Welt sowie dem europäischen Mittelalter und Rokoko zugehören, tritt ein Hirte als Laienprediger auf und erhebt in seinen Ansprachen sozialrevolutionäre Forderungen.« (Wilhelm Roth) Mittwoch, 21. Juni 2017, 18.30 Uhr Zuschauerkino – Kurzfilmabend des MFZ ? Kontakt: Filmmuseum München, St.-Jakobs-Platz 1, 80331 München, [email protected], Telefon: 089/23327718. Donnerstag, 1. Juni 2017, 19.00 Uhr | Die Filme macher und Filmemacherinnen sind anwesend. Zuschauerkino Zuschauer kino-Filmabend erhalten. Darüber hinaus bestehen keine weiteren Verpflichtungen des Filmmuseums. Es wird vorausgesetzt, dass die Teilnehmer und Teilnehmerinnen über die Rechte an ihren Filmen ver fügen und diese am Abend vor der Projektion kurz vorstellen. MM & BB: Matthias Mondon, Brigitte Bruns Beim Kurzfilmabend des Münchner Filmzentrums e.V. (MFZ) können Amateure, Enthusiasten und Profis zweimal im Jahr ihre Filme auf der Leinwand des Film museums einem interessierten Publikum präsentieren und sich mit anderen Filmemachern vernetzen. Vor jedem Film erzählen Beteiligte von Hintergründen, Entstehungsgeschichte oder Besonderheiten ihres Werks. Im Anschluss an die Vorführung bietet das MFZ eine Begegnungsmöglichkeit, damit alle Anwesenden miteinander ins Gespräch kommen und sich austauschen können (für Erfrischungen ist gesorgt). Filme einreichen können alle, die einen Kurzfilm gedreht haben, unabhängig von Inhalt oder Format des Films, ob Spielfilm oder Dokumentation, Real-, Kunstoder Animationsfilm. Das MFZ wählt unter den ein gereichten Filmen aus und stellt ein etwa anderthalbstündiges Programm zusammen. Die Filme müssen bis Donnerstag, den 18. Mai 2017 im Filmmuseum vorliegen. Möglich sind die Formate 35mm, 16mm, DigiBeta, BetaSP, DVD-Video, Blu-ray und DCP. Dateien wie mov, mp4 etc. müssen auf USBStick oder Festplatte eingereicht werden. Zugelassen sind nur Filme bis zu 12 Minuten Länge. Alle Einreichenden, deren Filme im Programm gezeigt werden, können an der Kasse bis zu fünf Freikarten für den 71 Miranda Pennell THE HOST Underdox-Halbzeit: Miranda Pennell 72 Die britische Künstlerin Miranda Pennell (*1961 in London) studierte zeitgenössischen Tanz in New York und Amsterdam und später visuelle Anthropologie in London. Beide Seiten, Körper und Theorie, vereinen sich in ihren Filmen und lassen die Wirklichkeit in rituellen Phänomenen gesellschaftlicher Gewohnheiten erkennbar werden. So das winterliche Schlittschuhlaufen einer Gruppe von Mädchen auf einem zugefrorenen See inmitten einer finnischen Stadt, das Gitarrenspiel heranwachsender Jungs in ihrem Jugendzimmer (MAGNETIC NORTH, 2003), der Faustkampf zwischen (gecasteten) Hooligans in einem Londoner Pub (FISTICUFFS, 2004) oder die Muster alltäglicher Bewegungen, die Pennell durch die Eingriffe des kinematografischen Dispositivs rhythmisiert, be- und entschleunigt (LOUNGE, 1995). Rituale der militärischen Welt und der größeren geopolitischen Zusammenhänge finden bereits 2001 in TATTOO die Aufmerksamkeit der Künstlerin, wenn sie die Exerzitien eines Regiments inmitten der unberührten Natur als absurden militärischen Drill zeigt, dessen einzige Zeugen die Vögel und Bäume sind. In ihren beiden jüngsten Arbeiten wendet sich Pennell von inszenierten Choreografien der Präsenz ab. Ihr Interesse gilt nun dem Nachwirken der britischen Kolonialzeit, und sie taucht als Forscherin in die Archive der eigenen Familie und der offiziellen Geschichtsschreibung ein. Historische Fotografien, die sie wie Körper einsetzt, werden rhythmisiert und in neue Konfigurationen gebracht – eine choreografierte Vergangenheit, die neue Bezüge offenbart. WHY COLONEL BUNNY WAS KILLED (2010) basiert auf den Tagebüchern eines ihrer Urväter während einer medizinischen Mission im afghanischen Grenzgebiet und seziert die britische Selbstdarstellung an der nordwestlichen Grenze von Indien. THE HOST (2015) ist Pennells erster Langfilm und Bestandteil ihrer Doktorarbeit »Film as an archive for colonial photographs« am Arts Council England. Der Film über die British Petroleum Company liest sich wie eine kinematografische Forensik. Die geopolitische Historie, dokumentiert in den Archiven der Ölgesellschaft, verwebt sie mit den psychoanalytischen Schichten des Familienalbums. Ein detektivisches Essay, das ins Zentrum der eigenen Familie führt. Dunja Bialas Underdox zeigt zur Halbzeit eine Auswahl der filmischen Arbeiten von Miranda Pennell seit 1995 sowie ihre beiden jüngsten Werke. Miranda Pennell präsentiert ihre Arbeiten in einer Film Lecture. www.underdox-festival.de Donnerstag, 8. Juni 2017, 19.00 Uhr | Zu Gast: Miranda Pennell Jazz im Film Mit dem Aufkommen des Tonfilms ab 1927 kam es zu ersten Annäherungsversuchen der beiden Medien Jazz und Film. Doch die meisten Spielfilme dieser Zeit vermarkteten das Modewort »Jazz« nur als Schlagwort für die ausgelassenen Roaring Twenties. Die Darstellung der afroamerikanischen Gesellschaft im Umfeld des Jazz ist von rassistischen Untertönen geprägt. Jazz im Film »Im Gegensatz zu anderen Kunstformen ist der Film nie das Werk eines Einzelnen. Er basiert auf einem Kollektiv, fast wie eine Jam-Session im Jazz. Der Bassist hat zum Beispiel seinen eigenen Verantwortungsbereich, er liefert das rhythmische Rückgrat. Der Schlagzeuger vervollständigt das zusammen mit dem Pianisten – das harmonisch-rhythmische Rückgrat. Diese Dinge lassen sich auch auf den Film übertragen. Er ist eine Ganzheit. Der Regisseur ist das Gehirn, der Kameramann das Auge, der Cutter die DNA, der Produzent die Lunge und der Komponist das Ohr.« Lalo Schifrin Schwarze Musiker erscheinen in den Spielfilmen nur als Randfiguren, in Kurzfilmen, die hauptsächlich Songs illustrieren, müssen sie in klischeehaften Spielszenen agieren, die diese Songs miteinander verbinden. Dennoch sind Filme wie ST. LOUIS BLUES (1929), A RHAPSODY IN BLACK AND BLUE (1932) heute einzigartige Dokumente, in manchen Fällen die einzigen erhaltenen filmischen Aufnahmen legendärer Jazzgrößen, die die ihnen auferlegten mitunter absurden Szenarien einfach überstrahlen. Am besten gelingt die Symbiose von Jazz und Film in einigen frühen Zeichentricktonfilmen: Insbesondere Dave Fleischer konnte Exzentriker wie Cab Calloway und Louis Armstrong mit ihrer Musik mühelos in das anarchistische Universum seines Zeichentrickfilmvamps Betty Boop integrieren, MINNIE THE MOOCHER (1932), I’LL BE GLAD WHEN YOU’RE DEAD, YOU RASCAL YOU (1932) und SNOW-WHITE (1933) gehören zu den schönsten Beispielen origineller Jazz-Filme – bevor der Production Code die Serie zähmte und ihr Ende einläutete. In den 1930er Jahren greifen Musicals und Revuefilme zunehmend Jazzelemente auf, es entstehen erste Biopics und Filme über die Anfänge und Entwicklung des Jazz. Durch das Radio bekannt gewordene Stars wie Louis Armstrong, Duke Ellington und Benny Good man werden in Spielfilme wie SYNCOPATION (1942), NEW ORLEANS (1947), oder A SONG IS BORN (1948) 73 PARIS BLUES »Jazz ist für mich eine Geistes- oder Lebenshaltung und nicht so sehr eine bestimmte Musikrichtung. Ebenso wie eine Filmvorführung im Kinosaal kann der Jazz eine Form des Sich-Lösens und des Sich-Entfernens vom Alltäglichen sein. Wenn ich ein bekanntes Stück wie z.B. ›Summertime‹ von Gershwin zum wiederholten Male höre und dennoch immer wieder von der Interpretation berührt werde oder nicht mehr über die Grundmelodie nachdenke, dann ist das für mich Jazz. Dieses Erlebnis kann ich sowohl auf die Musik als auch auf den Film übertragen.« Julian Benedikt THE SOUND OF JAZZ Jazz im Film 74 integriert. Doch die Rollenverteilung entspricht dem damaligen Zeitgeist: Im Mittelpunkt stehen weiße Musiker, die den Jazz in verruchtem Halbweltmilieu entdecken und ihn zur Kunst entwickeln. Afroamerikaner spielen Nebenfiguren wie Hausmädchen, Diener oder Kleinkriminelle oder dürfen im Hintergrund oder als Staffage für heiße Musiknummern agieren. Es sind dann vornehmlich französische Filmemacher, die den Jazz und die farbigen Musiker ernst nehmen. In den 1950er Jahren wird Jazz als Filmmusik insbesondere in Kriminalfilmen eingesetzt, und Musiker wie John Lewis (SAIT-ON JAMAIS, 1957), Miles Davis (ASCENSEUR POUR L’ÉCHAFAUD, 1958), Art Blakey (LES LIAISONS DANGEREUSES, 1959), Martial Solal (À BOUT DE SOUFFLE, 1960) schaffen stilprägende Filmscores. Langsam öffnet sich auch Hollywood den Jazzmusikern und engagiert sie als Filmkomponisten: Duke Ellington, John Lewis, Quincy Jones, Henry Mancini schrieben berühmte Scores für Filme wie ODDS AGAINST TOMORROW (1959), ANATOMY OF A MURDER (1959) oder PARIS BLUES (1961). Der amerikanische Fotograf Gjon Mili, der vor allem für das Life-Magazin arbeitete, gelingt 1944 mit JAMMIN’ THE BLUES, ein Konzert mit Lester Young kongenial zu visualisieren. Richard Leacock und Roger Tilton schaffen 1954 mit JAZZ DANCE einen Klassiker des Direct Cinema: Mit mehreren Kameras wird eine Jazz-Session in der New Yorker Central Plaza Dance Hall gefilmt und zu einer furiosen Montage zusammengefügt, die die entfesselte Stimmung der Tanzenden wiedergibt. Der für das amerikanische Fernsehen produzierte THE SOUND OF JAZZ (1957) zeigt ein einzigartiges Zusammentreffen berühmter Jazzlegenden wie Lester Young, Billie Holiday, Count Basie und Thelonious Monk und konzentriert sich darauf, die Interaktion der Musiker und ihre Reaktionen aufeinander zu zeigen. Der Film JAZZ ON A SUMMER’S DAY (1960) dokumentiert das Newport Jazz Festival im Juli 1958 und versucht die Atmosphäre des Ereignisses zu fassen, indem er Impressionen der Musiker mit Aufnahmen der Stadt, einer dort gleichzeitig stattfindenden Segelregatta und der Konzertbesucher verknüpft. Erst in den 1980er ent stehen weitere Dokumentarfilme über Jazz, die Marksteine setzen. Sie untersuchen nun verstärkt soziologische Zusammenhänge und loten auch ästhetisch neue Möglichkeiten aus. So beschreibt Julian Benedikt seine Arbeitsweise: »In BLUE NOTE – A STORY OF MODERN JAZZ (1997) habe ich versucht, den Geist des Jazz, das, was für mich den Jazz ausmacht, auf die Leinwand zu übertragen; an den Film heranzugehen, wie bei einem Stück Musik, mit dem Willen zur Improvisation.« Martin Scorseses NEW YORK, NEW YORK (1977) belebte das Thema Jazz in einem aufwändigen Holly woodfilm wieder. Die Geschichte um einen Saxofo nisten und eine Sängerin im New York zum Ende des Zweiten Weltkriegs beschreibt den Übergang vom Swing zum Bebop, die Geschichte der Protagonisten wird zum weiten gesellschaftlichen Panorama erweitert. Es folgen in den 1980er und 1990er Jahren weitere an reale Biografien und Ereignisse angelehnte große Meisterwerke des Jazzfilms von Filmemachern, die als ausgewiesene Fans des Jazz gelten und Jazzmusik auch in ihren anderen Filmen gern einsetzen: ROUND MIDNIGHT (1986) von Bertrand Tavernier, BIRD (1988) von Clint Eastwood, KANSAS CITY (1996) von Robert Altman und SWEET AND LOWDOWN (1999) von Woody Allen. In diesen Filmen sind die Protagonisten »in eine Szene von Musikern integriert, die ihre musikalischen und arbeitsrechtliche Entwicklung begleiten, kommentieren und regulieren. Die Arbeitgeber der Musiker sind für die Handlung so wichtig wie die Musiker selbst, und die Musik liefert (...) nicht nur den atmosphärischen, sondern auch den soziokulturellen Hintergrund der filmischen Diegesen.« (Willem Strank / Claus Tieber) Diese Filme brechen mit den eingefahrenen Hollywood Traumsequenzen die Musik von Miles Davis deutet. Aus diesem wirren Konglomerat aus Krimi, Melodram, Biopic und absurder Komödie, in der kompletten Dekon struktion einer linearen Lebensgeschichte, kommt der Film dem Jazz auf die Spur, der den giftigen, lebenshungrigen und selbstzerstörerischen Menschen Miles Davis ausmacht.« (Jörg Gerle) Der afroamerikanische Schauspieler Don Cheadle, der in zahlreichen Blockbustern in Nebenrollen mitwirkt, hat MILES AHEAD selbst produziert. Und es ist leider bezeichnend für die gegenwärtige Kinosituation, dass der Film in Deutschland nur auf DVD herausgebracht wurde. Klaus Huckert / Stefan Drößler Willi-Johanns-Jazzquartett: »Bebop Spoken Here« | Konzert mit Willi Johanns (vocal), Tizian Jost (piano), Andreas Kurz (bass), Michael Keul (drums). Willi Johanns (*1934) kam 1957 nach München und trat als Scat-Sänger in US-Clubs und auf Festivals auf. Er wurde mehrfach als bester deutscher Jazzsänger ausgezeichnet. Tizian Jost (*1966) ist Dozent für Jazz klavier am Richard-Strauss-Konservatorium in München und spielte in verschiedenen Bands und mit namhaften Musikern zusammen. Michael Keul (*1961) studierte an der Swiss Jazz School in Bern bei Billy Brooks und gehört als einer der meistbeschäftigten Drummer zur Münchner Jazzszene. Andreas Kurz (*1979) war Mitglied des Bundesjugendjazzorchesters und studierte Kontrabass an der Hochschule für Musik und Theater sowie am Richard-Strauss-Konservato rium. – Paris Blues | USA 1961 | R: Martin Ritt | B: Jack Sher, Irene Kamp, Walter Bernstein, nach dem Roman von Harold Flender | K: Christian Matras | M: Duke Ellington | D: Paul Newman, Joanne Woodward, Sidney Poitier, Diahann Carroll, Louis Armstrong, Serge Reggiani | 98 min | OF | Paris als die Stadt der Liebe und des Jazz. Filmklassiker über zwei amerikanische Jazzmusiker im Exil, die in Kellern und Clubs auftreten. Sie bandeln mit zwei Amerikanerinnen an, die sie in die Staaten zurückholen wollen. Sonntag, 2. Juli 2017, 19.00 Uhr Young Man With a Horn (Der Jazztrompeter) | USA 1950 | R: Michael Curtiz | B: Carl Foreman, Edmund H. North, nach dem Roman von Dorothy Baker | K: Ted D. McCord | M: Ray Heindorf | D: Kirk Douglas, Lauren Bacall, Doris Day, Hoagy Carmichael, Juano Hernandez | 112 min | OF | YOUNG MAN WITH A HORN ist lose an das Leben des Jazzkornettisten Bix Beiderbecke (1903-1931) angelehnt, der mit 28 Jahren an den Folgen seines hohen Alkoholkonsums starb. Grundlage Jazz im Film klischees der frühen Jazz-Filme, sind keine verklärende Porträts erfolgreicher weißer Musiker oder gescheiterter Existenzen, sondern realistische Annäherungen an Künstler, den musikalischen Schaffensprozess und das gesellschaftliche Umfeld. Im Vorwort zur Neuauflage seines Buches »Jazz in the Movies« zieht David Meeker 1981 Bilanz: »Es ist traurig, dass von vielen Größen des Jazz, insbesondere von denen, die in der Frühzeit der Filmgeschichte aktiv waren und inzwischen verstorben sind, keine Aufnahmen existieren. Wenn es doch welche gibt, wie die legendären verschollenen Tonzylinder-Aufnahmen von Buddy Bolden, müssen sie noch entdeckt werden. Es wäre für den Jazz ein großer Gewinn, wenn wir Auftritte von Scott Joplin, King Oliver, Bix Beiderbecke, ›Jelly Roll‹ Morton u.a. auf Film sehen könnten. Aber wir müssen dankbar sein für das, was wir haben und für alles, was in Zukunft noch kommen wird.« Das jüngste Beispiel der Jazzfilmreihe des Filmmuseums ist der Spielfilm MILES AHEAD (2015), der auf zahlreiche Filmfestivals eingeladen und hoch gelobt wurde: »Es ist nicht nur der Darsteller Cheadle, der sein Verständnis von Miles Davis erstaunlich authentisch zum Leben erweckt, sondern es ist der Regisseur Cheadle, der in waghalsig montierten Rückblenden, Parallelmontagen und 75 war die Novelle von Dorothy Baker über den Jazzmusiker. Rick Martin, ein kleiner, mutterloser Straßenjunge, entwickelt sich zu einem hervorragenden Trompeter. Hoagy Carmichael, Gelegenheitsschauspieler, Musiker und Komponist von z.B. »Georgia on my mind« oder »Stardust«, überzeugt als Pianist/Erzähler und Freund von Rick Martin. Das Trompetenspiel von Kirk Douglas ist durch den Hoch-Trompeter Harry James geghostet. »Mit Harry James zu arbeiten war sagenhaft. Ich lernte sogar ein paar Stücke auf der Trompete, ein verflucht schwieriges Instrument.« (Kirk Douglas) Dienstag, 4. Juli 2017, 20.00 Uhr Freitag, 7. Juli 2017, 21.00 Uhr Jazz im Film Kansas City | USA 1996 | R: Robert Altman | B: Robert Altman, Frank Barhydt | K: Oliver Stapleton | M: Hal Willner | D: Jennifer Jason Leigh, Miranda Richardson, Harry Belafonte, Michael Murphy, Dermot Mulroney, Steve Buscemi | 114 min | OmU | Der Film spielt 1934 im Milieu des organisierten Verbrechens in Kansas City, das zu dieser Zeit eine der Jazzmetropolen war. Eine eigene Stilrichtung, der Kansas City Jazz, hatte sich dort etabliert. Die Geschichte um eine Ganovenbraut, die die Ehefrau eines einflussreichen Senators entführt, damit dieser ihr hilft, ihren Mann aus der Gewalt des Hey-Hey-Club-Besitzers zu befreien. Wichtiger als die Handlung ist die Musik, die in fast jeder Szene präsent ist. Robert Altman hatte einundzwanzig der besten Jazzmusiker eingeladen, die Musik von Duke Ellington, Count Basie, Marie Lou Williams, und Bennie und Buster Moten in einer dreiwöchigen Jam-Session im Hey-Hey-Club einzuspielen. Höhepunkt ist ein nachgespieltes Konzert mit Soli von Coleman Hawkins (Craig Handy), Lester Young (Joshua Redman) und Ben Webster (James Carter). 76 Mittwoch, 5. Juli 2017, 20.00 Uhr Samstag, 8. Juli 2017, 21.00 Uhr The Gene Krupa Story (Jazz-Ekstase) | USA 1959 | R: Don Weis | B: Orin Jannings, Charles Lawton | M: Leith Stevens | D: Sal Mineo, Susan Kohner, James Darren, Susan Oliver, Yvonne Craig, Red Nichols | 101 min | OF | Gene Krupa (1909–1973) zählt zu den bedeutendsten Musikern der Dixieland- und Swing-Ära. Sein Spiel auf dem Schlagzeug war energiegeladen und zur damaligen Zeit äußerst innovativ. So setzte er als einer der ersten Drummer afrikanische Percussions-Instrumente und entsprechende Rhythmen ein. Für THE GENE KRUPA STORY spielte er den kompletten Schlagzeugpart ein. Trotz der üblichen Hollywoodklischees bezüglich Jazz (Alkohol, Rauschgift, Rotlichtmilieu, verführerische Frauen, überbordendes Ego gegen die Werte der Familie, eine hilfreiche und treue Freundin, die helfende Mutter, Happy-End) und kleinerer historischer Unkorrektheiten einer der besten Jazzfilme, der vor allem durch die überzeugende Darstellung von Sal Mineo (REBEL WITHOUT A CAUSE) fasziniert, der Gene Krupas Schlagzeugspiel faszinierend imitiert. Donnerstag, 6. Juli 2017, 20.00 Uhr Sonntag, 9. Juli 2017, 21.00 Uhr Syncopation | USA 1942 | R: William Dieterle | B: Philip Yordan, Frank Cavett, nach der Erzählung »The Band Played On« von Valentine F. Davies | K: J. Roy Hunt | M: Leith Stevens | D: Jackie Cooper, Bonita Granville, Adolphe Menjou, George Bancroft, Robert Benchley, Rex Stewart | 89 min | OF | Anhand einer Liebesgeschichte zwischen einem Bandleader und einer Sängerin erzählt der Film »the story of a nation from Ragtime to Boogie-Woogie« und umspannt die Zeit von 1906 bis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Im furiosen Finale treten dann sieben berühmte Bandleader (Benny Goodman, Harry James, Charlie Barnet, Joe Venuti, Gene Krupa, Jack Jenney, Alvino Rey) in einer legendären Blues-Jam-Session gemeinsam auf. Afroamerikanische Musiker sind nicht dabei, obwohl ihre Rolle in der Entwicklung des Jazz durchaus gewürdigt wird. »Einerseits den Schwarzen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, andererseits aber keinen Film über sie zu machen, dürfte den Drehbuchautoren einiges an Akrobatik abverlangt haben.« (Manny Farber) Freitag, 7. Juli 2017, 18.30 Uhr St. Louis Blues | USA 1929 | R+B: Dudley Murphy | K: Walter Strenge | D: Bessie Smith, Jimmy Mordecai, Isabel Washington, Hall Johnson Choir | 16 min | OF – A Rhapsody in Black and Blue | USA 1932 | R: Aubrey Scotto | B: Phil Cohan | D: Louis Armstrong, Fanny Belle DeKnight, Sidney Easton | 9 min | OF – I’ll Be Glad When You’re Dead, You Rascal You | USA 1932 | R+B: Dave Fleischer | D: Louis Armstrong | 7 min | OF – Cab Calloway’s Hi-De-Ho | USA 1934 | R: Fred Waller | B: Milton Hocky, Fred Rath | K: William O. Steiner | D: Cab Calloway, Fredi Washington, Sidney Easton | 10 min – Minnie the Moocher | USA 1932 | R+B: Dave Fleischer | D: Cab Calloway | 8 min | OF – Snow-White | USA 1933 | R+B: Dave Fleischer | 7 min | OF – Symphony in Black | USA 1935 | R: Fred Waller | B: Milton Hocky, Fred Rath | K: William O. Steiner | D: Duke Ellington, Barney Bigard, Billie Holiday, Joe ›Tricky Sam‹ Nanton, Earl ›Snake Hips‹ Tucker | 9 min | OF – Date with Duke | USA 1947 | R: George Pal | B: Jack New Orleans | USA 1947 | R: Artur Lubin | B: Elliot Paul, Dick Irving Hyland | K: Lucien N. Andriot | M: Nat W. Finston, Woody Herman | D: Arturo de Córdova, Dorothy Patrick, Marjorie Lord, Irene Rich, Louis Arm strong, Billie Holiday, Woody Herman | 89 min | OmU | Eine weiße, klassisch ausgebildete Sängerin erliegt der Faszination des Jazz im Rotlichtbezirk Storyville in New Orleans. Bei mehreren Jam-Sessions in einem verruchten Spielcasino mit Billie Holiday und Louis Armstrong wird sie zu einer überzeugten Anhängerin dieser Musik. Durch eine Intrige ihrer einflussreichen Mutter, die sie auf den rechten Weg zurückführen will, wird das verrufene Storyville geschlossen. In Wirklichkeit fand dies 1917 auf Anordnung der amerikanischen Bundes- Sonntag, 9. Juli 2017, 18.30 Uhr New York, New York | USA 1977 | R: Martin Scorsese | B: Earl Mac Rauch, Mardik Martin | K: László Kovács | M: Ralph Burns | D: Liza Minnelli, Robert De Niro, Lionel Stander, Barry Primus, Mary Kay Place, Georgie Auld, Clarence Clemons, Diahnne Abbott, Steven Prince | 163 min | OmU | Im August 1945 wird in New York das Kriegsende gefeiert. Jimmy Doyle, ein Saxofonist, lernt bei der Siegesfeier in einem Club zu der Musik von Tommy Dorsey die junge, erfolglose Sängerin Francine Evans kennen. Beide treten bald als Jazz-Duo auf, verlieben sich und heiraten. Doch damit beginnen die Verwicklungen, da Jimmy ganz Künstler sein will, während Francine eine Karriere auf den Showbühnen anstrebt. Ein modernes Hollywood-Musical über die Big-Band-Ära der 1950er Jahre. Die Musik für den Film (Swing und Bebop) ist mitreißend. Georgie Auld, Saxofonist und Bandleader des Swing und Bebop, hat einen Jazz im Film Samstag, 8. Juli 2017, 18.30 Uhr behörden gegen den Widerstand der Stadtverwaltung statt. Die Maßnahme wurde damit begründet, dass Prostitution in der Nähe von Marinestützpunkten zu verbieten sei. Der Film lebt von der mitreißenden Musik von Billie Holiday und Louis Armstrong mit seiner Band. 77 NEW ORLEANS Miller | K: William E. Snyder | D: Duke Ellington | 7 min | OF – Jazz Dance | USA 1954 | R+B: Roger Tilton | K: Richard Leacock, Robert Campbell | D: Jimmy McPartland, Pee Wee Russell, Willie ›The Lion‹ Smith, Jimmie Archey, George Wettling, Leon James, Al Minns | 22 min | OF – Einzigartige Trick-, Kurz- und Dokumentarfilme aus der Frühzeit des Tonfilms und ein Klassiker des Direct cinema, in dem der Lindy hop zelebriert wird. Cameo-Auftritt. Kameramann László Kovács vollbrachte das Kunststück, den klassischen Technicolor-Look wiederauferstehen zu lassen. Dienstag, 11. Juli 2017, 20.00 Uhr Freitag, 14. Juli 2017, 21.00 Uhr Jazz »Hot« | GB 1939 | Mit Django Reinhardt, Stéphane Grappelli | 6 min | OF | Extrem rare Filmaufnahmen mit Django Reinhardt, in denen er mit seinem Quintet du Hot Club de France »J’attendrai« spielt. – Sweet and Lowdown | USA 1999 | R+B: Woody Allen | K: Zhao Fei | M: Dick Hyman | D: Sean Penn, Samantha Morton, Uma Thurman, Tony Darrow, Anthony LaPaglia, John Waters | 95 min | OmU | In einer fiktiven Künstlerbiografie lässt Woody Allen die goldene Swing-Ära aufleben und verbeugt sich vor dem legendären Gitarristen Django Reinhardt. Der Jazzmusiker Emmet Ray gilt als der zweitbeste Gitarrist der Welt nach Django Reinhardt, hält sich mit Engagements in Nachtclubs über Wasser und bessert seine Gagen ab und zu als Teilzeit-Zuhälter auf. Wie sein berühmter Kollege ist er unzuverlässig, liebt schnelle Autos, spielt und stellt schönen Frauen nach. Doch dann trifft er die stumme Wäscherin Hattie, die seinem unsteten Leben Ruhe verleiht. Kein anderer Film im Schaffen Woody Allens strahlt eine ähnliche Heiterkeit und Gelassenheit aus. Mittwoch, 12. Juli 2017, 20.00 Uhr Samstag, 15. Juli 2017, 21.00 Uhr Jazz im Film Whiplash | USA 2014 | R+B: Damien Chazelle | K: Sharone Meir | M: Justin Hurwitz | D: Miles Teller, J. K. SWEET AND LOWDOWN 78 Simmons, Paul Reiser, Melissa Benoist, Austin Stowell | 107 min | OmU | WHIPLASH erzählt vom Kampf um Perfektion im Jazz, von Kunst, Obsessionen, Machthunger, Verzweiflung und Gewalt. Der 19-jährige Andrew Neiman ist Jazz-Schlagzeuger. Er studiert in New York am renommiertesten Konservatorium des Landes und träumt von einer großen Karriere. Er trifft dort den gefürchteten Bandleader Terence Fletcher, der ständig auf der Suche nach Talenten ist, die in seiner Big-Band spielen können. Mit Macho-Gehabe, sexistischen Sprüchen, Lügen und vermeintlicher Einfühlsamkeit versucht er seine Band zu Höchstleistungen zu bringen. »Damien Chazelle macht in seinem zweiten Spielfilm aus einem Lehrer-Schüler-Drama einen mitreißenden, ja wahrlich schweißtreibenden Actionfilm über den schmalen Grat zwischen Ansporn und Missbrauch, Motivation und Schinderei auf der Suche nach dem perfekten Takt.« (Anke Sterneborg) Donnerstag, 13. Juli 2017, 20.00 Uhr Sonntag, 16. Juli 2017, 21.00 Uhr A Song is Born (Die tollkühne Rettung der Gangsterbraut Honey Swanson) | USA 1948 | R: Howard Hawks | B: Harry Tugend, nach der Geschichte »From A to Z« von Billy Wilder und Thomas Monroe | K: Gregg Toland | M: Hugo Friedhofer, Emil Newman | D: Danny Kaye, Virginia Mayo, Benny Goodman, Tommy Dorsey, Louis Armstrong, Lionel Hampton, Charlie Barnet, Mel Powell, Felix Bressart, Ludwig Stössel | 113 min | OmU | Sieben Musik-Professoren haben sich zurückgezogen, um eine Enzyklopädie der Musikgeschichte zu schrei- Freitag, 14. Juli 2017, 18.30 Uhr Artie Shaw’s Class in Swing | USA 1939 | R+B: Leslie Roush | K: George Webber | D: Artie Shaw, Helen Forrest | 10 min | OF – Jammin’ the Blues | USA 1944 | R+B: Gjon Mili | K: Robert Burks | Mit Lester Young, Red Callender, Harry Edison, Marlowe Morris, Sidney Catlett, Barney Kessel, Mary Bryant | 10 min | OF – Begone Dull Care (Jazz in Farben) | Kanada 1949 | R+B+K: Norman McLaren, Evelyn Lambart | M: Oscar Petersen, Auston Roberts, Clarence Jones | 9 min | OF – Charlie Parker & Dizzy Gillespie | USA 1952 | R: Bill Seaman | Mit Earl Wilson, Charlie Parker, Dizzy Gillespie | 5 min | OF – The Sound of Jazz | USA 1957 | R: Jack Smight | B: John McGiffert | K: Hal Warner | Mit John Crosby, Red Allen, Thelonious Monk, Count Basie, Billie Holiday, Lester Young, Jimmy Guiffre, Vic Dickenson, Coleman Hawkins, Jo Jones, Ben Webster, Pee Wee Russell, Rex Stewart, Nat Pierce | 56 min | OF – Nach einem Lehrfilm über den Swing folgen legendäre Konzertfilme mit bekannten Jazzgrößen, unterbrochen von einem klassischen Animationsfilm von Norman McLaren, der Jazzmusik in Farben und bewegte abstrakte Grafiken umsetzt. Samstag, 15. Juli 2017, 18.30 Uhr Swing Kids | USA 1993 | R: Thomas Carter | B: Jonathan Marc Feldman | K: Jerzy Zieliński | M: James Horner | D: Robert Sean Leonard, Christian Bale, Frank Whaley, Barbara Hershey, Kenneth Branagh | 112 min | OF | Hamburg 1939. Seit sechs Jahren sind die Nationalsozialisten an der Macht. In einigen Tanzsälen in der Hansestadt wird immer noch dem Swing und dem Swing-Tanz Lindy hop von Jugendlichen gehuldigt. Drei der sogenannten »Swing Kids« – Thomas, Peter und Arvid – sind miteinander befreundet und begeisterte Anhänger dieser Musik. Sie hören die Musik von Benny Goodman, Cab Calloway, Duke Ellington und Django Reinhardt. Konflikte mit den Nazi-Machthabern sind vorprogrammiert. »Mischung aus Musikfilm und dramatischer Entwicklungs geschichte; zwar bleibt der historische Hintergrund stereotyp, doch dank hervorragender Darsteller gelingt ein ebenso lebendiges wie differenziertes Bild jener Loyalitätskonflikte, die sich durch Freundschaften und Familien ziehen und sie letztlich zerstören.« (Horst Peter Koll) Sonntag, 16. Juli 2017, 18.30 Uhr Round Midnight (Um Mitternacht) | Frankreich 1986 | R: Bertrand Tavernier | B: David Rayfiel, Bertrand Tavernier | K: Bruno de Keyzer | M: Herbie Hancock | D: Dexter Gordon, François Cluzet, Gebrielle Haker, Sandra Reaves-Phillips, Herbie Hancock, Martin Scorsese, Philippe Noiret | 133 min | engl. OmU | Ein melancholischer Jazzfilm, der dem Pianisten Bud Powell und dem Saxofonisten Lester Young gewidmet ist. Der Jazz-Saxofonist Dexter Gordon überzeugt in seiner Rolle mit seiner bewegenden Darstellung des alkoholkranken Tenorsaxofonisten Dale Turner, der nach langer Zeit des Nichtstuns in New York 1959 in Paris endlich wieder auftreten kann. Dort trifft er einen französischen Fan und Bewunderer, der ihm durch seine Freundschaft Halt und Lebensfreude zu vermitteln versucht. ROUND MIDNIGHT gilt mit SWEET AND LOWDOWN als einer der besten Jazzfilme. Herbie Hancock erhielt einen Oscar für die beste Filmmusik, Dexter Gordon eine Oscar-Nominierung als bester Schauspieler(!). Dienstag, 18. Juli 2017, 20.00 Uhr Freitag, 21. Juli 2017, 21.00 Uhr Bird | USA 1988 | R: Clint Eastwood | B: Joel Oliansky | K: Jack N. Green | M: Lennie Niehaus | D: Forest Whitaker, Diane Venora, Michael Zelniker, Samuel E. Wright, Keith David | 161 min | OF | In Rückblenden wird das Leben des legendären Jazzmusikers Charlie (»Bird«) Parker erzählt. Die künstlerische Laufbahn Parkers wurde durch seinen Drogenkonsum beeinflusst, der zu familiären und beruflichen Problemen und schließlich zu seinem frühen Tode führte. »In BIRD dominiert die Musik. Sie durchzieht den Bilderbogen total. Zu hören sind Parker-Kompositionen, Soli in ungekürzter Form. In welchen Filmen mit Musik ist das sonst der Fall? Bemerkenswert auch die technische Feinheit, mit der hier gearbeitet wurde. Der frühere Saxofonist bei Stan Kenton, Lennie Niehaus, hat den Soundtrack kompositorisch und technisch begleitet. Originalbänder wurden derart präpariert, dass Musiker von heute die Begleitstimmen beisteuern konnten, mit dabei sind Größen wie Barry Harris, Walter Davis jr. oder Monty Alexander.« (Michael Lang) Mittwoch, 19. Juli 2017, 20.00 Uhr Samstag, 22. Juli 2017, 21.00 Uhr Jazz im Film ben. Durch zwei Fensterputzer erfahren sie von Jazz, Swing, Boogie Woogie und Bebop. Um tiefer in die Thematik einsteigen zu können, werden Jazzmusiker eingeladen, darunter Tommy Dorsey, Louis Armstrong und Charlie Barnet. Da taucht plötzlich die Gangsterbraut Honey Swanson auf, die sich vor der Polizei verstecken muss, und sorgt für Aufregung. Wie eine Jukebox funktioniert dieses Danny-Kaye-Vehikel in knallbuntem Technicolor: Auf Stichwort spielen die Giants of Jazz hier ihre großen Hits auf. 79 CHICO & RITA Jazz im Film 80 Chico & Rita | Spanien 2010 | R: Fernando Trueba, Javier Mariscal, Tono Errando | B: Fernando Trueba, Ignacio Martínez de Pisón | M: Bebo Valdés | 94 min | OmU | Havanna 2008. Chico, ein alter Schuhputzer und ehemaliger Jazz-Pianist in Havanna, erinnert sich an das Leben in Kuba vor dem Castro-Regime, an Swing, Bebop und Latin Jazz und seine bittersüße Liebesgeschichte mit der Sängerin Rita. »CHICO & RITA ist ein Animationsfilm. Doch die flächige Zeichenästhetik hat mit Comic und mit japanischen Mangas wenig und mit den dreidimensionalen Plastikpuppen aus Hollywoods 3D-Labors gar nichts zu tun. Es ist ein erwachsener Film, der sich zugleich dazu bekennt, unterhalten zu wollen. Überaus liebevoll setzt Trueba dem Latin Jazz und Größen wie Dizzy Gillespie, Charlie Parker oder Chano Pozo ein Denkmal. CHICO & RITA ist zuallererst ein Film über die herrliche kubanische Musik, die alle politischen Wirren überdauert und die die ideologischen Lager verbindet.« (Rüdiger Suchsland) Donnerstag, 20. Juli 2017, 20.00 Uhr Sonntag, 23. Juli 2017, 21.00 Uhr Jazz on a Summer’s Day (Jazz an einem Sommerabend) | USA 1960 | R: Bert Stern, Aram Avakian | B: Albert D’Annibale, Arnold Perl | K: Courtney Hesfela, Raymond Phelan, Bert Stern | Mit Louis Armstrong, Gerry Mulligan, Buck Clayton, Thelonious Monk, Jack Teagarden, Dinah Washington, Sonny Stitt, Jo Jones, Chico Hamilton, Jim Hall, Jimmy Giuffre, Bob Brookmeyer, Terry Gibbs, Urbie Green, Max Roach, Art Farmer, George Shearing, Chuck Berry | 86 min | OF | Der Film des Mode- und Werbefotografen Bert Stern beginnt mit Aufnahmen zum Admirals-Cup-Segelrennen, das parallel 1958 zum Jazzfestival in Newport stattfand. Natürlich war aber die Musik der Hauptgrund für Newport und diesen Film. Stern präsentiert die besten Jazz-, R&B- und Boogie-Woogie-Künstler der 1950er Jahre. Als Spike Lee 2004 gebeten wurde, zum 50. Jubiläum des Newport Jazz Festivals einen Dokumentarfilm zu drehen, lehnte er den Auftrag ab mit dem Verweis auf Sterns Klassiker: »Einen besseren Film zu diesem Festival kann es nicht mehr geben«. Freitag, 21. Juli 2017, 18.30 Uhr Thelonious Monk – Straight, No Chaser | USA 1988 | R+B: Charlotte Zwerin | K: Christian Blackwood | M: Dick Hyman | Mit Thelonious Monk, John Coltrane, Nica de Koenigswarter, Tommy Flanagan, Johnny Griffin | 90 min | OF | Thelonious Monk (1917–1982) war un bestritten mit Charlie Parker, Dizzy Gillespie und Kenny Clarke einer der Wegbereiter des Bebop. 1967 erhielten die Dokumentarfilmer Michael und Christian Blackwood vom Deutschen Fernsehen die Aufgabe, ein Feature über den Pianisten Monk zu produzieren. Dieses Material nutzten später der Produzent Bruce Ricker und Charlotte Zwerin als Basis für STRAIGHT, NO CHASER. Zusätzlich gedrehte Aufnahmen von Monks Beerdigung und Interviews mit Familienangehörigen, Musikern und Freunden geben Auskunft über das Leben des Pianisten. Die dokumentarischen Aufnahmen zeigen Monk beim Klavierspiel, wie er in die Tasten des Pianos greift und seine Musik zu erklären versucht. Blue Note – A Story of Modern Jazz | Deutschland 1997 | R: Julian Benedikt, Andreas Morell | B: Julian Benedikt | K: William Rexer, Georg Steinweh | Mit Freddie Hubbard, Gil Melle, Herbie Hancock, Horace Silver, Bertrand Tavernier, Ron Carter, Max Roach, Joachim E. Behrendt | 91 min | engl. OmU | Die Geschichte des von den Emigranten Alfred Lion und Francis Wolff gegründeten Jazz-Plattenlabels Blue Note Records beschreibt die Erfüllung des amerikanischen Traums: Der Weg einer Firma, die es aus dem Nichts bis zur Weltgeltung brachte. Eine Collage aus Interviews, grafischen Elementen, Konzert- und Archivaufnahmen. Herausgekommen ist dabei einer der erfolgreichsten deutschen Dokumentar-Jazzfilme der neueren Zeit. Durch die Kameraeinstellungen und Bildausschnitte ist man den Musikern, Freunden, Begleitern und Fans der legendären Blue-Note-Aufnahmen sehr nahe. Man könnte die Erzählfreude im Film auch im »deutschen Englisch« von Alfred Lion beschreiben: »It must schwing«. Sonntag, 23. Juli 2017, 18.30 Uhr Ascenseur pour l’échafaud (Fahrstuhl zum Schafott) | Frankreich 1958 | R: Louis Malle | B: Roger Nimier, Louis Malle, nach einem Roman von Noël Calef | K: Henri Decaë | M: Miles Davis | D: Jeanne Moreau, Maurice Ronet, Lino Ventura, Georges Poujouly, Ivan Dienstag, 25. Juli 2017, 20.00 Uhr Freitag, 28. Juli 2017, 21.00 Uhr The Fabulous Baker Boys (Die fabelhaften Baker Boys) | USA 1989 | R+B: Steve Kloves | K: Michael Ballhaus | M: Dave Grusin | D: Jeff Bridges, Michelle Pfeiffer, Beau Bridges, Ellie Raab, Xander Berkeley | 114 min | OmU | Zwei Brüder, die als Barpianisten in Seattle spielen, und Michelle Pfeiffer als Sängerin, um die die Kamera von Michael Ballhaus herumkreist, während sie – auf dem Flügel liegend – »Makin’ Whoopee« interpretiert. »Dies ist kein Film wie das Leben, weil er von einem Leben erzählt, das es nur im Kino gibt. Das bedeutet, dass er einen Großteil seiner schmerzhaften Jazz im Film Samstag, 22. Juli 2017, 18.30 Uhr Petrovich | 91 min | OmU | »Wenige Soundtracks haben die Verwendung des Jazz im Film so definitiv geprägt wie die Musik, die ein Quintett um Miles Davis in der Nacht vom 4. zum 5. September 1957 in den PosteParisien-Studios einspielte. Und wenige Filme haben so definitiv dazu beigetragen, dem Jazz die Semantik von Urbanität, Ausweglosigkeit, Verbrechen aufzuprägen. Der Vermittlung Marcel Romanos, der mit dem französischen Regisseur zusammenarbeitete, ist es zu verdanken, dass es zur Begegnung von Malle und Davis kam. Davis hatte, so Romano, den Film bereits kurz nach seiner Ankunft in Paris zu sehen bekommen, hatte sich eingehend nach der Handlung und den Charakteren erkundigt und in den kommenden zwei Wochen bis zur Aufnahme in seinem Hotelzimmer Skizzen ausgearbeitet.« (Peter Niklas Wilson) 81 THE FABULOUS BAKER BOYS »STRAIGHT, NO CHASER sets the standard for jazz documentaries.« (Scott Yanow) Schönheit aus der Einsicht bezieht, dass im wirklichen Leben weit und breit kein Jazz zu hören ist, wenn man nach einer miesen Nacht frühmorgens nach Hause kommt. Wer sich eine Vorstellung machen möchte von den FABULOUS BAKER BOYS, der muß eine Platte von Duke Ellington auflegen und dem Klang von Worten wie ›Hotel Bar‹ oder ›Cocktail Lounge‹ nachschmecken. Dazu sollte er versuchen, sich eine Komödie der 1940er Jahre im heutigen Amerika auszu malen.« (Michael Althen) Mittwoch, 26. Juli 2017, 20.00 Uhr Samstag, 29. Juli 2017, 21.00 Uhr Miles Ahead | USA 2015 | R: Don Cheadle | B: Steven Baigelman, Don Cheadle | K: Roberto Schaefer | M: Robert Glasper | D: Don Cheadle, Ewan McGregor, Emayatzy Corinealdi, Lakeith Lee Stanfield, Michael Stuhlbarg | 100 min | OmU | New York 1980. Miles Davis lebt seit mehreren Jahren wie ein Einsiedler in seiner Wohnung, Kokain, Alkohol und Depressionen sind ständige Begleiter. Lange Zeit hat er keine Plattenaufnahmen mehr eingespielt. Doch es geht das Gerücht, dass bald eine neue Veröffentlichung ansteht. Ein Reporter des Rolling Stone erfährt davon und will eine Story daraus machen. Widerstrebend erzählt Miles dem Journalisten aus seinem Leben. »Cheadle vollbringt das Wunder, aus diesem Krisenmoment heraus Türen zum Ganzen dieses Lebens zu öffnen. Zwischen erzählerischer Freiheit und Faktentreue hält er mustergültig die Balance. Was rein technisch Rückblicke sind, explodiert in einem impressionistischen Feuerwerk, in dem Gegenwart und Vergangenheit einander durchdringen.« (Gregor Dotzauer) Jazz im Film Donnerstag, 27. Juli 2017, 20.00 Uhr Sonntag, 30. Juli 2017, 21.00 Uhr 82 Odds Against Tomorrow (Wenig Chancen für morgen) | USA 1959 | R: Robert Wise | B: Abraham Polonsky, Nelson Gidding, nach dem Roman von William P. McGivern | K: Joseph C. Brun | M: John Lewis | D: Harry Belafonte, Robert Ryan, Shelley Winters, Ed Begley, Gloria Grahame, Kim Hamilton | 96 min | OF | Um seinen Ruhestand angemessen finanzieren zu können, plant der unehrenhaft aus dem Dienst entlassene New Yorker Polizist Dave Burke einen Bankraub in einem nahegelegenen Provinzstädtchen. Da er seinen Plan allein nicht umsetzen kann, versucht er, zwei Komplizen dafür zu gewinnen: den rassistischen Ex-Sträfling Earl Slater, der wegen Totschlags im Gefängnis war, und den jungen puerto-ricanischen Jazzmusiker Johnny Ingram, der sich bei Pferdewetten hoch verschuldet hat. Der exzellente Jazzscore von John Lewis unterstreicht die düstere Stimmung dieses Nachzüglers des Film noir. »Skating in Central Park« wurde zum Hit des Modern Jazz Quartet und ein fester Bestandteil ihres Repertoires. Freitag, 28. Juli 2017, 18.30 Uhr À bout de souffle (Außer Atem) | Frankreich 1960 | R+B: Jean-Luc Godard | K: Raoul Coutard | M: Martial Solal | D: Jean Seberg, Jean-Paul Belmondo, Daniel Boulanger, Henri-Jacques Huet, Jean-Pierre Melville | 90 min | OmU | »Schon nach den ersten Szenen sind alle außer Atem, die Schauspieler, die Zuschauer, die Bilder, und als Belmondo dann mit einer Kugel im Rücken auf dem Pflaster zusammenbricht, bläst er noch eine Rauchwolke aus, wie eine Pistole nach dem Schuss. Unsterblich werden und dann sterben, das dauert neunzig Minuten, und am Ende ist Belmondo ein Star, Godard ein Genie und der Film ein Klassiker. Die revolutionären Schnitte, die unverschämten Ellipsen, mit denen Godard die Illusionshülle des Kinos zerbricht, sie sind vervielfachte Liebesblicke; die legendären Kamerafahrten und Schwenks nur der zerstreute Ausdruck eines Gefühls, das in der Außenwelt keine Entsprechung mehr findet.« (Andreas Kilb) Untrennbar mit den Bildern verbunden ist die am Cool Jazz orientierte Filmmusik des Jazzpianisten Martial Solal. Samstag, 29. Juli 2017, 18.30 Uhr Let’s Get Lost | USA 1988 | R+B: Bruce Weber | K: Jeff Preiss | M: Chet Baker | Mit Chet Baker, Carol Baker, Vera Baker, William Claxton | 120 min | OF | Chet Baker (1929–1988) war einer der wenigen Jazzmusiker, die man sofort am ersten Ton erkannte. Sein Spiel mit der Trompete und dem Flügelhorn war geprägt von einem weichen, lyrischen, ruhigen und depressiven Ton, der die Zuhörer sofort in seinen Bann schlug. Der Dokumentarfilm präsentiert Einspielungen aus den 1950er Jahren, als Baker den West Coast Jazz mitbegründete. Berühmte Bilder des Jazzfotografen William Claxton zeigen ihn als »James Dean des Jazz«. Einen Kontrast bilden dagegen Aufnahmen des Musikers aus dem Jahr 1987/1988. Sein Gesicht ist durch seine Drogensucht zerstört, er steht während der Dreharbeiten sichtlich unter Heroineinfluss. Weiterhin gibt es Interviews mit seiner Mutter, Ex-Frauen, Kindern und Mitmusikern. Etwa ein halbes Jahr nach den Dreharbeiten starb Chet Baker durch einen Fenstersturz aus seinem Hotelzimmer in Amsterdam. Sonntag, 30. Juli 2017, 18.30 Uhr Donnerstag, 23. Februar 2017 19.00 Deutsche Filme 2016 Toni Erdmann DE 2016 | Maren Ade | 162 min | OmeU Seite 4 Freitag, 24. Februar 2017 18.30 Andrzej Wajda Zły chłopiec (Der böse Knabe) | Ceramika iłzecka (Die Keramik aus Ilza) Kiedy ty śpisz (Während du schläfst) | Pokolenie (Eine Generation) PL 1951–1955 | Andrzej Wajda | 118 min | OmeU 21.00 Deutsche Filme 2016 Junges Licht DE 2016 | Adolf Winkelmann | 122 min Seite 10 Seite 4 Samstag, 25. Februar 2017 18.30 Andrzej Wajda Idę do słońca (Ich gehe zur Sonne) PL 1955 | Andrzej Wajda | 13 min | OmeU Kanał (Der Kanal) PL 1957 | Andrzej Wajda | 91 min | OmeU 21.00 Deutsche Filme 2016 Toni Erdmann DE 2016 | Maren Ade | 162 min | OmeU Seite 10 Seite 4 Sonntag, 26. Februar 2017 18.30 Andrzej Wajda Popiół i diament (Asche und Diamant) PL 1958 | Andrzej Wajda | 97 min | OmeU Seite 10 21.00 Deutsche Filme 2016 Havarie DE 2016 | Philip Scheffner | 93 min | OmeU Seite 4 Chamissos Schatten: Alaska und die Aleutischen Inseln DE 2016 | Ulrike Ottinger | 193 min Seite 5 Mittwoch, 1. März 2017 19.00 Deutsche Filme 2016 Donnerstag, 2. März 2017 19.00 Open Scene Freitag, 3. März 2017 Wajda – Une leçon de cinéma (Großes Kino aus Polen) FR 2016 | Andrzej Wolski | 95 min | dtF | Andrzej Wolski 21.00 Deutsche Filme 2016 Nebel im August DE 2016 | Kai Wessel | 126 min Seite 10 Seite 5 Samstag, 4. März 2017 18.30 Andrzej Wajda Lotna PL 1959 | Andrzej Wajda | 85 min | OmeU 21.30 Deutsche Filme 2016 Vor der Morgenröte DE 2016 | Maria Schrader | 105 min | OmeU Seite 11 Seite 5 Sonntag, 5. März 2017 18.30 Andrzej Wajda Niewinni czarodzieje (Die unschuldigen Zauberer) PL 1960 | Andrzej Wajda | 83 min | OmeU Przekładaniec (Organitäten) PL 1968 | Andrzej Wajda | 35 min | OmeU 21.00 Deutsche Filme 2016 Landstück DE 2016 | Volker Koepp | 122 min | OmeU Seite 11 Seite 6 Kalenderübersicht 18.30 Andrzej Wajda 83 Dienstag, 7. März 2017 18.30 Deutsche Filme 2016 Vor der Morgenröte DE 2016 | Maria Schrader | 105 min | OmeU Seite 5 21.00 Universal Monsters Universal Horror (Horror ohne Ende) USA 1995 | Kevin Brownlow | 95 min | OmU Seite 22 Mittwoch, 8. März 2017 19.00 Deutsche Filme 2016 Chamissos Schatten: Tschukotka und die Wrangelinsel 1 DE 2016 | Ulrike Ottinger | 192 min Seite 5 Donnerstag, 9. März 2017 18.30 Open Scene Freitag, 10. März 2017 18.30 Andrzej Wajda Samson PL 1961 | Andrzej Wajda | 117 min | OmeU 21.00 Deutsche Filme 2016 Die Hände meiner Mutter DE 2016 | Florian Eichinger | 106 min | OmeU Seite 12 Seite 6 Samstag, 11. März 2017 18.30 Andrzej Wajda L’amour à 20 ans (Liebe mit 20) Seite 12 FR 1962 | F. Truffaut, R. Rossellini, S. Ishihara, M. Ophüls, A. Wajda | 126 min | OmU 21.00 Deutsche Filme 2016 24 Wochen DE 2016 | Anne Zohra Berrached | 103 min | OmeU Seite 6 Sonntag, 12. März 2017 18.30 Andrzej Wajda Popioły (Legionäre) PL 1965 | Andrzej Wajda | 226 min | OmeU Seite 12 Dienstag, 14. März 2017 18.30 Deutsche Filme 2016 24 Wochen DE 2016 | Anne Zohra Berrached | 103 min | OmeU 21.00 Universal Monsters Dracula USA 1931 | Tod Browning | 75 min | OmU Seite 6 Seite 22 Mittwoch, 15. März 2017 Kalenderübersicht 19.00 Deutsche Filme 2016 84 Chamissos Schatten: Tschukotka und die Wrangelinsel 2 DE 2016 | Ulrike Ottinger | 156 min Seite 5 Donnerstag, 16. März 2017 19.00 Open Scene Freitag, 17. März 2017 18.30 Andrzej Wajda Sibirska Ledi Magbet (Blut der Leidenschaft) YU 1962 | Andrzej Wajda | 92 min | OmeU 21.00 Deutsche Filme 2016 Wild DE 2016 | Nicolette Krebitz | 93 min Seite 12 Seite 7 Samstag, 18. März 2017 18.30 Andrzej Wajda Gates to Paradise (Die Pforten des Paradieses) GB 1967 | Andrzej Wajda | 79 min | dtF Seite 13 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel 089/233 96450 Samstag, 18. März 2017 21.00 Deutsche Filme 2016 Tschick DE 2016 | Fatih Akin | 93 min | OmeU Seite 7 Sonntag, 19. März 2017 17.30 Film und Psychoanalyse Gravity USA 2013 | Alfonso Cuarón | 90 min | OF | 3D | 2 Salek Kutschinski 21.00 Deutsche Filme 2016 Austerlitz DE 2016 | Sergei Loznitsa | 94 min Seite 7 18.30 Deutsche Filme 2016 Wild DE 2016 | Nicolette Krebitz | 93 min Seite 7 21.00 Universal Monsters Drácula USA 1931 | George Melford | 104 min | span.OmU Seite 26 Dienstag, 21. März 2017 Seite 22 Mittwoch, 22. März 2017 19.00 Deutsche Filme 2016 Chamissos Schatten: Kamtschatka und die Beringinsel DE 2016 | Ulrike Ottinger | 177 min Seite 5 Donnerstag, 23. März 2017 19.00 Open Scene Haymatloz – Exil in der Türkei DE 2016 | Even Öusöz | 95 min | türk. OmU Hasnain Kazim, Jutta Prediger, Christiane Schlötzer 18.30 Andrzej Wajda Wszystko na sprzedaż (Alles zu verkaufen) PL 1968 | Andrzej Wajda | 105 min | OmeU Seite 13 21.00 Bilder der Überwachung Ucho (Das Ohr) CS 1970 | Karel Kachyňa | 94 min | OmeU Seite 29 18.30 Andrzej Wajda Polowanie na muchy (Fliegenjagd) PL 1969 | Andrzej Wajda | 108 min | OmeU Seite 13 21.00 Bilder der Überwachung Nineteen Eighty-Four (1984) GB 1984 | Michael Radford | 108 min | OF Seite 29 18.30 Andrzej Wajda Krajobraz po bitwie (Landschaft nach der Schlacht) PL 1970 | Andrzej Wajda | 108 min | OmeU Seite 13 21.00 Bilder der Überwachung The Conversation (Der Dialog) USA 1974 | Francis Ford Coppola | 109 min | OmU Seite 30 18.30 Bilder der Überwachung Alles unter Kontrolle AT 2015 | Werner Boote | 93 min Seite 30 Kalenderübersicht Freitag, 24. März 2017 21.00 Universal Monsters Frankenstein USA 1931 | James Whale | 71 min | OmU Seite 22 85 Samstag, 25. März 2017 Sonntag, 26. März 2017 Dienstag, 28. März 2017 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel 089/233 96450 Mittwoch, 29. März 2017 18.30 Bilder der Überwachung Der Riese BRD 1983 | Michael Klier | 82 min Seite 30 21.00 Cate Blanchett Oscar and Lucinda (Oscar und Lucinda) AU 1997 | Gillian Armstrong | 132 min | OF Seite 34 Donnerstag, 30. März 2017 19.00 Open Scene La teta asustada (Eine Perle Ewigkeit) ES 2009 | Claudia Llosa | 100 min | OmU | Claudia Llosa Freitag, 31. März 2017 18.30 Architekturfilmtage Where Architects Live Seite 39 IT 2014 | Francesca Molteni | 78 min | OmeU Peep | Cat | Modern Living | Casa Cubo | This Was Not My Dream (Casa Redux) BR 2012-14 | Marcio Kogan | 20 min | engl.OF | 2 Mathieu Wellner 21.00 Architekturfilmtage Atlas der seltsamen Häuser und ihrer Bewohner Buchvorstellung und Einführungsvortrag von Niklas Maak La Cupola DE 2016 | Volker Sattel | 40 min | OmU | Volker Sattel Seite 40 Samstag, 1. April 2017 18.30 Architekturfilmtage Für den Schwung sind Sie zuständig Seite 40 DE 2003 | Margarete Fuchs | 58 min | Margarete Fuchs Bowlingtreff DE 2016 | Thomas Beyer & Adrian Dorschner | 60 min | Thomas Beyer & Adrian Dorschner 21.00 Architekturfilmtage Mies van der Rohe BRD 1968 | Georgia van der Rohe & Sam Ventura | 40 min Eero Saarinen – The Architect Who Saw the Future USA 2016 | Peter Rosen | 54 min | OF Seite 40 Sonntag, 2. April 2017 Il Girasole – Una casa vicino a Verona (Ein Haus in der Nähe von Verona) Seite 41 CH 1995 | Christoph Schaub & Marcel Meili | 15 min | OmU Batushas Haus CH 2016 | Tino Glimmann & Jan Gollob | 70 min | OmU | Tino Glimmann & Jan Gollob 21.00 Architekturfilmtage La madre, il figlio e l’architetto (Die Mutter, der Sohn und der Architekt) Seite 41 NL 2012 | Petra Noordkamp | 16 min | engl.OF L’architecte de Saint-Gaudens (Der Architekt von Saint-Gaudens) FR 2015 | Julie Desprairies & Serge Bozon | 28 min | OmeU A Man in Space No. 1 – Days of Zucco FR 2016 | Lucas Bacle | 6 min | OmeU Talking House FR 2016 | Elizabeth Lennard | 42 min | engl.OF Kalenderübersicht 18.30 Architekturfilmtage Dienstag, 4. April 2017 86 18.30 Bilder der Überwachung Citizenfour USA 2014 | Laura Poitras | 114 min | OmU Seite 31 21.00 Universal Monsters The Mummy (Die Mumie) USA 1932 | Karl Freund | 74 min | OmU Seite 23 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel 089/233 96450 Mittwoch, 5. April 2017 18.30 Bilder der Überwachung Low Definition Control – Malfunctions #0 AT 2011 | Michael Palm | 95 min Seite 31 21.00 Cate Blanchett Elizabeth GB 1998 | Shekhar Kapur | 124 min | OmU Seite 34 Strafprotokoll aller und jeder Untertanen des allhiesigen Reichsgotteshauses Roggenburg BRD 1976 | Thomas Mauch | 11 min Die Macht der Gefühle BRD 1983 | Alexander Kluge | 115 min Thomas Mauch, Alexander Kluge Seite 43 18.30 Andrzej Wajda Brzeżina (Das Birkenwäldchen) PL 1970 | Andrzej Wajda | 99 min | OmeU Seite 13 21.00 Thomas Mauch Nel regno di Napoli (Neapolitanische Geschwister) BRD 1978 | Werner Schroeter | 136 min | ital.OmU | Thomas Mauch Seite 44 18.30 Andrzej Wajda Wesele (Die Hochzeit) PL 1973 | Andrzej Wajda | 110 min | OmeU Seite 14 21.00 Thomas Mauch Shirins Hochzeit BRD 1976 | Helma Sanders-Brahms | 120 min | Donnerstag, 6. April 2017 19.00 Thomas Mauch Freitag, 7. April 2017 Samstag, 8. April 2017 Seite 44 Thomas Mauch Sonntag, 9. April 2017 18.30 Andrzej Wajda The Shadow Line (Die Schattenlinie) GB 1976 | Andrzej Wajda | 100 min | OF Seite 14 21.00 Thomas Mauch Letzte Worte BRD 1968 | Werner Herzog | 13 min Die Achse BRD 1985 | Thomas Mauch | 32 min Tod eines Vaters BRD 1978 | Thomas Mauch | 47 min | Seite 44 Thomas Mauch A Good American AT 2015 | Friedrich Moser | 104 min | OmU Seite 31 21.00 Universal Monsters The Invisible Man (Der Unsichtbare) USA 1933 | James Whale | 71 min | OmU Seite 23 18.30 Bilder der Überwachung Il Castello (Die Festung) IT 2011 | Massimo D‘Anolfi & Martina Parenti | 90 min | OmeU Seite 31 21.00 Cate Blanchett Heaven DE 2002 | Tom Tykwer | 97 min | OmU Seite 34 Mittwoch, 12. April 2017 Donnerstag, 13. April 2017 19.00 Open Scene Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel 089/233 96450 Kalenderübersicht Dienstag, 11. April 2017 18.30 Bilder der Überwachung 87 Freitag, 14. April 2017 18.30 Andrzej Wajda Pilatus und andere – Ein Film für Karfreitag BRD 1972 | Andrzej Wajda | 94 min Seite 14 21.00 Helmut Färber Acto da Primavera (Der Leidensweg Jesu in Curalha) PT 1963 | Manoel de Oliveira | 94 min | OmeU | 2 Thomas Brandlmeier Seite 46 Ziemia obiecana (Das gelobte Land) PL 1975 | Andrzej Wajda | 170 min | OmeU Seite 14 Człowiek z marmuru (Der Mann aus Marmor) PL 1977 | Andrzej Wajda | 161 min | OmeU Seite 14 Człowiek z żelaza (Der Mann aus Eisen) PL 1981 | Andrzej Wajda | 147 min | OmeU Seite 15 18.30 Kafka geht ins Kino Kafka USA 1991 | Steven Soderbergh | 98 min | OmU Seite 50 21.00 Universal Monsters The Bride of Frankenstein (Frankensteins Braut) USA 1935 | James Whale | 75 min | OmU Seite 23 The Aviator USA 2004 | Martin Scorsese | 178 min | OmU Seite 35 Kafka geht ins Kino Lesung mit Filmausschnitten | Seite 50 Samstag, 15. April 2017 19.00 Andrzej Wajda Sonntag, 16. April 2017 19.00 Andrzej Wajda Montag, 17. April 2017 19.00 Andrzej Wajda Dienstag, 18. April 2017 Mittwoch, 19. April 2017 19.00 Cate Blanchett Donnerstag, 20. April 2017 19.00 Kafka geht ins Kino Hanns Zischler Kalenderübersicht Freitag, 21. April 2017 88 18.30 Kafka geht ins Kino Primo Circuito Aereo Internazionale di Aeroplane in Brescia Seite 50 IT 1909 | Adolfo Croce | 13 min | OmU Nick Winter et le vol de la Joconde (Nick Winter und der Diebstahl der Mona Lisa) FR 1911 | Paul Gabigni | 10 min | OmU Den hvide slavehandels sidste offer (Die weiße Sklavin) DK 1911 | August Blom | 55 min | dtF | \ Richard Siedhoff | 2 Hanns Zischler 21.00 Kafka geht ins Kino Theodor Körner Seite 51 DE 1912 | Gerhard Dammann, Franz Porten | 41 min La broyeuse de cœurs (Die Herzensbrecherin) FR 1913 | Camille de Morlhon | 47 min | OmU | \ Richard Siedhoff | 2 Hanns Zischler Samstag, 22. April 2017 18.30 Kafka geht ins Kino Daddy-Long-Legs (Vater Langbein) Seite 51 USA 1919 | Marshall Neilan | 97 min | OF | \ Richard Siedhoff | 2 Stefan Drößler 21.00 Kafka geht ins Kino Prazdnovanie 300-letija Doma Romanovych (300 Jahrfeier des Hauses Romanoff) RU 1913 | 16 min | OmU Seite 51 Der Andere DE 1913 | Max Mack | 75 min | \ Richard Siedhoff | 2 Stefan Drößler Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel 089/233 96450 Sonntag, 23. April 2017 18.30 Kafka geht ins Kino Jízda Prahou otevřenou tramvají (Straßenbahnfahrt durch Prag) Seite 51 CZ 1908 | Jan Kříženecký | 2 min Shiwat Zion (Heimkehr nach Zion) Palästina 1921 | Ya'acov Ben-Dov | 74 min | OmU | \ Günter A. Buchwald | 2 Stewart Tryster 21.00 Kafka geht ins Kino Kafka USA 1991 | Steven Soderbergh | 98 min | OmU Seite 50 18.30 Danielle Darrieux Mayerling FR 1996 | Anatole Litvak | 92 min | OmU Seite 55 21.00 Universal Monsters Dracula’s Daughter (Draculas Tochter) USA 1936 | Lambert Hillyer | 71 min | OF Seite 24 18.30 Danielle Darrieux 8 femmes (8 Frauen) FR 2002 | François Ozon | 111 min | OmU Seite 55 21.00 Cate Blanchett I’m Not There USA 2007 | Todd Haynes | 130 min | OmU | Dienstag, 25. April 2017 Mittwoch, 26. April 2017 Seite 36 Ed Lachman Donnerstag, 27. April 2017 Queen Kelly USA 1929 | Erich von Stroheim | 96 min | OF Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen? AT 2004 | Gerhard Benedikt Friedl | 72 min Seite 46 18.30 Andrzej Wajda Bez znieczulenia (Ohne Betäubung) PL 1978 | Andrzej Wajda | 125 min | OmeU Seite 15 21.00 Danielle Darrieux La ronde (Der Reigen) FR 1950 | Max Ophüls | 109 min | OmU Seite 56 18.30 Andrzej Wajda Panny z Wilka (Die Mädchen von Wilko) PL 1979 | Andrzej Wajda | 116 min | OmeU Seite 15 21.00 Danielle Darrieux Le plaisir (Pläsier) FR 1951 | Max Ophüls | 97 min | OmeU Seite 56 19.00 Helmut Färber Freitag, 28. April 2017 Sonntag, 30. April 2017 17.30 Film und Psychoanalyse Birdman or The Unexpected Virtue of Ignorance Seite 26 (Birdman oder Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) USA 2014 | Alejandro G. Iñárritu | 119 min | OmU | 2 Matthias Baumgart, Eva Friedrich 21.00 Danielle Darrieux Madame de … FR 1953 | Max Ophüls | 99 min | OmU Seite 56 18.30 Danielle Darrieux Les demoiselles de Rochefort (Die Mädchen von Rochefort) FR 1967 | Jacques Demy | 122 min | OmeU Seite 56 21.00 Universal Monsters Son of Frankenstein (Frankensteins Sohn) USA 1939 | Rowland V. Lee | 99 min | OF Seite 24 Dienstag, 2. Mai 2017 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel 089/233 96450 Kalenderübersicht Samstag, 29. April 2017 89 filmmuseummünchen Mittwoch, 3. Mai 2017 18.30 Danielle Darrieux Une chambre en ville (Ein Zimmer in der Stadt) FR 1982 | Jacques Demy | 90 min | OmeU Seite 56 21.00 Cate Blanchett The Life Aquatic with Steve Zissou (Die Tiefseetaucher) USA 2004 | Wes Anderson | 119 min | OF Seite 35 Donnerstag, 4. Mai bis Sonntag, 14. Mai 2017 Dok.Fest: Retrospektive Georg Stefan Troller Seite 57 18.30 Kurt Eisner Die Münchner Räterepublik I: Kurt Eisner – Zwischen Demokratie und Diktatur BRD 1971 | Helmuth Ashley | 90 min | 2 Ingrid Scherf Seite 59 21.00 Universal Monsters The Invisible Man Returns (Der Unsichtbare kehrt zurück) USA 1940 | Joe May | 81 min | OmU Seite 24 18.30 Kurt Eisner Die Münchner Räterepublik II: Ende mit Schrecken BRD 1971 | Helmuth Ashley | 87 min Seite 59 21.00 Cate Blanchett Notes on a Scandal (Tagebuch eines Skandals) GB 2006 | Richard Eyre | 92 min | OmU Seite 35 18.30 Andrzej Wajda Dyrygent (Der Dirigent) PL 1980 | Andrzej Wajda | 102 min | OmeU Seite 15 21.00 Sterling Hayden The Asphalt Jungle (Asphalt-Dschungel) USA 1950 | John Huston | 112 min | OF Seite 63 18.30 Andrzej Wajda Danton FR 1983 | Andrzej Wajda | 136 min | OmU Seite 15 21.00 Sterling Hayden Denver & Rio Grande (Terror am Rio Grande) USA 1952 | Byron Haskin | 89 min | OF Seite 64 17.30 Film und Psychoanalyse Ultimo Tango a Parigi (Der letzte Tango in Paris) IT 1972 | Bernardo Bertolucci | 129 min | engl.OmU 2 Andreas Hamburger, Vivian Pramataroff-Hamburger Seite 27 21.00 Sterling Hayden Prince Valiant (Prinz Eisenherz) USA 1954 | Henry Hathaway | 100 min | OmU Seite 64 18.30 Kurt Eisner Rotmord BRD 1968 | Peter Zadek | 85 min Seite 60 21.00 Universal Monsters The Wolf Man (Der Wolfsmensch) USA 1941 | George Waggner | 70 min | OmU Seite 24 Dienstag, 16. Mai 2017 Mittwoch, 17. Mai 2017 Donnerstag, 18. Mai 2017 19.00 Open Scene Freitag, 19. Mai 2017 Samstag, 20. Mai 2017 Kalenderübersicht Sonntag, 21. Mai 2017 90 Dienstag, 23. Mai 2017 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel 089/233 96450 filmmuseummünchen Mittwoch, 24. Mai 2017 The Curious Case of Benjamin Button (Der seltsame Fall des Benjamin Button) USA 2008 | David Fincher | 166 min | OmU Seite 36 Revoluzzer, Räte, Reaktionäre BRD 1969 | Wolfgang Kahle & Georg Walschus | 93 min Es geht durch die Welt ein Geflüster. München 7.11.1918 – 2.5.1919 BRD 1989 | Uli Bez | 42 min | Uli Bez | 2 Ingrid Scherf Seite 60 18.30 Andrzej Wajda Eine Liebe in Deutschland BRD 1983 | Andrzej Wajda | 107 min Seite 16 21.00 Sterling Hayden Johnny Guitar (Wenn Frauen hassen) USA 1954 | Nicholas Ray | 110 min | OF Seite 64 18.30 Andrzej Wajda Kronika wypadków miłosnych (Eine Chronik von Liebesunfällen) PL 1986 | Andrzej Wajda | 114 min | OmeU Seite 16 21.00 Sterling Hayden Suddenly (Der Attentäter) USA 1954 | Lewis Allen | 75 min | OF Seite 64 18.30 Andrzej Wajda Schuld und Sühne BRD 1987 | Andrzej Wajda | 118 min Seite 16 21.00 Sterling Hayden The Killing (Die Rechnung ging nicht auf) USA 1956 | Stanley Kubrick | 85 min | OF Seite 64 18.30 2. Juni 1967 und die Folgen Une jeunesse allemande (Eine deutsche Jugend) FR 2015 | Jean-Gabriel Périot | 93 min | OmU Seite 69 21.00 Universal Monsters Frankenstein Meets the Wolf Man (Frankenstein trifft den Wolfsmenschen) Seite 25 USA 1943 | Roy William Neill | 74 min | OF 19.00 Cate Blanchett Donnerstag, 25. Mai 2017 19.00 Kurt Eisner Freitag, 26. Mai 2017 Samstag, 27. Mai 2017 Sonntag, 28. Mai 2017 Dienstag, 30. Mai 2017 18.30 2. Juni 1967 und die Folgen Ich bin ein Elefant, Madame! BRD 1969 | Peter Zadek | 100 min Seite 69 21.00 Cate Blanchett Blue Jasmine USA 2013 | Woody Allen | 98 min | OmU Seite 36 Kurzfilmabend des Münchner Filmzentrums e.V. (MFZ) Seite 71 18.30 Andrzej Wajda Les possédés (Die Dämonen) FR 1988 | Andrzej Wajda | 114 min | OmU Seite 16 21.00 Sterling Hayden Crime of Passion (Das war Mord, Mr. Doyle) USA 1957 | Gerd Oswald | 86 min | OF Seite 65 Donnerstag, 1. Juni 2017 19.00 Zuschauerkino Freitag, 2. Juni 2017 Kalenderübersicht Mittwoch, 31. Mai 2017 91 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel 089/233 96450 filmmuseummünchen Samstag, 3. Juni 2017 18.30 Andrzej Wajda Korczak PL 1990 | Andrzej Wajda | 117 min | OmeU Seite 16 21.00 Sterling Hayden Terror in a Texas Town (Sturm über Texas) USA 1958 | Joseph H. Lewis | 80 min | OF Seite 65 18.30 Andrzej Wajda Wielki tydzień (Die Karwoche) PL 1995 | Andrzej Wajda | 90 min | OmU Seite 17 21.00 Sterling Hayden Leuchtturm des Chaos BRD 1983 | Wolf-Eckart Bühler | 119 min | OmU | Sonntag, 4. Juni 2017 Seite 65 Wolf-Eckart Bühler Montag, 5. Juni 2017 18.30 Andrzej Wajda Panna Nikt (Fräulein Niemand) PL 1996 | Andrzej Wajda | 98 min | OmU Seite 17 21.00 Sterling Hayden Dr. Strangelove, or How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb (Dr. Seltsam oder Wie ich lernte, die Bombe zu lieben) USA 1964 | Stanley Kubrick | 93 min | OmU Seite 65 18.30 2. Juni 1967 und die Folgen 1968: Kunst, Protest, Happening BRD 1981 (2010) | Helmut Herbst | 76 min | Seite 70 21.00 Universal Monsters Son of Dracula (Draculas Sohn) USA 1943 | Robert Siodmak | 80 min | OF Seite 25 18.30 2. Juni 1967 und die Folgen Polizeifilm BRD 1969 | Wim Wenders | 12 min Brandstifter BRD 1969 | Klaus Lemke | 65 min Seite 70 21.00 Cate Blanchett Truth (Der Moment der Wahrheit) USA 2015 | James Vanderbilt | 126 min | OmU Seite 36 Filme von Miranda Pennell Miranda Pennell Seite 72 18.30 Andrzej Wajda Pan Tadeusz PL 1999 | Andrzej Wajda | 125 min | OmU Seite 17 21.00 Sterling Hayden Der Havarist BRD 1984 | Wolf-Eckart Bühler | 100 min | Dienstag, 6. Juni 2017 Helmut Herbst Mittwoch, 7. Juni 2017 Donnerstag, 8. Juni 2017 19.00 Underdox-Halbzeit Kalenderübersicht Freitag, 9. Juni 2017 Seite 66 Wolf-Eckart Bühler Samstag, 10. Juni 2017 18.30 Andrzej Wajda Zemsta (Die Rache) PL 2002 | Andrzej Wajda | 100 min | OmeU Seite 17 21.00 Sterling Hayden The Godfather (Der Pate) USA 1972 | Francis Ford Coppola | 175 min | OmU Seite 66 92 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel 089/233 96450 filmmuseummünchen Sonntag, 11. Juni 2017 18.30 Andrzej Wajda Katyń (Das Massaker von Katyn) PL 2007 | Andrzej Wajda | 122 min | OmU Seite 18 21.00 Sterling Hayden The Long Goodbye (Der Tod kennt keine Wiederkehr) USA 1973 | Robert Altman | 113 min | OF Seite 66 18.30 2. Juni 1967 und die Folgen Ostern 68 DDR 1968 | Harry Hornig | 14 min Aufrecht gehen. Rudi Dutschke – Spuren BRD 1988 | Helga Reidemeister | 92 min Seite 70 21.00 Universal Monsters Creature from the Black Lagoon (Der Schrecken vom Amazonas) USA 1954 | Jack Arnold | 79 min | OF | 3D Seite 25 18.30 2. Juni 1967 und die Folgen Liebe und so weiter BRD 1968 | George Moorse | 84 min Seite 70 21.00 Cate Blanchett Manifesto DE 2015 | Julian Rosefeldt | 90 min | OF Seite 36 18.30 Andrzej Wajda Tatarak (Der Kalmus) PL 2009 | Andrzej Wajda | 85 min | OmeU Seite 18 21.00 Sterling Hayden Novecento I (1900 – 1.Teil: Gewalt, Macht, Leidenschaft) IT 1976 | Bernardo Bertolucci | 162 min | OmU Seite 66 18.30 Andrzej Wajda Wałęsa - Człowiek z nadziei (Wałęsa – Mann aus Hoffnung) PL 2013 | Andrzej Wajda | 127 min | OmeU Seite 18 21.00 Sterling Hayden Novecento II (1900 – 2.Teil: Kampf, Liebe, Hoffnung) IT 1976 | Bernardo Bertolucci | 154 min | OmU Seite 66 Dienstag, 13. Juni 2017 Mittwoch, 14. Juni 2017 Donnerstag, 15. Juni 2017 19.00 Open Scene Freitag, 16. Juni 2017 Samstag, 17. Juni 2017 17.30 Film und Psychoanalyse The Age of Innocence (Zeit der Unschuld) Seite 27 USA 1993 | Martin Scorsese | 138 min | OmU | 2 Katharina Leube, Irmgard Nagel Dienstag, 20. Juni 2017 18.30 2. Juni 1967 und die Folgen München 1970. Als der Terror zu uns kam DE 2012 | Georg M. Hafner | 90 min | Georg M. Hafner Seite 70 21.00 Universal Monsters Young Frankenstein (Frankenstein Junior) USA 1974 | Mel Brooks | 106 min | OmU Seite 25 18.30 2. Juni 1967 und die Folgen Die Niklashauser Fart BRD 1970 | Rainer Werner Fassbinder, Michael Fengler | 86 min Seite 70 21.00 Sterling Hayden The Outsider (Verrat in Belfast) USA 1979 | Tony Luraschi | 122 min | OF Seite 66 Mittwoch, 21. Juni 2017 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel 089/233 96450 Kalenderübersicht Sonntag, 18. Juni 2017 93 filmmuseummünchen Donnerstag, 22. Juni 2017 19.00 Open Scene Freitag, 23. Juni – Samstag, 14. Juli 2017 Filmfest München Sonntag, 2. Juli 2017 19.00 Jazz im Film Willi-Johanns-Jazzquartett: »Bebop Spoken Here« Seite 75 Willi Johanns (vocal), Tizian Jost (piano), Andreas Kurz (bass), Michael Keul (drums) Paris Blues USA 1961 | Martin Ritt | 98 min | OF Dienstag, 4. Juli 2017 Young Man with a Horn (Der Jazztrompeter) USA 1950 | Michael Curtiz | 112 min | OF Seite 75 Kansas City USA 1996 | Robert Altman | 114 min | OmU Seite 76 The Gene Krupa Story (Jazz-Ekstase) USA 1959 | Don Weis | 101 min | OF Seite 76 18.30 Jazz im Film Syncopation USA 1942 | William Dieterle | 89 min | OF Seite 76 21.00 Jazz im Film Young Man with a Horn (Der Jazztrompeter) USA 1950 | Michael Curtiz | 112 min | OF Seite 75 18.30 Jazz im Film Jazz-Kurzfilme und Zeichentrickfilme USA 1929–1954 | Dudley Murphy, Aubrey Scotto, Dave Fleischer, Fred Waller, George Pal, Roger Tilton | 95 min | OF Seite 76 21.00 Jazz im Film Kansas City USA 1996 | Robert Altman | 116 min | OmU Seite 76 18.30 Jazz im Film New Orleans USA 1947 | Arthur Lubin | 90 min | OmU Seite 77 Kalenderübersicht 20.00 Jazz im Film 21.00 Jazz im Film The Gene Krupa Story (Jazz-Ekstase) USA 1959 | Don Weis | 101 min | OF Seite 76 New York, New York USA 1977 | Martin Scorsese | 163 min | OmU Seite 77 94 20.00 Jazz im Film Jazz »Hot« GB 1939 | 4 min | OF Sweet and Lowdown USA 1999 | Woody Allen | 95 min | OmU Seite 78 Mittwoch, 5. Juli 2017 20.00 Jazz im Film Donnerstag, 6. Juli 2017 20.00 Jazz im Film Freitag, 7. Juli 2017 Samstag, 8. Juli 2017 Sonntag, 9. Juli 2017 Dienstag, 11. Juli 2017 20.00 Jazz im Film Mittwoch, 12. Juli 2017 Seite 78 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel 089/233 96450 filmmuseummünchen Donnerstag, 13. Juli 2017 20.00 Jazz im Film Whiplash USA 2014 | Damien Chazelle | 107 min | OmU Seite 78 18.30 Jazz im Film A Song Is Born (Die tollkühne Rettung der Gangsterbraut Honey Swanson) USA 1948 | Howard Hawks | 113 min | OmU Seite 78 21.00 Jazz im Film New York, New York USA 1977 | Martin Scorsese | 163 min | OmU Seite 77 18.30 Jazz im Film Artie Shaw’s Class in Swing USA 1939 | Leslie Roush | 10 min | OF Jammin’ the Blues USA 1944 | Gjon Mili | 10 min | OF Begone Dull Care (Jazz in Farben) CA 1949 | Norman McLaren | 9 min | OF Charlie Parker & Dizzy Gillespie USA 1952 | Bill Seaman | 5 min | OF The Sound of Jazz USA 1957 | Jack Smight | 56 min | OF Seite 79 21.00 Jazz im Film Jazz »Hot« GB 1939 | 4 min | OF Sweet and Lowdown USA 1999 | Woody Allen | 95 min | OmU Seite 78 18.30 Jazz im Film Swing Kids USA 1993 | Thomas Carter | 112 min | OF Seite 79 21.00 Jazz im Fillm Whiplash USA 2014 | Damien Chazelle | 107 min | OmU Seite 78 Round Midnight (Um Mitternacht) FR 1986 | Bertrand Tavernier | 133 min | engl.OmU Seite 79 Bird USA 1988 | Clint Eastwood | 161 min | OF Seite 79 Chico & Rita ES 2010 | Fernando Trueba, Tono Errando, Javier Mariscal | 94 min | OmU Seite 80 18.30 Jazz im Film Jazz on a Summer’s Day (Jazz an einem Sommerabend) USA 1960 | Bert Stern, Aram Avakian | 86 min | OF Seite 80 21.00 Jazz im Fillm Round Midnight (Um Mitternacht) FR 1986 | Bertrand Tavernier | 133 min | OmU Seite 79 Freitag, 14. Juli 2017 Samstag, 15. Juli 2017 Sonntag, 16. Juli 2017 Dienstag, 18. Juli 2017 20.00 Jazz im Film 20.00 Jazz im Film Donnerstag, 20. Juli 2017 20.00 Jazz im Film Freitag, 21. Juli 2017 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel 089/233 96450 Kalenderübersicht Mittwoch, 19. Juli 2017 95 filmmuseummünchen Samstag, 22. Juli 2017 18.30 Jazz im Film Thelonious Monk – Straight, No Chaser USA 1988 | Charlotte Zwerin | 90 min | OF Seite 80 21.00 Jazz im Film Bird USA 1988 | Clint Eastwood | 161 min | OF Seite 79 18.30 Jazz im Film Blue Note – A Story of Modern Jazz DE 1997 | Julian Benedikt, Andreas Morell | 91 min | engl.OmU Seite 81 21.00 Jazz im Film Chico & Rita ES 2010 | Fernando Trueba, Tono Errando, Javier Mariscal | 94 min | OmU Seite 80 Ascenseur pour l’échafaud (Fahrstuhl zum Schafott) FR 1958 | Louis Malle | 91 min | OmU Seite 81 The Fabulous Baker Boys (Die fabelhaften Baker Boys) USA 1989 | Steve Kloves | 114 min | OmU Seite 81 Miles Ahead USA 2015 | Don Cheadle | 100 min | OmU Seite 82 18.30 Jazz im Film Odds Against Tomorrow (Wenig Chancen für morgen) USA 1959 | Robert Wise | 96 min | OF Seite 82 21.00 Jazz im Film Ascenseur pour l’échafaud (Fahrstuhl zum Schafott) FR 1958 | Louis Malle | 91 min | OmU Seite 81 18.30 Jazz im Film À bout de souffle (Außer Atem) FR 1960 | Jean-Luc Godard | 90 min | OmU Seite 82 21.00 Jazz im Film The Fabulous Baker Boys (Die fabelhaften Baker Boys) USA 1989 | Steve Kloves | 114 min | OmU Seite 81 18.30 Jazz im Film Let’s Get Lost USA 1988 | Bruce Weber | 120 min | OF Seite 82 21.00 Jazz im Film Miles Ahead USA 2015 | Don Cheadle | 100 min | OmU Seite 82 Sonntag, 23. Juli 2017 Dienstag, 25. Juli 2017 20.00 Jazz im Film Mittwoch, 26. Juli 2017 20.00 Jazz im Film Donnerstag, 27. Juli 2017 20.00 Jazz im Film Freitag, 28. Juli 2017 Samstag, 29. Juli 2017 Kalenderübersicht Sonntag, 30. Juli 2017 96 Sommerpause: Das Filmmuseum ist vom 31. Juli bis zum 30. August 2017 geschlossen. Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel 089/233 96450 Für Unterstützung und Kooperation bei der Realisierung unseres Programms danken wir: Andrzej Wajda · Arte, Mainz (Nina Goslar) · Arte, Strasbourg (Marie-Laure Rodier) · Avala Film Way, Belgrad (Marina Ivanović) · Cinémathèque française, Paris (Emilie Cauquy, Matthieu Grimault) · Cinémathèque Suisse, Lausanne (André Schäublin) · Filmoteka Narodowa, Warschau (Kamila Bilman, Elżbieta Wysocka) · Cyfrowe Repozytorium Filmowe, Warschau (Martyna Korablewska-Szpetmánska, Stanisław Bardadin) · Generalkonsulat der Republik Polen, München (Andrzej Osiak, Marcin Król) · Jugoslovenska Kinoteka, Belgrad (Aleksandr Erdeljanovic) · Szkoła Filmowa, Łodz (Ma riusz Grzegorzk, Krzysztof Brzezowski) Film und Psychoanalyse · Akademie für Psychoanalyse und Psychotherapie, München (Matthias Baumgart, Eva Friedrich, Andreas Hamburger, Vivian Pramataroff-Hamburger, Salek Kutschinski, Mathias Lohmer, Katharina Leube-Sonnleitner, Corinna Wernz) Bilder der Überwachung · Cinémathèque de la ville de Luxembourg (Claude Bertemes, Georges Bildgen) · Národní Filmový Archiv, Prag (Kateřina Fojtová) · Tschechisches Zentrum, München (Anett Browarzik, Ondřej Černý) · Münchner Stadtmuseum (Rudolf Scheutle) Cate Blanchett · Kino der Kunst, München (Heinz Peter Schwerfel, Isabel Kienemann) · National Film and Sound Archive, Canberra (Michael Loebenstein, Steph Carter) · Svenska Filminstitutet, Stockholm (Jon Wengström, Johan Ericsson) · Museum Villa Stuck, München (Verena Hein) · Sammlung Goetz, München (Cornelia Gockel) Architekturfilmtage · Arte, Mainz (Nina Goslar) · Bayerische Architektenkammer, München (Präsidentin Christine Degenhart, Sabine Picklapp) · Brumm, Bordeaux (Lucas Bacle) · Les Films de la Liberté, Paris (Vladimir Léon) · Studio MK27, São Paulo (Carlos Costa, Laura Guedes) · Thirteen / American Masters, New York (Junko Tsunashima) · Fritz Göttler, München · Elizabeth Lennard, Paris · Niklas Maak, Berlin · Volker Sattel, Berlin · Mathieu Wellner, München Franz Kafka · Alpha Omega Digital, München (Thomas Bakels, Marie Bendl) · Bundesarchiv, Berlin (Doris Hackbarth, Karl Griep) · Cinémathèque Suisse, Lausanne (André Schäublin) · Det Danske Filminstitut, Kopenhagen (Thomas Christensen) · Deutsche Kinemathek, Berlin (Martin Koerber, David Meiller) · Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden (Ernst Szebedits) · Kulturstiftung des Bundes, Halle (Alexander Farenholtz) · La cineteca del Friuli, Gemona (Livio Jacob) · La cineteca di Bologna (Andrea Meneghelli, Gian Luca Farinelli) · Library of Congress, Washington D.C. (Mike Mashon) · Národní Filmový Archiv, Prag (Matej Strnad, Michal Bregant) · Tschechisches Zentrum, München (Anett Browarzik, Ondřej Černý) · Verlag Galiani Berlin (Wolfgang Hörner, Florian Ringswald) · Christian Ketels, Großdingharting · Arndt Pawelczik, Köln · Stewart Tryster, Berlin · Hanns Zischler, Berlin Danielle Darrieux · Deutsches Institut für Filmkunde, Frankfurt/Wiesbaden (Markus Wessolowski) Sterling Hayden · Cinémathèque française, Paris (Emilie Cauquy, Matthieu Grimault) · Wolf-Eckart Bühler, München Kurt Eisner · Münchner Stadtmuseum (Manfred Wegner) · Telepool, München (Annemarie Rösing) · ZDF, Mainz (Christiane Mayer, Janine Göllner) · Ingrid Scherf, München Berlin, 2. Juni 1967 · Hessischer Rundfunk, Wiesbaden (Michael Hofmann) · City 46, Bremen (Karl-Heinz Schmid) · Westdeutscher Rundfunk, Köln (Birol Teke) · Georg M. Hafner, Frankfurt Jazz im Film · British Film Institute, London (Hannah Prouse) · Cinémathèque Suisse, Lausanne (André Schäublin) · Film Archiv Austria, Wien (Nikolaus Wostry, Anna Dobringer) · Library of Congress, Washington (Lynanne Schweighofer) · Anna-Maria Babin, München · Klaus Huckert, Riegelsberg · Willi Johanns, München Thomas Mauch · Deutsche Kinemathek, Berlin (Anke Hahn) · Bärbel Freund, Berlin · Alexander Kluge, München · Thomas Mauch, Berlin Helmut Färber · Cinemateca Portuguesa, Lissabon (Sara Moreira) · Österreichisches Filmmuseum, Wien (Regina Schlagnitweit) · Michael Girke, Herford · Markus Nechleba, Berlin Das Kino ist mit einer Induktionsschleife für Hörgerätebesitzer ausgestattet Fotos · Arsenal Distribution, Berlin (Annette Lingg) · Cinémathèque Suisse, Lausanne (Carina Carballo) · Deutsches Filminstitut, Wiesbaden (André Mieles) · Dynweb Net Services, München (Heiner Gassen) · Filmmuseum München (Gerhard Ullmann, Michael Kuch, Christoph Michel, Stefan Drößler, Claudia Engelhardt) · Sammlung Goetz, München (Cornelia Gockel) Das Kino der Stadt Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München Tel 089/233 96450 · Fax 089/233 23931 · www.muenchner- stadtmuseum.de/film
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